" Drutschianö.
Eine Rede Hcrtlings im Reichstag.
Berlin. 7. April. Bci Wiederzusammcntritt des Reichs¬
tages öürfie. wie die „Germania" erfährt, Reickskanzler
Graf Hertljng erneut Gelegenheit nehmen, um über die
p o l i t i sch e Lage zu sprechen. Voraussichtlich wird bis
dahin der F r i e d e n s v e r t r a g mit Rumänien unter¬
zeichnet sein, so daß Graf Hertling auch über unsere neuen
Beziehungen zu Rumänien wird sprechen können. Ferner
lürfte der Kanzler sich mit den in der Rede des Grafen
E z e r q i n aufgeworfenen Fragen befassen.
Helfferich im Großen, Hauptquartier.
Berlin. 7. April. Der frühere Vizekanzler Dr. S e l f f e-
r i ch wird sich nach dem „Lokalanzeiger" am Montag in das
Große Hauptquartier begehen.
* * *
Freiwillige Abgabe von Kleider».
(WDB.) Berlin, 7. April. Durch ein Berliner Blatt ist
in der Sonntagsnummer vom 7. April die Meldung ver¬
breitet worden, wonach die Reichsbekleidungsstclle
zur Beschaffung von 750 000 Anzügen für die Rüstungsindu¬
strie eine Verordnung vorbcrcite, die von den Wehrbritrags-
pflichtigen die unentgeltliche Abgabe eines An¬
zuges im Wege de s Zwanges fordere. Die Reichs-
bekleidungÄstelle erklärt ausdrücklich, daß Steile Meldung
falsch ist. Die Ausfnhrungeri des Blattes fußen auf falsch
übermittelten Indiskretionen aus den jüngsten vertraulichen
Besprechungen des Beirates und Verwaltungs-Beamten- i
Ausschusses . er Reichsbekleidungsstelle in den letzten Tagen
gutachtliche Acnßernngen ihrer Ausschüsse über die Art der I
Beschaffung dieser dringend notwendigen Bekleidungsstücke J
ei „forderte. Eine bindende Erklärung der Reichsbeklei¬
dungsstelle, die hierbei in engster Fühlungnahme mit dem
Reichswirtschaftsamt. der Kriegsrohstoffabteiluna und mili¬
tärischen Stellen bandelt, ist noch nicht gefaßt worden. Grund¬
sätzlich steht die Reichsbekleidungsstelle auf dem Standpunkt,
die benötigte Anzahl von Bekleidungsstücken für die Rü¬
stungsindustrie und Landwirtschaft durch eine gleichmäßige
und gerechte Ilmlage bei chllen Kommunalverbändcn im
Reiche durch eine freiwillige Abgabe von der
w o b l h a b e n d c n Bevölkerung gegen Entgelt zu er-
werben. Hierbei sollen die bestehenden Richtpreise für die
Altkleiderabgabe bis um 20 pEt. erhöbt werden Der Schlüs¬
sel für die von den einzelnen Kommunalverbänden anfzn-
briugen.de Anzahl von Bekleidungsstücken bildet einerseits
die Einwohnerzahl, andererseits der in den Kommunalver-
l'ändcn aufgebrachte Wehrbeitrag. Entgegen der Falschmel¬
dung des Blattes, die geeignet ist, die Bevölkerung zu ve-
nnriibigen, leat die Reichsbekleidungsstelle Wert ans diese
Feststellung, die ohne weiteres die Haltlosigkeit der Aus¬
führungen des Blattes daiiun.
*
:: Die Resolution vom 19. Fnli. In einer Ver¬
sammlung des Vereins der Fortschrittlichen Votksparlei
für Hirschberg-Schönau führte Dr. Ablaß aus: „Wir
befanden uns dainals in einer der kritischsten Schick¬
salsstunden des ganzen Weltkrieges. Die hinter der
Sozialdemokratie stehenden Volksmassen wurden da¬
mals wankend, für die glückliche Fortsetzung des Krie¬
ges mußte ihre freudige Mitarbeit erhalten wer¬
den, und deshalb mußte der 8.'eichstag erklären, daß
wir den Krieg nur als Verteidigungskrieg führen. Auch
den österreichisch-ungarischen Völkern mußte gegenüber
der von anderer Seite betriebenen Agitation klarge¬
macht werden, daß nicht etwa deutsche Eroberungs¬
sucht die weitere Fortsetzung des Krieges bestimmt.
Es wurde bewiesen, daß nur der Feind, der das in
der Resolution enthaltene Friedensangebot abermals
ablehnte, die Fortsetzung des Krieges verschul-
d e t. Dadurch ivurde dem deutschen Volke das Durch¬
halten erleichtert und seine innere Geschlossenheit wei¬
ter gesichert. Die Resolution hat schließlich aber auch
ihr drittes Ziel erreicht, sie hat den Friedenswillen in
Rußland so stark werden lassen, daß er alle Strömun¬
gen besiegte, sie hat Rußland an den Verhandlungs¬
tisch gezwungen. . . . Aber die Resolution ist kein un¬
abänderliches Programm: sie ist keine Offerte, an
die sich der Reichstag für alle Zeiten dem Feinde ge¬
genüber gebunden hat. Die Stunde, in der wir noch
ans der alten Grundlage Frieden zu schließen bereit
waren, ist vorüber. Wir sind nicht mehr an unsere
früheren Bedingungen gebunden."
:: Das Reich uni» der Wasserstraßcuausbau. Dis
vom Reichstage angeregte Uebernahme von Wasser¬
straßen auf das Reich steht, einer Nachrichtenstelle zu¬
folge, nicht in Aussicht, da für eine derartige
Regelung im Bundesrat keine Aussichten vorhanden
sind. Demgemäß kommt auch die Schaffung eines
Reichsamtes für Wasserstraßen nicht in
Frage. Soweit das Reich an den Angelegenheiten,
welche die Wasserstraßen betreffen, interessiert bleibt,
erfolgt ihre Bearbeitung durch das Reichswirtschaftsamt.
:: Das Herrenhaus tritt am 9. April zu einer
kurzen Tagung zusammen. In der ersten Sitzung wird
über einige kleine Vorlagen beraten werden, so über
den Gesetzentwurf, der bas Dampfkraftwerk in
Hannover betrifft. Dann dürfte die Erörterung de,
Polen frage aus Anlaß der Siedlungsdcnk-
fchrist das Haus in Anspruch nehmen. Schließlich
steht noch das Gesetz zur Dereinfachnng der Verwaltung
auf der Tagesordnung. 'Vermutlich wird die ganze
Tagung des Herrenhauses nur zwei bis drei Tage
dauern.
Der preußische Wahlrcchtsausschuß nimmt
am Donnerstag, 11. April, seine Arbeiten wieder aus
nachdem vorher die Fraktionen des Abgeordnetenhauses
zu den bisherigen Beschlüssen des Ausschusses Stel¬
lung genommen haben. ,
Neue Verhandlungen mit Holland.
Nachvenl das Handelsabkoinmen zwischen Deutsch¬
land und Niederland am 31. März erloschen ist, sind <
zurzeit zwischen beiden Ländern neue Verhandlungen
im Gange. Eine Note an die niederländischen Blätter
knüpft an eine Meldung, wonach während der Unter¬
handlungen keine Steinkohle auü Deutschland ge¬
liefert werden soll. Die Mitteilung, daß dies noch«
kein Anlaß zu besonderen Maßnahmen für die Kohlen-
vcrsorgung sei, daß aber, wenn nicht bald eine Ver¬
ständigung erzielt werde, Maßnahmen zu einer wei¬
teren Beschränkung des inländischen Verbrauchs unum-,
gänzlich würden. Diese Maßnahmen seien schon aup
alle jzälle vorbereitet.
r:: Tcucrnngsgelder für die M. d. A. Dem Abge¬
ordnetenhause ist eine Denkschrift der Regierung betref¬
fend die Gewährung von Teuerungsentschädigungcn an
die Mitglieder des Abgeordnetenhauses zugegangen
Darin wird ausgeführt, daß die den Abgeordneten
gewährten Tagegelder von 15 Mark bei den gegen¬
wärtigen Teuerungsverhältnissen in Berlin nicht mehr
ausreichen. Tie Regierung sieht es daher als billig
an, daß ebenso wie den Beamten und Angestellten auch
den Abgeordneten, die im Zusammenhang mit der Aus¬
übung des Mandats unter der Teuerung zu leiden
haben, dafür eine besondere Entschädigung zuteil wird.
Diese Entschädigung soll nicht in der Form einer all¬
gemeinen Teuerungszulage zu den Tagegeldern geleistet
werden, sondern nur an diejenigen, welche an den
Tagen, für welche die Entschädigung gewährt wird,
in Berlin zur Ausübung ihres Mandates anwesend ge¬
wesen sind. Die in Berlin und Umgebung wohnenden
Abgeordneten sollen nur an denjenigen Tagen die Ent¬
schädigung erhalten, an denen sie an einer Vollsitzung
oder an einer Nusschußsitzung teilgenommen haben. Die
Entschädigung soll in Höhe von 10 Mark täglich gewährt
werden. Die Negierung empfiehlt im Hinblick auf den
vorübergehenden Charakter der Maßnahme, daß die
Entschädigung nicht durch Gesetz, sondern im Verwal¬
tungswege festgesetzt werde. An diejenigen Abgeord¬
neten, die gleichzeitig Reichstagsmitglieder sind, wird
die Entschädigung während der Tagung des Reichs¬
tages nicht geleistet. Das Teuerungsgeld soll mit Rück¬
wirkung vom 15. Januar d. I. gezahlt werden.
:: Die Löschung ver Disziplinarstrafen. Dem
Wunsche der Mehrheit des Preußischen Abgeordneten-
bauses ans Löschung der Disziplinarstrafen für Be¬
amte und Lehrer kommt jetzt ein Erlaß des Staats-
tninisteriums nach, der folgende Bestimmungen enthält:
Die in den Personalakten befindlichen Vermerke über
Disziplinarstrafen sind mit einem Löschungsvermerk zu
bersehen, wenn der Beamte seit Festsetzung der Strafe
während einer Bewährungsfrist die Pflichten seines
Amtes zufriedenstellend erfüllt hat. Diese Bewäh¬
rungsfrist betragt bei Warnungen, Verweisen und
Geldstrafen bis 30 Mark fünf Jahre, bei sonstigen Diszi¬
plinarstrafen zehn Jahre. Mit Löschungsvermerken ver¬
sehene Strafen sollen dem Beamten nicht mehr zum
Vorwurf gereichen und in Berichten an Vorgesetzte
Behörden nicht erwähnt werden. In die Akten sollen
für ihn ungünstige Tatsachen (Vorkommnisse) — nicht
Urteile — nur nach Anhörung des Beamten einge¬
tragen werden. Dessen Aeußerung ist der Eintragung,
beizufügcn.
Allgemeine Kriegsnachrichteu.
4 Das neue Wunder.
Arthur Meyer verkauft im „Gaulois" folgende
Phantasien: „Frankreich kann nicht unterliegen!Wenn
ihm dieses Los zuteil werden sollte, warum sollte ihm
das Geschick drei Jahre Aufschub gegeben haben?
Es hätte Frankreich schon an der Marne oder an der
User untergehen lassen. Frankreich kann nicht besiegt
werden, weil die Menschheit aus seiner Niederlage kei¬
nen Vorteil ziehen kann. Alle Weltreiche,, wie das
griechische, römische, das spanische unter Karl V., das
englische im 18. Jahrhundert, haben die Menschheit in
der Kultur und in ihrer Größe vorwärts gebracht. Bon
diesen Völkern, wie von guten Hirten geleitet, ist die
Welt zipilisiert, kolonisiert, erleuchtet, veredelt worden.
Jeder kennt auch das Wort Frankreichs, das in dem
Wahlspruch: „Gesta Dei per Francos" zum Ausdruck
kommt. Deutschlands Triumph wäre, um mit Bergson
zu reden, eine Rückkehr zur Sklaverei; an diese Mög¬
lichkeit glauben, heißt an der Entwicklung der Mensch¬
heit zweifeln und Gott, den gütigen Gott, verleugnen.
Nur Mut also! und Mut, der sich auf Tatsache»
gründet. Der anfangs so düstere Horizont klärt sich
auf. Wir rechnen auf den Scharfblick unserer Generäl«
und die Tapferkeit unserer Soldaten. Aus eine«
Augenblick erschüttert, haben unsere Verbündeten wie¬
der Kraft geschöpft. Gewisse Jrrtümer sind nunmehr er¬
kannt, und gewisse zu lange aufgehobene Entschei¬
dungen werden getroffen. Alles ruft uns hoffnungsvoll
und gläubig zu: „Unser Land kann nicht besiegt wer¬
den." Warten wir daher auf ein neues Wunder
wie an der Marne."
Schamlose Lügerei,
für die es schon gar keinen Ausdruck mehr gibt, ge¬
stattet sich der Major Grayson M. P. Murphy, Mit¬
glied des Stabes des Generals Pershing, um die Kriegs-
begcisterung zu heben. Er ist aus Frankreich in der»
Vereinigten Staaten eingetrosfen und hat Veranlas¬
sung genommen, seine Landsleute darauf hinzuweisen,
welch fürchterliches Los die amerikanischen Soldaten
erwartet, die in deutsche Hände fallen sollten. Diese
Erbärmlichkeiten eines amerikanischen Offiziers ver¬
dienen es, niedriger gehängt zu werden. Major Murphy
kann es nicht über sich gewinnen, die fürchterlichen
Grausamkeiten näher zu schildern, die deutsche Sol¬
daten an Frauen und Kindern und alten kranke»
Leuten begangen haben. Er beschränkt sich darauf,
in dieser Beziehung zu erwähnen, daß die Deutschen
die gefangenen verwundeten englischen Sol¬
daten in einen großen Haufen zusammenschmcißen
und diesen Haufen zuckender menschlicher Körper so¬
dann mit Handgranaten bewerfen. Wenn der
Krieg heute zu Ende gehen sollte, meint dieses ver¬
logene 'Subjekt, so «wird Deutschland nach kurzer Zeit
seine Landarmee und seine Seestteitkräfte auf die Ver¬
einigten Staaten werfen. Wenn nun die Amerikaner
nicht imstande sein sollten, Deutschland mit Hilfe der.
Verbandsmächte zu besiegen, wie könnten sie dann
jc daran denken, als alleinstehende Macht diesen starken
Gegner niederzuzwingen. Englische Frauen haben Ma-
jvr Murphy erzählt, daß sie stets Gift bci sich tragen,
um tm Falle eines deutschen Einfalles in England
sich den Tod zu geben, um so dem Schicksal zu ent-,
gehen, in die Hände der Deutschen zu fallen.
(DcDXWcD-XcDcT«XMcDXXcDWXcDrDXcDcDXWcD
GDODXGDGDXODGOXGOGDXXGDGCXaDODXaD00X0000.
Wer den Frieden will, der zeichne ,t
. - Kriegsanleihe!
ODGDXGDGOXGDGOXGDaOXXODGDXGDaDXGDGDXODGD: (
GDODXaDC3DXGDCDXaDGDXX<3DGDXaDGDXaDaoXaDaO.
Italienische Hetze Hegen Deutsch-Schweizer.
?1us Rom wird die Verhaftung des aus Basel
stammenden Direktors des Hotels Minerva, Tschoon^
gemeldet. Er soll aus Anlaß einer patriotischen Ban-
kettrede zu Ehren des Fliegers Angelotti „mißbilli-
gende und verächtliche Bewegungen" gemacht habeitt
i, | Eine Wirischaftskrisis in Paris.
' ' Französische Zeitungen melden, zahlreiche In»
dustrielle und Kaufleute hätten ihre Betriebe ge»
schlossen, weil sie die Verantwortung nicht aufs
sich nehmen wollten, für den Fall, daß in ihren Be»
trieben Geschosse einschlügen. Eine große Zahl Ar¬
beiter werde daher täglich arbeitslos. Die Krise seit
jener zu Kriegsanfang ähnlich und drohe das Pariser
Wirtschaftsleben lahmzulegen. Tie Regierung muffet
Maßnahmen zur Fürsorge für die Arbeiter ergreifen^
: j Türkischer Vormarsch im Kaukasus.
Der türkische Heeresbericht vom 5. April teilk
trtit: An der Kaukasusfront haben unsere Truppen auL-
breiter Front den Vormarsch fortgesetzt. . ;
Der Einsatz der französischen Reserven. _
Gefangene französische Offiziere aus dem Abschnitt
südlich der Aore, den die Franzosen in den ersten
Apriltagen von den Engländern übernahmen, um dem
deutschen Vormarsch auf Annens Einhalt zu gebieten
äußerten sich sehr ungünstig über den militärischer
Wert der englischen Armee. Die 163. Division wurd,
aus der Champagne auf Lastkraftwagen in 48stün>
diger ununterbrochener Fahrt in den Avre-Abschnitt
verbracht, und die Truppen, die zwei Tage ohn«
Verpflegung geblieben waren, wurden, ohne ihnen ein«
Rast zu gönnen, an die Front geworfen. Diese fran.
zösischen Regimenter haben sich, wenn sie auch de»
deutschen Angriff um mehrere Kilometer Raum gebe,
mußten, bewundernswert geschlagen, freilich erhöht diel
nur die Tragik der französischen Armee. Das Versage«
der englischen Führung zwingt sie zur Aufopfe-
rung ihrer Reserven, will sie verhüten, daß
nicht noch weitere Landstriche Frankreichs verloren
gehen.
" Eiy russisches „Regiment Liebknecht". Ter Son¬
derberichterstatter der „Agence Havas" in Petersburg
meldet: Auf Befehl der Regierung hat das erste Regi¬
ment der Roten Armee die Bezeichnung „Karl Lieb¬
knechts sozialistische Abteilung" erhalten.
Australiens Gctreideüberschuß unverwendbar. N
« Nach einer Meldung des australischen Getreide»
amtes lagern bei den Schiffahrtsvertretern 20 187 und
bei den Mühlen 22 420 Tonnen Getreide von der Ernte
des Jahres 1915/16, ferner 2,8 Millionen Tonnen bzw,
155 720 Tonnen aus der Ernte 1916/17, so daß man
in Australien das neue Erntejahr mit einem Getreide¬
vorrat von 3,4 Millionen Tonnen antritt. Bis Endes
Januar kamen hierzu noch die Erträgnisse der letzten
Ernte, so daß in Australien augenblicklich nahezn
6 Mi llionen Tonnen Getreide auf die Ber»
sichiffung warten. Die Erklärung der englischer»
Regierung, daß der Mangel in England eine Folge;
des WeltmangelS an Getreide sei, ist unwahr. Dieser;
Mangel in England ist allein dem Fehlen des Schiffs-,
raumes züzuschreiben. ^ J
. ' Italien wird mißtrauisch.
' Ter italienische Ministerpräsident Orlando halt
Rom für mehrere Tage verlassen. Er har sich an¬
geblich nach Paris begeben, um Clemenceau wegen,
des Friedensgerüchtes, das Czernin verkündet hat, per-,
sönlich zu befragen.
Wie der „Secolo" berichtet, hatte der Ministes
des Aeußeren, Sonnino, eine lange Unterredung min
dem früheren Kriegsminister Alsieri. Gegenstand deH
Beratung war die militärische Lage. k
Weiter wird berichtet, der italienische Ministerraü
habe sich sehr eingehend mit den Enthüllungen Czerninsz
beschäftigt. Es wurde hervvrgehoben, daß dadurch die»
volitische Lage eine wesentliche Veränderung erfahren^
könnte. Auch sei die Möglichkeit nicht ausgeschlossen^
daß die deutschen Westfrontersolge bedeutende«
Rückwirkungen auf Italien Hervorrufen könnten»!
Wie verlautet, herrscht unter den italienischen Staats--!
männern das Gefühl vor, daß die Alliierten Italien,!
gegenüber nicht mehr die genügende Solidarität be--i
zeugten. Die ganze Situation Italiens fange an^
unhaltbar zu werden. ~
Rumänisch - Bulgarisches.
Ter bulgarische Ministerpräsident Radosläwow er-«-
klärte in der Sobranje, die Erlangung der Tobrudsch»
ist die erste Stufe des bulgarischen nationalen Staates»
Alle Welt erkennt den bulgarischen Charakter der Do--
brudscha, Mazedoniens und • des Morawalandes an»
lieber Beßarabien wird mrtgeteilt, daß keineswegs
von Rumänien die Räumung dieses Landes geplant fei)
Amerikas Waffeuhilfe. j
Angesichts der jüngsten hochtrabenden Zusicherun--,
gen der Vereinigten Staaten an die Entente erinnerst
man sich dessen, was Amerika bei seinem Kriegseintcitv
versprochen und was es davon gehalten hat. Einem
besseren Zeugen hierfür als den Kongreßausschuß kann»
man sich nicht denken. Er stellte Anfang Februar»
1918 fest, daß. nicht einmal die bereits ins Feld ge»
sandten Truppen vom Heimätlande ausgerüstet werden;
kvnnlen. Kein Gewehr, kein Ma sch inenge»,
wehr, kein Geschütz konnte ihnen mitge»
geben werden. Frankreich und England mußtenj
nicht nur diesje Truppen ausrüsten, sondern sahen sich!
überdies gezwungen, das gesamte notwendige Aus¬
bildungspersonal und Material nach Amerika zu schicken^
Der amerikanische Kriegsminister «wich allen Fragen)
der AuSschußmitglieder aus. Aehnlichc Enttäuschungen
erlebte die Entente bei dem mit großem Wortschwalls
verkündeten amerikanischen Werftenbau. Auf bisher;
ungeklärte Weife verschlang dieser nicht weniger als
fünf Millionen Dollars, obwohl die Fortschritte des)
Baues äußerst dürftig waren und um viele Monate»
hinter dem festqclegten Programm zurückblicben. , j
. *
Fkldnxn schall von Eichhorn Oberbefehlshaber der Ukraine.
Kiew, 0. April. Gcneralfeldmarschall von Eichhorn
ist gestern hier cingetroffe», um den Oberbcfebt Uber die