Amtliches Kreisblatt
Schirmherrschaft über die Ausstellung übernommen
hatte, begrüßen. Der Kreisfachgruppenoorjitzende wies
in seiner Ansprache darauf hin, daß die Kleintierzucht
heute in höherem Ansehen stände als früher.
Am Samstag abend fand aus Anlaß der Kreisfach¬
gruppenschau im .Lagerhaus" ein geselliger Abend statt.
Sonntag vormittag wurde im gleichen Lokal eine Kreis-
fachgruppen-Versammlung unter Vorsitz der Kreisfach-
gruppen-Vorsitzenden Wilhelm Hohmann-Fulda abge¬
halten. Zunächst gedachte man des verstorbenen Zucht¬
kollegen Aloys Schnorr-Poppenhausen, der sich als Vor¬
sitzender des Kuoinchenzuchtvereins Poppenhausen große
Verdienste um den Verein erworben hat. Anwesend
waren, abgesehen von Tann sämtliche angeschlossenen
Vereine. Auch die Frauengruppe Fulda war vertreten.
Der Versammlungsleiter gab einen ausführlichen Be¬
richt über die diesjährige Kreisfachgruppenschau und
lobte das vorzügliche Material der verschiedenen Wirt-
fchaftsrassen.
Die Kreisfachgruppenausstellung für 1939 wurde dem
Kaninchenzuchtverein Gersfeld übertragen.
Der Besuch der Ausstellung war an beiden Tagen
ein recht guter.
Reichsbahn Personen Rachrichten
Wieder eingestellt als Werkmeister wurde der Werk¬
meister a. D. (zur Zeit technischer Angestellter) Wilhelm
Hering in Frankfurt a. M. unter Versetzung nach
Fulda. Zum technischen Reichsbahn-Oberinspektor wurde
der technische Reichsbahninspektor Rudolf Mangold
in Flieden ernannt; zum außerplanmäßigen Reichsbahn-
Assistent der Reichsbahn-Aspirant Döring in Steinau
(Kr. Schlüchtern) Versetzt wurden Reichsbahnsekretär
Elzendeck von Kerzell nach Rieneck, Reichsbahn¬
sekretär Fladung von Rieneck nach Kerzell.
Die Prüfung bestanden: zum Reichsbahn-Assistenten
der Reichsbahnaspirant Döring in Steinau (Kr.
Schlüchtern), zum Zugführer die Zugschaffner Kre¬
mer, Ziegler und Diegelmann in Fulda. In
den Ruhestand versetzt wurden: Oberweichenwärter
W > l l h a r b t in Neukirchen (Kr. Hünfeld), Weichen¬
wärter Weinig in Vollrnerz und Bahnwärter Nerz
in Burghaun.
♦
Außerordentliche Belohnungen für be¬
sondere Verdienste (Entdeckung von Schadenbränden u
bergl.) erhielten u. a. Lokomotivführer Englert-
Bad Brückenau-Stadt, Betriebsassistent H e r g e t,
Vorschlosser Schulz und Reserve-Lokomotivführer
Thon, sämtlich in Bebra; Betriebsassistent Rehberg
und Weichenwärter Schmidt, beide in Burghaun,
Reserve-Lokomotivführer Wiegand in Fulda, Bahn¬
unterhaltungsarbeiter Karl Schmitt in Hilders; Ran¬
gieraufseher Ruppel in Hünfeld, Bahnhofsvorsteher
Elzenbeck in Kerzell, Bahnhofsvorsteher Kren-
zer in Zell-Romrod.
Mann und wo?
Montag, den 14. November
Union-Theater: Am seidenen Faden.
Europa-Lichtspiele: Der Hampelmann.
Neues Theater: Erpresser.
Frankfurter Bühnen
Dienstag, den 15. November
Schauspielhaus: Romeo und Julia.
kleines haus: Der Größere.
Schumann-Theater: Varietö.
l!il!illllili!l!!illill!!!!lili!!i!l!llliillil!!!lillllil!lllillllilillliil!ill!l!!lii!!l!li!illli!ilillllililll!II!!l!!ll!iiüll»lll!i
1 Aufteilungen der
Ortsgruppe der NSDAP Fulda-Süd
Am Dienstag, dem 15. November 1938, um 20.30
Uhr ist ein Schulungsabend. Er findet in dem „Ge¬
sellenhaus" statt. An ihm haben teilzunehmen: die
Politischen Leiter, NSB-Walter, DAF-Walter, NS-
Frauenschastswalterinnen, die zuständigen Führer der
Gliederungen.
Bekanntmachungen
KOF-Orchester
Dienstag 8.15 Uhr wichtige Probe. 11704
Fuldaer Zeitung Nr. 262
Smmer wieder: „Gutes Licht!
Eine Aufgabe für bie Leistungssteigerung und Volksgesundheit
Mit der Reichstagung d. Deutschen Lichttechnischen
Gesellschaft eröffnete der stellv. Leiter des Amtes
Schönheit der Arbeit der DAF, Steinwarz, die
Aktion „Gutes Licht — gute Arbeit" für den Win¬
ter 1938/39.
Es wurde keineswegs zu allen Zeiten erkannt, wie
notwendig eine gute Beleuchtung am Arbeitsplatz ist,
und es gab früher nur wenige, die sich über die Aus¬
wirkungen des schlechten Lichtes im Betrieb Gedanken
machten. Nur als eine grobe Nachlässigkeit ist es zu
erklären, wenn wir sogar heute noch in manchen betrie¬
ben Lichtverhältnisse vorfinden, die mehr oder weniger
vorfintflutlich anmuten.
Licht - ein notwendiges Uedel?
Man möchte es beinahe glauben, daß es Menschen
gibt, die diese Frage bejahen. Denken wir einmal ledig¬
lich an jene Hausfrauen, die jeden Abend bei Eintritt
der Dunkelheit immer erst die Lampe einschalten, wenn
es tatsächlich stockfinster geworden ist, und dann a<uch
erst, nachdem die stets gleiche Redensart vom „teuren
Licht, das nun im Winter immer so lange brennen
muß" vom Stapel gelassen ist. Man sagt sich vielleicht,
daß die Urgroßeltern ja bei einer Petroleumlampe ge¬
sessen hätten und schließlich auch nicht blind geworden
wären. Dabei vergessen diese Volksgenossen natürlich
den Wandel der Zeiten; sie denken nicht daran, wie der
Mensch in den Tagen der Petroleumlampe ein viel
ruhigeres Dasein geführt hat, das längst nicht die An¬
sprüche an das Nervensystem und damit auch an die
Sehkraft des Menschen gestellt hat, wie etwa das Le¬
ben in einer Großstadt von heute.
Das Rechenexempel vom „teuren Licht" ist eine Milch¬
mädchenrechnung, wie sie im Buche steht. Wer nämlich
ein Leben lang an der Beleuchtung spart, dem kann es
dann eines Tages meist nicht genug kosten, wenn er mit
kranken Augen einen Arzt nach dem anderen aufsuchen
muß.
Eine Milchmädchenrechnung ist diese Auffassung von
Licht und Beleuchtung noch mehr für den Betriebs-
f ü t) r e r Es wird beispielsweise in einer Tischlerwerk¬
stätte kaum eine gute Arbeit geleistet werden können,
wenn der Handwerker in seiner Werkstatt die Beleuch-
tung vernachlässigt, indem er ezwa die früher üblichen
flachen Tellerschirme verwendet, ober gar eine schwache
Glühbirne einfach ohne jede Abschirmung in den Raum
hängt, so daß die Arbeitsplätze völlig verdunkelt sind.
Sparen am falschen Platz
In einem derart dunklen Laden werden immer we¬
niger Käufer erscheinen, weil sich einfach niemand eine
exakte Arbeit in solchen Räumen oorstellen kann. Es
geht schließlich der Umsatz zurück, ohne daß sich vielleicht
der Meister über den Grund seines geschäftlichen Rück¬
ganges klargeworden ist. Dieser Meister hat eben am
falschen Ende gespart.
Nicht umsonst haben die großen Betriebe der In¬
dustrie helle und freundliche Empfangsräume eingerich¬
tet, in denen sie mit ihren Geschäftsfreunden verhandeln.
Der große Industriebetrieb gibt im allgemeinen etwas
auf feine Aufmachung. Um so bedauerlicher ist es, wenn
man bei einem Betriebsbesuch „hinter den Kulissen"
manchmal die umgekehrten Verhältnisse sieht und den
Arbeiter in unwürdigen Arbeitsräumen antrifft Das
gute Licht am Arbeitsplatz, möge es sich nun um die
Anwendung des Tageslichtes oder um das künstliche
Licht handeln, spielt hier eine nicht unwesentliche Rolle.
Ein Uhrmacher sieht beispielsweise ein starkes und gut
gelenktes Licht als selbstverständlich an, weil er eine
äußerst feinmechanische Arbeit leistet. Er fördert die
Lichttechnik in seinem Betrieb um seiner Arbeitsleistung
willen.
Hat aber der Mann an der Bohrmaschine nicht eine
ähnlich genaue Arbeit zu leisten, wenn auch in anderen
Ausmaßen? Und unter welchen Lichtverhältnissen müs¬
sen diese Männer manchmal tätig sein, obgleich eine
falsch gebohrte Position einen Eisenteil wertlos machen
kann! Wer in solchen Fällen nicht für gutes Licht am
Arbeitsplatz sorgt, handelt nicht nur unwirtschaft-
lich im Sinne des Lierjahresplanes, er
wird letzten Endes ebenfalls schlechte Arbeit lie¬
fern. Vor allem aber schwächt er die Arbeitskraft und
die Schaffenslust seiner Mitarbeiter und vergeudet da¬
durch wertvollstes Betriebskapital. Gutes Licht und
Arbeit hängen eng zusammen, im Handwerksbetrieb
genau so wie im größten Jndustriewerk.
„Sckönheit »er Arbeit" schafft Abhilfe
Man erkennt die Notwendigkeit einer planmäßigen
Betreuung der Betriebe in lichttechnischer Hinsicht, wenn
man sich einmal vergegenwärtigt, daß bei Betriebsbesich¬
tigungen durch das Amt „Schönheit der Arbeit" der
Deutschen Arbeitsfront in einem Gau von 1657 Betrie¬
ben nur 841 in Ordnung befunden wurden. Die Be¬
triebsführer wurden von der DAF sofort fachmännisch
beraten, und heute haben sie zu einem großen Teil ihre
Beleuchtung in den Betrieben nach den Vorschlägen der
DAF geändert.
Soeben wurden von München aus 28neueL'cht-
beratungs stellen der Deutschen Arbeitsfront im
ganzen Reich ihrer Bestimmung übergeben, so daß es
nunmehr 50 Beratungsstellen dieser Art gibt die jedem
deutschen Betriebsführer kostenlos zur Verfügung stehen.
Um sich eine wirklich fachmännische Mitarbeit zu sichern,
arbeitet die Deutsche Arbeitsfront bereits seit dem Jahre
1935 mit der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft zu¬
sammen, deren Lichttechniker im Einvernehmen mit der
Industrie und dem Handwerk in der Beleuchtungskörper-
Herstellung für die Lichtberatungsstellen tätig sind.
Mit dem Einsetzen der herbstlichen Jahreszeit wird
die DAF wiederum den Fragen der Beleuchtung am
Arbeitsplatz eine gesteigerte Bedeutung beimessen. Nun
werden in allen Gauen die Gauarbeitsgemeinschaften
für „Gutes Licht" zusammentreten und die DAF wird
wieder mit ihren Betriebsbesichtigungen be-
Gebt für -ie Mmterbilfe!
ginnen, aber auch Schulungsvorträge und Ausstellun¬
gen sollen für das gute Licht am Arbeitsplatz werben
Üeberall im Reiche soll das Netz der ßidjtberatungsfte!-
len ausgebaut werden. Als ein besonderes Aufgaben¬
gebiet ist in diesem Jahre die Einbeziehung der
Dörfer in die Lichtaktion zu' erwähnen „Mehr
Licht ins Dorf", so lautet das Ziel, das sich die DAF
gesteckt hat, das Amt „Schönheit der Arbeit" will diese
Zielsetzung verwirklichen, indem es nicht nur die vor¬
handene Beleuchtung in der Dorfstraße und im Heim
zu verbessern gedenkt, sondern dazu übergeht, gemein¬
schaftlich mit allen zuständigen Stellen den Ausbau
der Stromversorgungsnetze zu fördern, um
zunächst einmal das elektrische Licht in jene abgelegenen
Dörfer zu bringen, die heute noch ganz ohne diese sonst
selbstverständliche Errungenschaft unserer Zeit sind.
Gutes Licht immer wirtschaftlich
„Schönheit der Arbeit" ist ohne die Sorge für das
Licht am Arbeitsplatz nicht denkbar. Genau so wird
nun der Betriebsführer, der mit feiner Zeit mitgeht,
und wirtschaftlich genug denkt, um nicht am falschen
Platz zu sparen, erkennen müssen, daß die Gesundheit
seiner Mitarbeiter letzten Endes die größte Garantie für
den Bestand seines Betriebes barftellt. Je mehr der
Mensch mit Freude schafft, um so stärker wird seine Ar¬
beitskraft werden, und je großer die Kraft und die Be¬
geisterung der Mitarbeiter füx ihre Arbeit sind, desto
besser wird die Leistung des Betriebes fein.
H. Stubbe.
Was bringt der Rundfunk?
Dienstag, den 15. November
Reichsfenber Frankfurt
6 Gymnastik. 6.30 Frühkonzert. 7 Nachrichten.
8.05 Wetter. 8.10 Gymnastik. 8.30 Froher Klang zur
Werkpause. 9.40 Was können wir Frauen noch besser
machen? 10 Schulfunk. 11.45 Ruf ins Land. 12 Mit¬
tagskonzert. 13 Nachrichten. 13.15 Mittagskonzert. 14
Nachrichten. 14.10 Das Stündchen nach Tisch. 15 Klei¬
nes Konzert. 16 Nachmittagskonzert. 17.30 Werksin¬
gen. 18 Volk und Wirtschaft. 18.15 Neues für den
Pücherfreund. 18.30 Neuzeitliche deutsche Hausmusik
19.15 Tagesspiegel. 19.30 Wir musizieren im eigenen
Heim. 20 Nachrichten. 20.15 Oberrheinfahrt. 21
Haydn-Zyklus ITT. 22 Nachrichten. 22.20 Politische
Zeitungsschau. 22.55 Unterhaltung und Tanz. 24—2
Nachtkonzert.
Deuttchlan-fenber
6 Eine kleine Melodie. 6.30 Frühkonzert. 7 Nach¬
richten. 10 Altes Erbe — neue Verpflichtung: Danzig.
10.30 Fröhlicher Kindergarten. 11.30 Dreißig bunte
Minuten. 12 Musik zum Mittag. 13 Glückwünsche.
13.45 Nachrichten. 14 Allerlei — von Zwei bis Drei.
15.15 Erhard Bauschte spielt. 15.40 Neue Bücher über
Sowjet-Rußland. 16 Musik am Nachmittag. 18 Zum
Tag der deutschen Hausmusik. 19 Deutschlandecho.
19.15 Musik auf Volksinstrumenten. 20 Nachrichten.
20.10 Siegfried von Vegefack. 20.40 Richard Wagner.
21 Politisch« Zeitungsschau. 22 Nachrichten. Anschi.
Deutschlandecho. 22.30 Eine kleine Nachtmusik. 23 Ed¬
vard Grieg. 23.30 Orchesterwerke von Edvard Grieg.
Montag, den 14. November 1938
Was foll ich kochen ?
Dienstag: Steckrübeneintopf mit Speck.
Mittwoch: Heringskartoffeln, Krautsalat.
Donnerstag: Nierensuppe, Apfelleibchen mit Va-
nide tunte.
Freitag: Fischgoulasch, Kartoffeln, Endiviensalat.
Sonnabend: Graupensuppe mit Gemüse und Rind¬
fleisch
Wie wirb's gemacht?
Heringskartoffeln.
Ejne hell« Mehlschwitze wird mit Gernüsebrühe aus-
gefüllt. Die in der Schale gedämpften und gepellten
Kartoffeln werden in Scheiben geschnitten und zusam-
men mit feinwürfelig zerteilten Heringen in die Xante
gegeben.
Nierensuppe.
40 g Fett, 1 Zwiebel, 250 g Nieren, Suppengemüse,
Wasser zum Auffüllen, 1 Eßl. Salz, 80 g Mehl.
Die Nieren werden gewaschen, von der Haut be¬
freit und in Würfel geschnitten, dann dünstet man fie
in Fett und Zwiebeln an, gibt Suppengemüse, fleinge-
schnitten und Salz hinzu und füllt mit Wasser auf. Hat
die Suppe 1—IVe St. gekocht, gibt man das ange¬
rührte Mehl hinzu und schmeckt sie ab.
Apfelleibchen.
8 mittelgroße Aepfel, Hefeteig von 375 g Mehl.
Man bereitet einen einfachen Hefeteig wie zu Blech-
kuchen. Dann rollt man ihn ’/« cm, schneidet ihn in
Quadrate, schlagt di« gewaschenen, nur von Blüte und
Stiel befreiten Aepfel ein, läßt den Teig aufgehen und
backt die Apselleidchen goldbraun. Man gibt sie ta-arm
mit Vanilletunke zu Tisch oder mit Puderzucker be¬
streut zum Kaffee.
Nichlzugehörigkeit zur DAI Enllassungsgrund
Der „NS-Rechtsspiegel" behandelt die Frage, ob
Nichtzugehörigkeit zur DAF als allgemeiner Kündi¬
gungsgrund gelten könne, und bejaht dies mit folgender
Begründung: „Bei der außerordentlich scharfen Auslese
im Leistungskampf genügen schon ganz geringe Abwei¬
chungen von einer lOOprozentigen DAF-Zugehörigkeit
der Gefolgschaft, um die Aussichten im Leistungskampf
für den betreffenden Betrieb wesentlich zu verschlechtern,
wenn nicht überhaupt zu vernichten. Es kann aber kei¬
nem Betrieb verwehrt werden, sich am Leistungskampf
zu beteiligen, nur weil das eine oder andere Gefolg¬
schaftsmitglied es nicht für nötig erachtet, der DAF bei¬
zutreten. Eine solche Beteiligung entspricht den Grund¬
aufgaben des Arbeitsordnungsgesetzes, vor allem dem
der Gemeinschaftsehre und dem Leistungsprinzip. Wir
find also der Meinung, daß einem Gesolgschaftsmitglied,
das nicht der DAF angehört, von einem nationalsozia¬
listischen Betrieb gekündigt werden kann, ohne daß ihm
die Kündigungswiderrufsklage helfen wird.
Wir gratulieren
hohes Aller
Unsere Mitbürgerin, Frau Katharina Brandt,
früher Lengsfeldergasse, jetzt Löherstr. 1 wohnhaft, be¬
geht Dienstag ihren 9 4. Geburtstag.
So wirb bas Wetter
Nachdem am Samstag in Zusammenhang mit von
Süden vorstoßender Warmluft tagsüber Bewölkungszu¬
nahme eingetreten war, brach gegen Abend die Wolken¬
decke auf. Bei völligem Aufklaren in der Nacht kam
es dann in den Niederungen verbreitet zu Nebelbil¬
dung, während sonst heiteres Wetter herrschte. Ein«
wesentliche Aenderung der herbstlichen Hochdrucklage ist
zunächst noch nicht zu erwarten.
Aussichten für Dienstag: Noch keine wesentliche
Aenderung zu erwarten.
Zenmratur- und Barometerstand In Fulda
Mitgeteilt von Diplomoptiker Sauerborn
Ba.omeierstand
auf Meereshöhe
reduzier:
Thermo¬
meterstand
13. 11. 6 Uhr abends
14. 11. 8 Uhr morgens
14. 11. 12 Uhr mittags
771,0 mm
772,5 mm
772,5 mm
höchste Temperatur im Schatten am 13. 11
Höchste Temperatur in der Sonne am 13. 11
Niedrigste Temperatur leit 13. 11.
+ 9,0° C
+ 7,5" C
+12,0° C
+15,0' C
+ 24,0* C
+ 6.5* C
lklederschl. d 12.11. morg. s U. bis 14.11., aiorg. 8 U. 0,0mm
Relat. Feuchtigkeit der Luft am 14 11.. 12 Uhr mitt. 75,0»/,
Peter Wendts berühmte Frau
Ein Roman von Künstlertum und Ehe
13) Von Else Jung-Lindemann
Urheber-Reditssdiutz: Drei Qgellen-Verlag, Königebrödc <Bez. Dresden,
Ein rechter Arzt muß auch ein guter Künstler sein.
Irgend jemand hatte das einmal zu Gina gesagt. Da¬
mals hatte fie gelacht und es nicht verstanden. Ihr
waren die Aerzte immer sehr sachlich und nüchtern er¬
schienen, und gewiß gab es viele von ihnen — vielleicht
waren sie in der Mehrzahl — die in ihrem Beruf nur
gute Handwerker blieben. Klaus Wenzel jedoch gehörte
zu den Künstlern unter ihnen, das sagte ihr jedes Wort,
das er zu ihr über feine Kunst sprach.
Es war kein nur Darüberreben. Wenn er eine
Frage, die sie an ihn richtete, aufgriff, dann war er
mit einem Sprung mitten drin. Beispiel« aus seiner
ärztlichen Tätigkeit, lebendigstes Anschauungsmaterial,
stellte er vor sie hin, und immer waren es die Kinder,
denen seine ganze Liebe gehörte und von denen er
nicht genug erzählen konnte.
Für Gina war das etwas ganz Neues. Sie war
seit vielen Jahren nie mehr mit Kindern in Berüh¬
rung gekommen, und die ursprüngliche Well der Kin¬
der, wie der junge Arzt sie ihr schilderte, war ihr
fremd. Staunend hörte sie mit an, worüber die Kin¬
der der Jetztzeit sprachen, worüber sie nachdachten,
womit fie sich beschäftigten.
Technik und Sport, das waren die Hauptinteressen¬
gebiete der heutigen Jungen Es gab wohl unter zehn
Buben nur zwei, die nicht halbwegs mit dem Bau
eines Autos Bescheid wußten ober den Namen e-nes
Boxers oder den eines großen Rennfahrers nicht kann¬
ten, hatte Dr. Wenzel gesagt
Gina schüttelte den Kopf „Und die Mädchen? Spie¬
len fie überhaupt noch mit Puppen?"
„0 doch! Die Puppe wird immer im Gedanken-
und Gefühlsleben eines kleinen Mädchens ihren Platz
behalten. . Sie ist und bleibt das zärtlich geliebte Ob¬
jekt, das den mütterlichen Instinkt des Kindes meist
schon sehr früh weckt Dennoch gibt es Mädchen, die
mit Puppen nicht viel anzufangen wissen Eine kleine
Patientin von mir. der eine Tante eine entzückende
Babypuppe mit weichen Gliedern in den Arm legte,
versuchte wohl ein Weilchen mit dem Puppenkind zu
spielen und schob es dann doch enttäuscht zur Seite."
„Freust du dich denn nicht darüber?" fragte ich.
„Ach ja, ich freu’ mich schon, aber ein richtiges,
lebendiges Kind wäre viel schöner."
Gina nickte eifrig. „Das kann ich begreifen. Mir
ist es ebenso ergangen."
„Haben Sie gern mit Puppen gespielt, gnädiges
Fräulein?" fragte Wenzel interessiert.
„Nein, sie waren mir sterbenslangweilig. Ich saß
immer nur hinter meinen Büchern, und schon sehr früh
konnte ich die schönsten Gedichte unserer Klassiker und
Modernen auswendig."
„Oh, oh", sagte Wenzel bedauernd.
„Wieso? Warum machen Sie ein so mißbilligendes
Gesicht?"
Wenzel bückt« sich nach einem dürren Ast, der quer
über dem Weg lag, hob ihn auf und schleuderte ihn
mit sportlichem Schwung in das Tannendickicht.
„Ich habe mir da so eine Theorie zurecht gemacht,
gnädiges Fräulein, und behaupte, daß Frauen, die in
ihrer Kindheit nicht mit Puppen spielen mochten oder
konnten, keine guten und zärtlichen Mütter würden."
Gina war rot geworden und blickte zur Seite. Wen¬
zel bemerkte ihre Befangenheit und lenkte sofort von
diesem Thema ab.
„Riechen Sie mal, wie gut es im Walde duftet",
sagte er und atmete tief ein und aus
„Nach Sonne und Tannen", antwortete Gina.
„Waren Sie schon einmal auf einem Berg?"
„Nein, noch niemals.*
Als sie ihn jetzt ansah, hatte sie chre Sicherheit wie¬
dergefunden. In ihren Augen stand Erwartung.
„Sie sind Bergsteiger, Herr Doktor?"
„Ein wenig. Auf die Zugspitze hinauf langt es
schon."
„Dann nehmen Sie mich mit . . . bitte!"
Ginas Hände legten sich auf die seinen, und zum er¬
stenmal zog Klaus Wenzel diese schönen Hände an sich
und küßte fie.
„Wenn Sie sich mir anvertrauen wollen? Ich bin
bereit! Aber erst fahren wir zum Kreuzeck hinauf, mor¬
gen, wenn das Wetter klar ist. Sie müssen Fühlung
nehmen mit den Bergen: den Waxensteinen, der Alp-
und Dreitorspitze, dem ganzen wuchtigen Zugspitzmassw,
das man vorn Kreuzeckhaus sieht. Es ist eine herrliche
Welt da droben."
„3a, fahren wir", sagte Gina und legte chre Hand
vertraulich in die Armbeuge des jungen Arztes, wäh-
rend sie zum Hotel zurückgingen.
„Später, wenn Sie noch mehr ausgeruht sind, ma¬
chen wir dann eine Bergtour durch das Höllental auf
die Zugspitze", versprach Wenzel.
„Werde ich das schaffen? Ich bin ganz ungeübt",
fragte Gina zaghaft.
Wenzel beruhigte sie. „Das schaffen Sie bestimmt,
wenn Sie ein bissel klettern können."
„Das kann ich!"
Mit roten Wangen, erfüllt von dem Gedanken an
die morgige Bergfahrt, betrat (Sina die Hotelhalle. Aus
ihre Früge, ob Post für sie gekommen wäre, reichte ihr
der Portter einen Brief. Er war von Peter Wendt,
und der Umschlag trug bereits ihre neue Adresse.
Wie hatte Wendt es erfahren, daß sie nicht mehr
in Garmisch wohnte? Sie hatte ihm, als er bat, ihr
iR-r-x 3m lvinterhilsswerk schaffen wir
jHWWx mit Deinen (Opfern die Daraus-
W fetzung, überall dort ju helfen.
wo wir nach nationalsozialistischen Grund¬
sätzen dazu verpflichtet sind.
schreiben "zu dürfen, bas Hotel „Drei Mohren" ange¬
geben, und nun schickte er ihr einen Brief an den Ba¬
be rfee?
Klaus Wenzel, ber neben ihr ftanb, konnte sich die
Berroanblung, die mit einem Male mit (Sina Holl vor¬
gegangen war, nicht erklären. Sie hielt einen Brief in
ber Hand, ben sie unschlüssig hin und her wendete.
Zwischen ihren Brauen stand eine schmale, klein« Falte.
Endlich schob sie ben weißen Umschlag in ihr Täsch¬
chen.
.Kommen Sie, Doktor, setzen wir uns auf bie Ter-
raffe. Bis zum Mittagessen haben wir noch eine Stunde
Seit", sagte fie und strich mit der Hand über die Stirn,
als wollte fie etwas Störendes wegwischen.
„Wollen Sie nicht erst Ihren Brief lesen, gnädiges
Fräulein?"
„Das hat Zeit."
Wenzel atmete auf. Dann war es also nichts Ge-
fährliches, nichts, was Gina Holl ernstlich anging.
Sie traten auf die Terrasse hinaus. Ginas Augen
schweiften entzückt über die lichtgrüne Fläche des Sees.
„Märchensee", sagte sie und zog Wenzel dicht an bie
Brüstung.
»König Ludwig II. hat ihn sehr geliebt und ließ
bie lebensgroße Gestalt einer ruhenden Nixe auf ben
Grund des Sees versenken."
Gina nickte. ,Hch hörte davon. Aber sie soll nur
selten zu sehen sein."
„3a, fie ist eine launische Frau. Man kann oft tage¬
lang nach ihr suchen, ohne sie zu finden, und plötzlich
ist sie da . . ."
„Sehen Sie, Doktor, da ist sie wieder!" rief Gina
plötzlich aus und deutete zum anderen Ufer hinüber.
„Die Nixe? Das ist doch nicht gut möglich."
„Ach wo. Die alte Dame, di« uns schon ein paar¬
mal begegnet ist."
Jetzt sah auch Wenzel bie hohe Gestalt, die ben
schmalen Uferweg entlang schritt. jSie trug ein graues,
gutsitzendes Sobentoftüm und einen weichen grauen
Filzhut mit einem Feberstutz. Mit kräftigen, weitaus-
holenben Schritten näherte sie sich bem Hotel.
„Eine merkwürdige Frau, halb Mann, halb Weib",
sagte er. „Ich traf sie gestern vormittag drüben am
See. Sie saß vor einer Staffelei und malte."
„So sieht sie aus . . . wie ein Malweib", bestätigte
Gina und schaute ber Näherkommenden aufmerksam
entgegen.
Als sie auf den Weg zum Hotel einbog, fragte Gina:
„Wohnt sie etwa auch hier?"
Wenzel bejahte.
„Seltsam, baß ich ihr noch niemals im Hause begeg¬
net bin, *e scheint doch schon seit ein paar Tagen hier
zu sein."
Der junge Arzt lächelte. „Was haben Sie nur für
ein Interesse an dieser komischen Alten?"
„Komisch? Nein, komisch wirkt sie nicht, Doktor.
Aber es ist wahr, ich interessiere mich wirklich für sie.
Ihr Gesicht ist mir, trotz ber männlichen Züge, sym¬
pathisch."
♦
Mitte Mai war Carla Schalk nach Garmisch gereift,
ein wenig grollend noch, daß Peter feinen Mllen doch
durchgesetzt hatte. Aber schon auf dem Bahnhof in
Demmin verflog dieser Groll. Die Sorge um Damerau,
das unbehagliche Gefühl, altgewohnte Pflichten zu ver¬
säumen, ließen in Berlin beträchtlich nach, und in Mün-
chen war völlig vergessen, daß Carla Schalk in Bom¬
mern ein kleines Landgut besaß.
Sie ging durch bie schöne Stabt in ihrem neuen Lo-
denkostüm und bem Hütchen mit wippender Feder, an»
dächtig schauend, wie ein Mensch, dessen Fuß geheilig¬
ten Boden betrat. (Fortsetzung folgt.)