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Nr. 190
Montag, öen fiuguft
50. Jahrgang.
Der Weltkrieg.
st« -eotfchen und österreichische«
Lagerberichte.
Von den Fronten.
(Amtlich.) Großes Hauptquartier, den 19. August
8i918. (WTB.).
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Nnpprccht: Südwestlich
von Bailleul folgten stärkstem Feuer englische An¬
griffe zwischen Meieren und Merris. Sie wurden
sin unseren vorderen Kampflinien abgeiviesen. Beider¬
seits der Lps rege Erkundungstätigkeit des Feindes.
An örtlichen Gefechten nördlich der Ancre schoben wir,
'unsere Linien vor und machten Gefangene.
Heeresgruppe Boehn: Zwischen Äncre und Oise
chm frühen Morgen heftiger Feuerkampf. Der Fernd
'stieß mehrfach zu starken Teilangriffen vor.
Südlich der Somme scheiterte ein Angriff austra-
skischer Truppen gegen Herleville. Nordwestlich von
Motze hatte ein eigener Vorstoß Erfolg. Französische
Angriffe beiderseits der Straße Amiens- Rohe wurden
'überall, teilweise im Gegenstoß, abgewiesen. Mehrere
'.Panzerwagen wurden zerschossen, einige von unserer
'Infanterie durch Handgranaten außer Gefecht gesetzt.
.Ebenso brach dicht südlich der Avre mehrfach wie-
jderholter Ansturm des Feindes zusammen. Der Geg-
sner drang in den Westteil von Beuvreignes ein: wir
inahmen die dort kämpfende Truppe an den Ostrand
-des Ortes zurück. Norbwestlich von Lassignh schlugen
wir feindliche TeilangAffe und mehrfach wiederholte
sBorstöße ab. Weitere Angriffsversuche hielt unser
Deuer nieder.
Zwischen Oise und Aisne begann am frühen Nach-
smittage starker Artillcrtekampf. Gegen Abend griff
per Feind nach stärkster Feuersteigerung zwischen Carle-
tpont und südöstlich von Nouvron an. Unsere vorderen
Truppen hielten in mehrstündigem erbitterten Ringen
4>en feindlichen Ansturm auf, der überall vor unseren
Kampfstellungen zusammenbrach.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: An der Besle
Beiderseits von Braisne bei auflebendem Feuerkamps
Heinere Infanteriegefechte.
Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.
Österreichischer Kriegsbericht.
Wien. 19. August. Amtlich wird verlauthart:
An der Piave wurden italienische Erkundungsversuche
vereitelt. Ter Chef des Gencralstabes
Der deutsche Abendbericht.
(Amtlich.) Berlin. 19. August, abends. Westlick
von Chaulnes und nördlich von Rohe sind feindlich«
Angriffe gescheitert. Zwischen Avre und Oise tags'
über heftiger Kamps. Französische Angriffe aus breite,
Front brachen unter schweren Verlusten zusammen
Zeitweilig Artillerietätigkeit im gestrigen Kampfab¬
schnitt zwischen Oise und Aisne.
von öer Weft-Zront.
Mit der Hartnäckigkeit der Verzweiflung
wollten die Franzosen vor Amiens den Durchbruch
erzwingen. Aber vergebens. Was die Unsriaen in die¬
sen von unerhörter Sonneng-nt erfüllten Tagen, in
denen Staub und Gas und Pulverdampf die Luft über
dem ganz-'n Schlachtfelds zu dicken, grauen Schwaden
ballten, geleistet haben, steht über jedem Lobe.
Sechs- und siebenmal sind die Franzosen an
manchen Tagen mir gewaltigstem Tankeinsatz und
unter dem Schutze riesiger, niedrigstiegeuder und aus
ihren Maschinengewehren rastlos feuernder Kampfge¬
schwader angekommen — sechs- und siebenmal sind sie
von den gleichen Abwehrkämpfern blutig zurück-
getrieben worden. Allein vor einem Korpsbereich
sind zwischen dem 9. und dem 15 August über fünf¬
zig feindliche Panzerwagen zerschlagen wor¬
den. Hinter dem Schleier Oer io ohne Pausen weiter-
gehenden Teilvorstöße hat General Fach seinen an
Blut und Material so furchtbar geschädigten
Massen eine kurze Sammlung ermöglicht und neue
Reservekräfte zugeführt. In den folgenden Tagen griff
er auch die südlich anschließenden Frontgebiete derart
mit an, daß Rone wieder znm Mittelpunkte seines
neu aufgeflackerten Turchbruchswillens wurde. Stärkste
Artilleriearbeit ging den tief gegliederten Stürmen sei¬
ner kanadischen und französischen Infanterie voran die
wieder von Tank gruppen, die sich als Stoßblöcke
gegen unsere Linien warfen, geführt war. Unsere glän¬
zend arbeitende Artillerie hat die'en Anprall zum
besten Teile schon im Vorfelde zerschmettert. Wo
der Feind dennoch an unsere Linie herankam. wurde
seine Kraft durch den Gegenstoß un'erer Stürmer-ge¬
brochen. Dem furchtbar blutigen Versagen des ersten
Angriffes folgte nach etwa einstündigem Trommel¬
feuer. das sich mit allen Kalibern auf unsere Instrn-
terielinie warf, ein neuer Stoß, an dem sich das Schick¬
sal des .vorhergehenden Angriffs wiederholte. Trotz
noch mehrmaliger gewaltigster Anstürme gelang es dem
Feinde nirgends, einen auch nur nennenswerten Er¬
folg zu erreichen. Er har nur -wieder unqeheu re
Massen von Menschen verloren, die nament¬
lich beiderseits der Straße von Montdidier nach Roye
das Gelände buchstäblich in Wellen bedecken, und hat
auch wieder starke Einbuße an Tanks- und Kampf¬
flugzeugen erlitten
Die feindliche« Operationsziele.
lWTB.) Berlin, 18. Aug. Die weitgesteckten Overations-
ziele des Feindes bei seinem mißlungenen Angriff vom
17. 8. beiderseits der Avre wurden aus erbeuteten
Karren einwandfrei sestgestellt. Hiernach war das Angriffs¬
ziel des 17. 8. südlich der Avre der mehr als 8 Kilometer
rückwärts unserer Kampffront gelegene Wald südlich von
Avricourl. Bekanntlich brachen die starken feindlichen
Angriffe dieses Tages unter schweren Verlusten bereits vor
unseren Kampflinien zusammen.
Erfolge nuferer Lnststreitkräste.
Berlin. 19. Aug. Unsere Luftstreitkräfte waren in öeri
Tagen vom 13. bis 16. 8. wieder außerordentlich tätig. Trotz
teilweiser ungünstiger Witterung wurden u. a. die Städte
Dünkirchen. Calais, Bonlogne, Rouen. Amiens
und Evernay mit 250349 Kilogramm Bomben, sowie
Trnppenansammlungen im Sommegebiet mit Wurfgranaten
und Maschinengewehren angegriffen. In der Nacht vom
15. zum 17. flog infolge Bombenabwurfs das Munitions¬
lager von Beuvry unter ungeheuren Explosionen in
d i e L u f t. Es entstand ein Brand, der weitere Ervlostonen
zur Folge hatte. Der Gegner verlor in diesen vier Tagen
87 Flugzeuge und zwar 79 im Lpfttamvs und 8 durch di«
Flak. Acht Ballone wurden von unseren Fliegern brennend
znm Absturz gebracht. Oberleutnant L o e r z e r errang seinen
29. und 30.. Leutnant Bolle seinen 3V., Leutnant K ö n -
necke seinen 39. Leutnant N d e t seinen 54.. 55. und 56. Lnst-
siea.
Fliegerangriff aus Rone». Calais nnd Dünkirchen.
lWTB.i Bern, 18. Aug. „Petit Parisien" meldet aus
Rouen: Stadt und Weichbild von Rouen sind in der Nacht
znm 17. August von deutschen Flugzeugen .ange¬
griffen worden, Calais ist in der Nacht znm 17. August
mit etwa 59 Bomben belegt worden. Einige Häuser
wurden schwer beschädigt. Menschenleben sind nickt zu be¬
klagen. In der gleichen Nacht wurde auck Dünkirchen
von deutschen Fliegern bombardiert.
Ereignisse zur Lee.
N-Boot-Bente.
(Amtlich.) Berlin. 19. August. Neue .Erfolge
unserer Mirtelmeer-U-Boore: 4 Tamvfer von ziiiam-
men etwa 19 000 Brurtoregistertonnen. Ter Chef vesi
Admiralstabes der Marine.
Vor großen Dingen in Italien d
-Der Schweizer Personen- und Gepäckverkehr nach
Italien ist soeben vollständig eingestellt worden. Die
Grenzsperre deutet aus bevorstehende große kriege-
rische Ereignisse hin._
36] So wahr mir Gott he!s'!
Dine Bauerngeschichte aus dem Taunus von F r i tz R i tz e l. -
lNachdruck verboten.)
Hatte diese Vernehmung aber auch Geora nickt vor die
Entscheiduna gestellt, beruhigen konnte ihn ihr Ausgang
nicht, denn noch stand die Hanptverhandlung bevor, in welcher
«r'zweifellos vereidigt wurde. Und je näher der bedeutungs¬
volle Tag heranrückte, desto mehr folterte ihn der Gedanke,
baß er unter dem Zwang der Verhältnisse die Begegnung
mit Ludwig verschweigen müsse. So sehr er sich bemühte, dieses
Verschweigen vor sich selbst zu rechtfertigen — vor seinem
oraden rechtlichen Sinn hielt alles Beschönigen und Entschul¬
digen nicht stand. Es war Meineid — oisenbarer Meineid,
wenn er schwica. Tie beständigen Gewissensskruvel machten
^bn fast körperlich krank: ans dem lebensfrohen Burschen
war ein finsterer Träumer geworden, der von Tag zu Tag!
den Seinen oh dieses veränderten Wesens mehr Besorgnis I
machte. Schweigend ging er seiner Arbeit nach vermied |
vsfenbgr absichtlich jeden Umgang mit seinen Kameraden
^vd wge d'^rck fein angstvolles Fronen der Mutter dazu
-iu bringe,,, sich über den Grund seiner unerklärlichen Schwer-
nn»t auszusprechen. Ter Vater in seiner wortkargen Weise
fragte nicht doch ruhte sein Auge mit ängstlichem Forschen
tMlicft ans dem Gesicht seines Sohnes, als erwarte er. daß
bwier endlich von selbst das Schweigen brecbe Und ein
MmerzUcher ckna ckrvb sich jedesmal in das Gesicht des alten
Mannes wenn er sab. daß der Tobn die stumme llraac nicht
verstand oder nicht verstehen wollte und anaenscheinlich be¬
flissen war iedes Alleinsein mit ihm, denr Vater, abznkürzen.
Alle Zeit, welche Georg erübrigen konnte widmete er
dem kranken Loren». Der alte Knecht, besten Zustand infolge
der Rübe verhältnismäßig befriedigend mar. tot dem jungen
Mann leid, denn niemand ins Hause außer der alten Urschcl.
bekümmerte sich um ibn Auch paßte die finstere Wortkargbeit
des Alten io recht ?u seinem eigenen Gemütszustand, »nd
etwas Rübrend-^ ('■>* >" der Art und Wesse. wie der Kranke
seine Dankbarkeit On die ibm von dem innacn .Oerrn cr-
miesen.e Sorge zu erkennen aab. Wenn Geora cintrat und
teilnehmend nach dem Befinden des Knechtes sraatc, dann I
ging es über dessen harten Züge wie ein erlösender Schimmer:
die dunklen, tiefliegenden Augen verloren ihren unheim¬
lichen. feindseligen Ausdruck, und innig umschloß seine Hand
die Rechte des Besuchers nnd hielt sie fest, als wolle er sie
nie mehr lassen. Dann brachte er stets das, Geivräck auf das
gegen Ludwig Hissenauer schwebende Prozeßverfahren, erkun¬
digte sich, ob neue Beweise für die Schuld, des Angeklagten
erbracht worden seien, ob der Förster Gebhard immer noch
den Ludwig als Tater bezeichne und wann er. Lorenz, gericht¬
lich vernommen, würde. Georg gab aus alle diese Fragen
nur die kürzesten Antworten, da es ihm unsäglich zuwider
war. über die seine ganze Gedankenwelt ausfüllende Ange¬
legenheit zu sprechen. Er machte dem Kranken daraus auch
gar keinen Hehl und wurde sogar unmutig, wenn Lorenz
immer wieder ans das Gespräch zurückznkommen suchte.
So kam der Tag der gegen Ludwig Hsssenauer anberaum-
ten Verhandlung immer näher. Lorenz war auf dem Kran¬
kenbette gerichtlich vernommen worden und batte nur Un¬
wesentliches, dem Gerichte schon Bekanntes ausgesagt. Mit
einer gewisten finsteren Entschlossenheit sah Georg dem Kom¬
menden entgegen — da sollte, gerade zwei Tage vor dem
Termin, der mühsam niedergezwnngene Aufruhr in seinem
Innern aufs neue entfesselt werden. Nach der von ihm seit
kurzem anaenommenen Gewohnheit aing Geora am heutigen
Sonntag des Nachmittags in den Wald gegen üeir Eichkops
zu. ans einsamen Wegen und Schneisen, wo er stcker war,
niemand zu begegnen. Gerade als er in eine romantische
Seitenschllicht des Si'bertals einbog. um zu seinem Lieblings¬
platze. einer unter majestätischen Buchen stehenden Ruhebank
zu gelangen, trat ihm ans einem Seitenwege Mälcken His-
icnaner entgegen. DaS Mädchen schien ihn erwartet zu haben,
denn rasch trat es auf den jungen Mann zu und sagte hastig:
„Gott sei Dank, Schorsch, baß ich dich endlich treff. Es
ts schon des dritte Mol, daß ich dir zu Gefalle aeh. Ich
muß mir's vom Herz ecnnner rede, eh du vor Gericht gehst —
sonst hätt ich io kaa ruhig Stund mehr im Lcm^'!"
ES war das erstemal seit jenem Abend bei der Tchmitte-
bas. daß Geora das Mädchen miedersah. Wie hatte sich das
schöne Malchcn in der kurzen Zeit verändert! Die ehemals
so rosigen Wangen waren bleich, das liebliche Gesichtchen
schmäler geworden: ein Ausdruck tiefsten Seelenkummers
lag darin.
In seiner schmerzlichen Betroffenheit über Mütchens
Aussehen vermochte der junge Mann auf ihre Anrede bloß
zu stammeln:
„Du boft mir etwas zu sage, Blalche? Un etwas, was
mich un de Prozeß gege de Louis angelst?"
„Schorsch. ich waaß, daß die Mutter mit dir aered Hot!
Un ick kann mir denke, was sie von dir verlangt! Ich waatz
„ach- — hier senkte das Mädchen Re Stimme zum Flüstern
— „daß du domols im Wald nnserm Louis beaeanet bist
„Un do host du aach Sorg, daß ich was verrät? Des¬
wege kimmst du?" warf Georg bitter ein. „Do brauchst du
kaa Angst zu hawe! Dei Mutter versteht's io. aam e Schloß
vrrs Maul zu lebe!"
„Tu verstehst mich nit, Schorsch!" unterbrach Malchen den
jungen Mann mit fliegenden Worten. „Ick kann miw jo
denke, daß die Mutter in ihrer Angst um den Louis alles
angestellt bot. daß dir nix sage sollst! Un ich hab's ihr die
ganz Zeit her angeiehc un kwr's jetzt von dir selbst, daß
sie fertig gebrocht Hot, was sie gewollt. Schorsch. kannst: du
mit gutem Gewiste meiner Mutter de Wille tun? Ohne daß
du dir selbst sage mußt: ich schwör falsch? Ueberleg dtr's
um Himmelswille!"
„Des siegst du mich?" entgegnete Georg in grenzenlosem
Erstaunen. „Waaßt du dann nit. was dem Louis passiert,
wenn ich sag daß ich ihn aesxhe bab?"
„Den Louis bab ick gern — so gern, wie nur e Schwester
ihrn Bruder hawe kann! Un wenn er ins Unglück kimmt,
dann könnt ich in meim ganze Lewe nit mehr froh sein!
Awer, daß ihm usf die Art geholfe wern soll, mit erer Tod-
sttnd Schorsch — des tat mich noch unglücklicher macke! Der
Louis kam frei un du müßt dir dei ganz Lewe lang de
Vorwurf mache: Ich Hab die Hand uffgehobe un bab gesagt:
„So wahr mir Gott hels", un Hab doch aeloae — Schorsch.
des darfst du nit. dozu Hab ich dich zu lieb!"
sFortsetzung folgt.)