Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

tottfent zusammengesetzt ist, und ob es die Verfassung 
peinlich beachtet. Das beste Beispiel dafür bietet der 
gegenwärtige Reichstag, der sich mit Fragen besaßt, 
die über seine Kompetenz hinausgeben. Er verweise 
auf die Friedensresolution und vie Forderung der 
preußischen Wahlrechtsreform. Führen die Kommis- 
zionsbeschlüsse über das Wahlrecht nicht zu einer Ver¬ 
ständigung, dann haben mir keine Veranlassung, alle 
möglichen Sicherungen iü das besetz hineinzuvringen. 
(Bersatl rechts.) Wir lehnen auch den Antrag Tr. 
Wredt ab, den derselbe ohne Zustimmung der Fraktion 
gestellt hat. 
! _ Abg. Hirsch (Soz.): Wir lehnen die Sicherungsan- 
trüge ab. Wird das gleiche Wahlrecht abgelehnt, so 
vnitzte die Regierung nach unserer Meinung sofort das 
Daus auflösen. Das Zentu n mutet den Anhängern 
des gleichen Wahlrechts zu, e^;»?r Wucherpreis zu zah¬ 
len und sucht einen Druck au ' Linke auszuüben. 
Widerspruch tm Zentr.) Es bes keinerlei Grunds 
die kirchenpolitischen Gesetze und die konfessionelle 
Echule in die Verfassung hineinzuarbeiten. Vor einer 
starken Sozialdemokratie braucht die Kirche nicht bange 
zu sein, denn wir wrften durch die Trennung von 
Staat und Kirche dieser ihre Freiheit geben. 
« Abg. Ströbc! (U. Soz.): Graf Hertling hat die 
Rechte und das Zentrum animiert, alle möglichen For¬ 
derungen zu stellen, nach meiner Ansicht, weil sie aus 
keinen Fall vas Haus auflösen will. Wir sehen den 
Kuhhandel mit den bürgerlichen Parteien voraus. 
Abg. Dr. Bell (Ztr.): Unsere Anträge bilden eine 
Drücke der Verständigung. Wir wollen weder die ge¬ 
genwärtige Lage ansnntzen, noch das gleiche Wahlrecht 
tzu einem Scheinrecht verschlechtern. Aber wir müssen 
für absehbare Zeit gegen eine neue Wahlresorm ge¬ 
schützt sein. 
Abg. Dr. Brcdt (frei?.) zieht seinen Antrag zurück. 
i Die Aussprache schließt, die Sicherungsallträge 
des Zentrums werden abgelehnt. 
Das Mantrlgefttz. 
" 8 1 behandelt das Recht des Königs, vas Abgeord¬ 
netenhaus anfznlösen. 
Ahg. Aronsohn (Vp.) beantragt auch die Auglösbar- 
Deit des Herrenhauses auszrUvrechen. 
Abg. Haonisch (Soz.) befürwortet diesen Aiitrag. 
• Abg. Dr. Pachnirke (Vp.): Auch andere Staaten 
.rben die Auflösbarkeit der Ersten Kammer und diese 
Ltrrrichtung hat sich als Mittel im äußersten Notfall 
»vrt bewährt? Warum nicht auch bei uns? 
. Die Abgg. Luoewig (natl.), Dr. v. Kries (kons.) 
»rud Dr. Bell (Ztr.) lehnen den Antrag ab. 
* Minister des Innen» Dr. Drews: Das Herren» 
»us neben einem stark demokratischen Abgeordneten- 
aus sott so konstruiert sein, daß es nicht irgendwel- 
Einflüssen unterliegt. 
Der Antrag wird abgelehnt. 
Die Erweiterung vcs Budgetrcchts des Herrenhauses 
etrifft der nächste vom Zentrum gestellte Antrag. Er 
hlägt bei Uneinigkeit der beiden Häuser über den 
„tat eine endgültige Beschlußfassung in einer ver¬ 
einigten Sitzung beider Kammern vor. i 
Abg. Dr. Bell (Ztr): Bis jetzt hat die Erste 
Kammer nur das Recht, den Etat im ganzen anzuneh- 
pren oder abzulehnen, andere Staaten gaben der Erster 
Kammer das volle Budgetrecht. Wir wollen dies auch 
auf Kreutzen übertragen. 
» _ Finanzminister Dr. Hcrgt: Die vorgeschlagene 
Krätzige Erweiterung der Herrenhausrechte könnte der 
Boden zu einer Verständigung in dieser Frage bereiten, 
v Abg. Hirsch (Soz.): Als grundsätzliche Gegner des 
Herrenhauses verwerfen wir eine Erweiterung feinet 
Rechte. 
' Abg. Ströbel (U. Soz.): Die Erste Kammer ist 
volksfeindlich, daher sind wir gegen den Antrag. 
Abg. Ludewig (natl.): Ter Grundgedanke des An¬ 
trages ist uns sympathisch, aber die Form ist unhaltbar. 
Abg. Meher-Frankfurt (Vp.): Wir sind gegen den 
Antrag, da er die Rechte des Abgeordnetenhauses ein¬ 
schränkt. 
Abg. Lüdicke (freik.) erklärt sich für den Antrag, 
da das Herrenhaus dieselben Rechte haben müsse wie 
die Zweite Kammer. 
Der Antrag des Zentrums wird abgelehnt.« 
.Zu § 6, der die Zahl der Mitglieder, die der 
König „aus Allerhöchstem Vertrauen" ins Herrenhaus 
berufen kann, mit 150 festlegt, beantragt die freisinnige 
Bolkspartei die Streichung dieser Ziffer. 
8 0 wird unverändert angenommen. 
Die Budgetrcchtc des Herrenhauses. 
Ein Antrag des Zentrums schlägt vor. daß in Fäl¬ 
len. wo sich beide Häuser über eine Etatforderung 
nicht einigen können, in einer gemeinsamen Sitzung 
beider Häuser abgestimmt werden soll. (Die Vorlage 
ließ in diesem Falle dem Abgeordnetenhaus« die 
Endentscheidung. 
Ainanznrinisker Dr. Hcrgt: Der Antrag kann den 
Boden für eine Verständigung bilden. 
Die Abgg. .Hirsch (Soz.), Strobel (U. Soz.) und 
Meher-Frankfurt (BP.) lehnen den Antrag ab, weil 
sie keine Beschränkung der Rechte des Abgeordneten¬ 
hauses wollen. 
Die Abgg. Dr. L»»dewig (natl.) und Graes (kons.) 
erklären sich gegen den Antrag, lveil in der gemein¬ 
samen Sitzung das Herrenhaus zu schwach an Slim- 
menzahl sein würde. 
Abg. Lüdicke (kons.) ist für den Antrag. 
Der Antrag wird abgelehnt. 
Das Oberverwaltnngsgericht als Mandatprüfl-». 
Der Ausschuß hat die Prüfung der Einsprüche 
Segen Wahlen zum Abgeordnetenhause dem Obcrver- 
wltungsgericht übertragen. 
Staatsminister Dr. Drews ist damit einverstanden. 
Dagegen sprechen die Abgg. Dr. Beil (Ztr.), Rcin- 
yarvt (kons.), Harnisch (Soz.) und Dr. Lewin (Vp.). 
i _ Für den.Ausschußbeschluß erklären sich aus Zwcck- 
mößigkeitögründen zur Beschleunigung der Prüfungen 
die Abgg. Lüdicke (freik.), Graes (kons.) und Vohsli 
'natl.), letzterer für einen großen Teil seiner Partei¬ 
freunde. 
Der Ausfchußbeschluß wird aufrechterhalten. 
Damit ist die 2. Lesung der Wahlrechtsvorlagen 
beendet. 
Mittwoch: Beratung des Domänenetats. j 
Deutscher Reichstag. 
— Berlin, 7. Mai 1918. 
Im Reichstage gab's Dienstag zunächst 
Kleine 'Anfrage,». 
Aus ven Regierungsantworten folgendes: 
Daß der Kreis Zauch-Belzig aus den Ueberschüs- 
sen der Krisgswirtschastsstellen die Burg Eisenhardt 
gekauft und zum Sitz des Landral umgestalten will, 
untersteht nicht der Aufsicht der Reichsbehörden. 
Die alten Landstürmcr von 1809. die freiwillig 
eingetrc.'en sind, sind damit für Kriegsdauer einge¬ 
treten. Das mag Härten bieten, aber viel davon sind 
| in wichtigen Dienststellen, aus denen sie nicht so- 
l gleich herausgezogen werden können. 
Tic Weiterberat,i.»g »es Etats des ReichswirtfchaftS- 
arnreS. 
Abg. Liesching (Vp.): Die Welt hat mit einer 
allgemeinen Rohstoffnor zu rechnen, da ist es sehr 
wichtig, daß wir das bei Friedtnsschlutz entsprechend 
berücksichtigen. Die Beziehungen der neutralen Staa¬ 
ten dürfen wir nicht verschlechtern. Zur Ukraine müs. 
sen wir die Ausfuhr fördern. 
Abg. Hüttmann (II. Soz.) verlangt Maßnahmen 
gegen die Arbeitslosigkeit bei Friedensschluß. Wir 
dürfen keinen Raübbau mit der menschlichen Arbeits¬ 
kraft treiben. 
Abg. Dorrrbck (Pole) befürwortet weitere Arbeiter» 
ifchutzbestimmungen. 
Damit schließt die allgemeine Aussprache. (£4 
folgt die Einzelberatung. 
Aus Anfrage Dr. Hauhmaun (Vp.) erklärt Staats¬ 
sekretär v. Stein, über die Ergebnisse der Liquidation 
des Vermögens feindlicher Ausländer noch keine Aus- 
^kunft geben zu können. 
Abg. Astor (Ztr.) begründet einen Antrag, zum 
Schutze des deutschen Eisenhandels und seiner wirr., 
lchaftlichen Selbständigkeit Einkaufsvereinigungcn und 
Warenbeschaffungsstellen des Einzelhandels als Groß- 
Linküufer und für die Uebergangswirtschaft als Groß- 
Linsührer anzuerkennen. 
Die Abgg. Behrens (D. Frkt.), v. Bchrendorf-Köl- 
t>in (kons.) und Cohn (Soz.) brachten die Obst- und Ge- 
nüsefragen, die Fischereiförderung und Wünsche der 
Haliarbeiter zur Sprache. 
Beim Etat des Reichsversicheruirgsamtes verlangte 
Abg. Becker-Arnsberg (Ztr.) Zulagen für Hinter¬ 
bliebenenrenten. 
Abg. Breye (Soz.) bespricht Berufskrankheiten. * 
Die Beratung wird Mittwoch fortgesetzt. 
von den Konten. 
Die Engländer berickften über den Rückzug vom ! 
Jordan: 
, Während der Nacht zum 3. Mai wurden unsere 
chorgeschobenen Truppen, welche Es Salt besetzt hielten, 
zuruckgenommen. und die Abteilung östlich vom 
Jordan wurde in einer Linie aufgestellt, welche die 
Kauptflußübergänge deckt. Die Hauptmacht der Trup¬ 
pen wurde unmittelbar darauf über den Fluß 
Aurückgezogen, wobei sie starke Abteilungen ans 
,dem Ostuser zur Sicherung der Ueberqänge zurückließ. 
Ber der Unternehmung östlich vom Jordan zwischen 
dem 30. April und 4. Mai nahmen wir einen deut¬ 
schst und. 45 türkische Offiziere und 42 deutsche und 
343 türn)che Soldaten gefangen, erbeuteten 24 Ma¬ 
schinengewehre, sechs Motorloren und einen Motor¬ 
wagen und fügten dem Feinde außerdem wesentliche 
Verluste zu. Die Streitkräfte des Königs von Hed» 
schas griffen am 3. Mai türkische Abteilungen an, 
welche an der Hedschasbahn bei der Station Wa- 
dherdun nördlich von Mom arbeiteten, machten 2ll 
Gefangene und beschädigten die Eisenbahnstrecke schwer. 
(Von den eigenen späteren Verlusten berichten 
Die Engländer nichts.) 
132 feindliche Divisionen eingesetzt. 
(WTB.) Berlin, 6. Mai. Die Größe der deutschen 
Er so la e wird rvirksam dadurch belegt, daß auf den Schlacht¬ 
feldern der Somme und in Flandern General Fock gezwun¬ 
gen war. den größten Teil seiner Heeresrcserven zur 
Unterstützung der geschlagenen Engländer e l n z u s e tz e n. 
Es »verden bereits 44 Infanterie-Divisionen, darunter drei 
zum zweiten Male und außerdem fünf Kavallerie-Divisionen 
in den Kampf geführt, in Summe also 52 französische Divi¬ 
sionen infolge der englischen Niederlagen eingesetzt. Jede 
dieser Divisionen hat während der deutschen Offensive und 
ebenso im Laufe der zahlreichen, stets vergeblichen Gegen¬ 
angriffe aufs schlverste bluten müssen. Wie nötia die fran¬ 
zösische Hilfe für die Engländer »var, geht daraus hervor, 
daß von den gesamten 89 englischen Infanterie-Divisionen in 
Frankreich bereits 83 an den großen Kainvsfronten und von 
diesen 23 zweimal und zwei Divisionen sogar dreimal ein¬ 
gesetzt werden mußten, im ganzen also hat der Engländer 
während der kurzen deutschen Offensive 89 Divisionen in den 
Kampf geworfen. Engländer und Franzosen ha¬ 
ben im ganzen bereits 132 Divisionen an der 
»rn der deutschen Führung erzwungenen Front in die 
Schlacht geführt, die belgischen, portugiesischen und ameri¬ 
kanischen Truppen sind hierbei nicht mitgercchnet. 
Gesterreich-Ungaen. 
Das Ende der nngarischen Krise. 
(WTB.) Budapest, 7. Mai. Das Amtsblatt veröffentlicht 
nachstehendes königliches Handschreiben: 
Lieber Doktor Wekerle! 
Neben der Lösung wichtiger sozialer und einen Aufschub 
nicht duldender finanzieller und wirtschaftlicher Fragen 
oblieat uns unter den heutigen schivicrigcn Verhältnissen 
die große Ausgabe des Ans bans des ungarischen 
nationalen Staates r»nd der Wahrung seiner In¬ 
teressen. Die Erreichung dieser großen Ziele erfordert die 
Entfaltung der ganzen Kraft der Nation. Aus diesem 
Grunde halte ich es im Interesse der produktiven Tätigkeit 
für wünschenswert. daß die Ausdehnung des Wahl¬ 
rechtes. »vclche die politischen und gesellschnftlichcn Kreise 
in fortwährender Aufregung hält, in gegenseitigem Einver- 
nehinen ie eher ln einem Sinne verwirklicht werde, wie 
ich dies in meinem Handschreiben vom 28 Avril 1917 be¬ 
zeichnet habe. Ich »vünsche, den unversehrten q e s e tz- ( 
l i ch e n Einfluß meiner nngarischen Regie-' 
vun g auf die Führung der gemeinsamen AnaeleaenHeiteü 
zu sichern und es ist mein lebhaftes Verlangen, daß das 
durch meine bisherige Regierung aufgestellte und vor» mir 
genehmigte Programm vollkommen verwirklicht 
»oerüe. Wenn dies zu »neincm Bedauern »ind gegen meine- 
Erwartung im gegenseitigen Einvernhmen nicht erreichbar 
sein würde, ermächtige ich Sie und ineine Regierung »vie 
sehr ick auch Neuwahlen während des Krieges zu vermei¬ 
den »vünsche. daß Sie im Jntereffe der Sicherung der Wahi- 
rechtsfrage und des Progran,ms der Regierung zu Neu¬ 
wahlen schreiten können. Auf dieser Grundlage er¬ 
nenne ich Sie neuerdings zum ungarischen Mini¬ 
sterpräsidenten. beziehungsweise bestätige ick Sie in 
Ihrer bisher innegehabten Stellung und ernmirie Ihre 
Vorschläge betreffs Ausbildung der Regierung 
Baden, den 8. Mai 1918. 
^ Karl m. p. Wekerle nt. p. 
Ein gemeinsames dentsch-österr. Ernähruugsamt gefordert. 
Wie«, 7. Miai. Die Deutsche Arbeiterpartei hielt 
beute ihren Reichöparteitag ab. der unverzüglich die Errich¬ 
tung eines gemeinsamen E r n ä h r u tu* § am t e » für 
O cst erreich und Deutschland forderte. 
Zinnland. 
Reue deutsche Erfolge in Finnland 
Das finnische Hauptquartier meldet: * 
r ^ Die Operationen zur Reinigung des Gebietes tvrfl 
lich und südwestlich von Tavastehus werden sortgesetzt! 
In den letzten Tagen wurden über 200 Gefangen» 
gemacht. 
Unter Leitung des Generalmajors Lindner Haber 
die Operationen gegen die noch kämpsende Rote Gard« 
in der Gegend von Kotka und Frederikshamm zu neuer 
entscheidenden Ergebnissen geführt., Bei JngerniS machh 
len wir 1500 Gefangene, eroberten 7 Geschütze und 
20 Maschinengewehre. Am Sonntag morgen wurd« 
Kotka erobert. Die Zahl der Gefangenen ist 
auf über 2000 gestiegen. Der Versuch der Roter 
Garde, auf dem Seewege nach Rußland zu entkom¬ 
men, wurde von deutschen Kriegsschiffen verhindert 
Die aus Frederikshamm vorrückenden Truppen er¬ 
reichten Verojocki und machten über 3000 Gefangene 
Das Ostheer eroberte die Küstenbatterien bek 
Trongsund mit schweren Geschützen. 
Für eine finnische Monarchie arbeiten ernslutz- 
reiche Kreise, und unter den Anwärtern für den 
Thron wird der Herzog Adolf Friedrich zu Mecklen¬ 
burg-Schwerin genannt. Nach schwedischen Blättern FoU 
e.r geneigt sein, die Krone anzunehmen. Herzog Adoli 
Friedrich ist ein Onkel des regierenden Großherzogg 
Friedrich Franz IV., Bruder des bekannten Kolonial» 
freundes, Herzogs Johann Albrecht, und hat selbst groß« 
Forschungsreisen gernacht. Er ist zurzeit 44 Jahre alt. 
. tü Uc&cr das finnische Volk ist unendlich vrest 
geforscht worden, denn seine Herkunft verliert sicht 
U!ta Dunkel der Vorzeiten. Wahrscheinlich stammt es. 
aus vem äußersten Nordosten oder aus dem Nordwesteft 
Aftens und gehörte ursprünglich der nordmongolische», 
Rafte an. btaturlich haben dre heutigen Finnen nütz 
dem Mongolentum gar nichts mehr gemein, viel¬ 
mehr »st^ im Lause der Zeiten durch Ver-nischung niif 
germamjßjen und anderen Stämmen ein neües, selb-» 
ftandigeS Volk entstanden, das seine eigene Kultur- 
Sprache. ^ln,a)auung besitzt. Ter Finne unterscheiden 
UG ebenso sehr vom Russen wie vom Deutschen odeck 
Schweden, öilDet also einen Volksstamm für sich, dessen 
fugenden ^.reue und Ehrlichkeit sind. Dabei werden 
die Finnen als genügsam und fleißig, sehr selbstbewußt! 
und.erfüllt von Unaohängigkeitsgefühl oeschildert. Das> 
fmnlfche Volk weist eine starke natürliche Vermehruna 
auf. -rre Etnwohnerzahl betrug 1911 rund 3Vc 
lionen aus einen Flüchenraukn von 373 608 Quadrate 
r:lome-er. ^»es »ft allerdings eine äußerst dünn qe- 
la*5 Bevölkerung, allein wir müssen bedenken, daß 
fast ganz von Seen bedeckt, und die Nord- 
»» o-H & Lappland — nahezu rneuschenieer 
Innnnn ^lui> binnen. In den Häsenplatzen leben 
ts0»000 Schweden aus der Zeit, da Finnland jahr- 
hui.vertelang zu Schweden gehörte und von dort seine 
Kultur und später seinen evangelischen Glauben e>8> 
noch heute gewisse Beziehungen 
Schweden und Finnland, ohne daß eiue polt» 
Verernigung der beiden Länder unter dcn jelnaen 
Verhältnissen denkbar wäre. 
Tie Finnen sind ein fortgeschrittenes, acistia hod* 
Das Schulwesen ist vorzüglich geordnet. 
Volkvschulblldung ist — »,n Gegeirsatz zu Rußland — 
iillgen!eingut. Das Land ist von einem dichten Eisen¬ 
bahnnetz durchzogen, wie es sich überhaupt sehr qutech 
Berwaltunas- und Derkehrsverhältnisse erneuen dürste. 
Reiess-slUerret. 
Groß^-Rußland: Ein Kosak Herr von Sibirien? 
k In Sibirien scheint es den Enaländern n«H 
Wunsch zu gehen. Ter in ihrem Solde kämpfende 
Kosakenfuhrer Scmenow. der in Sibirien gegen di« 
Bolschewik» kämpft, hat seine Vorposten bis nach Cha-( 
ranor an der Eisenbahnlinie nach Chardin vorgeschoben! 
Aus DranSbaikalien wird eine weitverzweigte Bewö« 
gung zugunsten Semenows gemeldet. Man hält eH 
nicht für wahrscheinlich, daß ein Zusammenstoß zwi-- 
scheu den scmcnowschen Kosaken und den Bolschewikii 
unrnitteldar bevorsteht. Tie letzteren lwden cine ivich- 
tlge Brücke über den Onon-Fluß besetzt. Das .Haupt¬ 
quartier Semenows befindet sich immer noch in der 
Mandschure». Die Bolschewik» erblicken in Scmenow 
e»ne Gefahr für ihre Herrschaft in Sibirien und werden 
ihm mit allen Mrtteln. di" allerdings nicht sehr be¬ 
deutend find. Widerstand leisten. 
Für England ist das Vordringen dieses Banditen 
außerorden.lich angenehm. Denn ohne ihn hätte maft 
^.apar» den Schutz der englischen Interessen im Osten 
anvertrauen »nüssen. und da hätte man de»» Bock z»»n, 
Gärtner gemacht und Japan in die Lage versetzt, 
sich des ganzen Ostsibiriens zu bemächtigen. Jetz^ 
miist Japan von diesem Vorgehen Abstand nehinett 
und gar noch mit freundlicher Miene zuschcn, wi« 
England »bin mit Hilfe diese« abente»»ernden Kosaken- 
LandsknechteS Scmenow die herrliche Gelegenheit zuni 
Eingreifen und zum Erobern Ostsibiriens wegnimmt.
	        
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