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öcm K r o nprinzen nird dem Prinzen Heinrich im
Großen Hauptquartier.
Der Dank »cs Kaisers.
Berlin. 16. Juni. Auf das Glückwunschtelearamm
des Reichskanzlers an den Kaiser zum AOIahrestaq
seines Regierungsantritt traf vom Kaiser folgende Antwort
ein: „Für die Mir von Euer Exzellenz und dem Staats-
Ministerium übersandten freundlichen Segenswünsche zu dem
-Lage, an dem Ich vor 3V Jahren den Thron bestieg, sage
Ich Meinen herzlichen Dank. Als Ich Mein Mähriges
Reglernngsjnbiläum beging, konnte Ich mit besonderem
Danke darauf Hinweisen, daß Ich Meine Arbeit als Frie-
densfürst tun konnte. Seitdem bat sich das Weltbild aeändert
Seit beinahe vier Jahren stehen wir, von unseren Feinde»
gezwungen, in dem schärfsten Ringen, das die Geschichte sah
Eure schwere.Last hat Gott der Herr auf Meine Schultern
gelegt. Aber ,Ich trage sie in dem Bewußtsein unseres guten
Rechtes und im Bsrtrauen auf unser scharfes Schwert und
unsere Kraft in der Erkenntnis, daß Ich das Glück habe, a n
der Spitze des tüchtigsten Volkes der Erde zu
fr e h e n. Wie unsere Waffen sich unter starker Führung als
unbesiegbar erwiesen haben, so wird auch die Heimat unter
Anspannung aller Kräfte das Leid und die Entbehrungen,
welche gerade heute schärfer in die Erscheinung treten, wil-
lensüark ertragen. So habe Ich den heutigen Tag inmit¬
ten Meiner Armee, wenn auch im Innersten bewegt,
so doch voll tief st er Dankbarkeit für Gottes Gnade
vellebt. Ich weiß, daß der vom Feinde vielgeschmäbte preu
ßl'che Militarismus, den Meine Vorfahren und Ich als den
Geist des Pflichtbewußtseins. der Ordnung. Treue und des
Gehorsams großgezogen haben, dem deutschen Schwert und
dem deutscheg; Volke die Kraft gegeben hat. zu siegen, und
daß der Sieg einen Frieden bringen wird, der deutsches
Leben verbürgt. Dann wird es Meine und des Staates
* heilige Pflicht sein, mit aller Kraft zu sorgen für die Heilung
aller Wunden, welche der Krieg schlug, und für die Genesung
und glückliche Zukunft des Volkes. Ich vertraue
in dankbarster Anerkennung für die bisher geleistete Arbeit
auf Ihre bewährte Kraft und auf die Hilfe des Staatsmini¬
steriums. Gvtt segne Land und Volk. Wilhelm I R.
Abgeordneten haus.
Berlin, 15. Juni 1918.
Das Haus erteilte heute zunächst die Genehmigung
Zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. v. Bonin und
bertft dann den Nachtragsetat für die Anstellung
eines Staatskomnnffars für das Wohnungswesen.
L. < -^Ersiaatssekretär Coels bau der Brüggen: Mein
Zrel ist: Beschränkung der Mietskasernen. Schaffung
tzuter ^>erkehrsverhältnrsse und angemessene Vertei¬
lung der Bevölkerung auf Stadt und Land.
L . Rewoldt (freit.): Das vorübergehende Amt
^^Staatssekretärs muß eine dauernde Einrichtung
_, LchmeddingsZkr.): Im nächsten Etat müssen
^ut Wohnungswesen eingestellt werden.
Abg. Oeser (Vp.): Das Amt wird hoffentlich die
Initiative ergreifen und nicht nur Sammelstelle sein.
Abg. Lrepmann (natl.): Den, privaten Unterneh-
Mer muß Staatskapital zu denselben Bedingungen zur
Derfugung gestellt werden wie den gemeinnützigen Bau-
Mellschaften.
I Abg. Gcrlach (Ztr.): Bau- und Wohnungswesen
Müssen eurem besonderen Ministerium unterstellt wer¬
den.
Der Nachtragsetat wird bewilligt, und das
Mus geht zur Weiterberatung des Kultusetats über,
i -lbg. Otto (Vp.): Angesichts der wachsenden Auf-
’P®®en öer Schule müsse» alle nichtkriegsverwendungs-
Myrgen Lehrer aus dem Heeresdienst entlassen werden.
, v Sthezhnski (Pole): Die Zurückdrängung der
polnischen Sprache in den Schulen polnischer Gegen¬
den ist noch immer eine alte Uebung.
Ein Antrag des Abg. Hoffman« (U. Soz.) auf Ver¬
tagung kommt nicht zur Erledigung, da zu seiner Unter¬
stützung 30 Mitglieder gehören und nur 20 im Hause
«nwesend sind.
. Abg. Leincrt (Soz.): Den begabten Volksschülern
Muß die Möglichkeit des Universitätsstudiums erschlos-
$e« werden; die Herkunft der Eltern dckrf nicht ^ma߬
gebend sein für das Studium.
Abg. Wirt stock (Vp.) Unsere nationale Verteidi-
auug und die Ueberwindung der Schwierigkeiten der
^ ^Vokksernähruitg wäre einem Volke ohne gründliche Bil¬
dung nicht möglich gewesen.
; Um Uhr vertagte sich das Haus. Nächste Sitzung:
Mcntag, 10 Uhr: Fortsetzung.
' Zentrum und Crzbergcr. Die Zentrumsfraktion
de» Reichstages hat sich in einer Sitzung mit der Stel¬
lung des Abgeordneten Erzberger innerhalb der Frak¬
tion und im Zusammenhänge mit der Politik der
Fraktion überhaupt beschäftigt. Als Ergebnis dieser
Beratung liegt nunmehr eine Entschließung vor, die
von der Fraktion einmütig gefaßt worden ist. Sie be¬
zeichnet zunächst die Auffassungen, die in der Presse
über die Verhandlungen des Hauptausschusses vom 8.
Mar d. I. (den sogenannten Vorstoß Erzbergers) und
über das Verhältnis der einzelnen Fraktionsmitglieder
Mr -Fraktion zutage getreten sind, als unrichtig. Die
Resolution stellt demgegenüber fest, wie diese Verhält-
nrsse geordnet sind. Sodann wird erklärt:
„Die Kritik der Reichsleitung und ihrer Organe
ist Recht und Pflicht des Reichstages. Diese Kritik
hat ihre Schranken in dem Wohl des Vaterlandes und
muß deshalb Rücksicht nehmen auf die Pflege der
Einigkeit, der Opserwilligkert und des Vertrauens
rn die Führung, besonder -- in Kriegszeiten.
Dre Zentrumspresse hc es bisher stets als ihr
vornehmstes Ziel betrachtet, das Band zwischen der
Rerchstagsfraktlon und der Wählerschaft zu festigen.
Dieses gute Verhältnis wird zum Schaden der Ge-
famtpartei gestört, wenn durch die Art der Angriffe
uuserer Parteipresse gegen Maßnahmen der Fraktion
rwer durch persönliche Bekämpfung von Fraktions-
mrtglredern das Vertrauen der Wähler in die Frak¬
tion erschüttert wird. Ergeben sich Meinungsverschie-
denherten zwischen Presse und Fraktion, so ist deren
öffentliche Austragung im Parteiinteresse tunlichst zu
vermeiden, dagegen eine sachliche Auseinandersetzung
mit dem Fraktionsvorstand herbeizuführen44
m Ein weiserer Absatz der Entschließung'über das
Verhältnis von Fraktions-Mitgliedern zur Fraktion
rechtfertigt die Art der Antragstellung durch Erzber-
ger. denn der in der Sitzung vom 8. Mai von ihm
verlesene Antrag (der dann später aus anderen Grün-
den zuruckgezogen worden ist) hatte, wie erinnerlich,
die Unterschriften der dem Hauptausschuß angehören-
ven Zentrumsmitglicder. darunter auch des Abg. Grö¬
ber. getragen.
Im Palais Bourbon wird laut „Berl. Lokalanzeiger^
cifria «vgen Clemenceau intrigiert. Man wolle ihn stürzen)
und Brianö an seine Stelle, setzen. Die, welche für Fort-
setznna des Krieges um jeden Preis seien, scharrten sich m*
Elemenccau, weil sic meinen, daß Briand dem Friede«
geneigt sei. Elemencean soll geäußert haben, wenn die
Opposition anhalte, werde er seine Demission nock an Cail--
laur senden. Humanste und andere linksstehende Blätter-
kündigen an, Clemenceau werde das Parlament in wenigen!
Tagen beimschicken, um den Sturz des Kabinetts und de»
Ersatz durch ein Ministerium Briand zu verhindern.
Die Verteidigung von Paris.
^ Reue Besen kehren gut.
so denkt man in Paris und versorgt sich mit einem^
neuen Leiter der Verteidigung. General Guillaumat)
Oberbefehlshaber der Orientarmee, ist zum Militärgou-l
verneur und Oberbefehlshaber der Armeen von Paris!
ernannt worden.
Bcrtcidigung bis aufs Letzte.
' Tie Ententekriegsührung beschloß, Paris im Falle.'
Lines Angriffs nicht aufzugeben, sondern seine Bertei-i
digung bis auf das Letzte dnrchzuführen. Jnspi-!
mert von oben, bereiten die Zeitungen das Publikum)
auf diese Beschlüsse vor und weisen namentlich auf dier-
B^ölk"dig^i^ der Auswanderung der nichtkämpfendeni
Der Pariser „Matin" spricht offen von einer in#
Gange befindlichen Schlacht und erwähnt die Mög¬
lichkeit einer Einnahme von Paris durch die
Deutschen, allerdings mit der Bemerkung, daß der!
Feind zuvor noch viele Kräfte unternehmen und große!
Opfer bringen müsse.
^Frankreichs SchicksaLsstunde"«
„Tw letzte Friedcusmöglichkeit."
it-n "Ostschweiz", das führende Blatt des qesam-
^^??x"seegeblets b-s weit hinauf in die Avpcn-
Loggetrburger ^ ge, unternimmt es noch
Emma«., in einem packenden Leitaufsat e den Gegnern
den Ernst der Stu de klar zu machen. Sie schreibt:
Eerlincr Depeschen ist allen Ernste» von einer
-neuen deutschen Frledeusofsensive die Rede. Aller-
treten die Meldungen eist noch etwas verschleiert,
schüchtern auf. Kaum, daß der Gedanke eines Ver-
fftandigungsfriedens ausgesprochen ist, wird er auch
»vreder dementiert und als unmöglich für Deutsch¬
land nach seinen vielen Siegen hingestellt. -
. Aber der Gedanke ist immerhin da, man spricht
^.?"^drredensunterhandlungen, und die so oft ae-
tauschte Volksseele aller Lauder hofft aufs neue. Fast
id?ei£t baß das Furchtbare der neuen Känrpfe au
x E Westfront sogar die Sieger bangen macht. Jeden¬
falls wollen sre kein Mittel unversucht lassen, noch-
Cine sensationelle Affäre:
Nachdem die klerikal-nationalistische „Actio«
I?°"E<lise sich so lange in der Rolle eines öffent«
lrchen Anklägers gefallen und ihr Schriftleiter Leon
Daudet sich einzig als „procureur du roy" betätigt Hatz
um einem leichtgläubigen Publikum die schauerlichste«
Spronageassaren aufzubinden, wird die „Action Fran-
caise' nun ihrerseits der Spionage überwiesen. Di«
,-Humanitee" veröffentlicht heute einen Artikel Re«
Naudels mit Dokumenten, aus denen hervorgehen soll,
daß mehrere bei der Postkontrolle tätige Geistliche
parlamentarische Briese entwendeten, um sie der kle-
rikalen .Action Francaisc" zu übermitteln. Ein ein¬
flußreicher Geistlicher habe diese Informationen an
^verdächtige Ausländer" weitergegeben. die auf diese
Weise genaue Auskünfte über Kohlenversorgring und
Uber gewisse ministerielle Verfügungen erhalten hät¬
ten. Ern gewisser Cochin wird der Militärjustiz über¬
liefert werden.
Die kurze Havas-Meldung spricht nur von einem!
^rrn ^Cochin". Die Akten werden der Militärjustiz
, ^ Die Affäre erregt größtes Aufsehen. Wenn selbst;
soühe Blatter der Anklage wegen Landesverrats nicht
sicher sind, dann kann man es verstehen, wenn auch)
Clemenceau gesagt haben soll, er werde keinen Frie¬
den machen, weil er sonst als Landesverräter erschos¬
sen werden würde. Die Kri-gstobsucht kennt eben keine
Grenzen mehr.
mals Jrjedensfühler auszustrecken, ehe sie zum Äeüßer-
sten greifen, und wäre es - ~
:: Militärpcrsoucn und Baterlandspartei. Der
kentrumsabgcordnete Dr. Freiherr v. Rechenberg
der frühere Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, hat im
sRetchstage folgende kleine Anfrage gestellt:
! "Durch 8 49 des Reichsmilitärge'setzes ist den zum
«Niven Heere gehörigen Militärpersonen die Teilnahme
»n politischen Vereinen und Versammlungen untersagt.
Wer Baterlandspartei sind, besonders bald nach ihrer
Mündung, zahlreiche zum aktiven Heer gehörige Mi-
llltarpersonen beigetreten. Nach der letzten Entschei¬
dung des Herrn Kriegsministers ist die Vaterlands-
martei als Politischer Verein anzusehen. Von
einem Austritt der diesem Verein seinerzeit beige-
rretenen, zum aktiven Heere gehörigen Militärper-
sonen oder ihrer Aufforderung zum Austritt ist aber
plchts bekannt: vielmehr gehören noch zahlreiche Mili-
Mpersonen der Vaterlandspartei an. Was gedenkt der
sHerr Reichskanzler zu tun, um den gegenwärtigen, zu¬
gunsten der Vaterlandspartei bestehenden Ausnahme¬
zustand zu beseitigen?"
®inc kleine Anfrage der elsaß-lüthringischen Reichs-
^gsabgeordneten Dr. Haegh, Thnmann-Gebweiler,
Muß und Windeck beschäftigt sich mit den Ausbürge¬
rungen in Elsaß-Lothringen und stellt fest, daß „ün-
kr den Aiisgebürgerten sich Männer und Frauen be-
nnden, die vom Kriege überrascht worden sind in
»ufenthalt in Frankreich oder innerhalb des seit den
E". Tagen des Jahres 1914 vom Feinde besetz-
elsasslschen (Gebiets, und welche nun dort zurück-
. »lten werden." Es wird an den Reichskanzler die
rra«e gerichtet, was er zu tun gedelike, „um den
schweren .Härten entgegenzuwirken, die für solche Leute
aus ihrer Gleichstellung mit den feindlichen Auslän-
der« erwachsen müssen." '
• - — es auch nur, um die Verant-
wortllchkeitsfrage vor der Welt klarzulegen. In der
Tat wäre h e u te n och einmal ein psychologischer
Moment zum Friedensschlüsse. Vielleicht der letzte?
^Enn rn einigen Wochen deutsche schwere Slrtillerie
Rohre, auf Paris richtet und die furchtbaren Feuer-
schlunde dieser Riesengeschütze die Weltstadt an der
Seine rn Schrecken verstztzen, dann wird es zu spät!
fern Heute aber wäre noch eine Stunde in der
Weltgeschichte, wo man sich die Hände reichen„
bewundernd die gegenseitige heldenhafte Tapferkeit der
Kämpfer anerkennen und dann - verständigen könnte?
Staatsraison, Vernunft, Humanität und der furcht-!
bare Ernst der wirtschaftlichen Lage, die Welthunaers-!
Kot, vor der wir stehen, zwängen die Gewissen der'
Staatsmänner förmlich zu diesem Entschlüsse. Ob es^
^ntcie ^ gleichwohl eine sehr große!
. Heute, nachdem die Rede Clemenceaus im Wort¬
laute borliegt, ist all dasjenige bestätigt, was wir m;
»nserem Kommentar zum ersten Havas-Auszuge gesagt!
Was bringt denn eigentlich Clemenceau
siur Bewerfe dafür, daß der von ihm gefeierte End-^
sieg dem Verbände und Frankreich verbleiben wird?
Kernen einzigen Beweis als mrr die Vertröstung auf
die amerikanische Hilfe. Und ist diese Hilfe so sicher,
so unbedingt sieghaft?
Frankreichs Schicksalsstunde hat heute geschla-
^ohl mag der Friede unter den oegenwärtiqen
Umstanden für Frankreich bitter sein, fast unanncgm-
erscheinen, aber er wäre immerhin noch unend¬
lich besser für das heldenhafte, in seinem Unglück
L.-^o8e französische Volk, als eine Fortsetzung des
Krieges bis in die dunkelste Zukunft hinein. Wenn
jetzt der Kriez weitergeheir muß. dann wird er ein
Ende mit furchtbaren Schrecken nehmen."
Eleincnceaus Mehrheit gesprengt.
Sozialisten um Renaudcl hoffen, mit ihren!
Ontyüllungen über das Monarchistenblatt „Action^
Fran caise" in Paris den Ministerpräsidenten uni»^
Kriegstreiber Clemenceau zu Falle zu bringen, mtfci
*e§ scheint, daß es ihnen gelingen wird.
-Hinter Irland.—
Belgien und der Friedet
\
Belgische Friedenskonferenz.
-Tie „Kölnische Zeitung" meldet aus Brüssel:
Auf dem Wege eines offenen Briefes veröffentlich/
en dem heute erschienenen „Vlaamsche Nieuws" der Se-
^kvr und gleichzeitiges Mitglied des Antwerpene«
(Stadtrats Leo Peborgh an die zum 21. Juni nach
Darrs zusammenperusenen belgischen Abgeordnete«,
aind Senatoren, die in den Verbandsländern weilen,
jerne Mahnung zum Frieden.
' In beredten Worten schildert er die N o t und da»
Mlend, das in Belgien herrscht, betrauert die Toteit
«nd fordert zur Rettung derer auf, denen noch zu helfen
rst. Die belgischen Parlamentarier sofllea sich te i Ruhnr
jenverben, in ihrer Versammlung die Anregung zu
igeben, um den Weltfrieden zu sichern. Darum ergehq
au§ der Heimat der Ruf. sich den Urhebern der Frie¬
denskundgebung zuzngescllen.
Allgemeine Kriegsnachrichten.
Da§ genannte Blatt ist in Frankreich allerdings
wegen seiner unverrückbaren §>altung zugunsten des
Rechtes verhaßt. Verkappte „Boches" sollen ihm die
Feder führen. Das wird aber in Frankreich ernste
und wohlmeinende Leute nicht hindern, sich mit dein
Gedanken dieses Aufsatzes zu beschäftigen.
Elemcnceons Stellnnq erschüttert.
Die Rcdrohnng von Paris. — Kricqönittdiakeit und wach¬
sende Fricdcnssehn sucht.
Genf. 16. Juni Die französischen Zeitungen vom Mitt-
wcch „nd Donnerstag, die infolge der Grenzsperre erst
»ente hier vorlieaen. enthalten eine besondere Rubrik über
die innerpolitische Lage, das heißt über die er¬
schütterte Stellung des Ministeriums Elemen-
ccaus. Was die Stellung Elemcnceauö erschüttert, ist aber
nicht nur das düstere Schicksal der Stadt Paris, sondern die
Krieasmüdigkeit nicht nur des Volkes, sondern
anch der Armee. Das nngrstümc Vorbringen der deutschen
Truppen, dem die französischen Heere seit zwei Mvnaten
beständig weichen müssen, hat die Zuversicht der Truppen
offenbar erschüttert.
Neutrale unv Friedenskonferenz.
^ Im englischen Oberhause bestritt Lord Stanmors-
Ms Vertreter der Regierung, daß die Stegierunq es
gegenüber dem Papste an Höflichkeit fehlen lasse.
^ Betreffend die Klausel im Geheimvertran mit
Frankreich, Rußland und Italien, durch die der Papst
hon einer Vertre-ung auf der Friedenskonferenz aus¬
geschlossen wird, sagte Stanmore, daß dies eine voll¬
kommen vernünftige Maßnahme sei. Der Päpst befinde
sich in derselben Lage, wie der Herrscher irgendeines
neutralen Staates, dessen Vertreter ebenfalls nicht
zur Friedenskonferenz zugelassen werden könne, es sei
denn mit Zustimmung aller kriegführenden Parteien.
Tie überraschte« Amerikaner.
/ Die Londoner „Morningpost", das große deutsche
i
feindliche" Hetzblatt, meldet aus der amerikanische«
Bundeshauptstadt Washington: „Es hieße die Stim¬
mung des Volkes falsch wicdcrgeben, wollte man dier
Enttäuschung verkleinern, die durch den schnei-
len Vormarsch der Deutschen entstanden ist. Die Ame¬
rikaner erkennen an, daß der Feind etwas fertig ge¬
bracht hat, das allgemein für unmöglich gehalten
wurde. Was das Volk bestürzt macht, ist das offen«
Eingeständnis aller militärischen Sachverständigen, daß
die Deutschen ihre Erfolge einer Ueberraschung ver,
danken, und es fragt sich, ob das nicht zv vernretden
gewesen sei."' ' ‘ *
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