Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Wirklichkeit, diese Falle zu entdecken, wenn sie ge¬ 
stellt ist, oder sie haben diese beiden Eigenschaften 
Nicht, dann soll man sie durch andere ersetzen." Char- 
pentier, der frühere Vizepräsident der (regierungs¬ 
offiziellen) radikal-sozialistischen Partei, der vor eini¬ 
ger Zeit zum Sozialismus übergetreten ist. macht die 
französischen Reaktionäre dafür verantwortlich, daß 
man heute in der Friedeuserörterung noch nicht weiter 
sei als vor einem Jahre. — Die einzig mögliche 
Haltung sei nicht der blinde Krieg, sondern man müsse 
sagen, daß man immer bereit sei. vom Frieden 
zu reden und ihn in jedem Augenblicke zu suchen, 
wenn der Feind einwillige. Jean Longuet spricht 
sich folgendermaßen aus: „Unsere Regierenden würden 
ein unsühnbares Verbrechen gegen Vaterland und 
Menschheit begehen, wenn sie die Gelegenheit, ein 
jEnde zu machen, Vorbeigehen ließen." 
vrnrschianö. 
Ei« «euer 18 Milliarden-Kredit 
Berlin. 23. Jnni Wahrscheinlich wird dem Reichstag, 
davor er in die Sommerferien geht, auch eine m e n e Kr i e g s- 
kreditoorlage über 15 Milliarden zugehcn. und 
es dürfte notwendig sei«, angesichts der Unsicherheit über 
Vas Ende des Krieges, die Legislaturperiode des 
Reichstags nm ei« weiteres Fahr *» verlängern. 
Das Schicksal der Wahlrcchtsoorlaae. 
Die „Nationalzeitung" schreibt: Aus Kreisen, die der 
kubischen Regierung nahestehen, erfahren wir. daß mit 
einer weiteren Lesung der Wahlrechtsvorlage wohl nicht zu 
rechnen ist. Am (>. Juli beabsichtigt nämlich der Stellv. Mini¬ 
sterpräsident Dr. Friedberg aus Urlaub zu geben, was wohl 
kaum der Fall wäre, wenn sich das Abgeordnetenhaus, das 
um 4. Juli wieder znfammentritt. noch weiter mit der Wahl¬ 
reform beschäftigte. An mas,gebender Stelle wird übrigens, 
wie wir weiter erfahren, mit Nestwahlen im September oder 
Oktober gerechnet. > 
— Minister des Innern Dr. Drews besuchte am 
Sonnabend die Schaustütte desFilmbrand-Unglückes in 
Berlin. 
— Zum Vorsitzenden der Polen-Fraktion des 
Reichstages wurde der Abg. Sehda gewählt, zu sei¬ 
nem Stellvertreter» der Abg. Laszewski. -- 
~''-j * 
Steuer-Gerichtshof für das Deutsche Reich. Der 
Hauptausschuß des Reichstages nahm heute eine Ent 
Schließung an, die die Errichtung eines Steuer-Ge¬ 
richtshofes für das Deutsche Reich verlangt. 
:: Die Besteuerung der Lurusgcgenständc wuroe, 
nachdem ein Unterausschuß den Gegenstand erneut 
durchberaten hatte, im Hauptausschuß des Reichstages» 
endgülttg für die Entscheidung in der Vollversamm¬ 
lung des Reiches bereitgestellt. Die lange Reihe der 
Lurusgegenstänbe vom Edelmetall bis zum Pelzwerk 
war noch eininal durchgearbeiiet worden. Einige Nach¬ 
klänge dieser Aussprache kehrten dieses Mal wieder. Ss 
verlangte ein Zentrumsredner, daß alle Teppiche be¬ 
steuert werden sollen, daß Gegenstände für den kirch¬ 
lichen Gebrauch frei bleiben sollen. Ein Sozialdemo¬ 
krat wollte Gold für .Heilzwecke (Zahnärzte) freige¬ 
stellt wissen, ein süddeutscher Nationalliberaler Taschen¬ 
uhren mit silbernem Gehäuse. Die drei ersten An¬ 
träge wurden angenommen, olle anderen zurückge- 
zogen. 
; lieber nnfrrc Ernährnngsansfichtcn hat sich rm 
Ernährungsausschusse des Reichstages der Unterstaats- 
sekretäc im Äriegsernährungsamt Dr. Müller aus¬ 
gesprochen: „Die Rückerstattung aus der österreichi¬ 
schen Getreideernte wird voraussichtlich bald erfolgen 
können, weil ja die Ernte dort in einigen Tagen 
erfolgt. Die Verkürzung uüserer Brotrate hat mit 
den österreichischen Ernährungsschwierigkeiten nichts zu 
tun. Eine Vermehrung unserer Fleischrate ist ich 
gegenwärtigen Augenblick leider nicht möglich. Anderer¬ 
seits soll eine Verkürzung der Fleischrate bis zur Ver¬ 
sorgung aus der neuen Ernte vermieden werden. Dar¬ 
über, ob nach dem Beginn der neuen Ernte und der 
dann wieder gegebenen vollen Brotrate und reichliche-» 
ren Belieferung mit Kartoffeln, Gemüse und anderen 
Lebensmitteln die Fleischrate vorübergehend gekürzt 
werden oder ob fleischlose Wochen für einzelne Teile 
der Bevölkerung oder für die Gesamtbevölkerung einge- 
führt werden sollen, wird zurzeit beraten. 
:: Beschränkung ver fürstlichen Portosrcihrit. Wie 
verlautet, haben sich die verbündeten Regierungen ent¬ 
schlossen, den im Reichstag mehrfach, noch zuletzt bei 
der Berattnig der Steuervorlage im Hauptausschuß 
geäußerten Wünschen zu entsprechen und die noch be¬ 
stehende Portofreiheit von Angehörigen der deutschen 
Fürstenhäuser weiter einzuschränken. Ein Gesetzent¬ 
wurf hierüber befindet sich in der Ausarbeitung. Es 
ist aber ungewiß, ob er noch in diesem TagungSab« 
Schnitt dem Reichstag zugehen wird. 
:: Zum Fall Scheidemantcl. Der von dem Reichs¬ 
tag eingesetzte Unterausschuß zur Prüfung der Kriegs¬ 
gesellschaften hat zum Referenten für den Kriegsaus¬ 
schuß für pflanzliche und tierische Oele und Fette den 
Abg. Hoch bestellt. Herrn Hoch wird alles Material zur 
Beurteilung der in der Presse angeregten Fragen vor¬ 
gelegt werden, so daß er in der Lage sein wird, 
dem Reichstage darüber zu berichten. 
:: Die Regierung gegen territoriale Arbcitstam- 
mcrn. Der Reichstagsausschuß für die Beratung des. 
Arbeitskammergesetzes setzte am Freitag seine Verhand¬ 
lungen fort Zu Beginn der Sitzung ließ die Regie¬ 
rung nochmals versichern daß die Reichsrcgierüng 
dem Gesetz nur zustimmcn könne, wenn es sich aus 
einer fach lich e n Gestaltung der Arbeitskammern auf- 
Daut. Die Regierung könnte höchstens für den Antrag 
Trimborn (F ach kammern nach Bedürfnis und gemcin- 
isamc Bezirkskammern im übrigen) im Bundesrat ein- 
ltreten, da ihr an dem Zustandekommen des Ge¬ 
setzes viel liege. Nach längerer eingehender Aussprache 
frgab sich ein neuer Antrag Dr. Hitze (Ztr.). Danach,, 
ollen, soweit „nach dem Stande der gewerblichen Ent¬ 
wicklung" ein Bedürfnis porliegt, für einzelne oder 
Mehrere verwandte Gewcrbezwetge oder für bestimmte 
Arten von Betrieben besondere Arbeitskammern mit 
entsprechende» Arbeitnehmer-Abteiluaen auf. sach¬ 
licher Grundlage errichtet werden ! In>Darüber 
wird das nächste Mal beraten werden. 
. • wsfj&äj 
Mationalliberale und Auswärtiges Amt. Nach 
ver „Köln. Zeitung" stellt die nationalliberale Fraktion 
ttnn Etat des Auswärtigen Amtes den Antrag, den 
Reichskanzler zu ersuchen, baldmöglichst einen Aus¬ 
schuß sur Prüfung der Frage einer organischen Re¬ 
form des Auswärtigen Amtes einzusetzen, in dem 
tutzer Mitgliedern deP Vundesrates und des Reichs¬ 
tages und Vertteters des Generalstabes und Admiral¬ 
tabes insbesondere auch Vertreter des am überseeischen 
Handel beteiligten Kaufmannsstandes und der deutschen 
Lxportindustrie zu berufen wären. 
^ :: Eine gesetzliche Begrenzung oes Wortes „Fah- 
»cnslncht" hat der Reichstagsausschuß für die neuen 
nilitärischen Gesetzentwürfe beschlossen. Vom Zentrum 
vurde angeführt, daß nach einer Entscheidung des 
keichsmilitärgerichtes Fahnenflucht sogar schon in einer 
'igenmächtigen Entfernung von der Truppe erblickt 
vird, die in der Absicht begangen ist, bei einem an¬ 
dren Truppenteil des de* chen Heeres oder bei der 
Marine zu dienen. T. rsschuß beschloß einstim- 
nig, dem 8 69 MStGB. „ende Fassung zu geben: 
„Wer sich einer unerlaubten Entfernung (§§ 
64, 65, 68) in der Absicht schuldig macht, sich der 
gesetzlichen oder der von ihm übernommenen Ver¬ 
pflichtung zum Dienst dauernd zu entziehen, ist 
wegen Fahnenflucht zu bestrafen." 
Weiter wurde bei zwei S mmenthaltungen nach 
iinern Anträge des Zentrums b chlossen, den 8 34 des 
MStGB. wie folgt zu mildern 
' „Wer wegen Fahneuftt: it zu einer Gefäng¬ 
nisstrafe verurteilt wird, fc in gleichzeitig in die 
zweite Klasse des Soldaten' »des versetzt werden." 
Bisher war die Bersetzun in die zweite Klasse 
Ses Soldatenstandes zwingend Vorschrift. 
Die KriegsschLden Ostpreußens. 
Eine traurige Gesamt-Abrechnung. 
Dem Abgeordnetenhaus ist der Bericht der ver¬ 
stärkten Staatshaushaltskommission über die Beseiti¬ 
gung der Kriegsschäden in den vom feindlichen Ein¬ 
sall berührten Landesteilen zugegangen. Dem Bericht, 
ver sich in der Hauptsache mit den Kriegsschäden 
»er Provinz Ostpreußen besaßt, entnehmen wir fol¬ 
gende Einzelheiten: 
Nach einer vom Oberpräsidinm von Ostpreußen 
verbreiteten Notiz beträgt die Zahl der von den Rus¬ 
sen verschleppten Einwohner insgesamt etwa 19209. 
Der Gesamtsachschadcn beträgt 1955 Millionen Mark, 
wozu noch 350 Millionen Bauschäden kornmen, so daß 
»ie Gcsamtschadensnmme Ostpreußens annähernd 1,4 
Milliarde« Mark erreicht. Von dieser Summe sind 
bis zum 1. Juni d. I. den Geschädigten 960 Millio¬ 
nen Mark Borentschädigungen ausgezahlt worden. 
Tie Zahl per zerstörten Gebäude bettügt nach den 
letzten Feststellungen 36 287, darunter 19 evangelische 
klärchen, 26 Pfarrhäuser, 2 Gemeindehäuser, 240 son¬ 
stige kirchliche Gebäude und 132 Volksschulen. Bon die-, 
len sind in den Jahren 1915, 1916 und 1917 bisher 
17 354 Gebäude wiederhergestellt worden. Die Zahl 
»er bei dem Einsall der Russen Geflüchteten sei auf, 
:twa 400 000 anzunehmen. Der Viehbestand der Pro¬ 
vinz hat sich in erfreulicher Weise wieder gehoben. 
Doch fehlen der Provinz noch immer etiva 88 000 
Pferde und 100 000 Milchkühe und Ochsen, etiva der 
siebente Teil des Friedensbestandes. 
Aber trotz aller Schäden, besagt der Bericht, hängt 
die ostpreußische Bevölkerung an ihrer Heimat und 
stehe nicht fort, nachdem sie gesehen habe, daß von 
illen Seiten für sie gesorgt werde . Es dürfe jedoch 
nicht, verkannt werden, daß gerade die Bevölkerung 
Ostpreußens durch die schweren Verluste der aus den 
rerstörten (Gebieten stammenden Truppenteile einen 
schweren Aderlaß erlitten habe. Für neues Sievler- 
aratrrial müsse gesorgt werden. Das sei aber nur 
nöglich, wenn Sicherheit dafür geschaffen werde, daß 
die Wiederkehr der Verhältnisse von 1914 nach mensch¬ 
lichem Ermessen ausgeschlossen sei. Und das könne 
»ur durch Errichtung eines neuen Grenzwalls im 
Lüden der Provinz geschehen. 
Neichstag und 
. legsbes chadigten-Fürs orge. 
_ . , —Berlin, 22. Hunt 1918. 
Der Reichstag beriet heute den allgemeinen Pen¬ 
sionsfonds nn>d verknüvftc damit eine allgemeine Ans¬ 
sprache über 
KriegsbeMiidigtcn-Fürsorgr, 
sowie die Vorlagen über Erweiterung des Kapital- 
»bfinvungsgesctzcs. 
General v. Langermann: Das Kapitalabfindungs- 
zesetz vom Juli 1916 hat wegen der Kriegsverhältnisse 
nicht alle Erwartungen erfüllt, aber doch großen 
Anklang gefunden. Tie angesiedelten Kriegsbeschädig¬ 
ten fühlen sich wohl. Das Gesetz soll nun auch auf 
Teilnehmer früherer Kriege ausgedehnt werden. 
Abg. Gicsbcrts (Ztr.): Bei der Auszahlung von 
Renten an Kriegsbeschädigte sollten nicht unnötige 
Verzögerungen eintreten. Die Organisationen der 
Kriegsbeschädigten sollten sich von politischen Tenden¬ 
zen freihalten. 
Abg. Bauer (Soz.): Wir sind mit der Vorlage 
einverstanden, wenn wir auch noch weitergehende 
Wünsche haben, so den Einstellungszwang für Schwer¬ 
beschädigte. 
Ein Vertreter der Medizinalabteilnng des Kricgs- 
ministeriums bemerkt, das Kriegsministerium sei be¬ 
müht, Verzögerungen bei der Unterbringung Kurbc- 
dürftiger zu beseitigen. 
Abg. Meyer-He.sord (natl.): Die Kapitalabfin-. 
düng der Kriegrrwitiven muß in das (besetz milhinein- 
gearbeitet werden. In die Vcrsorgnngsäinter möge 
der soziale Geist des Kriegsministeriums einziehen. 
Abg. v. Winterscldt (kvns.): Die Ausführungsbe- 
stimmutzgen müssen auf eine Beschleunigung des Ver¬ 
fahrens Hinzielen. Bei den LberversichernngSämtcrn 
sollen besondere Stellen geschaffen werden zur Entscheid' 
düng über die Höhe der Rente ui.". 
Abg. Sivkobich (Vp.): Ten Kriegsbeschädigten must 
k«S Recht zugesprochen werden, an der Festsetzung 
*«i> Gewährung der Rente mitzuarbeiten. 
Abg. Rysscl (U. Soz.): Die Vorlagen gehen uns 
Ucht weit genug. Die private Fürsorge muß ersetzt 
verden durch genügende Reichsfürsvcge. Der Min-> 
iestöetrag der Rente soll 2000 Mark bettagen. 
Lmmit schließt die Aussprach». 
chie Vorlage und der Antrag werden an vre 
Kommission zur Beratung der Militärgesetze verwiesen. 
Montag 2 Uhr: Etat des Rcichskan lers und deH 
Auswärtigen Amtes. 
Gesterreich-Ungarn. 
l amtdcmission des Kabinetts Seidler 
(WTB.. Wie«, 24. Juni. Der heutige Ministerrat be¬ 
schloß die Gesamtdemission des Kabinetts. 
iWTB.) Wien. 23. Juni. Zum gestrigen Beschluß des 
Polenklubs meldet das „Fremdenblatt": Wie in bcst- 
unterrichteten Kreisen verlautet, ist als sicher anxunehmcu, 
daß Ministerpräsident Dr. Ritter v. Seidler im Amte 
bleiben werde. Wie weiter verlautet, soll Ritter v. Seid¬ 
ler für den Fall, daß die Tagung des Hauses sich als unmög¬ 
lich Herausstellen sollte, mit allen Vollmachten ausgestattet 
sein, so daß dir Frage der A uf l ö s u n g d e s Pa r l a m e n t s 
in unmittelbare Nähe gerückt erscheint. — Den Blättern zu¬ 
folge werden die deutsch-nationalen Parteien 
Dienstag über die Stellungnahme zum Beschluß des Polen¬ 
klubs beraten. 
(WTB.) Budapest. 22. Juni. Außer Budapest erklär¬ 
ten sich viele andere Ungarische Städte bereit, durch 
Kürzung ihrer Getreidequote die Lage Wiens und Oester¬ 
reichs zu lindern. Die Stadt Budapest sandte beute große 
Mengen Selch-Fleisch, Obst. Gemüse und 22000 Haien nach 
Wien. 
Wien, 23. Juni. Bei einer Reihe Wiener Hotels 
sind in den letzten Tagen Haussuchungen aus Meblvorräte 
und dergleichen vorgenommen worden. Es wurden mehr 
als 10000 Kilogramm Mehl beschlagnahmt. 
Rußlanö' 
Hungersnot-Gegenrevolution? 
Rußland will trotz alledem keinen neuen Krieg. 
Die bolschewiki-offiztöse „Jswestija" wendet sich ge-, 
gen die Bestrebungen, Rußland ohne Rücksicht auf sei-» 
ne»- Mangel an Vorbereitung und auf Abneigung! 
sei » • Bevölkerung in einen neuen Krieg zu treiben.,' 
Si' 'chreibt. offenbar auf Veranlassung der Leninschen: 
Rer .eru tg: 
l „D'e zu diesem Abenteuer geyen, mögen sich° 
bewußt sein, daß sie bei der Verwirklichung ihrer; 
Pläne auf den verzweifelten Widerstand des re¬ 
volutionären Rußland stoßen werden. Ein schlechter 
Trost für sie sind die Phantasien verräterischer So¬ 
zialisten, die sich einbilden, die Regierung der Sow¬ 
jets in die Luit svrengen zu können, indem sie die 
angebliche Enttäuschung der Massen über die Sowjet¬ 
regierung in die Welt hinansposannen. Die Regie¬ 
rung bleibt unerschütterlich in ihrem Vertrauen. EÄ 
werden sich nicht nur Millionen von Arbeitern und:. 
Bauern in revolutionäre Legionen verwandeln, um inn 
äußersten Notfall die Sowjetmacht zu verteidigen, son¬ 
dern auch überall werden die Massen nicht dulden, datz 
Rußland in einen neuen Krieg mit Deutschland gehetzt 
wird 
Die Alliierten wissen wohl, daß sie selbst, wenw 
sie sich die Mitarbeit gewisser treuloser Elemente beb 
ihrem gegen die Sowjets gerichteten Abenteuer zrv 
sichern wüßten, dies nur den Sturm des Bürgerkrieges' 
in ganz Rußland zur Folge hätte. Vielleicht ist es zu- 
spät, sie ans die Gefahren des betretenen Weges hin-» 
zuweisen; trotzdem wollen wir am Vorabend entschei¬ 
dender Ereignisse, die der gesamten Geschichte eine 
neue Richtung geben sollen und in Voraussicht gewal¬ 
tiger Katastrophen und des vollkommenen ScheiternÄ 
der Anschläge des antigermanischen Bundes voll tie¬ 
fer Besorgnis für beide Parteien unseren alten Rat 
Wiederholen: Die einzig gerechte und für Heide Teilet 
vorteilhafte Politik ist die, welche die Alliierten dazu! 
führen wird, die Sowjetregierung anzu erkennen, 
dem revolutionären Rußland zu helfen und es bei dev 
Wiederherstellung seines wirtschaftlichen Apparates znt 
unterstützen. 
i -> * 
v 
Bor ver neuen Ernte ,*...« kommen. 
: Tie Engländer warten auf die Entscheidung kn 
!den nächsten Wochen vor der neuen Ernte. Ter Hn»« 
!gcr soll v: .'olschewiki stürzen. Die „Times" erzählte 
dieser' Ta . :.:an dürfe die Meldungen über di« 
Schwäche der Bolschewiki gegenüber den anderen Par^ 
teien nicht glauben. Aber der Hunger werde dtg 
Massen zur Revolution bringen. 
Tie neue Ernte naht. Dir Frage ,jt nur, mtls 
welcher Beschleunigung sie in die Städte gebracht wer^ 
den wird. 
(WTB.) Moskau. 22. Juni. Meldung der Petersburger 
Telegraphen-Agentur. Nach der Einnahme von Om S k mar¬ 
schierten die Tschecho-Slowakcn ans T o b o l s k und I s ch i m. 
Nach der Schlacht vom 8. und 9. Juni warfen die an Zahl 
weit überlegenen tschecho-slowakiichen Abteilungen die Sow- 
iettruppen in der Richtung auf K a s o n t i n und Tschelja» 
binsk zurück. 
England. 
Daö Echo der Balsour-Rcde 
(Tu.) Haag. 22. J»ni. „Daily News" findet, daß die 
Rede BnlfourS einen Fortschritt bedeutet. Seine Oal- 
tuna z» den Friedensvorschlägen habe sich etwas geändert. 
Seine Erklärung, baß der Vertrag mit Italien kein Hin¬ 
dernis für einen endgültigen Frieden bilde, sei z»m min¬ 
desten bemerkenswert. Es sei aber nicht zu verstehen, warum 
die Rcaieruna noch immer hartnäckig schweige und nicht klipp 
und klar sage, und den Feinden in die Ohren posaune, wel¬ 
ches die Bedingungen der Alliierten denn eigentlich seien. 
Dann könne doch bewiesen werden, daß diese Bedingungen 
für niemanden ein Unrecht oder eine Erniedrigung enthiel-
	        
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