Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

K 
mutz zugestcften, daß erst die Oktober-Novemberlistu;^ 
Un Handel--,,V'Wau die monatliche Dvrchschnittshöhe 
von 1913 ercr ^»be, sodaß man von jrmr ab mit 
einem JahreS,u n 2 Millionen Tonnen rechnen 
könne. Am 27. ljreibt das „Jaurna. of Co 
irreres": Wir wunde. ns nicht darüber, laß man 
«ins sagt, der Lau ; Handelsschiffen werde vo 
Ifei’-t aS in sehr beschle: -em Ternvo r Ite- gehen. 
Die Unannehmlichkeit ist i. ll em Fall n.nd in u- 
Hererr ähnlichen Fällen, die mit dem ll iffbau zu- 
ramlnenhäygen, daß die Verwirklichung der Dinge, die 
wir zu sehen wünschen, imunr der Luk ,1 anheim 
gestellt wird. Bestänoig sagt man uns, daß n' nmehr 
der wunderbare Wechsel in der Lage eintreien nrd." 
Auch die Enttäuschung über das Mißlingen des a eri- 
kanischen Schis, da »Programms kommt in der engli,chen 
Presse wieder lebhaft 'm Ausdruck. Das Geständnis 
des Premierministers Llu^d George, daß er sich bezüg¬ 
lich der Ueberweisuug amerikanischen Frachtraums an 
England geirrt habe, und daß infolgedessen seine Be¬ 
rechnungen eine Aenderung erfahren hätten, wird 
dichnlich empfunden. . 
Das englische Lazarettschiff * „Rewa" 
mf eine Mine gelaufen. 
Berlin, 13. Januar. (Amtlich. WTB.l Am 9 Ja¬ 
nuar bat die englische moste Funkstation Pvld?>: fol¬ 
gende Nachricht verbreitet: Eine andere abscheuliche Ge¬ 
walttat deutscher Uboote, die wiederum öle Unzuverläs¬ 
sigkeit deutscher amtlicher Garantien darlegt, ereignete 
sich etwa um Mitternacht am Fretag, 4. Januar, als das 
britische Lazarettschiff „Newa", von Gibraltar heini- 
wärts fahrend, mit Berrrnnideten an Bord ohne 
Warnung torpediert und im Bristolkanal versenkt 
wurde. Alle Berwündetcn wurden gerettet, doch wer¬ 
den drei Laskaren vermißt. Newa führte alle Lichter 
nstd die durch die Haager Kostpension geforderten Ab¬ 
zeichen. Die Admiralität teilt amtlich mit,. daß das 
Schiff nicht in der sogenannten Sperrzone fuhr, die iir 
der Bekanntmachung der deutschen Regieruna vom 29. 
Januar 1917 bezeichnet wurde. Da tn dieser Mittei- 
lnirg eine amtliche Erklärung der britischen Admiralität 
enthalten'ist, wird von amtlicher deutscher Stelle hierzu 
erklärt, daß das Lazarettschiff, wie inzwischen sestgestcllt 
worden ist. nicht von einem ironischen Nbovt torpediert 
Vörden ist, vielmehr besteht Hobe Wahrscheinlichkeit, dgst 
-'s ans eine vor kurzem im Bristslkanal non uns gelegte 
Mineniverre gelaufen ist. Daß Sie deutsche Regierung 
keinerlei Gewähr für Sie Sicherheit der Schiffahrt gegen 
Minen innerhalb der Sperrgebiete übernommen hat. 
dürfte hinlänglich bekannt sein. 
Der Charakter der englischen Ausstreuungen kcni- 
lcichnet sich hiernach von selbst. 
Der Luftkrieg 
Der Luftkrieg im Dezember. 
Die Verluste hüben und drüben. 
Im Monat Dezember haben unsere Gegner auf 
stllen Fronten im ganzen 119 Flugzeuge und 9 Ballone 
perloren. Wir haben 82 Flugzeuge und 2 Balloste ein¬ 
stebüßt. Davon sind.97 Flugzeuge jenseits der Linien 
verblieben, während die anderen 25. über unserem Ge¬ 
riet verloren gingen. Auf die Westfront allein entfal¬ 
len von den 119 außer Gefecht gesetzten feindlichen 
Flugzeugen 101, von den 82 deutschen 74. An der ita- 
stcuischen Front haben wir 17 feindliche Flugzeuge ab- 
leschpsse» und 6 eigene eirrgebüßt. Im einzelnen setzt 
sich die Summe der feindlichen Verluste folgenderma- 
Ke« zusammen: 83 Flugzeuge wurden im Luftkanrpfc. 
80 durch Flugabwehrkanonen, 1 durch Infanterie ab- 
geschossen, 8 landeten unfreiwillig Hüller unseren Li- 
stiem. Bon diesen Flugzeicgen sind 47 tn unserem Be¬ 
sitz, 72 sind jenseits unserer Linien erkennbar abgestürzt. 
Französischer Tafchenspielerkviff. 
Der Pariser Furckspruch vom 8. Januar nachmit¬ 
tags meldet, daß die Franzosen im Dezember 79 
deutsche Flugzeuge abgeschossen haben, und sagt u. a. 
Wörtlich: Von diesen scheinen 35 Flugzeuge, die in 
unseren Linien ntedergiugen, vernichtet zu sein, doch 
konnte hierüber keine ab,chlteßcnüe Feststellung gemacht 
werden. . . Demgegenüber werden die französischen 
Verluste auf 20 Flugzeuge, davon 13 über ihren eige¬ 
nen Linien adgcfchofsene, und 1 Fesselballon angegeben, 
matsachlich beliefen sich die deutschen Verluste aus dem 
französischeu Test der Westfront im Dezember 1917 aul 
S Flugzeuge diesseits und 22 jenseits, während die 
sianzüslschen Verluste nicht 20, sondern 44 Flugzeuge 
betrugen, von denen nicht 13, sondern 30 nach einwauö- 
sieter Feststellung jenseits abstürzten,- nicht einer, son¬ 
dern drei Fesselballone wurden abgeschossen. Die Tat- 
sackze, dnn der franzvstsche Bericht d:e 35 Flugzeuge, de¬ 
ren Abschuß nach seinem eigenen Eingeständnis nicht 
sicher war, unbedenklich als deutschen Verlust rechnet, 
kennzeichnet seine Glaubwürdigkeit zur Genüge. 
Flicqcrlcutnant Müller ß. 
Berlin. 14. Januar .Wie dem „Berliner Lokalanzeiger" 
ans München berichtet wird ist der bayerische Flieger- 
l e u t n a n t Max M it l l er bei der Jagdstaffel Bölckc, Rit¬ 
ter des Ordens Pour le merite. in der Nähe von Cambrat 
«ach seinem a ch t u n d d r e i ß i g st e n Luft siege durch 
einen Flugzeugfehler tödlich verunglückt und so unbesiegt 
für das Vaterland gefallen. 
(WTB.j Karlsruhe. l4. Januar. Amtlich Bei einem 
heute Mittaa aas Karlsruhe erfolgten Fliegerangriff 
wurden einige Bomben abgeworfen. Eine Person wurde 
ganz leicht verletzt. Milllärtscher Schaden ist nicht ent¬ 
standen, sonstiger Sachschaden gering. 
veutftblaaö. 
Die Krise. 
Richtigstellungen;. — Hcrtlingö Rede im Hanvlansschns, 
G verschoben. 
Berlin, 14. Januar. Im Zusammenhang mit den zur 
Zeit in Berlin stattfinöcndcn Besprechungen zwischen der 
Rcichsleituna und der Obersten Heeresleitung find, zum Teil 
wohl nicht unabsichtlich, eine Reihe von Gerüchten durch die 
Zeitungen verbreitet worden, die die bestehende Verwirrung 
noch vermehrt haben. Die Rachricht, daß der Staatssekretär 
v. Kühlmann aus Brest-Litowsk nach Berlin gekommen! 
set, ist ebenso unrichtig ,vie die Meldung, daß Gras B ern¬ 
st o r f f nach Berlin berufen worden sei. 
Aus Tatsache atz Graf Hertling am Dienstag 
•m Herreubause das B ort ergreifen wird, geht hervor, dag 
nicht krank nun kann, wie ein Berliner MorgLNblatt von 
ivm behaupiet hatte. - 'e von dem Reichskanzler beabstchtigte 
gi e d e zur auswärc-gen P o i1 i t f. dre tut Mittwoch 
liurn Hauptahsichntz des vceichstage-- vorgesehen war, wird 
ii« voraussichtlich ..och um einige Tage verzöger n. 
Äkit den nmiaufenden Krisengerüchlen hangt das aber nccht 
zusammen. ^ * —*A •* ** m 
Kein Konflikt. 
Tatsachen und Gerüchte. 
Unter dieser Ueberschrift schreibt die ..Nordd 
ANg. Ztg." offiziös an der Spitze des Abendblattes: 
„Der Reichskanzler Tr. Graf v. Hertling Hai 
kn den letzten Tagem mehrfach Seiner Majestät den 
Kaiser Vortrag gehalten und zahlreiche Besprechun¬ 
gen gehabt. Eine verirauenSvor.e Aussprache hat zrvi- 
scheu dem Rcichskanz rr und den zurzeit hier anwesen¬ 
den Heerführern stattgefunden. Die Mitteilungen übe, 
einen heute einberufenen Kronrat sind unrichtig 
Es liegen keine sachlichen Differenzen vor, die ein« 
Entscheidung im Kronrat verlangten. Auch sonst gehen 
mancherlei unrichtige Nachrichten durch einzelne Blät. 
ter. So wird gemeldet, daß der Staatssekretär von 
Kühlmann und der Botschafter Graf Bernstorff in 
Berlin eingetroffen seien. Beide Angaben sind falsch. 
Der Tag, an dem der Reichskanzler im 
hanptausschuß des Reichstages zu sprechen ge¬ 
denkt, ist noch nicht festgesetzt." 
Es steht fest, daß der Reichskanzler wegen der 
angeklärten Lage in Brest-Litowsk seine Absicht, schon 
am Mittwoch im Hauptausschuß des Reichstages zu 
sprechen, ausgegeben hat. 
Die Entscheidung gefallen! 
Beseitigung des innere» Mcinnngsstreites. 
Seit Anfang voriger Woche steht nnser inncrvolitisches 
Leben im Zeichen gewisser Gerüchte, die von Meinungsver¬ 
schiedenheiten zwischen der Reichsleitnna nnd der 
Obersten Heeresleitung zu erzählen wissen. Diese 
Gerüchte wirkten um so beunruhigender, als sse nach keiner 
Richtung hin ans ihre Nichtigkeit kontrolliert werden konnten. 
Die vorgestern gemeldete Anwesenheit des Kronprinzen, 
des Generalfeldmarschalls von Hindenbnra und des 
Generals Lndendorff haben «nn naturgemäß den Ein¬ 
druck hcrvorgernsen. daß jetzt die Entscheidung bevorsteht. 
Damit verbanden sich abermals unkontrollierbare üierüchte 
von der Möglichkeit oon Personalveränderungen an den 
höchsten Stellen nach der einen oder anderen Richtung. 
Die Entscheidung i st, wie wir ans Grund zu¬ 
verlässiger Informationen berichten kön¬ 
nen. nunmehr tatsächlich gefallen. Die Mei¬ 
nungsverschiedenheiten, welche zwischen der Leitnna der aus¬ 
wärtigen Politik und der Heeresleitung bestanden haben, 
ssud auf dem Wege völlig freier Aussprache beseitigt worden: 
zugleich ist eine Demarkationslinie zwischen den Zn- 
ständigkeitcn der beide«! Ressorts vereinbart worden. Wenn, 
wie dies bei der Verschiedenheit der Aufgaben der Leitung 
der auswärtigen Politik nnd der Leitung der Kriegssührnng 
in der Natur der Sache liegt, auch in der Folge Meinungs¬ 
verschiedenheiten nicht völlig ausgeschlossen ssnd. so darf doch 
wohl gehofft werden, das; hiermit auch der Weg gefunden ist, 
um für die Folge die Leitung unserer Kriegs- und Friedens- 
volitik in vollem Einvernehmen mit der ober- 
st c n Heeresleitung z» sichern. 
* 
(bl.l Berlin, 14. Januar. Hindenburg und Ludendorff 
hatten gestern eine längere Konferenz mit dem Reichskanzler 
Grafe» von Hertling, die dem Empfang beim Kaiser voraus¬ 
ging. Für heute ist eine Besprechung beim Kaiser angesetzt, 
an der Hindenburg. Lndendorff. der Reichskanzler, der Unter- 
slaatssekretär von dem Bussche und andere Persönlichkeiten 
teilnebmen werden. Reichsschatzsekretär Graf Rödern leidet 
noch immer an einer leichten Erkältung 
Berlin, 14. Januar. Die „Berliner Morgenvost" hat mit 
grotzer Bestimmtheit versichern hören, daß der Chef des 
Zivilkabinetts von Valentins nunmehr cntgiiltig zurttcktrc- 
ten wird. 
Berlin, 14. Januar. Im „Berk. Tagebl." heißt cs: Mon¬ 
tag Nachmittag werde voraussichtlich der Reichskanzler den 
Führern der Reichstagspartereu über den Inhalt des Er¬ 
gebnisses der Beratungen Mitteilungen machen. Wie das 
Blatt weiter erfährt, sei auch der deutsche Gesandte im Haag 
Baron von Rosen in Berlin eingetroffen Desgleichen sei 
Botschafter Graf Bernstorff nach Berlin berufen worden. > 
* 
Eine Rede des Großadmirals v. Tirpitz. 
Am Sonnabend abend hatte Großadmiral v. Tirpitz als ' 
erster Vorsitzender der Deutschen Vaterlands-Partei einen 
größeren Kreis von Politikern namentlich aus Parlament 
und Presse, in Hotel Bristol geladen; von politischen Füh¬ 
rern waren u. a. Graf Westarp. Freiherr v. Gamp und 
Herr Stresemann der Einladung gefolgt. 
Im Läufe deS Abends brachte der Führer der Reichs- 
Partei. Frhr. v Gamp, ein Hoch auf den Gastgeber aus, den 
er neben Hindenburg und Lndendorff als dritten großen 
Führer unseres Volkes in diesem Kriege feierte, dg er als 
Organisator unserer Marine cs uns ermöglicht hat. de» 
Kampf gegen England zu bestehen. Großadmiral v. Tir¬ 
pitz dankte indem er kurz die Lage bclcnchtetc. Voller 
Hoffnung siebt er dem Ende entgegen. Mit bemerkenswer¬ 
ter Deutlichkeit erklärte er. daß schon 1918 die ganze 
deutsche Marine „bis zum letzten Matrosen" 
den U-Bvotkriea für möglich und für nötig 
gehalten habe Nun wäre England geaüber die gefähr¬ 
lichste Feit gekommen, da wir diplomatisch zu einem Vcr- 
zichtfrieden im Westen gedrängt werden sollen. Da hieße 
es: Stange halten! Der Ui-Boot-Krieg wirkt und 
wird weiter wirken. Wir müssen siegen und im Westen unser 
Ziel erreichen Geben wir diese Ziele ans. sind wir ver¬ 
loren nnd können unsere Westmachtstellung nie wieder er¬ 
ringen. da unser Wirtschaftsleben vom Welthandel abgeschnit- 
ten! sei und unsere Industrie verkümmern würde, Tirpitz 
schloss mit einem H och ans H i n d e n b n r a nnd Lude n- 
d o r f f, unsere großen Führer in diesem Kriege. 
D'e austro V Lösung arffgegeScir? 
• .24- - (T. U., ~te polr 
" scheint, wie das Berliner Ta.- f>\ •* - sttteilt, et i 
w " na,genommen zu haben jX < hat offen. 
'■ 9 Ge -i-.ti --polnisch. Lösung (B-rfimgr 'S 
Mit Oesterreich in Form eines servstänoiaen Staates! 
aust-eaere». Dabei scheinen nicht nur rische, 
dern amt wirtschaftliche Gründe mitg. st -ü zü 'ba. 
ben, mtlitä iscl-e tnfi ?ern. als mau sich u"n 
: ertmaen scyaffe» wolle, wirtschaftliche, it c. man st 
ine Ängfiederung der wertvollen tndüst' este- 'Fezi'.r» 
Persönaluttion m« 
Polens all Preußen eintrete. Ein 
t'W«-. -CU» 4.V. wuu; UU| VIV ZCl 
tligs nicht ohne Einfluß bleiben. 
Neu-s dcuifches FrredeNLanZebLt^ 
Berlin, 14. Januar. (Eigene Drahtnachi.^i,! 
In eurer Polemik der Deutschen Tagesze ung wird dt« 
Ansicht vertret-.u, öatz wir vor t-.aer.. reuen Fi cderrS« 
an gebot ständen. Das Blatt zststit S'lmmen de< 
frankfurter Zeriung und sagt: Danam und nach de» 
Beziehungen der Frantfurter Zeitung rami man niÄ 
tm Zweifel sein, daß die sogenannte Mehrheit mit de» 
geborenen Staatsmännern, die auf ihr ichmiurmem 
alles in Bewegung fetzt, um gerade jetzt ein neue- 
deutsches Friedensangebot als Antwort auf die Reöt 
Lloyd Georges und Wilsons bet der Leitung des Rei4 
ches zu erzwingen. 
Die -^llgeMeine 
WahlrechtsdeHaLLeo 
Drei Tage lang hat nun schon der Aus schütz 
des Abgeordne-tenhauses für die WahlcechüL. 
Vorlagen die allgemeine Debatte gepflogen und die 
Fortsetzung dann auf nächsten Donnerstag vertagt. 
Neue Gesichtspunkte kamen am Montag in der 
Beratung nicht zur Geltung. Minister Dr. Fried, 
berg beklagte sich über die unfreundliche Behänd, 
lung durch ferne nationalliberalen politischen Freunde 
und sagte zur Polensrage, die Regierung wisse 
daß eine Folge des gleichen Wahlrechts für den Oste 
dre starke Vermehrung der polnischen Abgeordnete 
fern werde. Das sei nicht erfreulich, aber auch da- 
von den NationaNiberalen gewünschte Pluralwablrech 
wurde dies nicht ändern. Das Regierungsproqramn 
für den Osten sei: das Kolentum nicht bekämpfen., 
aber das Deutschtum fördern. Entschiedenen! 
Einspruch erhob ein konservativer Redner gegen daS 
rn Volksverrat grenzende Auftreten des polnisch^ 
Redners in der Sonnabendsitzung; auch ein Volks-! 
mrterler bezeichnet dessen Verhalten als enchörend. 
Mnlster Dr. Trews sagte zur Polenvolitik: nur diel 
Unterdrückungsmaßnahmen sollten eingeschränkt wer. 
den. 
Zur Frage der Verhältniswahl äußerte er, 
sie widerstrebe nicht den Grundsätzen, auf die die 
Regierung entscheidenden Werl lege. Gegenüber den 
von konservativer und freikonsecvativer Seite erneut 
geschilderten schädlichen Wirkungen der Wahlreform, 
erklärte der Minister, die Regierung wisse sehr wohl, 
daß unter dem gleichen Wahlrecht Schwierigkeiten bei 
der Durchführung der verschiedensten politischen Ma߬ 
nahmen eintreten würde>--, nbec sie sei überzeugt, daß 
der Drang nach dem gleichen Wahlrecht tm 
Volt so st a r k sei, daß sein Versagen unser innerstes 
Staatsleben schwer gefährden im'isse. 
Vom Zentrum wurde mitgeterlt, es sei dagegen, 
zunächst die Herrenhausreform zu beraten. An sich' 
sei es einerlei, womit die Beratung begonnen werde, 
aber die Agitation iw Lunde werde unnötig neue 
Nahrung erhalten, wenn man die Herrenhausreform 
vorweg nehme. Llnch ein Teil des Zentrums werde von 
dieser Reform die Stellungnahme zum ganzen Gesetz 
ibhängig wachen. Weiter betonte dieser Redner die 
Besorgnis, das gleiche Wahlrecht könne die konfes. 
ironekke Volksschule gefährden, wie dies auch schon 
»on konservativer Sette hervorgehoben war. Ein 
volksparteiler veclvics, um diese Besorgnis ab- 
suweisen. auf die Verhältnisse in den nordischen Län¬ 
dern und in der Schwerz. 
Berlin, 14. Januar. Verschieden« Blätter wollen wissen, 
daß in der polnischen Frage eine neue Wendung eingetreten 
sei. — Bei der Wahl für den Provinziallandtag im Kreise 
Wreschen siegte ein Deutscher, obwohl 10 Deutsche 18 pvl- l j'" 
Nischen Stämmen gcgcnübcrstanden. L 
Verschleppung der 
Friedensverhandlungen. 
Aus Brest-Litowsk liegt ein sehr langer Be¬ 
richt vor über die am 11. und 12. Januar gepflogenen 
ssommissionsverhandlungen über das 
Sclbstbestimmungsrpcht von Pole», Litarrcn und 
. Kurland. 
In diesen Verhandlungen hat sich gezeigt, daß die 
stussen Entscheidungen tatsächlicher Natur aus dem? 
Wege gehen und immer von neuem über theoretische 
fragen reden. 
Die Vertreter der Mittelmächte erklären, daß sio 
stolen, Litauen und Kurland schon heute nicht mehr als 
ium russischen Reiche gehörig betrachten. Sie zeigten 
licfi auch gewillt, Vertreter dieser Völker zu den Frie-- 
»ensverhandkungen zuzuzkehen. Trotzki, der den letz- 
iercn Gedanken zunächst angeregt hatte, ließ ihn her-» 
mch fallen. Die Russen stellen,sich auf den Standpunkt, 
»aß die ehemals russischen Grenzvölker das Recht haben, 
jelbst zu bestimmen, von wem und wie sie später 
regiert werden wollen, daß cs aber unzulässig sei. 
»ie von den Deutschen mitgeteilten Abstimmungen alS 
»ollwertig zu behandeln, da sie nur von einzelnen 
unter deutschem Einfluß stehenden Volksschichten aus-. 
gingen. Die Russen verlangten weiter von Deutschi¬ 
land und Oesterreich-Ungarn eine kategorische Wer» 
sicherurig, daß sie diese Gebiete nicht annektieren und 
arcch nicht zu Grenzkorrektionen benutzen wollen. Weiter 
Verlangen sie bestimmte Erklärungen für die Vor» 
nähme der Volksabstimmungen und die vorläufige Ver¬ 
waltung dieser Länder. . .. . ^ 
) Gegen die russischen Ansprüche ' i 1 
erH-ob sich der deutsche Militürbevollmüchtigte GcneraH 
Hofsmann und führte aus: 
[ „Ich muß zunächst gegen den Ton dieser Vor» 
schlüge protestieren. 
Die russische Delegation spricht mit uns, als obi 
Sic siegreich in unserem Lande stünde und uns
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.