Amtliches ftrelsteail
Fuldaer Zeitung Jtr. 284
««Ich will den Frieden mit Deutschland“
Vertrauensvotum für Dala-ier
Scharfe Abrechnung des französischen Mintsterprasi-enten mit -en Kommunisten
LP Paris, 10. De;. (Eigenbericht der Fuldaer Zeitung.)
Die französische Kammer drückte in der Nacht zum Sonnabend gegen 2.30 Uhr MEZ dem Minister-
prüsidenten Daladier mit 315 gegen 241 Stimmen bei 53 Stimmenthaltungen ihr Vertrauen au». Von
Daladier» eigener Partei, den Radikalsozlalisteir, deren Vorsitzender er ist, enthielten sich 25 Abgeordnete
der Stimme und 2 Abgeordnete stimmten sogar gegen den Regierungschef.
Die hohe Zahl der Stimmenthaltungen muß über¬
raschen. Rechnet man die Zahl der Stimmenthaltungen
zu den 341 gegen Daladier abgegebenen Stimmen, dann
verringert sich die Mehrheit von 74 Stimmen auf nur
21. Die beiden marxistischen Parteien, die Sozialisten
und die Kommunisten, haben geschlossen gegen den Mi¬
nisterpräsidenten gestimmt. Die Mehrzahl der Abge¬
ordneten der Sozialistischen und Republikanischen Union,
jener Partei zwischen Sozialisten und Rabikalsozialisten,
konnte sich weder klar für noch gegen Daladier entschei¬
den und enthielten sich der Stimme. Dieses Schwanken
fetzte sich bis in die Reihen der eigenen Partei Dala¬
diers, der Radikalsozialisten, fort.
Die Nachmittagssitzung der Kammer, die den Höhe¬
punkt der Aussprache über die allgemeine Politik der
Regierung brachte, begann um 16.30 Uhr in einer
äußerst gespannten Stimmung.
Miniftrrvräfi-rnt Dala-ier
ergriff das Wort zu einer etwa einemhalbstündigen
Rede, die auf das Haus sichtlich einen starken Ein¬
druck machte. Die Rede, die eine Art Rechenschafts¬
bericht für die Ahwehrmaßnahmen der Regierung gegen
den Eeneralstreikversuch und für ihre Außen- und
Finanzpolitik war, richtete fich in der Hauptsache an
er keine Republik und keine Demokratie in Frankreich
geben würde".
Daladier ging dann auf die Kritiken an der Sozial-
Politik und der Außenpolitik ein. „Wie kann man von
einer „Kapitulation von München" sprechen? Sie (zu
den Kommunisten gewendet) werfen sich als Vertreter
einer Politik der Festigkeit auf, die in Wirklichkeit eine
Politik des Krieges gewesen wäre.
Was das deutsch-französische Abkommen betreffe, fuhr
der Ministerpräsident fort, so sei es unzweifelhaft, daß
Von dem neuen Radio zu Weihnachten
heben Sie mehr, wenn Sie es frOhzelllg bestellen, damit eine fadi-
gemäße Anlage noch vor dem Feste möglich Ist. — Große Auswah
(auch gebrauchte Geräte) auf Lager. Bequeme Teilzahlung, Un¬
verbindliche Vorführung bei dem Fachmann 9303
Aatilo-Aetee,ALocasL
dieser Abkommen die französische Grenze mit Deutsch¬
land garantiere. Die Abkommen, die Frankreich und
Deutschland mit anderen Ländern abgeschlossen hätten,
blieben natürlich in Kraft. Mit erhobener Stimme fuhr
Daladier fort:
w3d) will den Frieden mit Deutschland! Alle ehe¬
maligen Frontkämpfer wollen den Frieden mit
Deutschland (Stürmischer Beifall). Sie werden sich
mit ihrem eigenen Leben für da« Ziel der Errich¬
tung eine» dauerhaften Frieden» einsehen".
Zum Schluß ging Daladier noch auf die Finanz.
Politik der Regierung ein und stellte u. a. fest, daß
der Währungsausgleichsfonds heute dreimal fo viel
Geld enthalte, als noch vor einigen Wochen. Dies fei
eine Folge der von der Regierung getroffenen Ma߬
nahmen. Wenn die Regierung gestürzt werde, solle es
nach einer klaren Aussprache der Fall sein, und nicht
nach zweideutigen Redensarten.
Daladier schloß mit einem feierlichen Bekenntnis sei¬
ner Treue zu den republikanischen Einrichtungen. Wäh¬
rend das Haus ihm in atemloser Spannung zuhörte,
sagte er: „Ich bleibe meiner Partei treu, allen lächer¬
lichen Manövern zum Trotz. Ich bin ein Sohn Frank¬
reichs und vor allem ein Patriot und ein Republikaner.
Ich habe nach Kräften gearbeitet, um das Land zu ret¬
ten, um es vom Rande des Abgrunds zurückzureißen
und feine Wiederaufrichtung vorzubereiten. Sie wissen
wohl, daß man Opfer bringen muß. An diese Gefühle
appelliere ich jetzt! Auf die Fragen, die sich heute dem
französsichen Volke stellen, muß man mit Festigkeit und
Mut antworten!"
Die Mehrheit de» Hauses bereitet« dem Minister¬
präsidenten nach seiner Rede stehend eine Huldigung.
die Adresse der Kommunisten, die im ersten Teil der
Rede mit lebhaften Zwischenrufen reagierten. Der
Schluß der Rede wurde vom Hause in atemloser Span¬
nung angehört.
«Italien und Deutschland zukunftsweisend
Der italienische Korporationsminister über die faschistische Mirtschastsführuns
Daladier stellte seinen Ausführungen den Satz vor-
aus: „Ulan kann mich stürzen oder man muß mir
Gelegenheit geben, meine Tätigkeit fortzusetzen. Wir
haben die Wahl zwischen zwei Wegen. Ich habe den
besseren gewählt. Ich bin weder der Gefangene einer
Partei, noch einer Persönlichkeit."
Zunächst befaßte sich Daladier mit dem General¬
streikversuch vom 30. November. Er rechnete scharf mit
den Kommunisten ab, die einen politischen Streik vom
Zaun gebrochen hätten, der in Wirklichkeit nichts
anderes hätte sein sollen als ein Proteststreik gegen
die Außenpolitik der Regierung, und zwar unter dem
Dorwand der kurz vorher von der Regierung erlasse¬
nen Notverordnungen. Das Ziel sei gewesen, den Rück¬
tritt der Regierung zu erzwingen. Es hätte ein Streik
mit revolutionärem Charakter fein sollen (Lärm links).
Daladier verlas zahlreiche Zeitungsartikel und Aus¬
züge aus Reden zum Beweise seiner Feststellung.
Meine Pflicht ist es, ,bem Gesetz Achtung zu ver¬
schaffen, und e» ist geachtet worden. Ohne Rücksicht auf
das französische Volk und seine Interessen und besonders
ohne Rücksicht auf die in Frankreich lebenden Auslän¬
der", fuhr der Ministerpräsident, zu den Kommunisten
gewendet, fort, ,,wollten Sie am 30. November von
4 Uhr morgens an den gesamten Perkehr lahmlegen.
Aber das ist Ihnen nicht gelungen." (An dieser Steile
der Rede erreichten die Lärmszenen ihren Höhepunkt.)
„Die Regierung hat ihre Pflicht erfüllt, und jede repu¬
blikanische Regierung würde ebenso gehandelt haben,
um das Leben der Nation sicherzustellen. Niemals werde
ich zulassen, daß die Ordnung gestört wird, ohne die
nii«iiiiiiitiiiimiiHiiiitiimiiiiimnnninmHtMttHiiiiininiiiininniiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiniiinniiiniiimniimi
Kampf um Odile flmpriithc
(Schluß von der ersten Seite)
Italien und Deutschland führen einen gemeinsamen
Kampf um die Herstellung eines wirklich ausgeglichenen
Europas. Wenn in solchen Zeiten alte Streitfragen
bereinigt werden, wenn alte Rechte wieder angemcloet
und mit dem Hinweis auf die eigene Ueberbevölkerung
nur zu wuchtig begründet werden können, dann sollten,
selbst wenn diese Erkenntnis schmerzlich wäre, doch die
davon Betroffenen darin einen Hinweis auf die Dyna¬
mik des ausstrebenhen jungen Europas sehen. Die be¬
vorstehende Reise Chamberlains nach Rom kann ein
Schritt weiter auf dem Wege zur wahrhaften Befriedi-
aung Europas werden, wenn diese Einsicht nicht nur in
London, sondern auch in Paris einkehrr.
DRV. Berlin. Der zum Studium des nationalsozia¬
listischen Wirtschaftsaufbaues in Deutschland weilende
italienische Korporations- und Wirtschaftsminister Cxz.
Ferruecio tzantini entwickelte bei einer feierlichen Ta¬
gung der Reichsarbeitskammer im großen Sitzungssaal
der Krolloper in einem grundlegenden Vortrag die Leit¬
gedanken des italienischen Korporationswesens und der
saschistischen Wirtschaftspolitik.
Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten de» deutschen
politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben» sowie
der deutschen Wehrmacht nahmen als Ehrengäste an der
Veranstaltung teil, ferner der Königlich-Italienische Bot¬
schafter Exz. Attolico und Botschaftsrat Magistrati mit
den Herren der italienischen Botschaft, der rumänische
und der albanische Gesandte in Begleitung des stell¬
vertretenden Chefs des Protokolls, Legationsrat v. Sa¬
lem Vertreter der italienischen Handelskammer zu Ber¬
lin,'bie die Tagung gemeinsam mit der «rbeitskammer
durchführte, Vertreter dr Fafcio sowie der italienischen
Kolonie in Berlin.
Von deutscher Seite waren erschienen Reichswirt¬
schaftsminister Funk und Reichsarbeitsminister Seldte,
von der Deutschen Arbeitsfront die Reichsamtsleiter
©eigner und Hupsauer.
Zunächst nahm
Dr. Lev
das Wort. „Die Achse Rom—Berlin", so stellte er unter
stürmischen Kundgebungen der Zustimmung fest, „ist
unumstößliche Tatsache. Man kann wohl sagen, daß sich
um diese Achse die gesamte Welt dreht, daß sie zu einem
Faktor geworden ist, der das polittsche Leben der Welt
bestimmt."
Mit Nachdruck erklärte Dr. Ley, es gelte jetzt, daß
vom Duce und vom Führer mit so großartigem Er¬
folg begonnene Werk zu verstärken, zu vertiefen und zu
untermauern. Dazu sei es notwendig, daß sich die Men-
schen aus beiden Ländern gegenseitig kennen lernten,
um dadurch auch die Verhältnisse in den beiden Staaten
beurteilen zu können.
Immer wieder von lebhaftem Beifall unterbrochen,
kennzeichnete Dr. Ley dann di« ungeheure Bedeutung
des zwischen den beiden Völkern eingeleiteten Arb ei¬
te raustausche s. Er erinnerte an seine von dem
Duce getroffene Feststellung, daß die diplomatischen
Kanäle der beiden Länder zu eng geworden seien und
daß Volk zu Volk wolle. Deshalb seien im vergangenen
Jahre 30 000 Arbeiter ausgetauscht worden, eine Zahl,
die sich in diesem Jahre auf 60 000 erhöht habe und
im nächsten Jahre voraussichtlich auf 130 000 anwach¬
sen werde.
Dann ergriff Exz. Santini das Wort zu feinem Vor¬
trag, der immer wieder von stürmischem Beifall unter-
brachen wurde. *
Exzellenz Santini
gab eine Darstellung bet Entwicklung des korporativen
Aufbaues, wie er sich kl den 16 Jahren deS faschistischen
Regimes und des Wirkens Mussolinis vollzogen hat.
Durch die revolutionäre Tat des Faschismus, die
sich durch ihren Schwung, ihr schrittweises, durchdachtes
Vorgehen und ihre wunderbare Konsequenz auSzeichne,
sei in vier Jahreszeiträumen der italienische Staat so
neu geformt und erneuert worden, daß hier ein neuer
Staattypus entstanden sei, der berufen sei, unverwisch¬
bare Spuren in der Geschichte des Jahrhunderts zu
hinterlassen. Die faschistische Revolution habe nicht
nach dem Beispiel Rußlands das Bestehende zerstört,
um auf Blut und Trümmern die ungeheure Arbeit
der politischen und fozialen Wiedergeburt in Angrifs
zu nehmen, sondern habe sich unter der Führung des
Duce auf die natürliche Lebensgrundlage und die Tra¬
dition des italienischen Volkes gestützt. Die faschistische
Revolution sei von der einfachen Erkenntnis aus¬
gegangen, daß der Mensch in der Volksgemeinschaft di«
erst«, wichtigste und nicht wegzudenkende Keimzelle
bilde.
Bei der Schilderung des ttalienischen Staats- ttnb
Wirtschaftsaufbaues legte Exz. Santini die Erkenntnis
zugrunde, daß das wirtschaftliche Leben der Nation
nicht von dem allgemeinen Leben getrennt werden
könne und kein Eigendasein führen dürfe, da es,
ebensowenig wie es tiefe und unüberbrückbar« Gegen¬
sätze zwischen ben Wirtschaftsgruppen und den Klassen
gebe, auch keine absolute Trennung zwischen dem Leben
der Einzelperson und der Gemeinschaft, zwischen Prival-
und Volkswirtschaft geben dürfe.
Zum Schluß nahm Lantini eine Frage auf, die für
beide Revolutionen, den Faschismus wie ben National¬
sozialismus, gleich liege. Beide Revolutionen seien
zwar von einer verschiedenen politischen und sozialen
Ausgangsstellung ausgegangen, ttotzdem aber zweifel¬
los durch ein gemeinschaftliches Schicksal, nämlich ein
nationales Verhängnis, das sich bei dem einen Volk
Fahnen wehen über -em Mrmellanö
Eine Fahrt zu -en Deutschen nor-ltch -es Memelstromes - Bor -er
enrschei-en-en Wahl
Von unserem Sonderberichterstatter, Hauptschriftleiter Walther Hande
Tilsit, den 9. Dezember.
Wir fahren über die Königin-Luise-Brücke in Til¬
sit, die an der Stelle des Stromes errichtet wurde, an
der Napoleon in der Zeit der tiefsten Erniedrigung
Preußens jenes Floß,zelt bauen ließ, in dem er die ge¬
schichtliche Unterredung mit Kaiser Alexander und Kö¬
nig Friedrich Wilhelm HL hatte, die dann zu dem
Tilsiter Frieden führte. Die "Paßkontrolle der litauischen
Grenzbeamten ist jetzt kurz und höflich. Schnell geben
sie den Weg frei zur Fahrt in das Land, das sein
Feiertagskieid für die geschichtliche Wahl am 11. De¬
zember eben angelegt hat. An allen Wegkreuzungen, an
allen Dors- und Ortseingängen liest man das Bekennt-
nt« zur deutschen Stimme. „Der Marsch in die Frei¬
heit ist angetreten! Wählt deutsch!" Aus vielen Fen¬
stern grüßen die Bilder Dr. Neumanns, der für feinen
deutschen Glauben mit vielen Memeldeutschen jahre¬
lang im litauischen Zuchthaus zubringen mußte.
Don allen Häusern wehen di« grün-weiß-roten Fah¬
nen, die Farben de» Memellandes. Die einfache Kate
des Landarbeiters zeigt rote das große Miethaus des
Memeler Hafenarbeiters den gleichen Schmuck. Die Ge¬
schäfte hoben gar nicht so viel Fahnentuch liefern kön¬
nen wie verlangt wurde. Da haben sich die Memeldeut-
schen selbst geholfen. In einem Bauernhaus steht die
alte Mutter in der Küche, leuchtenden Auges — sie darf
den Aufbruch noch erleben! Irgendwo In einer Ecke
des Küchenfchrankes hat sie noch grüne Farbe gefun¬
den. Mit ihr färbt sie jetzt weiße», selbstgesponnenes
Seinen; denn auch sie will noch zum Sonntag die Fahne
hissen, und grünes Fahnentuch ist besonders knapp. Wo
auch kein Leinen mehr ist, muß Kreppapier zum Fah¬
nenschmuck herhalten; so knistern von manchem Dach
papierne Fahnen — aber es sind doch Fahnen. Aus¬
druck der Freude und des deutschen Herzens.
In einem anderen Dorf treffen wir den Dorfältesten
in der Scheune. Er ist eifrig beschäftigt, aus Holz-
ftäben, Werg und Teer Fackeln herzustellen; denn Sat¬
teln gibt es nicht mehr zu kaufen. Aber er will, daß
auch in seinem Dorf am Abend vor der Wahl die
Feuerzeichen des deutschen Bekenntnisse» keuchten.
Stumm blicken wir uns an, stumm drücken wir uns
die Hand. Der Memelländer macht keine großen Worte,
die leuchtenden Augen aber sprechen eine stolze Sprache.
Dann aber klingt es doch wie ein Dankgebet aus dem
Munde des Bauern: „Wir haben'» immer geschafft,
wir werden'» auch am Sonntag schaffen." Wir wissen
e», durch die eiserne Beharrung, durch da» zähe Fest-
halten am Deutschtum haben die Memelländer die Li¬
tauer zur Aufhebung de» Kriegszustandes gezwungen,
sie haben sich dadurch ihre Gesknnungsfreiheit wieder
erkämpft, sie werden ihren deutschen Weg auch nach dem
11. Dezember weitergehen.
Und überall grüßen uns die Memeldeutschen mit er¬
hobenem Arm mit dem deutschen Gruß und mit einem
freudigen „Heil!" Mit Swlz wiesen sie auf diesen Gruß
hin, der ihnen vor wenigen Wochen noch Gefängnisstra¬
fen und das Zwangsarbeitslager eingetragen hätte.
♦
Am offensichtlichsten aber zeigt die Stadt Memel
die Wandlung im Memelland. Ein rege», froh beweg¬
te» Leben herrscht in den Straßen. Hier wird vor aller
Welt offenbar, daß kein Zwang und kein Terror ver¬
macht haben, den deutschen Charakter de» Memellander
zu verwischen. Nicht die Uniform de» litauischen Mi¬
litärs und der litauischen Verbände beherrscht da, Stra¬
ßenbild mehr, sondern der neugegründet« memellän¬
dische Ordnungsdienst ist e», den wir hier treffen. E»
sind prachtvolle junge Männer in ihrer schwarzen Uni¬
form und schwarzen Mütze, beseelt von gläubigem
Idealismus und beherrscht von straffer soldatischer Hal-
tung.
Zwei Häuser sind es, in denen sich in diesen Tagen
das politische Leben im Memelland konzentriert. Ein¬
mal da» Rathaus, in dem der Memelländische Landtag
seinen Tagungsraum und seine Büro» hat. Hier herrscht
jetzt vor der Wahl ein dauerndes Kommen und Gehen.
Alle Besprechungen sind erfüllt von freudiger Sieges¬
zuversicht. Und dann da» Hau», das den Namen Si¬
mon Dachs trägt, dessen Aennchen von Tharau wir ii
Bronze vor dem Deutschen Theater begrüßen. In die¬
sem Gebäude hat der Memelländische Kultuirverband
sein Heim aufgeschlagen. Es ist di« große Organisation
aller Memelländer, die in den wenigen Wochen ihre»
Bestehen» bereits über 60 000 Mitglieder zählt.
Dor dem Rathaus, in dem einst Friedrich Wilhelm l ll.
und Königin Luise Zuflucht fanden — eine Bronzetafel
erinnert an diese Zeit — steht seit 14 Tagen wieder
bas Nationaldenkmal, die Borussia, als Symbol des
deutschen Memellandes. Im Jahre 1923 haben es li¬
tauische Insurgenten vom Sockel gerissen, jetzt haben
die Memelländer e» wieder aufgerichtet. Und immer
wieder pilgern sie zu diesem, ihrem Denkmal, Blumen
über Blumen und Tannengrün häufen sich am Fuße
der Borussia. Es ist ein schönes Sinnbild der Treue
und des deutschen Glaubens.
Im Rathaus haben wir Gelegenheit, an einer Sit-
jung teilzunehmen. Sie, in der auch die litauisch« Min¬
derheit de» Lande» vertreten ist, hat sich tagelang mit
den sogenannten Einsprüchen von litauischer ©eite ge¬
gen die Nichteintragung in die Wahllisten befassen müs¬
sen. Da e» feststeht, daß die gegen die geschlossene me¬
meldeutsche Liste auftretende gemeinsame Liste der vier
litauischen Parteien ttotz der mit allen Mitteln geför¬
derten Zuwanderung au» Großlitauen bei ben Wahlen
schlecht abschneiden wird, bauen die Litauer al» „kluge
Beute" schon jetzt vor. St« erheben ein großes Ge-
schrei, daß angeblich Tausende litauische Wahlberechtigte
in di« Wahlliste nicht eingetragen oder unrechtmäßig
aus dieser gestrichen seien. Die Wahlkommission prüft
mit der bekannten deutschen Gründlichkeit und Objek¬
tivität jeden Fall. Sie verhilft damit dem Grundsatz
zu seinem Recht, daß nur „wirkliche Bürger de» Memel¬
lande»" zur Wahlurne gehen.
Und jetzt kann man so recht ermeffen, mit welchen
Mitteln bei den früheren Landtagswahlen gearbeitet
worden ist, al» die Litauer Tausende au» Grohlitauen
in da» Land schickten, um künstlich „Memelbürger" zu
schaffen, da» Wahlergebnis zu beeinflussen und somit
da« wahre Gesicht de» Memellande» zu verwischen. Im¬
mer wieder werden Schiebungen von litauischer Seite
aufgedeckt. Man arbeitet sogar mit litauischen „Schein¬
ehen" für die Wahl am Sonntag. Viele Fälle kommen
vor, daß weibliche Personen behaupten, Ehefrauen von
Memelbürgern zu fein. Sie können den Nachweis aber
weder durch den Paß noch durch die Heiratsurkunde er-
Samsfag/Sonnfag, den 11./12
Reichsleitung der NSDAP «•
die BündeS-
Einladung der Hansestadt Mn
von Antwerpen und Präsident
tn Werscho-
und als der
bringen, also muß der Einspruch zurückgowiesen wer¬
den.
nannt.
Gestern sprach auf
der Oberbürgermeister
Der jetzt durch da» Memelland fährt, ist beglückt von
der tiefinneren Begeisterung, von der alle» besiegenden H
stillen Gläubigkeit seiner Menschen. E» hat sich im ■
Jahre 1938 ein deutsche» Wunder auch Im Memelland
vollzogen. Und fest und stolz treten am Sonntag die
Arbeiter au» den Memeler Fabriken, die Bauern vom
Lande und di« Fischer vom Haff an die Wahlurne. Sie J
wissen all« und sie wollen es, daß es mehr ist als eine
Wahl, es soll eine volkspolitische Entscheidung werden.
Und dann die Juden In der Stadt Memel. Sie ha- i
den bisher manchem Straßenbild da» besondere israeli- 1
tische Gepräge gegeben. Viele Emigranten sind dar- 1
unter, seit 1933 sind es immer mehr geworden. In den j
letzten Wochen kamen noch Juden aus der Tscheche! an. J
Sie haben noch gar nicht ausgepackt, da wollen si« schon 4
wieder weiter. Fort in Richtung Kowno und vielleicht J
noch weiter. Die Juden sind auch in Memel nervös ge- 1
worden, sie zeigen deutlich, daß sie davon überzeugt ■
sind, daß ihre» Bleibens nach dem 11. De- |
zember nicht mehr lange sein wird. So haben sie den 1
Versuch gemacht, durch „Totalausverkäuft" die Bewoh» \
ner des Memellande» noch mit Ramsch zu betrügen, j
Mit dem errafften Geld wollen sie dann nach Möglich- ’
feit noch vor dem 11. Dezember da» Land verlassen. Da ]
die Juden bewußt mit diesen Ausverkäufen da, wirt- ;
schaftliche Leben stören wollten, gewissermaßen dar Me-
melland noch „ausverkaufen" wollten, hat das Memel- j
direktoriurn sämtliche Ausverkäufe mit sofortiger Wir- J
tung verboten und damit die Juden daran gehindert, =
da» Vermögen des Memellandes in betrügerischer Ab- "]
sicht über die Grenze zu schleppen.
kälteste Punkt her Erde gilt, in diesen Tagen 49
Grad Kält« gemessen. Das dürfte die tiefste Temperatur
fein, die in dieser Jahreszeit In Nordsibirien verzeichnet
wurde.
Neue Unruhen sind, wie die „Times" m einem
Bericht aus Delhi meldet, im Gebiet von Nord-
Waziristan (Nordwestindien) ausgebrochen. Insbesondere
haben auf der Straße von Bann nach Razmak Kämpft
zwischen englischen Truppen und Eingeborenenstämme«
ftattgefunben. Aber auch aus Südwaziristan werde»
Unruhen gemeldet.
ein Feuer aus, das die Thora-Rolle und
labe vernichtet«.
Wie die „Prawda" berichtet, wurden
sanft, das im Nordosten Sibiriens liegt
Zwischen gestecn und heute
Der Führer hat auf Vorschlag de» Stellvertreter» de«
Führers den Stabsleiter des Reichspressechef» bet
NSDAP Reichsamtsleiter Helmut Sündermann zwt>
Hauptamtsleiter der ~
Panamerika Konferenz eröffnet
DNB Lima. In Anwesenheit der Spitzen der
Hörden von Peru, des diplomatischen Korps, darum
der deutsche Gesandte, sowie der Delegationen
21 Staaten fand gestern abend im Kuppelsaal
Kongreßgebäudes die feierliche Eröffnung der 8.
amerikanischen Konferenz durch den Präsidenten
Peru, General Benavides, statt.
einleitend gab der Präsident ehren Rückblick üb»
di« Entwicklung der südamerikanischen Staaten zu 3/
tisch« und nationaler Selbständigkeit. Peru fei ba^
stets einer der Hauptträger des Gedankens der hieb,
iichsn Solidarität der amerikanischen Staaten genreie»
Diese moralische Einheit fei das höchste Gut Amerikas
das stark fern wolle, um geachtet zu fein. Dieser enfc
schlossen« Wille, so führte Benavides, sich offem'ichtlick
an die Adressen Roosevelts und der Vereinigten eta»,
ten wendend, weiter aus, dürfte aber weder politisch
und wirtschaftlich noch geistig zu einem kontinentalen
Imperialismus führen.
Der Präsident schloß mit der Aufforderung, alle
Kräfte daranzusetzen, dieses Band unter Wahrung ba
Souveränität jedes Landes und unter Gestaltung eines
erfolgreichen Systems der internationalen Verträge noch
enger zu gestatten. Die Welt könne ohne Furcht d«,
Entschlüssen des Kongresses entgegensetzen. Amerikas
Aufgabe sei die Wahrung, nicht die Scheidung
gemeinsamer Interessen.
Justus Metnardi; für Lokale» Dr. Karl 21 ufter1
mann; für Heimat und Sport Edmund Bischofs!
gt Kultur und Unterhaltung sowie sämtliche Beilagen!
alther Dillinger; für Bebilderung: die Ressort' .
fchriftleiter; für den Anzeigenteil: Oskar Kramer;
Druck: Parzeller & Eo. norm Fuldaer Actiendruckeret,
sämtlich in Fulda.
Berliner Schriftleitung: Dr Ruldof Vogel.
D. A. Xl/38: über 13 000, Samstag/Sonntag allein ,
über 14000. Z. Zt. Preisliste Nr. 6.
Verlag: Verlag Fuldaer Zeitung G m. b. H.
Verlagsdirektor: Bernhard E. Schulz,
Hauptschriftleiter: Justus Metnardi.
Stellvertreter des Hauptfchriftleiters: Dr. Karl Aw
Hermann. Verantwortlich für Politik und Wirtschaft;
nach außen, bei dem anderen nach innen
verbunden. „Der Duce und der Führer bX„
»eichen und ihre Gefolgschaften fiegrett ,u*
geführt die bereits die Gegenwart h2 Hk
und .in die Zukunft weisen." (Lebhaft« Bei all/
„Wenn man nicht will," so schloß
das Verhängnis hereinbricht und seinen' m ’
Laus in der Weltgeschichte nimmt, müssen°'wll
imr denken, sondern auch handeln, bewußt und
und in diesem Handeln weisen heute Italien
Deutschland den Weg in die neu« Zukunft l"
der belgischen Kammer Camille Huysrnan, im Mi¬
ner Rathaus über das Thema: „Die wirtschaftlichen '
Beziehungen im Geiste der Hanse".
Am L Dezember 1938 betrug die Zahl der Rund- 1
funtempfangsanlagen im alten Reichsgebiet 10 379 348 |
gegenüber 10 098 168 am 1. November. Im Laufe des i
November sind mithin 281160 Rundfunkteilnehmer W
(2P 0. H.) hinzugekommen. Die Zahl der Rundfunk-D
gebührenbefreiungen im Altreich betrug am L Dezem- J
der 663 450.
Sie „Prager Presst", das deutschgeschriebene Organ j
der Regierung in der Benesch^Aera, stellt zum L Ja- 4
nuar ihr Erscheinen ein.
Bei einem Uebungsflug stürzte ein französisches I
Militärflugzeug auS niedriger Höhe ab und geriet tit j
Brand. Di« fünf Insassen verbrannten bis zur Unkennt- W
lichtest.
Auf Verlangen der Opposition wird im englischen M
Unterhaus vor Beginn der Weihnachtsferien noch eine j
außenpolitische Aussprache abgehalten. Ms Zeitpunft A
sind der 19. ober 20. Dezember in Aussicht genommen! 1
In der Synagoge von Tyrnau brach am Donnerstag |