Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Frauen! Lernt wählen! 
Das Abgcbrn vcs Stimmzettels am Wahltag ist seht 
ei« fach', 
aber das richtige Aus« ulten des Stimmzettels — 
daraus kommt es au. Das erfordert eine tüchtige 
Portion von Sachkenntnis und Personenkenntnis. 
Sachkenntnis? Ja» sollt ihr denn erst einige 
Dutzend dicke Handbücher durchstudieren über Verfas- 
sungsrccht und Verwaltungswesen, über die hochpoliti¬ 
schen und die innerpolitischen Zustände und Bedürfnisse, 
Uber Flnanzgebahrung, Steuerwejen, Volkswirtschaft 
über die sozialen und sittlich-religiösen Leistungen und 
Aufgaben der Staatskunst usw.? 
Ein so tiefes und weites Studium würde Jahre 
erfordern. Auch unter den männlichen Wählern sind 
nur wenige, die es zu voller und gründlicher Sach¬ 
kenntnis gebracht haben. Man muß sich mit einem 
aus der Staatsweisheit behelfen, mit der 
Klarstellung der wesentlichen, entscheidenden Gesichts- 
£uJ“tc\ Das Weitere muß dann Der gesunde Menschen- 
vetstand öesorgen. 
Wer liefert den handlichen Auszug? - 
Wo gewinnt man die notwendige Uebersicht? i 
Da nennen wir drei Bezugsstellen. 
1. Die Presse. Die angehende Wählerin muß big 
Zeitung lesen, d. h. nicht etwa nur den lokalen 
oder vermischten Teil, oder das Feuilleton, 'sondern 
den dolttischen Teil. Nicht des Zeitvertreibes 
halber überfliegen, sondern mit Bedacht die Tat- 
»achen zur Kenntnis nehmen und die Gedanken im 
eigenen Köpfchen und Herzen weiter verarbeiten. Es 
Mutz eine gute Zeitung fern, von der du weißt, datz 
k» der Wahrheit und Gerechtigkeit dienen will und 
nicht hohles Gerede, sondern solides Material bringt. 
! 2. Die Aussprache in Vereinen und Bersamm- 
llungen. ' Das lebendige Wort ist der wirksamste Lehrer 
.Erzieher. Es kann aber auch zum gefährlichen 
Verführer werden. Das gilt besonders für die großen 
^Versammlungen, wenn Agitatoren flammende Reden 
ia“en und die Gemüter sich gegenseitig erhitzen. In 
solchen Wahrerversammlungen muß man den Kopf kühl 
und klar halten. Dian darf sich nicht durch schmetternde 
Phrasen hrnreißen lassen, sondern muß die Richtiq- 
keit aller Behauptungen und Schlußfolgerungen nach- 
prüfen. Wer die Leidenschaften aufpeitschen will, ist 
schon verdächtig. Wer den Zuhörern Wunderdinge 
verspricht, ist entweder ein verstiegener Schwärmer oder 
ein arglistiger 'Bauernfänger. Mit Speck fängt man 
Mause, mit lockenden Verheißungen die vertrauens¬ 
seligen Wähler. 
Der Neuling muß vor allem eine Ueberzeugung 
Mitbringen und sesthalten, nämlich die, daß aller 
Fortschritt auf Erden, alle Verbesserung der Zu- 
Panbe nur durch mühsame und ausdauernde Arbeit 
allmählich und Schritt für Schritt erfolgen kann. Ver¬ 
schwende nicht dein Vertrauen an unbewährte Leute 
P«#?**601 Zungenschlag. Je mehr sie die Gefühle auf- 
peitschen, desto schärfer muß der Verstand fragen: 
D a t e r b e w i e s e n, was er sagt? Kann er die Wechsel 
jemlösen, die er so kühn ausstellt? 
! 3. Der Rat der Bertranensmänner. In deiner 
Verwandtschaft, in deinem Umgangskreise, in deiner 
Gemeinde findest du Personen von Bildung und Er- 
sahrung, deren Klugheit und Ehrlichkeit über alle 
Zweifel erhaben ist. Wen kann der Neuling besser um 
Rat fragen, als solche Vertrauensleute? Die zeigen 
dir fit wenigen Minuten den Ausweg aus Dem wahl- 
politischen Irrgarten. Du vergibst dir nichts, wenn 
du auf Per,onen hörst, die mehr geiernt, gedacht und 
pusgeprobt haben, als dir selber bisher möglich war. 
Zu den Vertrauensmännern gehören auch die Ver¬ 
trauensfrauen. Es kommt nicht auf das Geschlecht an, 
sondern auf die bewährte ^Tüchtigkeit und Treue. 
. Das sind einige Fingerzeige für die Wahlneulinge. 
! Wer die Wahl hat, hat die Qual, oder wenigstens 
die Last. Ueber die Lösung der Aufgabe wird beim 
Fortschreiten der Wahlbewegung noch manches zu sagen 
Prüfet alles und behaltet das beste. 
Die kommende» Wahlen 
an einem Beispiel. 
Der Wahlmodus für die Wahlen zur National¬ 
bersammlung unterscheidet sich von dem bisherigen in 
"^ Hauptsache durch das Prinzip der gerechteren Ver¬ 
hältniswahl, die auch den Minderheiten eine Vertretung 
sm Parlament sichert. Die Verhältniswahl wieder wird 
aber erst ermöglicht durch die Listenwahl. i 
L ..Der Wähler ist hier an eine Liste bestimmter Per-, 
sönlichkeiten gebunden. Diese Listen aufzustellen ist 
-Sache der einzelnen Parteien und allenfalls solcher 
Personengruppen, die, damit sich keine zwecklose Stek-, 
jkenpserdreiterei breit mache, eine bestimmte Mindest-, 
stahl von Wählern im voraus Nachweisen müssen. Die 
Listen werden von der Regierung bekannt gegeben, und 
der Wähler entscheidet sich am Wahltage für eine dieser 
Listen. Von der Liste jeder Partei sind dann so viele 
Abgeordnete gewählt, wie nach dem Verhältnis dev 
tm ganzen Land abgegebenen Stinimen auf die Partei 
entfallen; auf der einzelnen Partetliste, die fa aus 
Vorsicht immer mehr Kandidaten aufweiien wird, als 
zum Schluß Abgeordnete a uf die Partei entfallen, ent 
scheidet die Reihenfolge der Aufführung. 
Wir nehmen ein Beispiel: hundert Abgeordnete 
sind zu wählen; vier Parteilisten liegen vor; von 
,670,000 abgegebenen Stinimen fallen auf Liste 21; 
{400,000, B 200,000, C 44,000 D 26 000. Wie viel Ab-, 
geordnete kommen nun aus die einzelne Partei? Bei 
Ü00 Abgeordneten und 670,000 Wählern stellen 67'JO! 
Wühler einen Llbgeordneten. Es ergibt sich also fol¬ 
gendes Bild: . ' ! 
I A 400,000 = 59 X 6700 (Rest 4700) 
B 200,000 --- 29 X 6700 (Rest 5700) ' 
i@ 44,000 =-- ,6 X 6700 (Rest 3-SOO) ‘ 
D 26,000 = 3 X 6700 (»lest 5900) " 
r " Von Partei A find demgemäß jedenfalls 59, vom 
B 29, von E 6. von D 3 gewählt. Das ergäbe 97 
Abgeordnete. Die noch fehlenden drei Sitze fa/len den 
drei größten Resten zu; auf A, B, D. käme. demnach 
feÜLteJtaa; aifcfltiictauter.. ' ^ ' 
1 
- Bleibt auf dem Lande., 
.. Der Staatssekretär des Reichsarbeitsamtes, Bauer,' 
krläßr folgenden Aufruf „an die heimkehrenden Land¬ 
arbeiter und alle, die auf dem Land tätig waren": j 
Geht nicht in die Städte und Jndustrtebezirke! 
Dort fehlt es an Wohnungen und ist die Arbeitsgelegen¬ 
herr schon wegen der mangelnden Rohstoffe knapp. 
Auf den, Lande ist eine durchgreifende Umgestaltung 
der. Besitzverhältnisse int Gange. Mehrere Atilltonen 
Hektar — Raum genug für Hunderttausende von sewst- 
stanwgen. Bauernstelten — werden unter Mitwirkung 
der ' landwirtschaftlichen großen BernfsverbLnde zur 
Besiedelung bereit gestellt werden. Das Werk soll so 
schnell beendet werden, wie die gegenwärtigen ^hwie- 
rigkeiten der Bau-, Transport- und Geldverhältnisse 
es gestatten; bis dahin findet Ihr auf dem Lande Uir- 
terkunft und lohnende Beschäftigung. Denn mehr als 
eine Million Kriegsgefangener und Wanderarbeiter ver¬ 
lassen ihre Arbeitsstätten und der Krieg hat große 
Lücken in den Bestand des Landvolkes gerissen, 
i Wir haben die alten Ausnahmegesetze gegen die 
Landarbeiter aufgehoben und die Gesiudeordnung außer 
Kraft gesetzt .Nachdem für die Landarbeiter die gleiche 
Koalitionsfreil)ett gesichert ist wie für die Industrie- 
arbeiter, werden die Arbeits- und Lobnverhältnisse 
durch Tarifverträge zwischen den Organisationen der 
Landarbeiter und der Gutsbesitzer geregelt. 
Ein Gesetz ist in Vorbereitung, das die Geineinden 
und Gemeindevcrbände verpflichtet, für die Herstel- 
lung der Wohnungen in angemessener Frist Sorge 
zu tragen und Pachtland für den Haushaltungsbedarf 
zu beschaffen. 
Sozialisierung auf dem Laude. 
Ta« Programm des «cnen Landwirtschaftsministers, 
i In einer großen Volksversammlung in Berlin ent- 
wickelte der neue LanwoirrschaftSminister Braun sein 
Programm, wobst et a. a an-sführte: 
Der Schrei nach Aufteilung des Grundbesitzes hat 
zur Folge, daß die Landwirte keine künstlichen Dün¬ 
ger mehr kaufen, weil sie nicht wissen, ob sie im 
nächsten Jahre noch selbst ernten. Ihre Energie er¬ 
lahmt und die Folge wird eine Mißernte sein. Die Äte- 
gterung kann den Schritt, schon jetzt an die Aufteilung 
rm großen Stil zu gel)en, nicht mitmachen. Als Laud- 
wtrtschaftsminister habe ich an die Landwirte schon 
wichtige Anweisungen erlassen. Hinsichtlich der Ja^ 
bleibt ös wie bisher . Es ist verfügt, daß die landwtrl. 
schastlichen Arbeiter so schnell wie möglich entlassen 
und eingestellt werden zu wesentlich anderen Lohii- und 
Rechtsbedingungen als früher. Ein verstärkter Holz- 
einschlag in Staats- und Privatsorsten ist vorgesehen«» 
um Arbeit, Brenn- und Bauholz zu schaffen. Tie Ur^ 
barmachung von Oede- und Moorländereien wird sofort 
in die Hand genommen werden. Hierbei werden sich 
Arbeiter in der Stadt, die hier keine Arbeit haben, 
damit abfinden müssen, sich zu ländlichen Arbeiten 
zur Verfügung zu stellen. Natürlich gegen angemes- 
jene Bezahlung, Verpflegung und Unterhaltung. Da 
setzt viel Güter zum Verkauf gestellt werben, so ist 
Vorsorge getroffen worden, dem Staate das Vor¬ 
kaufsrecht zu sichern, und zwar zu Friedenspreisen.' 
Auch für die Beseitigung der Fideikommisse sind die 
Vorarbeiten im Gange. Wir stehen noch am Anfang« 
der Sozialisierung, die nur gefördert werden kann, 
wenn eö uns gelingt, möglichst schnei! aus dem jetzig«-» 
Chaos herauszulommcn und eine Zersplitterung un- 
jserer "Kräfte hintanzuhalten. 
fsaaraEOTBs —- ■ - »wrfüsi 
f Unser Rückmarsch im Westen. 
fiever die augenblickliche Lage des :..'ückm.. >c;-. 
unserer Heere erhalten wir folgende »JJ.iUcU.h, v, 
- Me Räumungsbewegung im WcstSK octMJ;*. >■■■'■> 
terhin planmäßig. Der Rheinübergamg gchx 
Schwierigkeiten vor sich, obgleich die Beschädigung ou 
Rhetnbrücke bet Neuwied noch nicht beseitigt ist. In 
Augenblick verläuft die vorderste Linie nach des Hst 
mat zu folgendermaßen: 
? Burgsteinfurt — Münster — Soest — AnrZöer; 
- Attendorn — Fleudenberg — Braunjels — süd 
westlich Wetzlar — Hanau — Darmstadt — Michel- 
stadt — Michelstadt — Heidelberg — OeWngen - 
Tuttlingen — Engen — nordöstlich Schasshausen. 
Im Osten: Die Räumung im Abschnitt Rossitter 
und rm Kreise Petschory geht planmäßig weiter. Lei 
Versuch einer starken Lettenbande im Hafen von Riga 
die Ausladearbeiten zu stören, wurde mit Waffen¬ 
gewalt verhindert. In der Bucht von Rarva wurdl 
ein feindlicher Kreuzer gesichtet. 
Heeresgruppe Mackensen: Drei Jnfanterieregi, 
menter der Heeresgruppe sind bereits in Oderbers 
eingetrofsen. Bezüglich der Internierung der Arme« 
Mackensen wurde auf Veranlassung des Vorsitzender 
der deutschen Wasfenstillstandskommission, Staatssekxe 
tär Erzberger, eine Frist zur grundsätzlichen Kläruns 
der Angelegenheit bis Montag mittag 12 Uhr ab. 
gemacht. Da sich die Unmöglichkeit ergab, diese Fris 
einzuhalten, wurde der Antrag gestellt, die Frist bii 
Dienstag mittag zu verlängern. Eine Antwort hier, 
aus ist von Marschall Foch bis zur Stunde noch nicht 
etngerrosfen. 
Zusammentritt der Unters,ichungskornmission. 
- - Tie Kommission zur Untersuchung der Anklage« 
wegen völkerrechtswidrlger Behandlung der Kriegsge¬ 
fangenen in Deutschland ist Montag vormittag uw 
einhalb 11 Uhr in den Räumen der Waffenstillstands- 
kommission zusammengctreten . Die Sitzung wurde durch 
eine Begrüßungsansprache des Staatssekretärs Erzber. 
ger, des Vorsitzenden der Waffenstillstandskommission 
eingeleitet. Sodann übernahm der bekannte Völker- 
rechtslehrcr Professor Schücking-Mardnrg den Vorsih 
und wurde dann in die sachliche Bercuung eiiigetreten 
Tie Engländer in Liban. 
Eine Flottille von 12 englischen Zerstörern, die 
durch den Sund in die Ostsee eingclaufen waren, 
ist in L i b a u angekommen. 
Die englische Marinekommission wird Dienstag 
in Wilhelmshaven eintresfen. 
Der belgische Getzler-Hut. 
.In Jülich sind Montag früh zwei Autos mit' 
belgischem Militär eingerückt. Es wurde sofort eine 
Bekanntmachung öffentlich geschlagen, welche das 
Verlassen und Betreten der Stadt ohne Erlaubnis 
verbietet. Jeder Verkehr von 7 Uhr abends bis 5 Uhv 
morgens ist verboten. Theater, Kaffees und' Wirts 
schäften müssen vorläufig schließen. Geiseln müssen 
sich zur Verfügung des belgischen Kommandanten hal¬ 
ten. Die Zeitungen dürfen nur unter Präventivzensur! 
erscheinen, und zwar deutsch und französisch. Weitey 
sagt die Bekanntmachung wörtlich: s 
Ich behalte mir vor, in allen Wohnungen, welche 
es auch seien, Untersuchungen abzuhalten. * 
Die ganze Zivilbevölkerung muß die vorübergehen¬ 
den Offiziere dulrch Abnahme der Kopfbedeckung grüße» 
«nd dabei den ^Zürgersteig verlassen. 
Wer diese» meinen Befehl Übertritt, wird fest- 
genommen und durch Verfahren erschossen. Den be- 
tresfenr ^n Einwohnern sowie der Stadt wird außerdem 
eine Geldbuße auserlegt. 
Unterzeichnet ist dieses Dokument der. Zeit von 
Oberst Garcta. , 
Ans aller Welt. 
** Gefährliche Spitzbuben verhaftet. Einen guten 
Fang m-nhten in Hamburg Beamte des Fahndüngs- 
lÄminandos durch die Verhaftung eines in. Barmbek 
wohn-nden Gipsers, der als Leutnant Renner aufgetre- 
:ft und mit noch unermittelten Räubern in Har- 
crstehude im angeblichen Aufträge des Llrbeitcr- und 
Soldateurates Haussuchungen nach Lebensmitteln vor- 
^enonunen hat. Llllein an einer Stelle erbeuteten die 
gefährlichen Menschen für 30.000 Mark Gold- und 
Sildersachen, nachdem sie sich hatten bewirten lassen. 
*• Bon Einbrecher» erschossen. Im Bahnwärter- 
hauS232 der Linie Thorn-Jnsterburg in der Nähe des 
•c'nites Eisenrode wurde der Bahnwärter Teschke, der 
;n>ei Einbrecher beim Stehlen eines Schweines über¬ 
rascht hatte, von dem einen erschossen. 
?2jährige Aiusketier Harrh von Lindenhofen auk 
Berlm-Llchterfelde hatte zwei Jahre Festungshaft z, 
verbüßen, kam in der Umsturznacht frei und wurd, 
Obmann des Arbeiter- und Soldatenrates in Nieder. 
cassel (Stegkreis). Als solcher hat er, das Vertrauen 
setner Kollegen mißbrauchend. 15,000 Mark in bar und 
ein halbes Kilo Plattin unterschlagen, sodatz sich der; 
Gesamtwert der Unterschlagungen auf 60,000 Mark bs, 
lauft. Das Bürgermeisteramt Niedercassel hat auf seine 
Ergreifung eine hohe Belohnung ausgesetzt. 
™ r. Flicgertod. Leutnat Andresen, ein Sohn deS 
Pastors Andresen in Stebenbäumen bei Untersen, war 
aus dem Wege von der Front nach Fuhlsbüttel, wo-, 
selbst er sein Flugzeug abliefern sollte. Vorher lan-, 
dete er redoch in Siebenbürgen, um seinen Angehörigem 
aus Dem Luftwege einen Besuch abzustatten. Sein« 
beiden Brüder baten ihn, eine kurze Zeit einen Flua 
mtt ihnen zu unternehmen, was auch geschah. Bek 
streifte jedoch das Flugzeug einen Baum 
und stürzte ab, wöbet Leutnant Andersen getötet und 
seine Brüder verletzt wurden. 
r_ ** Für Rausch erfroren. Ein Arbeiter aus Rammet« 
* ,^rbek hatte sich mit einem Arbeitskollegen voni 
durchfahrenden Soldaten Alkohol zu verschaffen gewutzE 
und davon so viel genossen, daß er auf dem Nachhause-, 
Wege liegen geblieben war. Er ist in der kalten »Nach« 
erfroren. Sein Kollege konnte sich an einen belebteres 
)u0 er "och rechtzeitig gesunden wrrrdch 
* Eine ^aunlicntragödic auf dem Eise. Auf deM 
zugesrorenen Walketeich in Wilhelmsqrund bei RawitscÜ 
vergnügte sich der etwa 10 Jahre alte Sohn Otto dev 
^^^5---^^erschen Eheleute mit Kascheln. Dabe» 
brach plötzlich das noch dünne Eis und der Knabe! 
verschwand. Hilfe schreiend, unter dem Eise .Seine, 
Mutter eilte herbei, und sprang sofort ins Wasser, ums 
Su reiten . Doch auch sie ging unter und konnttz 
geborgen werden. Eine Schwester, dis 
nachgesprungen war, konnte mi< 
vieler Mühe gerettet werden. | 
_ ** Raubmord in Berlin. Ein mutmaßlicher Raub-, 
Mord wurde in der Kvblangstraße entdeckt. Alan fand 
an einem Stratzenzaun in der Rühe der Volksbühn« 
einen nocl, unbekannren. enva 50—60 Jahre alten Mann! 
Mit Kopfverletzungen tot daltegen. Der Köpf laa in! 
einer großen Blutlache. Die Beinkleider sind dem 
^ rÜe"' ?? Exhukie ausgezogen. Ter Tote 
wor^n?^ " ^ niederge,chlagen und ausgeplünderl 
- Ein eigenartiger Nnfall ereignete sich in Alt- 
tzaul. Ein Gutsbesitzer war mit seinem Kutscher aufs 
Feld gefahren. Letzterer hielt zwischen seinen Knien 
die gesicherte Jagdflinte. Durch die Erschütterung aus 
dem hartgefrorenen Landweg mutzte die Sicherung des 
hahnlosen Gewehrs sich gelockert haben. Jedenfalls 
löste sich während der Fahrt plötzlich ein Schuß, der 
den Kutscher an der linken Brustseite verletzte. Er! 
wurde sofort in das Wriezener Krankenhaus über¬ 
führt. * j 
** Raubmord an einer Kartenlegerin. In Leipzig 
wurde die als Kartenlegerin bekannte 63 Jahre alte 
Selma Lober ermordet und beraubt. Die Frau war, 
bevor sie starb, noch imstande, über ihre Mörderin 
nähere Mitteilungen zu machen. Danach hatte eine 
Frauensperson versucht, sie zuerst durch eine vergiftete 
Suppe, dann durch Pudding, dem Bitterkleesalz zu¬ 
gesetzt war, zu töten und ihr schließlich durch Veilhiebe 
aus den Kops das Schädeldach zertrümmert. Da die 
Frau eine genaue Beschreibung der Mörderin geben 
konnte, gelang cs der Polizei, diese in der Person 
der Arbeiterin Marie momanus festzuuehmen. Die 
Verhaftete bestreitet vorläufig hartnäckig jede Schuld. 
** Ein Straßenbahnunglück ereignete sich in Har¬ 
burg. Ein Straßcnbahiiwagen fuhr so schnell die 
3. Bergstraße herunter, daß er an der Eckcrnvorser 
Straße aus den Schienen sprang. Der Straßenbahn- 
sührer Dobberltn und dre Ehejrau Helene Barthes, 
beide aus Harburg, sind an den dabei erlittenen Schch» 
delbrüchen gestorben. ]
	        
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