Zwischen NKSn und Vogelsberg
rimttiches Sreisblatt Die tägliche Heimatbeilage der Fuldaer Zeitung
_______ ” luittroodi, den 23. November 1938
Herbst attung -es Gartenlan-es
Der Herbst ist die günstigste Zeit, unserem Obst- und
Gemüsegarten die verbrauchten Kalkmengen wieder zu¬
zuführen. Kalk ist zur Gesunderhaltung der Bodens un¬
erläßlich. Er verhindert eine zu starke Versäuerung des
Erdreiches, er trägt in hohem Maße zur Lockerung des
Bodens bei und fördert dadurch die Krümelstruktur und
das Bakterienleben. Die Bodenbakterien bewirken durch
ihren Stoffwechsel das Aufschließen aller im Boden vor¬
handenen Humus- und Nährstoffe. Kalk ist aber auch
ein bewährtes Vorbeugungsmittel gegen, viele Pflanzen¬
krankheiten, wie Rost, Krebs, Kohlhernie und Gummi-
fluß des Steinobstes. In den meisten gartenbaulich ge¬
nügten Kulturboden herrscht Kalkmongel, der vor allem
durch die dort besonders intensive Ausnutzung hervor-
gerufen wird. Dazu tritt noch ein erhöhter Kalkbedarf
mSntel und Melde«
immer pu* und preiswert von
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mancher Pflanzen, die man als ,Kalkfresser" bezeichnen
kann, so sämtliche Steinobstarten und manche Gemüse,
wie Kohl, Spargel und Porree.
In welcher Form und Menge bringen wir den Kalk
in den Boden? Je nach seiner chemischen Zusammen¬
setzung kennen wir ihn als Aetzkalk oder kohlensauren
Kalk. Der Aetzkalk ist stärker in seiner Wirkung und
wird daher vorwiegend für schwere Böden verwendet.
Auf leichtem Sandboden ist seine Anwendung nicht zu
empfehlen. Er wird daher im Herbst in den Boden ge¬
bracht und hier leicht eingehackt, oder, bei Schnee, nur
ausgestreut. Mit tohlensaurem Kalk, der sich besonders
für leichte Böden eignet, kann dagegen auch zu anderen
Jahreszeiten gedüngt werden. Die Menge, die wir in
den Boden bringen, ist abhängig von dem vorhandenen
Kalkgehalt, von der Bodenbeschaffenheit und der Pflan¬
zenart, die wir darauf ziehen wollen. Für Obstanlagen
und den Gemüsegarten rechnet man, wie der Z. d. R.
feststellt, bei mittlerem Boden alle zwei bis drei Jahre
mit einer Gabe von 20 Kgr. für je 100 qm. Bei Zwei¬
feln über den Kalkgehalt des Gartens ist es ratsam, Erd¬
proben an die zunändige llntersuchungsstelle einzusen-
den. Sie gibt genaue Auskunft über den Kalkgehalt des
Bodens.
Lagerräume sichern Borratswirtschaft
Reichsaktwn zur Deschafftmg von Lagerräumen - Bauzufchüfse vis zu 30 v. H.
Die nationalsozialistische Marktordnung bedarf zu
ihrer restlosen Durchführung ausreichender Mittel für
eine geordnete Vorrotswirtschaft. Da aus natürlichen,
klimatischen Verhältnissen heraus gewisse Ernteschwan¬
kungen nicht zu vermeiden sind, ist es notwendig, Vor¬
räte zu sammeln, um dadurch einen Ausgleich dieser
Ernteschwankungen zu ermöglichen. Ein« solche um-
fassende Borratswirtschaft ist aber nur möglich, wenn
di« entsprechenden Lagerräume zur Verfügung stehen.
Nun lagern sowohl die Getreideernten als auch die
Hackfruchternten während der letzten Jahre zum Teil
beträchtlich über den bisher ermittelten Jahresdurch¬
schnitten. Die Rekordgetreideernte insbesondere des
letzten Jahres hat die Frage der Lagerraum-Bereitstel¬
lung besonders dringlich gemacht. Mußte doch zür Un¬
terbringung der Getreidevorräte auf Anordnung des
Beauftragten für den Vierjahresplan di« Reichsstelle
für (Betreibe für rund 1,8 Mill. Tonnen Notlager-
räume beschlagnahmen, um die Fülle des Erntesegens
überhaupt unter Dach und Fach zu bringen. Diese In-
anspruchnahine zusätzlicher Vagerräumie war notwen¬
dig, obwohl den Mühlen zur Pflicht gemacht war, min¬
destens einen Zweimonatsvorrat einzulagern und ob¬
wohl die mehlverarbeitenden Betriebe verpflichtet wa¬
ren soviel Mehl auf Lager zu nehmen, als sie im bis¬
herigen Durchschnitt von vier Wochen verbrauchten.
Mit dem (Betreibe selbst sind dabei die Ansprüche an
die Lagerraumbeschaffung längst nicht erledigt. Die
immer höheren ertrage aus den Hackfruchternten er¬
möglichten die Vorratshaltung großer Zuckervorräte und
darüber hinaus war es möglich, Zuckerschnitzel, Kartosfel-
flocken und andere Erzeugnisse der Hackfruchternten auf
Lager zu nehmen, um so die Mittel einer ausreichenden
Vorratshaltung zu schaffen. Dabei gewann gerade die
Vorratshaltung auf dem Gebiet der Futtermittel beson¬
dere Bedeutung, weil hier die Erringung der Unabhän¬
gigkeit vom Ausland eine besonders schwerwiegende
Forderung darstellte.
Die zuständigen Stellen haben zwar schon seit Jah¬
ren an einer Ausweitung der zur Verfügung stehenden
Lagerräume gearbeitet. Schon seit dem Jahre 1935
wird der Bau von (Betreibelagerräume durch die Ge¬
währung besonderer Reichszuschüsse gefördert. Dank
dieser Aktion sind inzwischen auch schon 400 000 Ton¬
nen Lagerraum neu erstellt worden. Unter Zugrunde¬
legung der Angaben des Statistischen Reichsamts stehen
damit zur Zeit rund 5 600 000 Tonnen ordnungsgemä¬
ßen (Betreibelagerraumes zur Verfügung Den Be¬
dürfnissen der ernährungswirtschaftlichen Vorratshal-
tung ist damit aber nicht Genüg« getan. Um allen
Möglichkeiten von Ernteschwankungen und sonstigen Er¬
eignissen begegnen zu können, ist der verstärkte Aus¬
bau entsprechender Lagerräume notwendig.
Ministerpräsident Generalfeldmarschall Göring hat
darum den Leiter der Geschöstsgruppe Ernährung beim
Beauftragten für den Vierjahresplan. Staatssekretär im
Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft,
Backe, beauftragt, ein Programm zum beschleunigten
Bau von Getreidelagerräumen unter Einschaltung der
Reichsstelle für Wirtschaftsausbau als besonders vor¬
dringliche Arbeit durchzuführen. Auf Grund dieser
Aktion soll der Mangel an Borratsräumen durch un¬
verzüglich in Angriff zu nehmende Neubauten behoben
werden. Dazu ist die Erstellung von neuen (Betreibe-
Lagerräumen für etwa 2 Mill Tonnen notwendig. Diese
Aktion muß deshalb mit größter Beschleunigung durch¬
geführt werden weil die Inanspruchnahme von Not¬
lagerräumen auf die Dauer nicht durchgeführt werden
kann.
Grundsätzlich sollen die neuen Lagerräume, Speicher
und Lagerhallen von privaten Unternehmern errichtet
werden. Zur Erleichterung dieser Aufgaben wird bas
Reich Zuschüsse in Höhe von 25 bis 30 v. H. bereit¬
stellen. Darüber hinaus wird den Unternehmern die
Möglichkeit gegeben, fehlende Mittel unter günstigen
Bedingungen auf dem Kreditwege zu beschaffen. Das
Reich wird ferner auf Wunsch mit dem Unternehmer
einen langfristigen Vertrag auf eine regelmäßige In¬
anspruchnahme der Neubauten abschließen, um dadurch
die Wirtschaftlichkeit dieser Aktion für den Unternehmer
Zu sichern. Im einzelnen erteilen die zuständigen Lan-
besplanungsgemeinschaften oder die Getreidewirtschafts-
verbände die entsprechenden Auskünfte.
Schließlich aber wird auch das Reich selbst als Bau¬
herr auftreten, um jene Lagerräume zu bauen, die aus
den Bedürfnissen unserer Vorratswirtschaft heraus not¬
wendig sind und von privater Hand nicht mehr erstellt
werden können. Alle damit zusammenhängenden Fra¬
gen werden zenttal gelöst, unter anderem wird auch
über den Standort dieser Lagerräume zentral entschie¬
den. Die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau hat be¬
stimmte Bautypen festgelegt, für die auch die baupoli¬
zeilichen Genehmigungen von zentraler Stelle erteilt
worden sind. Es handelt sich bei dieser Aktion um den
Die kleinen Heimafnadiriditen
Bau von Speichern mit einem Fassungsvermögen von
je 10 000 oder 5000 Tonnen ober von Lagerhallen mit
einem Fassungsvermögen von 3000 Tonnen. Dabei
stehen diese Bautypen selbstverständlich auch den priva-
iöiitglictcrotrinmmlungen m MSW
Nachdem im Sommer mit Rücksicht auf die Ernt«,
arbeiten auch die Durchführung der Mitgliederversamm.
lungen der NSDAP eingeschränkt wurde, finden die»
selben während des Winterhalbjahres 1938/39 wieder
regelmäßig statt.
Unter Berücksichtigung der Durchführung der öffent¬
lichen Versammlungen wurden von der Kreisleitung für
die Ortsgruppen des Kreises Fulda nachstehende Mit»
gliederversammlungen festgelegt:
30. 11. Ortsgruppe Dieters-Hausen.
2. 12. Ortsgruppe Döllbach.
5 12. Ortsgruppe Flieden.
6. 12. Ortsgruppe Giesel.
7. 12. Ortsgruppe Gersfeld
7. 12. Ortsgruppe Hettenhausen.
8. 12. Ortsgruppe Hauswurz.
9. 12. Ortsgruppe Weyhers.
10. 12. Ortsgruppe Wüstensachsen.
11. 12. Ortsgruppe Tann u. Wenbershausen i. Tann.
13 12 Ortsgruppe Eckweisbach.
14. 12. Ortsgruppe Hainzell.
15. 12. Ortsgruppe Marbach.
17. 12. Ortsgruppe Dipperz.
An den Mitglieberoersammlungen nehmen außer den
Parteiaenofsen auch bi« Führer und Führerinnen der
(Bliebet ingen und der angeschl. Verbände teil. Di«
Mitglieberoersammlungen finden in den Standorten der
Ortsgruppen statt und beginnen alle um 20.15 Uhr.
Zu unserem gestrigen Bericht tragen wir noch nach,
daß in Hainzell eine Kundgebung mit Pg. Klein»
Petersberg stattfand, helfen Rede sehr beifällig ausge¬
nommen wurde.
mehr in absehbarer Zeit verwirklicht sein, wenn auch
die privaten Unternehmer die dafür notwendige Ini¬
tiative entwickeln. K. Backhaus.
Gespräch in der Eisenbahn
Es ist am Nachmittag Der Zug fährt von der Stadt
aufs Land Auf der einen Bank sitzt eine einfache Frau
mit ihrem Kinde. Wahrscheinlich hat sie in der Stadt
einen Besuch gemacht und fährt wieder nach Hause.
Aus der anderen Bank sitzt eine redselige ältere Dame
mit einer spitzen Nase und Brille. Sie scheint sehr in¬
teressiert zu fein an ihren Mitreisenden und sängt ein
Gespräch mit der jungen Frau an.*
.Ist das Ihr Kind?"
„3a!"
„Sind Sie verheiratet?"
„Nem!"
Langes Schweigen entsteht. Die neugierige Dame
Mus. (Schulung der Politischen Leiter.)
Vergangenes Wochenende war für di« Politischen Leiter
der Ortsgruppen Großenlüder, Hainzell, Oberbimbach,
Hosenfeld und Bad Salzschlirf hier eine Wochenend-
Schulung angesetzt. Nach der Flaggenhissung wurde die
Schulung eröffnet. Es sprachen die Pg. Winhold,
Klein, Latta und Schäfer. Nach einem Eintopfessen
wurde das erst kürzlich eingewerhte vorbildliche HJ-
Henn besichtigt. Sodann fand unter Beteiligung der
^ungvolkführer, die in dem HJ-Heim gerade eine
Tagung abhielten, ein Propagandamarsch durch die
Straßen des Ortes statt. Die Schulung war sehr ein¬
drucksvoll und wird di« Arbeit der Politischen Leiter
m den Wintermonaten befruchten.
Liebhards. (Gemeiner Bubenstreich.) Am
Sonntag abend am Schlüsse unserer Nachkirmes wurde
ein gemeiner Streich verübt, der zum Glück nicht den
gewünschten Erfolg hatte. Beim Verlassen der Wirt¬
schaft wurde von einem noch sich in der Wirtsstube
befindlichen Burschen ein Bierglas geworfen, das aber
fein Ziel nicht erreichte und in Scherben ging, ohne grö¬
ßeres Unheil anzurichten. Hoffentlich bekommt der Tä¬
ter, der erkannt ist, die verdiente Strafe für seine Ge-
Gemeinheit.
Burghaun. (Reichsredner W. Franke
sprach.) In einer eindrucksvollen Kundgebung der
NSDAP nahm Reichsredner Pg. Walter Franke Stel¬
lung zu den Gegenwartsfragen. Als alter Kämpfer Kur¬
hessens, der so manche Ortsgruppe unseres Gaues vor
der Machtergreifung gründen half, ging er davon aus,
daß er 1929 schon einmal hier gesprochen habe und
wies auf den ungeheuren Wandel hin, der sich seit
dieser Zeit in unserer Heimat und in unserem Volke
vollzog. Gespannt lauscht« «ine dankbar« Zuhörerschaft.
Borsch. (Ein mutiger Lebensretter.) Bei
öem im September ftattgefunbenen Kohlensäureausbruch
in dem Untertagebetrieb des Kaliwerkes Sachsen-Wei¬
mar in Unterbreizbach beteiligte sich der Reparaturhauer
Emil Heller von hier unter Einsatz des eigenen Lebens
tatkräftig an der Rettung einer Anzahl in größter Le¬
bensgefahr schwebender Bergleute. Im Auftrage des
Führers und Reichskanzlers erhielt der mutige Retter
non dem thüringischen Ministerpräsidenten Marschler
persönlich die Rettungsmedaille am Bande überreicht.
Die Werksleitung belohnte Heller durch ein Bild des
Führers mit Widmung und eine KdF-Reise nach dem
Süden.
Buttlar. (R i ch t f e st.) Ein größeres Bauvor¬
haben wurde in der hiesigen Kunstmühle zum Abschluß
gebracht. Der Besitzer der Mühle ist unablässig bemüht,
seinen Betrieb, mit dem auch eine elektrische Zentrale
verbunden ist, die das Dorf und das ALöeitslager mit
Lieht und Kraftstrom versorgt, neuzeitlich einzurichten.
Eine Kasseler Firma hat eine Wasserturbine aufgestellt,
bie dieser Tage zum erstenmal in Betrieb genommen
wurde. Die bei der Anlage Beschäftigten feierten den
erfolgreichen Abschluß ihrer Arbeiten mit einem Richt¬
est, das am Nachmittag seinen Anfang nahm und di«
Werkleute und Gäste bis in die späten Abendstunden
in fröhlicher Feierstimmung vereinte.
Schlüchtern. (Katharinenmarkt in Stei-
nau.) Als eines der bedeutsamsten volkstümlichen
und he matgeschichtlichen Ereignisse im Brauchtum des
Schlüchterner Landes begeht die nahe Stadt Steinau
an bei Straße alljährlich am 25. November, dem
Katharmentag, seinen herkömmlichen „Katharmen-
markr. Nach alter Vätersitte mußte früher ein unbe¬
scholtener Bürger des Städtchens, der auf den Namen
^""il!!l!!!!!!i!!!!!!!lI!!!!l!!!!!!l!!!!!!!!!I!!!!!!i!!!!!!!!!!!iM!»»»»l!»^!^«l,mt^^,^»i^m,g»»^g,m^
Sie wollten zu «Schiff nach Eng!anö
Msfeld. Zwei 13jährige Buben machten ihren Ellern
großen Kummer. Die beiden Bengel, die sich mit Vor
lie&e hinter Kriminal- und Schundliteratur hermach-
ten, faßten den Plan, eine abenteuerliche Reise zu
unternehmen. Sie borgten sich Fahrräder und besorg
ten sich Proviant für mehrere Tage. Dann ging es
los nach dem Rhein, wo man per Schiff über Holland
nach England reisen wollte. Di« Poliz«i machte jedoch
den Plänen der jugendlichen Ausreißer ein jähes
Ende. Bei Mannheim wurden sie geschnappt und zu
ihren Eltern zurückgebracht. Einer der sugendlichen
Weltteisenden hatte bereits gelegentlich einer Ostsee
fahrt versucht, seinen Koffer auf ein ausländisches
Schiff zu schmuggeln, um auszureißen.
Peter hören mußte, auf einem Esel durch Steinau
raten und den Feiertag ansagen. Steinau begeht
hem« den Katharinentag als Kirchweihe: er reicht ins
3ahr 1290 zurück, wo Rudolf von Habsburg dem
Städtchen Stadtrechte und Marktrechte verlieh.
Bübingen. (Ein verdienter Heimatfor-
ich 6 r.) In Büdingen, wo er feit einigen Jahren seinen
Lebensabend verbringt, feiert am 24. November der
Lehrer i. R. Karl Heusohn seinen 70. Geburtstag.
Heusohn, der als einer der besten Kenner des vorderen
Oberhejsens und der Wetterau angesprochen werden
kann, ist der Verfasser zahlreicher Heimatschriften,
unter denen wertvolle Bücher über Büdingen, Ortenberg
und das Landgericht unter der Linde u. a. m. her-
Vortagen. Der Jubilar ist der geistige Vater des
Büdinger Heimattnuseums, das er gegenwärtig in
seinen neuen, eigenen Räumen einruhtet und zur
demnächstigen Eröffnung vorbereitet, und außerdem
Veremssührer des Zweigvereins Büdingen des Hessi-
scheu Vereins für Geschichte und Altertumskunde.
Hanau a. 2H. (Diphtherie in Hanau.) In
oer Woche vom 13. bis 19. November wurden in
Hanau neuerlich zehn Erkrankungen und ein Todes-
fall an Diphtherie amtlich gemeldet. Ein bedauerliches
Zeichen dafür, daß bie heimtückische Krankheit in
Hanau immer noch umgeht und leider mitunter auch
sehr bösartige Formen annimmt.
Heddersdorf. (Noch glimpflich abgegan-
g«n.) Aus .der Straße zwischen Kirchheim und Hed¬
dersdorf verlor ein Fahrer bte Herrschaft über seinen
Wag«n. Der mit fünf Personen besetzt« Kraftwagen
rannt« einige an der Straße stehende Obschäume an
unb kam in einem Straßengraben zum Stehen. Glück¬
licherweise trugen die Insassen nur leichtere Der-
letzungen davon.
Kassel. (Erschossen aufgefunben.) Auf der
Donche wurden am Montagabend gegen 19 Uhr der
23jafjrtge Willi Kohl und die 19jährige Elisabeth
Nickel, Großalmerode, erschossen aufgefunden. Die Mo-
tlve des Doppelselbstmordes sind noch nicht bekannt.
, Kafstl. (25 Jahre Cdertalsperre.) In die¬
sen Wochen jährt sich der Tag, an dem vor 25 Jahren
bie Edertalsperre ihrer Vollendung entgegen pinq.
Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens und des 25jährigen
Arbettsjübilaums der beim Talsperrenbezirk Edersee
tätigen Arbeitskameraden fand in den Terrassen am
Edersee eine Feier statt. Wasserbauinspektor Thiel
überbrachte dabei die herzlichen Glückwünsche des De-
ttiebssührerS, Reg.-Baurat Schmidt, Hann.-Münden.
Dann wurden noch verschiedene Bilder und Anerken¬
nungen auSgeaeben. Nach der offiziellen Feier blieb
man noch in froher Gemeinschaft zusammen.
ten Unternehmern zur Verfügung.
Der schlagartige Einsatz dieser Aktion beweist, mit
welcher Entschlossenheit heute in Deutschland Probleme
angepackt werben, die einer Klärung bedürfen. Wenn
durch den Einsatz des Landvolkes die Erfolge der Er¬
zeugungsschlacht immer stärker hervortreten, unb es
dadurch möglich ist, bie volkswirtschaftlich notwendige
Vorratspolitik durchzuführen, dann müssen die dafür er¬
forderlichen Mittel bereitstehen. Die Erstellung des
heute dringend gebrauchten Lagerraumes wirb nun«
blickt aus bem Fenster und steht sehr entsetzt aus. Die
junge Mutter denkt nach. Plötzlich erhellt sich ihr Ge¬
sicht, und sie versucht von sich aus das Gespräch wieder
anzuknüpfen, um die brückende Stimmung zu beheben.
„Sind Sie verheiratet?" fragt sie ihr Gegenüber.
.Neinll" bekommt sie zur Antwort.
»Haben Sie Kinder?" •
„Neinll!" faucht die alte Dame.
„Menschenskind, was haben Sie für ein Glück ge¬
habt!" platzt da bie junge Bäuerin heraus.
Neubauern werben beraten
Aus -er Arbeit eines Eteöterbrraters - Ein wichtiges unb interessantes Aufgabengebiet
Das Dorf M. ist eine Siedlung aus ber Systemzeit.
Hier würbe im Jahre 1930 ein Gut aufgeteilt, das in¬
nerhalb von 40 Jahren fünfzehnmal ben Besitzer ge¬
wechselt hat. Leichter und leichtester Boden und schlechte
Wiesenverhältnisse bedingten dies. Fünfzig Morgen
der besten Wiesen wurden bei der Aufteilung ander¬
weitig verkauft, um Schulden abzustoßen. Die (Sc¬
häube der einzelnen Höfe sind so klein, daß sie für
eine gesunde Wirtschaft nicht ausreichen. Besonders
katastrophal stehen die Höfe da, die in die alten Guts¬
gebäude eingebaut sind. Die einzelnen Stellen sind
so dicht nebeneinander, daß überhaupt kein« Ausbau¬
möglichkeiten vorhanden sind.
Die Siedler dieses Dorfes haben eine Versamm¬
lung, zu der der Sieblerberater fein Erscheinen zuge¬
sagt hat. Der Siedlerberater, ein Diplomlandwirt,
untersteht bet Landwirtschaftlichen Schule. Neben sei¬
ner Beratungstätigkeit der Neubauern erteilt er in
ben Wintermonaten Unterricht. Theorie und Praxis.
Lehr- unb Beratertättgkeit sind hier glücklich Bereinigt
In der Versammlung wird hauptsächlich über die Frage
der Genossenschaftsbrennerei verhandelt unb hiermit sind
wir gleich mitten in bem Problem der Siedler unb den
Maßnahmen, bie ber Reichsnährstand ergriffen hat, um
bie,es verfehlt« Siedlungsunternehmen ber Systemzeit
zu sanieren Das Dorf M. hat ein Brennkontingent
erhalten. Verarbeitet werben bie Kartoffeln in der
Brennerei des benachbarten Gutes. Zu diesem Zweck
wurde gemeinsam mit bem Gutsbesitzer eine Brennerei-
genossenschaft gegrünbet. Einmal erhalten bie Siebter
hierdurch einen besseren Preis für ihre Kartoffeln. Biel
wichtiger ist, baß durch das Abfallprodukt der Bren¬
nerei — die Schlempe — bie Futtergrundlage der Sied¬
lerwirtschaften erheblich oerstärst ist. Gerade die Ver»
edlungswirtfchaft ist bie Grundlage eines jeden Bauern-
betriebcs. Die Bauern brennen jetzt ihre Kartoffeln
in der zweiten Hälfte des Winters und haben nun ge¬
rade in der futterärmften Zeit ein gutes eiweißreiches
Viehfutter.
Aber auch auf ander« Weise wurden die Hutterver-
hältnifse der Siedler verbessert. Gutes Wiesenland
wurde von einem Nachbargut erworben und an die
Siedler verteilt. Unter fachmännischer Beratung des
Siedlerberaters sind bann mustergültige Koppeln erstellt
worben, bie eine gesunde Aufzucht des Jungviehes er¬
möglichen.
Ein Siedler hat besonders viel Fragen an den Be¬
rater. Er ist der einzige Nichtfachmann, der sich von
der Ansiedlung her gehalten hat. Gerade bei der Aus¬
wahl der Siedler ist früher viel gesündigt worden. In
M. waren ungefähr die Hälfte Bauern oder Landar¬
beiter. Alle übrigen setzten sich aus den verschieden¬
sten Berufen zusammen. Ein Kesselschmied, ein Schuh¬
macher, Maurer, Bautechniker, Handwerker und Tief¬
bauarbeiter fanden sich dort. Es ist oerständlich. daß
diese Leute, die wohl den besten Willen, aber keine
landwirtschaftlichen Fachkenntnisse hatten, bald ihr«
Höfe aufgeben mußten.
Im Zuge der Sanierung der Altfiedler find auch die
Renten neu festgesetzt worden. Hieran ist der Siedler¬
berater des Reichsnährstandes maßgebend beteiligt, da
«r am besten die wirtschaftlichen Verhältnisse der Sied-
Pressebeftechungsversuch wirb bestraft
Gin interessanter Falt vor bem Schöffengericht Hanau
Hanau. (Eigener Bericht.) Mit einem Falle
von Pressebestechung, verknüpft mit Beleidigung, hatte
sich am 22. November das Schöffengericht Hanau zu
befassen. Angeklagt war der 68 Jahre alte Renten¬
empfänger Paul Kaiser aus Bad Orb. Wie schon oft,
hotten sich auch am 4. Oktober 1938 einige Personen we¬
gen Abtreibung vor dem Hanauer Schöffengericht zu
verantworten. Unter diesen Personen befanden sich auch
zwei in einem Dorfe wohnende Nichten des Angeklagten,
der am gleichen tage der Verhandlung sich bei dem
Hauptschriftleiter der „Kinzig-Wacht" in Gelnhausen ein¬
fand unb das Ersuchen oorbrachte, über die Abtreibungs-
oerhanblung nichts zu bringen ober nur unter Weglas¬
sung ber Namen unb des Wohnortes der Angeklagten zu
berichten. Selbstredend verbat sich ber Hauptschriftleiter
Goerendt jegliche Beinflussung und forderte den Besucher
auf, fein Arbeitszimmer zu verlassen. Statt sich dieser
Aufforderung zu fügen, erklärte der Angeklagte bem
genannten Hauptfchriftleiter, er brauche es ja nicht um¬
sonst zu machen, er könne hierbei etwas verdienen. Dom
Haupychristleiter energisch zuiückgewiesen, erlaubte sich
ber Angeklagte noch, beleibigenbe Ausdrücke zu gebrau¬
chen. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht
Hanau unterstrich der als Zeuge vernommene Haupt¬
schristleiter, daß in dem Anerbieten des Angeklagten nicht
nur eine Beleidigung seiner Person, sondern darüber hin¬
aus auch eine schwere Beleidigung des gesamten Berufs¬
standes liege. Staatsanwalt Dr. Behn beantragte, ge¬
gen ben Angeklagten auf zwei Monate und eine Woche
Gefängnis zu erkennen. Seinen Antrag begründete er
damit, daß der Angeklagte ben Schriftleiter zu einer
Pflichtverletzung im Sinn« des § 39 des Schrislleiter-
gesetzes habe bewegen wollen. Darin liege einmal eine
Beleidigung des betreffenden Schriftleiters, weiter aber
auch eine Beleidigung des gesamten Standes, denn ber
Angeklagte habe mit feinem Angebot zum Ausdruck ge¬
bracht, daß die deutsche Press« käuflich sei, eine Mei¬
nung, die er gerade gegenüber ber Presse im Dritten
Reich nicht zum Ausdruck habe bringen dürfen. Klar
zu stellen fei, daß die deutsche Presse sauber und un¬
bestechlich sei, bah bas Dritte Reich solche Angriffe auf
bie Presse in keiner Weise dulde. Gleichfalls als schwer
und sehr Übel sah bas Schöffengericht ben Straffall bes
Angeklagten unb erkannte auf eine Gelbstrafe von ins¬
gesamt 80 RM. Wenn von der Verhängung einer
Freiheitsstrafe Abstand genommen worden sei — so
wurde begründend ausgeführt — so sei das nur deshalb
erfolgt, weil der Angeklagte nicht für sich selbst habe
Vorteile erzielen wollen, sondern nur gehandelt habe
aus einem gewissen Mitleid heraus für bie Nichten sei¬
ner Frau. Auch sei er mit feinen 68 Jahren noch nicht
vorbestraft, fo daß man ihn jetzt nicht noch habe ins
Gefängnis schicken wollen. Immerhin hätte die zu ver¬
hängend« Geldstrafe jedoch eine fühlbare fein müssen.
Berücksichtigt bei der Festsetzung ber Höhe der Geld¬
strafe hätte das Gericht, daß der Angeklagte nur eine
Rente von monatlich 40 RM beziehe, fo daß die er-
konnte Strafe von 80 RM. für ihn sicherlich als eine
fühlbar« zu bezeichnen sei.
lerbörfer kennt. In M. betrugen trotz ben schlechten
Bodenverhältnissen die Renten jährlich 16,— Rm. pro
Morgen. Diese wurden auf 7,— bis 9,— Rm. herab¬
gesetzt. Daß bie Sage ber Siedler in den letzten Jahren
sich verbessert hat, merke ich, als wir zum Schluß einen
Hof besichtigen. Als erstes hat dieser Bauer seinen
Viehstall ausgebaut, um mit der neuen Futtergrund¬
lage mehr Vieh zu halten. Das hieraus gewonnen«
Geld hat er für seinen Scheunenneubau verwendet,
da die alte von der Siedlungsgesellschaft errichtete
Scheune gleichfalls zu klein war. Auch ein Wagen-
und Düngerschuppen, den der Neubauer aus eigenen
Mitteln errichtet hat, bemerken wir. Mit dem Siedler¬
berater bespricht er den Ausbau der Dungftätte. Sie
soll nach den neuesten Vorschriften des Reichsnährstan-
des mit Hilfe von Reichszuschüssen verbessert werden,
um den Stalldünger ohne Wertverluste zu lagern.
Beratung der Siedler in der Fruchtfolge unb
Düngung. Anregungen zur Verbesserung bes Zucht¬
viehes. Ratschläge für die Verwertung der Erzeugnisse
von Feld und Statt unb noch vieles mehr gibt der
Sieblerberater. Bei allen wichtigen Versammlungen
soll er zugegen fein. Und dies nicht nur In einem
Dorf sondern tn sieben anderen auch! Ein wahrhaft
tätigfeitsreicbe» unb interessantes Aufgabengebiet hat
der Sieblerberater. Die nationalsozialistische Siedlung,.
Politik setzt nutzt nur sorgsam ausgewählte Neubauern
aus lebensfähige Höfe. Sie fordert auch, daß man
ben Neubauern nicht feinem Schicksal überläßt sondern
ihn betreut und ihm in der schweren ersten Zeit das
(Einleben in die neue Wirtschaft unb die neue Um¬
gebung erleichtert Diese bebeutunqsoolle Aufgabe hat
der Siedlerberater des Reichsnährstandes. H. H.