Full text: Fuldaer Zeitung (1938)

SW 
Samstag, Sonntag, den 5./S. November IHN 
Fuldaer Zeitung Nr. 255 
Amtliches Lreisblakt 
Dec Siadtbauec von (Rudolf. WUzatttj. 
Sämann 
Nach einer Original-Steinzeidmung von Georg Sluytennan von Langaweyde 
Seine Felder lagen nicht um den Hof, wie dies fönst 
bei einem rechtschaffenen Bauernhof ist, er mußte bei 
jeder Fuhre noch eine Stunde Weg »ulegen, da wurde 
die Arbeit kostbar. Aber das Feld auch. Er hieß Georg 
Sollner, aber das tut nichts zur Sache, denn sein Leben 
fiel nicht sonderlich aus der Reihe. Daß er Sonntags 
nicht so weit zur Stadt hotte, wie die anderen, war ihm 
gerade recht. Auch sonst fühlte er di« Nähe der steiner¬ 
nen Mauern nicht ungut. 
Das wurde erst später anders. Als di« böse Zeit für 
die Sudetendeutschen heraufzag, als di« Not klaperdürr 
durch die Dörfer trabte und die Städte ungesund wuch¬ 
sen, weil die Fremden aus Innerböhmen immer mehr 
Platz brauchten. 
Der Georg Sollner wunderte sich erst, als er merkte, 
wie die Stadt wuchs und sich wie ein heimlich atmendes 
Tier gegen di« Wiesen dehnte. Er dacht« sich aber nicht 
viel dabei, fuhr seinen täglichen Weg mit Hüh und Hott 
und gewöhnte sich an die Maurer und Bauarbeiter. Nur 
daß sie nicht deutsch sprachen, machte es ihm schwerer 
darüber hinwegzuseh«n, denn er war gewohnt, mit al¬ 
len Begegnenden einen freundlichen Gruß zu tauschen. 
Aber die Fremden verlangten teilten Gruß und gaben 
Puch keinen. 
Das ging Jahre hin. Derweil wurden die Tage noch 
böser und di« Not blähte sich hoffärtig im Elendsglanz 
des zertretenen Landes. 
Der Georg Sollner nahm feinen Buben an der Hand 
Und führte ihn oft hinaus. Immer den Feldern ent¬ 
gegen, und dabei schaute er sich verstohlen nach der at¬ 
menden Steinstadt um, als drohte von dorther eine 
feindliche Riesenfaust. Der Bub merkte es und tat bald 
feine klugen Fragen. Da fiel dem Mann die Antwort 
zuerst nicht leicht, well er mit sich selber noch nicht im 
Reinen war. 
Die Stadt. Ja, gegen die Stadt wäre wohl nichts 
zu sagen. Aber die Fremden, die nun die steinernen 
Mauern immer weiter gegen die Wiesen und Aecker vor¬ 
trieben, fraßen das braune Land. Das sah nur so aus. 
als ob es die Stadt wäre, die Hunger hatte. Hunger 
nach frischer Erde. 
Als der Sollner das einmal zurechtgedacht hatte, 
wurde er sehr nachdenklich. Er fuhr sich manchmal mit 
den harten, hornigen Fingern in den Kragen, als hätte 
er zu wenig Luft. Aber das machten nur die weihen 
Mauern, die sich unaufhaltsam gegen den Hof heran¬ 
schoben. Der Mann wurde mürrisch gegen jedermann, 
gegen das Weib, den Buben, das Gesinde. Er war streit¬ 
süchtig und zornig, er wollte sich wehren. Aber er 
konnte nur seinem Vater zürnen, der den Hof und die 
Felder zweigeteilt hatte, statt sie beisammen zu halten. 
Nun hatte er keine Schutzwehr um das Haus. 
Und bann war es so weit. 
Dann geschah es, daß sie ihm mit den grellen Mau- 
ern hart an den Leib rückten, und so stand der Hof auf 
einmal mitten in einer Häuserfront. Das ging nicht 
über Nacht, aber es war unaufhaltsam, und der Bauer 
würgte jeden verlebten Tag mühselig und grollend hin¬ 
unter. Nun stand der Hof nimmer so frei und stolz wie 
ehedem, nur noch blieb die Aussicht auf die Wiesen und 
den Wald. Dorthin schaute er jetzt, der Georg Sollner, 
die meiste Zeit. Er ging verbissen seiner Wege, sein 
Haar war eisengrau, überstaubt und die Falten zogen 
sich tiefer in das grämliche Gesicht. Nur die Augen blie¬ 
ben lebhaft, aber sie wurden scheu und bekamen einen 
unguten Blick. Das machten alles die prahlenden grel¬ 
len Mauern der Fremden, die chm die Luft nahmen. 
Und daß sie die andere Sprache hatten, machte ihm die 
enge Nachbarschast erst so hart. 
Und als die Zeit hinstrich, beschlosien die neuen An¬ 
wohner, die Siedlung in die Stadtgemeinde zu stellen. 
gegen die sonnebeglänzten Dächer. Mit schmerzenden 
Augen mußt er sich mühen, ehe er seinen Rauchfang her- 
ausfand. Früher war das Haus allein gestanden. Sie 
Welt war arm geworden an Freude. Der Georg Sollner 
atmete schwer und spürte, daß es in der Heimat eng 
wurde. 
Aber er werkte verbissen weiter. Und dann, als der 
Bub schon nach der Herrenarbeit griff und ordentlich zu 
werken anhob, als di« Pflicht von der Schulter de« al¬ 
ten Mannes geommen wurde, geschah eine seltsame 
Wandlung in ihm. Er haßte die fremden Mauern vor 
dem Fenster noch immer, aber indes er ehedem seinen 
Trotz dawider aufgerafft hatte, wurde er nun zag und 
greint böse, er wolle nicht in der Fremde sterben. Und 
schließlich rückte er heraus: Er wolle fort. 
Der Sohn hatte zuerst gelächelt, aber als er merkte, 
daß es dem Vater ernst damit war, wurde er nachdenk¬ 
lich und grüblerisch. Er war schon in das Gewand des 
Stadtbauers hineingewachsen und sand das Leben nicht 
so arg, wie der Vater, der noch vergleichen konnte. Aber 
wenn er es in einsamen Stunden überdachte, bekam er 
es mit der gleichen Atemnot zu tun, wie der Alte. Und 
das war bös, denn ein Junger, der müde wird, läßt 
eine Lücke. 
Dann war es soweit, daß der Vater und der Sohn 
heimlich miteinander wisperten, und das Geraume ging 
bald herum, ob es nicht besser wäre, die Mauern zu ver¬ 
kaufen und weiter draußen ein neue» Haus hinzustel- 
len. Was den Alten gewandelt haben mochte, wußte 
keiner. Die es merkten, schoben dem Alter die Schuld 
zu und zuckten die Achsel. Sie taten nichts dawider. 
Niemand tat etwas dawider. Es schien, als hätte die 
Wand der grellen, bunten Häuser den alten Hof er¬ 
drückt und dem Jungen klang sein neuer Name „Stabt- 
bauer" wie ein Hohn, dem ihm die hoffärtigen Häuser 
zuraunten. 
Die Mutter hat es bann gewandelt. Jawohl, die 
alte Frau, die schon auf dem Stock gehen mußte. Keiner 
hätte es ihr zugetraut, denn sie ist immer stad und schier 
ein wenig schläfrig gewesen. Wie sollte sie da als Alte 
zu neuer Munterkeit kommen? Und doch war es so. 
Sie wußte, was die beiden Männer spannen. Vielleicht 
hatten es ihr die alten Mauern zugeraunt, vielleicht die 
Bettstatt, in der sie Weid geworden war und hernach 
schmerzhaft üjren Buben ins Leben weisen mußt«, viel¬ 
leicht die Rinder im Stall. 
Vielleicht auch nur ihr Herz, das bei aller Heimlich¬ 
keit und Stille enger mit dem Haus verwachsen war, 
als das des Alten. 
Die Frau setzte sich am Abend zu den beiden und 
fing offen zu reden an. Ich weiß nicht, nach welchen 
Worten sie dabei griff. Sie nahm die Hand des Jun¬ 
gen, die erst widerstrebte und sich wehren wollte, aber 
dann doch auf der vernarbten Tischplatte liegen blieb. 
Sie redete nicht mit dem klügelnden Verstand, denn da¬ 
mit wäre sie wider die Männer nicht aufgekommen. Aber 
sie griff nach dem Stück Brot, das vor ihnen lag, und 
wies es dem Jungen. Sie deutete hinaus aus dem Fen¬ 
ster, und da waren noch immer das Land, die Wiesen 
und Felder und dahinter die dunkelnde Wand des Wal¬ 
des. Don den fremden Häusern merkte man nichts. 
„Tu's nicht", sagte die alte Frau mit einer harten 
und rauhen Stimme, wie si« der Junge noch nie gehört 
hatte. „Wenn wir davongehn, rücken sie nach. Und 
morgen vertreiben sie uns aus dem neuen Haus. Unser 
Recht ist älter." 
. Der Junge schwankte. Der Alte tat nichts dazu. Er 
schwieg und wandte das Gesicht ab. Er war wirklich 
alt geworden. Der Junge stritt mit sich und türmte die 
Fäuste aufeinander, als wolle er raufen. Aber die Mut¬ 
ter ließ ihn nicht aus. 
So fing es an. Und so ging es weiter: Sie redete 
oft davon. Bis sie den Jungen bekehrt hatte. Das ging 
nicht über Nacht, das war wie das mühsame Ausheilen 
einer Krankheit, und der Junge hatte eine wunde, hei¬ 
matflüchtige Seele. Die will sorgsam gepflegt sein. Wer 
aber könnte dies besser als eine Mutter? 
Und schließlich standen ein paar der tschechischen Häu¬ 
ser leer. Ihre Inwohner waren davongezogen, wie Ne 
Zugvögel, weil der Kohlenschacht, der sie herbeigelockt 
hatte, nichts mehr trug. Aber der junge Sollner fährt 
immer noch Tag um Tag den Stundenweg zu feinem 
Feld. Es ist mit den Jahren dann noch so gekommen, 
daß er heute jedesmal, wenn er vor dem Friedhofstor 
im Vorbeifahren den Hut abnimmt, an die tote Fran 
unter dem Rasen wie an einen Schutzengel denken muh. 
Sie ist chr Leben lang still gewesen, aber bas eine Mal, 
da sie aufgestanden ist and dem Jungen zum zweitenmal 
ins Leben wies — schier nicht minder schmerzhaft al« 
beim Gebären — das eine Mal ist sie eine ganz große 
Frau gewesen, und die (Erbe, die ihren müden Leib in 
die Arme genommen hat, ist ihr dankbar wie der Jung«, 
der heut« sein Land wie mit Zangen hält. 
Zwei läge Accest und eine tßcaat' 
Von Tltanfced mm. Jüttutgec 
Der Sollner erhob einen zornigen Einspruch, es nützte 
ihm nichts. Man lächelte, die Deutschen mitleidig, die 
Tschechen anders, und da stand der alte Hof auf einmal 
in der Stadt. Zwischen den neumodischen Häusern sah 
er unglücklich und griesgrämig aus, wie sein Besitzer un¬ 
ter den Fremden. 
Nun zeigte die Stadt dem Bauern die Zähne, und 
er wurde gewahr, daß er mit seinem Hof fehl am Platze 
sei. Zu den hohen Abgaben, die ihm vorgeschrieben 
wurden, um die er eiferte und stritt, kamen Heine Dinge, 
die das Leben bitter schmecken lassen. Das döse Ge¬ 
treidemonopol würgte ihm dazu die Kehle. Einmal ver¬ 
lor er bei der Heueinfuhr ein paar Halm«. Die Frem¬ 
den zeigten ihn an wegen „Verunreinigung" der Straße. 
Da mußte er Strafe zahlen. Dann verboten sie ihm 
das Mistfahren bei Tage. Als er sie hörte, mußte er 
hellauf lachen. Da sollte er also des Nachts den Acker 
düngen und den Mist breiten, weil es di« feinen Nasen 
nicht oerttagen? Wer hatte sie denn gerufen? 
All das wirkte zusammen, daß sein Gefkcht vor der 
Zeit verknittert und dürr wurde. Der Wagen zog nicht 
mehr seine Spur in die -erweichte Straße. Alles war 
vollkommener und schöner geworben. Nun rollte er über 
«in steinernes Pflaster. 
Noch nie war dem Georg Sollner der Weg so müh¬ 
selig geworden wie nun, da er der einzige war, der aus 
der Stabt mit bem Gespann auf die Felder fuhr. Wenn 
er sich tagsüber frohgewerkt hatte, wurde er doch wie¬ 
der traurig und zornig, wenn er bei der sinkenden Sonne 
heimfuhr. Er schritt neben dem Wagen her und starrte 
(JUtec Ranz&c 
Er lag mit mir zusammen im gleichen Erdloch mf 
den Craonner Höhen damals, kurz nach Beginn des 
Stellungskrieges. Er war ein freundlicher kleiner Kerl, 
der Seminarist aus einer Kleinstadt am Niederrhein 
irgendwo Da er ohne Bekannte bei der Kompanie war, 
hatte er mir seine Freundschaft angetragen. 
Seit acht Tagen waren wir Kriegsfreiwilligen mit 
vorn in der Grabenstellung, da kam eines Mittags un¬ 
sere erste Post Für mich gleich drei Briefe: für Peter 
Panzer war nichts dabei. Ich hockte im Eingang tes 
Unterstandes und las. Da hieß es: „Essenholer heraus!" 
Die Reihe war diesmal an mir. Ader Peter, der mich 
in meine Briefe vertieft sah, sagte: „Laß nur, ich gehe 
für dich." Er holte die Kochgeschirre unserer Gruppe zu¬ 
sammen und ging los 
Nach einer Stunde kamen die Essenholer in Trupp» 
Wenn die deutschen Kriegsschiffe einen Hafen an¬ 
liefen, bann stand die ganze deutsche Kolonie auf 
Stützen. Gartenfeste und Tanztees, Abenddiners und 
Picknicks jagten einander. Jeder wollte die deutschen 
Seeleute für sich haben. Es war herrlich, manchmal 
ein bißchen viel. Aber die Fähnriche konnten nicht ge¬ 
nug bekommen. Auch Klabautermann hatte Geschmack an 
dem schönen Geschlecht gesunden. Anderseits flogen dem 
hübschen frechen Midy die Herzen der jungen Mädels 
zu. Die Krone der gesellschaftlichen Ereignisse war dann 
das Bordfest, zu dem die ganze Kolonie an Bord kam. 
Ein solches stieg also wieder einmal. 
Alles war schön geschmückt mit Wimpeln, aus Hän¬ 
gematten hatte man Sitze gebaut und mit bunten Flag¬ 
gen belegt. Darunter einige lauschige Eckchen hinter 
den Kanonen. 
Der Fähnrich Klabautermann musterte die ankom¬ 
menden Gäste mit kundigem Blick. 
Da kommt aus dem Boot ein Dämchen gestiegen, 
das einen sehr verlockenden Eindruck macht. Bis jetzt 
war sie Peter entgangen. Wirklich ein süßer Kerl. 
Peter guckt gar nicht nach recht» und links. E» ist 
ihm egal, wer dazu gehört. Gleich nimmt er sie in Be¬ 
schlag, bemächtigt sich ihrer Sachen und führt si« nach 
der kleinen Messe, die als Garderobe eingerichtet ist. 
„Ja, soll ich nicht zu meinen Eltern, die sind beim 
Kommandanten." 
„Ach, gar nicht nötig. Nachher beim Tanz treffen 
wir sie schon." 
jqinq. jät mich 
zu dreien und vieren zurück. Nur unser Peter blieb aus. 
Die Leute unserer Gruppe wurden ungeduldig, fingen 
zu fluchen an: „So ein Roh. Hat sich mindestens ver¬ 
laufen. Hat unseren Fraß zum Franzmann hinüberge¬ 
tragen. Der wird sich schön freuen." 
Aber Peter hatte sich nicht verlaufen. Peter war 
tot. Wir sanden ihn dort, wo der Laufgraben ins freie 
Feld ausmünbete, mitten unter seinen Kochgeschirren. 
Eine Flitz-Bum ber 7,5er hatte ihn erwischt und aus¬ 
gelöscht. Wir hoben ihn auf bie Zeltbahn unb trugen ihn 
zum Friedhof von Ferme la Bevelle hinunter. 
Peter Panzer war für mich gegangen und für mich 
gefallen. Das einzige, womit ich chm danken konnte, war, 
daß ich sein Grad mit schaufeln half. Nicht einmal ein 
paar Blumen konnte ich chm mit ins Grab geben. 
Karl Schorn. 
Die Kleine schien beseligt, gleich so einen netten Fähn¬ 
rich erwischt zu haben. 
Der Tanz beginnt. Sie sind beide tadellose Tänzer 
und fliegen nur so über Deck. Alles freut sich über 
das hübsche Paar. 
Peter vergißt auch nicht, eiskalten Cocktail heranzu- 
bringen. Dom Tanze erhitzt, trinken sie einen nach dem 
andern, und bald haben sie einen kleinen Schwips. Cock¬ 
tail schmeckt wie Milch, wirkt aber wie Whisky pur. 
So vergehen einige Stunden. Die Kleine Hai Daier 
und Mutter schwimmen lassen, die sie allerdings zur 
Genüge beobachtet Haden. 
„Wollen Sie mal bie Fähnrichsmesse sehen?" fragt 
Peter. 
„3a, furchtbar gern. Das interessiert mich sehr." 
„Kommen Sie," sagt er und gedenkt zum Angriff 
überzugehen. 
Sie steigen also in die Batterie hinab und begeben 
sich in die Fähnrichsmesse. 
Interessiert sieht sich das Dämchen alles an. 
Ach, was kann das schlechte Leben nützen, denkt Pe- 
ter, nimmt das Mädel beim Kopf und küßt sie herzhaft 
auf den Mund. 
Sie ist furchtbar erschrocken. 
„3ft das sehr schlimm?" fragt er lachend. 
„Nee, eigentlich nicht," meint sie. 
Und nun setzen sie sich auf bas Sofa und fangen an, 
sich ordentlich abzubusseln. 
Es war ja verboten, weibliche Gäste an solchen Fe¬ 
sten mit in die Messe zu nehmen. Aber was war nicht 
alles verboten! 
Wenigstens nicht so stumpfsinnig, wie das letztemal, 
denkt Klabautermann gerade, da tut sich die Türe auf 
und herein guckt der Fähnrichsoffizier und eine ältere 
Dam«. 
Das Dämchen schreit auf und entwindet sich der 
innigen Umarmung von Peter. Er wollte auch auf- 
schreien, aber bas ging nicht gut 
„Aber Milli," sagte die Dame. 
Der Fähnrichsoffizier sagte nicht: „Aber Klabauter¬ 
mann!", sondern machte nur „Rhem-Rhem!" 
„Komm mit!" sagte die Dame. 
Man verließ die stille Klause. 
Peter kratzt sich Hinterm Ohr. Künstlerpech, denkt 
er. Einen Tag Arrest wird es geben. Verflucht noch 
mal. Und sonst? Ach, was kann da groß bei 'raus- 
kommen. 
Leichtsinnig wie er ist, flitzt er an Deck unb tanzt 
weiter. 
Er sucht nach feiner Herzensdame, aber sie scheint 
weg zu sein. Er geht nach der kleinen Messe. Richtig, 
da holt sie ihre Sachen. Peter pirscht sich heran: 
„Wer war denn die alte Backpflaume?" fragt er. 
„Aber pfui! Meine Mutter!" 
„Auch das noch!" entschlüpft es ihm. 
Das Bordfest ist zu Ende. 
Eine Ordonnanz kommt. 
„Herr Fähnrich sollen zum Fähnrichsoffizier kom¬ 
men." 
So, jetzt gibt’» Arrest, denkt Peter. 
Er geht hin und meldet sich bei dem Fähnrichvater, 
ahnt aber nicht, daß dieser sich bei dem Bordfest mit 
einem Herrn Sötbier angefreundet hat, einem alten, 
lustigen Hamburger Jungen, den es nach Ostasien ver¬ 
schlagen hatte und der für jeden Spaß zu haben war. 
„Fähnrich Kiillen, feit wann kennen Sie bieft 
Dame?" 
„Seit heute nachmittag, Herr Kapitänleutnant." 
„So, das ist ja schnell gegangen." 
Manchma ging's noch viel fixer, denkt der Peter. 
„Sie kennen doch den Befehl, nach dem es Ihnen 
verboten ist, weibliche Gäste mit in die Fähnrichsmess« 
zu nehmen." 
jawohl, Herr Kapitänleutnant." 
„Mm. Ich bestrafe Sie mit zwei Tagen Arrest wegen 
Nichtbefolgung eines gegebenen Befehls." 
Gleich zweie, denkt Peter, bißchen viel. 
„Bevor Sie Ihren Arrest antreten," fährt ber Fähn¬ 
richsoffizier fort, „gehen Sie morgen an Land unb bit¬ 
ten um die Hand der jungen Dame." 
Heiliger Zebedäus! Wenn ein Blitz vor Peter nie¬ 
dergeschlagen wäre, er hätte nicht mehr erschrecken kön¬ 
nen. 
,fiert Äapitänteutnant . . .' 
„Nichts Herr Kapitänleutnant. Sie wifsen, was 
Sie als Kavalier zu tun haben." 
„Herr Kapitänleutnant . . .* 
„Nichts Herr Kapitänleutnant!" schreit dieser. ,Zch 
bau—ke!" 
Dieses Wort, gedehnt unb akzentuiert ausgesprochen, 
duldet im militärischen Leben keinen Widerspruch. Das 
war die Abschiedsformel, mit der man an die Luft gesetzt 
wurde. 
Peter wankte zur Tür. 
Da drehte er sich entschlossen um. 
„Herr Kapitänleutnant. Wer ist denn bas Mädel 
überhaupt? Ich weiß ja gar nicht, wie sie heißt." 
„Das ist allerdings stark! Es ist bie Tochter bes 
(ßi&i&r! 
Der Frosch bürgt seit Jahrzehnten für die Güte desi 
altbewährten Erdal. Achte darauf i *■ 
beim Einkauf von Schuhcreme, nimm JdCLcll. '
	        
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