Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Bircha«a«s Abreise ro» Petcröbnrg. 
»-» Ltr6- - .n;„ 8. Januar. (Eigene Drahtnachricht) 
Heute verlaßt Bluyana» in Begleit«»» seines «erkon.ilK 
und der englischen Offiziere Petersburg. Die englische 
Botschaft wird von dem äitesten LegativnSrat, KavitLn 
Smtts. verwaltet, Smitö stattete Tretzti einen Besuch 
aö, benachrichtigte ihn Uber Buchanans Äctse und ver¬ 
langte. daß das BokschaftssepS« an Ser LaNdeögrenze 
nicht durchsucht werde. Lrotzki aing aus diesen Wunsch 
innrer der Bedingung ein. laß die englische Regiernng 
sich verpflichte, den auslLndi.che« Vertretern d:r Volks» 
kourmtssare die gleichen Bvrrechte znzugest-' eg. Surits 
setzte irch telephonisch mit L ---»an in Be. Ladung, der 
garantierte, daß England die Unantastbarkeit der bol¬ 
schewistische n D:plum«ten 
Sverde. 
im Ausland respetiiereik 
i Finnland: Anerkennung der Selbständigkeit. 
% Pariser Zeitungen melden aus Kopenhagen, daß 
Norwegen die finnische Republik anerkannte. Dem 
„Temps" wird aus Kopenhagen, berichtet: Die dänische 
Regierung wird sich Schweden anschließen und die Un¬ 
abhängigkeit Finnlands demnächst anerkennen. 
Fricdensströmunge» in Amerika. 
(WTB.l Bern, 8. Januar. Die „Mornina Post" bericht 
tet aus Washington: In Amerika setzte überall eine 
starke Strömung zu Gunsten des Frieden s- 
s ck l u s s e s ein. die von Pazifisten, Sozialisten, deutschen 
Agenten und „Verrätern" gefördert werde. Sie argumen¬ 
tierten. dast Deutschland eine aufrichtige Friedensbereitschast 
bewiesen habe und daß. wenn Rußland im Stande sei. mit 
Deutschland Frieden zu schließen, es auch derb Alliierten 
unter Führung Wilsons möglich sein sollte." mit Deutschland 
zu einer für alle Teile gerechten Verständigung zu kommen. 
Der Rerichterstatter fügte hinzu: „Der Ernst der durch die 
russisch-deutschen Friedensverhandlungen herbeigeführten La¬ 
ge werde in Washington voll gewürdigt. Zweifellos würden 
die Alliierter» gegen die „hinterlistigen Intrigen" Gegenmaß- 
reaeln ergreifen." 
Allgemeine Kriegsnachrichten. 
Verbrecherische Verdächtigungen. 
Eine Meldung des amerikanischen Hauptquartiers 
aus Frankreich, die Reuter weitergibt, will von vollstän¬ 
dig trertrauenswürdlger Seite erfahren haben, die 
D euts ck e n b e a b s i ch t i g e n, die a rn e r i k a ni s ch e n 
befangenen systematisch schlechter zu behandeln, als 
die britischen, französischen und italienischen Gefan¬ 
gnen. Sie stützt sich auf eine angeblich deutsche Erklä¬ 
rung, daß die Amerikaner schwer von Begriff und nicht 
imstande seien, sich anständig und gesittet aufzufüh-cen. 
Eine solche offizielle Erklärung ist nie erlassen worden. 
Die amerikanischen Gefangenen werden genau so 
schonend und rücksichtsvoll behandelt wie alle an¬ 
deren Gefangenen. Die vollständig vertrauenswürdige 
Deite, aus die das' amerikanische Hauptquartier sich 
beruft, dürste in jenen Kriegshetzern zu suchen sein. 
- die gleichgültige amerikanische Volkskreise mit allen 
Mitteln zu wildem Dentschenhasse aufzustachelik suchen. 
Besonders in Frankreich, wo man allmählich alle Hoff¬ 
nung auf England aufgegeben hat und nur noch auf 
Illncle Sams Hilfe hofft, hat man ja alle Veran- 
tsfsung, den Deutschenhaß in Amerika anzustacheln. 
Beruhigung für Frankwichs Rentner. 
Der Zentralausschuß des „Sowjet" beriet einen 
Antrag der sozialrevolutionüren (offiziellen sozialdemo¬ 
kratischen, Kerenski nahestehenden) Partei, die Ver¬ 
fassunggebende Versammlung möge aus praktischen 
Gründen die auswärtige Schuld Rußlands 
dnnuiilLren. Ein Maximalist (äußerste Linke) und 
xin Internationalist bekämpften diesen Vorschlag. Auf 
Antrag der beiden Redner lehnte der Ausschuß den 
Vorschlag ab. 
Kanonenfutter für England. 
Bon den ,,Anzac" (Ausiralian-Rew-Zeeland-Rrmh- 
Lorps) im englischen Heere hört man nicht mehr viel. 
Jte haben ihre Rolle ausgespiclt: die Nachkommen 
der ehedem aus England nach Australien depor¬ 
tierten Verbrecher haben die Schuld ihrer Väter 
auf dem Schlachtfelde gesühnt. Etwa 325 OQO Australier 
und rund 76 000 Neuseeländer sind bisher vom Stillen 
Ozean den weiten Weg bis auf'die Schlachtfelder Euro¬ 
pas befördert worden. Aber zurzeit dürften von diesen 
höchstens noch 95 000 Australier und vielleicht 25 000 
Neuseeländer an der Front stehen. Nach den amtlichen 
australischen Verlustlisten haben die fünf australischen 
Divisionen mit einer Sollstärke von 100 000 Mann 
bis Mitte September nicht weniger als nahezu 108 000 
Mann Verluste aufzuweisen (darunter fast 31000 
Tote), und die neuseeländische Regierung beziffert die 
Verluste ihrer Streitkräfte bis Anfang August aus 
jucht lveniger als 33 500 Mann (darunter 7500 Tote). 
Immer wieder Konferenz. 
Das „Echo de Paris" teilt mit, daß in nächster 
Zeit eine neue Konferenz der Ministerpräsidenten der 
Mtfterten in Pari» unter dem Vorsitz von Elemen- 
«au abgehalten wird. 
* * * wiMS: 
Kleine Kriegsnachrichten. 
" Ter Großwesir Talaat Pascha selbst ist in Brest- 
Litowsk eingetroffen, um die Türkei als Erster Dele¬ 
gierter bei den Friedensvechandlungen zu vertreten. 
" Die schwedische Handelsflotte hat 1917 86 Schiffe, 
nämlich 45 Dampfer, 7 Motorfahrzeuge und 35 Segel¬ 
schiffe verloren. Davon sind 80 einem Unglück zum 
Opfer gefallen oder durch Kriegsmaßnahmen zerstört 
worden. 
Chinesisches Ultima!,k-n an Rußland? 
North Ebilka Mail meldet ans Tientsin, daß der 
putefiid'c Lberbeu'hlobabcr int Vbarvin-Geviet der rns- 
tschen Regierung ein Ulliuiainm zukomuien ließ, 
vorin er die Entwaffnung der russischen Truppen in 
nesem und de» angrenzenden Raumen Vinnen 48 
stunden sorderi. Die Eutenleivnsuln baben dies Ul- 
imalum mit nniersertigt. Die chinesischen Soldaten 
,abmen mehrere hervorragend Maxiuwlisleu gefall¬ 
en, die beschuldigt sind, den Aurühr in Eharbiu vvr- 
lerettet zu haben. 
Veriiudrrun wn In» englischen Ok.-rkommanvo. 
Nach dem „Echo de Paris" hat Lloyd George auf 
!nd h 'r Unter summ! gen über die englische Nieder! e 
. Cambrai im Ministerrat wichtige Veränderungen in» 
er. h"U Oberkommando durchgesetzt. Generalstabschef 
Nü! son und Gi icral Wilson werden in Versailles 
bleib«, dagegen wir- L!arschall Haig voraussichtlich eine 
andere Verwendung erhalten. 
Javaner «ach. Europa. 
I Ueber Aegypten kommen Nachrichten, wonach Ja¬ 
pan dabel ist, 6—8 Expeditionen von Spezialtruppen, 
die für den Tropendienst ausgerüstet find, nach Europa 
git senden. Die große Mehrheit der japanischen Presse 
lehnt dabei immer noch jede Beteiligung Japans ent¬ 
schieden ab. 
Nene englische Soldaten. 
Englische Blätter melden: Auf Grund einer zwi¬ 
schen Lloyd George und den Delegierten der Gewerk¬ 
schaften zustandegekvmmenen Verständigung werde es 
Möglich sein, ungefähr 500 000 neue Soldaten 
an die Front zu entsenden. 
'Wilson-. Beifall. 
In London ist die Nachricht eingetroffen, daß der 
Präsident der Vereinigten Staaten Lloyd Georges Rede 
ii* 1 Haft billige. 
Von verschiedenen Stellen kommen Berichte über 
eine wachsende amerikanische Friedensströmung. 
Tentsch-Osiasrika erhebt sich. 
Das „Bernkr Tagblatt" berichtet von besonderer 
Seite aus London: In englischen Finanzkreisen wurde 
gestern die Nachricht verbreitet, daß im Bezirk T a - 
hora, in Deutsch-Ostafrila, immer noch Widerstand 
geleistet werde, und daß die Eingeborenen sich er¬ 
hoben hätten. Die Nachricht wurde vom Z'ensor nicht 
freigegeben. — Danach scheinen die Eingeborenen 
Deutsch-Ostafrikas die englische Verwaltung doch nicht 
so annehmbar zu empfinden, wie es Lloyd George 
in seiner letzten Kriegszielrede darzustellen sich be¬ 
müht hat. 
Nervosität in Portugal. 
Eine halbamtliche Note aus Lissabon besagt: In¬ 
folge schlechten Wetters ließ ein auf dem Tajo ankern¬ 
des portugiesisches Kriegsschiff seine Nachtsirene er¬ 
tönen, was in Verbindung mit den von Ruhestörern 
verbreiteren Gerüchten über Unruhen Alarm hervor¬ 
rief. Es verursachte einige Gewehrschüsse, die jedoch 
keine Folgen hatten. Einige Telegramme, die dem 
Vorfall Bedeutung beimaßen, den einige Leute als 
demokratische Gegenrevolution hinstellten, wurden von 
der Zensur angehalten. 
Portugal will nicht mehr. 
Die vier portugiesischen Neservedivisionen, 
die von dem Kriegsminister der gestürzten Regierung 
einberufen und zur Ausbildung im Kriege bereits 
vier Monate unter den Waffen waren, wurden auf 
unbestimmte Zeit beurlaubt und in die Heimats¬ 
bezirke geschickt. Bei dieser Gelegenheit wird bekannt, 
daß sich sieben portugiesische Regimenter in Frank¬ 
reich befinden. - , ..W' 
* . * 
- Das italienische Amtsblatt veröffentlicht ein 
Dekret, nach dem ein Ministerium für Pensio¬ 
nen und militärisches Hilfswesen geschaffen 
wird. Zum Vorsteher ist Bissolati'ausersehen. 
vermisthte Nachrichten. 
tf. Für sie Bewertung der Kanin- und Hasenfclls 
ist in erster Linie ihre Behandlung nach dem Abziehen 
maßgebend. Ein ordnungsgemäß behandeltes Fell er¬ 
zielt dep vierfachen Preis eines frischen unbehandelten 
Felles. Es werden gerade jetzt in den Haushaltungen 
sehr viel Kanin- und Hascnfelle gewonnen, welche zu 
Heereszwccken dringend gebraucht werden und geeignet 
sind, dem allgemeinen Ledermangel abzuhelfen. Hier¬ 
zu ist in erster Linie eine sachgemäße Fellhehandlung 
notwendig. Näheres darüber sagt das Merkblatt, welches 
von der Kriegs-Fell-Aktiengesellschaft, Leipzig. Trönd- 
linarina 3, kostenlos abgegeben wird. 
** Bo» einer Staumauer erschlagen. Als der 
68jährige Gutsbesitzer Severin Fürst in Windorf in 
Bayern in seinem Stalle zwei Stück Rindvieh an- 
hängen wollte, stürzte plötzlich die Stallmauer ein 
und begrub,den Besitzer und eines der Tiere. Der Ver¬ 
unglückte eitlag den erlittenen Verletzungen. 
** Kriegsgefangene Offiziere in offene Städte. Wie 
in anderen offenen Städten so wurden jetzt auch nach 
Groß-Stuttgart. wo sich schon mehrere große Kriegs- 
kwfangenenlagcr. belegt mit Engländern und hauptsäch¬ 
lich mit Franzosen, befanden. Hunderte von gefangenen 
Offizieren verlegt. Sie sind in den verschiedensten 
Teilen der Stadt untcrgebracht und werden die Ge¬ 
fahren feindlicher Fliegerangriffe mit der Bevölkerung 
der offenen Stadt zu teilen haben. 
** Gestohlen und wiedergebracht. Vor einigen 
Tagen wurden von dem Hofe 'des Postamtes in Wei¬ 
denau ßet Siegen 10 600 Mark gestohlen, und zwar 
in oem Augenblicke, als sie in einen Postkarren verladen 
worden waren. Zwei Tage später wurde der größte 
Teil der Summe, und zwar über 10 000 Mark, in ein 
Taschentuch gewickelt, auf einem hinter dem Postamts 
führenl tti Wege gefunden. Es scheint, daß der Dieb, 
von Reue ergriffen, das Geld dort niedergelegt hat, 
** Bo in Brndcr ermorvct. In Ebersbach (OA. 
Saulgau- fand man die ledige 23 Jahre alte Anna 
Vütsch in dem nur von ihr bewohnten Hause ermordet. 
Man verl>aftete einen Russen, der zu ihr Beziehungen 
haben sollte, indessen ergab die Untersuchung, daß nicht 
dieser der Mörder war, sondern der Bruder der Toten, 
der von Ulm auf Urlaub gekommen und die Schwester 
mit seinem Dienstgewehr erschossen hatte. 
** Schwere Opfer des Schneesturms werden aus 
den östlichen Provinzen gemeldet. Mindestens 8 Per¬ 
sonen sind erfroren. An mehreren Stellen schneiten 
Gespanne ein und Insassen sowohl wie die Jung¬ 
tiere gingen zugrunde. Zahllos find die schweren Schä¬ 
den, die der- Schnecsturm an Gebäuden und Verkehrs- I 
eiurichtungen^verursacht. hat. — ■ „:w,. 1 
tf. Verzicht auf die akademische Freiheit. Der Dres-i 
lauer Professor Dr.-Jng. C. Heinel macht in denk 
WeihnachtSgrutz. den er als Rektor der Breslauer Tech¬ 
nischen Hochschule an deren Angehörige im Felde sandte, 
den Verschlag, die Studenten möchten nach der Rückkehr« 
aus dem Krieg freiwillig für ein Jahr auf die akade- 
mische Freiherr verzichten, da die Industrie nach dem 
Kriege mehr denn je vollkommen und aufs gründ» 
llchste vorbereitete Mitarbeiter brauche. Nur die Auf¬ 
hebung der akademischen Lernfreiheit ermögliche di» 
notwendige Zeitausnützung und den ständigen geistigen! 
Verkehr zwischen Schüler und Lehrer. Der Unterricht 
müsse in ausgedehntem Maße seminaristisch ge¬ 
staltet werden. „Zum Seminarbetrieb gehört aber/ 
daß die Schüler in vollkommener Regelmäßigkeit arf 
ihm teilnehmen, und daß sie nicht nur körperlich, 
sondern auch geistig dabei sind." | 
* * * i k 
Humoristisches. r f r j 
2er vorsichtige Landsturmmann. Ter Landstürme 
libt „Sprung auf! Nieder". Beim dritten Male bleibk 
der sehr behäbige Landsturmmann Krause auf das 
Kommando „Sprung auf" liegen. Als ihn der Feld¬ 
webel zum Aufstehen ermuntert, spricht er: „Ach. Her» 
Feldwebel, wenn ich mich noch ein paarmal hin-- 
schmeißen muß, wird hier uff'n Kasernenhose ein Gra-- 
nattrichter am andern." i 
Läßt tief blicken. Frau Wuchtig zu einer Nach¬ 
barin: „Gestern Hab' ich meinen Alten drüber erwisckt, 
wie er in einem Buch gelesen .hat: „Wie werde jdjf 
energisch!" — Nachbarin: „Nun, und?" — Frau Wuch¬ 
tig: „Na, das Wertere können Sie sich wohl denken!" 
Ter gemütliche Sachse. Beim Besuch eines Kino- 
setzt sich ein sächsischer Landstürmer auf einen der Ofst- 
ziersplätze. Ter aufsichtsführende Unteroffizier: „He, 
Kamerad, du mußt dich weiter nach vorne setzen!" — 
Hierauf der Lanostürmer: „Eja, lassen Sie 'mal, ichs 
sah' Sie von hier aus auch ganz gut!" i) 
„Liller Kriegszeltung." j 
Kleine Neuigkeiten. tz J‘ 
* Im Alter von 100 Jahren und vier Monate« 
starb in Thorn der Hausbesitzer Ferdinand Kemps. 
* Im Steinkohlenbergwerk in Barsinghausen sind' 
zwei Bergleute durch herabstürzende Gesteinsmassen im 
Schacht tödlich verunglückt. Es sind die Berg¬ 
leute Fritz Bote und Wittkopf, beide aus Nienstädt. 
Beide haben bis vor ihrer kürzlich erfolgten Rekka- 
mierung des Kaisers Rock getragen. 
Gerichtssaal. 
, ■ '.I 
Wiederaufnahme eines Mordverfahrens. Im 
Jahre 1912 wurde die Besitzerwitwe Karoline KickpeL 
aus Groß-Stbsau im Kreise Schwetz wegen Gift-^ 
mordes an ihrem Ehemann Wilhelm Kieper zum! 
Tode verurteilt. Jetzt ist die Wiederaufnahme des Ver¬ 
fahrens angeordnet worden. Frau Kieper war damals! 
zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. 
± Was ist Bier? Diese Frage beschäftigte t«! 
Krefeld das Schöffengericht. Ein Bierbrauer hatte einer! 
Wirtschaft sogenanntes Frischbier geliefert, das nach> 
einer Untersuchung durch den Stadtchemiker nur Spure«! 
von Alkohol und nur eine Stammwürze von 0,8 Pro-' 
zent aufwies. Die Anklage behauptete, daß ein sol-; 
ches Erzeugnis keinen Anspruch auf die Bezeichnung 
Bier habe. Einige Sachverständige bekundeten: Bier 
müsse mindestens 1 Prozent Extrakt haben. Das schwere 
helle Dortmunder Bier habe früher 13 Prozent Stamm¬ 
würze enthalten, heute lverde es mit nur iy2 Prozent ' 
Stammwürze eingebraut. Ein Sachverständiger führte 
aus, daß binnen kurzem eine Bundesratsverordnung 
zu erwarten sei, nach der als Bier nur ein solches 
Erzeugnis angesprochen werden dürfe, das aus Malz 
und Hopfen im Wege des Brauprozesses gewonnen 
werde und mindestens 1 Prozent Extrakt enthalte. 
Das Gericht urteilte, daß das strittige Getränk de« 
Namen Bier nicht verdiene. t 
—... * ' 
Volkswirtschaftliches. 
Berlin, 8. Jan. Ter Verlauf des heutige« 
Geschäftsverkehrs glich sowohl bezüglich der beschränk¬ 
ten Tätigkeit wie der Preisbewegung dem gestrige« 
Geschäftstage. Es fehlte an neueren Meldungen vo« 
Interesse, und die Kundenkreise wie die lokale Spe¬ 
kulation behielten ihre abwartende Haltung bei. 
Berlin, 8. Jan. Warenhandel. (Nichtamt¬ 
lich.) -Saathaser 20,50-22,50, Saatgcrste 20,50 biS 
22,50, Serradella 44-49, Schilfrohr 4,50, Heidekraut 
lose, erd- und wurzelfrei, auf Abladung bis 3,5V« 
Richtpreise für Saatgut: Notllee 260—276, Schweden- 
Nee 210—228, Wcißklee 160-176, Inkarnatklee 118 
bis 132, Gelbklee 96-106, Timotce 96-106, Reygra« 
108—120, Knaulgras 108-120 für 60 Kilo ab Sta¬ 
tion. Heu 15, Flegelstroh 4,75-5,25, Preßstroh 4,75* 
Maschinenstroh 4,00—4,25. ... ,, l ,r^ 
Rriegs-Fllerlei. 
Stimmunstsnnischnmna in Holland. 
In dcr Wochenausgabe des pNieuwe Courant" vom 
15 Dezember findet sich folgendes bemerkenswerte „Einge¬ 
sandt": 
„Es ist eine recht eigenartige Erscheinung, daß wir Hol¬ 
länder aerade von England und Amerika, die immer her- 
vorhebcn, daß sie für Freiheit und Recht und für das Fort¬ 
bestehen dcr 'kleinen Staaten kämpfen, am gcrirmschätzigsten 
behandelt werden, daß gerade England und Amerika unsere 
Freiheit und Rechte, darunter sogar aö EigentiiMsrccht, am 
häufigsten nntnsten. Es ist verwunderlich, daß weder Eng¬ 
land noch Amerika begreifen, daß die geringen Vorteile, die 
die Mittelmächte von unbedeutenden Mengen geschmuggel¬ 
ter Nahrungsmittel haben, lange nicht die Veränderung ver 
Stimmung in Holland aufwicgLir. wo viele antideutsche 
& n! > nii tr jetzt antienglisch geworden lino. Bis¬ 
her haben wir in England immer den Beschirmer der kleine«
	        
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