Die Angst »in Calais.
Wie aus London gemeldet wird, spricht die englische
Presse von her Absicht. Dünkirchen und Calais zu
raumen „He« Vnerland" empsieh.i den Eualinidern eine
Bcschteun-guna «irrer Blasm'buien und glaub« u,cht. das; cs
«elniae'i wird, die riesigen Borrät' rechtzeitig abzutrans-
vort creu. Wenn eS den Deutschen erö einmal gelungen sei.
Calais als Stützpunkt für ihre U-Boote und Torvedojüger
zugcivinnen. danri sei auch Dover bedroht.
Der hieist des deutschen Offiziers.
Rotterdam. 16. April. Der englische Kriegsbericht¬
erstatter Gibbs schreibt zu den .Kämpfen bei Bail-
l e u l : .
-Die deutschen Offiziere scheine« von eiue,n fana¬
tischen Berträne« in den Sieg beseelt gewesen
z« sei« »nd Haben alles getan, um auch ihre Mannschaften
mit diesem Geiste z« durchdringen. Der Führer der Re¬
serven. Generalmajor Hoefer. ein Mann mit eincm
Arm. führte die ersten Stnrmwellcn an nnd lies, einen
Stock schwingend, seinen Soldaten voran."
Englische Brntalität.
(WTB.) Berlin, 17. April. Seit Beginn der deutschen
Offensive h«rben die Engländer die französische Bevölkerung
zu ganz kurz befristeter Räumung des Kampfgebietes ge¬
zwungen. Niemanden wurde Zeit gelassen, sein Hab und
Gut zu bergen. Die englische Soldateska bemächtigte sich
plündernd des zurückgebliebenen französischen Eiaentums.
Neuerdings behandeln die Briten die Bnndesaenossen noch
grausamer. Im Kampfgebiet der Los unterließen die
enigllschen Mlitärbehvrden selbst die rechtzeitige Be¬
nachrichtigung der Bevölkerung! Die bedauernswerte«
Menschen konnten also aus der gefährlichen Zone nicht ein¬
mal entfliehen, um das nackte Leben zu reiten. Sie ließen
rielmehr die Einwohner von Estaircs, Saillo und vielen
anderen Orten erbarrnungslos zurück, ohne die Mittel zur
Abbeförderung zu stellen. So wurden Greise, Frauen und
Kinder schonungslos den Schrecken des Trommelfeuers und
der sich »m die einzelnen Ortschaften abspieleuden Kämpfe
ansgesetzt. Die unglückliche französische Bevölkerung in der
Zone ist zum Teil tot oder verwundet, und Soldaten
fanden Frauen nnd Kinder vor, die infolge der Er¬
lebnisse wahnsinnig geworden waren. Zitternde Greise,
irrsinnige Worte murmelnd, starben in den lodernden Flam¬
men ihrer Häuser. Sterbende Kinder lagen allein und ver¬
lassen in der Nähe der Trümmerstätten.
lWTB.s Berlin. 16. April. Nichtamtlich. England ver¬
sucht seinen eigenen Truppen die Größe seiner Niederlage
zu oerkeblcn. Der englischen Garde war bis zum 11 4. kein
Wort von den großen Erfolgen dxr deutschen Offensive mit-
«aeteilt worden. Ans den, Durchmarsch durch eine franzö¬
sische Stadt jedoch erfuhren sie gerüchtweise, daß die Deut¬
schen 70 000 Mann gefangen und 100 (!) Geschütze erbeutet
batten. Auch anderen Truppenteilen sncbt England die gro¬
ßen Fortschritte zu verbergen. Zahlreiche in.deutsche Hand
gefallene Engländer wollten den ihnen auf der Karte er¬
klärten Geländegewinn nicht glauben. Während die Städte
Merville nnd Locon durch englisches Feuer in immer dü¬
stere Trümmerhaufen verwandelt werden, setzten die Fran¬
zosen auch am 16. 1. die Beschießung unserer Unterkünfte
sn der inneren Stadt Laon mit schwerem Kaliber fort Tag
s'>r Tao müssen die Engländer den Deutschen weite Strecke«
französischen nnd belgischen Bodens überlassen. Während
des kärglichen Raumgewinnes in der viermonatiaen Flan-
dernoffensivc zählten die Engländer in ihren Heeresberich¬
te'- die einzelnen Ortschaften ans. d«e sie von den Deutschen
bereit haben wollten. In knapo 4 Wochen büßten die Eng¬
länder n ett über das Hundertfache französischen und bel-
eNchen Bodens wieder ein. Die Zahl der eroberten Städte.
Dörfer und Ortschaften läßt sich bei der Größe de?- von den
Deutschen eroberten Gebietes nicht angeben Weite Land¬
striche die von der KrieaSfnrie bisher verschont blieben,
lernen infolae des englischen Versagens setzt die Schrecken
des Krieges kennen. Stadt um Stadt nnd Dorf um Dorf.
Gehöft um Gehöft schießt die britische Artillerie in Trüm¬
mer Die Fluren werden oerwüstet und die Bevölkerung
rücksichtslos vertrieben. Hab nnd Gut. Aecker. Gärten und
Herden muß der Franzosen im Stich lassen, die Engländer
machen llch alles z» einen Das ganze Ek-nd. das an'fs neue
über blühendes französisches Land brach dankt Frankreich
lev von England gewollten nnd dnrchgesctzten Berlängeritng
des Krieges.
Den neuen DreLmiMarden-
" Steuern ' 1
t'ird folgendes Geleitwort von maßgebender Stelle mit
uf den Weg gegeben:
Zum dritten Male inmitten des Weltkrieges legt
Lie Reichsregierung dem deutschen Reichstag neue Ge¬
setzentwürfe über neu einzuführende oder zu erböheude
ISteuern vor. Sie bekundet damit, daß sie an ihren
Visher erprobten Grundsätzen der Kriegsfinanzierung
ffestzuhalten gewillt ist Diese Grundsätze bestehen be¬
kanntlich darin, daß die einmaligen Ausgaben
des Reiches auf Anleihen genommen und für die r
kaufenden Einnahmen auch laufende Einnahme¬
quellen erschlossen werden Die Fortsetzung des Krie- J
»es mit seinen wachsenden Ausgaben hat in dem dres-
Ȋhrigen Reichshaushaltsvoranschlag einen Fehlbetrag
von 2,875 Milliarden Mark entstehen lassen
Wie in den beiden letzten Jahren, handelt c§ sich
lauch dieses Mal zunächst darum, den bereits eingetre-
tenen Fehlbetrag zu decken Die Steuervorlagen stel¬
len wiederum nur eine Tcilrefvrm dar Weitere, in¬
tensive Kriegführung, wie auch die erst bei Beendigung
des Krieges in die Erscheinung tretenden Verpfliöhtun-
igcn des Reiches werden die Ausgaben an st ei gen
lassen und die Erschließung neuer Steuerguellen in
der Zukunft bedingen Die Unmöglichkeit aber, heute
schon diesen Gesamtbedarf, die endgültige Summe der
aufzubringenden Mittel genau festzustellen, noch mehr
aber die Schwierigkeit heute schon die wirtschaftlichen
Verhältnisse nach dein Kriege richtig zu übersehen,
gaben es der RetchSfinanzverwaltuna nahegetegt, von
der Einbringung des endgültigen Finanzresormplanes
trbzusehen Dennoch nimmt auch dieses Mal die vor¬
geschlagene Zwischenreform alle Rücksicht, die im Hin¬
blick auf das Gesamtsteuerwerk gcov.en ist, wie es nach
den Plänen der Reichsfinanzverwaltung sich darstel-
len wird. Bei den letzten Sieuervvrlagen ist — wie
erinnerlich — das Gebiet der Verkehrssteuern zum vol¬
len Abschluß gelangt Die Belastung des Verkehrs
Mit den im Jahre 1917 bewilligten Steuern dürfte
die Grenze dessen darstellen, was der Verkehr nach
dem Kriege zu tragen imstande ist. Wenn sich dessen¬
ungeachtet unrcr den diesmaligen Boxschlügen eine Er-!
Höhung der
Postgebühren
befindet, so machte die Post insofern eine Ausnahme,
als früher nicht alle Zweige des Poswerkehrs heran-
gezogen worden waren Es kommt hinzu, daß die Ver¬
waltungskosten der Post in der letzten Zeit derart ge¬
stiegen sind, daß es notwendig wurde, hier durch die
weitere Erhöhung der Gebühren für einzelne Verkehrs¬
zweige einen Ausgleich zu schaffen und so die früher
geschaffenen Einnahmen aus den Erhöhungen für das
Reich zu sichern.
Bei den vorliegenden Steuergesetzentwürfen soll
nun ein weiteres Gebiet seiner endgültigen steuerlichen
Regelung zugeführt werden: das Gebiet der __
Getränke.
Es ist zugleich ein Steuervbjekt. das noch namhafte
Erträge zu liefern vermag.' Es ist bekannt, welche
außerordentlichen Summen vom deutschen Volke für
den Tabak, und für Getränke ausgegeben werden. Die
Steigerungen der Vecorauchsabgaben aus Branntwein
und Bier der letze n Jahrzehnte haben im Reiche nur
beim Branntwein zu einem gewissen Rückgang des
Konsums geführt. Aber der Konsum ist auch so noch
groß genug. Und was beim Branntwein abging, wuchs
offenbar dem Biere zu. so daß man von einem Rück¬
gang im Verbrauch dieser hauptsächlichen alkoholischen
Getränke nicht sprechen kann. Der Entrvurs sieht für
Branntwein ein Großhandclsmonopol vor, während
beim Bier der Weg der FabrikatbesteucrunZ gewählt
worden ist. Sollte die neue hohe Belastung nun doch
zu einem beträchtlichen Rückgänge des Konsums führen,
so wäre das vom Standpunkte der Volksgesundhett
auch durchaus nicht zu bedauern. Aber auch vom
steuerlichen Standpunkte aus wäre selbst ein starker
Rückgang unbedenklich: die Entwürfe rechnen sogar
oon vornherein mit einer solchen Einschränkung des
Verbrauchs.
Bier und Branntwein sind Gegenstände des
Massenverbrauchs,' sie sind aber zugleich ein Luxus-
Verbrauch der Massen, sind Dinge des immerhin ent¬
behrlichen Genusses. Ilm aber auch die tragkräftigeren
Schultern zu rresfen. haben die neuen Entwürfe sich
nicht daraus beschränkt, die schon bestehende Schaum¬
weinsteuer zu erhöhen, sondern auch den Wein in die
Besteuerung hineingezogen, der bisher von seiten des
Reiches verschont war. Die starke Belastung der alko¬
holischen Getränke machte es notwendig, auch die alko¬
holfreien Getränke zur Besteuerung heranzuziehen. da
sonst zu befürchten »vor, daß die sich bei den zu ver¬
steuernden Getränken einstellenden Preissteigerungen in
gleichem Umfange auch aus die alkoholfreien Ge¬
tränke übertragen würden. Mit der Besteueruiig der
alkoholfreien Getränke ist außerdem die Verdoppe¬
lung des Zolles auf Kaffee. Tee, Kakao und
Schokolade verbunden worden Im ganzen sollen
die Getrünkesteuern ein Mehr von etwa 1200 Millio¬
nen Mark liefern, so daß mit diesen Steuerquellen
ebenfalls und endgültig ein geschlossener Teil der
größeren Refvrin vorwcggenommen sein dürfte.
Ausbaufähig erschien die im Jahre 1916 cin-
geführte
Warcnumsatzstcuo
Sie ist in eine allgemeine Umsatzsteuer umgeänvert:
worden und soll fortan nicht nur den Umsatz in Waren,
sondern auch alle Leistungen treffen, die gegen Entgelt
von jeder einen selbständigen Beruf ausübenden Person
vollzogen werden Gleichzeitig ist eine besondere Be¬
rücksichtigung des Umsatzes in Luxuswaren vor¬
gesehen, indem bestimmt umgrenzte Luxuswaren be!
ihrem Absatz an die Verbraucher mit einer Steuer
von 10 v H. und 20 v. H. belastet werden. Nach den
Entwurf soll die neue Umsatzsteuer etwa eine Milliard«
Mark einbringen.
Obwohl die vorgenannten Steuern letzthin nur iw
Rahiuen des gesamten Steuerwerkes, der bisher ge¬
schaffenen wie der noch kommenden Steuern, betrachtei
und beurteilt werden müssen, so leLt die vorliegende
Teilreform dennoch Wert darauf, einen billigen Aus¬
gleich zwischen den Verbrauchs- und Verkehrsabgaben
auf der einen Seite und der direkten Belastung aus
der anderen Sette herveizusühren. Daher wird weiter
eine -.
Kriegsstcucr für Gesellschaften
vorgeschlagen, die innerhalb der gesetzlich sestgelegten
Sicherungsrücklage eine wesentliche Erhöhung der Sätze
gegen die erstmalige Kriegssteuer vorsieht. Endlich
befindet sich noch unter den Vorschlägen eine Neurege,
lung der sogenannten Ncichsstcmpclabgaben und des
Wechselstcmpels, von der als wichtigste Aenderung her¬
vorzuheben ist. daß die Börsenumsatzsteuer, soweit der
Umsatz in Aktien in Frage kommt, auf das Zehnfache
erhöht worden ist.
Aus der Kriegssteuer und der Börscnstcucr wer¬
den insgesamt 800 Millionen Mark erwartet, wobei
freilich zu bemerken ist, daß der Eingang aus der
Kriegssteuer in Höhe von etwa 500 bis 600 Millio¬
nen Mark nur ein einmaliger ist.
:: Tie offizielle Liste der neuen Stenern, mit!
denen das 3 Milk' rdendefizit des Reichshaushaits
gedeckt werden soll, sieht also aus:
I. Entwurf eines Gesetzes über das Brauut-
lv c i n m o no P cl,
,, 2. Entwurf eines B i e r sicuergesetzes,
j < 3. Entwurf eines Wein steuergcsetzes,
4. Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des
Schaumwein steuergcsetzes,
5. Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Be¬
steuerung von Mineralwässern uiid künstlich be¬
reiteten Getränken,
6. Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderung
des Gesetzes, betreffend eine mit den Post- und Tele¬
graphengebühren zu erhebende außerordentliche Reichs¬
abgabe, vom 21. Juni 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 577),
7. Entwurf eines Gesetzes über die Kriegs¬
steuer der G e s e l l s ch a f t e n für das vierte Kriegs¬
geschäftsjahr.
8. Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des
Rei ch sst emp e lgesetzes.
9. Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung des
W e ch s e l st c in p e l gesetzes,
10. Entwurf eines Umsatzsteuergesetzes.
II. Entwurf eines Gesetzes gegen die ««euer,
\ flucht.
, Tie neue Reichsabgabe der Post „ ,
ioH einen Ertrag von 125 Millionen Mark bringen '
Fast alle Leistungen der Post werden zu dem Zwecks!
erhöht. Jeder Brief kostet 5 Pfg. (der schwere Ortsbrieft
wgar 10 Pfg.) mehr. Ortspostkarten kosten 5, andere!
Postkarten 10 Pfg. Das Zukunftsporto bei Drucksachen-
neigt bei Sendungen bis 50 Gramm um 2 Pfg., biK
100 Grannn um 2% Pfg. über 100 Gramm um 5 Pfgü
Das Porto der Geschäftspapiere wird nur 5 Pfg.;
teurer, ebenso das der Warenproben über 100 Gramm.,
5 Kilo-Pakete kosten in der 75 Kilometer-Zone 15 Pfg.
inehr, bei weitergehenden Sendungen 25 Pfg. Beö
schwereren Paketen beträgt oer Zuschlag 30 Pfg. im Rah-,
verkehr, 50 Pfg. sonst. Briese mit Wertangabe kosten!*
im Nahverkehr 5 Pfg., sonst 10 Pfg mehr: dev
o Pfg.-Zuschlag ist auch be« Postauftragbriefen. Post¬
anweisungen bis 100 Mark sind 5 Pfg. teurer, über 100*
Mark 10 Pfg. Der Wortprers bei Telegrammen steigtt
um 3 Pfg. Der Mindestzuschlag bei einem Telegramm!
ist 15 Pfg. Bei Ferngesprächen werden die Säge um-
20 Prozent erhöht. i
Die neue Kriegsstcucr der Gesellschaften sieht von-
den Mehrgewinnen (über die gesetzliche Rücklage) eine'
Abgabe von 30—60 Prozent vor. Während in den
ersten drei Kriegsjahren die Kriegsgewinnsteuer 400
Millionen aufbrachte, soll sie litt 4. Kriegsjahre 600
Millionen Mark ergeben.
Der erhöhte Bierzotl soll dem Reich eine Mehr-
einnahme von 2,4 Millionen Mark sichern. (Der Zoll-,
satz ist mit 25,40 Mark pro Hektoliter in BorschlciM
zebracht.)
Die Wcchsclstempelsteucr ist mit dein Satze von.
9,6 pro Tausend (bisher 0,5) angesetzt. Dies soll 4s
Millionen Mark Mehreinnahmen sichern. _■
Als Erträge der neue« Steuern
oder Stcnererhöhungcn sind vorgesehen: >
338 Millionen Mark aus der Biersteucr, ' - v
440 Millionen Mark ans der Branntweinsteuer,
I Milliarde Mark aus der Warcnnmsaustcucr.— ,
Diese soll von 1 vom Tausend auf.1 von« Tausend erhöht
werde», nnd cs soll mit Ausnahme der Löhne «u&
Gehälter sogar endlich jeder Zahlungsverkehr be¬
steuert werden. — Tie Steuer soll auch erhoben werde«
vom Wertpapicr-Umsab, jedoch bei Ncichsanlcihc «urj
zur Hälfte.
VkMschiMö.
Die Balte» beim Kanzler.
Tie Abordnung der vereinigten Landesräte von Liv¬
land, E st l a n d, Riga und O e s e l ist laut «Bert. Lokal-
anzeiger" gestern tu Berlin eingetroffen. Sie wird, wie es
heißt, vom Reichskanzler nach dessen Rückkehr aus dem
Großen Hauptquartier empfangen werden. Die Abordnung
wird bei dieser Gelegenheit die bekannten Wünsche ihrer
Heimat nach einem engen Anschluß an das Deutsche
Reich, die bereits in der Hnldigungsdepesche an den Kai¬
ser zum Ausdruck kamen, aussprechcn.
Das deutsch-französische Gcfanqcncnabkommen
(WTB.) Konstanz, 17. April. Nach langjährigen Ver¬
handlungen wurde endlich ein Ueb ereinLomme.n mit
Frankreich erzielt, daß ein Teil der 48 Jahre alten
Mannschaften, welche schon über 18 Monate in französischer
Gefangenschaft sind, ausgetanscht ivird. Von diesen deutschen
Kriegern, meist Familienvätern, ivird heute Abend 8 Uhr
28 Min. der erste Transport lster eintressen.
(WTB.) Berlin^ 17. April. Das Volkskommis¬
sariat für auswärtige Angelegenheiten in
Mvskair teilte der deutschen Regierung mit. daß es denr
Eintreffen der deutschen diplomatischen Abord-
nuna in Moskau cnlgegcnsehe. Alle Anordnungen für den
Empfang seien getroffen. Dtze russische Regieruna hat für
den Grafen Mirbach bereits ein Hans in Moskau zur
Verfügung gestellt und wird die Mission, die morgen Berlin
verläßt, an der russischen Grenze mit einem Ertrazug ab-
holen lassen.
(IVTB.) München, 16. April. Bei der Beratung des
Haushaltes der Staatsschuld in der Kammer der
Abgeordneten sprachen sich die Redner des Zentrums und der
Liberalen gegen die Abwälzung der Re i ch s sch »l d c n
auf die Bundes st aatcn ans nnd begrüßten die seiner¬
zeit gemachte Aeußerung des bayerischen Ananzministers
ans die Forderung einer Kriegsentschädigung von unseren
Gegnern: Bon Seiten der Sozialdemokraten und der Re¬
gierung wurde nicht in die Erörterung eingcgrifsen.
Kiihlmann Gerüchte.
Berlin, 17. April. Die „Deutsche Zeitung" meldet, daß
die Gerüchte nach denen Herrn von Kühlmanns Stunden
gezählt sind, sich verdichten. Angebliche Nachfolger werden,
so schreibt die „Deutsche Zeitung", bereits lgenannt. erfreu¬
liche und nnerfreuliche. der Zahl nach diese überwiegend, an
ihrer Koihe. ivie bereit ^eim Ausscheiden des Vorgängers
Kühlmanns, die Namen der Grafen Bernsdorff- und Brock--
dorrf nnd des Herrn von Hintze.
:: Eine „schöne Redensart". Ein Mitglied des.
Kriegsernährungsamts. Herr Rupprecht, hielt in Dres¬
den einen Vortrag, worin er erklärte, das Wort von
der restlosen Erfassung aller Lebensmittel seft
Nichts als eine schöne Redensart, die technisch gav
Nicht durchzu führen sei. j.
Im übrigen kündigte der Redner an. daß mög-!
lichcrweise eine Verkürzung »der Brotration undt
vielleicht auch eine kleine VerrinZernng der Knrtoffel--i
ration zeitweise eintreten müßte, falls die Vorräte!
aus der Ukraine nicht rechtzeitig und nicht in genügen-^
dem Maße eintrlifen. Tie Rationierung von Brots
und Fleisch werde noch jahrelang dauern.
:: Tic Beamten-?!usschüsse wurden im Hauptaus-jx
schusse des Reichstages bei der Fortsetzung der Bera¬
tung des Marineetats trotz der ablehnenden Haltunz
der Regierung weiter verlangt. Staatssekretär vom
Capelle machte aber wenig Hoffnung: „Persönlich bin
ich kein Gegner der Beamtenausschüsse, aber ich bin
nicht in der Lage, eine andere Zusicherung zu geben,
als daß ich den Antrag, wenn er angenommen wird^
weitergeben und kommissarische Beratungen anrcgenj
werde. Tie geforderten Jntendanturbeamten sind be-,
xeits für die Demobilisierung dringend notwendig." j
:: Ter Verband deutscher Arbeitsnachweise hat ein-,
stimmig den Beschluß gefaßt, beim Bundesrat undt
° Reichstag wegen schleuniger Vorlage eines deutscher^
Arbeitsnachweisgesctzcs vorstellig zu werden. Ein sol-;
ches Gesetz erweist sich mit Rücksicht auf die Demo-^