Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

• Drei Touvernffieger verunglückt. 
Ein radloses, an den Flügeln beschädigtes Flug- 
Zeug, sehr wahrscheinlich eines der englischen, die den 
Flug gegen Tondern mitgemacht hatten, wurde kürzlich 
Dor Hovvig aufgesischt. 
Danach scheint auch der dritte Tondern-Flieger 
'umgekommen zu sein; zwei der Flieger sind bereits 
vorher auf Jütland abgestürzt. 
Politische Rundschau. 
- " Aegypter, Aren rrnS Indier erbitten von neuem 
in Kundgebungen die Hilfe Deutschlands zur Befreiung 
vom englischen Joch. Ter Khedive hat in Berlin 
ine Rede gehalten und dort gesagt: „Ich kann ver¬ 
sichern, daß auch die Herzen meines armen, von roher 
Gewalt geknebelten Volkes für die Sache des 
Verbundes schlagen. Die Aegypter, die sich nicht von 
nglischen Phrasen umnebeln ließen, wissen sehr Wohl, 
velche der beiden Mächtegruppen in Wahrheit das 
Kecht der unterdrückten Nationalitäten vertritt. Mit 
nir baut mein Volk im Vertrauen auf Gott fest auf 
>er verbündeten Waffen Sieg, von dem es die heiß- 
rsehnte Befreiung vom Joche Englands erhofft." 
Der in Deutschland lebende Jrenführer Chat¬ 
er ton Hill sandte dem neuen Staatssekretär v. 
dintze ein Telegramm mit der Erklärung: „Das irische 
8olk erblickt in dem endgültigen de utschen Sie ge 
üe Gewähr für seine so lange ersehnte Befreiung 
>om grausamen unerträglichen Joch Englands. 
^)iese Befreiung wird aber die sicherste Garantie für 
einen dauernden Weltfrieden bilden." 
, Auch von den Indiern liegt eine neue Kundgebung 
por, die um Hilfe gegen die englische Knechtung bittet. 
ri Allen armen Völkern, die unter Englands Ge¬ 
walt seufzen, ruft Herr v. Hintze in seiner Rede an den 
»khedive das zuversichtliche Wort zu: „In unerschüt¬ 
terlicher Zuversicht vertrauen wir auf unser Recht, dem 
"msec Schwert zum Siege verhelfen wird." 
' ■'EW’ßK 
t 
! :: Tie deutschen Gewerkschaftskartelle im Jahre 
5917. Nach einem Bericht des Korrespondenzblattes 
der Generalkommission ist die Zahl der deutschen Ge- 
Sverkschaftskartelle auch im Jahre 1917 weiter zu- 
xrückgegangen. Während das Jahr 1913 771 Kartelle, 
-1914 dagegen nur 578 Kartelle zählte, sanken sie 1915 
lauf 524, 1916 auf 469 und am Schluß des Jahres 
19l7 auf 453, die in 6433 Gewerkschaften insgesamt 
kl 053 402 Mitglieder zählten. Die Art der Tätigkeit 
Der Kartelle hat sich unter dein Kriegszustand stark 
geändert. Der agitatorischen Arbeit sind Grenzen ge¬ 
sogen, da es. außer anderen Schwierigkeiten, auch an 
Agitatorisch geschulten Kräften fehlt. 
:: Tic Ticnstbotcnsrage. Während des Krieges hat 
sich die Zahl der häuslichen Dienstboten ganz bedeu¬ 
tend vermindert, in Hamburg beispielsweise um rund 
. <10 000, in Leipzig um 5000. Nach dem Reichsarbeits- 
Dlatt ist für das ganze Reich eine Abnahme um 
riind 140 000 zu berechnen. Die Ursache ist zum guten 
Teil darin zu finden, daß die jungen Mädchen besser¬ 
lohnende Beschäftigung in gewerblichen Betrieben fan¬ 
den und daher auf das „Dienen" verzichteten. 
■ Mit diesem neuen Stadium der Dienstbotenfrage 
hat sich dieser Tage in Dresden der Verband der 
Deutschen Hausfrauenvereine eingehend be¬ 
schäftigt und eine Reihe von Vorschlägen darüber zu-, 
sammengestellt. So wird. gefordert Ausdehnung des 
jFvrtbildungsschulzwanges auf die Dienstboten, nament- 
sich zum Zwecke der besseren fachlichen Ausbildung 
i,,zeitgemäß^ Reform der Gesindcordnungcn", Errich¬ 
tung von Schiedsgerichten (ähnlich den Gewsrbegerich- 
sin) zur Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Herr¬ 
schaften und Hausangestellten. Äehnliche Forderungen 
hat auch die gewerkschaftliche Organisation der Dienst- 
Mädchen erhoben. Diesbezügliche Eingaben an den 
Reichstag sind aber bis jetzt unbeachtet geblieben. 
Lesterrcich-Uiigaru: Ministerprisiident v. Hussarek. 
* Dr. Mar Freiherr Hussarek von Heinkein ist zum 
Ministerpräsidenten ernannt worden und erklärte Vertre¬ 
tern des Rumünenklnbs, er beabsichtige die Regelung der 
Nationalitätenfrage in Böhmen, Galizien und den südlichen 
Grönländern. Er hoffe, dazu auf dem Wege der Vcr- 
Ifassungsreform zu gelangen. Hussarek hat folgendes Pro¬ 
gramm: Unbedingtes Festhalten am Parlament, das gegen¬ 
wärtige Kabinett soll beibehalten und im Herbst von einem 
Kabinett mit starkem parlamentarischen Einschlag abge¬ 
lüst werden, sechsmonatiges Budgctprovisorium, später Wer-' 
lvaltungs- und Finanzreform sowie die obenerwähnte Ver¬ 
fassungsreform. 
Der Polenklub erklärte sich bereit, für ein sechsmona¬ 
tiges Budgetproviforium zu stimmen, ebenso die deutschen 
Parteien mit Ausnahme der kleinen radikalen Gruppen. 
Allgemeine Kriegsnachrichten. 
Tcr König besucht die englische Flotte. - 
Der König von England hat die Flotte auf einem 
der Marinesammelplätze besucht, und ein Berichterstat¬ 
ter schildert, daß eine nie gesehene Streitmacht versam¬ 
melt war. Verschiedene amerikanische Kriegsschiffe wa¬ 
ren anwesend. Zurzeit der Besichtigung lief ein Ge¬ 
schwader ein, das gerade von einer Fahrt in der 
Nordsee zurückkehrte. An Bord Des Flaggschiffes nahm 
der König verschiedene Ordensverleihungen vor, u. a. 
auch an eine Anzahl Teilnehmer am Zuge nach Zee- 
brügge. Zwei amerikanische Vizeadmirqle wurden eben¬ 
falls ausgezeichnet. 
Die japanische Intervention bcschlos'.u. 
Reuter meldet: In einer Sondersitzung nahm der 
ffapamsche Staatsrat unter dem Vorsitz des Kaisers 
Die Maßnahmen der Regierung hinsichtlich Sibiriens 
^Dre vorläufige Negierung von Wladiwostok über- , 
reichte eme Note an die Alliierten, in der sie um 
gemeinsames militärisches Vorgehen ersucht. Aus Wla- 
vrwostok ist erne besonoere, von verschiedenen Abtei¬ 
lungen der kämpfenden Truppen gewählte Abord- 
8 der tschecho-slowakischen,' russischen und Pol- 
tuschen Offiz rere nach Tokro abgereist. 
. c-^^Haltung der Alliierten wird von der Lage 
in Ost-Srbirien abhängig sein. 
wird berichtet, der chinesische Mini- 
Hube die Teilnahme Chinas an der Jnterven- 
ston rn Sibirien beschlossen. 
Amerika gegen Lord Cccil. 
Oer „Times"-Korrespondent meldet aus Washing 
ton, daß die Aeußerung Lord Robert Cecils über du 
wirtschaftliche Politik der Entente nach dem Krieg! 
und die beabsichtigte Ausschließung Deutschlands von 
Weltmarkt der Rohstoffe in Amerika recht ungünstic 
ausgenommen worden sei. Die „Newhork Review" be 
zweifelt die Möglichkeit einer wirksam arbeitender 
Wirtschaftskonferenz der Entente, die Lord Rober 
Cecil in unbestimmten Ausdrücken skizziert hätte. So 
gar die „Newyork Times" protestieren gegen der 
Vorschlag eines Boykotts Deutschlands, da'erne solch, 
Politik notwendig zu neuen Kriegen führen würden 
Andere Blätter, wie die „World", sehen in der wirt¬ 
schaftlichen Konferenz der Entente lediglich ein Mittel 
um Deutschland zum Beitritt in den Völkerbund zr 
'veranlassen. Auch die „EveniÄg Post" betont, das 
die Kontrolle der RE offe von größter Wichtigkeil 
sei, daß aber die w- Eaftliche Konferenz mit Vor- 
jsicht benutzt werden , : f * 
Lumpe», Schurken und Narren. 
„Algemeen Handclsblad" zufolge kam im eng¬ 
lischen Unterharrse der Sozia'ist John Burnes, der ge¬ 
wöhnlich nicht redet, in Konflikt mit dem Svrecher 
vegen der Northcliffe-Presse. Der Zwischenfall hatte 
:ine große Erregung im Hanse zur Folge. Burnes 
sagte n, a., daß die gelbe Presse, an deren Spitze 
' „Times", „Daily Mail" und „Evening News", aus 
, Blättern bestehe, die, wie er bereits vor Jahren aus- 
t geführt habe, das Eigentum von Lumpen seien, von 
Schurken herausgegeben und von Narren gelesen wür¬ 
den. Der Sprecher fragte, ob Burnes Lord Northcliffe 
ineine, Burnes antwortete, er wiederhole seine Erklä¬ 
rungen, die er vor Jahren abgegeben Hab-, sie wür¬ 
den durch die Ereignisse der letzten Zeit bestätigt. 
Der Sprecher verlangte, daß Burnes seine Worte zu- 
tücknehme; nach einer langen Diskussion fand sich Bur- 
ircs schließlich dazu bereit. 
Tic fiunische Fricdcnsdclcgatiou in Berlin. 
Die Friedensverhandlungen zwischen Rußland und 
Frnnland in Berlin sollten ursprünglich schon am Frei¬ 
tag eröffnet werden, sind aber auf Ansuchen der russi- 
when Delegation auf den 29. Juli verschoben worden. 
Die finnische Friedensdelegation ist indessen bereits 
in Berlin eingetroffen. Die Delegation wird geführt 
bint. dem Minister Universitäts-Professor Erich. Die 
russische Delegation wird von dem bolschewistischen Ge¬ 
sandten in Stockholm, Worowski, geführt werden. 
England geht zum Schutzzoll über. 
Aus London wird gemeldet: Amtlich wird mitge, 
teilt, daß das Kriegskabinett das System der Vorzugs, 
zölle für den Handel zwischen Großbritannien und der 
Dominions und Kolonien genehmigt hat. 
Tüstcrc Zukunstsauskichten von Englands Handel und 
Schiffahrt, 
In der Jahresversammlung der „Cunard" Steam- 
shrp Comp. Ltd. erklärte der Vorsitzende Sir Alfred 
Booth laut „Daily News" vom 18. Juli, daß die 
U-Boote fortführen, ihren Zoll von dem schon ver¬ 
minderten Schiffsraum der Gesellschaft zu nehmen, 
ohne daß man dieser erlaube, die verlorenen Schiffe 
zu ersetzen. Die Gesellschaft müsse versuchen, ihre 
Zährten mit dem verbleibenden unzulänglichen Ma¬ 
terial weiterzufüyren. 
Die ^ in den ersten Friedensjahren zu erbau¬ 
enden Schiffe würden außerordentlich kostsvielig wer¬ 
den, doch nehme er. Booth, an, daß die Preise und 
Unkosten immerhin sehr viel rascher sinken würden 
als angenommen werde. Er sehe stürmische Zeiten 
voraus. Die Hauptgefahren seien: Erstens, die Schwie¬ 
rigkeit, die Valuta und den Kredit zu heben. Zwei¬ 
tens, die Absicht der Regierung, die Schiffahrt zu kon¬ 
trollieren, was ans den Unternehmungsgeist vernich¬ 
tend wirken müsse. Drittens, der Versuch, die Vertei¬ 
lung der Rohstoffe an die Industrie in die Hände einer 
nternationalen Behörde zu legen. Die internationa¬ 
len Eifersüchteleien, die ein derartiges System zur! 
Folge haben müsse, würden in sich genügend sein, um 
irgendeinen Völkerbund zu sprengen. Viertens, die Gä¬ 
rung unter der Arbeiterschaft als Folge von falschen 
Hoffnungen aus einen neuen Himmel und eine neue 
Erde nach dem Kriege. Die Enttäuschung, schloß Booth. 
jtvird eine bittere sein. 
£ ußlanö. 
"4 
Auflösung der Roten Garde. 
- Nach einem Beschluß der Volkskommissare deS 
Zentralkomitees der Volkskommissare ist auf Grund 
eines Referates Trotzkis die vollständige Auflösung 
der Roten Garde und die Schaffung einer regulären 
Armee nach einem neu ausgearbeiteten Organisations¬ 
plan beschlossen worden. Der Anlaß zu dieser Ma߬ 
nahme ist die unzuverlässige Haltung, die die Rote 
Garde in den Kämpfen gegen die Sozialrevolutionäre 
gezeigt hat. Es wird mit dem Prinzip der freiwilligen 
Werbung gebrochen, und die Rekrutierung wird 
zwangsweise erfolgen. Ferner ist eine Herabsetzung 
des Soldes und die Einführung einer Disziplin ge¬ 
plant, die weit schärfer als die der alten Zaren¬ 
armee sein wird. , , 
Tic Sowjctregicrnng in Jaroslau erschossen. 
Die schecho-slowakifchcn Behörden, die anstelle der 
abgesetzten Sowjetbehörden überall eingesetzt werden, 
haben angeordnet, daß alle früheren Offiziere, fer¬ 
ner alle höheren Beamten, Ingenieure. Techniker und 
Aerzte zu den Waffen gerufen werden. Alle Mitglieder 
des Sowjets in I a r o s l a u, die nicht mehr die Mög¬ 
lichkeit hatten, die Sta^t rechtzeitig zu verlassen, wur- 
den erschossen. 
Wie der Zar znm Tode ging. 
Ein in Zürich eingetroffener Privatbcricht aus Je-I 
katcrincnbnrg enthält folgende Einzelheiten über die 
letzten Stunden des Exzaren: Am 1. Juli 5 Uhr 
früh wurde der Zar geweckt. Es erschien eine Pa¬ 
trouille, bestehend aus einem Unteroffizier und 6 
Mann. Dem zum Tode Verurteilteu wurde eine Gna¬ 
denfrist von 3 Stunden gewahrt, um Abschied zu neh-? 
men und seine letzten Anordnungen zu treffen. Der 
Zar war bei der Verkündigung des Beschlußes vollkom-. 
men gefaßt und ruhig.' Nachdem der Zar Abschied; 
genommen hatte, blieb er mit einem' Geistlichen allein 
fitt Gebet zusammen. Dann schrieb er einige Briefe.! 
Um 9 Uhr wurde er zum Richtvlatz geholt. Der Zar 
bersuchte aufzustehen, kannte sich aber vor Schreck- 
Vicht erheben, so daß der Geistliche und ein Soldat; 
ihm beistehen mußten. Er stieg mühsam die Treppend 
hinab und stürzte einmal zusammen. Er wurde, da er' 
ich kaum aufrechterhalten konnte c r den Pfahl ange-1 
lehnt. Der Zar versuchte noch etwas zu fugen ober5 
etwas zu rufen. Er erhob beide Hände, da krachte die! 
Salve, und zu Tode getroffen sank der einst mächtige! 
Zar z : ammen. 
L russische Presse über den Zarenmord. 
Der Ermordung des Zaren Nikolaus widmen dis 
rassischen Blätter aller Richtungen längere Leitartikel 
und drücken vorwiegend ihre Empörung über die be¬ 
gangene Mordsache aus. Den Besprechungen ist zu ent-j 
nehmen, daß die lokalen Sowjets des Urals keiner-, 
lei Anweisung von Moskau hatten, den Zaren! 
im Notfälle zu erschießen, sondern nur, ihn in Sicher-! 
heit zu bringen. Die Regierung in Moskau wird von 
keinem Blatt für den Mord verantwortlich gemacht.. 
Ihre Freude über den Mord spricht nur die „Bjednota"!. 
aus. . . 
Tas Geschick der Zaren. " 'v ' ] 
Meldungen aus Moskau zufolge erhielt der rus¬ 
sische Patriarch Tichonin von der Exzarin durch eine 
frühere Hofdame ein Schreiben, worin der Patriarch 
ersucht wird, ihr und ihren Töchtern den Eintritt in 
ein Kloster zu ermöglichen. Die Erzarin schreibt, datz 
sie von ihrem Gatten getrennt sei und nicht einmal, 
bei dem kranken Sohne, der in Tobolsk zurückgeblieben! 
sei, bleiben dürfte. Tichonin hat Schritte unternorr^ 
men, damit dem Wunsch der Exzarin entsprochen! 
werde. 
Im Gebiet von Jekaterinburg sind von bewaff¬ 
neten Banden mehrere junge Großfürsten ihrer Be¬ 
wachung entzogen und weggeführt worden. Einer von 
ihnen, der kleine Sohn des Großfürsten Michael, ein 
Reffe des Zaren, ist nach Dänemark in Sicherheit ge¬ 
bracht worden und wohnt beim dänischen König in 
Schloß Sorgenfrei bei Kopenhagen. 
Die Banknoten auf die Kassen! 
Vom Geheimen Finanzrat Bastian. 
In der Auslandspresse finden wir geschäftige Hkn- 
to-isi auf unseren Umlauf an papieruen Zaylungs- 
{mitte ot (selbst tn Ländern, die mit ihrem Noten- 
jumlauf weit in den Schatten stellen). Man kennt ja 
Die bösartige Absicht: Unsere geldwirtschaftliche Gesund¬ 
heit soll damit angezweifelt, der Auslandskredit unter- 
Mihlt, der Erfolg unserer Kriegsanleihen verdunkelt! 
, werden. Wir im Jnlande wissen, daß jede Note und- 
jeder Darlehnskassenschein wohlgedccki und über jeden! 
Zweifel erhaben ist. Aber wir dürfen uns nicht! 
fragen, ob die Bemängelungen im Ausland zutreffenb 
oder nicht zutreffend, begründet oder nicht begründet 
sind, sondern wir müssen uns gegenwärtig halten, datz 
sre, wenn auch zu Unrecht, auf die Bewertung der 
Deutschen Mark — also auf ihre Kaufkraft — im Aus¬ 
land einen schädlichen Einfluß ausüben. Ich habe das 
selbst erlebt. Man zerrt dort den Hinweis auf unseren 
.Umlauf heran als willkommenen Vorwand, wenn manj 
Den Wert drücken will. Nur theoretisch ist es so. datzj 
Der Kurs allein von dem Verhältnis der deutschen, 
fälligen Forderungen zu den deutschen fälligen Zah-l 
lungsverpflichtuügen abhängt. I» Wirklichkeit treten 
noch andere Faktoren und allerhand Manöver hinzu. 
.. Aber nicht nur wirtschaftlich haben wir jetzt und 
für die Uebergangszeit mit ihren voraussichtlich großen 
Geldumsätzen- ernsten Anlaß, Wandel zu schaffen. Es 
ist politisch m. E. von noch größerer Bedeu¬ 
tung, ob man unsere geldwirtschaftliche Verfassung 
— also unsere Kraft zum geldwirtschaftlichen Durch- 
halten— anzweifeln und verleumden kann oder nicht. 
Hier wird nur eins helfen: Wir müssen dem Aus¬ 
länd eben diese Möglichkeit nehmen, ans den Umsang 
unseres Notenumlaufs verdächtigend und mit der Her¬ 
abwürdigung hinzuweisen, daß wir den Krieg duritz 
„Inflation" (Notendruckerei) finanzieren, d. h. wir müs¬ 
sen diesen Notenumlauf eindämmen, ihn vor einem! 
weiteren Anwachsen so gut als möglich bewahren. 
Dies geschieht dadurch, daß jeder einzelne sich da¬ 
von entwöhnt, Banknoten und Darlchnskassenscheine 
über den nächsten Kleingeldbedars hinaus daheim zn 
[ verwahren oder mit sich herumzutrageu. Zahlen wi-k 
\ die entbehrlichen Beträge auf ein Bank-, Sparkassen-, 
6)enossenschafts- oder Postscheck-Konto ein, so werden 
sie frei für die Anlage in Reichspapieren, also frex 
für den Rückweg zur Reichsbank. So vermindert sich! 
Der von der Reichsbank und der Reichsdarlehnskasse 
auszuweisende Umlauf. Der Rückstrom macht wenig¬ 
stens eine weitere Vermehrung dieser Zahlmittel über 
den jetz'^u Stand hinaus nach Möglichkeit überflüssig 
Jn, Umfang von Milliarden können wir cine 
Besserung nur erzielen durch ununterbrochene, ener¬ 
gische Aufklürungs- und Werbearbeit. Mit ihrer Hilsei 
müssen wir cs dahin bringen, daß jeder Vorstoß gegen 
jbiefe Forderung wie eine gemeinschädliche Versündi¬ 
gung am Vaterland empfunden wird. 
Hm Stuot, proom- u. NachvüWMdck. 
Fulda, den 26. Juli 1618. 
Ten Heldentod fürs Vaterland starb durch elney. Granat- 
Volltreffer der Kriegsfreiwillige Schütze Walter Berge. 
Sohn der verw. Frau Förster Dorothea Berae von hier. 
Das Eiserne Kreuz ist dem Ober-Postschasiner 21 ug u st 
Günther von hier verliehen morden. — Für Pilichttreue 
und gute Führung wurde der Armicrnngssoldat Joh. 
Ktrschpanm Ms dem westlichen Kriegsschauplatz mit dem 
Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 
Bcsitzwechscl. Das Wohnhaus des Kaufmanns 2lndr. 
* Henkel von hier, Karlstraße 1t, ist käuflich in den Besitz des 
( Herrn Jos. Zabner Hierselbst übergegangen. . -
	        
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