Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Politische Rundschau. 
— Berlin, 18. April 1918. ^ 
> — Ter Deutsche Handelstag halt in Berlin am! 
80. April und 1. Mai eine Ausschutzsitzung und am 
2- Mai eitle Vollversammlung ab. 
— Tie nationalliberale Partei Preußens hat aus 
den 28. April einen Parteitag einberufen, um zur 
Frage des preutzifchcn Wahlrechts Steilung zu nehmen. 
— Oberhosprediger I). Ernst Drhander beging am 
Donnerstag seinen 75. Geburtstag. 
I — Staatssekretär Dr. v. Kühlinann ist aus dem 
Klrogen Hauptquartier zurückgekehrt. Er dürfte nun 
Plicht sofort nach Bukarest zur Fortsetzung der Verhand- 
Lungen und Unterzeichnung des rumänischen Friedens- 
Vertrages fahren, soudern noch einige Tage in Berlin 
bleiben. — Der Reichskanzler Graf .Hertling ist 
noch rm Großen Hauptquartier und wird vorläufig 
noch nicht nach Berlin zurückkvmnren. 
■*' :: Der Streit um den tt-Bootkric- wurde am Ton« 
verstag im Hauptaussch^fse des Reichstages sehr eifrig 
weiter gesponnen. Wie die Berechnung der Erfolge, ob 
nach feindlichem Schiffsraum? oder nach der Weltton¬ 
nage? zu erfolge« habe. Ob das Reichsmarineamt recht« 
zeitig die Bedeutung der U-Boote erkannt und recht¬ 
zeitig ausreichende Bestellungen gemacht habe, u. a. m. 
Dabei gab inan auf allen Seiten der Auffassung 
Ausdruck, daß uns der U-Bootkrieg eines Tages un¬ 
fehlbar zu einem siegreichen Frieden führen werde. 
:: Mtint Verkürzung frer Fleischrätinn. Ter Vor¬ 
stand der Reichsfleischstelle beschäftigt sich eingehend 
mit den gegen die ungenügende Belieferung der^ Kom- 
rnnnalverbände mit Schlachtvieh zu ergreifenden Ma߬ 
nahme-:. Wie gemeldet wird, wurde besonders betont, 
daß die ausreichend« Schlachtvieyanlieferung durchge¬ 
setzt werden müsse, da eine weitere K ü r z u n g der 
Fleischration nicht in Frage kommen könne. — Zur 
Vermeidung von Stockungen in der Fleischoersorgung 
der Bevölkerung der Großstädte sollen Reichsreserven 
an Fleisch in jenen Städten angelegt werden, die über 
Lküylanlagen verfügen. — Ein Mitglied des Kriegser- 
> nährungsamtes hat dieser Tage in Dresden in einer 
Versammlung nur von der bevorstehenden Kürzung 
der Brot- und Kartoffelration gesprochen, nicht 
aber vom Fleisch. 
:: Persönliche Frage» im Herrcnhausc. Am 26. 
April werden im Preußischen Herrenhause die Ver¬ 
handlungen wieder ausgenommen werden mit Schluß- 
beratungcn des Gesetzentwurfes über die Vcrtängerung 
der Legislaturperiode des Hauses der Abgeord¬ 
neten sowie des Gesetzentwurfs über die Anrechnung 
des Kriegsdienstes ans das Besoldungsdienstalter der 
katholischen Pfarrer. Ferner wird das Haus Beschluß 
zu fassen haben über den Bericht der Geschäftsord» 
^ungskommifsion betreffend einen Antrag des Ersten 
Staatsanwalts denn Landgericht I Berlin um Ertei¬ 
lung der Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung 
des Mitgliedes des Herrenhauses Fürsten v. Lich- 
Nowskh und über einen Antrag des Ersten Staatsan-i 
Watts zu Ratibor um Erteilung der Genehmigung zuv 
strafrechtlichen Verfolgung des Mitgliedes des Herren¬ 
hauses v. Selchow wegen Vergehens gegen die Reichs¬ 
getreideordnung. 
:: Dr. Hclfferichs Reise ins Hauptquartier' Unter 
dem Stichwort „Unbegründete Gerüchte" schreibt die! 
„Nordd. Allg. Ztg." in offiziöser Aufmachung: „lieber 
den letzten Besuch des Staatsministers Dr. Helfferich! 
im Großen Hauptquartier bringen einige Blätter An¬ 
deutungen und Mitteilungen, die jeder tatsächliches 
Grundlage entbehren und deren Tendenz ohne weiteres! 
ersichtlich ist. Wir stellen fest, daß Dr. Helfferich sich! 
auf Ersuchen des Reichskanzlers ins Große Hauptquar¬ 
tier begeben hat, lediglich um dort über einige noch 
schwebende deutsch - bulgarische Wirtschaftsverhand¬ 
lungen Rücksprache zu nehmen. Gleichfalls gegenstands¬ 
los ist die angeblich aus parlamentarischen Kreisen 
stammende Mitteilung, daß die Errichtung eines Mi¬ 
nisteriums für Uebergangswirtschaft ge¬ 
plant sei, und daß Staatsminister Dr. Helfferich die 
Leitung dieses Ministeriuins für sich „begehre". Ein 
Ministerium oder Reichsamt für Uebergangswirtschaft 
kommt nicht in Frage; das Reichskommissariat für 
Uebergangswirtschaft ist aus guten vom Staatsminister 
Dr. Helfferich-selbst seinerzeit geltend gemachten Grün¬ 
den dem Reichswirtschaftsamt eingegliedert worden. Dr. 
Helfferich hat bei seinem Rücktritt von dem Posten 
des Vizekanzlers die Uebernahme eines neuen Minister- 
oder - Staatssekretärpostens mit Bestimmtheit ab ge¬ 
dieh nt und sich lediglich zur ehrenamtlichen Heber- 
-nähme des ihm vom Reichskanzler erteilten Auftrages 
^der Zusammenfassung der Vorbereitungen für den wirt¬ 
schaftlichen Teil der Friedensverhandlungen bereit er¬ 
klärt. Wir haben Eirund zu der Annahme, daß Dr. 
Helfferich diesen seinen Standpunkt bisher nicht ge¬ 
ändert hat." 
:: Soziale Gesetze. In der Donnerstags-Sitzung 
des Bundesrats sind die Entwürfe eines Arbeitskam¬ 
mergesetzes und eines Gesetzes betreffend Aushebung 
-des 8 153 der Gewerbeordnung angenommen worden, 
i _ Die Arbeitskammern sollen diesesmal auch noch 
(bie Pflege des jugendlichen Nachwuchses, Mitwirkung 
«bei der Arbeitsbeschaffung für Kriegsbeschädigte und 
^Pflege des gewerblichen Einigungswesens behandeln. 
-Unter das Gesetz sollen alle öffentlichen Betriebe, 
sofern sie in der Absicht. Gewinne zu erzielen, be¬ 
ltrieben werden, also auch die der Heeres- und Ma- 
jrineverwaltung, fallen. Damit sollen also sämtliche 
!Eisenbahnarbeiter dem Arbeitskammergesetz unter- 
lstcllt werden. Für Betriebsbeamte, Werkmeister, Tech¬ 
niker, Handlungsgehilfen und Handlungslehrlinge und 
deren Arbeitgeber werden A n g e st e l l t e n kammern 
durch Reichsgesetz errichtet. Die' untere Altersgrenze 
für die Wahlberechtigung der Arbeitskammern, die 
!früher auf 25 bezw. 30 Jahre festgesetzt war, ist auf 
21 und 25 Jahre herabgesetzt. Der Hauptzankapfel, an 
jdem der letzte Gesetzentwurf gescheitert ist, die Nicht- 
Wählbarkeit von B er u fsv e re ins beamten, wird 
durch 8 16 beseitigt; Voraussetzung der Wählbarkeit 
Ist aber mindestens dreijährige Tätigkeit im Beruf, 
i— Bei jeder Arbeitskammer ist ein Einigungö« 
>amt zu errichten. Ein Schiedsspruch ist auch dann 
iabzugeben, wenn eine Partei nicht erscheint oder nicht 
-verhandelt. 
Deutscher Reichstag. 
- Berlin. 18. April 1918.“' 
Reichstage setzte man heute die 2. Lesung bei 
Postetats 
bei schwach besuchtem Hause und sehr geringer Teil 
nal)me der Anwesenden fort, obgleich die Verhand¬ 
lung recht interessant war. 
Abg. Mever (nl.-: Der Fernsprechbetrieb weist jetz- 
manche Mängel aui. Man muß stundenlang auf Llnschluj 
Watten. Die Entschädigungsgebühr für verlorengegangen 
Pakete sollte erhöht werden. Erforderlich ist eine Wer 
mchrung der Postscheckämter. Der Redner fordert ei, 
Postscheckamt für Bremen. Das Land mutz bei postali¬ 
schen Einrichtungen bester berücksichtigt werden, besonder- 
durch Verbilligung der Fernsprechanlagen. Bei Straßen¬ 
namen, die aus mehreren Worten bestehen, sollte ma, 
bei Telegrammen nur ein Wort anrechnen. Die an 
1. April gewährten Teuerungszulagen sind noch nicht au» 
reichend. Die Regierung sollte ihren Widerstand gege, 
den vom Reichstag vorgeschlagenen Gesetzentwurf mit bei 
durchlaufenden Gehaltsskala für die höheren Beamten end 
lich aufgebeu. Die Disziplinarvermerke sollen nach Ab 
lauf einer bestimmten Frist gelöscht werden. Erwünsch 
ist die Schaffung von ötttt-tren Beamtenausschüssen. Di- 
Frage der Beamtenkammettr ist sstlerdingS noch nicht fpruch 
reif. Immerhin, die gute alte patriarchalische Zeit ij 
-vorbei. 
Abg. Fleurming (kons.): Die Postd-ebstähle nehmen lei 
der zu. Reichen di: Strafbestimmungen aus? Es mus 
rücksichtslos gegen diese Mitzstände eingeschritten werden 
An den- Verluste vieler Pakere ist das Publikum selbe, 
schuld. Den kinderreichen Familien von Postbeamten mus 
ausreichende Unterstützung gewährt werden. Die Zulag, 
der Postverwaller sollte pension-fähig werden. Die Watte¬ 
zeit bei den Postschafsern auf dem Lande ist zu lang. Di, 
untern und mittleren Postbeamten sollten rascher befördert 
werden. Die Ostmarkenzulage sollte wieder eingeführi 
werden. 
Staatssekretär Rödlin: Die Zahl der Postscheckämte, 
kann nicht ohv- weiteres verniehrt werden. Das Ideal 
wäre ein einziges Postscheckamt. Oesterreich hat nur eilt 
einziges, und zwar in Wien. Wie Bremen, so wünschen 
auch Danzig, Posen, Kassel, Dresden, Essen und ander, 
Städte ein eigenes Postscheckamt. Die Wiederzulassung von 
Einschreibpaketer. wird erwogen. Nach Wien haben tvii 
nur zwei, nach Budapest eine direkte Fernsprechverbin¬ 
dung ,dic durch Heeres- und Dienstgespräche sehr belastet 
sind. Die Wünsche der Presse sollen möglichst berücksich, 
tigt werden, die Verhältnisse sind aber sehr schwierig. 
Die Löhne sind ständig gestiegen . In Köln z. B. er¬ 
hielt der Telegraphenarbeiter vor dem Kriege 3.50 M. 
jetzt erhält er 5.10 bis 5.50 M. Kein Postarbeiter 
bekommt weniger als ein Arbeiter bei einer anderen staat¬ 
lichen Behörde. Die höheren Zuwendungen machen im Jahr« 
100 Will M. aus. Die voraetragenen Wünsche werden 
wohlwollend geprüft. 
Abg. Brnhn (D. Fr.) bringt Wünsche einzelner De, 
anrtengruppen vor. Redner tritt für die Erhöhung de> 
Beamtengehälter ein. Für Titelfragen ist die Zeit zr 
ernst. Das Wohlwollen des Staatssekretärs für die Post, 
beamten ist anzuerkennen. 
Abg. Zubeil (U. Soz.): Das Günstlingdwesen bet ve, 
Post greift um sich. Eine Unmenge von Aufsichtspersonal 
ist vorhanden. Von Titeln wird keiner satt. Durch Re¬ 
formen hebe man die Arbeitsfteudigkeit. Wenn de, 
Reichstag nur wollte, würde er seine Wünsche auch durch¬ 
setzen. 
Abg Hacgh lEls) beklagt bitter die schlechten postali¬ 
schen Verhältnisse im Reichslande, insbesondere im Ver¬ 
mehr mit Norddeuftchland. 
Staatssekretär Riiwin: Die Pensionskasse für Post, 
arbeiter soll'nach dem Kriege einqttühtt werden. In 
übrigen kann ich versichern: Jeder Postbeamte, welcher 
Ranges er auch sei, wird, wenn er auf ungesetzlichem Weg« 
ertappt wird, ausnahmslos dem Staatsanwalt Übergeber 
und nicht in ein Sanatorium gesteckt, wie Abg. Zubeil 
behauptete. 
Abg. Ouarck (Soz.) tritt für einheitliche Teuerungs¬ 
zulagen ein. 
Abg Guqttmeier Eil) bittet, die Wünsche oer Ein¬ 
wohner der zum Reichsgebiet gehörenden deutschen Be¬ 
zirke zu bedenken. 
Abg. Sivkovich (Np.) meint, der neue Sraarsierretü, 
habe i.: der Frage der Nersonairesorm enttäuscht; tt 
hoffe auf weitere Zugestä»»,i'ste s 
Am Sonnabend folgt der Erat der Reichseisendaynea, 
Rriegs-Meriei. 
Bolos letzte Stunden. 
Genf. 17. April. Beim Erwachen heute morgen sagte 
Bolo: Ich danke Ihnen, dies ist meine Erlösung. Am Vor¬ 
abend der Hinrichtung hat er »och seinen Advokaten eine 
NÄtteilnng gemacht. Bevor er das Gefängnis verließ, 
machte Bolo besonders sorgfältig Toilette. Er wobnte der 
Messe bei und empfing das Abendmahl. Im lebten Moment 
war er äußerst niedergeschlagen. Als er an den Pfahl ge¬ 
bunden wurde, mußten ihn zwei Polizisten stützen Bolo 
,nur,ne.lte: ? Unnütz, so stark anzuziehcn. Das waren seine 
letzten Worte. Sein Bruder, Msgr. Bolo verlangte nach 
der Hinrichtung den Leichnam des Paschas. 
Bern. 17. April. SirAucklanü Geddes betonte in eiycr 
Rede in der Londoner Handelskammer am 10. Avril den 
dringenden großen Bedarf an Mannschaften für 
d i e A r m e c. Zwar erwarte man. daß die amerikanischen 
Truppen eher in größerer Stärke auf dem euopäischcn 
Kriegsschauplatz erscheinen! würden, als cs fetzt möglich er¬ 
scheine. Aber infolge von Umstünden, die sich der mensch¬ 
lichen Kontrolle entziehen würden, werde die Gesamtstärke 
der amerikanischen Unterstützungen geringer 
sein als man gehofft hatte. Daher sei die auf England 
lastende Bürde schwerer. Znhlcnangaben könne er zu seinem 
Bedauern nicht machen. Aber die Ziffern seien sehr 
h o ch. Er wisse, daß die Durchführung der Welftpflichtnovelle 
den Tod und den Untergang vieler Industrien 
bcdcnien werde, aber dgs sei ein geringeres Uebel als der 
Tod nnh Untergang der ganzen Ration. Die große Schlacht 
ln Frankreich und Flandern, sagte Geddes. tnaa. man muß 
damit rechnen, mit der Einnabme der französischen Kanal¬ 
häfen durch Deutschland enden Wir werden eine Armee 
in England nötig haben, die von fiftwen Leuten gebildet 
wird, da wir Sie jüngeren nicht, dafür vergeben könne». 
Die wirkliche Krisis des Krieges kommt näher 
und näher Hera», sie muß jetzt kommen, dieses J-chr» 
denke -ch. bei welcher der letzte Kämpfer zählen wird. 
Erleichterung der Zensur in Italien. _ , 
- - Girier Meldung der „Jdea Razionale" zufolg, 
Lverde die Regierung nur die Veröffentlichung des 
amtlichen Kammerberichtes den Zeitungen fortan ge» 
sstatten. i i - * 
Elemeuceaus Tonart wird zahmer. ' jj 
Clemenceau sprach in einer gemeinsamen Sitzung 
per Ausschüsse für Auswärtiges, Armee und Marin, 
-über die Umstünde, unter denen die Versuche Oester» 
ireichs eine Spaltung zwischen den Alliierten durch 
Fricdensunterhandlungen ho-beizuführen, sich <&• 
spielten. Clemenceau überreichte as gesamte Akten» 
material über diese Angelegenhei >em Ausschuß ffie 
Auswärtiges, der es durcharbeiten id dann darüber) 
Bericht erstatten wird. - i 
-ij Calais — eine englische Stadt. ft 
Ein kürzlich zwischen England und Frankreich 
abgeschlossener langfristiger Vertrag setzt fest, daß ich 
Calais die Gerichtsbarkeit auf England übertragen 
wird. Tie Polizeigewalt lvar seit längerer Zeit ich 
britischen Händen. 
Laß deine Linke nicht wissen, was deine Rechte lirt« 
Ter englischen Politik sind restlos alle Mittel woh^ 
gewesen. Der so viel verrufene mittelalterliche Staats») 
rechtsdsnkec Macchiavelli ist in seinen Grundsätzen der. 
reinste Waisenknabe gegenüber den Engländern. Oderj 
besser: sie haben überhaupt keinen Grundsatz als dem 
von der Zweckmäßigkeit. Noch kürzlich hat Lloyds 
George aus die Bolschewtli in Rußland laut und verft 
nehmlick, in einer Unterha srede geschimpft. Aber dass 
bezog sich nur auf das Wirken der Bolschewik!'ich 
Rußland selbst, wo ihre Haltung Deutschland zugut« 
kommt. Anders in Finnland, und daher auch die! 
Haltung der Engländer in Finnland. Wie die schwe» 
dische Zeitung „Aftonbladet" mitteilt, veröffentlicht da» 
offizielle Blatt der finnischen Revolutionsregierungj 
am 20. März eine Quittung des Generalstabes der 
Roten Garden, wonach dieser vom englischen Ge¬ 
sandten anläßlich des Besuches in Helsingfors 1228s 
Mar,, ^ur Unterstützung erhalten habe. Dadurchj 
ist also die Tatsache, die kürzlich der englische Gesandt« 
in Stockholm kategorisch dementierte, bewiesen, daU 
nämlich England den Aufrührern in Finnland wirtft 
schaftlich beigcsprungcn ist. 
[) Das zerschossene Kartoffcllaud. " 
!*!' Auch das noch! Tas b ltische Lebcnsmittelerzeu» 
gungöamt erließ soeben einen Aufruf an die Landwirte» 
die diesjährige Kartoffelbesteilung schleunigst auf ein» 
Million Acres auszudehnen. Ter Eörund für diese 
Maßnahme liegt nach Angabe eines Beamten des ge¬ 
nannten Amtes darin, daß das gesamte Gelände hin»^ 
t e r den britischen Linien vor der Kaiserschlachki 
für den Kartoffelanbau zur Verpflegung der^ 
englischen Truppen reserviert und bereits gepflügt) 
und für die Bestellung bereit war. Nachdem dieses« 
Gelände durch die Schlacht verloren gegangen»! 
angesichts der amerikanischen Truppentransporte abep' 
aus Karkoffelsendungen aus Amerika nicht zu rechnen! 
lft, wird vre englische Landwirtschpst ersucht, den Kar» 
toffelanbau cncsprechend zu vergitößern, was, wie dep 
Beamte zugibt, beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist» 
Tic Zionisten in Palästina. 
Der Zionist Dr. Wetzmann, der sich an der Spitzes 
einer zionistischen Abordnung auf der Reise nach Jeru» 
salem befand, ist in Rom eingetroffen. Die Ministerl 
hielten im Aufträge der englischen Regierung mit! 
der Abordnung Beratungen ab, die die Fragen der; 
Besiedelung Palästinas durch die Juden betreffen. , j 
Deutsche Internierte an holländischen Hochschule«. 
Von den aus England entlaffenen und vorläufig 
in den Niederlanden verbleibenden deutschen Kriegs^ 
gefangenen und Internierten studieren zurzeit 30 att 
der Leidener Universität, 15 an der Rotterdamer Han» 
delshochschule, 30 an der Technischen Hochschule irtz 
Delft und 7 an der Landwirtschaftlichen Akademie zrtz 
Wageningen. 
-* * * 
" Im englischen Unterhaus« wurde das Mämtt 
schastsersatzgesetz in dritter und letzterLesunL mi^ 
301 gegen 103 Stimmen angenommen. ^ 
Letzte Nachrichten. 
Für die Zarcru-Familie 
sinv einflußreiche Kreise bestrebt, für die russische Kai» 
serinwitwe die Erlaubnis zum Verlassen Rußlands 
und zur Reise nach Dänemark zu erwirken.^ Lenin soff 
unter gewissen Voraussetzungen der Abreise der Kai, 
serin nicht abgeneigt sein. Die Zarenfamilie wurde vo« 
Tobolsk in Vordersibirien nach einem Orte im näher¬ 
liegenden Uralgebirge über'ührt, als man das Einschrei¬ 
ten der Japaner in Sibirien befürchtete. Der Zar soff 
sich wohl befinden und eine gewisse Freiheit genießen^ 
täglich Zeitungen lesen und den weltpolitischen Ereig, 
nissen mit großem Interesse folgen. 
fortschreitendes Aufräumen in Finnland. 
. XNach einem Telegramm aus Abo haben die Roteq 
Mrdisten auch Salo, Nystadt, Niihiniaeki und Lahti« 
verloren. Die deutschen Truppen haben sich mit Man-, 
nerheims Heer vereinigt, so daß jetzt das ganze süd-j 
westliche Finnland von den Aufrührern befreit isQ 
Die Rote Armee ist bei Tvijla vollständig umzingelt) 
' Es weicht damit eine wahre Schreckensherrschaft. 
Fn Abo hat sich herausgestellt, daß die Roter, 
Gardisten einen Schaden in Höhe von mehreren Mib, 
lionen angerichtet haben, indem sie dreizehn im Hafens 
liegende Dampfer, das Telegraphenamt und die Tele¬ 
phonzentrale zerstörten, die Lebensmittelvorräte weg-« 
führten, Geschäfte und Aemter plünderten sowie inl 
allen öffentlichen Gebäuden große Verheerungen an-i 
richteten.- . - 
C
	        
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