Full text: Fuldaer Zeitung (1938)

Amtliches ftrelsteail 
Fuldaer Zeitung Jtr. 284 
««Ich will den Frieden mit Deutschland“ 
Vertrauensvotum für Dala-ier 
Scharfe Abrechnung des französischen Mintsterprasi-enten mit -en Kommunisten 
LP Paris, 10. De;. (Eigenbericht der Fuldaer Zeitung.) 
Die französische Kammer drückte in der Nacht zum Sonnabend gegen 2.30 Uhr MEZ dem Minister- 
prüsidenten Daladier mit 315 gegen 241 Stimmen bei 53 Stimmenthaltungen ihr Vertrauen au». Von 
Daladier» eigener Partei, den Radikalsozlalisteir, deren Vorsitzender er ist, enthielten sich 25 Abgeordnete 
der Stimme und 2 Abgeordnete stimmten sogar gegen den Regierungschef. 
Die hohe Zahl der Stimmenthaltungen muß über¬ 
raschen. Rechnet man die Zahl der Stimmenthaltungen 
zu den 341 gegen Daladier abgegebenen Stimmen, dann 
verringert sich die Mehrheit von 74 Stimmen auf nur 
21. Die beiden marxistischen Parteien, die Sozialisten 
und die Kommunisten, haben geschlossen gegen den Mi¬ 
nisterpräsidenten gestimmt. Die Mehrzahl der Abge¬ 
ordneten der Sozialistischen und Republikanischen Union, 
jener Partei zwischen Sozialisten und Rabikalsozialisten, 
konnte sich weder klar für noch gegen Daladier entschei¬ 
den und enthielten sich der Stimme. Dieses Schwanken 
fetzte sich bis in die Reihen der eigenen Partei Dala¬ 
diers, der Radikalsozialisten, fort. 
Die Nachmittagssitzung der Kammer, die den Höhe¬ 
punkt der Aussprache über die allgemeine Politik der 
Regierung brachte, begann um 16.30 Uhr in einer 
äußerst gespannten Stimmung. 
Miniftrrvräfi-rnt Dala-ier 
ergriff das Wort zu einer etwa einemhalbstündigen 
Rede, die auf das Haus sichtlich einen starken Ein¬ 
druck machte. Die Rede, die eine Art Rechenschafts¬ 
bericht für die Ahwehrmaßnahmen der Regierung gegen 
den Eeneralstreikversuch und für ihre Außen- und 
Finanzpolitik war, richtete fich in der Hauptsache an 
er keine Republik und keine Demokratie in Frankreich 
geben würde". 
Daladier ging dann auf die Kritiken an der Sozial- 
Politik und der Außenpolitik ein. „Wie kann man von 
einer „Kapitulation von München" sprechen? Sie (zu 
den Kommunisten gewendet) werfen sich als Vertreter 
einer Politik der Festigkeit auf, die in Wirklichkeit eine 
Politik des Krieges gewesen wäre. 
Was das deutsch-französische Abkommen betreffe, fuhr 
der Ministerpräsident fort, so sei es unzweifelhaft, daß 
Von dem neuen Radio zu Weihnachten 
heben Sie mehr, wenn Sie es frOhzelllg bestellen, damit eine fadi- 
gemäße Anlage noch vor dem Feste möglich Ist. — Große Auswah 
(auch gebrauchte Geräte) auf Lager. Bequeme Teilzahlung, Un¬ 
verbindliche Vorführung bei dem Fachmann 9303 
Aatilo-Aetee,ALocasL 
dieser Abkommen die französische Grenze mit Deutsch¬ 
land garantiere. Die Abkommen, die Frankreich und 
Deutschland mit anderen Ländern abgeschlossen hätten, 
blieben natürlich in Kraft. Mit erhobener Stimme fuhr 
Daladier fort: 
w3d) will den Frieden mit Deutschland! Alle ehe¬ 
maligen Frontkämpfer wollen den Frieden mit 
Deutschland (Stürmischer Beifall). Sie werden sich 
mit ihrem eigenen Leben für da« Ziel der Errich¬ 
tung eine» dauerhaften Frieden» einsehen". 
Zum Schluß ging Daladier noch auf die Finanz. 
Politik der Regierung ein und stellte u. a. fest, daß 
der Währungsausgleichsfonds heute dreimal fo viel 
Geld enthalte, als noch vor einigen Wochen. Dies fei 
eine Folge der von der Regierung getroffenen Ma߬ 
nahmen. Wenn die Regierung gestürzt werde, solle es 
nach einer klaren Aussprache der Fall sein, und nicht 
nach zweideutigen Redensarten. 
Daladier schloß mit einem feierlichen Bekenntnis sei¬ 
ner Treue zu den republikanischen Einrichtungen. Wäh¬ 
rend das Haus ihm in atemloser Spannung zuhörte, 
sagte er: „Ich bleibe meiner Partei treu, allen lächer¬ 
lichen Manövern zum Trotz. Ich bin ein Sohn Frank¬ 
reichs und vor allem ein Patriot und ein Republikaner. 
Ich habe nach Kräften gearbeitet, um das Land zu ret¬ 
ten, um es vom Rande des Abgrunds zurückzureißen 
und feine Wiederaufrichtung vorzubereiten. Sie wissen 
wohl, daß man Opfer bringen muß. An diese Gefühle 
appelliere ich jetzt! Auf die Fragen, die sich heute dem 
französsichen Volke stellen, muß man mit Festigkeit und 
Mut antworten!" 
Die Mehrheit de» Hauses bereitet« dem Minister¬ 
präsidenten nach seiner Rede stehend eine Huldigung. 
die Adresse der Kommunisten, die im ersten Teil der 
Rede mit lebhaften Zwischenrufen reagierten. Der 
Schluß der Rede wurde vom Hause in atemloser Span¬ 
nung angehört. 
«Italien und Deutschland zukunftsweisend 
Der italienische Korporationsminister über die faschistische Mirtschastsführuns 
Daladier stellte seinen Ausführungen den Satz vor- 
aus: „Ulan kann mich stürzen oder man muß mir 
Gelegenheit geben, meine Tätigkeit fortzusetzen. Wir 
haben die Wahl zwischen zwei Wegen. Ich habe den 
besseren gewählt. Ich bin weder der Gefangene einer 
Partei, noch einer Persönlichkeit." 
Zunächst befaßte sich Daladier mit dem General¬ 
streikversuch vom 30. November. Er rechnete scharf mit 
den Kommunisten ab, die einen politischen Streik vom 
Zaun gebrochen hätten, der in Wirklichkeit nichts 
anderes hätte sein sollen als ein Proteststreik gegen 
die Außenpolitik der Regierung, und zwar unter dem 
Dorwand der kurz vorher von der Regierung erlasse¬ 
nen Notverordnungen. Das Ziel sei gewesen, den Rück¬ 
tritt der Regierung zu erzwingen. Es hätte ein Streik 
mit revolutionärem Charakter fein sollen (Lärm links). 
Daladier verlas zahlreiche Zeitungsartikel und Aus¬ 
züge aus Reden zum Beweise seiner Feststellung. 
Meine Pflicht ist es, ,bem Gesetz Achtung zu ver¬ 
schaffen, und e» ist geachtet worden. Ohne Rücksicht auf 
das französische Volk und seine Interessen und besonders 
ohne Rücksicht auf die in Frankreich lebenden Auslän¬ 
der", fuhr der Ministerpräsident, zu den Kommunisten 
gewendet, fort, ,,wollten Sie am 30. November von 
4 Uhr morgens an den gesamten Perkehr lahmlegen. 
Aber das ist Ihnen nicht gelungen." (An dieser Steile 
der Rede erreichten die Lärmszenen ihren Höhepunkt.) 
„Die Regierung hat ihre Pflicht erfüllt, und jede repu¬ 
blikanische Regierung würde ebenso gehandelt haben, 
um das Leben der Nation sicherzustellen. Niemals werde 
ich zulassen, daß die Ordnung gestört wird, ohne die 
nii«iiiiiiitiiiimiiHiiiitiimiiiiimnnninmHtMttHiiiiininiiiininniiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiniiinniiiniiimniimi 
Kampf um Odile flmpriithc 
(Schluß von der ersten Seite) 
Italien und Deutschland führen einen gemeinsamen 
Kampf um die Herstellung eines wirklich ausgeglichenen 
Europas. Wenn in solchen Zeiten alte Streitfragen 
bereinigt werden, wenn alte Rechte wieder angemcloet 
und mit dem Hinweis auf die eigene Ueberbevölkerung 
nur zu wuchtig begründet werden können, dann sollten, 
selbst wenn diese Erkenntnis schmerzlich wäre, doch die 
davon Betroffenen darin einen Hinweis auf die Dyna¬ 
mik des ausstrebenhen jungen Europas sehen. Die be¬ 
vorstehende Reise Chamberlains nach Rom kann ein 
Schritt weiter auf dem Wege zur wahrhaften Befriedi- 
aung Europas werden, wenn diese Einsicht nicht nur in 
London, sondern auch in Paris einkehrr. 
DRV. Berlin. Der zum Studium des nationalsozia¬ 
listischen Wirtschaftsaufbaues in Deutschland weilende 
italienische Korporations- und Wirtschaftsminister Cxz. 
Ferruecio tzantini entwickelte bei einer feierlichen Ta¬ 
gung der Reichsarbeitskammer im großen Sitzungssaal 
der Krolloper in einem grundlegenden Vortrag die Leit¬ 
gedanken des italienischen Korporationswesens und der 
saschistischen Wirtschaftspolitik. 
Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten de» deutschen 
politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben» sowie 
der deutschen Wehrmacht nahmen als Ehrengäste an der 
Veranstaltung teil, ferner der Königlich-Italienische Bot¬ 
schafter Exz. Attolico und Botschaftsrat Magistrati mit 
den Herren der italienischen Botschaft, der rumänische 
und der albanische Gesandte in Begleitung des stell¬ 
vertretenden Chefs des Protokolls, Legationsrat v. Sa¬ 
lem Vertreter der italienischen Handelskammer zu Ber¬ 
lin,'bie die Tagung gemeinsam mit der «rbeitskammer 
durchführte, Vertreter dr Fafcio sowie der italienischen 
Kolonie in Berlin. 
Von deutscher Seite waren erschienen Reichswirt¬ 
schaftsminister Funk und Reichsarbeitsminister Seldte, 
von der Deutschen Arbeitsfront die Reichsamtsleiter 
©eigner und Hupsauer. 
Zunächst nahm 
Dr. Lev 
das Wort. „Die Achse Rom—Berlin", so stellte er unter 
stürmischen Kundgebungen der Zustimmung fest, „ist 
unumstößliche Tatsache. Man kann wohl sagen, daß sich 
um diese Achse die gesamte Welt dreht, daß sie zu einem 
Faktor geworden ist, der das polittsche Leben der Welt 
bestimmt." 
Mit Nachdruck erklärte Dr. Ley, es gelte jetzt, daß 
vom Duce und vom Führer mit so großartigem Er¬ 
folg begonnene Werk zu verstärken, zu vertiefen und zu 
untermauern. Dazu sei es notwendig, daß sich die Men- 
schen aus beiden Ländern gegenseitig kennen lernten, 
um dadurch auch die Verhältnisse in den beiden Staaten 
beurteilen zu können. 
Immer wieder von lebhaftem Beifall unterbrochen, 
kennzeichnete Dr. Ley dann di« ungeheure Bedeutung 
des zwischen den beiden Völkern eingeleiteten Arb ei¬ 
te raustausche s. Er erinnerte an seine von dem 
Duce getroffene Feststellung, daß die diplomatischen 
Kanäle der beiden Länder zu eng geworden seien und 
daß Volk zu Volk wolle. Deshalb seien im vergangenen 
Jahre 30 000 Arbeiter ausgetauscht worden, eine Zahl, 
die sich in diesem Jahre auf 60 000 erhöht habe und 
im nächsten Jahre voraussichtlich auf 130 000 anwach¬ 
sen werde. 
Dann ergriff Exz. Santini das Wort zu feinem Vor¬ 
trag, der immer wieder von stürmischem Beifall unter- 
brachen wurde. * 
Exzellenz Santini 
gab eine Darstellung bet Entwicklung des korporativen 
Aufbaues, wie er sich kl den 16 Jahren deS faschistischen 
Regimes und des Wirkens Mussolinis vollzogen hat. 
Durch die revolutionäre Tat des Faschismus, die 
sich durch ihren Schwung, ihr schrittweises, durchdachtes 
Vorgehen und ihre wunderbare Konsequenz auSzeichne, 
sei in vier Jahreszeiträumen der italienische Staat so 
neu geformt und erneuert worden, daß hier ein neuer 
Staattypus entstanden sei, der berufen sei, unverwisch¬ 
bare Spuren in der Geschichte des Jahrhunderts zu 
hinterlassen. Die faschistische Revolution habe nicht 
nach dem Beispiel Rußlands das Bestehende zerstört, 
um auf Blut und Trümmern die ungeheure Arbeit 
der politischen und fozialen Wiedergeburt in Angrifs 
zu nehmen, sondern habe sich unter der Führung des 
Duce auf die natürliche Lebensgrundlage und die Tra¬ 
dition des italienischen Volkes gestützt. Die faschistische 
Revolution sei von der einfachen Erkenntnis aus¬ 
gegangen, daß der Mensch in der Volksgemeinschaft di« 
erst«, wichtigste und nicht wegzudenkende Keimzelle 
bilde. 
Bei der Schilderung des ttalienischen Staats- ttnb 
Wirtschaftsaufbaues legte Exz. Santini die Erkenntnis 
zugrunde, daß das wirtschaftliche Leben der Nation 
nicht von dem allgemeinen Leben getrennt werden 
könne und kein Eigendasein führen dürfe, da es, 
ebensowenig wie es tiefe und unüberbrückbar« Gegen¬ 
sätze zwischen ben Wirtschaftsgruppen und den Klassen 
gebe, auch keine absolute Trennung zwischen dem Leben 
der Einzelperson und der Gemeinschaft, zwischen Prival- 
und Volkswirtschaft geben dürfe. 
Zum Schluß nahm Lantini eine Frage auf, die für 
beide Revolutionen, den Faschismus wie ben National¬ 
sozialismus, gleich liege. Beide Revolutionen seien 
zwar von einer verschiedenen politischen und sozialen 
Ausgangsstellung ausgegangen, ttotzdem aber zweifel¬ 
los durch ein gemeinschaftliches Schicksal, nämlich ein 
nationales Verhängnis, das sich bei dem einen Volk 
Fahnen wehen über -em Mrmellanö 
Eine Fahrt zu -en Deutschen nor-ltch -es Memelstromes - Bor -er 
enrschei-en-en Wahl 
Von unserem Sonderberichterstatter, Hauptschriftleiter Walther Hande 
Tilsit, den 9. Dezember. 
Wir fahren über die Königin-Luise-Brücke in Til¬ 
sit, die an der Stelle des Stromes errichtet wurde, an 
der Napoleon in der Zeit der tiefsten Erniedrigung 
Preußens jenes Floß,zelt bauen ließ, in dem er die ge¬ 
schichtliche Unterredung mit Kaiser Alexander und Kö¬ 
nig Friedrich Wilhelm HL hatte, die dann zu dem 
Tilsiter Frieden führte. Die "Paßkontrolle der litauischen 
Grenzbeamten ist jetzt kurz und höflich. Schnell geben 
sie den Weg frei zur Fahrt in das Land, das sein 
Feiertagskieid für die geschichtliche Wahl am 11. De¬ 
zember eben angelegt hat. An allen Wegkreuzungen, an 
allen Dors- und Ortseingängen liest man das Bekennt- 
nt« zur deutschen Stimme. „Der Marsch in die Frei¬ 
heit ist angetreten! Wählt deutsch!" Aus vielen Fen¬ 
stern grüßen die Bilder Dr. Neumanns, der für feinen 
deutschen Glauben mit vielen Memeldeutschen jahre¬ 
lang im litauischen Zuchthaus zubringen mußte. 
Don allen Häusern wehen di« grün-weiß-roten Fah¬ 
nen, die Farben de» Memellandes. Die einfache Kate 
des Landarbeiters zeigt rote das große Miethaus des 
Memeler Hafenarbeiters den gleichen Schmuck. Die Ge¬ 
schäfte hoben gar nicht so viel Fahnentuch liefern kön¬ 
nen wie verlangt wurde. Da haben sich die Memeldeut- 
schen selbst geholfen. In einem Bauernhaus steht die 
alte Mutter in der Küche, leuchtenden Auges — sie darf 
den Aufbruch noch erleben! Irgendwo In einer Ecke 
des Küchenfchrankes hat sie noch grüne Farbe gefun¬ 
den. Mit ihr färbt sie jetzt weiße», selbstgesponnenes 
Seinen; denn auch sie will noch zum Sonntag die Fahne 
hissen, und grünes Fahnentuch ist besonders knapp. Wo 
auch kein Leinen mehr ist, muß Kreppapier zum Fah¬ 
nenschmuck herhalten; so knistern von manchem Dach 
papierne Fahnen — aber es sind doch Fahnen. Aus¬ 
druck der Freude und des deutschen Herzens. 
In einem anderen Dorf treffen wir den Dorfältesten 
in der Scheune. Er ist eifrig beschäftigt, aus Holz- 
ftäben, Werg und Teer Fackeln herzustellen; denn Sat¬ 
teln gibt es nicht mehr zu kaufen. Aber er will, daß 
auch in seinem Dorf am Abend vor der Wahl die 
Feuerzeichen des deutschen Bekenntnisse» keuchten. 
Stumm blicken wir uns an, stumm drücken wir uns 
die Hand. Der Memelländer macht keine großen Worte, 
die leuchtenden Augen aber sprechen eine stolze Sprache. 
Dann aber klingt es doch wie ein Dankgebet aus dem 
Munde des Bauern: „Wir haben'» immer geschafft, 
wir werden'» auch am Sonntag schaffen." Wir wissen 
e», durch die eiserne Beharrung, durch da» zähe Fest- 
halten am Deutschtum haben die Memelländer die Li¬ 
tauer zur Aufhebung de» Kriegszustandes gezwungen, 
sie haben sich dadurch ihre Gesknnungsfreiheit wieder 
erkämpft, sie werden ihren deutschen Weg auch nach dem 
11. Dezember weitergehen. 
Und überall grüßen uns die Memeldeutschen mit er¬ 
hobenem Arm mit dem deutschen Gruß und mit einem 
freudigen „Heil!" Mit Swlz wiesen sie auf diesen Gruß 
hin, der ihnen vor wenigen Wochen noch Gefängnisstra¬ 
fen und das Zwangsarbeitslager eingetragen hätte. 
♦ 
Am offensichtlichsten aber zeigt die Stadt Memel 
die Wandlung im Memelland. Ein rege», froh beweg¬ 
te» Leben herrscht in den Straßen. Hier wird vor aller 
Welt offenbar, daß kein Zwang und kein Terror ver¬ 
macht haben, den deutschen Charakter de» Memellander 
zu verwischen. Nicht die Uniform de» litauischen Mi¬ 
litärs und der litauischen Verbände beherrscht da, Stra¬ 
ßenbild mehr, sondern der neugegründet« memellän¬ 
dische Ordnungsdienst ist e», den wir hier treffen. E» 
sind prachtvolle junge Männer in ihrer schwarzen Uni¬ 
form und schwarzen Mütze, beseelt von gläubigem 
Idealismus und beherrscht von straffer soldatischer Hal- 
tung. 
Zwei Häuser sind es, in denen sich in diesen Tagen 
das politische Leben im Memelland konzentriert. Ein¬ 
mal da» Rathaus, in dem der Memelländische Landtag 
seinen Tagungsraum und seine Büro» hat. Hier herrscht 
jetzt vor der Wahl ein dauerndes Kommen und Gehen. 
Alle Besprechungen sind erfüllt von freudiger Sieges¬ 
zuversicht. Und dann da» Hau», das den Namen Si¬ 
mon Dachs trägt, dessen Aennchen von Tharau wir ii 
Bronze vor dem Deutschen Theater begrüßen. In die¬ 
sem Gebäude hat der Memelländische Kultuirverband 
sein Heim aufgeschlagen. Es ist di« große Organisation 
aller Memelländer, die in den wenigen Wochen ihre» 
Bestehen» bereits über 60 000 Mitglieder zählt. 
Dor dem Rathaus, in dem einst Friedrich Wilhelm l ll. 
und Königin Luise Zuflucht fanden — eine Bronzetafel 
erinnert an diese Zeit — steht seit 14 Tagen wieder 
bas Nationaldenkmal, die Borussia, als Symbol des 
deutschen Memellandes. Im Jahre 1923 haben es li¬ 
tauische Insurgenten vom Sockel gerissen, jetzt haben 
die Memelländer e» wieder aufgerichtet. Und immer 
wieder pilgern sie zu diesem, ihrem Denkmal, Blumen 
über Blumen und Tannengrün häufen sich am Fuße 
der Borussia. Es ist ein schönes Sinnbild der Treue 
und des deutschen Glaubens. 
Im Rathaus haben wir Gelegenheit, an einer Sit- 
jung teilzunehmen. Sie, in der auch die litauisch« Min¬ 
derheit de» Lande» vertreten ist, hat sich tagelang mit 
den sogenannten Einsprüchen von litauischer ©eite ge¬ 
gen die Nichteintragung in die Wahllisten befassen müs¬ 
sen. Da e» feststeht, daß die gegen die geschlossene me¬ 
meldeutsche Liste auftretende gemeinsame Liste der vier 
litauischen Parteien ttotz der mit allen Mitteln geför¬ 
derten Zuwanderung au» Großlitauen bei ben Wahlen 
schlecht abschneiden wird, bauen die Litauer al» „kluge 
Beute" schon jetzt vor. St« erheben ein großes Ge- 
schrei, daß angeblich Tausende litauische Wahlberechtigte 
in di« Wahlliste nicht eingetragen oder unrechtmäßig 
aus dieser gestrichen seien. Die Wahlkommission prüft 
mit der bekannten deutschen Gründlichkeit und Objek¬ 
tivität jeden Fall. Sie verhilft damit dem Grundsatz 
zu seinem Recht, daß nur „wirkliche Bürger de» Memel¬ 
lande»" zur Wahlurne gehen. 
Und jetzt kann man so recht ermeffen, mit welchen 
Mitteln bei den früheren Landtagswahlen gearbeitet 
worden ist, al» die Litauer Tausende au» Grohlitauen 
in da» Land schickten, um künstlich „Memelbürger" zu 
schaffen, da» Wahlergebnis zu beeinflussen und somit 
da« wahre Gesicht de» Memellande» zu verwischen. Im¬ 
mer wieder werden Schiebungen von litauischer Seite 
aufgedeckt. Man arbeitet sogar mit litauischen „Schein¬ 
ehen" für die Wahl am Sonntag. Viele Fälle kommen 
vor, daß weibliche Personen behaupten, Ehefrauen von 
Memelbürgern zu fein. Sie können den Nachweis aber 
weder durch den Paß noch durch die Heiratsurkunde er- 
Samsfag/Sonnfag, den 11./12 
Reichsleitung der NSDAP «• 
die BündeS- 
Einladung der Hansestadt Mn 
von Antwerpen und Präsident 
tn Werscho- 
und als der 
bringen, also muß der Einspruch zurückgowiesen wer¬ 
den. 
nannt. 
Gestern sprach auf 
der Oberbürgermeister 
Der jetzt durch da» Memelland fährt, ist beglückt von 
der tiefinneren Begeisterung, von der alle» besiegenden H 
stillen Gläubigkeit seiner Menschen. E» hat sich im ■ 
Jahre 1938 ein deutsche» Wunder auch Im Memelland 
vollzogen. Und fest und stolz treten am Sonntag die 
Arbeiter au» den Memeler Fabriken, die Bauern vom 
Lande und di« Fischer vom Haff an die Wahlurne. Sie J 
wissen all« und sie wollen es, daß es mehr ist als eine 
Wahl, es soll eine volkspolitische Entscheidung werden. 
Und dann die Juden In der Stadt Memel. Sie ha- i 
den bisher manchem Straßenbild da» besondere israeli- 1 
tische Gepräge gegeben. Viele Emigranten sind dar- 1 
unter, seit 1933 sind es immer mehr geworden. In den j 
letzten Wochen kamen noch Juden aus der Tscheche! an. J 
Sie haben noch gar nicht ausgepackt, da wollen si« schon 4 
wieder weiter. Fort in Richtung Kowno und vielleicht J 
noch weiter. Die Juden sind auch in Memel nervös ge- 1 
worden, sie zeigen deutlich, daß sie davon überzeugt ■ 
sind, daß ihre» Bleibens nach dem 11. De- | 
zember nicht mehr lange sein wird. So haben sie den 1 
Versuch gemacht, durch „Totalausverkäuft" die Bewoh» \ 
ner des Memellande» noch mit Ramsch zu betrügen, j 
Mit dem errafften Geld wollen sie dann nach Möglich- ’ 
feit noch vor dem 11. Dezember da» Land verlassen. Da ] 
die Juden bewußt mit diesen Ausverkäufen da, wirt- ; 
schaftliche Leben stören wollten, gewissermaßen dar Me- 
melland noch „ausverkaufen" wollten, hat das Memel- j 
direktoriurn sämtliche Ausverkäufe mit sofortiger Wir- J 
tung verboten und damit die Juden daran gehindert, = 
da» Vermögen des Memellandes in betrügerischer Ab- "] 
sicht über die Grenze zu schleppen. 
kälteste Punkt her Erde gilt, in diesen Tagen 49 
Grad Kält« gemessen. Das dürfte die tiefste Temperatur 
fein, die in dieser Jahreszeit In Nordsibirien verzeichnet 
wurde. 
Neue Unruhen sind, wie die „Times" m einem 
Bericht aus Delhi meldet, im Gebiet von Nord- 
Waziristan (Nordwestindien) ausgebrochen. Insbesondere 
haben auf der Straße von Bann nach Razmak Kämpft 
zwischen englischen Truppen und Eingeborenenstämme« 
ftattgefunben. Aber auch aus Südwaziristan werde» 
Unruhen gemeldet. 
ein Feuer aus, das die Thora-Rolle und 
labe vernichtet«. 
Wie die „Prawda" berichtet, wurden 
sanft, das im Nordosten Sibiriens liegt 
Zwischen gestecn und heute 
Der Führer hat auf Vorschlag de» Stellvertreter» de« 
Führers den Stabsleiter des Reichspressechef» bet 
NSDAP Reichsamtsleiter Helmut Sündermann zwt> 
Hauptamtsleiter der ~ 
Panamerika Konferenz eröffnet 
DNB Lima. In Anwesenheit der Spitzen der 
Hörden von Peru, des diplomatischen Korps, darum 
der deutsche Gesandte, sowie der Delegationen 
21 Staaten fand gestern abend im Kuppelsaal 
Kongreßgebäudes die feierliche Eröffnung der 8. 
amerikanischen Konferenz durch den Präsidenten 
Peru, General Benavides, statt. 
einleitend gab der Präsident ehren Rückblick üb» 
di« Entwicklung der südamerikanischen Staaten zu 3/ 
tisch« und nationaler Selbständigkeit. Peru fei ba^ 
stets einer der Hauptträger des Gedankens der hieb, 
iichsn Solidarität der amerikanischen Staaten genreie» 
Diese moralische Einheit fei das höchste Gut Amerikas 
das stark fern wolle, um geachtet zu fein. Dieser enfc 
schlossen« Wille, so führte Benavides, sich offem'ichtlick 
an die Adressen Roosevelts und der Vereinigten eta», 
ten wendend, weiter aus, dürfte aber weder politisch 
und wirtschaftlich noch geistig zu einem kontinentalen 
Imperialismus führen. 
Der Präsident schloß mit der Aufforderung, alle 
Kräfte daranzusetzen, dieses Band unter Wahrung ba 
Souveränität jedes Landes und unter Gestaltung eines 
erfolgreichen Systems der internationalen Verträge noch 
enger zu gestatten. Die Welt könne ohne Furcht d«, 
Entschlüssen des Kongresses entgegensetzen. Amerikas 
Aufgabe sei die Wahrung, nicht die Scheidung 
gemeinsamer Interessen. 
Justus Metnardi; für Lokale» Dr. Karl 21 ufter1 
mann; für Heimat und Sport Edmund Bischofs! 
gt Kultur und Unterhaltung sowie sämtliche Beilagen! 
alther Dillinger; für Bebilderung: die Ressort' . 
fchriftleiter; für den Anzeigenteil: Oskar Kramer; 
Druck: Parzeller & Eo. norm Fuldaer Actiendruckeret, 
sämtlich in Fulda. 
Berliner Schriftleitung: Dr Ruldof Vogel. 
D. A. Xl/38: über 13 000, Samstag/Sonntag allein , 
über 14000. Z. Zt. Preisliste Nr. 6. 
Verlag: Verlag Fuldaer Zeitung G m. b. H. 
Verlagsdirektor: Bernhard E. Schulz, 
Hauptschriftleiter: Justus Metnardi. 
Stellvertreter des Hauptfchriftleiters: Dr. Karl Aw 
Hermann. Verantwortlich für Politik und Wirtschaft; 
nach außen, bei dem anderen nach innen 
verbunden. „Der Duce und der Führer bX„ 
»eichen und ihre Gefolgschaften fiegrett ,u* 
geführt die bereits die Gegenwart h2 Hk 
und .in die Zukunft weisen." (Lebhaft« Bei all/ 
„Wenn man nicht will," so schloß 
das Verhängnis hereinbricht und seinen' m ’ 
Laus in der Weltgeschichte nimmt, müssen°'wll 
imr denken, sondern auch handeln, bewußt und 
und in diesem Handeln weisen heute Italien 
Deutschland den Weg in die neu« Zukunft l" 
der belgischen Kammer Camille Huysrnan, im Mi¬ 
ner Rathaus über das Thema: „Die wirtschaftlichen ' 
Beziehungen im Geiste der Hanse". 
Am L Dezember 1938 betrug die Zahl der Rund- 1 
funtempfangsanlagen im alten Reichsgebiet 10 379 348 | 
gegenüber 10 098 168 am 1. November. Im Laufe des i 
November sind mithin 281160 Rundfunkteilnehmer W 
(2P 0. H.) hinzugekommen. Die Zahl der Rundfunk-D 
gebührenbefreiungen im Altreich betrug am L Dezem- J 
der 663 450. 
Sie „Prager Presst", das deutschgeschriebene Organ j 
der Regierung in der Benesch^Aera, stellt zum L Ja- 4 
nuar ihr Erscheinen ein. 
Bei einem Uebungsflug stürzte ein französisches I 
Militärflugzeug auS niedriger Höhe ab und geriet tit j 
Brand. Di« fünf Insassen verbrannten bis zur Unkennt- W 
lichtest. 
Auf Verlangen der Opposition wird im englischen M 
Unterhaus vor Beginn der Weihnachtsferien noch eine j 
außenpolitische Aussprache abgehalten. Ms Zeitpunft A 
sind der 19. ober 20. Dezember in Aussicht genommen! 1 
In der Synagoge von Tyrnau brach am Donnerstag |
	        
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