Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Erscheint täglich mit Ausnahme -er Sonn- un- Feiertage 
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K Annahme von schriftlich. Knge'ootrn weröen L' Yfg. berechnet. « 
p pjatz- und Datenvoeichristen ohne Verbindlichkeit. 
» verantwortlicher Schriftleiter: Leo Uth, 5 rl-a. ^ 
Nr. 290 
Amtliches. 
Diejenigen Industrie-. Handels-, Handwerks-, Land- 
rvirtichafts- vv. Betriebe, sowie diejenigen Beborden. welche 
Lablenmäßche Arbeitskräfte benötigen und einzustcllen beab- 
können bei den Stadt- und Gemeindebehörden 
unentgeltlich Kartenvordrucke empfangen und dieselben nach 
Ausfüllung zwecks Anforderung der zahlenmafnaen Arb t - 
kräfte bei dem Arbeitsnachweis hrer, Florengasse, Katho¬ 
lisches Gesellenhaus, einreichen. 
Fulda, den 8. Dezember 1918. 
Im Ei»»e«,eh«M «it Hm SWMlMN «nb So»ateM«t. 
v MN_ * 
» » « Doer «bera. 
Nachdem das Gesetz des vaterländischen Hilfsdienstes 
außer Kraft gesetzt ist. kommt gemäß Verfügung des Krregs- 
ministeriums Nr. 480/11. 13. AZ 1 vom 19. 11. 18 die Be¬ 
zeichnung „Hilfsdienstmeldestelle" in Wegfall An tue Stelle 
tritt die Bezeichnung „Bezirksarbertsnachwers (Orts- 
^"^Fulda. den 15. Dezember 1918. . 
Im vi»»«r««h«en «it **« ***•*•*» rtub Aolsatenrat 
FrLthavr »»» M»e»»iera. 
Zwischen Krieg und Zrieörn. 
Das Kaiserpaar. 
Haag, 22. Dez. Der Krankheitszustandder 
K a i s e r i n ist derart, daß sie wohl kaumdasneueFayr 
erleben wird Sie hatte vor einigen Monaten erneu 
S c«! a g a n f a l l erlitten, auch machte ihr Herzleiden wah¬ 
rend der letzten aufregenden Wochen, als die Auslieferungs- 
sraae in der Oefsentlichkeit behandelt wurde. Narke Fort- 
fchritte, wodurch eine schwere Ncrvendepression hrnzutrat. 
Lie den Zustand der Kaiserin auf das bedenklichste beeinflußte. 
Der Kaiser ist ebenfalls ernsthaft erkrankt 
Ohrenleiden hat stck erheblich verschlechtert, und es besteht 
die Gefahr, daß es auf das G e h i r n übergreist. Berm Kar- 
ser sind ebenfalls nervöse Erscheinungen als Folge 
der Aufregungen festzustellen. 
Wilson. 
Haag, 22 Dez. Der „Nieuwe Rotterdamicke Courant" 
meldet aus P a r i s : Da W i l s o n am Montan von Pari-, 
nach der Front fährt, so reist Lloyd George vorläufig 
mcht nach Paris. Infolgedessen werden die ernstwerligen 
Friedenserörterungen zwischen den Bertretern 
Amerikas, Frankreichs, Englands und Italiens bis zum 
2. Januar vertagt werden. 
sWTB.s London. 21. Dez. Der König gibt am 27. De¬ 
zember im Buckiughampalast ein Bankett zu Ehren ® u = 
so ns. 
Basel. 22. Dez. Laut der Havasagentur empfing Wrl- 
sou am Freitag morgen Orlando und Sonnrno und 
stattete um 6 Uhr abends dem König von Italien einen 
Besuch ab. 
Bern, 22. Dez. Nach einer Berner Privatmeldung der 
„Baseler Nachrichten" kommt Präsident W i l i o n beute in 
acht Tagen in die' S ch w e i z. Er wird auf der Durchreite 
nach Italien die Städte Genf und Bern beiucken. 
lWTB.f Paris. 22. Dez. Meldung des Reuterschen Bu¬ 
reaus. Präsident Wilson wird Italien Anfang Januar 
besuchst. Er verhandelte mit dem Grafen R o m a n o n e s, 
wobei ihn letzterer zu einem Besuche Spaniens einlud. 
Die französischen Ersatzansprüche. 
Bern. 22. Dez. Im Namen des Bundesausschusses der 
französischen Kammer erklärte Dubois. daß die Kriegsscha- 
dcn in Frankreich an Gebäuden. Grund und Boden. Ätobi- 
liar, Maschinen und Straßen sich insgesamt aus 6 5 Mil¬ 
liarden Frank belaufen, ungerechnet die Schäden an 
historischen Bauten und die dem Handel durch Stillegung 
der Betriebe zugefügten. 
Die Schweiz löst keine deutsche Zinsscheine mehr ein. 
Berlin. 22. Dez. In schweizerischen Blättern 
jft üocr die Einlösung d c n t s ch c r Z i n s s ch eine sol- 
gendes zn lesen: Die Schweizer Banken übernehmen vor¬ 
läufig die Einlösung deutscher fälliger Zinsscheine n i ch t 
mehr. Die verbrecherischen Putsche in Berlin o e r w ii- 
st c n den deutschen Kredit mehr als ein verlorener 
Feldzug. 
. Politische Weihnachten.. 
Nach den kriegerischen Weihnachten der letzten vier 
gahre werden an den kommenden Festtagen zwar die 
iaffen ruhen, dafür wird aber anscheinend esti er¬ 
bitterter politischer Kampf einsetzen, dessen letzte Ent¬ 
scheidung in London fallen wird 
Montag. Sen 23 Dezember 
zLsifch-italiernschen Bündnisses betont." Daneben ' er¬ 
fuhr man au£ der Ansprache Porncares, daß Jtalren 
bereits 1902 sich Frankreich gegenüber verpflichtet habe, 
sich niemals in einen gegen Frankreich gerichteten 
Angriffskrieg des Zweibundes zu beterligen.1914 
habe Italien daher Deutschland und Oesterreich-Un- 
garn das Heeresgefolge verweigert. 
In neutralen politischen Kreisen.Zierden die 
Trinksprüche so ausgelegt, daß Frankerch und Ita¬ 
lien im Begriffe sind, die Einzelheiten der wirt¬ 
schaftlichen Abmachungen festzustellen mit dem Haupt- 
zweck, Deutschland und Oesterreich auch für die Zu¬ 
kunft einzukreisen und eine Völkerverbrüderung, wie 
sie von italienischen wie französischen, englischen und 
amerikanischen Verbänden herbeigesehnt wird, nach 
Möglichkeit zu verhindern. 
Es geht also etwas hinter den Kulissen Eng¬ 
lands, Frankreichs und Italiens vor und das ist 
der Grund, weshalb die Präliminar-Frieden^verhand- 
lungen noch nicht eingeleitet sind. In England selbst, 
wo man auf ein baldiges Wiederaufleben der Ge-, 
schäfte hoffte, wird man ungeduldig. 
Wie der Londoner Korrespondent des „Seeolo" 
meldet, beginnt die Langsamkeit, mit der die Alliier¬ 
ten die Vorbereitungen zur Friedenskonferenz rref- 
sen, die Kritik des Publikums zu erwecken. Eie Ten 
der Presse fürchtet, daß viele Fragen, deren schleunige 
Lösung keine Schwierigkeiten geboten haben wuroe, 
durch die Verzögerung immer schwieriger werden. 
Auch die übertriebenen bureaukratlschen Vorbereitun¬ 
gen zur Konserez, wie die Tatsache, daß die engli^en 
Delegierten Dokumente im Gewicht von mehreren --vn- 
nen mit sich führen werden, ruft die Kritik heraus. 
Angesichts der diplomatischen Geheimbesprechun- 
:n müßte die Nachricht, daß Wilson seinen ^vn^ner 
«esuch früher abstatten werde, als er deabstchtigt 
war, das größte Aufsehen erregen. ®ttt Teil der 
Presse bemüht sich freilich, die Tragweite der Mel¬ 
dung adzusprechen. So schreiben „Daily Chromcle . 
Die Aenderung in den Plänen des Präsidenten 
sei nicht durch eine plötzliche Notwendigkeit verur¬ 
sacht worden, die seine Gegenwart in London früher, 
als ursprünglich beabsichtigt war, erfordern wurde. 
Ganz offenherzig gibt „Manchester Guardian", 
ein sehr ernsthaft zu nehmendes und meist gut un¬ 
terrichtetes Blatt, die Situation wie folgt an: 
„Ter Präsident will handelnd auftreten, die Um¬ 
stände erlauben kein Hinausschieben. Die Nachrichten 
aus Deutschland zeigen, daß es absolut notwendig 
ist. die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versor¬ 
gen und die Industrien wieder in Gang zu bringen, 
wenn die Ordnung gewahrt bleiben soll. Wilson 
tam mit bestimmten politischen Grundsätzen nach Europa 
und ist fest entschlossen, sie bei der Regelung, an 
der er teilnimmt, durchzuführen. Die Alliierten hat¬ 
ten diese Grundsätze formell angenommen und die 
Ueberqabe Deutichlands fand unter diesen Bedingun¬ 
gen statt. Wilson hat aber sicher in Paris einig 
Widersprüche zwischen dieser allgemeinen Annahme 
und einigmi Forderungen entdeckt, die rn den ver¬ 
schiedenen Ländern, England nicht ausgenommen, -auf- 
aestcllt wurden Lloyd George hat sich ber der Wahl- 
ge,ieiii Ivurvev. » j i / (ffrtlnrunaen 
50. Z>atzrsa«S. 
191$ 
kampagne an verschiedene Klauseln und Erklärungen 
gebunden, die mit der einzig zulässigen Au,fa,sung 
vom Völkerbund und. mit der sittlichen Grundlage 
internationaler Freundschaft nicht leicht zu verein¬ 
baren sind. Es ist Ausklarung und eine deutliche 
endgültige Abmachung notig. Das gilt sur a.le alliier¬ 
ten Länder. Wilson ist ein außerorbcnttlch entschlos¬ 
sener Geschäftsmann und w'ufcht zu nnsten, ob ein 
Friede nach seinen Grundj- i kommen wird, oder 
ob die nationalen Einzelin.. essen überwregen wer- 
ÖCn" In wenigen Tagen wer ' wir das Ergebnis der 
^.politischen Weihnachten" , "cn. 
-CD CD-- -t 
Kindenburg für die Dffiz^ere. 
„Weihnachten 1918" so zeichnet Hindenburg einen 
Aufruf, den er von dem Großen Hauptquartier Wil¬ 
helmshöhe aus erläßt und in dem er warmherz/igj 
für seine Offiziere eintritt. Es heißt in dem Aufruf: 
Das deutsche Heer ist dahin, zersetzt und aufgelöst, 
obwohl bis zuletzt gefürchtet und geachtet von den 
Feinden. Den Offizieren, hoch und niedrig, komme als 
Erziehern und Führern des Volksheeres ein unbersteit- 
bar hoher Anteil an dem Ruhme zu, und es sei 
kleinliche Rache, ihnen Abzeichen und Waffen abzu- 
sprechen, sie als unfähig der Befchlsgewalt zu er- 
klüren. 
Die Zerstörung der nationalen Kraft des deutschen 
Polles, von Grund auf sei die Absicht jener verneinen- 
wn unv zerfetzenden Geister, die lSerke '<<n, um 
die Neugestaltung des Reiches «u; -nder, po 
und wirtschaftlicher Grundlage zu . men. Tiov o« 
mancherlei Krankheitserscheinungen, verrunzelter Falle 
von Selbstsucht, Eitelkeit und Unwahrhastigkeit kehre 
das deutsche Offizierkorps gesund und stark aus dem 
Das deutsche Osfizierkorps sei kerngesund, seine 
Lebensaufgabe das Wohl der Gesamtheit, die Ehre des 
Deutschen Namens und darum habe es sich auch \n om 
Dienst der neuen Regierung gestellt, um den Zusammen- 
bruch unseres nationalen und wirtschaftlichen Däferns 
zu verhindern. Dabei muß es aber erbittern, wenn in 
kleinlicher Rache die Autorität im Heere untergraben 
wird. Alle jene aber» die sich als Schmarotzer rm deut¬ 
schen Offizierkorps gezeigt, sollten und mußten abge¬ 
schüttelt werden. ^ ^ ^ 
Der Aufruf schließt: Wenn ich als Oberbefehlshab«- 
des deutschen Feldheeres am Ende meiner militärischen 
Laufbahn die Stimme erhebe für meine Kameraden 
»»nd Untergebenen» meine treuesten Stützen in Kmnpl 
»nd Not, so möge man darin auch ein heiliges Ver- 
mächtnis aus der Vergangenheit entnehmen für eins 
neue Zeit, für eine glückliche Zukunft unseres Volkes, 
kür die Einheit der deutschen Stämme mit der alten 
Mahnung: „Was Du ererbt von Deinen Vätern hast. 
«>vird es» um es zu besitzen." 
-GDGÖ-- 
Zwischen' Krieg"and' Frieden. 
\ Der neue Staatssekretär des Auswärtigen, 
^ Ter als Nachfolger Dr. Solfs berufene bisherige 
Gesandte in Kopenhagen, Ulrich Graf von ^rockdorff- 
Rantzau, ist 49 Jahre alt. Er hat die Rechte sttr- 
diert, erwarb sich den juristischen Dottorgrad, wurde 
1891 Referendar und trat dann als aktiver Offizier 
in das erste Garderegiment zu Fuß ein, dem er aktiv 
bis 1894 angehörte, um sich dann dem biplomatischen 
Dienste zuzuwenden und als Attache öur preußischen 
Gesandtschaft nach Brüssel zu gehen. 1897 kam er 
als dritter Sekretär zur Botschaft nach Petersburg. 
1901 in gleicher Eigenschaft nach Wien. Später wurde 
er Legationsrat bei der Gesandtschaft im Huug, kehrte 
-1907 als Botschaftsrat nach Wien zurück und wu>we 
U909 als Generalkonsul nach Budapest versetzt, 
Dieser Stellung verblieb er bis 1912, in welchem 
iJahre er als auße' '-dentlicher Gesandter und bevoll- 
Inächtigter Minister nach Kopenhagen berufen wurde 
f Die Sozialisten, obwohl sie eigentlich gern alles 
allein machen und die „Bürgerlichen" nur noch als 
Steuerzahler gelten lassen möchten, müssen wohl oder 
Übel bei der Neubesetzung des Außenpostens ihre 
Zuflucht zu einem Grasen nehmen, von dem freilich 
bekannt ist, daß er entschieden links steht mnd mit 
ganzer Ueberzeugung für die Demokratie euurut. 1 
\ Adolf Hoffmann Bundesratsmitglied. 
Nach einer amtlichen Meldung ist dem Minister 
Adolf Hoffmann folgende Verfügung zugegangen: 
! „Die preußische Regierung hat Sie durch Erlaß 
!vom heutigen Tage zum Bevollmächtigten Preußens 
'im Bundesrat ernannt. Sie werden hiervon Mit dem 
Kemerken ergebenst in Kenntnis gesetzt, daß das 
Reichsamt des Innern und der Minister der aus¬ 
wärtigen Angelegenheiten entsprechend benachrichtigt 
4ind. Ströbel." _ 
f Die amtliche Meldung fügt in eigenartiger Ver¬ 
knüpfung von Persönlichem und Sachlichem hi"5u: 
| „Im Anschluß daran können wir Mitteilen, daß 
tzs dem Gen. Hoffmann etwas besser geht und der 
Arzt die Hoffnung ausgesprochen hat, den Patienten 
nunmehr durchzubringen. Hoffentlich kann E>en. Hoss¬ 
mann seine Arbeiten im Kultusministerium ^cht bald 
wieder aufnehmen und für eine gradlinige Ausdrer- 
itung der Kultusinteressen sorgen." ^ 
Wenn Herr Hoffmann auch krank ist, jv icheiNh 
!sein Geist und namentlich seine sorgenlose Behand¬ 
lung der deutschen Sprache doch in alter^ Frische 
sein Wesen zu treiben. Tenn „gradlinige Ausbrei¬ 
tung" ist sehr gut gesagt. __ , 
Nntersuchung vcs Dezem-crputsches. __ , 
’ Tie Regierung hat drei Berliner Rechtsanwälte 
beauftragt, "behufs Vorbereitung eines eventuellen 
ordentlichen gerichtlichen Verfahrens die Vorgänge am 
6. Dezember und die dainit zusammenhängenden Vor¬ 
gänge zu untersuchen. (Schießerei in der Chaussee¬ 
straße, Verhaftung des Pollzugsrats usw.). Den drei 
Rechtsanwälten werden Vollmachten sowohl hmjicht- 
iich von Zivil- als auch Militärpersonen verliehen, 
Die nach der Reichsstrafprozeßordnung der Untersu¬ 
chungsrichter hat. ^ 
' Rechtlich zulässig ist die einfache Uebertragung 
solcher Vollmachten natürlich nicht, das sollten Rechts- 
Anwälte in erster Linie wissen. 
X-- Tie Politik bei den Gardc-Kiirassicrcn. -v 
fä.' Eine zweite politische Versammlung in der Ka¬ 
serne des Garde-Kürastier-Regiments für dessen Mnz
	        
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