Full text: Fuldaer Kreisblatt (50.1918)

Jaurös war Gegnkr -des Krieges, 
und er hatte einen riesigen Anhang: wenn er die 
Parole ausgegeben Hütte, der Regierung die Gefolg¬ 
schaft zu versagen, dann mußte diese mit den aller¬ 
schwierigsten Hindernissen rechnen. Daß es aber leicht 
dazu hätte kommen können, davon war sie überzeugt, 
weil Jaurss nicht bloß ein Deutschenfreund war, son¬ 
dern weil er vor allen Dingen erkannt hatte, daß 
der Krigg den Rußland vom Zaune brach, und in dem 
Frankreich und England dem Zarenreiche zur Seite 
ru stehen beabsichtigten, ein Verbrechen war. Gretz 
hatte seinen bekannten KonferenzvorsÄlag gemacht; ob 
tt ehrlich gemeint war und ob Greh selbst wünschte, 
daß er Erfolg haben möchte, tut für seine Beurteilung 
durch Jaurss nichts zur Sache. Dieser äußerte des¬ 
halb zu dem Minister Malvh: „Rußland muß den 
englischen Vorschlag annehmen; wenn nicht, dann hat 
Frankreich die Pflicht, ihm zu sagen, daß es ihm nicht 
folgen, daß es mit England Zurückbleiben wird." Er 
drängte zum Frieden, aber die französische Regierung 
wollte den Frieden nicht. Sie konnte auch nicht mehr 
vom Kriege zurück, nachdem sie mit Rußland und Eng¬ 
land über' me Kriegsbeteiligung im reinen war. 
Jaurss hat in seinem letzten Briefe datiert vom 
88. Juli 1914, ausgesprochen was er als den wah¬ 
ren Grund erkannt hatte für das Drängen Frank¬ 
reichs und Englands zum Kriege, zu einem Kriege, „der 
gusaefochten werden mutz, um ekelhaste Begierden zu 
peftnedigen, und weil die Pariser und 
Londoner Börsen in Petersburg spekuliert haben." 
Ums Geld ging es, und deshalb mußten alle Mahn¬ 
rufe Jaurss", der zum „kalten Blute behalten" riet, 
pngehort bleiben. „Vielleicht muß ich zum Generalstreik 
greifen. Ein drohender Generalstreik würde die Mo¬ 
bilisation in Frankreich verhindern," fährt er in dem 
zitterten letzten Briefe fort. Es kam ihm also unter 
allen Umständen darauf an, sein Vaterland vor dem 
Kriege zu bewahren. 
Am 31. Juli hatte Jaurss noch keine Kenntnis 
don der inzwischen erfolgten russischen Mobilisation; 
die Regierung hielt damit zurück, um dem französischen 
Volke die deutsche Kriegserklärung als Ueberfall hin- 
ftellen• zu können. Und in diesem Vorhaben wäre 
sie durch Jaurss gestört worden. Er hatte immer 
den Revanchegedanken bekämpft, war stets ein Gegner 
der Ententepolitik gewesen und erkannte, daß im ge¬ 
eigneten Augenblick „das aufgestachelte Rachegefühl 
Frankreichs sich zum willenlosen Instrument des wirt¬ 
schaftlichen Neides Englands und des Eroberungs- 
Dranges Rußlands machen würkv." („Volksst." 
Essen 31. 8. 16.) 
Daß er im rechten Augenblicke würde aus dem 
Wege geräumt werden, das hatte man ihm schon 
säugst vorher in Aussicht gestellt. Maurice de Ra- 
Icffe, Chefredakteur des „Paris-Midi", kündigte ihm 
jnonaielang fast täglich an, daß der 
Mobilmachungstag sein Todestag fein 
lloürde! Auch der UnterstaarsfekretSr Ferrh, dem Jaurss 
bon seiner Absicht, in einem Anklageartikel die fran¬ 
zösische Regierung und den russischen Botschafter in 
Maris bloßzustellen, Mitteilung gemacht hatte, sagte 
ihm: „Das werden Sie nicht wagen, sonst werden 
Die an der nächsten Straßenecke erschossen werden." 
Es steht demnach unzweifelhaft fest, daß die Er- 
jinordmig des Jaurss erwogene und wohl beschlossene 
Dache gewesen ist. Die Regierungen der drei großen 
Dntentestaaten Rußland, Frankreich und England trifft 
hie Schuld und die Verantwortung auch für dieses 
verbrechen. Dr. David, M. d. R., nennt in der Mann¬ 
heimer „Volksstimme" vom 31. 7. 16 die Ermordung 
Jaurss' mit Recht 
„die Beseitigung des stärksten und rücksichtslosesten 
Bekampfers der in Paris und Petersburg 
uns London sitzenden K r i c g s t r e i b e r"' 
«nd weist auf den Zusammenhang mit dem politi¬ 
schen Morde von Sarajewo hin mit den Worten: 
„Wer hat den Tod von Jaurss gewollt? Wer 
konnte ihn wollen? Doch wohl nur die, deren Politik 
Jaurss im Wege stand. So wenig, wie das Attentat 
von Sarajewo, so wenig war das von Paris eine 
Privatangelegenheit der Mordbuben, die die todbrin¬ 
gende Waffe führten." 
Ms Staor, KrovlMA u* 
Fulda, den 13. Auaust 1918. 
Ernannt Der bisherige Seminarprorektor Dr. Wilhelm 
ö« mach er ist zum Kreisschnlinspektor ernannt und ihm 
l>ie fernere Verwaltung des Krcisschulinsvektionsbezirks 
Fulda i übertragen. 
Verliehen wurde dem Organisten g. D. Königlichen 
Musikdirektor Gran er in Dann, Rhöngebirgc, der König!. 
Kronenorden vierter Klaffe. 
Mit dem Eiserne« Kreuz erster Klasse wurde der Bize- 
feldwebel Jos. Nütze l von Hainzell ausgezeichnet. 
Stadttheater Fnlda. (Dir. Toannuth-Bodensteüt) An¬ 
schlief, cud an die bereits erfolgte Mitteilung, daß am Don¬ 
nerst«, den i:>. August als fünfte Abonnements-Vorstellung 
w'-rlnngsvolle Schansvici „Der H ü t t e n b e s! tz e i" 
zur Aufführung gelangt, sind die Darsteller der Hauptrollen 
ege Damen: Cathnrina Reichert, Marga Duenna. Dora Erl, 
^rauziskn schwarz und Ruth Steineaa sowie die Herren 
«Ävannuth -Bodenstcdt, Albert Badewitz. Willy 
Schuchart Gustav Hildebrant, Max du Mesnil. Willy Bion- 
dnw und Heinrich Schien genannt. Die Aufführung beginnt 
8 Uhr. Vorverkauf bei Herr» Hofsriseur Hartman«. 
Krankenkasse Durch &te jn letzter Zeit wiederholt oor- 
gckommene» Verletzungen der Meldcvvrschrisicn sehen wir 
uns veranlaßt, an alle Herren Arbeitgeber und Dienstherr- < 
schäften das Ersuchen zu richten, die An- und Abmeldungen 
-aller versichernngspflichtigen Personen sowie die Berände- 
rungSanzeigen bei Lohnerhöhungen oder Kürzungen inner¬ 
halb der in den 82 12 und 13 der Sitzungen festgelogten 
F-rist von 3 Tagen vom Tag des Ein- oder Austritts ab zu 
bewirken, andernfalls wir gezwungen sind, bei allen vor- 
kommenden Unrege!Mäßigkeiten den Antrag ans Bestrafung 
nach ij 36» der R.-B-O. beim Könrgl. Bersicherumrsamt zu 
hellen und die Beiträge für die Dauer der verspäteten Mel 
duna bis zur fünffachen Höhe riacherbcben. Wir bitten, vor 
der in Kürze beginnenden Rachorüfung alle versäumten 
Melsnnaen unverzüglich zu bewirken. . 
Die fleischlosen Wochen. Das Kriegsernährungsamt teilt 
mit: Dre fleischlosen Wochen kennzeichnen sich dadurch, daß 
Fleischkarten in ihnen nicht eingelöst werden, sondern an 
deren Stelle eine Belieferung mit Kartoffeln bezw. Mehl 
tritt. Daraus ergibt sich, daß dieienigen Arten von W r l d 
und Geflügel, deren Abgabe bisher ohne Flenchkarten 
zulässig war. auch in den fleischlosen Wochen ausgegeben 
werden dürfen. Jedoch auch bezüglich des markenpflichtigen 
Wildes und Geflügels hat der Staatssekretär des Kriegs- 
ernährrngsamtes mit Rücksicht auf dessen leichte Verderb¬ 
lichkeit Ausnahmen insbesondere für die Versorgung von 
Kranken in Lazaretten und Kr> ukenanstalten zugelassen. Tie 
Regelung der notwendigen Anordnungen, um den Verderb 
von Wild zu verhüten, erfolgt durch die Kommunalverbünde. 
Vorsicht beim Genuß nener Kartoffeln ist sehr geboten, 
denn in den nur selten vollständig ansgerefften Knollen 
der Kartoffeln findet sich ein Stoff, der unter gewissen Um¬ 
ständen Störungen der Verdauungstätigkeit ergeben kann. 
Um diesen Stoff unschädlich zu.machen, ist ttbriaens nur 
erforderlich, beim Kochen der Frühkartoffeln einige Kümmel- 
köruer mitkochen zu laßen. Vor allem ist aber zu warnen 
vor einem erheblichen Genuß von Wasser beim Verspeisen 
der Frühkartoffeln oder kurz nach erfolgter Sättigung denn 
es bat sich ergeben, daß die Folgen hiervon schwere Mstgen- 
> nd Darmerkrankirngen sein kirn neu. 
Gelnbansen, 12. August. Im benachbarten Dorfe Kassel 
murren der Metzger Anton Jäckel und der Agent Heinrich 
Stock verhaftet Es wird ihnen vorgeworfen, daß sie bisher 
etwa 100 Stück Großvieh heimlich geschlachtet und im Wege 
des Schleichhandels verkauft habe». In jeuier Nacht, die dem 
Arbeiter Pohl aus Frankfurt den Tod brachte wurden von 
der Polizei etwa drei Zentner Fleisch erbeutet. Die Ge¬ 
nossen Pohls sind noch nicht ermittelt. Sie hatten ikffe Säcke 
abgcworfen rnid sind im Dunkel entkommen. 
Hanau, 12. August. Heute morgen wurde öle Stadt 
Hanau wegen Annäherung feindlicher Flieger alarmiert, 
-sie man uns von zuständiger Seite mitteilt, handelte es sich 
um den Angriff eines großen Geschwaders auf Frankfurt, 
das beim Abflug zuerst in der Richtung Hanau die Stadt 
i lrckt bedrvbte Nach kurzer Zeit konnte infolcre der ein- 
aelaufenen Nieldunq der Fliegeralarm aufgedoben werden. 
Frankfurt a. M 12. Ang. Amtliche Meldung Heute 
frnb gegen 0 Nbr fand ein F l i c g e r a n g r i f f a ii s F r a n k- 
s u r t a. M statt, der neben Sachschaden trotz rechtzeitigen 
Alarms auch mehrere Ovfer. vornehmlich auf der Straße, 
forderte Ern weiterer Bericht folgt nach Feststellung aller 
Einzesbeffen 
Eaffel. 10. August. Das Eiserne Kreuz am weiß-schwar¬ 
zen Bande wurde verliehen dem ehrenamtlichen Leiter des 
Stadternkanss und der Etnkanssstelle für den ReaiernngS- 
bezil-k Easiel Stadtrat Ernst Wagner. 
Marburg. 11. August. Bei hiesigen Obsthändlern wur¬ 
den gestern «nreif abgeerntete kleine Aevfel beschlaanabwt. 
die kiir Landwirt zn 50 Mark den Zentner verkauft hatte 
irnd die als Frübövsel mit dem '"'blichen Ai'ffchlaq abgesetzt 
werden sollten Die ?i-dt verkanste die Aevfel ans dem 
Markte en 2^ Psg das Pfund. Es wurde angenommen, daß 
durch den Verkauf die Höchstprcisc und die Abaabepflicht 
iimgaiigen werden sollten. 
TaybsneukgkefteK 
Eisenach, 12. August. Die Zusammenlemma der hie¬ 
sigen Brauereien ist durch die am Sonnabend gefaßten Be¬ 
schlüsse der beiderseitigen Generalversammlungen nunmehr 
zur Tatsache geworden. Es geht somit, rückwirkend ans den 
1- Oktober 1917, die seit dem Jahre 1873 hier bestehende 
Petersberger Brauerei, die im Jahre 1879 die Schloßbrauerei 
hcnzuerworben batte, nun in den Besitz der Aktienbrauerei 
Eisenach über. 
Wiirzbnrg. 12. August. Der Kaufmann Wilhelm Burg- 
hardt aus Aachen, der seit Wochen mit seiner Frau von 
Würzburg ans einen umfangreichen Lebensmittelschmuggel 
trieb, wurde verhaffct. 
sWTB.s Salzburg. 12. August. Weihbischof Dr. Ignaz 
Rieder ist zum Fürsterzbischof gewählt worden und hat die 
Wahl angenommen. 
Der englische Flngzcngerbauer Page 1°. 
d'ach einer Meldung der „Rassischen Zeitung" ans Bern 
rst der englische Flugzeugerbauer- und Erfinder Page bei 
einem Versnchsfkng tödlich verunglückt. Page war Erbauer 
des englffche« Tanks und des englischen Bombenflugzeuges, 
das im Jahre 1911 von der englischen Regieruna angenom¬ 
men wurde. 
Ein riesiger englischer Grundbesitz. Der bertthntte Co- 
vent Garden. Besitz des Herzogs von Ledford. ist an eine 
Gesellschaft für 10 Millionen Mark verkauft worden. Das 
Kaufgrundstück umfaßt eine Anzahl von Straßen im Herzen 
Londons nnd erstreckt sich ans 172000 Quadratmeter. 
Die Gruft eines Erzbischofs erbrochen. In Marschau 
erbrachen Diebe auf dem orthodoxen Friedhof die Gruft des 
1906 verstorbenen Erzbischofs Hieronymus. Sei öffneten den 
Sara und raubten den mit kostbaren Steinen reich besetzten 
erzbischöflichen Hut im Werte von 400 0M Mark. Außerdem 
stahlen die Diebe die Ringe, das goldene Brustkreuz und 
andere wertvolle Gegenstände. 
Ter Gibraltar-Tunnel. 
Der Madrider Korrespondent der „Brsiisti News" 
meldet Einzelheiten über den geplanten Gibraltar- 
Tunnel. Die Orleans-Eisenbahn-Gesellschast hat be¬ 
reits Schritte bei der spanischen Regierung unternom¬ 
men. um die Konzession zu erhalten. Die Pläne 
gehen sehr weit. Der Tunnel soll da? Stück einer direk¬ 
ten Eisenbahnverbindung bilden Madrid—Dakar—Se¬ 
negal und einen weiteren Anschluß haben an die bri¬ 
tische Eisenbahnlinie Kapstadt—Kairo. 
Letzte Nachrichten 
Entscheidnngen über die Ostpolitik? 
Berlin, 12. August. Die „Dentsche Zeitung" schreibt: 
Helffcrichs Berliner Reise, die bevorstehenden wichtigen Be¬ 
ratungen im Großen Haupt,inartier. an denen auch Herr von 
Hintze tcilnimmt, die Reise deS Herrn Joffe nach Moskau — 
das alles deutet darauf hin, daß in den Qstsraaen Entschei¬ 
dungen von großer Tragweite bcoorstchc,,. Welcher Art 
diese Entscheidungen sind, entzieht sich anS verständlichen 
Gründen znnächst noch der öffentlichen Besprechung. Nur 
daraus dar? man auch wohl jetzt schon Hinweisen, daß n. a. 
die Frage der Randstaaten znr endgültigen Regelung reif ist. 
Rene Unruhen in Petersburg. 
Koven Hanen. 12. Angnst. Rach einem Telegramm 
ans Pete> <bnro find dort neue Unruhen ansaebrockien. Am 
letzten Sonntag wurden alle bsiraerlicben Zeitnngen ver¬ 
boten nnd mehrere Tausend Offiziere verhaftet, die znm Ein¬ 
tritt in das nationate Heer gezwungen werden sollen. 
Die dentsche Verteidigung. 
Gens, 12. Angnst. Eine Havasnote erklärt: An altert 
Abschnitte« der Front war gestern starke deutsche Artillerie¬ 
tätigkeit wahrznnehmen, wodurch die Operationen der Alliier¬ 
ten eine Verzögerung erfnhrcn. Ferner hebt die Havasnote 
hervor, daß die gegenwärtige«, für die Verteidigung sehe 
günstige« Stellnngen der Deutschen den Angreifern viel z« 
schaffen machen werden. 
Die Tanks. 
Berlin. 12. August. General Petain richtete an sein« 
Truppen einen Tagesbefehl, in welchem er der Ingenieure! 
gedenkt, die am Ausbau der wichtigen Kriegswaffe der Tanks 
beteiligt waren nnd zusammen mit der Mannschaft, welche 
an der Front die Panzerwagen führe», den Dank des Vater¬ 
landes verdienen. Clemenceau übermittelte diesen Tages¬ 
befehl dem Mnnitionsminister und den Kriegsmaterial¬ 
fabriken. 
Die englische Admiralität berichtet. 
lWI London. 12. Angnst. Englische leichte Seestreit-- 
kräste «nd Flngzenge nntcruahmen am 11. August eine Er- 
knndungsftrcifc an der westfricsischen Küste. Von dentsche» 
Lnftstreitkräften heftig angegriffen, gelang cs 6 Motorbooten 
nicht, znrückzukehren. Englische Flngzenge vernichteten nörd¬ 
lich Amcland ein Luftschiff Dieses siel ans großer Höhe 
in Flamme« gehüllt ins Meer. 
Aus aller Welte 
** Eisenbahnunglück bei Paris. Mehr als 30 
£ötc. Ei» Zusammenstoß zweier Bahnzüge nahe venk 
pariser Vororte Verncuil forderte dreißig Todesopfer.^ 
Die Zahl der Verwundeten ist sehr bedeutend. V 
Tie Waldbrände nächst Toulon dauern fort. Ster 
bisherige Schaden beträgt mehrere Millionen Frank.! 
** Verhaftete Lcbensmittelschiebcr. Wegen großer 
Lebensmittelschmuggelei nach Norddeutschland und an-! 
derer Betrügereien wurde der 30jährige Kaufmann! 
Wilhelm Burghardt aus Aachen, der auch als v. Al-! 
lenhofs auftrat, und dessen Ehefrau in Würzburg! 
festgenommen. Beide wohnten seit Wochen iw 
Würzburg und trieben schwunghaften Schmuggel. 
** Warum der siamesische Gesandte keine Miete; 
bezahlt. Phi Badhu Bmmes, der siamesische Gesandte 
in London, Nncrde vom Polizeirichter verurteilt, sofort 
42 Pfund Sterling Miete zu zahlen. Der Gesandte 
behauptet, die Miete schuldig geblieben zu sein, da 
er keine Anweisung von seiner Regierung erhalten 
habe. Er behauptet, daß eine große Geldsendung 
seiner Regierung wahrscheinlich durch Torpedierung 
verlorengegangen ist. 
** Ünsickierheit in Polen. In Pyszkowo bei Wloz- 
lawek ermordeten Banditen den Landwirt Müller und 
dessen Gattin und raubten 5000 Mark. 
Im Dorfe Zbijew in der Gemeinde Chodecz wurlX 
ebenfalls ein Ehepaar ermordet. Die Räuber enb 
kamen, raubten 7000 Rubel in Gold und 1500 Rubel 
in Banknoten. 
* Mohupslanze« als Tabakcrsah. Im „Calwei 
Tagebl." weist ein „alter Raucher" darauf hin. daß 
Blätter, Stengel und Fruchtkolben des Mohns, der ja 
auch Heuer in größerer Menge als früher angepslanzl 
worden ist, einen ganz vorzüglichen Rauchtabak oder 
mindesten? Tabakersatz geben. Man kann den DeraleiH 
dannr schon seht mit den untersten nach und nach! 
abfallenden Blättern machen. Dieselben werden, wie 
der echte Tabak, an dunklem lnstlrockenem Orte oder rm 
Ofen gedörrt, zerrieben. Stengel und Fruchtkolbew 
werden nach Reise der Samen zerkleinert, ebenso ge¬ 
trocknet und der beste Tabakersatz ist kostenlos zünt! 
Gebrauchs fertig. Giftige Oe!e, überhaupt schädliches 
Stoffe enthält die Pflanze keinesfalls mehr als die 
Tabakpflanze an Nikotin enthält. ' ‘ 
* Im Spiel vcr Welle«. Eine fünf Jahre langes 
Irrfahrt hat die ^Schissskiste eines Matrosen des an dev 
holländischen Küste mit Mann und Maus uutergegan- 
!genen norwegischen Seglers „Sique" zurückgelegt.' bis 
sie an Land gespült wurde. Der Zufall fügte es^ 
daß dies in nächster Umgebung des Heimatsortes desj 
Ertrunkenen geschah, und daß der Finder der Kiste 
der Bruder des Ertrunkenen war. <j 
** Beim Haarbrenrrrrr verbrannt. Ein betrübender 
Unglücksfall, dem ein junges Menschenleben zum Opfer 
siel, ereignete sich zu Lübeck. Ein Fräulein Linse 
Eoers wollte das Theater besuchen und ließ sich fri¬ 
sieren. ES kam dabei dem Brennapparai zu nahe, wo¬ 
bei die Kleider Feuer fingen. In ihrer Angst rannte 
dis Unglückliche auf die Straße, wo sie bewußtlos 
zusammenbrach. 5gerbeigeeilte Nachbarn löschten die 
Flammen. Das Mädchen hatte aber derartige Brand¬ 
wunden erlitten, daß es nach der Aufnahme im All-, 
gemeinen Krankenhause verstarb. ' 
** Rette Fremdengöste. Großes Aergernis gab! 
ein seit vielen Wochen in Ottobeuren wohnender Kauf- 
mann Krause ans Leipzig, der mit seinem Anhangs 
oesteyend aus 2—3 Damen und einem Herrn, im roten! 
Nrack und mit einer Standarte, die die Inschrift trug: 
„Mast- und Freßklub Ottobeuren — voller Magenw 
».'incn Freund avholte. Mehrere Einwohner Nähmen 
gegen die Dreistigkeit Stellung, worauf die Inschrift 
wieder lwseitigt wurde. Ter Kaufmann, bei dem er-, 
hebliche ^utter-, Eier- und Küsemengen beschlagnahmt 
wurden, sowie ein Schulrat aus Sachsen sind nunmehr 
aus oeni Bezirk ausgewiesen worden. j 
! ** Schleichhandel zu Schiss. Ein riesiger Schleich- 
^urde m Wörth auf einem Main- 
»rachtschlff aufgedeckt. Das Schiff, das aus dem gefegt 
neten ^crankenland kam und stromabwärts ging, legte 
Iegen Abend an. Man hatte aber schon in 'Würzburg 
Verdacht geschöpft und die Gendarmerie beauftragit^ 
beim .knlegen des Schiffes eine Untersuchung Vorzug 
meymen Das Ergebnis war überraschend. Ein Wagen 
z?}}. Lebensmittel, alles Hamsterware, wurde, sorg- 
^ .^^^Erstaut, vorgefunden, darunter mehrere Säcke 
voll Schinken, mehrere Kisten mit Eiern, viele Sack« 
die mit Weißmehl und Kartoffelmehl. Erbsen. Frucht 
und gebranntem Fruchtkaffee gefüllt waren. Auch Nu- 
dein und viele andere Dinge, wie Bohnen, Suppeuwarer« 
u. a. wurden vorgefunden. Merkwürdigerweise wilß 
Üiemand von der Schiffsbesatzung wissen, wer die Ab¬ 
sender oder Empfänger der vielen güten Sachen sind- 
Tic ganze Ladung wanderte nach'dem Rathaus.^, f
	        
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