Unsere ij.clDcn Der vuft ttt gerechter Wreoervergenung
für französische Bombenwürfe auf offene deutsche Städte
hinter der Front mit Schneid und Unermüdlichkeit aus-,
führen. Ein Kommentar ist überflüssig und die wort-
Setreue Wiedergabe einzelner Briefstellen mag am besten
ie wahre Auffassung der kriegerischen Ereignisse er=>
Lutern.
„Ich konnte dir gestern abend nicht schreiben," ft
lautet ein Brief, „denn denke oir, die Gothas" (so
nennt der Volksmund unser Bombengeschwader) „wa¬
ten wieder da! Von 9,15 bis 1 Uhr nachts waren wir
im Keller, die Kinder heulten und hatten Angst. Leider
bat es wieder viele Menschen gekostet: am Place de
la Republique und in der Nähe des Montmartre." —
„Ich glaube, sie haben sich verschworen, die schönsten
Städte zu zerstören. Nanch ereilt dasselbe Schicksal
wie Reims. Wenn doch der Krieg endlich einmal
zu Ende wäre!" — „In der Nähe des Faubourg Mont¬
martre ist ein siebenstöckiges Haus eingestürzt." H
„Seit Mitte Februar baut man die Porte St. Denis
mit gefüllten Sandsäcken zu." — „Sie haben überall
Bomben abgeworfen und viel Schaden angerichtet,
besonders in dem Faubourg Montmartre, Rue Geof-
froh-Marie Rue Drouot, Rue Lafitte. Wer Geld hat,
bleibt nicht in Paris." — „In Mitrh (Seine) schießen
sie auf die Flieger, aber sie können es nicht verhin¬
dern, Hatz von 60 Fliegern 40 bis nach Paris kommen.
Durch diese Fliegerangriffe leidet das Geschäft sehr."
i— „An der Untergrundbahnstation „Bolivar" gab es
{47 Tote und 150 Verletzte, von denen die Zeitungen
nichts berichten. An dieser Station sind keine Bom¬
ben gefallen, da aber die Station als Unterstand
dient, wollte sich die Menge dorthin flüchten. Die
Treppe war natürlich für diese Menschenwelle nicht
breit genug, und viele versuchten, die Rolltreppe'
(l'escalier mobile) zu benutzen: diese Treppe hatte
man zwecks Reparatur entfernt. Nun rissen die Leute
in ihrer Angst die Schutzbretter ab und stürzten so
zwei Stockwerke tief in den Schacht. Tie einen fielen
auf die andern. Viele wurden verstümmelt, andere er¬
stickten. Einige versuchten in ihrer Todesangst sich
einen Weg mit dem Messer zu bahnen. An dev
Untergrundbahnstation „Place de la Republigue" wur¬
den 15 Personen vom elektrischen Schlag getroffen.
Man hatte den Strom ausgeschaltet, um das Gleise
betreten zu können. Irgend jemand hatte den Strom
svieder eingeschaltet, wahrscheinlich ein Boche (!), und
lrlle, die das Geleise berührten, wurden vom Schlag
betroffen. — In 46 Straßen haben sie Bomben gesät.
Fm Kriegsministerium hat es vier Tote gegeben."
Sehr bemerkenswert ist ein Brief aus der Provinz,
der besonders seines Nachsatzes wegen Beachtung ver¬
dient. „Sie haben es auf die Pariser abgesehen. Hof¬
fentlich kommen sie nicht nach Mittelfrankreich; sollte
tS der Fall sein, würde man sich vielleicht etwas
mehr um den Krieg kümmern. — Merkwürdig, je
mehr Hilfe wir bekommen, desto stärker werden die
Deutschen!"
Einen weiten Raum nehmen auch die Berichte
liber die Explosion in St. Denis ein.
„Schrecklich, gestern nachmittag 2 Uhr flog die
Munitionsfabrik in die Luft. Die genaue Zahl der
Loten und Verwundeten wird man nie erfahren, man
fchätzt sie in die Tausend. In ganz Paris sind die Fen¬
sterscheiben zersplittert und es fehlt an Glas. Hört
denn der Krieg gar nicht mehr aus?" — ^,Jch sah den
Lod vor Augen. Viele waren wie wahnsinnig und durch
»«r Pulverstaub ganz unkenntlich. Das ist wieder
Spionage! Ich bin glücklich, daß ich noch lebe. Jetzt
»in ich aber wieder ohne Arbeit, da die Fabriken
zerstört sind."
Sehr wenig schmeichelhaft ist das Urteil über die
Fundesbrüder von jenseits des großen Teiches. „Wir
ind Amerikaner geworden'" ruft einer aus. „Die
tzolizei wird von ihnen ausgeübt, und jeder muß
'einen Paß mit seiner Photographie haben!" Und das
:m eigenen Lande, in La Rochelle! *
„Man spricht davon, daß die Amerikaner den Ab¬
schnitt Verdun übernehmen würden: es wäre auch bald
Zeit, daß sie uns wirklich helfen würden!"
Ein Brief aus Nantes berichtet, daß über die
Stadt der Kriegszustand verhängt werden soll. Die
Amerikaner üben auch hier die Polizeiaufsicht sehr:
streng aus. „Ueberall führen sie große Arbeiten ausx
)as Seminar wird von ihnen als Lazarett einge¬
richtet." Wo bleibt das Selbstbestimmungsrecht dev
Nationen?
Die Japaner scheinen mehr Heiterkeit zu erregen
rls Zuversicht einzuflößen. Ein Brief aus Marseille
rrzählt sehr lakonisch von diesen Bundesbrüdern: „Wir
varen vorgestern am Hafen und waren zugegen, als
)ie Japaner ausgeladen wurden. Sie sangen recht laut,
rber verstanden habe ich nichts. Sie marschierten, als
venn sie in einem Kohlrübenseld spazierengingen."
Wie sehr der ungehemmte U-Bootkrieg selbst dem
Franzmann zu schassen macht, beweist jeder Brief aufs
gütlichste. Selbst die Schokolade ist in Frankreich!
tusgegangen. „Leider kann ich dir keine Schokolade
ichicken, nirgends ist solche zu haben. Täglich bekom-
nen wir nur noch 360 Gramn: Brot, damit kann doch
seiner arbeiten." — . . außerdem beginnt hier schon:
neles zu fehlen, und man bekommt den Krieg amz
ngenen Leibe zu spüren! — Bringe Tabak für deinen
Nroßvater mit und für mich: seit Wochen haben wir
seinen mehr gesehen, im Geschäft habe ich schon lange
seinen mehr."
Ein Brief aus Bourges faßt afles in die weni-
>en, aber bezeichnenden Worte zusammen: „. . . mft der
Verpflegung sieht es hier faul aus!"
Möchten doch Clemenceau und alle Mitveranb-
oortlichen sich recht eingehend in das Studium dieser
griefe vertiefen! Ob sie dann auch noch so entzückt
oären?
Und mag aber die niedergeschlagene Stimmung in
Frankreich, die sich in diesen Briefen kundgibt und
ur die es Hunderte von Belegen gibt, ein verheißendes
Anzeichen sein, daß der Tag der völligen Ernüchte^
:ung und der Erkenntnis nicht mehr allzufern ist.
wettrr-Vrricht.
Wechselnd bewölkt, etwas wärmer
itoff Wdlsnltehttliz. arbeitrmarkl. ifT
llmllmrn
Montag, den 29. April 1918, morgens 9 Uhr
beginnend und folgende Tage, versteigere ich im Restaurant fttttt
Kalthaus (Saal) Marktstraste 18 im freiwilligen Aufträge die
zum Nachlaß des verlebten Hochwürdigen Herr« Domkapitulars
Gaßmann dahier gehörigen, sehr gut erhaltene Möbelstücke, als:
Kleider- und Wäscheschränke, ei« Schreib fekretair,
Sophas, Tische, Schreibtische, Stuhle, Kommode«, (da¬
runter eine eingelegte, antike Kommode), Kette« mit
Kettmerk, Kilder, Spiegel, Uhren, Glas nud Porzellan,
somie sonstiges Hans- und Küchengeräte und der¬
gleichen mehr,
meistbietend gegen Barzahlung, wozu Kaufliebhaber höfl. einlade.
F. M. Ruppert, beeidigter Auktionator.
Saathafer, Saatgerste
und Saatkartoffel
gegen Saatkarte abzugeben. Saatkarte und Säcke
mitbringen. Die Ausgabe erfolgt nur Mittwoch und
Samstag von 2—4 Uhr.
Domäne Neuenberg.
I
Lederfett
Lederappretur
Ersazsolilen
Gummisohlen
Sohlenschoner
Nägel und Stifte
Absalzplatten u. -Eisen
Holzabsätze
Nähahlen
Krumme Nadeln
Klebstoffe
Oberlederabfälle
Alle Schuhmacherartikel
Einlegesohlen, Schnürriemen
empfiehlt In qrofjer Auswahl
Kircher-Makorn
S. m. b.ß.
Gs werden gesucht:
Kräftige Mädchen und ju¬
gendliche Arbeiter rnm Krr-
rengirßeu im Akkord, Ar¬
beiter «nd Arbeiterinnen,
Fuhrleute. I Hansbursche,
S Kistenschreiner für eine
hiestge Wachsfabrik.
j fitere Singspiel-Abende j
im Saale des Bürgervereins.
i
VORTRAGS-FOLGE.
ITIitlwoch, den 24. April, abends pünktlich 8 Uhr ®
„Das üeebreft", Bin Idyll mit einem Zwischenfall. .1
Musik von Josef Haydn. Personen: Franz, Grete.
2. „Eintracht ernährt", Musik von Ditters von Dittersdorf. ^
Personen: Kanzleirat Federspitz, dessen Frau, Frau "
Registrator Abendbrot.
,Das alte üied", Die Geschichte eines Notenfundes.
Musik von W. A. Mozart. Personen: Professor
Werner Stein, Lotte Sommer, Frau Wimmer.
,Ein Roman in der Walchküche", Musik von Ditters von
Dittersdorf. Personen: Guste, die Waschfrau, Lina
das Hausmädchen.
7 Donnerstag den 25. April abends pünktlich 8 Uhr j.
,Berthold und Binären", Musik von Christoph v. Gluck
Personen: Berthold, Binchen.
,Die Wahrlagerin", Musik von Christoph von Gluck.
Personen: Toni, Wilhelm, ihr Vetter. |
3. „Zurück zur Ilatur", Ein Sennhütten-Schwank, Musik Ä
von Wenzel Müller. Personen: Zenzi, Sebastian H
Tor, ein junger Gelehrter.
4. „Ein Roman in der Wafchküche", (wie oben).
1
|
I
1
i
i
I
i
i
I Freitag, den 26, April» abends pünktlich 8 Uhr A,
Brüderlein fein", Alt-Wiener Singspiel von Leo Fall.
Personen: Joseph Drechsler, Domkapellmeiser,
Tone, seine Frau, Gertrud, die Jugend.
Eintracht ernährt", (wie oben).
Zurück zur Ilatur', (wie oben).
Ein Roman in der Waschküche", (wie oben).
Im Singspiel-Abend am Donnerstag wird Herr General¬
sekretär Gerst-Hildenheim in einem kurzen Vortrag über
die Bestrebungen des Theaterkultur-Verbandes sprechen, "j
i
I
I
I
i
M^l
Kanindicii
find abzugeben
Wer, sagt die Geschäftsstelle ds.
Blastes.
2° Eintrittskarten (einschl. Kartensteuer) zu 2.75 Mk, 1.65
i Mk. und 1.10 Mk.; für alle Abende zu 7.15 Mk. 4.15
Iund 2.75 Mk. _
Die ursprünglich für Dienstag gelösten Karten haben A
^ Gültigkeit für Freitag. ^
Die beiden ersten Plätze sind nummeriert. i.
5 Vorverkauf bei Herrn Boffrileur Bartmann, Frledrldiftr. A
I \\m\\m\\m\\m
tllmllt
umrn
»nm\\m\\i