Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Politische Rundscharr.' 
- Berlin, 5. Mürz 1918. 
:: Tie Mecklenburger Staatsrochtsfrage. Tie na- 
Uonalliberalen Wahlvereine im Strelitzer Anteil von 
Mecklenburg erklären die Verschmelzung von Stre- 
titz mit Schwerin für eine „schwere Schädigung": „In 
eurer Zeit, da das SelbstLestimmungS recht der Völker 
HW Rechtsgrundsatz für politische Abmachungen allseitig 
»erkannt und befolgt wird, könne man es dem Stre¬ 
uer Volk nicht zumuten, sich durch einen Vertrag, der 
: Fürsten vor mehr als 200 Jahren schlossen, gs 
ven zu fühlen. Tie Strelitzer müßten unter 
en Umständen darauf bestehen, daß ihr Land all 
'scher Bundesstaat seine politische Selbständig 
behalte." — In diesem Sinne sollen Petitions- 
terschriften gesammelt werden. 
! :: Tas neue Rcichswirtschaftsamt ist am DienStax 
!M Hauptausschusse des Reichstages mit allen borge 
chlagenen Stellen und Einrichtungen genehmigt wor 
^en. In Bezug auf die richtige Abgrenzung der Auf 
»abe dieses neuen Amtes vom Reichsamte des Innern 
^tand die Regierung im Einverständnis mit den Ver¬ 
tretern der Parteien auf dem Standpunkt, daß füi 
genauere Festlegung in dieser Hinsicht erst Erfahrungen 
gesammelt werden müßten. 
Abgeordnetenhaus. 
— Berlin, 5. März 1918. ? 
Das Preußische Abgeordnetenhaus beschäftigte sich 
tm Dienstag mit dem Etat der . *■■■”>' 
| i Eisen tmhnvermaltung. v *'' " 
Präsident Graf v. Schwerin-Läwitz gedachte zuerst 
Ws Abschlusses Ws Friedens mit Rußland und gab 
»er Hoffnung Ausdruck, daß nunmehr recht bald ein 
siegreicher allgemeiner deutscher Frieden folgen werde. 
Der Etat der Eisenbahnverwaltung, über den Abg. 
Kirsch (nl) berichtete, umfaßte zugleich den Bericht 
»der die Betrtebsergebnisse und über die . ... 
^ Personen- und Gütertarife. , 
Abg. Maeco (nl.): Für Tarifprüfungen sind die 
Verhältnisse jetzt zu unsicher. Der löprozentige Zu- 
jchlag ist für die Dauer des Krieges vorgesehen; Hof-, 
Deutlich kann der Minister damit den allgemeinen An¬ 
forderungen des Verkehrs gerecht werden. 
Abg. Graf v. d. Grooven (kons.): Wir können 
»iefem Tarife nicht widersprechen, obgleich ebenso wie 
»te Industrie auch die Landwirtschaft und das Hand- 
Werk schwer davon getroffen wird. 
Abg. Schmedding (Ztr.): Gegen die Kriegszuschläge 
Ivnnen wir uichts einwenden, doch meinen wir, daß 
kt späteren Erhöhungen der Landtag mitreden mutz. 
Eisenbahnminister v. Breiteubach: Bei der finan¬ 
ziellen Lage der Eisenbahn wird eine Ablehnung hof¬ 
fentlich nicht stattfinden. Die Einnahme steigt rapide, 
»och stärker aber steigen die Ausgaben, 
i Abg. Tr. Newowt (fl.): Die Eisenbahnen sind das 
»sichtigste wirtschaftliche Rüstzeug für die Zukunft. Des- 
ktfb haben wir für Tariferhöhungen keine Bedenken. 
- Abg. Lippinann (BP.): Gegenüber den Zuschlägen 
bleibt kein anderer Ausweg. Hoffentlich wird sich 
Vas nach Kriegsschluß ändern. 
l Abg. Hofer (U. Soz.): Die Tariferhöhung ist erne 
W-ene Kriegssteuer, die hauptsächlich die Arbeiter trifft, 
«ährend die Unternehmer ungeheure Gewinne ein- 
Die Tafljcrhöhung wird darauf in erster und 
zweiter Lesung angenommen. - - ! 
s Es folgen darauf 
allgemeine Eisenbahnfragcn. ' ' ' ^ 
Abg. Brütt (fl.) weist auf die Bedeutung der Klein¬ 
bahnen hin. 
Abg. v. d. Grocbcn (kons.) dankt dem Eisenbahn- 
personal. Es dürfen keine Einschränkungen vorgenom- 
>«en werden, bie nicht im Interesse "des Krieges not¬ 
wendig sind. Die Eisenbahndiebstähle zeugen von be¬ 
denklich sinkender Moral. 
Abg. Tr. Schmeddling (Ztr.): Den Wünschen der 
ktsenbahnbeamten muß möglichst Rechnung getragen 
»verben. Denn sie haben ihre Pflicht vorbildlich er- 
EllU. Der Redner fordert eine Reihe technischer Ver- 
esserungen. 
Abg. Tr. v. Wohna (fl.): Eine Radikalisierung 
des Eisenbahnwesens ist unmöglich. Wo bliebe da die 
Disziplin? 
Eisenbahnminister v. Breitcnbach: Den Pcrsonal- 
ioktiischen auf Einkominensverbesserung wird Rechnung 
getragen werden. Es ist erstaunlich, was die 104 000 
»»eiblichen Bediensteten der Eisenbahn leisten. 'Ter 
Verkehr hat sich enorm gesteigert. 
Mittwoch: Weiterberatung. 
Wilson und Ostasien. 
Er läßt eine Flotte auslaufe». 
Der „Herald" meldet aus Newyork, daß ein ameri¬ 
kanisches Geschwader am Sonntag nach Ostasien ausge- 
lausen ist mit dem Bestimmungsort Wladiwostok. 
Der Pariser „Matin" betont bereits entschuldigend¬ 
pertuschend: „Die Entsendung amerikanischer Schiffe 
nach Wladiwostok bedeutet keinen Schritt gegen 
Rußland. Präsident Wilson will auch in der russi¬ 
schen Frage einen von den Alliierten abweichenden 
Standpunkt einnehmen und lediglich auf die Sicherung 
der amerikanischen Wirtschastsinteressen bedacht 
sein. 
i „Zerstückelung des Bundesgenossen." 
. Der liberale „Manchester Guardian" warnt vor 
(einem Borgern der Alliierten gegen Ostasien: 
„Diese Maßregel wäre mit einem Kriege gegen 
Rußl and gleichbedeutend. Dies würde beoeu- 
ten, daß während die Deutschen und ihre Bundes- 
ge,rossen Rußlands Zerstückelung im Westen anstrebcn, 
mir und unsere Bundesgenossen genau dasselbe im 
t)f(ben beginnen würden. Wenn auch unsere Gründe 
ändere sein würden, die Tatsache an sich würde die 
gleiche sein." 
Japan tvill also nun doch „hrlsen", d. h. sich 
OstsibiricnS vcnrächZgen und Wilson will das nicht 
duivcn. 
Ber«t»»ge« in T»ki». 
Bern, 4. März. Aus Tokio wird berichtet: Vizeadmiral 
Montonr und Admiral Pogopate berieten mit dem Mikado. 
Die Unterhaltung bezog^sich auf die Ereignisse in Rußland. 
In den cinflußreichsten japanischen Kreisen betrachtet man 
die Abberufung der Diplomaten aus Petersburg im jetzigen 
Augenblick als einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen 
mit Rußland. Der frühere Attache bei der japanischen Bot¬ 
schaft in Petersburg Konderadmiral Tatana hat Wladiwostok 
verlassen. 
(WTB.) Rotterdam. 3, März. «Manchester Guardian" 
erfährt aus Washington Es verlautet nichts über die Hal¬ 
tung W i l.s o n s z u I a p a n vielleicht bevorstehenden Vor¬ 
gehen in Sibirien. In Wilsons Umgebung würde man es 
vorziehen, daß Rußland sich selbst rette, falls im neuen Ru߬ 
land Elemente seien, die gemeinsam vorzugeheu imstande 
seien. Wan möchte diese Aussicht auf Erfolg nickt dadurch 
verderben, daß in Rußland durch Japans Auftreten eine 
Gereiztheit hervorgeruien wird. 
* 
Eine Erklär«,," Japans 
Paris. 5. März. Der „Ten: vom Sountaa veröffent¬ 
licht folgende halbamtliche De^e.che aus Tokio: Das Chaos 
in Rußland macht cs Japan unmöglich, e.t n e E n t- 
s ch e i d u n g z u t r e f f e n. Daher ist Japan zur Zeit nicht 
in der Lage, seine militärische Tätigkeit in 
Sibirien zu beginnen. Der Standpunkt der Alliier¬ 
ten in dieser Frage beoarf weiterer Klarstellung. 
Finnlands Freiheitskampf. 
TeutschlanS wird die Rahe Herstellen. 
Schweden wollte nicht, allo machte Deutschland. 
^>m schwedischen Reichstage ist die Sache soeben zur 
Sprache gekommen. Tie Regierung teilte da mit, daß 
Deutschland auf den 
Aalandsinseln ein Etappe 
einrichten wolle, aber keinerlei territoriales Interesse 
an den Inseln habe. Tann heiß: es in der schwedischen 
Regierungserklärung: 
„Tic schwedische Regierung, die ihre ernsten Ein¬ 
wendungen gegen eine etwaige Benutzung der Aaiands- 
inseln geltend machte, durch die die Inseln in den 
Bereich der kriegerischen Operationen gezogen und die 
Erfüllung der Humanitären Aufgabe Schwedens zum 
Schutze der Bevölkerung der Inseln verhindert werden 
könnte, hat es als ihre Pflicht betrachtet, hervorzuheben, 
daß nach ihrer Meinung selbst eine begrenzte Be¬ 
nutzung der Aalandsinseln, die gemäß der gemachten 
Mitteilung stattfände, Schwierigkeiten mit sich 
bringen könnte für eine den gehegten Absichten ent¬ 
sprechende Verwirklichung der Humanitären Ziele Schwe-! 
dens auf den Aalandsinseln. 
Ter Kommandeur des schwedischen Ueberwa-s 
chungskorps auf den Aalandsinseln ist von der geplan¬ 
ten Ankunft der deutschen Expedition sowie von 
den mit Bezug hierauf gemachten deutschen Erklärungen 
benachrichtigt worden." 
Soweit Schwedens Negierung. Tie Aalandsinseln 
waren bisher russisch, obwohl sie zweifellos eine ger- 
pianische, wohl schwedische, Bevölkerung haben. ,VVv 
..... 
Tie Weiße Garde siegr. 
Tie finnischen Schutzkorps, die „Weiße Garde", 
dringt weiter vor, und es scheint, als ob ihr die 
Beruhigung gelingen sollte. 
Tie Russen verlasse» Finnland. t 
Ter mit so großem Eifer von den Volschewiki 
begonnene Feldzug gegen die Finnländer scheint nach 
all den Mißerfolgen, die die Rote Garde in den Kämp¬ 
fen mit der Weißen Garde hatte, beendet zu sein. 
Tagtäglich laufen mehrere Züge nach Petersburg ein, 
die die aus Finnland zurückgenommenen Regi¬ 
menter nach dem Innern Rußlands befördern. Ter 
Einfluß der Russen in Finnland hat nun e n d g ü 1 - 
t i g aufgehört und der Bolschewismus, der anfänglich 
einen Erfolg in Südsinnland zu verzeichnen hatte, ist 
gänzlich beseitigt 
Eine «Rote Flotte". — Kriegsschiffe vor Helüngfors. 
Stockholm, 5. März. Hier Angegangenen Nachrichten zu¬ 
folge kamen in Helft ngfors am 27. März vier Kreu¬ 
zer von Reval aü. Zum Schuhe des Arbeiterrates in 
Helstngfors bat die Marine die Gründung einer Roten 
Flotte beschlossen, die unabhängig vom deutsch-russischen 
Frieden weiterkämpfen will. 
* 
Die Deutschen auf den Aalandsinseln. 
Basel. 8. März Nach einem Londoner Havasbericht mel¬ 
det man den Zeitungen aus Kopenhagen, daß die Deut¬ 
schen am Samstag nachmittag die Aalandsinseln be¬ 
setzten. , 
Allgemeine Kriegsnachrichten. 
Japan nnd Sibirien. 
Tie Londoner „Daily Mail" erfährt, daß zwi¬ 
schen England, Frankreich, Italien und den Vereinig¬ 
ten Staaten über die Lage in Sibirien unterhan- 
delr wird. Japan nimmt nicht an den Verhandlungen 
teil. v 
Spioncnangst in Italien., -- - ~''v - 
„Daily Telegraph" meldet aus Rom: In Genua 
wurde der Direktor der Elektrischen Zentrale Locker 
und andere Schweizer wegen Hochverrats, Sabotage usw. 
kviegsgerichtlich erschossen. Auch der bekannte grie¬ 
chische Konsul Maurocordato wurde verhaftet. 
Ln glaub: Entschlossener Widerstand der Sinü-Feiner. 
* Ter gegenwärtige irische Aufruhr geht ganz 
immittelbar auf praktische Ergebnisse aus: Nach über- 
»instimmendcn Mitteilungen der englischen Presse ohne 
Unterschied der Partei treten die Sinn-Feiner an vie¬ 
len Stellen des Landes gewaltsam auf, indem sie „tm 
Namen der irischen Republik" vor allen Trugen den 
Export von Vieh und landwirtschaftlichen Erzeug¬ 
nissen nach England hindern. Soldaten werden 
auf der Straße beleidigt und ihnen die Wafferr abge- 
Nommeu. Ta England sich zum Schutze gegen die 
. bevorstehende Hungersnot wieder wie ftüher stets auf 
bte schamloseste Ausplünderung der grünen Insel ver¬ 
legt. wird dieses Vorgehen der Sinn-Feiner besonders 
bitter enrpfundcn. 
Ei» deutsches Angebot an Bel«ie« ? 
Zu den Aeußerungen des Reichsfanzlerö Grafe» H r r t-- 
l ina über Belgien teilt „Journal de Geneve" mit. Deutsch- 
land habe der belgischen Regierung schon frü¬ 
her ähnliche Vorschläge gemacht. Kürzlich soll die 
Ncichsrcgicrung Belgien die Zurü cker st att u wq de8 
Jnüustriegerätes unter der Bedingung gleichzeitiger 
Handelsvertrags - Verhandlungen angeboten 
buben. Mehrere Mitglieder des besgrtchen Kabinetts zeigten 
sich zum Eingehen auf diesen Vorschlag geneigt. Die Ver¬ 
handlungen scheiterten jedoch vor allem an dem Einspruch 
des Königs Albert (Es ist unbedingt nötm, daß die 
Reichsregiernng sich zu dieser Mitteilung l-es deutsch-feind¬ 
lichen Genfer Blattes äußert.) 
Rumänien. 
(WTB.) B west, 4 März. „Pestcr Lloyd" schreibt über 
die F riebe nsverhandlun gen mit R u m ä' u i e n: 
„Die öffentliche Meinung besteht mit Entschiedenheit darauf, 
daß uns durch strategische Grenzberichtigungen feste Sicher¬ 
heiten aeaen künftige meuchlerische Ueberfälle von rumänische^ 
Seite geboten werden. Die Zugänge zu den Gebir.gs- 
pässen des Karpathentales, der Rumänien von 
Siebenbürgen trennt, dürfen nicht weiter im Besitze dieses 
unzuverlässigen Nachbarstaates bleiben. Auch für die Wege¬ 
freiheit an der Donau müssen zuverlässige Bürgschaften er¬ 
richtet werderz. Endlich muß Ungarn verlangen, daß im 
Friedensinstrument geaxn die agitatorische Wirksamkeit der 
rumänischen Kulturliga durch die Siebenbürgen dauernd 
beunruhigt wurde, Abbilfe geschaffen werde. Was die bul¬ 
garischen Ansprüche aus die Dobrudscha betrifft, fordert 
die öffentliche Meinung Ungarn?, diesen Ansprüchen kräftig¬ 
ster Beistand zu «leisten." 
D«8 Ergebnis des Kronrats in Jan«. 
(Tu.) Amsterdam, 3. März. Aus Jassy meldet ein ver¬ 
spätetes Telegramm vom 3. Marz: Am 2. März bat unter 
Vorsitz des Königs ein Kronrat stkittgefunden Der Rat 
bat auf das in der letzten Nacht eingegangene Ultimatum 
folgendes geantwortet: Die Regierung teilt den Vertretern 
des Vierbundes mit, daß beschlossen worden ist, die Friedens- 
unterhandlunaen zu eröffnen. Die Unterhanüluaen werde» 
in Bukarest geführt werden und bald beginnen. 
Rußlanö. 
Tie Boischewiki werden nervös. 
Tie Ausschreitungen, die meistens privater Natur: 
sind, die Enteignungen sowie die Zerstörungen vieler 
soziawr Einrichtungen durch die ins Ungeheure ge¬ 
wachsenen Anarchisten, rufen in den Leninschen Negie-- 
rungskreisen die größte Bcunrllhigung hervor. Mark 
ist jetzt ernstlich damit beschäftigt, die gleiche Energie, 
mit der man gegen die Kadetten vorgegangen ist, auch) 
gegend ie Anarchisten anzuwenden. Alle anarchi¬ 
stischen Klubs wurden aufgelöst: jede Versammlung d«r 
Anarchisten ist auf das Strengste verboten. Außerdem, 
werden die Anarchisten aufgefordert, alle Waffen uni* 
Explosivstoffe binnen drei Tagen abzuliefern, widri-< 
gönfallS sie für vogelfrei erklärt werden. J, 
Haussuchungen und Verhaftungen in Petersburg. * 
Tie vom Smolny-Jnstitut erlassenen Befehle dev 
allerletzten Tage zeigen ein Merkinal nervöser Span» 
nung und Unruhe, die durch die Machenschaften der; 
gegnerischen Parteien, ganz besonders aber der So¬ 
zialrevolutionäre, veranlaßt sind. In dem Smolny» 
Institut, dem Leninschen Regierungssitze, scheint mant 
ganz genau zu fühlen, daß die Herrschaft der Bolsche» 
wiki zu Ende geht und daß die drakonischen Ma߬ 
nahmen keinerlei Grundlage für eine dauernde Regie» 
rung sein können. Tie Zahl der Feinde der Bolsche- 
wiki wächst auch in den Schichten der ärmeren Bevülöe»- 
rung und in der Arbeiterklasse. Man hat in Peters¬ 
burg jetzt die seit dem Sturz des Zaren nie dagewesene 
Erscheinung zu verzeichnen, daß die angeordneten Haus¬ 
suchungen und Verhaftungen besonders in den verschie¬ 
denen Arbeitergegenden vorgenommen werden. 
, Gegensätze in der Regrernng. 
Tie Krisis im Smolny-Jnstitut har sich seit dev 
Entzweiung der beiden führenden Männer Lenin und) 
Trotzki noch verschärft, als die Abreise der Friedens 
abordnung nach Breft-Litcwsk erfolgte. Sowohl Trotzkk 
wie auch Lenin haben ihre persönlichen Anhänger, die! 
nunmehr zwei sich gegenseitig bekämpfende; 
Gruppen bilden. Lenin scheint abex inunerhin die Ober¬ 
hand zu behalten und veröffentlicht sehr heftige, gegenj 
Trotzkis Politik gerichtete Artikel in der „Prawda". 
die mit dem Namen „Karpen" unterzeichnet sind. Lenirr 
ist, wie aus den Artikeln hcrvorgeht, ein Verfechters 
des Friedens um jeden Preis, während Trotzki dew 
Friedensschluß noch hinzichen wollte. 
Tic Kosaken und Ser Friede!- ' ' v ^ 
Die von allen militärischen Gruppen am meisteip 
bon England beeinflußten Kosaken sollen jetzt zur Fri«-! 
densftage Stellung nehmen. Ter geschäftsführendei 
Hauptausschutz der Sowjets hat für den 12. Mürz nachh 
Moskau eine außerordentliche Versammlung der Sow-^ 
jets und der Kosakenabgeordneten einberufen zur Be-s 
ratung der mit dem F r i e d c n s s ch l u ß zusammen¬ 
hängenden Fragen. 
Von den Kosaken »nd ihren mit englischem GeldA^ 
bestochenen Führern hängt der Friede mit Rußlands 
heute nicht mehr ab. Nachdem Deutschland den Russswi. 
2400 und Oesterreich 800 Geschütze weggenommen hat^ 
wird der Mangel an Waffen auch'die wüsteste Kampfes-! 
Wut der Kosaken Niederhalten. 
Tie Deutschen in Esthland. 
Unter großen Sympathiekundgebungen der Bevölke¬ 
rung ist Dienstag niorgen eine fliegende deutsche Ab¬ 
teilung in W e s e n b e r g eingetroffen. Mehrere Züge 
Sprcngirrassc», 2 ISO (MM) Kilogramm Naphtha, viele 
Maschinengewehre und Stahl sind unsere Beute. Die 
esthnische Bevölkerung beteiligt sich freiwillig an unserer 
Hilfsaktion Aus Wesenberg sind viele Personen ver¬ 
schleppt. Einige sind durch die Weiße Garde befreit; 
Zurzeit besteht eine systematische Sperre vom Baltischen 
Meer bis zum Peipussee. Aus Petersburg ein-, 
getroffene Deutsche berichten von Hunger.
	        
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