Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

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Nr. 5 
Der Welt-Rrieg. 
Me deutschen and österreichischen 
Tagerberichte. 
Großes Hauptquartier, 9. Jan. Amtlich. (WTB.) 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe Kronprinz Siupprecht: Unter starkem 
Feuerschutz stießen englische Erkundungsabteilungen 
ßegen den Südrand des Houthoulster Waldes vor, 
nntge Kompagnien griffen an der Bahn Boesinghe— 
ßtaden an. An keiner Stelle konnte der Feind unsere 
Linien erreichen; in unserem Feuer hatte er schwere 
Verluste. 
Beiderseits von Lens lebhafte Artillerietätigkeit. 
Oestlich von Bullecourt fanden mehrfach Hand- 
Iranatenkämpfe um kleinere Grabenstücke statt. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht: Westlich von Flirey 
brachen die Franzosen am Nachmittage nach heftiger 
Feuerwirkung in 4 Kilometer Breite zu starken An¬ 
griffen vor. An einzelnen Stellen drang der Feind 
m unsere Postenlinie ein; Versuche, über sie hinaus 
»oben zu gewinnen, fcheiterten. Unsere Gegenstöße 
warfen Den Feind im Laufe der Nacht überall wieder 
in seine Ausgangsstellungen zurück. 
O e st l i ch c r Kriegsschauplatz. 
Nichts Neues. 
Mazedonische und italienische Front. 
Die Lage ist unverändert. 
Ter Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. 
* 
Übend-Bericht. 
lWTB.i Berlin, g. Januar Abends. Arntlich. Von 
Den Kriegsschanplatzen nichts Neues. 
* i 
Der österreichische Kriegsbericht. 
Wien, 9. Jan. Amtlich wird verlautbart: , 
Lcstlicher Kriegsschauplatz. 
Waffenstillstand. ^_- 
Italienischer Kriegsschauplatz. 
Infolge ungünstiger Sichwerhältnisse blieb die Ge« 
Uechtstätrgkeit aus einzelne Feuerüberfälle beschränkt. 
Der Chef des Generalstabes. 
Der Seekrieg. 
Der zerriitlele englische Kohlenhandel. 
Chemikalien im Werte von 4» Millionen versenkt. 
Berlin. 8. Januar. sAmtlich. WTB) Im Atlanti¬ 
schen Ozean nnd im Aermelkanal sind kürzlich von nu¬ 
feren Nbooten fünf Dampfer nnd ein Segler versenkt 
worden. Mit Ansnahme eines waren sämtliche Damv- 
1er bewaffnet «nd fuhren in Geleitszügen. Emem un¬ 
serer Nboote gelang es durch zähes Festhalten und ge¬ 
schicktes Manövrieren, ans einem nnd demselben Ge- 
jleitszngc drei schwer beladene Dampfer zu vernichten. 
Unter diesen befanden sich die englischen bewaffneten 
Damvfer Bernard (8682 To.l. mit Kohlen nach Gibral¬ 
tar, «ns Bristol Citn (2511 Tv.f. mit Stückgnt. haupt¬ 
sächlich Chemikalien, die nach Nenvork bestimmt waren 
und nach Angabe der Besatzung einen Wert von etwa 
1V Millionen Mark hatten. Der Segler war ein 
VoUschiff von annähernd 2000 To. Größe. 
Der Chef des Admiralstabes der Marine. 
Die Versenkung des Dampfers „Bernard" lenkt die 
Aufmerksamkeit auf den durch unfern Ubootskrreg 
gründlich zerrütteten englischen Kohlenhandel. „Die 
Kohle," sagte Llond George i'.'itz in seiner klassischen 
Rede an die Walliser Beraarbeiter, „ist das Lebensblut 
der Nation." Mit der Kohlenansfnbr bezahlte Eng¬ 
land einst einen großen Teil seiner Ausfuhrschuld. Jetzt 
erstickt es im Kohlenüberffuß. weil ihm Schifie lehlen 
»um Transport über Sec. Selbst im Inland können die 
Eisenbahnen das durch Einschränkung der Küstenschiff¬ 
fahrt gewaltig angeschwoücne Verkehrsbedürfnis nicht 
.jnclir stillen. Die schwarzen Schätze häufen sich auf den 
trüben, drücken dort auf den Preis, zwingen zur Ein- 
»ränkuttg der Produktion nnd zur Arbeitslosigkeit, ent¬ 
erten den Betrieb. Erst kürzlich mußten wieder 2000 
Arbeiter auf einer einzigen Grube entlassen werden. 
Andererseits steigt die .Kohlennot in der Welt. In 
Frankreich werden die Theater nicht mehr geheizt, in 
gennork herrsch! abends Dunkelheit wie in einem Dorf, 
ftt Italien mußten die Eisenbahnen nnd sogar schon 
pichiige Kriegsbetricbe sich rinschränkcn bis unter die 
Grenze des einlässigen. Dieselbe Kohle, die in England 
30 Mark die Tonne kostet, schnellte dort in den letzten 
Tagen in, Schleichhandel ans 500 bis 600 Mark im Preist 
mpor. Die Kotzlennot ist eine der Klippen, an denen 
as Ententeglitck zerschellen wird. 
Donnerstag, den Itz. Januar 
Erweiterung des Sperrgebiets. 
Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht eine Ergän¬ 
zung der Sperrgebietscrklärung vom 31. Januar 191 <. 
Danach wird nur die feindlichen Stützpunkte ans den 
Berdischen Inseln nnd dem Stützpunkt Dakar mü 
dem anschließenden Küstengebiet vom 11. Januar 1918 
ab ein neues Sperrgebiet erklärt. Am gleicheu Tagt 
wird das Sperrgebiet um die Azoren nach Olten über 
die unseren Gegnern als Stützpunkt dienende Insel Ma- 
deira ausgedehnt. Für neutrale Schisse, die in,das neu 
gesperrte Gebiet geraten, ohne daß sie von ferner Er¬ 
klärung Kenntnis haben oder erhalten konnten, sind 
ausreichende Fristen festgesetzt. 
„Klar zum Gsfecht!" 
Holländisch-englischer Zwischenfall. 
Der Dellter Courant meldet: Bei der Heimreise 
des neulich in Hßlland angekommenen Kriegsschiffes 
„Tromp" ereignete sich auf dem Atlantischen Ozean fol¬ 
gender Zwischenfall: Ter Kommandant eines engli¬ 
schen Kriegsschiffes gab dem „Tromp" den Befehl, so¬ 
fort zn stoppen. „Tromp" fuhr weiier. Darauf lost! 
der Engländer einen Waruungsschntz und wiederooltl 
sein Signal. Der „Tromp" setzte deisenungcachtet sem! 
Fahrt fort und signalisierte zurück, vb der Englandei 
denn nickst wrise, daß er es mit einem bollandischeil 
Krieasschiff zn tun habe. Ter Engländer antwortete 
er misse das wohl, aber „Tromp" müsse trotzdem stop¬ 
pen, da er Fahrgäste an Bord habe. Darauf gal 
„Tromp" eine Antwort, die dem alten Admiral Tronic 
Ebre gemacht haben würde. „Tromp" signalisierte futj 
nnd bündig: Klar zum Gefecht! . .. Starr vor Er¬ 
staunen über diese unerwartete Kühnheit wußte der 
Engländer offenbar nicht, was er antworten sollte. Der 
Zwischenfall wurde in einer geheimen Sitzung der 
Zweiten Kammer, die bald nach Antunft des „Tromp" 
abgehalten wurde, vesprochen. 
50. Jahrgang 
1918 
Rückkehr des Kommandanten der .Emden". 
-WTB.) Rotterdam, 8. Januar. Der erste Transport 
der deutschen A u s »>- u sch g e s a n g e n e n aus Eng-, 
laud aus Grund des Abkommens vom 2. Juli 1vt7 trifft 
wahrscheinlicherweise Ente dieser Woche in Holland ein. 
Darunter wird sich der Kommandant des deutschen Kreuzers 
„Emden", Fregattenkavitän Karl v. M ü l l e r. besinden. 
Wilsons Friedensbedingungen. 
Der Präsident der Bereinigten Staaten, Wilson, 
! hat im K o n g r e ß eine Rede über die Friedensverhand- 
! lungen in Brest-Litowsk gehalten. Er zeigt sich über 
! diese und die Verhältnisse in Deutschland wellig unter¬ 
richtet. Nach seiner Darstellung wären in Brest- 
i Litowsk die Verhandlungen von den Russen abgebrochen 
I worden, weil sie als aufrichtige Männer das von den 
! Deutschen vertretene Eroberungs- und Beherrschungs- 
! Programm nicht genehmigen konnten. 
Tie Verdächtigung der Deutschen 
! bildet den ersten Teil der Rede. 
Rach Wilson bot die deutsche Erklärung über das 
i Selbstbestlmmungsrecht der Völker vom 25. Dezember 
Raum zu einer weitherzigen Auslegung, während die 
Erklärung vom 28. Dezember über die Anwendung 
dieses Programms keine Zugeständnisse mehr enthielt.-- 
„Die Zentratmächte fordern jeden Fußtritt Bo¬ 
den, den ihre bewaffnete Macht besetzt hat, jede Pro 
vtnz, jede Stadt, jeden wichtigen Punkt zur Per 
gröherung ihres Gebietes und ihrer Macht. 
Wilson fährt fort: „Man darf wohl annehmen 
daß die allgemeinen Grundsätze des Abkommens voi 
den weitblickenden Staatsmännern Deutsch 
lands und Oesterreichs yerrühren. von dev Männern! 
weiche die Krait des etoenen Volkes, sein Denken unk 
fern Streben kennen, während die kpukreten Forde¬ 
rungen des jetzigen Entwurfes von denjenigen Männern 
kamen, welche nur darauf bedacht waren, zu behal¬ 
fen, was erobert worden ist." 
Nach diesem Zerrbild von den deutschen Forde¬ 
rungen fragt Wilson, in wessen Namen die deutschen 
Friedensunterhändler denn nun gesprochen hätten: 
„Sprechen sie im Namen der deutschen Reichs- 
iagsmehrhcit vom 19. Juli und deren liberaler Führer 
oder im Namen derjenigen, welche diesem Geiste wider¬ 
streben und Eroberungen und Erwerbungen machen 
wollen? Wessen Stimme hören wir jetzt? Hören wir 
vielleicht beide sich unversöhnt und in verzweifelten 
Widersprüchen äußern? Das ist eine sehr ernste Frage, 
von deren Beantwortung der Weltfrieden abhängt." 
Mit dieser völlig falschen Darstellung der Ver¬ 
hältnisse in Deutschland will Wilson auf die Russen 
wirken. Es ist anzunchmen, daß die Russen zu klug 
sind, um darauf hereinzufallen. Am Verhandlungstisch 
in Brest-Litowsk haben sie ja auch Gelegenheit genug, 
zu erfahren, wie lohal in Wirklichkeit die deutschen 
Kriegsziele sind. Tie Stellungnahme der großen 
Mehrheit de» Reichstage» fi!' die Friedens¬ 
politik der Regierung ist obendrein in den letzt 
Tagen klar zum Ausdruck gekommen, sodaß bei d 
Russen das Märchen von der Uneinigkeit der Deutsch 
keinen Glauben finden kann. h« 
Tie Friedensbedingungen der Entente 
behandelt der zweite Teil der Rede des Präsidenten.^ 
Er sagt: 
„Lloyd George hat in bewundernswerter Offen«! 
heit und in bewundernswertem Geiste im Namen des! 
Volkes und der Regierung von Großbritannien ge¬ 
sprochen. Unter den Gegnern der Zentralmächte be-! 
steht keine Ungewißheit über die Grundsätze und keine. 
Uneinigkeit bezüglich der Einzelheiten. Die Russen 
appellieren an uns, damit wir sagen, was wir selbst! 
wollen, welches unsere Absichten sind. Sie wollen 
wissen, ob unser Geist von dem ihrigen verschieden 
ist. Gleichgültig, ob die jetzigen Führer des russischen 
Volkes es glauben oder nicht, so ist es doch unser herz¬ 
lichster Wunsch und unsere Hoffnung, daß irgend ein 
Weg gefunden wird, auf dem wir"dem russischen Volke 
beistehen können, damit es seine Hoffnung auf Frei¬ 
heit und Frieden verwirllichen kann." 
Wilson zählt dann vier grundsätzliche Fricvens- 
bedingunge« auf: 
„Wir fordern weiter, daß es keine internatio¬ 
nalen Geheimabkommen geben soll, daß die 
Diplomaten immer freimütig und öffentlich verkehren. 
Die zweite Bestimmung ist absolute Freiheit der 
Schisfahrt aus den Meeren außerhalb der terri¬ 
torialen Gewässer im Frieden wie im Kriege. Die dritte 
Bestimmung ist die Beseitigung, soweit das mög¬ 
lich ist, aller wirtschaftlichen Schranken und 
die Einrichtung gleicher Bedingungen auf dem Handels¬ 
gebiet für alle Nationen, welche den Frieden bewahren 
sollen und sich zu dessen Aufrechterhaltung gegen- 
seillg verbünden wollen. Die vierte Bestimmung lautet: 
Es sollen Bürgschaften dafür gegeben werden, daß! 
die nationalen Rüstungen bis auf den niedrrg- 
sten Stand, der mit der Sicherheit im Innern des 
Landes vereinbar ist, herabgemindert werden.- 
Jn diesen allgemeinen Forderungen wird Wilson 
weder ber den Russen noch bei den Mittelmächten aus 
Widerspruch stoßen, eher wohl bei England, das der 
schärfste Gegner der Freiheit der Meere ist. Für den 
Augenblick ist das volle Einverständnis Wilsons mit 
den Einzelforderungen Lloyd Georges wichtiger. Die 
Mittelmächte lehnen ohne Bedenken und Uneinigkeit 
die von Lloyd George verkündeten Eingriffe in ihre 
Verhältnisse ab. Und auch die Russen haben sofort 
die Falschheit der Entente durchschaut. 
, ■ i Bemerkenswert dafür ist l\ T -1 ! 1 
ein Gespräch Trotzkis , r 1 ! 
Mit dem Petersburger Vertreter der englischen Zeitung 
„Daily News". Dieser suchte ihn über die Möglichkert 
ernes allgemeinen Friedens auszuyorchen. Er fragte 
Trotzkr, welche Bedingungen er zu erreichen hoffe: 
Trotzkr antwortete lachend, er wünsche sich darübev 
nicht auszulassen. „Wenn wir aber", so fügte er 
hinzu, „tatsächlich ganz logisch zu Werke gehen wollten, 
so müßten wir nun England den Krieg er« 
rlären um Indiens, Aegyptens und Irlands wrllen. 
Sie haben unsere Friedenserklärung gelesen." 
Die Russen sind nicht so einfältig, wie Wllson 
sie einschätzt; sie werden auch seine neuen Bemühungen^ 
Zwiespalt in Brest-Litowsk zu säen, verlachen. j 
Die Zrieöensverhan-lungen. 
Lrefl-Lüowsk. 
Heute wieder eine Vollsitzung. 
Brest-Litowsk, 8. Januar. (WTB.) Heute nachmtt 
tag wmrdc eine Vorbesprechung zwischen den Vorsitzen 
den der hier versammelten Abordnungen abgchaitcn, 
an der teilnahmcn: Staatssekretär v. Ktthlmonn, Mini- 
Ser des Acnsreru Graf Czernin, Justizmtnister Popow 
wlkskommisiar für answärtige Angelegenheiten Trvt.ti 
Grotzwesicr Talaat Pascha nnd der «krainischc Staats, 
fekretär für Handel nnd Industrie Wsewolod Bolnbo, 
wytstk. Nach Erörtcruug von Form- und Programrn 
fragen wurde für morgen vormittag 11 Uhr eine Bolb 
fttznng anberanmt. Später fanden Besprechungen zwi, 
schen Vertretern der Bierbnndmächte und den nkraini, 
schen Vertretern statt. 
Differenzen nnter den Alliierten, 
u-*» Schweizer Grenze, 9. Januar. tT. U.) Dalli 
News und Daily Telegraph vom 5. Januar enthiettel 
Mitteilungen, die von der englischen Zensur unbean¬ 
standet blieben, von Differenzen zcoisckien den Alliiertem 
wegen der Friedenskonferenz in Brest-Litowsk, die ein« 
Semeinsame Kundgebung gegenüber dem russischen 
iriedrnsvorschlag unmöglich gewacht hätten.
	        
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