Full text: Fuldaer Zeitung (1938)

Zwischen NKSn und Vogelsberg 
rimttiches Sreisblatt Die tägliche Heimatbeilage der Fuldaer Zeitung 
_______ ” luittroodi, den 23. November 1938 
Herbst attung -es Gartenlan-es 
Der Herbst ist die günstigste Zeit, unserem Obst- und 
Gemüsegarten die verbrauchten Kalkmengen wieder zu¬ 
zuführen. Kalk ist zur Gesunderhaltung der Bodens un¬ 
erläßlich. Er verhindert eine zu starke Versäuerung des 
Erdreiches, er trägt in hohem Maße zur Lockerung des 
Bodens bei und fördert dadurch die Krümelstruktur und 
das Bakterienleben. Die Bodenbakterien bewirken durch 
ihren Stoffwechsel das Aufschließen aller im Boden vor¬ 
handenen Humus- und Nährstoffe. Kalk ist aber auch 
ein bewährtes Vorbeugungsmittel gegen, viele Pflanzen¬ 
krankheiten, wie Rost, Krebs, Kohlhernie und Gummi- 
fluß des Steinobstes. In den meisten gartenbaulich ge¬ 
nügten Kulturboden herrscht Kalkmongel, der vor allem 
durch die dort besonders intensive Ausnutzung hervor- 
gerufen wird. Dazu tritt noch ein erhöhter Kalkbedarf 
mSntel und Melde« 
immer pu* und preiswert von 
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mancher Pflanzen, die man als ,Kalkfresser" bezeichnen 
kann, so sämtliche Steinobstarten und manche Gemüse, 
wie Kohl, Spargel und Porree. 
In welcher Form und Menge bringen wir den Kalk 
in den Boden? Je nach seiner chemischen Zusammen¬ 
setzung kennen wir ihn als Aetzkalk oder kohlensauren 
Kalk. Der Aetzkalk ist stärker in seiner Wirkung und 
wird daher vorwiegend für schwere Böden verwendet. 
Auf leichtem Sandboden ist seine Anwendung nicht zu 
empfehlen. Er wird daher im Herbst in den Boden ge¬ 
bracht und hier leicht eingehackt, oder, bei Schnee, nur 
ausgestreut. Mit tohlensaurem Kalk, der sich besonders 
für leichte Böden eignet, kann dagegen auch zu anderen 
Jahreszeiten gedüngt werden. Die Menge, die wir in 
den Boden bringen, ist abhängig von dem vorhandenen 
Kalkgehalt, von der Bodenbeschaffenheit und der Pflan¬ 
zenart, die wir darauf ziehen wollen. Für Obstanlagen 
und den Gemüsegarten rechnet man, wie der Z. d. R. 
feststellt, bei mittlerem Boden alle zwei bis drei Jahre 
mit einer Gabe von 20 Kgr. für je 100 qm. Bei Zwei¬ 
feln über den Kalkgehalt des Gartens ist es ratsam, Erd¬ 
proben an die zunändige llntersuchungsstelle einzusen- 
den. Sie gibt genaue Auskunft über den Kalkgehalt des 
Bodens. 
Lagerräume sichern Borratswirtschaft 
Reichsaktwn zur Deschafftmg von Lagerräumen - Bauzufchüfse vis zu 30 v. H. 
Die nationalsozialistische Marktordnung bedarf zu 
ihrer restlosen Durchführung ausreichender Mittel für 
eine geordnete Vorrotswirtschaft. Da aus natürlichen, 
klimatischen Verhältnissen heraus gewisse Ernteschwan¬ 
kungen nicht zu vermeiden sind, ist es notwendig, Vor¬ 
räte zu sammeln, um dadurch einen Ausgleich dieser 
Ernteschwankungen zu ermöglichen. Ein« solche um- 
fassende Borratswirtschaft ist aber nur möglich, wenn 
di« entsprechenden Lagerräume zur Verfügung stehen. 
Nun lagern sowohl die Getreideernten als auch die 
Hackfruchternten während der letzten Jahre zum Teil 
beträchtlich über den bisher ermittelten Jahresdurch¬ 
schnitten. Die Rekordgetreideernte insbesondere des 
letzten Jahres hat die Frage der Lagerraum-Bereitstel¬ 
lung besonders dringlich gemacht. Mußte doch zür Un¬ 
terbringung der Getreidevorräte auf Anordnung des 
Beauftragten für den Vierjahresplan di« Reichsstelle 
für (Betreibe für rund 1,8 Mill. Tonnen Notlager- 
räume beschlagnahmen, um die Fülle des Erntesegens 
überhaupt unter Dach und Fach zu bringen. Diese In- 
anspruchnahine zusätzlicher Vagerräumie war notwen¬ 
dig, obwohl den Mühlen zur Pflicht gemacht war, min¬ 
destens einen Zweimonatsvorrat einzulagern und ob¬ 
wohl die mehlverarbeitenden Betriebe verpflichtet wa¬ 
ren soviel Mehl auf Lager zu nehmen, als sie im bis¬ 
herigen Durchschnitt von vier Wochen verbrauchten. 
Mit dem (Betreibe selbst sind dabei die Ansprüche an 
die Lagerraumbeschaffung längst nicht erledigt. Die 
immer höheren ertrage aus den Hackfruchternten er¬ 
möglichten die Vorratshaltung großer Zuckervorräte und 
darüber hinaus war es möglich, Zuckerschnitzel, Kartosfel- 
flocken und andere Erzeugnisse der Hackfruchternten auf 
Lager zu nehmen, um so die Mittel einer ausreichenden 
Vorratshaltung zu schaffen. Dabei gewann gerade die 
Vorratshaltung auf dem Gebiet der Futtermittel beson¬ 
dere Bedeutung, weil hier die Erringung der Unabhän¬ 
gigkeit vom Ausland eine besonders schwerwiegende 
Forderung darstellte. 
Die zuständigen Stellen haben zwar schon seit Jah¬ 
ren an einer Ausweitung der zur Verfügung stehenden 
Lagerräume gearbeitet. Schon seit dem Jahre 1935 
wird der Bau von (Betreibelagerräume durch die Ge¬ 
währung besonderer Reichszuschüsse gefördert. Dank 
dieser Aktion sind inzwischen auch schon 400 000 Ton¬ 
nen Lagerraum neu erstellt worden. Unter Zugrunde¬ 
legung der Angaben des Statistischen Reichsamts stehen 
damit zur Zeit rund 5 600 000 Tonnen ordnungsgemä¬ 
ßen (Betreibelagerraumes zur Verfügung Den Be¬ 
dürfnissen der ernährungswirtschaftlichen Vorratshal- 
tung ist damit aber nicht Genüg« getan. Um allen 
Möglichkeiten von Ernteschwankungen und sonstigen Er¬ 
eignissen begegnen zu können, ist der verstärkte Aus¬ 
bau entsprechender Lagerräume notwendig. 
Ministerpräsident Generalfeldmarschall Göring hat 
darum den Leiter der Geschöstsgruppe Ernährung beim 
Beauftragten für den Vierjahresplan. Staatssekretär im 
Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 
Backe, beauftragt, ein Programm zum beschleunigten 
Bau von Getreidelagerräumen unter Einschaltung der 
Reichsstelle für Wirtschaftsausbau als besonders vor¬ 
dringliche Arbeit durchzuführen. Auf Grund dieser 
Aktion soll der Mangel an Borratsräumen durch un¬ 
verzüglich in Angriff zu nehmende Neubauten behoben 
werden. Dazu ist die Erstellung von neuen (Betreibe- 
Lagerräumen für etwa 2 Mill Tonnen notwendig. Diese 
Aktion muß deshalb mit größter Beschleunigung durch¬ 
geführt werden weil die Inanspruchnahme von Not¬ 
lagerräumen auf die Dauer nicht durchgeführt werden 
kann. 
Grundsätzlich sollen die neuen Lagerräume, Speicher 
und Lagerhallen von privaten Unternehmern errichtet 
werden. Zur Erleichterung dieser Aufgaben wird bas 
Reich Zuschüsse in Höhe von 25 bis 30 v. H. bereit¬ 
stellen. Darüber hinaus wird den Unternehmern die 
Möglichkeit gegeben, fehlende Mittel unter günstigen 
Bedingungen auf dem Kreditwege zu beschaffen. Das 
Reich wird ferner auf Wunsch mit dem Unternehmer 
einen langfristigen Vertrag auf eine regelmäßige In¬ 
anspruchnahme der Neubauten abschließen, um dadurch 
die Wirtschaftlichkeit dieser Aktion für den Unternehmer 
Zu sichern. Im einzelnen erteilen die zuständigen Lan- 
besplanungsgemeinschaften oder die Getreidewirtschafts- 
verbände die entsprechenden Auskünfte. 
Schließlich aber wird auch das Reich selbst als Bau¬ 
herr auftreten, um jene Lagerräume zu bauen, die aus 
den Bedürfnissen unserer Vorratswirtschaft heraus not¬ 
wendig sind und von privater Hand nicht mehr erstellt 
werden können. Alle damit zusammenhängenden Fra¬ 
gen werden zenttal gelöst, unter anderem wird auch 
über den Standort dieser Lagerräume zentral entschie¬ 
den. Die Reichsstelle für Wirtschaftsausbau hat be¬ 
stimmte Bautypen festgelegt, für die auch die baupoli¬ 
zeilichen Genehmigungen von zentraler Stelle erteilt 
worden sind. Es handelt sich bei dieser Aktion um den 
Die kleinen Heimafnadiriditen 
Bau von Speichern mit einem Fassungsvermögen von 
je 10 000 oder 5000 Tonnen ober von Lagerhallen mit 
einem Fassungsvermögen von 3000 Tonnen. Dabei 
stehen diese Bautypen selbstverständlich auch den priva- 
iöiitglictcrotrinmmlungen m MSW 
Nachdem im Sommer mit Rücksicht auf die Ernt«, 
arbeiten auch die Durchführung der Mitgliederversamm. 
lungen der NSDAP eingeschränkt wurde, finden die» 
selben während des Winterhalbjahres 1938/39 wieder 
regelmäßig statt. 
Unter Berücksichtigung der Durchführung der öffent¬ 
lichen Versammlungen wurden von der Kreisleitung für 
die Ortsgruppen des Kreises Fulda nachstehende Mit» 
gliederversammlungen festgelegt: 
30. 11. Ortsgruppe Dieters-Hausen. 
2. 12. Ortsgruppe Döllbach. 
5 12. Ortsgruppe Flieden. 
6. 12. Ortsgruppe Giesel. 
7. 12. Ortsgruppe Gersfeld 
7. 12. Ortsgruppe Hettenhausen. 
8. 12. Ortsgruppe Hauswurz. 
9. 12. Ortsgruppe Weyhers. 
10. 12. Ortsgruppe Wüstensachsen. 
11. 12. Ortsgruppe Tann u. Wenbershausen i. Tann. 
13 12 Ortsgruppe Eckweisbach. 
14. 12. Ortsgruppe Hainzell. 
15. 12. Ortsgruppe Marbach. 
17. 12. Ortsgruppe Dipperz. 
An den Mitglieberoersammlungen nehmen außer den 
Parteiaenofsen auch bi« Führer und Führerinnen der 
(Bliebet ingen und der angeschl. Verbände teil. Di« 
Mitglieberoersammlungen finden in den Standorten der 
Ortsgruppen statt und beginnen alle um 20.15 Uhr. 
Zu unserem gestrigen Bericht tragen wir noch nach, 
daß in Hainzell eine Kundgebung mit Pg. Klein» 
Petersberg stattfand, helfen Rede sehr beifällig ausge¬ 
nommen wurde. 
mehr in absehbarer Zeit verwirklicht sein, wenn auch 
die privaten Unternehmer die dafür notwendige Ini¬ 
tiative entwickeln. K. Backhaus. 
Gespräch in der Eisenbahn 
Es ist am Nachmittag Der Zug fährt von der Stadt 
aufs Land Auf der einen Bank sitzt eine einfache Frau 
mit ihrem Kinde. Wahrscheinlich hat sie in der Stadt 
einen Besuch gemacht und fährt wieder nach Hause. 
Aus der anderen Bank sitzt eine redselige ältere Dame 
mit einer spitzen Nase und Brille. Sie scheint sehr in¬ 
teressiert zu fein an ihren Mitreisenden und sängt ein 
Gespräch mit der jungen Frau an.* 
.Ist das Ihr Kind?" 
„3a!" 
„Sind Sie verheiratet?" 
„Nem!" 
Langes Schweigen entsteht. Die neugierige Dame 
Mus. (Schulung der Politischen Leiter.) 
Vergangenes Wochenende war für di« Politischen Leiter 
der Ortsgruppen Großenlüder, Hainzell, Oberbimbach, 
Hosenfeld und Bad Salzschlirf hier eine Wochenend- 
Schulung angesetzt. Nach der Flaggenhissung wurde die 
Schulung eröffnet. Es sprachen die Pg. Winhold, 
Klein, Latta und Schäfer. Nach einem Eintopfessen 
wurde das erst kürzlich eingewerhte vorbildliche HJ- 
Henn besichtigt. Sodann fand unter Beteiligung der 
^ungvolkführer, die in dem HJ-Heim gerade eine 
Tagung abhielten, ein Propagandamarsch durch die 
Straßen des Ortes statt. Die Schulung war sehr ein¬ 
drucksvoll und wird di« Arbeit der Politischen Leiter 
m den Wintermonaten befruchten. 
Liebhards. (Gemeiner Bubenstreich.) Am 
Sonntag abend am Schlüsse unserer Nachkirmes wurde 
ein gemeiner Streich verübt, der zum Glück nicht den 
gewünschten Erfolg hatte. Beim Verlassen der Wirt¬ 
schaft wurde von einem noch sich in der Wirtsstube 
befindlichen Burschen ein Bierglas geworfen, das aber 
fein Ziel nicht erreichte und in Scherben ging, ohne grö¬ 
ßeres Unheil anzurichten. Hoffentlich bekommt der Tä¬ 
ter, der erkannt ist, die verdiente Strafe für seine Ge- 
Gemeinheit. 
Burghaun. (Reichsredner W. Franke 
sprach.) In einer eindrucksvollen Kundgebung der 
NSDAP nahm Reichsredner Pg. Walter Franke Stel¬ 
lung zu den Gegenwartsfragen. Als alter Kämpfer Kur¬ 
hessens, der so manche Ortsgruppe unseres Gaues vor 
der Machtergreifung gründen half, ging er davon aus, 
daß er 1929 schon einmal hier gesprochen habe und 
wies auf den ungeheuren Wandel hin, der sich seit 
dieser Zeit in unserer Heimat und in unserem Volke 
vollzog. Gespannt lauscht« «ine dankbar« Zuhörerschaft. 
Borsch. (Ein mutiger Lebensretter.) Bei 
öem im September ftattgefunbenen Kohlensäureausbruch 
in dem Untertagebetrieb des Kaliwerkes Sachsen-Wei¬ 
mar in Unterbreizbach beteiligte sich der Reparaturhauer 
Emil Heller von hier unter Einsatz des eigenen Lebens 
tatkräftig an der Rettung einer Anzahl in größter Le¬ 
bensgefahr schwebender Bergleute. Im Auftrage des 
Führers und Reichskanzlers erhielt der mutige Retter 
non dem thüringischen Ministerpräsidenten Marschler 
persönlich die Rettungsmedaille am Bande überreicht. 
Die Werksleitung belohnte Heller durch ein Bild des 
Führers mit Widmung und eine KdF-Reise nach dem 
Süden. 
Buttlar. (R i ch t f e st.) Ein größeres Bauvor¬ 
haben wurde in der hiesigen Kunstmühle zum Abschluß 
gebracht. Der Besitzer der Mühle ist unablässig bemüht, 
seinen Betrieb, mit dem auch eine elektrische Zentrale 
verbunden ist, die das Dorf und das ALöeitslager mit 
Lieht und Kraftstrom versorgt, neuzeitlich einzurichten. 
Eine Kasseler Firma hat eine Wasserturbine aufgestellt, 
bie dieser Tage zum erstenmal in Betrieb genommen 
wurde. Die bei der Anlage Beschäftigten feierten den 
erfolgreichen Abschluß ihrer Arbeiten mit einem Richt¬ 
est, das am Nachmittag seinen Anfang nahm und di« 
Werkleute und Gäste bis in die späten Abendstunden 
in fröhlicher Feierstimmung vereinte. 
Schlüchtern. (Katharinenmarkt in Stei- 
nau.) Als eines der bedeutsamsten volkstümlichen 
und he matgeschichtlichen Ereignisse im Brauchtum des 
Schlüchterner Landes begeht die nahe Stadt Steinau 
an bei Straße alljährlich am 25. November, dem 
Katharmentag, seinen herkömmlichen „Katharmen- 
markr. Nach alter Vätersitte mußte früher ein unbe¬ 
scholtener Bürger des Städtchens, der auf den Namen 
^""il!!l!!!!!!i!!!!!!!lI!!!!l!!!!!!l!!!!!!!!!I!!!!!!i!!!!!!!!!!!iM!»»»»l!»^!^«l,mt^^,^»i^m,g»»^g,m^ 
Sie wollten zu «Schiff nach Eng!anö 
Msfeld. Zwei 13jährige Buben machten ihren Ellern 
großen Kummer. Die beiden Bengel, die sich mit Vor 
lie&e hinter Kriminal- und Schundliteratur hermach- 
ten, faßten den Plan, eine abenteuerliche Reise zu 
unternehmen. Sie borgten sich Fahrräder und besorg 
ten sich Proviant für mehrere Tage. Dann ging es 
los nach dem Rhein, wo man per Schiff über Holland 
nach England reisen wollte. Di« Poliz«i machte jedoch 
den Plänen der jugendlichen Ausreißer ein jähes 
Ende. Bei Mannheim wurden sie geschnappt und zu 
ihren Eltern zurückgebracht. Einer der sugendlichen 
Weltteisenden hatte bereits gelegentlich einer Ostsee 
fahrt versucht, seinen Koffer auf ein ausländisches 
Schiff zu schmuggeln, um auszureißen. 
Peter hören mußte, auf einem Esel durch Steinau 
raten und den Feiertag ansagen. Steinau begeht 
hem« den Katharinentag als Kirchweihe: er reicht ins 
3ahr 1290 zurück, wo Rudolf von Habsburg dem 
Städtchen Stadtrechte und Marktrechte verlieh. 
Bübingen. (Ein verdienter Heimatfor- 
ich 6 r.) In Büdingen, wo er feit einigen Jahren seinen 
Lebensabend verbringt, feiert am 24. November der 
Lehrer i. R. Karl Heusohn seinen 70. Geburtstag. 
Heusohn, der als einer der besten Kenner des vorderen 
Oberhejsens und der Wetterau angesprochen werden 
kann, ist der Verfasser zahlreicher Heimatschriften, 
unter denen wertvolle Bücher über Büdingen, Ortenberg 
und das Landgericht unter der Linde u. a. m. her- 
Vortagen. Der Jubilar ist der geistige Vater des 
Büdinger Heimattnuseums, das er gegenwärtig in 
seinen neuen, eigenen Räumen einruhtet und zur 
demnächstigen Eröffnung vorbereitet, und außerdem 
Veremssührer des Zweigvereins Büdingen des Hessi- 
scheu Vereins für Geschichte und Altertumskunde. 
Hanau a. 2H. (Diphtherie in Hanau.) In 
oer Woche vom 13. bis 19. November wurden in 
Hanau neuerlich zehn Erkrankungen und ein Todes- 
fall an Diphtherie amtlich gemeldet. Ein bedauerliches 
Zeichen dafür, daß bie heimtückische Krankheit in 
Hanau immer noch umgeht und leider mitunter auch 
sehr bösartige Formen annimmt. 
Heddersdorf. (Noch glimpflich abgegan- 
g«n.) Aus .der Straße zwischen Kirchheim und Hed¬ 
dersdorf verlor ein Fahrer bte Herrschaft über seinen 
Wag«n. Der mit fünf Personen besetzt« Kraftwagen 
rannt« einige an der Straße stehende Obschäume an 
unb kam in einem Straßengraben zum Stehen. Glück¬ 
licherweise trugen die Insassen nur leichtere Der- 
letzungen davon. 
Kassel. (Erschossen aufgefunben.) Auf der 
Donche wurden am Montagabend gegen 19 Uhr der 
23jafjrtge Willi Kohl und die 19jährige Elisabeth 
Nickel, Großalmerode, erschossen aufgefunden. Die Mo- 
tlve des Doppelselbstmordes sind noch nicht bekannt. 
, Kafstl. (25 Jahre Cdertalsperre.) In die¬ 
sen Wochen jährt sich der Tag, an dem vor 25 Jahren 
bie Edertalsperre ihrer Vollendung entgegen pinq. 
Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens und des 25jährigen 
Arbettsjübilaums der beim Talsperrenbezirk Edersee 
tätigen Arbeitskameraden fand in den Terrassen am 
Edersee eine Feier statt. Wasserbauinspektor Thiel 
überbrachte dabei die herzlichen Glückwünsche des De- 
ttiebssührerS, Reg.-Baurat Schmidt, Hann.-Münden. 
Dann wurden noch verschiedene Bilder und Anerken¬ 
nungen auSgeaeben. Nach der offiziellen Feier blieb 
man noch in froher Gemeinschaft zusammen. 
ten Unternehmern zur Verfügung. 
Der schlagartige Einsatz dieser Aktion beweist, mit 
welcher Entschlossenheit heute in Deutschland Probleme 
angepackt werben, die einer Klärung bedürfen. Wenn 
durch den Einsatz des Landvolkes die Erfolge der Er¬ 
zeugungsschlacht immer stärker hervortreten, unb es 
dadurch möglich ist, bie volkswirtschaftlich notwendige 
Vorratspolitik durchzuführen, dann müssen die dafür er¬ 
forderlichen Mittel bereitstehen. Die Erstellung des 
heute dringend gebrauchten Lagerraumes wirb nun« 
blickt aus bem Fenster und steht sehr entsetzt aus. Die 
junge Mutter denkt nach. Plötzlich erhellt sich ihr Ge¬ 
sicht, und sie versucht von sich aus das Gespräch wieder 
anzuknüpfen, um die brückende Stimmung zu beheben. 
„Sind Sie verheiratet?" fragt sie ihr Gegenüber. 
.Neinll" bekommt sie zur Antwort. 
»Haben Sie Kinder?" • 
„Neinll!" faucht die alte Dame. 
„Menschenskind, was haben Sie für ein Glück ge¬ 
habt!" platzt da bie junge Bäuerin heraus. 
Neubauern werben beraten 
Aus -er Arbeit eines Eteöterbrraters - Ein wichtiges unb interessantes Aufgabengebiet 
Das Dorf M. ist eine Siedlung aus ber Systemzeit. 
Hier würbe im Jahre 1930 ein Gut aufgeteilt, das in¬ 
nerhalb von 40 Jahren fünfzehnmal ben Besitzer ge¬ 
wechselt hat. Leichter und leichtester Boden und schlechte 
Wiesenverhältnisse bedingten dies. Fünfzig Morgen 
der besten Wiesen wurden bei der Aufteilung ander¬ 
weitig verkauft, um Schulden abzustoßen. Die (Sc¬ 
häube der einzelnen Höfe sind so klein, daß sie für 
eine gesunde Wirtschaft nicht ausreichen. Besonders 
katastrophal stehen die Höfe da, die in die alten Guts¬ 
gebäude eingebaut sind. Die einzelnen Stellen sind 
so dicht nebeneinander, daß überhaupt kein« Ausbau¬ 
möglichkeiten vorhanden sind. 
Die Siedler dieses Dorfes haben eine Versamm¬ 
lung, zu der der Sieblerberater fein Erscheinen zuge¬ 
sagt hat. Der Siedlerberater, ein Diplomlandwirt, 
untersteht bet Landwirtschaftlichen Schule. Neben sei¬ 
ner Beratungstätigkeit der Neubauern erteilt er in 
ben Wintermonaten Unterricht. Theorie und Praxis. 
Lehr- unb Beratertättgkeit sind hier glücklich Bereinigt 
In der Versammlung wird hauptsächlich über die Frage 
der Genossenschaftsbrennerei verhandelt unb hiermit sind 
wir gleich mitten in bem Problem der Siedler unb den 
Maßnahmen, bie ber Reichsnährstand ergriffen hat, um 
bie,es verfehlt« Siedlungsunternehmen ber Systemzeit 
zu sanieren Das Dorf M. hat ein Brennkontingent 
erhalten. Verarbeitet werben bie Kartoffeln in der 
Brennerei des benachbarten Gutes. Zu diesem Zweck 
wurde gemeinsam mit bem Gutsbesitzer eine Brennerei- 
genossenschaft gegrünbet. Einmal erhalten bie Siebter 
hierdurch einen besseren Preis für ihre Kartoffeln. Biel 
wichtiger ist, baß durch das Abfallprodukt der Bren¬ 
nerei — die Schlempe — bie Futtergrundlage der Sied¬ 
lerwirtschaften erheblich oerstärst ist. Gerade die Ver» 
edlungswirtfchaft ist bie Grundlage eines jeden Bauern- 
betriebcs. Die Bauern brennen jetzt ihre Kartoffeln 
in der zweiten Hälfte des Winters und haben nun ge¬ 
rade in der futterärmften Zeit ein gutes eiweißreiches 
Viehfutter. 
Aber auch auf ander« Weise wurden die Hutterver- 
hältnifse der Siedler verbessert. Gutes Wiesenland 
wurde von einem Nachbargut erworben und an die 
Siedler verteilt. Unter fachmännischer Beratung des 
Siedlerberaters sind bann mustergültige Koppeln erstellt 
worben, bie eine gesunde Aufzucht des Jungviehes er¬ 
möglichen. 
Ein Siedler hat besonders viel Fragen an den Be¬ 
rater. Er ist der einzige Nichtfachmann, der sich von 
der Ansiedlung her gehalten hat. Gerade bei der Aus¬ 
wahl der Siedler ist früher viel gesündigt worden. In 
M. waren ungefähr die Hälfte Bauern oder Landar¬ 
beiter. Alle übrigen setzten sich aus den verschieden¬ 
sten Berufen zusammen. Ein Kesselschmied, ein Schuh¬ 
macher, Maurer, Bautechniker, Handwerker und Tief¬ 
bauarbeiter fanden sich dort. Es ist oerständlich. daß 
diese Leute, die wohl den besten Willen, aber keine 
landwirtschaftlichen Fachkenntnisse hatten, bald ihr« 
Höfe aufgeben mußten. 
Im Zuge der Sanierung der Altfiedler find auch die 
Renten neu festgesetzt worden. Hieran ist der Siedler¬ 
berater des Reichsnährstandes maßgebend beteiligt, da 
«r am besten die wirtschaftlichen Verhältnisse der Sied- 
Pressebeftechungsversuch wirb bestraft 
Gin interessanter Falt vor bem Schöffengericht Hanau 
Hanau. (Eigener Bericht.) Mit einem Falle 
von Pressebestechung, verknüpft mit Beleidigung, hatte 
sich am 22. November das Schöffengericht Hanau zu 
befassen. Angeklagt war der 68 Jahre alte Renten¬ 
empfänger Paul Kaiser aus Bad Orb. Wie schon oft, 
hotten sich auch am 4. Oktober 1938 einige Personen we¬ 
gen Abtreibung vor dem Hanauer Schöffengericht zu 
verantworten. Unter diesen Personen befanden sich auch 
zwei in einem Dorfe wohnende Nichten des Angeklagten, 
der am gleichen tage der Verhandlung sich bei dem 
Hauptschriftleiter der „Kinzig-Wacht" in Gelnhausen ein¬ 
fand unb das Ersuchen oorbrachte, über die Abtreibungs- 
oerhanblung nichts zu bringen ober nur unter Weglas¬ 
sung ber Namen unb des Wohnortes der Angeklagten zu 
berichten. Selbstredend verbat sich ber Hauptschriftleiter 
Goerendt jegliche Beinflussung und forderte den Besucher 
auf, fein Arbeitszimmer zu verlassen. Statt sich dieser 
Aufforderung zu fügen, erklärte der Angeklagte bem 
genannten Hauptfchriftleiter, er brauche es ja nicht um¬ 
sonst zu machen, er könne hierbei etwas verdienen. Dom 
Haupychristleiter energisch zuiückgewiesen, erlaubte sich 
ber Angeklagte noch, beleibigenbe Ausdrücke zu gebrau¬ 
chen. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht 
Hanau unterstrich der als Zeuge vernommene Haupt¬ 
schristleiter, daß in dem Anerbieten des Angeklagten nicht 
nur eine Beleidigung seiner Person, sondern darüber hin¬ 
aus auch eine schwere Beleidigung des gesamten Berufs¬ 
standes liege. Staatsanwalt Dr. Behn beantragte, ge¬ 
gen ben Angeklagten auf zwei Monate und eine Woche 
Gefängnis zu erkennen. Seinen Antrag begründete er 
damit, daß der Angeklagte ben Schriftleiter zu einer 
Pflichtverletzung im Sinn« des § 39 des Schrislleiter- 
gesetzes habe bewegen wollen. Darin liege einmal eine 
Beleidigung des betreffenden Schriftleiters, weiter aber 
auch eine Beleidigung des gesamten Standes, denn ber 
Angeklagte habe mit feinem Angebot zum Ausdruck ge¬ 
bracht, daß die deutsche Press« käuflich sei, eine Mei¬ 
nung, die er gerade gegenüber ber Presse im Dritten 
Reich nicht zum Ausdruck habe bringen dürfen. Klar 
zu stellen fei, daß die deutsche Presse sauber und un¬ 
bestechlich sei, bah bas Dritte Reich solche Angriffe auf 
bie Presse in keiner Weise dulde. Gleichfalls als schwer 
und sehr Übel sah bas Schöffengericht ben Straffall bes 
Angeklagten unb erkannte auf eine Gelbstrafe von ins¬ 
gesamt 80 RM. Wenn von der Verhängung einer 
Freiheitsstrafe Abstand genommen worden sei — so 
wurde begründend ausgeführt — so sei das nur deshalb 
erfolgt, weil der Angeklagte nicht für sich selbst habe 
Vorteile erzielen wollen, sondern nur gehandelt habe 
aus einem gewissen Mitleid heraus für bie Nichten sei¬ 
ner Frau. Auch sei er mit feinen 68 Jahren noch nicht 
vorbestraft, fo daß man ihn jetzt nicht noch habe ins 
Gefängnis schicken wollen. Immerhin hätte die zu ver¬ 
hängend« Geldstrafe jedoch eine fühlbare fein müssen. 
Berücksichtigt bei der Festsetzung ber Höhe der Geld¬ 
strafe hätte das Gericht, daß der Angeklagte nur eine 
Rente von monatlich 40 RM beziehe, fo daß die er- 
konnte Strafe von 80 RM. für ihn sicherlich als eine 
fühlbar« zu bezeichnen sei. 
lerbörfer kennt. In M. betrugen trotz ben schlechten 
Bodenverhältnissen die Renten jährlich 16,— Rm. pro 
Morgen. Diese wurden auf 7,— bis 9,— Rm. herab¬ 
gesetzt. Daß bie Sage ber Siedler in den letzten Jahren 
sich verbessert hat, merke ich, als wir zum Schluß einen 
Hof besichtigen. Als erstes hat dieser Bauer seinen 
Viehstall ausgebaut, um mit der neuen Futtergrund¬ 
lage mehr Vieh zu halten. Das hieraus gewonnen« 
Geld hat er für seinen Scheunenneubau verwendet, 
da die alte von der Siedlungsgesellschaft errichtete 
Scheune gleichfalls zu klein war. Auch ein Wagen- 
und Düngerschuppen, den der Neubauer aus eigenen 
Mitteln errichtet hat, bemerken wir. Mit dem Siedler¬ 
berater bespricht er den Ausbau der Dungftätte. Sie 
soll nach den neuesten Vorschriften des Reichsnährstan- 
des mit Hilfe von Reichszuschüssen verbessert werden, 
um den Stalldünger ohne Wertverluste zu lagern. 
Beratung der Siedler in der Fruchtfolge unb 
Düngung. Anregungen zur Verbesserung bes Zucht¬ 
viehes. Ratschläge für die Verwertung der Erzeugnisse 
von Feld und Statt unb noch vieles mehr gibt der 
Sieblerberater. Bei allen wichtigen Versammlungen 
soll er zugegen fein. Und dies nicht nur In einem 
Dorf sondern tn sieben anderen auch! Ein wahrhaft 
tätigfeitsreicbe» unb interessantes Aufgabengebiet hat 
der Sieblerberater. Die nationalsozialistische Siedlung,. 
Politik setzt nutzt nur sorgsam ausgewählte Neubauern 
aus lebensfähige Höfe. Sie fordert auch, daß man 
ben Neubauern nicht feinem Schicksal überläßt sondern 
ihn betreut und ihm in der schweren ersten Zeit das 
(Einleben in die neue Wirtschaft unb die neue Um¬ 
gebung erleichtert Diese bebeutunqsoolle Aufgabe hat 
der Siedlerberater des Reichsnährstandes. H. H.
	        
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