Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

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S»Ä3i*S:«»«S 
tlr. 240 Montag, den lö. Dezember 1418 
Mmtliches. 
Die Herren Bürgermeister werben hierdurch an Erle¬ 
digung meiner Verfügung vom 28. November bs. Js. Nr. II. 
Ll> 683 a betreffend: Einsendung der in den Gemeinde« 
»orhandenen Kartoffelbezngsscheine mit 24stündiger Frist er¬ 
innert. 
Fulda, üen 10. Dezember 1818. 
I« Einvernehmen mit dem Arbeit«- «nd GoGatsarat. 
Der Land»«. 
Freiherr von D»«r»ber». 
Bekanntmachung der Neichsbekleidunasstelle 
Mer Exleichternngen im Verkehr mit Web-, Wirk- und 
Strickware«. 
Vom IS. November 1918. 
Auf Mund der Bundesratsverordnuna über Befug¬ 
nisse der Neichsbekleibungsstelle vom 22. März 1917 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 287) wird folgendes bestimmt: 
S 1. 
Die nachstehend ansigeführten Bestimmungen der Reichs- 
hekleidungsstelle werden hiermit aufgehoben: 
a) Ziffer T der Bekanntmachung über Veräußerung eines 
ganzen Warenlagers usw. vom 6. Dezember 1918 
(Reichsanzeiger Nr. 294 3). 
b) Bekanntmachung über Warenlagerverkäufe vom 6. Ok¬ 
tober 1917 (Reichsanzeiger Nr. 239 4). 
' c) Bekanntmachung über Bezugsscheinverbot für Bett¬ 
wäsche und Matratzcndrcll sowie Herstellungsverbot für 
Polsteiwaren vom 18. Juni 1918 tReicksauzeiger 
Nr. 139 5. 
d) Bekanntmachung über die Sieschlagnahme von Tisch¬ 
wäsche in Gewerbebetrieben und den Verkauf von 
Leinen- und -Baumwollgeweben vom 29. Avril 1918 
(Reichsanzeiger Nr. 93"). 
3 3. 
Diese Bekanntmachung tritt mit dem 27. November 1918 
ln Kraft. ' 
Berlin, den 19. November 1918. 
Neichsbekleidnngs stelle. 
Gehimer Rat Dr. Beutler. 
Rcichskommissar für bürgerliche Kleidung. 
Wird veröffentlicht. 
Fulda, den 3. Dezember 1918. 
Am Einvernehmen mit dem Arbeit«»,, «nd Goldate«»at. 
D« S«xfc«. 
HNechear » » n »»crnderg. 
Nachstehend wird der Inhalt der vom Kreistage des Krei¬ 
ses Fulda in seiner Sitzung vom 26./so. November ds. Js. 
gefaßten Beschlüsse und das Ergebnis der von ihm vollzo¬ 
genen Wahlen bekannt gegeben: 
1. Zum Mitglied des Kreisausschusses an Stelle des 
Bürgermeisters Herr-Petersberg wurde der Bürgermeister 
Vieth zu LangLnbicber gewählt. 
2. Zum Mitglied der Gebäudesteuer-Veranlagungskom- 
misfion für die Wahlperiode 1918/22 wurde Architekt Adam 
Mt Fulda gewählt. 
3. In die Einkommensteuer - Veranlagungskommission 
wurden für die Steuerjahre 1919/1924 neu gewählt die Mit¬ 
glieder Zimmermeister Josef Fritz- Fulda, Landwirt An¬ 
ton S e u r i i?g - Wisselsrod: die Stellvertreter Hofbäckermei¬ 
ster Peter Simmer-Fulda. Elektrotechniker Trabert- 
Fulda. Wiedergewühlt wurden die Mitglieder Kaufmann 
Fritz Gr i eff el-Fulda. RechnuMsrat Köhler-Fulda: 
die Stellvertreter Leinenfabrikant P l a p p e r t - Fulda, Bür¬ 
germeister Vieth- Langenbieber. 
4. Der Beitritt des Kreises Fulda zu der für den Re- 
gierr.upsbezirk Cassel zu begründeten Sicdlungsgesellschaft 
«Hessische Heimat" m. b. H. wurde mit einem Beitrag von 
10960 Mark beschlossen. 
5. Zur Aufü-llung c,,~«3 Projektes, betreffend Anschluß 
der Stadt Fulda n" projektierten Main—Weser-Kanal 
bewilligte der Kreistag einen Zuschuß von 3000 Mark. 
6. Zur Herstellung der Landwege im Jahre 1919 setzte 
der Kreistag die S" 112 000 Mark aus. 
7. Zur Aufnahme einer Anleihe von 500 000 Mark zur 
neunten Kriegsanleihe erteilte der Kreistag nachträglich seine 
Zustimmung. 
8. Punkt 8. betreffend Festsetzung der Wahlperiode für 
die Mitglieder der Rechnnngsprüfungsjkommisswn. wurde 
von der Tagesordnung abgesetzt. 
9. Zu heu Betriebs-EinrichtungS-Kosten des in Fulda 
gegründeten Handmerksamtes bewilligte der Kreistag 1500 
Mark für ein Jahr. 
10. Für.die durch den Krieg geschädigten Handwerker 
und Kleingewerbetreibenden auf dem Lande stellte der Kreis¬ 
tag 50 000 Mark zur Verfügung. 
11. Mit 14 gegen 3 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen 
wurde die Linie Fulda—Großenlüder der Kleinbahn Fulda- 
Weidenau scstgelcgt. Mit dem Bau dieser Linie soll aber 
erst begonnen werden, wenn 
1. der erforderliche Grund und Boden seitens der betei¬ 
ligten Gemeinden und Gutsbezirke kostenlos zur Ver¬ 
fügung gestellt oder der Ausgleich durch Vorausleistung 
gesichert ist. 
2. die Bewilligung von zwei Drittel der Gcsamtkosten 
L seitens des Staates und des Bezirksverbandes auf 
Giund eines den heutigen Preisen entsprechenden Ko¬ 
stenanschlages erfolgt ist. 
3. die übrigen Kosten vom Kreistage auf Grund des 
neuen Kostenanschlages bewilligt sind. 
' 4. die Gemeinden, welche den Grund und Boden nicht 
kostenlos hergeien. zu einer entsprechen-« Boraus- 
leiftuna herangezogen werden. 
Der Anschluß an den BerschieietMnhof Fulda zum 
Zwecke der Herstellung eines Industriegleises wird unter 
der Bedingung freigegeben, »atz dadurch »er geplante Bahn- 
bau von Fulda nach Großenlüder nicht unmöglich gemacht 
wird. 
Die Krcisbahn-Kommisfion bleibt anch fernerhin in 
Tätigkeit. 
Fulda, üen 38. NovemSer 1918. 
Im Einvernehmen mit dem Arbeiter- «nd Soldat« »cat. 
»er »an»»«: 
Freiherr von •ottnSeti 
Für die Handhabung des Onittungskartenumtanschs der 
zum Heeres- und Kriegsdienst eingczogenen Mannschaften 
ist ein zweifaches Verfahren zulässig gewesen. Entweder sind 
die Ouittungskarten in dem Zustande, wie sie gerade waren, 
ausgerechnet worden gegen Erteilung einer Aufrechnungs- 
bescheiniauna mit dem Vermerk: „Neue Karte weaen Heeres- 
dienftleistuna nicht ausgestellt," oder die Karte ist den Ver¬ 
sicherten oder seinen Angehörigen und Arbeitgebern mit der 
Weisung belasten worden, sie bis zur Rückkehr des Ver¬ 
sicherten aufzubewahren, um alsdann die Militärzeit in der 
Karte eintraqen und sie aufrechnen zu lasten. Im elfteren 
Falle müssen von den Ouittungskarten-Ausgabestellen gegen 
Vorzeigung der Ansrechnnngsbescheinigunaen neue Ouiv- 
tungSkarten ausgestellt werden, in denen alsbald die Zeit 
der HeereKbie-.istleistnng unter Siegeleindruck einzutragen 
ist. Im anderen Falle sind die alten Karsten nur dann gegen 
neue einzutauschen, wenn sie nur noch wenig freie Felder 
(etwa 4—6) enthält. Sonst aber ist mit Rücksicht auf die 
große Papierknappheit sv zu verfahren, daß die Militärzeit 
eingetragen wird und auf die zuletzt einqcklcbte Märke und 
das unmittelbar angrenzende freie Markenfeld das Dienst¬ 
siegel aufgedrückt und in das freie Markenfeld außerdem mit 
Tinte das Datum der Vorzeigung der Karte eingetragen 
wird. Bei der alsbald erfolgenden Rückgabe der Karte em¬ 
pfiehlt es sich gleichzeitig daraus aufmerksam zu macken, daß 
es zweckmäßig ist mindestens Zweiwochenmarken zu verwen¬ 
den, um die Benutzungsdauer der Karte dadurch zu verlän¬ 
gern. 
Fulda, den 9. Dezember 1918. 
Im Einvernehmen mit dem Arbeiter- «w» S»8>ate«rat. 
Der Vorsitzende des Versicherunasamts. 
Fr»ii»«rr *»t* »oernber«. 
NevolüLions-Llnstimmigkeiten. 
,> Dir Sozialdemokratie steht in einer der schwer¬ 
sten Krisen, die sie je durchgemacht hat. Das treibende 
und einigende Moment des Kampfes um die Suppen-; 
schüssel und einen „Kompott" dazu ist zurückgetre¬ 
ten in einer Zeit, da für ungelernte Arbeiter ein 
Tagelohn von 20 Mark gefordert und schlankweg be¬ 
willigt wird. Tie Sozialdemokratie sitzt an der Futter¬ 
krippe und sie besitzt den Tisch der Machthaber in 
der Regierung. Aber eine reine Freude will doch 
nicht recht auskommen. In der Maienblüte der Re¬ 
volution hoffte man auf die Einigung der feindlichen 
Brüder in der Partei, auf Hunderttausende von Mit¬ 
läufern aus den bürgerlichen Parteien und damit! 
aus eine Massen-Organisation, die im kommenden 
Deutschland ohne weiteres die Mehrheit haben sollte, 
i Es ist anders gekommen. Die Mitläufer haben 
Gelegenheit gehabt, die Errungenschaft der Revolution 
am eigenen Leibe zu verspüren; die feindlichen Brü¬ 
der in der Partei stehen sich feindlicher gegenüber 
als zuvor und selbst innerhalb der einzelnen 2eile; 
knistert es bedenklich. 
In der Konferenz der mehrheitssozialistischen Ar-! 
beiterräte Groß-Berlins mußte sich die Regierung sehr, 
scharfe Worte gefallen lassen. Ter jetzige Zustand, so 
erklärte der Vorsitzende, sei unhaltbar. 
* An Stelle der 22 abgesetzten Autokraten ständen 
jetzt tausend neue. Je länger die Nationalversamm¬ 
lung hinausgeschoben würde,, um so ungünstiger 
werde auch die Erlangung einer Mehrheit für die 
alte sozialdemokratische Partei. Das Treiben der 
Unabhängigen und der Spartakusleute habe im 
Reiche große Erbitterung hervorgerufen, und das 
Mnfehen der Regierung habe gewaltig darunter ge¬ 
litten, daß sie nicht fest zugegriffen habe. Man 
begenete überall der Auffassung, daß das edle 
fiPaar Liebknecht und Rosa Luxemburg ins Irrem, 
Haus gehörten. t - 'VK 
Ein sehr elegisches Lied stimmte — als Gegen« i 
^ück — in der Konferenz der unabhängigen 9L«; 
und S.-Räte der Abgeordnete Ledebou.r an. ö«*, 
dabei noch allerhand nette Spitzen gegen die Mehr-s 
ieitLPartei anbrachte. . 
4k» meint», man müsf» sich mit dem D«dc 
^traut machen, daß bei den bevorstehenden Wo 
len oller Wahrscheinlichkeit nach die Mehrheitssozi 
listen den Sieg über die Unabhängigen davon tragen 
iwerden. Schon der Ausbruch der Revolution Hab» 
den Unabhängigen Sozialdemvllrten eine schwer« 
^Schlappe zugefügt. Denn ursprünglich sollte di« 
(Revolution am 5. November stattfinden. Da heil 
ider Marine jedoch noch nicht alles vorbereitet war,, 
einigte man sich aus den 9. November. Dies« 
»vier Tage bis zum 9. November benutzte Scheid^ 
wann und seine Genossen, um die Früchte der sastz 
Zweijährigen Arbeiten der Unabhängigen, zu ernten,; 
-denn als der Sturm lost, ach, da kroch Herr Schei¬ 
chemann, Wilhelms H. approbierter Minister, aus 
idem Wetterhäuschen heraus und verkündete im g»-> 
^eigneten Augenblick die sozialistische Republik. Nu¬ 
lter dem Firmenschild der sozialistischen Republik 
;sei die Regierung groß geworden, und so müsse 
man denn damit rechnen, daß bei den Wahlen; 
die Unabhängigen wohi kaum eine Mehrheit etlancjenjj 
würden. Noch aber dürfe man die Flinte nicht; 
ins Korn werfen, auch wenn viele sich sagten, man 
habe doch keine Aussichten. Es fei vielmehr Auf«, 
gäbe aller Unabhängigen, die Nationalversammlung 
isolange als möglich hinauszuzögern. 
' * - . . .. - 1 
Und dann noch die zwar schon vorhandenen, 
rber erst jetzt an die Oberfläche kommenden antise¬ 
mitischen Strömungen. Das Mitglied des Vollzugs-, 
cats Strobel, der das Flugblatt gegen das Heber«» 
handnehmen der Juden in der Regierung und tat 
öffentlichen Leben mitunterzeichnete, ist zwar prompt 
von seinem Posten „geflogen", aber damit schasst maw 
seine Ansichten nicht aus der Welt. „ _ _ ! 
Wird die kommende Reichskonserenz diese Sprünge! 
noch einmal- zusammenkleistern können?^ Aus wi< 
lange?.-- “ » i. .."ff - 
CEJ—— 
wilsonr ünlmnft und Mne. 
Di« 1s Punkte in Kraft. ^ 
Sehr bemerkenswerte Mitteilungen über Wisst 
Programm übermittelt der Vertreter der Associa 
Preß, die über sehr gute Verbindungen verfügt. « 
Korrespondent meldet aus Brest: 
Er könne nicht genug vor Uebertreibunaen war 
Der Präsident und die ihn begleitenden Bevollu--. 
tigten seren sich vollkommen bewußt, daß di« W«^ 
von der großen Bedeutung der kommenden Konfer«» 
erfüllt sei. Das Programm Wilsons Hab« für die 
Konferenz den großen Vorteil, daß alle 14 Wuckt« 
mit Ausnahme der strittigen Auslegung der Freiheit 
zur See als positive Waste sür alte Unterhandlungen! 
Sion angenommen seien. Im übrigen seien nach dev! 
teinung des Präsidenten die 14 Punkte nicht nur: 
von den Kriegführenden, sondern auch von den Neu-! 
tralen angenommen. i 
Der Korrespondent fährt fort: Er sei ermächtigt 
AU erklären, daß der 
Völkerbund eine notwendige Basic 
für jeden zu unternehmenden Schritt sei. Tie ameri¬ 
kanischen Abgeordneten weisen auf die Neuhorker Rede 
des Präsidenten hin, die mit einigen Ausnahmen von 
England, Frankreich, Italien u. a. als Grundlage 
für Verhandlungen angenommen wurde. In dieser 
Rede legte Wilson den Nachdruck auf die Errichtung 
des Völkerbundes als auf eine Hauptbestimmung des 
Friedensvertrages. Sonst würden die Verträge nur 
nn Fetzen Papier sein. 
Aus bester Quelle will der Korrespondent weiter 
Mitteilen können, daß aus der Konferenz radikale Mei¬ 
nungsverschiedenheiten schon deshalb nicht zu erwarten 
seien, werk die Welt sich noch eben erst mit Wilsons 
Ansichten einverstanden erklärt habe. Auch für das, 
was der^ Präsident unter der Freiheit zur See versteht, 
ist der Völkerbund eine ebenso notwendige Basis. Die 
Unklarheit über diesen Punkt ist bereits kürzlich ent¬ 
fernt worden. 
Ucber die -lnkunft Wilsons _ 
berichtet Reuter noch, daß der Dampfer „George Wa¬ 
shington" Freitag mittag 12,50 Minuten, begleitet von 
der ihm entgegen gefahrenen amerikanischen Flotten¬ 
abteilung, in Brest eingelaufen ist. Präsident Wilson 
stand während der Einfahrt in den Hafen auf dev 
Brücke des Schiffes. Auf der Ueberfahrt waren ihm 
eine Anzahl Einladungen zugegangen, die er jedoch 
alle abgeschlagen hat, da er alle offiziellen Funktionen 
in Europa möglichst beschränken will. Die amerikani¬ 
schen Truppen an der Front und die verwüsteten 
Gebiete Frankreichs will Präsident Wilson in der Zeit 
vor dem 3. Januar besuchen, um sich dann 6 Wochen 
ganz den Frledensbesprechungen hinzugeben. ° In Brest 
herrscht Feststimmung. Wilson wurde von Vickon
	        
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