Full text: Fuldaer Zeitung (1938)

Bruches Kursblatt,Auldaer Zeitung Nr. 287 
erner 
im Großdoulschen 
im Einvernehmen 
LInhestliches wechsel- und Scheckrechk 
Reich 
Wie-er Taxichauffeur nie-ersefchoffen 
Aeuergesechl zwischen dem Täler und der, Polizei 
2)9125. Nürnberg. 3h der Nähe von Fischbach 
wurde am Dienstag abend der Taxichauffeur Weidner 
mit bestialischer Kaltblütigkeit von dem 25 jährigen Heller 
überfallen und niedergeschossen. 
Der 2Sjährige Willy Heller aus Schwarzenbach an 
der Saale hatte gegen 21 Uhr den Taxichauffeur Weid¬ 
ner zu einer Fahrt nach Fischbach bei Nürnberg bestellt. 
In der Nähe von Fischbach gab Heller, der sich in Be¬ 
gleitung der 21jährigen Muendel aus St. Pölten be¬ 
fand, den Auftrag zum Wenden. Als der Chauffeur die¬ 
ser Aufforderung nachkam, erhielt er von Heller einen 
Schuß in den Kopf. Weidner wurde schwer verletzt von 
Passanten ausgefunden, die ihn zur Gendarmerie Fisch¬ 
bach brachten. Seine Verletzung ist schwer, aber nicht 
lebensgefährlich. 
Den Bemühungen des Polizeipräsidiums Nürnberg- 
Fürth, das sofort die Verfolgung des Täters durch Ueber» 
fallkommando und Kriminalbeamte aufnahm, gelang es, 
den in Richtung Nürnberg geflüchteten Verbrecher zu 
stellen und nach kurzem Schußwechsel festzunehmen. Da¬ 
bei erlitten zwei Polizeibeamte Schußverletzungen an 
der Hand. Heller, der schon vorbestraft ist, gibt zu, die 
Tat verübt zu haben, um zu Geld zu gelangen. 
EP. Prag. In den frühen Nachmittagsstunden des 
Dienstags trat das Prager Abgeordnetenhaus zusam¬ 
men, um di« von Ministerpräsident Beran verlesene Re- 
gierunzserklärung entgegenzunehmen. Zwei Stunden 
später gab Beran die gleiche Erklärung im Senat ab. 
Die Septemberkrise wurde vom Ministerpräsidenten 
nur ganz kurz berührt. In den die allgemeinen Grund¬ 
linien der Staatspolitik aufzeigenden Darlegungen der 
Regierungserklärung wurden im wesentlichen die Gedan¬ 
ken wiederholt, die Beran in seiner Rundfunkrede un¬ 
mittelbar nach seiner Ernennung zum Ministerpräsiden¬ 
ten dargelegt hatte. In diesem Zusammenhang stellte 
Beran fest, daß erst „ein Anstoß von außen" den Weg 
zur Einheit der Nation und zur Abrechnung mit einem 
System frei gemacht habe, das die Tschecho-Slowakei 
aus der Vorkriegszeit übernommen hatte. 
Zur Außenpolitik übergehend erklärte Beran, daß 
her Tschecho-Slowakei vor allem an der Regelung des 
strengungen gemacht, um unerwünschte Bewegungen zu 
verhindern. 
freundschaftlichen Verhältnisses zu Deutschland gelegen 
sei. Er gab seiner Zuversicht Ausdruck, daß die unmit¬ 
telbare Fühlung zwischen den Staatsmännern beider 
Länder diese Regelung beschleunigen werde. Beran fuhr 
dann fort: „Wir verbergen nicht, daß wir in der er¬ 
sten Zeit die natürlichen Ueberreste der psychologischen 
Folgen unserer schweren territorialen und nationalen 
Verluste überwinden müssen. Wir glauben jedoch, daß 
das deutsche-Volk mit seinem Führer die seelische Ver¬ 
fassung unseres Volkes nach der Sturmwelle, die über 
unsere Köpfe hinweggegangen ist, wohl verstehen wird." 
Der Ministerpräsident gab auch seiner Freude Ausdruck, 
daß sich die Beziehungen zu Italien, Polen und Ungarn 
erheblich gebessert hätten. Beran erklärte schließlich, die 
Tschecho-Slowakei werde nicht die Politik der Isolierung 
betreiben, sondern ihre Beziehungen zu allen anderen 
Staaten ausrecht erhalten und erleichtern, vor allem mit 
Frankreich, England und USA. Allerdings hege die 
Tschecho-Slowakei auch keine Sehnsucht danach, „an 
allem Anteil zu haben". 
In dreizehn Punkten zeigte dann der Ministerprä¬ 
sident die zahlreichen Aufgaben auf, die der Tschecho- 
Slowakei im Innern harrten. Die wesentlichsten von 
ihnen sind der Umbau der öffentlichen Finanzen; die 
Neuregelung der Sozialpolitik, verbunden mit der Ein¬ 
führung der Arbeitspflicht, die Vereinfachung der So¬ 
zialversicherung und die Reform der Arbeitslosenunter¬ 
stützung, Fürsorgemaßnahmen für die Flüchtlinge, Lö- 
sung der Emigrantenfrage, Förderung der Privatwirt¬ 
schaft, Neuregelung des Verkehrswesens und vor allem 
die Inangriffnahme der auch in der Tschecho-Slowakei 
brennend gewordenen Judenfrage. 
Abschließend forderte Beran die Erteilung außeror¬ 
dentlicher Vollmachten für die Regierung zur Durchfüh¬ 
rung dieser Maßnahmen und kündigte noch die Einbrin¬ 
gung eines Gesetzantrages an, den bestehenden parla¬ 
mentarischen Spar- und Kontrollausschuß zu einer Dau¬ 
ereinrichtung zu machen. 
Unmittelbar nach der Vollsitzung des Abgerodneten- 
hauses trat der Verfassungsrechtliche Ausschuß zur Be¬ 
ratung des von der Regierung eingebrachten Entwurfs 
eines Ermächtigungsgesetzes zusammen. Der Entwurf 
wurde nach kurzer Aussprache mit unwesentlichen Aen- 
derungen angenommen. 
Ausnahmezustand um drei Monate verlängert 
Die Zentralregierung hat im Einvernehmen mit der 
slowakischen und der karpatho-ukrainischen Landesregie¬ 
rung den Ausnahmezustand, der am 17. September, 
also unmittelbar vor der Mobilisierung, für die Dauer 
von drei Monaten verhängt wurde, auf weitere drei 
Monate verlängert. 
Die ursprüngliche Absicht, wenigstens einige Be¬ 
schränkungen, so insbesondere die Aufhebung der Frei¬ 
heit der Person und des Hauses und die Aufhebung des 
Briefgeheimnisses zu beseitigen, wurde fallen gekästen. 
Der Ausnahmezustand bleibt vielmehr in'^ vollem Um¬ 
fange, rote bisher, bestehen, also auch neben den bereits 
genannten Beschränkungen die Aufhebung der Presse¬ 
freiheit, verbunden mit der Einführung der Dorzensur. 
Neues Devifemecht für Groß-eutschlan- 
Straffe Zusammenfassung rm- Bereinheitlichunv -er Bestimmungen 
Nachdem diese Gesetze bereits am 1. Mai d. Is. Im 
Lande Oesterreich In Kraft gesetzt worden sind, ist nun- 
mehr auf dem Gebiete des Wechsel- und Scheckrechts die 
völlige Rechtseinheit zwischen dem Altreich, dem Lande 
Oesterreich und den sudetendeutschen Gebieten herge¬ 
stellt. 
Aeberall werden Arbeitskräfte gesucht 
Günstige Entwicklung -es Arbeitseinsatzes im November 
Bor altem Freundschaft mit Deuffchtand 
Der neue Grundriß -er tschecho slowakischen Außenpolitik 
Ein besonders bemerkenswerter Zug in dem verän¬ 
derten Bilde des Arbeitseinsatzes im November 1938 ist, 
daß eine starke Nachfrage nach Arbeitern von den Außen¬ 
berufen kommt, die früher im November ihre Befchafti- 
gung einzuschränken pflegten. So hat die Landwirt¬ 
schaft offene Stellen in großer Zahl angemeldet. F, 
hat das Baugewerbe zahlreiche Arbeiter, in der H< 
LeistunssverbesserungöttRentrnveMemng 
Dnb. Berlin. Das Gesetz über den Ausbau der Ren¬ 
tenversicherung vom 21. Dezember 1937 hat die Lei¬ 
stungen der Rentenversicherung wesentlich verbessert. Für 
Kriegsdienst- und Wehrdienstzeiten werden wieder Stei¬ 
gerungsbeträge gewährt. Kinderzuschüsse, Waisenren¬ 
ten und die Renten für kinderreiche Witwen find ausge¬ 
baut, die Ruhensvorschriften beim Zusammentreffen der 
Rente mit anderen Bezügen gemildert und bee knopp- 
schaftlichen Renten erhöht worden. 
Um sicherzustellen, daß diese Leistungsverbesserungen 
auch Rentenempsängern zugute kommen, die von der 
öffentlichen Fürsorge ergänzend unterstützt werden, 
haben der Reichsarbeitsminister und der Reichsminister 
des Innern gemeinsam eine Anrechnungssreiheit von 
Leistungsverbesserungen angeordnet. Die Fürsorgeuw 
terstützung darf nicht um den Betrag der Steigerungs¬ 
beträge für die Kriegsdienst- und Wehrdienstzeiten ge¬ 
kürzt werden. Bon dem Kinderzuschuß für das dritte und 
jedes weitere Kind in der Rentenversicherung werden je 
2.50 Rm. monatlich nicht auf die Unterstützung ange¬ 
rechnet. Bei Waisenrenten und Kinderzuschüssen, die 
während der Schul- und Berufsausbildung über das 15. 
Lebensjahr hinaus gewährt werden, ist em Betrag bis 
zu zehn Rm. monatlich für jedes Kind freizulassen. 
Von den Kinderzuschüssen der knappschastlichen Arbei- 
ter-Pensionsversicherung werden 3.75 Rm. monatlich 
nicht auf die Fürsorge angerechnet, soweit der Kinder¬ 
zuschuß nach dem vor dem 1. Januar 1934 geltenden 
Recht festgesetzt worden ist. Außerdem bleiben bei 
knappschastlichen Arbeiterpenfionen, die nach dem ab 
= 1. Januar 1934 geltenden Recht festgesetzt worden sind, 
3 Rm., bei Witwen-Pensionen 1.50 Rm. monatlich an- 
rechnungssrei. Eine weitere Freigrenze ist für Renten¬ 
empfänger vorgesehen, die gleichzeitig Leistungen der 
Invaliden- und der Knappschastlichen Versicherung be¬ 
ziehen. Empfänger von Witwenrenten mit mehr als drei 
waisenrentenberechtigten Kindern werden künftig allge¬ 
mein in der Sozialrentnerfürsorge betreut, auch wenn sie 
noch nicht invalide sind und das 65. Lebensjahr noch 
nicht vollendet haben. 
Soweit den Rentenempfängern die Leistungsverbes- 
Dnb. Berlin. Der Reichswirtschaftsminister hat das 
Gesetz über die Devisenbewirtschaftung in neuer Fas¬ 
sung bekannt gemacht. Das neue Devisengesetz tritt am 
1. Januar 1939 im gesamten Gebiet des Grotzdeut- 
fchen Reiches in Kraft und ersetzt auch das im Londe 
Oesterreich noch geltende Landesdeoifenrecht. Damit ist 
ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Wege der Ver¬ 
einheitlichung des Rechts im Großdeutschen Reich getan. 
Das neue Devisengesetz faßt im wesentlichen die Vor¬ 
schriften des Gesetzes über die Deoisenbewirtfchaftung vom 
4. Februar 1935 und der dazu ergangenen zwei Aende- 
rungsgesetze und 11 Durchführungsverordnungen zusam¬ 
men. Besonderer Wert ist dabei auf eine strasfe Zusam¬ 
menfassung gleichartiger Tatbestände und eine Verein¬ 
fachung der Gesetzessprache gelegt worden. Dadurch ist 
die Uebersicht über das Devisengesetz verbessert und fein 
Inhalt leichter verständlich geworden. Die bisherigen 
devisenrechtlichen Beschränkungen sind im wesentlichen 
unverändert geblieben. Nach den in der Praxis ge- 
mochten Erfahrungen hat es sich aber als notwendig her- 
ausgestellt, weitere Maßnahmen gegen die Kapitalflucht 
vorzufchen. So wurde die Verwendung und Ueberbrin- 
gung von Geschenken und die Mitnahme von jeglichem 
Auswanderungsgut ins Ausland ausdrücklich, für ge- 
nehmigungsbedürftig erklärt. Den Juden deutscher 
Staatsangehörigkeit und den staatenlosen Juden ist auch 
im Reiseverkehr nach dem Ausland jede Mitnahme von 
Gegenständen, die nicht zum persönlichen Gebrauch not¬ 
wendig sind, verboten. 
Das neue Devisenstrafrecht enthält ebenfalls einige 
Aenderungen. Nach dem bisherigen Devisengesetz mußten 
die Devisenstellen, falls sich der Beschuldigte nicht frei- 
hch oas Baugewerbe zahlreiche Arbeiter, in der Haupt- 
(aege Maurer und Zimmerer, angefordert. In den ver¬ 
gangenen Monaten mußten Bauten stillgelegt ober zu- 
ruckgestellt werden. Die Arbeit an diesen Bauten wird 
jetzt wieder ausgenommen, auch werden neue Bauten be- 
gönnen. Neben dem Baugewerbe übt vor allem der 
Verkehr einen starken Druck auf den Arbeitseinsatz 
aus. Alle für den Verkehr arbeitenden Industrien, Lo- 
komotiv- und Waggonfabriken, Fahrzeug- und Motor¬ 
fabriken meldeten großen Bedarf an. Es muhten Unge¬ 
lernte, Berufsfremde und Frauen zugewiesen werden. 
Die Betriebe richten sich immer mehr auf die Umschulung 
der einzustellenden Arbeitskräfte ein. 
In Oesterreich ist die Zahl der Arbeitslosen etwas ge¬ 
stiegen, und zwar um 6200 auf 112 700. In den fube» 
tendeutschen Gebieten wurden am 30. November 1938 
196 000 Arbeitslose gezählt, darunter 714)00 Frauen. Es 
entspricht dem großen Umfang der Textilindustrie im 
Sudetenland, daß die Textilarbeiter mit 25 000, darunter 
18 000 weibliche, die höchste Zahl der Arbeitslosen in 
einer Berufsgruppe haben. 
willig der von den Devisenstellen festgesetzten Strafe 
unterwarf, jede Devisenzuwiderhandlung geringfügiger 
Natur der Staatsanwaltschaft zur Weiterverfolgung ab- 
geben. Um die dabei hervorgetretenen Mängel zu be¬ 
heben, haben die Devisenstellen, ähnlich wie die Finanz¬ 
ämter, die Befugnis erhalten, über gerinqsüigige Devi- 
senzuwiberhandlungen burch Strafbescheide zu "entschei¬ 
den. Außerdem können die Gerichte und die Devisen¬ 
stellen künftig in besonderen Fällen anordnen, daß die 
für geringfügige Devisenzuwiderhandlungen verfugten 
Strafen nicht in das Strafregister eingetragen werden.. 
Die Vorschriften Über di« Erport-Valutoerklärung,' 
das devisenpolitische Abfertigungsverbot und Uber dis 
Devisenüberwachung bei der Aus- und Einfuhr sowie die 
Richtlinien für di« Devisenbewirtschaftung werden eben¬ 
falls neu gefaßt und in Kürze erscheinen. 
ferungen für eine zurückliegende Zeit nachgezahlt wer¬ 
den, dürfen die Beträge nicht zum Ersatz von Fürsorge- 
kvsten in Anspruch genommen werden. Bereite zur 
Kostendeckung herangezogene Beträge werden zurücker¬ 
stattet. 
2>urch diese Regelung wird erreicht, daß sich die Sei* 
stungeverbesserungen des Ausbaugesetzes auch bei den in 
öffentlicher Fürsorge stehenden Sozialrentnern in einer 
entsprechenden Erhöhung ihrer Bezüge auswirken. 
DNB Berlin. Nach Mitteilung der Reichsanstalt 
für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung hat 
sich die Zahl der Beschäftigten im Altreich mit rund 20,8 
Millionen auf der gleichen Höhe gehalten wie im Okto¬ 
ber. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten 
Arbeitslosen hat im Monat November um rund 12 000 
auf 152 000 abgenommen und die Zahl der offenen Stel¬ 
len, die unbesetzt geblieben sind, ist gewachsen. Mit der 
aleichbleibenden Beschäftigung, mit der Abnahme der 
Arbeitslosen und mit der Zunahme der unbesetzten offe¬ 
nen Stellen zeigt der Monat November ein Bild, bar 
Wohl zum ersten Male in ber beutschen Wirtschaft bei 
Beginn des Winters festzustellen ist. Bisher nahm im 
November die Beschäftigung und die Zahl der offenen 
Stellen ab und die Zahl der Arbeitslosen zu. Zu dem 
völlig entgegengesetzten Ergebnis hat der hohe Auf¬ 
tragsbestand fast aller Industriezweige und daneben die 
sehr milde Witterung im November beigetragen. Es 
wurden zahlreiche Männer und Frauen in Arbeit ge¬ 
bracht, die bisher in keinem Beschäftigungsverhältnis ge¬ 
standen hatten. Auch nahmen Invalide und Erwerbs- 
befchränkte wieder Arbeit auf. 
Die Bewegung der Arbeiter zwischen den Wirtschafte- 
zweigen und Betrieben pflegte in den vergangenen Jah¬ 
ren im November nachzulassen. Im Berichtsmonat hat 
sie dagegen ununterbrochen angehalten. Landwirtschaft, 
Forstwirtschaft, Bergbau, Schiffahrt und Textilindustrie 
klagen über die Abwanderung zu anderen Industrien. 
Von den Arbeitsämtern und den Betrieben werden An- 
D«r Reichsminister der Justiz hat i... T" ________;______ 
mit dem Reichsminister des Innern durch zwei Ver¬ 
ordnungen vom 10. Dezember 1938 bas im alten Reich 
geltende Wechselgeletz vom 21. Juni 1933 und das 
Scheckaesetz vom 14. August 1933 nebst den dazugehöri¬ 
gen Vorschriften in den sudetendeutfchen Gebieten zum 
15. Dezember 1936 eingeführt. 
rNMwoch, den 14. Dezember ig3' 
Dec Strafantrag in Paris 
ffieneralftaatsanroa» forbert lebenslängliche 3roa 
arbeit für die plewitzkaja 
EP. Paris. Der Generalstaatsanwalt ftlath 
gestern für die Plewitzkaja, wie die Frau des 
Skoblin allgemein genannt wird, lebenslünw^ 
Zwangsarbeit wegen erwiesener Mittäterschaft Qn h 
Entführung des weißrussischen Generals von Mül 
„Ich bitte Sie, meine-Herren Geschworenen", so 
der Generalstaatsanwalt, „alle politischen Thesen be f > 
jü stellen, ebenso die erörterten Hypothesen und die B,r 
schiedenartig« Hinweise, von denen das Dossier w 
melt. Sie haben nicht einen Roman zu oerfoiaen f/”* 
dem di« Schuld einer Angeklagten zu beurteilen die 
allzugewiß ist!" ' e rar 
Großen Eindruck scheint auf die Zuhörerschaft auch 
*'t?rithslottcrie 
> । c 
13/iFMittMavmari? 
die Rede des Rechtsvertreters der Zivilpartei, des Rechts, 
anwalts Ribet,_gemacht zu haben, vor allen Dingen die 
Heftigkeit, mit der er die Bemühungen einflußreicher 
Volksfrontkreise und besonders des damaligen sozialisti¬ 
schen Innenministers Marx Dormoy geißelte, in diese fim 
stere Angelegenheit kein Licht bringen zu lassen. , Trotz 
ber unzureichenden polizeilichen Maßnahmen, trotz der 
Bemühungen eines Ministers, ber an dem Verbrechen 
nur das beachtet, was feinen politischen Zielsetzungen 
bienen kann, hat die Gerechtigkeit eine Schuldige ergrif. 
fen“, so erklärte Ribet. „Sie ist dort!" Bei diesen 
Worten zeigte Ribet auf die Angeklagte. „Urteilen Sie 
über sie ohne Haß, aber auch ohne Mitleid!" 
Der erste Verteidiger der Plewitzkaja, ber jüdische 
Rechtsanwalt Schwab, versuchte in seinem Plädoyer, die 
Behauptung des Zivilklägers, es handle sich bei der Ent¬ 
führung des Generals Miller um ein Atentat der GPU. 
auf französischem Boden, zurückzuweifen. Es fei ein Ro¬ 
man, in dieser Affäre die Hand der GPU. sehen zu 
wollen. 
Zwischen gestern und heute 
Der Führer und Reichskanzler hat Seiner Majestät 
dem König von England zum Geburtstage drahtlich 
leine Glückwünsche übermittelt. 
Der Korpsführer des NSKK., Reichsleiter Hühn¬ 
lein, weihte heute die 26. Motorschule des NSKK. 
in ber Niedersachsenstadt Bad Gandersheim ein. Die 
Schule ist nach den neuesten Erkenntnissen aus dem Ge¬ 
biete der Kraftsahrtechnik gebaut und mit allen techni¬ 
schen Errungenschaften ausgestattet. 
Gestern traf Professor Sandra, ber Leiter des ras¬ 
senpolitischen Amtes im italienischen Ministerium für 
Volkskunst, in Berlin zum Besuch des Rafsenpolitischen 
Amtes ber NSDÄP. ein, 
Reichsbankpräsibent Dr. Schacht traf am Mittwoch 
vormittag zu einem kurzen Besuch in Bonbon ein. 
Während feines Londoner Aufenthaltes ist Dr. Schacht 
Gast des Direktors der Bank von England Montague 
Norman. 
Die Gerüchte über die bevorstehende Auflösung einer 
Anzahl polnischer Freimaurerlogen finden nunmehr 
ihre Bestätigung. Soeben ist ein amtliches Kommunique 
herausgegeben worden, in dem von der Auflösung von 
neun Logen Mitteilung gemacht wird. 
Der lettische Außenminister Munters verließ gestern 
nach längerem Aufenthalt London. Der größte Teil sei¬ 
ner Verhandlungen hat der Frage des englisch-lettischen 
Handels gegolten. Auch über die Frage der Beteili¬ 
gung der englischen Rüstungsindustrie an Lettlands Aus¬ 
rüstung wurde gesprochen. 
Nach einer Mitteilung des Ministers für das un¬ 
garische Oberland tritt im rückgegliederten Oberland am 
20. Dezember die Zivilverwallung in Kraft. 
Die rumänische Regierung hat beschlossen, in Zunkunst 
sämtliche Teilnehmern an staatlichen Lieferungen eine 
Sondergebllhr für den Luftfahrtfonds aufzuerlegen. 
Nach dem Dorliegen der endgültigen Wahlergebnisse 
aus Jugoslawien stellen sich die berichtigten Stimmen¬ 
zahlen wie folgt: Regierungsliste Stojadinowitsch 5454 
Prozent, Liste Matschet 44Ve Prozent, Liste Ljotitsch 
1 Prozent. 
Der syrische Ministerpräsident Djemil Marbam Bey 
hat sich nach annähernd sechsmonatigem Aufenthalt in 
Frankreich nach Beirut eingeschifft.' Während seines 
Aufenthaltes in Frankreich hat er sich vergeblich um 
die Ratifizierung des französisch-syrischen Abkommens 
bemüht. 
Der frühere britische Außenminister Eden wurde ge¬ 
stern von Präsident Roosevelt empfangen. 
Meldungen Pariser Blätter aus Mexiko zufolge ver¬ 
handele die japanische Regierung gegenwärtig mit ber 
mexikanischen Regierung über den Ankauf von 30 Mil¬ 
lionen Fäßchen Petroleum. 
Bon MWurg nach W 
700 Kilometer nach Osten auf noch bei bet CSR 
verbliebenen Straßen 1 
Von unserem Sonderberichterstatter Dr. Oldag 
I. 
E hu st, im Dezember. 
Chust ist bi« neue Hauptstadt der autonomen Kar- 
pato-Ukraine, nachdem die alte'namens Uzhorob, die 
Hauptstadt einer 20jährigen Scheinautonomie an Un- 
•garn fiel. Am 2. Advent abends bin ich hier angekom- 
men. Ich weiß vorerst noch nicht sehr viel von diesem 
weltoerlasfenen Nest mit feinen 12 000 Einwohnern. 3lut 
das habe ich sehr schnell erfahren, daß es hier vier Ho- 
tels gibt. Das eine fei ungarisch, das andere slowakisch 
dos dritte tschechisch und das vierte ukrainisch, sagte man 
mir. Bei Licht betrachtet, stellte es sich heraus, daß 
alle vier jüdisch sind. Soviel zunächst von Chust, das 
ich mir bald näher betrachten werde. Wenn ich, Müde 
gerattert, spätabends noch diesen Bericht schreibe, so nur 
deshalb, weil die gewöhnliche Post von hier nach Pre߬ 
burg ganze vier Tage braucht und ich eben gehört habe, 
daß morgen ein Kurierflugzeug abgehen soll, wodurch 
3’/s Tage eingespart werden könnten. (Es ging aber 
nicht ab — daher die Verspätung! Die Schriftltg.). 
Es Ist mir eine große Genugtuung, daß ich selbst 
wenigstens einen runden Tag schneller von Preßburg 
nach Chust gereift bin, als einem Umschlag mit Brief- 
Marke und selbst wichtigeren karpato-ukrainischen Staats, 
alten beschieden ist. Immerhin liegen mir die 700 östliche 
Straßenlikometer spürbar irt den Gliedern. Die alte 
Tschecho-Slowakei hatte, in der Luftlinie gemessen, von 
Eger dis Safina am Tartarenpaß gut 1000 Kilometer. 
Nach Autokilometer berechnet, werden «s wohl noch 300 
mehr. Daß das Egerland inzwischen zum Reich ge¬ 
kommen ist, fällt bei dieser Rechnung nicht ins Gewicht 
Aber die Kilometerzahl sagt noch nicht alles über das 
Wesen dieser Reise aus. Man fährt hier nämlich weder 
auf Autobahnen, noch auf Straßen erster, zweiter ober 
dritter Ordnung na* reichsdeutschen Begriffen. Man 
fährt eben auf östlichen, sebr östlichen Straßen. Und 
das ist eine Klaffe für. sich, die kennenzulernen, weder für 
das geplagte Auto noch für den Lenker ein sonderliches 
Vergnügen ist, zumal, wenn es bei 700 Kilometer Fahrt 
680 unentwegt Bindfäden regnet und ein freundlicher 
Karpatennebel des Morgens und Abends den Straßen¬ 
zustand in weißlichgraue Watte hüllt. 
ES regnete, al« ich angesichts von Engerau, dem 
einstmals tschechischen Brückenkopf von Preßburg, zu 
Füßen deS bombastisch-mißratenen Stefanik-Denkmals 
startete. Dieses Denkmal — es stellt die Figur eines 
Piloten bar, in dessen Rücken sich eine riesige löwen- 
gekrönte Säule erhebt — ist heute bekränzt. Denn was 
der tote Slowakenführer, ber während des Weltkrieges 
mit Masaryk und Benesch zusammenwirkte, ersehnt hat 
und wofür er wahrscheinlich mit dem Leben büßen 
mußte: die autonome Slowakei ist jetzt erreicht. Frei¬ 
lich kam die slowakische Freiheit nicht aus Paris und 
noch weniger aus Prag, sondern die deutsche Wehr¬ 
macht trug sie zugleich auch für die Slowaken ins 
sudetendeutsche Land. Und da« hätte sich Stefanik, 
als er, In seinem Caproniflugzeug im Spätherbst von 
Italien kommend, über Preßburg von tschechischen 
Maschinengewehren abgeschossen wurde, wohl niemals 
träumen lassen. 
So ist e» heute nur folgerichtig, wenn Slowaken 
und Deutsche im slowakischen Staate einträchtig zu- 
sammenarbeiten. Hier kann jeder Deutsche mit „Seil 
Hitler" grüßen, hier wird jetzt alle« für das deutsche 
Schulwesen getan. Hier gibt ei gemeinsame deutsch- 
- slowakische Kundgebungen, hier kann sich deutsches 
Volkstum in völliger Freiheit entfalten, besser als 
vielfach noch in Böhmen und Mähren,. Und wo noch 
nicht alles im Lote ist, da liegt da» lediglich daran, 
daß noch nicht überall und alle tschechischen Beamten 
aus der Landesverwaltung entfernt sind und ihr Un¬ 
geist dämm noch einige, freilich beiwutengslose Stützen 
hat. Der Nationalstätenkampf in bet Slowakei, ber 
niemals die bö-artigen Formen wie im westlichen Teil 
ber tschechoslowakischen Republik angenommen hatte, 
hat jedenfalls vollständig aufgehört, und wo noch so 
etwa- tobt, da handelt es sich lediglich um die Um¬ 
garn und die Juden, wobei die ersteren nach ber Ab¬ 
tretung ber überwiegend magyarisch besiedelten Ge¬ 
biete nur in verhältnismäßig kleiner, die letzteren in 
um so größerer Zahl vertreten sind, auch wenn es den 
Hlinkagarden — so nennt sich die siowakische SA — 
gelungen ist, noch einige Tausend rechtzeitig in die 
abzutretenden Gebiete abzuschieben. 
Preßburg wird bekanntlich von den Ungarn als ihre 
30Hährige Krönungsstadt In Anspruch genommen, und 
so war man in dieser Beziehung in Budapest mit dem 
Wiener Schiedsspruch zunächst ein wenig unzufrieden. 
Doch wenn es schon zutrifft mit den ungarischen Krö¬ 
nungen in der damals noch reindeutschen „freien Stadt", 
so war es doch so, daß in der Preßt»urger Krönungs¬ 
kirche, einem wunderschönen alten deutschen Dorne, dem 
deutschen Kaiser zu der Würde des Reiches, die er ver¬ 
körperte, die ungarische Krone noch zusätzlich aufs Haupts 
gesetzt wurde. Man kann also Preßburg mit Fug und* 
Recht als die Stadt bezeichnen, in der die ungarischen 
Stände dem deutschen Kaiser ihre Landeskrone dar- 
brachten und sich damit der Idee des Reiche, weihten. 
Daraus aber, wie es manche Ungarn gegenwärtig ver¬ 
suchen, einen Anspruch gegen da, Reich abzuleiten, 
ist eine etwas gewaltsame Verkehrung historischer Tat- 
fachen, zumal wenn man in Betracht zieht, daß auch 
heute noch die Deutschen in Preßburg die stärkste Volks¬ 
gruppe darstellen. Wenn der Führer entschied, daß 
Preßburg bei ber Slowakei verbleiben solle, so wohl 
deshalb, weil diese Lösung gemessen an anderen Mög¬ 
lichkeiten noch als die beste erschien. Keine Volks¬ 
gruppe erreicht dort die absolute Mehrheit, — weder, 
die 42 000 Deutschen, noch die als zweitstärkste Gruppe 
figurierenden Ungarn, noch die rund 80 000 Juden ober 
gar bie kleinste der Slowaken. So finden wir hier den 
eigenartigen Tatbestand vor, daß die Slowaken In ihrer 
eigenen Landeshauptstadt weit in ber Minderheit sind. 
Es wird wohl kaum auf ber ganzen Welt eine Haupt¬ 
stadt mit ähnlichen Verhältnissen geben. 
An einem Vtzrmitiag trat ich die große Oftfahrt nach 
Chust an. Die gut betonierte Reichsstraße nach Neutra, 
von dessen Burg einst die slowakischen Fürsten das 
etwas kurzfristige Großmährifche Reich lenkten, Ist auf 
lange Strecken in ungarische Hände gekommen. So muß 
man nach Norden ausbiegen. Es geht am Dftranb der 
Kleinen Karpaten entlang durch eine ganze' Reihe von 
deutschen Weindörfern: Ratzersdorf, St. Georgen, 
Grünau, Bösing, hindurch bis nach Modern (Modra), 
wo der Weg nach Tyrnau eingeschlagen und über Sereb 
Neutra erreicht wirb. Es ist eine fast tellerflache Ebene, 
ein goldene, Land -ches Weizen, und der Zuckerrübe, in 
der Mitte zwischen den genannten beiden Städten von 
dem breiten Waagsluß durchschnitten. Bei Neutra wird 
bas Tal bes Flusses erreicht, ber dieser Stadt den Na¬ 
men gab. 
Ihm folge ich nun auf viele Kilometer gegen Nord- 
often, bis ich nach ungefähr 85 Kilometern bie Deutsch- 
Proben-Kremnitzer Sprachinsel erreiche, in der gegen 
60 000 Deutsche in vielen kleinen Städten und Dörfern 
seit etwa 600 Jahren zu Hause sind. Als Bergsachver¬ 
ständige kamen sie einst, von ungarischen Königen ge¬ 
rufen, aus Schlesien und Sachsen her, um Gold zu schür¬ 
fen und der Name Deutsch Proben kommt von Gold¬ 
proben, denn dort schmolz man bas kostbare Metall aus. 
Ein anderer Ort heißt Fundstellen, ein dritter Zech (von 
Zeche). Die Bergleute bauten sich bann ihre Dörfer, 
mußten aber zuerst den undurchdringlichen Wald 
„hauen". So entstanden die Ortsnamen wie Schmieds- 
häu, Krickerhäu, Neuhöu und wie sie alle heißen. Man¬ 
cher dieser Orte ist der Sloroakisierung zum Opfer gefal¬ 
len, aber 60 000 deutsche Menschen dieser Sprachinsel 
haben — abgeschnitten von ihrem Volk und fern von 
ihrer Heimat — hier mitten in den Bergen der Tatra 
ihr Volkstum 600 Jahre bewahrt. In den letzten 20 
Jahren haben sie sich dann auch von der ungarischen 
Staatsidee losgerungen und fo hat heule Adolf Hitler 
wohl nirgendwo leidenschaftlichere Gefolgsleute, als hier 
im Deutsch-Proben-Kremnitzer Gebiet. 
Verlag: Verlag Fuldae, 3eituug GmbH 
Serlagsbireftor: Bernhard E Schulz, 
Hauptschriftleiter: Justu- M e t n a r b i. . 
Stellvertreter de, Hauptlchriftleiters: Dr Karl A u- 
Itermann Verantwortlich für Politik und Wirtschaft: 
Justus Meinardi; für Lokales Dr Karl Au st er¬ 
mann; für Heimat und Sport Edmund Bischoff; 
für Kultur und Unterhaltung sowie lämtliche Beilagen: 
Walther Dillinger; für Bebilderung: bie Ressort- 
schriftleiter^ für den Anzeigenteil: Oskar Kramer; 
Druck: Parzeller & Co norm Fuldaer Aetiendruckerei. 
fämtlid) In Fulda 
Berliner Schriftleitung Dr Ruldot Vogel 
D. A. X1/38: über 13 000, Samstag/Sonntag allein 
über 14 000. Z. Zt! Preisliste Nr. 6. '
	        
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