Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

„Petit Parisien führt de» Mord auf Patriotismus zurück. ' 
Dieses miuderwerkfgstc der Pariser Blätter, berüchtigt als 
Blatt der Lebewelt, ist bezeichnenderweise das einzige von 
Len bis ietzt vorliegenden, ^as ein Wort des Tadels für den 
Mörder findet. 
Politische Rundschau. 
— Berlin. 8. Juli 1918. 
:: Die Zusammensetzung der „Wcstmark". einer 
Wiedelungsgesellschafr für die Reichslande, gegen die 
-aus dem Reichstage Bedenken erhoben worden waren, 
hat am Dienstag erneut den Hauptausschuß des 
Reichstages beschäftigt Das Zentrum hatte dazu bean¬ 
tragt, daß zur Abstellung dieser Bedenken in die 
Satzungen eine Bestimmung ausgenommen werde, Ivo- 
nach süddeutsche, rheinländische .und reichsländische In¬ 
teressenten die Mehrheit des Stammkapitals haben 
«küssen. 
:: Der Rrbeitskammcr-Rnsschusz des Reichstages 
Hat einen zehngliedrjgen Unterausschuß eingesetzt zur 
redaktionellen Ueberaröeitung des bisherigen Beschlüsse. 
•— In Der letzten Sitzung wurde noch ein Antrag Trim- 
born (Ztr.) angenommen auf Errichtung von Bezirks¬ 
arbeitskammern für große allgemeine Arbeitskammern; 
ebenso ein Antrag Jckler natl.s, für Eisenbahner Kam¬ 
mern für den Bezirk von Betriebsverwaltungen zu 
bilden. 
Die deutsche» Gcsaugenc» in de» italienische« 
Kolonien. Der Abg. Dr. Heckscher hat im Reichstage * 
eine Anfrage gestell welche Schritte von der Regle- 
rung unternommen worden sind, um, allenfalls untei 
'Androhung und Durchführung entsprechender Vergel- 
tungsmaßregeln. die Ueberführung der deutscher 
Gefangenen^ die sich unter höchst ungünstigen Verhält¬ 
nissen in den afrikanischen Kolonien Italiens 
Befinden, nach Italien durchzusctzen. 
:: Tic Rcichstagsmchrheit sollte, meinte ein Tei 
der Presse, durch die scharfe Rede des soziatdemokratst 
ffchen Führers Scheideinann im Reichstage erschütter 
Lvorden sein. Tie „Germania", das Organ der Zen- 
ckrumsfraktion, sagt jetzt dazu: 
„Somit können wir feststellen, daß die Grund¬ 
lage, auf der sich das Zusammenarbeiten zwischen 
der Reichsregierung und der I u I i m e h rh e i t voll 
zieht, nicht erschüttert ist." 
Auch die Zentrum f r a kt i on des Reichstages se! 
Derselben Meinung: „Diese hat sich am Sonnabend mil 
Der Frage beschäftigt, und ihre Beratungen haben, wi, 
wir erfahren, das Ergebnis gehabt, daß man keiner 
Grund sieht, der für eine Zertrümmerung der Juli- 
Mehrheit maßgebend sein könnte. Diese besteht nach 
wie vor in ihrem alten Gefüge. Die Sozialdemokrat« 
Hat bekanntlich aus ihrer Zugehörigkeit zur Mehrheu 
nie die vollen Konsequenzen gezogen. Sre hat erne 
Teilnahme an der Regierung von vornherein abgelehnt, 
sie hat sich in ihrer Kritik nie Schranken auferlegt, 
und daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, 
wenn sie zum Zeichen des Protestes gegen den Fortbe- 
,stand des Belagerungszustandes die Ablehnung des 
Mats anlündigt. Eine andere Frage wäre es, wenn ok 
Sozialdemokratie nunmehr auch die KriegSkredite nrchü 
mehr bewilligen wollte. Pach unserer Kenntnis der 
Dinge ist das, aber nicht zu befürchten, im Gegen¬ 
teil kann es als sicher bezeichnet werden, daß die so¬ 
zialdemokratische Reichstagsfraktion wie stets bisher, 
zfo auch dieses Mal der Kreditvorlage zustimmen w'.rd. 
* 
Der „Proporz" im Reichstage. 
— Berlin, 8. Juli 1918. 
Ter Reichstag fvählte, da die Abgeordneten Dr. 
Reumann-Hofer und Dr. Belzer zurzeit verhindert 
sind, ihres Amtes zu walten, die Abgeordneten Dr. 
-'Pfeifer und Doormann zu Hilfsschriftführern. i 
Darauf wurden ohne wesentliche Erörterung die 
Gesetze über die Verlängerung der Legislatur Periode 
Des Reichstages und des Landtages für Elsaß-Lothrin¬ 
gen in allen drei Lesungen angenommen. 
Es folgte die zweite Beratung des Gesetzes über 
' die Verhältniswahl in großen Wahlkreisen. 
Abg. Landsbcrg (Soz.): Wo bleibt in der Vor¬ 
lage das Franenwahlrecht? Wir beantragen die allge- 
Meine Einführung der Verhältniswahlen. 
Mg. Müller-Meiningen lVP.): Der Antrag aus 
Einführung des allgemeinen Provorzes ist ein reiner 
Demonstrationsantrag, seine Annahme müßte die ganze 
Korlage zum Scheitern bringen. 
Abg. Graf Wcstarv lkons): Wir stimmen gegen den 
Entwurf. Die Verhältniswahl läßt dem Wühler nicht 
Die geringste Freiheit in der Auswahl der Kandidaten. 
Vizekanzler v. Paper: Daß die Regierung schon 
getzt eine spätere Ausdehnung dieses Entwurfes ins 
Ange gefaßt hat. trifft nicht zu. 
Abg. Herzseld (U. Soz i: Die'e Vorlage verschärft 
moch Die Ungleichheit des Wahlrecht« für die Arbeiter. 
Abg. Held (»all.) befürwortet ebenfalls die Aus- 
'schnßbeschlnsse. * 
"— y Die Beschlüsse werden anaen"m.men. 
Nächste Sitzung: Dienstag, 10 Uhr: 2. Lesung de: 
Meiicrvorlagen. 
Hu* Staüt» provttts u. NachömgMtzL 
3 »16 ö, den 9. Juli 1918. 
Ernannt. Am Stelle des verstorbenen Rendanten Hil- 
lenbrand ist der Königliche Polizei - Suvernummerar und 
Leutnant d. R. Möller aus Eassek zum Krcistommurial- 
kassenreudantc» ernannt worden. 
Bon der Wetterlage ist folgendes zu berichten: Meist 
blieb die Wärmelage unter dem Durchschnittsmittel, und 
nur i»n äußersten Nvrdvstcn des Landes bildete sich in oer 
zweiten Hälfte der Woche sommerliche Wärme ans. Im 
Wehen des Landes herrschte mäßig warmes und trockenes 
Wetter. Dagegen waren in Mittel- und Nnrddeutschland so- 
»vie in Bauern im Bereich des Rcigcnivetters die Tempera¬ 
turen wieder stark gesunken und betrugen meist nur 12 Grad 
EelsiuS. In Ostpreußen wurden mittags 80 Grad Wärme 
-erreicht. Nach neuen Meldungen ist für diese Woche eine 
fick immer weiter anSbrcitende Erwärmung zu erwarten. 
Die kühle Witterung ist übrigens dem steten, langsamen 
Ausreisen der Frnchtkörner sehr günstig gewesen, sodaß die 
Ernte aussichtsreich ist. 
Gastspiele. Wie wir bereits mitteilen konnten, ist es ] 
gelungen, das Mitteldeutsche Städtebundtheater zu einem ' 
Gastspiel zu verpflichten. Dieses Unternehmen, welches be¬ 
kanntlich von Behörden und leitenden Persönlichkeiten in 
hohem Matze unterstützt und gefördert wird, ist für hier für 
den 13. und 14. Juli in Aussicht genommen. Bei diesem 
nur einmaligem Auftreten ist man nach verschiedenen Um¬ 
fragen zu dem Entschlüsse gekommen, bei uns ein überaus 
lustiges Stück anfführen zu lassen um damit einen Lichtblick 
in den Ernst der Zeit zu bringen und die Stimmung all 
derer ein wenig zu heben, welche sich nach einer recht will¬ 
kommenen Abwechselung sehnen. Jedoch soll nickt eines der 
üblichen und althergebrachten und schon oft gesehenen Lust- 
soielc über die Bretter gehen, sondern wir werden ein für 
hier völlig neues und überraschendes Stück zu sebcn bekom¬ 
men. welches in allen Grotzstädten Deutschlands lBerlin über 
250 Mali mit durchschlagendem Erfolge vor ausverkauften 
Häusern gegeben wurde. Dieses Gastspiel des Mitteldeut¬ 
schen Städtebundtheater wird ein kleines Ereignis kür hier 
bedeuten. 
Die Fahrpreise» usitzie - - für Schülersahrten. die in¬ 
folge der Berkehrsschwier '»» seit einiger Zeit nicht mehr 
gewährt wurde, wird v» „■ ab, da sich die Berkehrsver¬ 
hältnisse erheblich gebessert ha! cir,- bis auf wei teres 
wieder gewährt. Hierbei h> ndelt es sich nickt um Fahr- 
ten zu wissenschaftlichen und bei 'hrenden Zrveckeu. oder um 
solche im Interesse Der Jugendpflege. sondern um Fahrten 
zu den Schulausflügen. Für Fahrten zu wissenschaft¬ 
lichen Zwecken und für solche ir Interesse der Jugendpflege 
können Fahrpreisermäßigunge »och nicht wieder gewährt 
werden, ebe nso ist auch die Ben -l»u> von Schnellzügen noch 
weiter ausgeschlossen. 
lBS.s Zn der Einführung n fleischlosen Woche»» wird 
noch gemeldet, datz dazu zunächs die Monate Amnrst. Sep¬ 
tember und Oktober in Aus r genommen worbe»» sind. 
In jedem dieser Monate soll iti.e Woche ohne 3 lei schab gäbe 
vorgesehen sein. Bon maßge! uder Stelle wird noch dazu 
erklärt, datz die Erwägungen Der die Einschränlung des 
Fleischverbrauches zwar noch nicht völlig abgeschlosiei» sind, 
datz aber eine Herabsetzung d r wöchentlichen Fleischmenge 
selbst auf keinen Fall zu er» arten sei. Für die in den 
fleischlosen Wochen ausfallende Fleischmenge wird ein voll¬ 
wertiger Ersatz durch andere Lebensmittel gewährt werden. 
Darf ein Kind von fremder Hand gezüchtigt werden? Eine 
bemerkenswerte Entscheidung zu dieser Frage fällte das hie¬ 
sige Oberlandesgericht. Ein Kaufmann in Sindlinaen über¬ 
raschte in seinein Garten einen Schnlknaben beim Himbeeren- 
dicbstahl und züchtigte ihn an Ort und Stelle. Der Kauf¬ 
mann batte sich deshalb »vagen Körperverletzung vor dem 
Höchster Schöffengericht zu verantworten, erzielte aber einen 
Freispruch, ebenso vor der Strafkammer in Wiesbaden, bei 
welcher der Väter des Jungen Berufung eingelegt hatte. 
Das hiesige Oberlandesgericht als weitere Berufunasiirstan - 
verwarf die Revision des Vaters und verurteilte diesen zu 
den Kosten und zur Zahlung der dem Beklagten entstandenen 
Unkosten. Das. Urteil führte aus. „datz es statthaft ist. einen 
Knaben, auf frischer Ta) ertappt, in augenblicklicher Abwe¬ 
senheit des Vaters zu züchtigen, wenn, wie im vorliegenden 
Fall, das Mätz der Züchtigung nicht über die vernünftige 
Grenze geht." 
Gegen den Ranpensratz ivird ein höchst einfaches und 
dabei billiges Mittel empfohlen, das »nit Sicherheit die Weitz- 
tinge vom Kohl abhält. Im oft verachteten Dill ist mrs näm¬ 
lich dieser Retter in der Not durch die Natur gegeben, d. h. 
man mutz zwischen die einzelnen Kohl reihen, am besten schon 
bei»» pflanzen ganz, dünn etwas Dillsamen streuen, der für' 
wenig Geld zu haben ist, und inan wird gerade staunen: 
Vögel gibt cs nicht, die den Raupen des Kohlweißlings 
nachsteflcn. der Igel verschmäht sie auch, jedoch der dem Dill 
aicsst» ömende feine, aber scharfe Geruch schreckt die Schmetter¬ 
linge ab. 
Easiel, 7. Juli. Tie Zivilkasinogcsellschaft. die 1818 ge¬ 
gründet wurde und viele Jahrzehnte das geistige Zentrum 
des alten kurhessischen Eassel bildete, ist ausgelöst worden, 
weil sie keine Mitglieder mehr besitzt als einige hochbctagte 
althessische Militärs, Das nicht unbedeutende Ver»nöge»r 
fallt der Stadt zu. — Eine dringende Warnung bildet wie¬ 
der der tödliche Unglückfall, welcher sich auf der Kaligewerk¬ 
schaft HeimvöldShausen im Werratal ereignet hat. Der 
junge Elektrotechniker Wilhelm Pfaff war mit dem Weg- 
schaffen langer'eiserner Röhren beschäftigt. Bei dieser Han¬ 
tierung berührte er unvorsichtigerweise »nit einem Stück Rohr, 
das er in der Hand hielt mit dem anderen Ende die in der 
Nähe vorbeiführende elektrische Starkstromleitung: er erhielt 
einen solch starken elektrischen Schlag, atz er sofort tot »neder- 
sank. 
Tagesneuigkekterz» 
Weimar. 6. Juki. Ter Gemeinberat nahm einstimmig 
eine'Vorlage auf Errichtung von 30 Häusern durch die Stadt 
zur Behebuna der Wohnungsnot an und bewilligt zu ihrer 
Durchführung 510 000 Mark. Außerdem wlant der Bau- 
verein noch die Schaffung von 22 und der Karl-Elisabcth- 
Bercin von 20 Wohnungen. Weitere 1000 Mark bewilligte 
man zur Instandsetzung leerstehender Wohiiunacn, um sie 
benutzbar zu machen. 
Man mutz sich tznr zu Helsen ivisie». Die gegenwärtige 
Garnknappheit treibt allerlei Blüten. To ist ein Heller 
Frauenkopf jetzt auf den Gedanken gekommen, einen Rist 
im Kleide mit Frauenhaaren zu nähen Not macht 
erfinderisch. 
Das Unglück ans der Zugspitze. 
Neuerdings hänfen sich wieder die schivcrcn Unfälle bei 
der Besteigung der Zugspitze Bor acht Tagen sind dort 
zwei Münchener Touristen tödlich abgestürzt, am Mittwoch 
ein sächsischer Oberlehrer und vorgestern ist im Höllental, 
eine ganze Gesellschaft von sechs Personen in Ne»»sch»»ee und 
Nebel vernnalückt und z» Grunde gegangen. 
Bon den verschiedenen Anfstieaen zur Znaipitze gehört 
der über das Höllcntal und die Höllentalangerbütte zu den 
schwierigsten und gefährlichsten. Der Weg führt zunächst 
durch die prachtvolle Höllentalklamn» zu der in einem von 
steilen Felswänden eingeschlossenen Talkessel liegendem Höl- 
lentalanaerhütte. Dann blent er rechts gegen die Riffel- 
scharte zu und nun kommen zwei schwieriae Stellen, die 
sogenannte „Leiter" und das „Brett". Erstere ist eine senk¬ 
rechte Felswand die ans EiseEommern ersticaen wirb, das 
.Brett" eine inb abfallende Falsplattc. die man mit Hilfe 
von Drahtseilen und Eisenstiften übcrauert. Nun geht es 
weiter nass' dem Höllentalscrner. wo manchmal der Neber- 
stiea vom Gletscher nach dem Fellen Schwierigkeiten bereitet. 
Icnüeits des Gletschers in den Felsen ist wieder eine Platze 
mit^Hisse von Eisenklammcrn üt überwinden, worauf noch 
eine weitere mit Ei'enstisten und Drahtseil aesicherte Stelle 
folgt. Eine nach dein Ostaivfel führende, mit Eis gefüllte 
Rinne die nun vassiert werden mutz war schon häufig der 
f Schauplatz von Unalückfüllen. Es folgt der schmale, nur 
für Schwindelfreie gangbare Grat, der noch acht Stunden 
steigend, schließlich zum Ostgipfel führt. 
Außer durch Abstürze sind gerade auf dieser Route schon 
mehrfach dadurch Unglücksfälle vorgckoruinen. daß das auf 
dem Zugspitzgipfel stehende „Münchener Haus" mit einer 
Blitzschutzvörrichtung versehen ist, deren Kabel bis weit 
herab geführt ist. Das Kabel wurde schon mehrfach für ein 
T-ahtseil gehalten. Die Touristen, die es irrtümlicherweise 
ergriffen, wurden durch Blitzschlag getötet. 
(WTBI München. 8. Juli. Zu dem Unalücksfall 
aufder Zugspitze wird gemeldet, daß alle Vermrglückten 
ans Dresden sind. Leutnant Flaschner, der Führer der Par¬ 
tie. der Hilfe holen wollte, ist abgestürzt und schwerverletzt. 
Tic übrigen sind »vohl im Schncesturm nmgekomrnen. 
sWTBI Bochum. 8. Juli. In einem von Esien nach 
Bo», m kommenden Zuge wurde in einem Abteil zrr et¬ 
ter K l *e eine Frau mit einein Stich in der Brnst tot 
a n f g e ■ d e n. Mian vermutet Raubmord. 
sW Basel, 8. Juli. Aus unaufgeklärter Ursache 
brach in der Nacht auf Sonntag im Lagerhaus des Baseler 
Rhein Hafens Feuer aus. In der Halle waren hun¬ 
derte von Baumwollbarren im Werte von drei Millionen 
Mark anfgeftapelt. Sie waren für Deutschland bcstiurnrt, 
konnten aber nicht rnehr ausgeführt werden. Obwohl ein 
großer Teil der Waren nicht gelitten hat .dürfte sich der 
Schaden auf mehi re hunderttausend Franken belaufen. 
** Bei der Grippe in Berlin wird in vermehr¬ 
ter Zahl das Zusammentreffen mil Lungenentzündung 
beobachtet. Im Virchow-Krankenhause, in dem nur 
schwerere Fälle zur Aufnahme gelangen, liegen eure 
Reihe von Erkrankungen an Lungenentzündung vor, bei 
denen offenbar ein Zusammenhang mit spanischer 
Grippe besteht. Einige von diesen Lungenentzündun¬ 
gen verliefen auch bereits tödlich. Es wird aber darauf 
hingewiesen, daß schwere Erkrankungen der Lnngtz 
und des Rippenfelles seit längerer Zeit und langst 
vor dem Umsichgreifen der spanischen Grippe zahl¬ 
reich, ja fast epidemisch aufgetreten sind. 
>** Tic spanische Krankheit in der schweizerische« 
Arrrrce. Tie sog. spanische Krankheit ist auch in wei- 
stem Umfange in der schweizerischen Armee aufgetreten 
Wie der Armeestab mitteilt, sind in verschiedene« 
Oruppenkörpern in allen Landesteilen zahlreiche Er. 
krank».- gen vorgekommen. Bei einigen Einheiten wur¬ 
den bi zu 50 Prozent des Bestandes von der Krank 
heil befallen. Bis jetzt sind jedoch unter den Trup¬ 
pen nur 3 Todesfälle bekannt, geworden, die m»< 
-der Epidemie in Zusammenhang gebracht werde« 
können. ^ , 
** Im Kampf um Gehamstertes tot. Ve» Peters- 
hügen forderte aus dem Fährschiff der Gendarmerte- 
htmeister den etwa 40 jährigen Landsturmmann 
‘ nz Ziegeler aus Petershagen auf, den Rucksack 
l öffnen. Dieser weigerte sich aber schlosst und als 
lk Genvarmeriewachtmeister »hm dann den dienstlichen 
'Be: gab, den Rucksack zu öffnen, warf Ziegeler 
den üsack in die Weser. Der Wachtmeister wollte nun 
zu,r Verhaftung schreiten und ihm Fesseln anlegen, 
Ziegelev wehrte sich und liest gefolgt von dem Wacht¬ 
meister, der blank gezogen hatte, aus dem Fährschiff. 
Jirb Fährschiff dürfte der Wachtimulter den Ziegeler 
mit der flachen Klinge getroffen hKen. Ziegeler lief 
nun stromabwärts, bis er den schwimmenden Rucksack 
eingeholt hatte. Dann sprang er mit schweren Milt- 
türstiefeln und voller Nniform »n d i e W e s e r. erreichte 
den Rucksack und schwamm weiter. Kurz vor Erreichung 
des Petershager User« versank er plötzlich und blieb tot. 
Tic Flucht *m Tamvskcsscl. Auf dem bayerv 
scheu Bahnhof in Asch in Böhmen an der oberfräw 
kischen Grenze bei Hof kam ein Dampfkessel aus den 
Rheinland an, der nach Aussig in Böhmen bestrmrw 
war. Man hörte im Kessel Klopfen und Rufen und ent, 
deckte zwei französische Kriegsgefangene, die bei ihrer 
schwachen geographiichen Kenntnissen geglaubt hatten 
schon im neutralen Ausland zu lein. Die beiden hatte« 
einen großen Zwicbackvorrat bei sich. 
# 
Kleine Reuigkeilen. 
Tie „Newhork Sun" sucht die durchschnittlich« 
tägliche Zahl der Todesfälle in der ganzen Weli 
festzustellen. Nach ihrer Berechnung sterben alljähr¬ 
lich 43 840 000 Menschen. Tie tägliche Durchschnitts¬ 
zahl betrüge 120 000. 
Letzte Nachrichrene 
B e r l i n. 9. Juli. Der Staatssekretär öes Ausmärttg-e« 
Amtes von Kühlman« traf laut „Berl. Taaebl." gestern 
aus dem Große» Hauptquartier wieder i.n Berlin ei«. 
Berlin, 8. Juli. J>n „Vorwärts" liest »nau: Die 
während der russische» Revolution aus der Partei der So¬ 
zialrevolutionäre aüsgcschiedcuc Linke, die sich seitdem als 
eine besondere Partei louititniert hat. ging mit den Bolsche- 
wiki bis zu>n Abschluß des Brester Friedens dnrch dick uud 
dttn. Jetzt bekennt sic, eiu Attentat verübt zu haben, das z« 
den schwerwicaendste»» Folgen führen könnte. In diesem 
Kalkül ans die politischen Folgen des Attentats äußert sich 
die politische Naivität, die allerdings stets das Merkmal der 
Partei der Sozialrevolutionäre bildete. 
(W.s Wien, 8. Juli. Durch eine Ervlosion im Ge- 
schaftslokal eines Büchseninachers in der Knmvendorserstr. 
»vurdcn große Zerstörnngcn im Hanse vernrsacht und 7 Per¬ 
sonen getötet. Außerdem wurden mehrere bein» Rettungs¬ 
werk verletzt. Als Ursache des Unglücks wurde sesigeslellt, 
datz der Büchsenmacher mit 50 kg. Schießpulver unvorsichtig 
umging, wodurch dieses znr Explosion kam. 
lW.s London. 8. Juli. Reuter-Meldung. Eine rns- 
sische drahtlose Meldung besagt, datz die gegenrevolntionäre 
Erhebung lwr Sozialrevolutionäre der Linken in MoSkmr 
unter drückt ist. Mehrere hundert Berhastungcn wurde» vor- 
genommen. 
H a a g, 8. Jnli. Das Hollandsch Nienivebnrcan berichtet 
ans London: „Daily Erpreß" verössentlicht verschiedene 
Nachrichten über die Berbreitnnn der Grippe in Europa und 
Asten. In Frankreich bleibe sie nicht ans das Heer beschränkt, 
sondern breite sich anch unter der biiracrlichcn Bevölkerung 
ans. In Ehina verbreite sich die Krankheit auch i«nmer »nehr. 
In Tientsin seien 20 000 Menschen erkrankt, in Peking »icke 
Tankende. I;, England werde die Krankheit setzt erfolgreich 
mit Ehinin behandelt. 
Zunächst noch heiter, warm: später Trübung. Gewitter» 
neigiing. t I; '.JJ
	        
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