Amtliches Kreisblatt
Fuldaer Zeitung Jtr. 264
Donnerstag, den 17. November 1938
[ (Schluß von der ersten Seite.)
Dann nimmt Reichsminister des Auswärtigen von
Ribbentrop das Wort, nachdem er den Führer, die
Eltern des Toten und den Toten selbst mit erhobener
Hand gegrüßt hat. Der Reichsaußenminister sagte in
seiner Ansprache u. a.:
v. Ribbentrop
„In Trauer und Ehrfurcht stehen wir vor unserem
toten Mitarbeiter, dem Gesandtschaftsrat Ernst vom
Rath.
Inmitten seines Dienstes im Ausland für Führer
und Reich trafen ihn die Kugeln des gedungenen feigen
Meuchelmörders. Die Kunst deutscher und französischer
Aerzte, die Kameradschaft eines französischen Front¬
kämpfers, der mit feinem eigenen Blut unserem Lands¬
mann neues Leben schenken wollte, alles war vergeb¬
lich. Die Vorsehung hat cs anders bestimmt. Am 9.
November, diesem schicksalsschweren Tag des deutschen
Volkes, dem Tag seiner tiefsten Erniedrigung, aber
auch seiner größten Wiederauferstehung, an dem Tag,
an dem 1923 die Blutzeugen der Feldherrnhalle das
deutsche Volk aufrüttelten und das Hakenkreuz zum
Banner der deutschen Freiheit wurde, schloß Partei¬
genosse Ernst vom Rath die Augen zum ewigen Schlaf.
Parteigenosse! In Deinem jungen Leben konntest
Du Zeuge sein eines geschichtlich beispiellosen Vorgangs:
des Wiederaufstiegs Deutschlands aus tiefer Ohnmacht
zu einem der machtvollsten Staaten aus dieser Erde. Du
konntest miterleben, wie von Jahr zu Jahr, von Monat
zu Monat, ja, von Tag zu Tag Deutschland neu ge¬
staltet wurde, wie der Führer aus unserem unterdrück¬
ten, vergewaltigten Land ein junges und stolzes Deut¬
sches Reich schuf. Dieses miterlebt, hieran mit gearbeitet
ju haben, ist allein schon mehr, als eine gütige Vor¬
sehung Sterblicken vergönnt. Daß Ernst vom Rath
sein Blut und sein Leben für die Ideale unserer Be¬
wegung gab, ist letzte Erfüllung deutscher Mannestreue
und sichert ihm einen dauernden Platz im der deutschen
Geschichte.
(Die Fortsetzung des Berichtes lag bei Redaktions-
schluß noch nicht vor.)
England fürchtet -re Wahrheit!
MrMfttlnut WlMimbeMterMllmg wird durch Mit verhindert
DJIS. Damaskus. Die englischen Mandatsbe¬
hörden in Palästina haben eine sachliche Berichterstat¬
tung der änsländischen Pressevertreter über die Vor¬
gänge in Palästina dadurch unmöglich gemacht, daß sie
die Telegramme der ausländischen Pressevertreter schärf¬
ster Zensur unterzieht. Es ist den ausländischen Pres¬
severtretern nicht mehr möglich, eine wahrheitsgetreue
Schilderung über da» Vorgehen der Engländer gegen
die eingeborene arabische Bevölkerung an ihre Zei¬
tungen zu geben, da derartige Schilderung über das
vorgehen der Engländer dem Rotstift des Zensors
zum Opfer fallen. Die Zensur gibt die Berichte der
ausländischen Pressevertreter in einer Form weiter, von
der sie annimmt, daß sie dem Ansehen Englands in der
zivilisierten Welt nicht schaden.
Angeheure Erregung in Syrien
dnb Beirut. Die ununterbrochenen aus Palästina
eintreffenden Meldungen über die stetig steigende Bru¬
talität des Vorgehens der englischen Truppen haben
in den hiesigen arabischen Kreisen höchste Erregung und
Entrüstung hervorgerufen. Ungeheure Empörung hat
vor allem die Strafexpeditton gegen das Dorf Jrtah
erregt, wo die englischen Truppen nach den hier vor¬
liegenden Meldungen aus der wie eine Viehherde zu¬
sammengetriebenen Bevölkerung zehn Mann ausgelost
und sofort erschossen haben. Später wurden dann noch
ein 80jähriger Greis und ein zehnjähriger Knabe in
den Straßen niedergeschossen. Zum Schluß wurde das
Dorf völlig ausgeplündert und mit Dynamit in die
Luft gesprengt.
In den hiesigen Araberkreisen wird darauf hinge-
wiefen, daß die täglichen Vorfälle dieser Art die un¬
geheure Nervosität der englischen Truppen widerspie¬
gelten, die unfähig seien, der arabischen Freischärler
Herr zu werden und deshalb di« ohnmächtige Wut an
der wehrlosen Bevölkerung ausliehen. Das gesamte
Strebertum Syriens protestiert mit Entrüstung gegen
diese unmenschliche Brutalität.
Ein Armeekorps und 700 Flugzeuge „befrieden"
Palästina
EP London. Die Zahl der in Palästina be¬
findlichen englischen Streitkräfte beträgt nach einer
Auskunft, die Kolonialminifter Macdonald im Unter¬
haus erteilte, zur Zeit 7300 Polizeimannschaften, 700
Flieger und 15 600 Mann reguläre Truppen.
Wie der Minister noch mitteilte, fallen die Kosten
für diese Besatzungsarmee in der Hauptsache der eng¬
lischen Staatskasse zur Last, da die Palästina-Regierung
nicht in der Lage sei, erhebliche Beiträge zu leisten.
. Marschall Dalbo schenkt seinem Freund Göring die
berühmte Statue der venu» au» Leptl». Am Dienstag
vormittag wurde Generalfeldmarschall Göring in An¬
wesenheit des Luftfahrtattachss der italienischen Bot¬
schaft, Genereal Liotta, durch Prof. Caputo, Oberst
Cagna und Major Vittembeschi im Auftrage des Mar¬
schalls Balbo die marmorne Statue der Venus aus fiep«
tis überbracht. Marschall Balbo ließ seinem Freunde
Göring dieses einzigartige Kunstwerk mit einem in herz¬
lichen Worten gehaltenen Schreiben überreichen.
Jleue Rundfunkintendanlen in Breslau und Frank¬
furt. Reichsminister Dr. Goebbels hat den bisherigen
Intendanten des Reichssenders Frankfurt, Fricke, mit
der Leitung des Reichssenders Breslau, dessen Inten¬
dant die Geschäfte des Reichssenders Wien führt, be¬
auftragt. Gleichzeitig hat er den bisherigen Sende¬
leiter des Reichssenders Hamburg, Werber, zum In¬
tendanten des Reichssenders Frankfurt bestellt.
Ankläger, öie Angeklagte fin-
Dummheit un- Heuchelei -ei einer Pariser Kolonial-ebatte
Dandeneinfällv an -er bulgarisch»
rumänischen Grenze
EP Dukarest. Im Bezirk Cadrilator, dem rumä¬
nisch-bulgarischen Grenzstreifen, häufen sich in der letzten
Zeit die Einfälle bulgarischer Komitatschis auf rumä-
nisches Staatsgebiet. Solche Einfälle bewaffneter San¬
ken waren nach Kriegsende bis vor etwa zehn Jahren
auf der Tagesordnung. Daraufhin war die Bukarester
Regierung mit Sofia in Verhandlungen über die
Unterdrückung der Bandeneinfälle eingetreten, mit dem
Erfolg, daß derartige Grenzverletzungen so gut wie
restlos aufhörtm.
Das Wiederaufleben der Bandeneinfälle, für die
man keinerlei Erklärung findet, erregt in Bukarest
beträchtliches Aufsehen. Der Innenminister hatte am
Dienstag mit den Leiertn der im Bezirk Cadrilator
zuständigen Gendarmerie- und Militärbehörden eine
längere Besprechung, in der scharfe Maßnahmen gegen
die bulgarischm Komitatschis beschlossen worden sein
sollen.
EPP Prag. Die Verhandlungen zwischen den Ver¬
tretern der Slowakei und denen der Länder der Wen-
zelSkrone wurden abgeschlossen. Der von beiden Part¬
nern ausgearbeitete Initiativantrag auf Abänderung der
Verfassung, enthaltend die vorläufige Regelung der
Rechtsstellung der Slowakei im Rahmen des tschechisch¬
slowakisch-ukrainischen Föderativstaates, wurde sofort
der Regierung übermittelt.
Dadurch ist die Bahn für die Einberufung der Na¬
tionalversammlung freigemacht, die nunmehr in die Be¬
ratung dieses Antrages eintreten wird. Ministerpräsi¬
dent Sirovy hat auch bereits in seiner Eigenschaft als
Stellvertreter des Staatspräsidenten beide Kammern
der Nationalversammlung zur Herbstsession auf heute
einberufen, zu welchem Zeitpunkt dann die Verhand¬
lungen über den Initiativantrag aufgenommen wer¬
den.
klerikale (Eigenbrötler
Der Versuch, die politischen Organisationen in den
Ländern der Wenzelskrone nach dem Prinzip des
Zweiparteiensystems aufzubauen, ist mißlungen. Die
tschechischen Klerikalen haben sich, im Gegensatz zu den
Wünschen ihrer Jugend-Organisation, entschlossen, mit
anderen politischen Gruppen zwar zusammenzuarbeiten,
jedoch ihre parteimäßige Selbständigkeit nicht auf¬
zugeben.
Praver Presse-Apparat wir- gesäubert
(Hiner der größten Hetzer, ein Jude, in „Ferien"
geschickt
DNB Prag. Der seit langem erwartete Säube-
DNB. Paris. Unter dem Vorsitz des Präsidenten
des Auswärtigen Senatsausschusses, Senator Verenger,
veranstalteten die verschiedenen französischen Kolonial¬
gesellschaften gestern abend im Pariser Wagramsaal
eine Protestkundgebung gegen Abtretungen von Gebie¬
ten des sranzösischen Kolonialreiches. Insbesondere
wandte man sich gegen Hergabe solcher Gebiete, welche
Frankreich nicht als eigen besitzt, sondern nur verwaltet.
Von den von Unbildung, Anmaßung und Rückstän¬
digkeit nur so strotzenden Ansprachen seien die gangster-
artigen Ausführungen des ehemaligen Gouverneurs
von Jndochina und Mitglieds des obersten Kolonial¬
rates Varemme herausgegriffen. Dieser Mensch be¬
hauptet mit dem sturen Ernst unglaublicher Dummheit,
rungsprozeh im tschechischen Presse-Appart hat jetzt
begonnen. Der Leiter des internationalen Nachrichten¬
dienstes des tschechischen Orbis-Konzerns, der Jude
Emil Oplatka, wurde von seinem Posten enthoben und
hat seinen Urlaub angetreten, von dem er nicht mehr
zurückkehren wird. Nach der Gründung der Tschecho-
Slowakei zählte Oplatka zu einem der engsten Freunde
Beneschs und organisierte den amtlichen Presse-Konzern
Orbis mit der deutschgeschriebenen „Prager Presse"
sowie den angegliederten internationalen Nachrichten¬
dienst „Radio Jentro", der teilweise auch von Moskau
und Paris finanziert wurde. Noch kurz vor dem Rück¬
tritt Beneschs wurde der Arbeitsvertrag Oplatkas rasch
um mehrere Jahre verlängert. Oplatka hat an der
Verteilung des in die Millionen gehenden Propaganda-
fonds mitgewirkt und konnte als einer der Leiter der
feindlichen Agitation gegen Deutschland in der Tschecho¬
slowakei und in dm meisten europäischen Haupt¬
städten angesehen toerben. Zu seinem Mitarbeiterstab
gehörten berüchtigte Emigranten, die tells im Konzern
direkt tätig waren ober indirekt für ihn arbeiteten.
Es ist interessant, daß Oplatka noch vor seinem
Rücktritt seinen Mitarbeitern Pässe verschafft hat,
damit sie noch unmittelbar vor der Besetzung des
sudetendeutschen Gebietes das tschecho-slowakische Staats¬
gebiet verlassen tonnten. Es erübrigt sich die Fest-
stellung, daß der ganze Operationsapparat des Judm
Oplatka von seiner jüdischen Sippschaft durchsetzt war.
Sein Schwager ist der Jude Kamil Hoffmann. Weiter
gehört zu der Verwandtschaft OplatkaS der Leiter deS
ehemaligen Wiener Pressekonzerns, Dr. Gustav Stern.
ein raffegläubiges Volk wie das Deutsche, sei gleichbe-
deutend mit Sklavenhändlern. Die Jndochinesen und
Tonkinesen z. B. seien nicht bereit, die liebenswürdige
Schutzherrschaft Frankreichs mit der Gefahr des Prügel-
stockes und der Peitsche zu vertauschen. Monsieur
Varemme offenbarte in seinem weiteren verrückten Ge¬
schwätz nicht nur völlige Unwissenheit über die deut¬
schen Forderungen an territorialem Gebiet, sondern
ließ sich eine peinliche Verwechslung der erfolgreichen
und menschlich völlig einwandfreien Kolonialisierungs¬
methoden der Deutschen mit gewissen berüchtigten Prak¬
tiken der französischen Fremdenlegion und der der
Welt wohlbekannten Begebenheiten in Hanoi, Dahome
oder am Niger zuschulden kommen.
Es würde die Weltöffentlichkeit viel mehr interes¬
sieren, von einem ehemaligen französischen Kolonial-
gouoerneur einmal zu hören, wie es kommt, daß seine
und seiner Kollegen Bemühungen nicht die heutige wirt¬
schaftliche Lage Frankreichs verhinderten. Die guten
Kolonisationsmethoden mühten bei einem solchen Rie¬
senbesitz das Mutterland in Wohlstand eigentlich nur
so schwimmen lassen. Leider versäumte der Redner
auch, die Sortierung der Ausfuhr farbiger in Uniformen
gesteckter Menschen gerechterweise ebenso als Sklaven¬
handel zu bezeichnen wie die in deutschen Kolonien
übliche — allerdings oft unfreiwillige — (Einlieferung
an Schlafkrankheit erkrankter Schwarzer in Kranken-
ftationen.
Auch verschiedene Pariser Blätter befassen sich heute
mit der Rückkehr der ehemaligen deutschen Kolonien.
Die betreffenden Zeitungen geben u. a. der Meinung
Ausdruck, daß gewiss«, gegenwärtig französischem Man¬
dat unterstellte, überseeische Gebiete, dadurch Eigentum
Frankreichs seien, daß sie im Weltkriege mit der Waffe
in der Hand regulär erobert seien. Diese Behauptung
offenbart, eine Schamlosigkeit, die sogar über diejenige
der Versailler Versammlung hinausgeht. Trotz aller
dort üblichen Hemmungslosigkeit wagte man damals
nicht, die deutschen Kolonien als Eigentum den verschie¬
denen Interessenten zu übergeben.
In den französischen Blättern fehlt ferner die Ver¬
zeichnung der Tatsache, daß die kriegerischen Angriffe
auf deutsche Schutzgebiete und ihre glorreiche Erobe¬
rung durch hundertfache (!) Uebermacht, als im Wider¬
spruch mit dem damals geltenden Völkerrecht stehend,
niemals als eine offizielle Handhabe Jur Ueberfiihrung
in fremden Besitz bieten kann. Im übrigen wird in
Paris selbst gegenüber den unmöglichen Ausführungen
über das Besitzrecht von Einsichtigen darauf hingewie-
fen, daß ja auch die Deutschen mit ihrem Blut im
Weltkriege große Gebiete in Europa eroberten, ohne
Earan zu denken, sie dauernd zu behalten.
Heute Präser RatSonalversammtunv
Emrvunv zwischen Tschechen und Slowaken
Feierstunde in Eger...
Baldur von Schlrach übernimmt die sudetendeutsche
Jugend in die HZ
dnb Eger. Im Rahmen einer eindrucksvollen Feier¬
stunde übernahm Reichsjugendführer Baldur von Schi-
rach die sudetendeutsche Volksjugend in die national-
sozialistische Bewegung als Hitlerjugend auf. Die Be¬
völkerung von (Eger, allen voran die Jugend, bereitete
bem Reichsjugendführer einen überaus herglichen (Emp¬
fang. Sie hatte eine weihevolle Feierstunde vorbereitet.
Schirach schilderte den schweren Weg der
NSDAP und ihrer Jugend im alten Reich. Zur fu-
?» . Sugenb gewandt erklärte bann der
Reichsjugendführer u. a.:
Ihr habt wahrhaftig das Recht erkämpft, Hitler-
Zungen zu heißen. Ich werde der Jugend in andern
leiten des Reiches Euer Vorbild künden. Die Bewäh¬
rungsfrist bis zur endgültigen Aufnahme in die HI
die sonst üblich ist, hier ist sie aufgehoben: denn Ihr
habt die schwerste Bewährungszeit wunderbar durch-
gestanden. Dankt Eurem Herrgott, daß Ihr Mitleidende,
aber auch Miterlebende dieser Wochen gewesen seid.
Im Namen der Bewegung und aller Jugend sage ich
Euch Dank und Anerkennung. Wir-alle sind stolz auf
Euch, die Ihr jetzt Hitlerjungen und Pimpfe, BDM und
Jungmadels seid. Die Jugend des Sudetengaues, die
natinnnff ist ausgenommen in die
nationalsozialistische Bewegung. Sie heißt fortan Hit-
lerjugenb. '
... un- in Karlsba-
JN- Karlsbad waren auf dem Adolf Hitler-Platz
3000 Jungen und Mädel angetreten. Nach Ansprachen
des Kreisleiters und des Oberbannführers Krautzberger
ergriff Baldur von Schirach das Wort. „Ihr werdet in
spateren Jahren begreifen," so führte er u. a. aus
"was Euer Einsatz für die Entwicklung des Reiches
bedeutete. Bleibt m allen Kämpfen Eures Lebens mit
gleicher Treue bem Führer und feiner Fahne verschwo¬
ren. bann werdet Ihr am Ende immer die glücklichsten
Menschen der Welt sein. Niemals dürft Ihr das
Wunder dieser großen deutschen Kameradschaft wieder
preisgeben. Die Welt bestaunt unsere Kraft mH
spinnt über sie die seltsamsten Gedanken. Das Ge-
heimniS aber ist allem unsere Kameradschaft, mtt der
wir zuemanderhalten und hinter dem Manne stehen,
den uns der Allmächtige als Führer und Befteier aller
Deutschen sandte!"
Revlerunssumbll-unv in Ungarn
DNB. Budapest. Ministerpräsident Jmredy hat dem
Reichsverweser den Rücktritt des Gesamtkabinetts un-
terbrettet, worauf er von Horthy mit der Neubildung
der Regierung betraut wurde. Bereits am gleichen
Abend gab Ministerpräsident Jmredy folgende neue
Regierungsliste bekannt:
Ministerpräsident Adalbert von Jmredy (wie
bisher).
Aeuheres -Koloman von Kanya (wie bisher).
Inneres Keresztes-Fifcher (wie bisher).
Honvedminister Feldmarschatt-Leutnant Bartha,
(bisher Chef der Präsidial-Abteilung im Honved-Mi-
nifterium.
Finanzminister Remenyi-Schneller (wie
bisher).
Justizminister Tasnady-Nagy (bisher Präst-
deut der Regierungs-Partei).
Kultus- und Unterrichtsminister Graf Paul Le¬
ie k i, (wie bisher).
Landwirtschaft Graf Michael Teleki (bisher
Staatssekretär im Landwirtschafts-Ministerium).
Handel und Industrie Künder (bisher Handels-
Minister).
Minister ohne Portefeuille für die Angelegenheiten
de» Oberlandes Andor Jaroß, (Führer des ober-
ländischen Ungartunis).
Wie in gut unterrichteten Kreisen betont wird, ist
durch dies« ReMrungsumbildung ein einheitliches Ka¬
binett geschaffen worden, das eine unerläßliche Vorbe¬
dingung für di« Durchführung der' mit der Rückgliede¬
rung des Oberlandes dringlich gewordenen Aufgaben der
nationalen und sozialen Erneuerung Ungarns darstellt.
An dem bisherigen verfassungsmäßigen Regierungs¬
kurs soll unverändert festgehalten werden. Das Notver¬
ordnungsrecht der Regierung soll wesentlich erweitert
werden, um das Arbeitstempo bei den geplanten Re¬
formen zu beschleunigen.
Die Bildung des zweiten Kabinetts Jmredy wird in
politischen Kreisen allgemein als weiterer Ruck nach
rechts in der ungarischen Regierungspolitik bezeichnet.
Dementsprechend wird das neue Kabinett vor allem von
der rechtsnationalen Presse begeistert begrüßt.
Als -wichtigste Punkte des Programms von Jmredy
werden die militärische Organisation des Landes, die
Hebung des sozialen Wohlstandes der Massen und die
radikale Lösung der Judenfrage genannt.
Bom Fähnrich zum Leutnant
Ein Besuch in der Kriegsschule Potsdam
Unser Berliner RD. Schriftleitei: hatte Gelegen¬
heit, an einer vom Oberkommando der Wehrmacht
veranstalteten Pressebesicktigung der Kriegsschule
Potsdam teilzunehmen. An dem Tage der Besich¬
tigung traf gerade der neue Lehrgang der Fah¬
nenjunker in der Kriegsschule ein.
Auf dem Hauptbahnhof in Potsdam ist ein Schild
aufgepflanzt: „Kriegsschule Potsdam" und bei dem Schild
steht ein Unteroffizier. Aus den Zügen fteigen junge
Soldaten mit frischgesunden Gesichtern, den Blick der
großen Erwartungen in den Augen, mit schweren Kof¬
fern beladen Sie konmien zumeist von weit her, aus
allen Gegenden des Reiches. Die Kriegsschule, die ziem¬
lich weit außerhalb der Stadt liegt, nimmt sich schon
hier auf dem Bahnhof ihrer an. Der Unteroffizier gibt
ihnen Auskunft, wie sie mit dem Omnibus der Reichs¬
post dorthin gelangen können. Bald sitzt ihrer ein Dut¬
zend in dem Geiährt. Alle Waffengattungen des Hee¬
res sind vertreten. Kurze gegenfeitige Vorstellung, Fra¬
gen hinüber und herüber nach dem woher, der bis¬
herigen Truppe, der Heimat. Aber schon nach wenigen
Minuten ist bas große und einzige Thema, die bevor¬
stehende wichtige Zeit auf der Kriegsschule. .
Die jungen Soldaten sind sämtlich im Unteroffizier¬
rang. Sie haben — nach abgelegter Reifeprüfung an
einer höheren Schule — ein Jahr bei der Truppe ge¬
dient, auch schon ein Manöver mitgemacht. Etliche von
ihnen waren bei dem Einmarsch ins Sudetenland da¬
bei. Sie wirken straff und „zackig", echt soldatisch. Jetzt
werden sie neun Monate lang auf der Kriegsschule wei¬
tere grundlegend« theoretische und praktisch« Ausbildung
er'ahren, die für alle Truppenarten des Landheeres die¬
selbe ist. Um Ostern wartet ihrer das Fähnrichsexamen
und bei dessen Bestehen die Ernennung zum Fähnrich.
Am Abschluß des Kriegsschullehrganges werden fi« dann
bei Bestehen der Ossiziersprüfung zu Oberföhnrichten
ernannt. Es folgen weitere zwei Monate auf einer
Waffenfchule zur Spezialausbildung-, auf einer Infan¬
terie«, Kavallerie-, Nachrichten-, Artillerie-, Pionier-
usw. Schule. Nach anschließenden 4*/s Monaten Dienst
bei der Truppe als Rekrutenosfizier erfolgt schließlich
die Beförderung zum Leutnant. Zwischen dem Eintritt
ins Heer und diesem Tage liegen dann 21/« Jahre.
Bei dieser verhältnismäßig kurzen Zett ist es selbst¬
verständlich, daß jeder Monat, jeder Tag, ja jede Stunde
sorgfältig ausgenützt werden muß. Schon in dem er-
sten Jahr bei der Truppe hat der künftig« Offizier ein
ziemliches Pensum zu bewältigen. Auf der Kriegsschule
wird nach einer wohlüberlegten Systematik jede Stunde
für die vielseitige Ausbildung gebraucht. Es wird straffe
Zucht gehalten, harter Dienst gefordert, viel Dienst.
Denn bei der gewaltigen Entwicklung der Heeveswissen-
schaffen in den letzten beiden Jahrzehnten -hat der junge
Offizier von heute wesentlich mehr zu lernen, als der
der Vorkriegszeit. Das wird schon im Ausbau und in
der Gliederung, ja sogar in dem äußeren Umfang der
Kriegsschule deuttich.
Wie bescheiden wirkt die alte Kriegsschule am Pots¬
damer Brauhausberg gegen die neue, feit 1. Januar
1936 in Betrieb befindliche hier draußen in Bornstedt.
Dort nur zwei, drei größere Baulichkeiten, hier ein gan.
jer Komplex von Gebäuden, jedes von beträchtlichem
Umfang, jedes mit einer wichtigen Bestimmung. Drei
große Flügel beanspruchen allein die Wohn- und Schlaf,
räume für die insgesamt 400 Fahnenjunker. Jeder
Schlasraum hat vier saubere Betten, Waschgelegenheit
mit fließendem Wasser, Nachttische usw. Im Wohnraum
hat jeher der vier Insassen seinen Schreibtisch mit be¬
quemem Sessel, seinen geräumigen Schrank für Unifor¬
men, Wäsche usw. und einen besonderen Stiefelschrank.
Die Möbel in schlichtem Naturholz gehalten sind einfach
aber in geschmackvollen Formen gehalten, bunte Gardi¬
nen hängen an den Fenstern, es wirkt alles sehr trau¬
lich und wohnlich. Schon die äußere Umgebung atmet
sozusagen den Geist guter Kameradschaftlichkeit.
Auf diesem Geist der Kameradschaftlichkeit ist auch
die ganze innere Organisation der Schule abgestellt. Die
Belegschaft jedes Zimmers wird nach Truppenart und
Landsmannschaft mit Absicht recht bunt zusammengestellt.
Erst recht gilt das für die Fähnrichschaft, eine Anzahl
von 28—30 Fahnenjunkern, deren jede in ihrem Fähn¬
richsoffizier ihren besonderen Betreuer hat. Dieser
Fähnrichsoffizier tft der Vertraute feiner Schützlinge,
ihr väterlicher Freund, steht ihnen in all ihren Arbeiten,
Sorgen und Nöten mit Rat und Tat zur Seite. Mit
ihm sitzen sie bei den Mahlzeiten zusammen am Tisch,
er beobachtet und Überwacht ihre Arbeiten, ihr« Fort¬
schritt«, ihre ganze Entwicklung. Nicht von ungefähr
verbindet so ost lebenslange Freundschaft den Offizier
mit seinem Fähnrichsossizier aus der Ausbildungszeit.
Indes, in den vier Wänden des Wohnraumes spielt
sich nur ein im Grunde nebensächlicher Teil des jungen
Soldatenlebens ab. Darauf verweisen uns di« zahlrei¬
chen anderen Gebäude und Einrichtungen der Schule.
Es gibt da ein Hörfaal-Gebäude mit zahlreichen Hör¬
sälen, großen und kleinen, in denen die Lehroorträge
gehalten, taktische Ausgaben demonstriert, praktische
Schulung an Modellen auf Einzel- und Spezialgebieten
getrieben wird. Es gibt ferner eine große Reithalle
und Stallungen für di« insgesamt 140 Pferde für den
Rettunterricht. Für die Angehörigen der motorisierten
Truppen gibt es ein« Halle mit Krafträdern und nä¬
heren Motorfahrzeugen. Selbstverständlich fehlt auch
ein« geräumige modern« Sporthalle und «in im SBinter
wie im Sommer benutzbares Schwimmbad nicht. Hin¬
zukommen dann noch di« Verwaltungsgebäude, die Ge-
räteschuppen, die Gebäude mit den Küchen und Kanti¬
nen usw. usw. Sogar ein« eigene Poststelle hat die
Kriegsschule.
Es liegen hier ferner eine Infanterie-, eine Rett- und
eine Krasffahrstasf«!, bestehend aus hierher abtomman-
bierten Soldaten, die von den angehenden Offizieren
gelegentlich zu befehligen und zu führen sind, um daran
ihre Führer eigenschaften und ihr taktisches Können $u
erproben. Wenig« hundert Meter entfernt liegt das
schon aus her Vorkriegszeit allen Potsdamer Soldaten
-wohlbekannte Bornstedter Feld als Uebungsplatz, und
für größere Hebungen ist in 20 Autominuten mit den
hierfür zur Verfügung stehenden Omnibussen der große
Uebungsplatz von Doeberitz zu erreichen.
Die praktische Aus- und Weiterbildung geht auch in
der Kriegsschule ständig neben der theoretischen einher.
Möglichste Vielseitigkeit ist das Ziel. Neben den reinen
Militärwissenschaften wird auch die Allgemeinbildung
nicht vernachläfsigt. Im nationalpolitischen Unterricht
wird bas Wissen der angehenden Offizier« über bi« na¬
tionalsozialistische Bewegung, ben Lebensgang des
Führers, die NSDAP, und ihre Gliederungen, den Ar¬
beitsdienst usw. vertieft. Führungen durch Fabriken
und ander« Unternehmungen bringen den jungen Sol¬
daten auch in unmittelbare Fühlung mit der deutschen
Wirtschaft. Ueberhaupt wird auf die Vertrautmachung
mit bem Volke und allen seinen Problemen, auf die see¬
lischen Momente, die für den Dienst, die Haltung und
den Geist der Truppe in Krieg und Frieden entscheidend
sind, großer Wert gelegt und dafür gesorgt, daß un¬
sere Offiziere auch ihrer Aufgabe als Volkserzieher ge¬
wachsen sind. Selbst Tanzstunden und alles, was Dor-
aussetzuing für ein gutes und sicheres gesellschaftliches
Auftreten ist, wird nicht vergessen.
Mir haben heute in Großdeutschland fünf Kriegs¬
schulen, Die größte (und in der Zeit des 100 000 Mann-
Heeres einzige) in Dresden und vier weitere in Han¬
nover, München, Wiener Neustadt und hier in Pots¬
dam. Sie alle unterstehen der Inspektion der Kriegs¬
schulen im Reichskriegsministerium, sind nach denselben
Prinzipien eingerichtet, vom selben Geist beseelt und
gleich vorbildlich m der Gewähr dafür, daß es unserem
Bolksheer des Dritten Reiches an tüchtigen, vielseitig
und pünktlich ausgebildeten und der großen Tradition
des deutschen Soldatentums würdigen Offizieren nie
mangeln wird.________________________________
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über 13 200. Z. Zt. Preisliste Nr. 6.