Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Tie neue Frontlinie. 
Ter Militärkritiker des Berner „Bundes" schreibt 
über die strategische Lage: „Es läuft alles auf die 
Beherrschung der Linie Slmicrrs—Montvidicr—Eorn-> 
piegnc—Soissons hinaus, doch ist sie durch den Ein¬ 
bruch zwischen Soissons und Reims so gefährdet, daß 
Eompiegne bereits bedroht erscheint. Daraus erklärt 
sich die Häufung frar^ösischer und amerikanischer 
strafte am Ourcq-FIusse und vor Soissons, denn sie 
verteidigen nicht nur die Nordostsront von Paris, son¬ 
dern sichern auch den Zusammenhalt der durchlaufen¬ 
den französisch-englischen Kordonstellung, die zwischen 
Karne und Life verknüpft bleiben mutz, da sonst die 
»anze Nordfront von Compiegne bis zum Aecmel- 
kanal von der Mittelfront an der Aisne und der 
Marne abgerissen wird. Die Deutschen behandeln die 
Schlacht zwischen Soissons. und Chateau-Thierrh noch 
ills AngriffSgebiet, doch läßt sich nicht sagen, wie lange 
dieL der Fall fein wird. Die Entwicklung hängt von 
den Beständen ab. die von beiden Seiten in das 
Feuer geworfen werden. Die deutsche Heeresleitung 
wird ohne Zweifel danach trachten, sich die Hand¬ 
lungsfreiheit zu bewahren, um den drei großen Of- 
sensivstößen einen vierten folgen ?>u lassen, während 
die französische Heeresleitung bestrebt sein mutz, eine 
Neue feste Kampflinie zu bilden und nicht dauernd 
verzichten darf, die Initiative wieder an sich zu reißen 
Da Reims immer enger umfaßt wird, der Brückenkopf 
don Chateau-Thierrh am 1. Juni in deutsche Hand fiel 
und Soissons für die Franzosen verloren ging, sind 
Fachs Aussichten auf Wiederherstellung der strategi¬ 
schen Laae sebr trübe 
Di« Kämpfe von Billcrs-Cotterets. 
Bern, 6. Juni. Das Berner Jntelligenzblatt meldet: 
französische Berichte geben zu, daß deutsche Truvven sich 
dem Ostrande des großen Waldxs von Villers - Cotterets ge- 
nähert haben. Sic sind damit nunmehr 20 Kilometer von 
dem Oertchen Beltz entfernt. daS in den ersten Sevtember- 
tagen 1014 das südlichste Hauptquartier von Kluck erlebt 
batte. — Der Zürcher Tagesanzeiger meldet: Der deutsche 
Vormarsch bat sich verlangsamt, ist aber noch nicht zum 
Stillstand gekommen. Trotz schärfster Gegenwehr der Fran¬ 
zosen vermochten die Deutschen in Richtima Villers-Cot- 
terets weiter ausgesprochene Fortschritte zu erzielen. 
, Der farbige Ersatz. 
(WTB.) Berlin. 0. Juni. Tie Ersatzschwierigkeitcn 
Frankreichs gehen aus der Tatsache hervor, daß nunmehr 
auch die bisher rein weißen Kolonialregimenter farbigen 
Ersatz erhalten. Angehörige des 21. und des 28. Kolonial¬ 
regiments, die bei dem deutschen Vorstoß gegen Fort Pom- 
pelle gefangen genommen wurden, berichten, daß im Mai 
ds. Js. anstelle des bisher ausschließlich weißen Ersatzes 
erstmalia Farbige in diese Regimenter eingereibt wurden. 
Die Schwarzen, die zum Teil aus Madagaskar stammen, 
wurden nach notdürftiger Ausbildung nach Frankreich ver¬ 
laden. Die Fahrt der fünf Transportdampfer aing bis 
Suez zusammen. Von da ab zwang die Tätigkeit der deut¬ 
schen U-Boote zu einer Teilung des Transports. Jeder 
Dampfer mußte einzeln unter englischer Eskorte nach Mar¬ 
seille aeleitct werden. Trotzdem wurde ein Dampfer tor¬ 
pediert. 
Luftangriffe aus Calais nnd Ronloane. 
lBTB.l Berlin. 0. Juni. Außer zahlreichen anderen 
Zielen wurden die wichtigen feindlichen Umschlaavlätze Ca¬ 
lais und Boulo gne erfolgreich mit Bomben belegt. 
Vom»A-Bootkriege 
U-Bootstrccke: 2© 0©0 Tonnen. 
(Amtlich.) Berlin, 6. Juni'. Im Mittelmecr vw' 
senkten deutsche und österreichisch-ungarische U-Boote 
p Dampfer und 6 Segler von zusammen über 20 00© 
Bruttoregistertonnen. Die Dampfer wurden aus starl 
gesicherten Gekeitzügen herausgeschossen, einer von 
ihnen war ein Kriegsmarerialtranspvrtcr. Der Chef 
hes .Admiralstabes der Marine. 
An einem Tage 17 ©06 Tonnen! 
"Das im gestrigen Bericht erwähnte U-Böot d'eH 
Oberleutnants z. S. Lohs hat seine Erfolge in erstarr« 
stich kurzer Zeit erzielt. An einem Tage konnte es viM 
Morgengrauen bis Mitternacht 17 000 Bruttoregister-! 
.tonnen in die Tiefe schicken, trotzdem die Angriffe! 
Durch starke feindliche Gegenwirkung erheblich erschwert 
wurden. Nach Verlegung des Tätigkeitsgebietes traf 
das U-Boot an einer anderen Stelle des Kanals! 
auf die Spuren der Arbeit eines Schlpesterbootes» 
Es passierte nämlich ein großes Trümmerfeld mt» 
vielen toten Pferden und Ochsen, Futterkrippen, Stäl¬ 
len. Stroh- und Heubündeln ujw. wahrscheinlich war 
»an dieser Stelle ein das englische Heer in Frankreich 
tversorgender Dampfer einem puderen U-Boot zum 
p)pfer gefallen. 
A-Bort-Schrecken in Amerika. 
15 Amerikaner versenkt. ' 
1 Sie hatten also ziemlich richtig vermutet, als sie 
Annahmen, daß die deutschen U-Boote auch einmal 
jeine Fahrt guer über den Ozean machten, um ihnen 
jGrütze deutscher Tatkraft und deutschen Wagemuts 
fzu bringen, Jetzt ist es geschehen: 
, Das amerikanische Marineministerium empfing den 
jamtlichen Bericht, daß in der Nähe der amerikanischen 
iKüste ein Dampfer und drei Schoner in den Grund 
«gebohrt worden sind. 
Wie aus Newhork gemeldet wird, handelt cs sich 
[um zwei deutsche U-Boote. Man nimmt an, daß 
[die Schiffe in der Nähe der Küste von New England 
stmd New Jersey versenkt worden sind. Man schützt in 
Mewhork, Reuter zufolge, daß seit dem 25. Mai un¬ 
gefähr 15 amerikanische Schiffe, darunter zwei Damp- 
rfer, von deutschen U-Booten an der nordatlantischen 
[Küste versenkt worden sind. Der größte Dampfer, die 
[„Carolina", die nach Portorico unterwegs war, wurde 
>125 Meilen südwestlich von Sandy Hook angegriffenl 
Der Dampfer „Texcl", der mit einer Ladung von 
[Portorico auf dem Wege nach Newhork war, wurde 
«m Sonntag, 60 Meilen von der Küste entfernt, ver¬ 
denkt. Das U-Boot gab drei Schüsse ab. Der deutsche 
lll-Boots-Kommandant begab sich an Bord und befahl 
der Mannschaft, das Schiff zu verlassen. Darauf legt« 
er an Bord des Schiffes eine Bombe und ließ es in du 
Luft fliegen. Die e-©§ 36 Köpfen bestehende Be- ! 
mannung landete später in Rettungsbooten in At- I 
lantic City. 
Im Marineministerium glaubt man, daß sich di« 
U-Boote nach ihrer Tätigkeit nach ihrem Ausgangs¬ 
hafen zurückbegeben haben. Nach Schätzungen werde» 
noch immer 
35© Personen vermißt.^ 
Auf den ersten Bericht über den Angriff deutscher U- 
Boote hin wurden sofort amerikanische U-Boot-Jägc, 
und andere Kriegsschiffe längs der Küste ausgesandt. 
Die Behörden erklären, daß ausreichende Maßregeln 
getroffen worden seien, um den Angriff auf jeden 
der Plätze abzuwehren, an dem Truppen nach Frank-, 
veich verschifft werden. Die englische Presse erfährt aus 
Newhork, daß der Newhocker Hafen wegen der U-Boot- 
Gefahr gesperrt worden ist. — 
Verhaftung? -r. 
' „Central News" melden i tewhork: Am Diens¬ 
tag erschienen Geheimpolizisten m verschiedenen New- 
yorker Klubs, die fast ausschließlich von Deutschen be¬ 
sucht werden und die dort zusammengekommen waren, 
um die Erfolge der deutschen U-Boole in den ame¬ 
rikanischen Gewässern zu feiern. Es kan: zu erregten 
Szenen. Ungefähr 150 Untertanen feiüdlicher Län¬ 
der wurden verhaftet. , 
(WTB.) New Uork, 3. Juni. Meid .nq des Reuterschen 1 
Bureaus. Aus den letzten Nachrichten g !t hervor, daß dr ei. 
Schoner versenkt wurden. Ein Zerstörer berichtete, ? 
daß er einen Angriff eines Unterseeboote nuf einen Dampfe ? 
am Dienstag morgen unterbrach. Fünfzehn Uebcrlebcnde 
von drei Schiffen, die eine Zeit läng auf einem Unterseeboot 
gefangen gehalten wurden, kamen ans einem amerikanischen 
Dampfer, ans den sic von dem Unterseeboot übergefübrt mor¬ 
den waren, im Hafen von Coney Island an. Andere Küsten¬ 
stationen innerhalb des Stadtbezirks löschten infolge eines 
Befehls, der nach einer Beratung mit-den Militärbehörden 
erlassen wurde, ihre Feuer. 
Schließung aller atlantischen Häfen. 
Haag, 6. Juni. Reuter meldet aus Washington: Die 
Aktion der deutschen Tauchboote kam im Krieaskabinett 
zur Sprache. Der Lebensmittelkontrolleur Hoover er¬ 
klärte. die Zufuhr von Lebensmitteln und Vorräten für das 
überseeische Heer werde durch das Erscheinen der U-Boote 
nicht gestört (?). — „Central News" meldet aus Washing¬ 
ton.- Daniels befahl, die Häfen Boston. Philadelphia 
und die anderen Häfen am Atlantischen Ozean ebenso wie 
N e w y o r k zu schließen. 
Die Äbblendungs-Borschriften in New Bork. 
sWTB.) New Bork, 5. Juni. Reuter. Es ist die An¬ 
ordnung getroffen worden, datz die Küste verdunkelt 
bleiben muß. Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme 
sind auch die Lichtreklamen auf dem Brodwan verboten. Die 
Gebäude, in denen Licht gebrannt wird, müssen nach außen 
abgeb lendet werden. Gründe für diese Maßnahmen 
sind nicht anaegcben: aber wahrscheinlich haben sic den Zweck, 
mögliche Luftangriffe der Deutschen zu verhindern. 
Fliegerangriffe auf Amerika? 
Wiö die „Köln. Ztg." aus Amsterdam hört, meldet die 
„Finanzial Times" in ihrer Bvrscniibersicht. daß in Ame¬ 
rika Luftangriffe ftattgesnnde« hätten. Man 
wird nähere Nachrichten darüber abwarten müssen. 
DmtWattö. 
Die Präsidentenwahl 
im Reichstag vertagt. 
— Berlin. 6. Juni 1018. 
Abgeerdnetenhans^. 
• . ' — Berlin. 6. Juni i 
. Im preußischen Abgeordnetenhause wurde Heutes 
die allgemeine Aussprache zum Kultusetat fortgesetzt, 
«und heute nahmen auch 'diejenigen Redner das Wort, 
die gestern wegen der Leere des Hauses „gestreikt" hat¬ 
ten. Das Haus war heute freilich — noch leerer. .Die 
Aussprache betraf im wesentlichen die konfessionelle 
Schule; mancherlei Nebenfragen wurden leicht gestreift, 
doch ging die Aussprache nirgends aus dem Rahme» 
der friedfertigen Ruhe hinaus. 
Abg. Dr. Kaufs,nann (Ztr.): Das Z6 l der religiös- 
sittlichen Bildung des Charakters wird am Beste» 
durch die konfessionelle Schule erreicht. Wie wichtig 
der Religionsunterricht ist, zeigt, daß in Baden sogar, 
die Fortschri: 'chen und Sozialdemokraten für de» 
Religionsunte ht in der Fortbildungsschule gestimmt! 
Abg. Dr. ..Sicke (freik.): Wir halten an unserem! 
haben. t 
altbewährten Programm fest: Kirche und Staat zul 
trennen, würde verhängnisvoll wirken. Wir wolle» 
dem Volke die Religion erhalten. Polnischen Religions-, 
unterricht lehnen wir ab. f 
Abg. Adolf Hofsmann (U. Soz.): Sobald die Auf-, 
klärung des Volkes hinreichend ausgebreitet ist, komm- 
die Trennung von Kirche und Staat von selber. Redner 
wird wegen einer Bemerkung über Gottesglauben unÄ 
Krieg und Preußen zur Ordnung gerufen. 
Abg. Dr. Traust (Vp.): Die Frage der Trennung! 
von Kirche und Schule kann nur unter zeitgeschicht¬ 
lichem Gesichtswinkel beurteilt werden. 
Kultusminister Schmidt: Ich kann nicht mit fer-- 
tigen Zielen und Programmen an Sie herantreten, 
weil wir heute noch gar nicht wissen, mit welchem Geist 
die Leute ans dem Schützengraben zurückkehren wer-« 
den. Die konfessionelle Schule ist nicht untrennbar! 
mit der religiösen Erziehung verbunden, aber wir wer-^ 
den festhalten i*n dem, was ist. 
j Morgen Weiterberatung. 
Politische Nrmdschan. 
— Berlin, 6. Juni 1918. , 
— Eine.Tagung des Hessischen Landtags wird vor* 
iaussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli statrsinden. 
Die Tagung dürfte nur kurz sein. 
—Der Pripz zu Wied, Fürst von Albanien, 
wurde vom König von Sachsen in Audienz empfangen. 
— Dem bayerischen Landtage ist von de» 
Staatsregierung ein Gesetzentwurf unterbreitet wor¬ 
den, wonach die laufende Landtagswahlzeit um weiter» 
zwei Jahre verlängert werden soll. 
— In Torioki an der russisch-finnischen Grenze ist 
in einem Sanatorium am 30. Mai Gregor Plechanol» 
der bekannte russische Sozialistenführer, gestorben. 
1 * 1 
j"'’' Zentrum »nd Sicherungen. In einer Ver* 
trauensmännerversammlung der Zentrumspartei von 
Köln-Mülheim erklärte der Abgeordnete Marx, man 
solle sich über die Sicherungen beim preußischen Wahl¬ 
recht keiner Täuschung hingeben. Diese bedeuteten nu» 
dann etwas, wenn eine Mehrheit hinter ihnen stehe. 
Diese Auffassung deckt sich mit dem auch von rechts, 
gehender Seite wiederholt zur Geltung gebrachten Ure 
[teil über den Wert solcher „Hecken und Zäune", übe» 
die nach dem Urteile des „Vorwärts" die demokra- 
tische Woge hinwegrollt. Abg. Marx erklärte, e r würde 
such ohne Sicherungen für das gleiche Wahlrecht 
lintteten Ebenso sprach er sich für den Verständi-, 
xungsfrieden aus. 
Nur 200 Millionen. 
Die mit Spannung erwartete Präsidentenwahl, mit 
der die heutige zahlreich besuchte Sitzung beginnen 
sollte, fand nicht statt, sondern wurde auf unbestimmte 
Zeit vertagt. Vor der Sitzung hatten interfraktionelle 
Besprechungen und eine Sitzung des Aelresteuausschus- 
ses stattgefunden, als deren Ergebnis >der amtie¬ 
rende Vizepräsident noch für die heutige Sitzung am 
Estigang einen Antrag aller Parteien zur Abände¬ 
rung der Geschäftsordnung ankündigte Es 
handelt sich um die schon seit einigen Tagen erörterte 
Vermehrung der Anzahl der Vizepräsidenten. Der 
Antrag soll alsbald de» Geschäftsordnungskommission 
des Reichstages überwiesen und erst nach seiner Erledi¬ 
gung die Neuwahl des gesamten Präsidiums vorge¬ 
nommen werden. Dann setzte das Haus die 
Zeirsurdcstattc 
fort. 
. Abg. Pospicch (Pole): Die Maßnahmen der Gene¬ 
ralkommandos gehen immer weiter, Beschwerden helfe» 
nichts mehr, und darum wird cs immer schwieriger 
die Bevölkerung wegen dieses Mangels an Maßhal¬ 
ten der militärischen Stellen zu beruhigen. 
; Abg. Dr. Miittcr-Mciningen (Vp.): Mit der Zensur 
ist keine Partei zufrieden, nicht mal die Konservativen. 
Das Traurige ist, daß 00 Prozent aller Zensuren sich 
auf politische Dinge beziehen und mit militärischen In¬ 
teressen nichts im geringsten zu tun haben, sondern 
einen gründlichen Mißbrauch auf innerem Gebiet dar- 
stellcn. 
Staatssekretär Wallras: Ich habe hier im Hause 
niemals die Zensur gelobt. Ich bin stets der Meinung 
gewesen, daß die Zensur-Maßregeln außerordentlich 
bedauerlich seien, daß uns aber der Krieg dazu zwinge; 
daß wir sie aber nach Möglichkeit beschränken wollten. 
Wenn sich ein Weg fände, um die Härten zu mildern, 
so wäre ich gerne bereit, ihn zu gehen. Dieser Weg 
hat sich aber bisher nicht gezeigt, auch nicht in den Be¬ 
ratungen hier. 
, . Abg. Haasc (U. Soz.):' Daß das Interesse für 
die Zensur-Debatten hier nachgelassen hat, darir? ha! 
die Regierrmg recht. Aber das ist nur eine Folge 
völliger Hoffnungslosigkeit, die hier eingerissen ist. 
Die politische Zensur macht keinen Halt mehr vor 
den Brief-Geheimnissen bei hervorragenden Politikern. 
ES steht so aus, als ob sich ein schwarzes Kabinett 
cmfgetau hatte nnd ganz planmäßig arbeitete. > 
t Morgen Fortsetzung. 
t Die Erhöhung der preußischen Einkommensteuer. | 
Gegenüber einer unzutreffenden Zeitungsvermu* 
tung weist ein Artikel der offiziösen „Norddeutsche» 
° Allgemeinen Zeitung" darauf hin, daß die für de» 
Spätherbst zu erwartende Novelle zum preußischen Ein. 
ckommensteuergesetz selbstverständlich eine dauernde 
Mehrbelastung bringen wird. Im einzelnen führt das 
MegieruugSorgan darüber folgendes aus: 
„Wir schätzen das Aufkommen, das als nötig 
jerachtet wird, auf höchstens 200 Millione» 
Mark, wenn nicht noch niedriger. Für die Höh« 
fvird im übrigen das Aufkommen an direkten Steuer» 
für 1918 von Bedeutung sein, das zurzeit wohl nochj 
wicht völlig feststehen dürfte. Der preußische Finanz* 
[minister hat in der Haushaltskommission hervorgehoben, 
daß nach der jetzt für den Herbst in Aussicht ge-j 
snommenen Steuernovelle noch eine Schlußnovelle! 
konlmen müsse, die den endgültigen Bedarf, der sich« 
umal aus den Mehrlasten der Besoldung ergebe» 
ürfte, zu decken bestimmt ist. Um so mehr ist mt» 
Funehmen, daß die bevorstehende Winternovelle nicht 
»hne Not zu hoch gehen wird, sondern in ihren Forde¬ 
rungen nur das Allernotwenüigste zu berücksichtige» 
sich anschickt. 
Selbstverständlich wird aber auch eine in solche» 
Grenzen gehaltene Mehrbesteuerung eine völlige Aen-- 
dcrung im Aufbau des Steuertarifs und insbesondere 
eine 
stärkere Progression in den höheren 
Einkommen zur Folge haben müssen. Der heutige 
ivreußische Steuertarif ist bekanntlich degressiv in deri 
Weise gestaltet, daß von Einkommen von 100 000 Mk.i 
abwärts die Sätze nach unten geringer werden. Wir! 
[glauben, annehmen zu können, daß in Zukunft di« 
Gesetzgebung bei dem Einkommen von 100 000 Mark! 
picht haltmachen, sondern auch die höheren Einkomme» 
progressiv höher belegen wird. Im übrigen wird es 
Unausbleiblich sein, daß im Vergleich mit der heute, 
geltenden Progression eine erheblich größere Stei-l 
gern na in den Steuersätzen eintreten muß. Auf 
andere Weise würde» ja auch die Ausfälle an Steuer-: 
aufkommen nicht eingebracht werden können, die durch! 
Maßnahmen sich ergeben werden, wie man sie in der 
bevorstehenden Steuernovelle in Rücksicht auf unsere^ 
BevölkcrungSpolitik. (Kinderprivileg und andere) Plant/7 
* 
Deulschlonds Berbindnnq mit Asien. 
. Christiania, v. Juni. „Tidens Teqn" veröffentlicht ei» 
Londoner Telegramm nach welchem „Daily Clironiclc" i»
	        
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