Full text: Fuldaer Zeitung (1938)

Amtliches Sreisblatl 
Juldaer Zeitung Nr. 290 
Samefag/Sonnfag, den 17./1S. Dezember n 
wurde wieder nach Westen abgetrieben, und da es kei¬ 
nen anderen Ausweg gab, hielt man auf Schottland zu. 
An einem regnerischen Abend schleppte die „Irene" 
sich wie ein flügellahmer Vogel nach Aberdeen hinein. 
„Na, Peter Jensen," sagte Kapitän Ankers»», „nun 
wollen wir lieber morgen zum Konsulat gehen und Sie 
heimsenden. Ihre Frau sehnt sich bestimmt nach Ihnen." 
„Sa, das wird sie wohl tun." 
„Aber wenn Sie nun nach Hause kommen, sprechen 
Sie doch mal mit ihr darüber, ob Sie sich nicht besser 
-um Seemann als zum Fischer eignen. Ich würde Sie 
gerne an Bord nehmen, wenn wir auf die nächste 
Reise gehen. Was meinen Sie dazu?" 
„Ja, das wäre vielleicht nicht |o übel. Wir können 
ja darüber reden, wenn die „Irene" nach Kopenhagen 
kommt." 
Am nächsten Morgen war Peter Jensen verschwun¬ 
den. Nirgend» auf dem Schiff konnte man ihn auf¬ 
treiben. Er muhte über Bord gefallen fein. Daß er 
an Land geschwommen sein könne — daraus kam nie¬ 
mand ... bis die Polizei kam und sich den Mann an¬ 
sehen wollte, der bei Hanstholinen geborgen worden war, 
und der niemand anderes sein konnte, als der bekannte 
Spritschmuggler Gerner, der aus dem Gefängnis aus¬ 
gebrochen und in einem gestohlenen Boot entkommen 
war. 
Berechtigt« Uebertragung au» dem Dänischen von 
Karin Reitz. 
Das Qesicht des JCapUäas 
Skizze von Erik Bertels en 
Dor drei Wochen war der Schoner „Hermion«" mit 
Ballast von Kapstadt abgegangen, Kurs auf Barbados, 
wo neue Fracht wartete. Da das Schiff wenig Ladung 
hatte und hoch im Wasser lag, schlingerte e» heftig bei 
dem hohen Seegang, und e» war kein besondere» Ver¬ 
gnügen, sich an Deck aufzuhalten. Trotzdem war nie¬ 
mand an Bord mißgestimmt. Der Sudostpassant hatte 
den Schoner gut vorwärts getragen. St. Helena und 
Ascension lagen schon ein ganze» Stück zurück. Kapitän 
Kjellgren war ein erfahrener Schiffer, der keine über¬ 
menschlichen Anforderungen an feine Besatzung stellte. 
Keine vierzehn Tage würde t» dauern, bi» man in 
Barbados war . . . 
Kapitän Kjellgren klopfte feine Pfeif» an der Re¬ 
ling aus und ging In feine Kajüte, um sie neu zu stop¬ 
fen. Als er wieder nach oben kam, war er ohne Pfeife. 
Und feine Miene war verändert. Man konnte in dem 
sonnenverbrannten Gesicht zwar keine Blässe entdek- 
ken, aber die Mannschaft bemerkte sofort, daß etwa» 
geschehen war. Der Kapitän schwieg, aber die Augen 
verrieten seine Stimmung. Unruhig forschend spähte er 
nach Südwest. Ein paarmal schlenderte er zu dem 
Steuermann herüber, als wolle er Order geben, den 
Kurs zu ändern. Aber gab keinen Befehl. Er versuchte 
so zu tun, als sei alles in Ordnung. 
Eine bedrückte Stimmung griff auf dem Schoner 
um sich. Der Gesang verstummte. Die Gespräche wur¬ 
den gedämpft geführt. Einer der Matrosen fragte nach¬ 
denklich: ,,Db er unten in der Kajüte Gesichte gehabt 
hat?" 
Schiff die hohe See aushielt. Sein ausfallendes In¬ 
teresse für den Zustand der Rettungsboote entging kei¬ 
nem der Besatzung, wenn man es auch als harmlose 
Kontrolle hinzustellen bemüht war. 
Stundenlang hielt er sich In seiner Kajüte auf. Der 
Zweite Steuermann Jagte eine» Abend» zu dem Ste¬ 
ward, al» er sich eine Tasse Tee holte: „Was mag es 
nur fein, was den Alten da unten so stark fesselt?" 
„Er räumt seine Sachen auf", flüstert der Steward 
geheimnisooll „Aller sucht er aus Kisten und Kästen 
hervor und steht e» genau durch. Ich glaube, er macht 
fein Testament!" 
Am nächsten Morgen war einer der älteren Leute 
so ernst, daß man annahm, auch er habe Gesichte ge¬ 
habt Sonst hatte er über die Kameraden gelacht, 
nun biß er die Zähne zusammen und schwieg. Es 
dauerte lange, bi» er zugab, er hätte einen bösen Traum 
gehabt. • 
Einer wurde wütend: ,,Sag doch endlich, was du 
geträumt hast! Es geht uns ja schließlich alle an! Es 
hat keinen Zweck, Heimlichkeiten zu haben." 
Der Alte besann sich und erzählte bann: „Ich 
träumte, daß mir in Westindien in einer Stadt neue 
Fracht bekamen. Aber was für eine Fracht — lauter 
Skelette! Dieser Traum bedeutet etwas. Das weiß 
ich. Ich träumte schon einmal dasselbe, als ich mit 
einem Dampfer aus China kam." 
Diese Erzählung hob die Stimmung nicht, wenn 
auch alle den Traum nicht besonders gefährlich finden 
tonnten. Aber in aller Heimlichkeit traf jeder feine 
Vorbereitungen. Es konnte nicht» schaden, klar zum 
Aufbruch zu sein! 
Zehn Tage nach der auffallenden Veränderung de» 
Kapitäns kam Barbados in Sicht. Der Druck, der auf 
allen lag, wich allmählich. Der Kurs war also richtig 
gewesen, und bas seltsame „Gesicht" des Kapitäns 
konnte wohl nichts Besonberes gewesen sein. 
Am späten Nachmittag lag ber Schoner braußen 
vor Bribgetown. Der Lotse führte ihn in ben Hasen. 
Als ber Anker gefallen war, schwirrten sofort bie Ein¬ 
geborenenboote um bas Schiff, bie Früchte unb andere» 
boten. Aber es durfte nichts eingehandelt werden, ehe 
nicht ber Hafenarzt an Borb gewesen war. 
„Kommen Sie mal mit hinunter in meine Kajüte", 
sagte ber Kapitän zu' bem Ersten Steuermann. ,Zch 
habe etwas, was ich ihnen zeigen will." 
Alle Besorgnis war aus Kjellgrens Gesicht Der- 
fchwunben. Als sie in seiner Kajüte waren, begann er 
fofort: „Ich habe einen bösen Schrecken gehabt vor 
einiger Zeit." 
,Za — bas hat man Ihnen angemerkt!" 
„So ? — Möglich! Es war aber auch wenig er- 
heiternb, was ich entbetfte. Sehen Sie selbst." 
Er setzte ben Zeigefinger gegen bie Lackierte Bord- 
wanb, unb brückte zu. Der Finger fuhr burch bas 
bröctelnbe, mürbe Holz! 
Der Steuermann sagte erschrocken: ,,Das ist ja voll¬ 
kommen wurmstichig! Woher kommt benn bas?" 
„Termiten! Wissen Sie nun, warum ich Sie da¬ 
mals banadf fragte? Wir müssen sie mit ber Fracht 
auf Java an Borb bekommen haben. Wie weit sie in 
ihrem Zerstörungswerk gekommen finb, weiß ich nicht 
Sie unterhöhlen alles unb lassen sozusagen nur bie 
äußere Schale am Holz sitzen. Ich fürchte, das ganze 
Schiff würbe bei hoher See in sich zerfallen. Gut, baß 
wir bi» hierher gekommen finb. Die „Herminoe" ist 
zweifellos erleblgt. Schabe brum! War ein schönes 
Schiff!" 
Sie ftanben nebeneinanber unb schwiegen. Kapitän 
Kjellgren schaute nachdenklich durch da» Bullauge über 
bas glitzernbe Wasser. Der Steuermann war blaß 
geworben. 
„Wir buchten alle, Sie hätten irgenb etwa» — Sie 
hätten ein Gesicht gehabt, damals, al» Sie plötzlich fo 
anbers würben!" murmelte er. 
Kjellgren wandte sich ihm zu mit einem verschmitzten 
Lächeln. Er gab bem Steuermann einen leichten Schlag 
vor bie Brust. „Unb bas habt Ihr mir alle gegönnt. 
Der Tag verging, ohne baß ber Kapitän fein Wesen 
änberte. Als die Sonne in einer niedrigen Wolkenbank 
unterging, legte sich der Wind. Die Dämmerung war 
kurz. Die Sterne tarnen schnell hoch, und wieder frischte 
der Passat auf. Der Kapitän wechselte ein paar Worte 
mit bem Steuermann unb ging bann hinunter. 
Aber niemanb an Bord hatte Lust, zu schlafen. Sie 
faßen in Gruppen auf Deck in der milden Tropennacht. 
Keine Harmonika spielte, nur leise unterhielt man sich. 
Der erste Steuermann und ber Stemarb saßen etwas 
abseits auf einer Luke im Lastraum. Der Steward 
meinte flüsternd: „Ob er vielleicht ein bißchen wunder¬ 
lich im Kopf geworben ist?" 
„Das sollte mich gar nicht wunbern", antwortete 
der Steuermann spitz. „All« bie Gelehrtheit, bie er ver¬ 
schluckt, muß ben Menschen ja wohl mal verwirren! Es 
gibt sicherlich kein Lebewesen auf der ganzen Welt, von 
bem er nicht ben Namen weiß!" 
„Er woltte wohl in feinen jungen Tagen gerne stu¬ 
dieren" 
„Er behauptet es immer. Aber was hat bas für 
«inen Zweck, über alle Lebewesen ber Welt Bescheid 
zu wissen? Was tut ein Seemann Damit? Nein — 
ein Schiff gut führen — ober gute Speisen bereiten 
können — baoor habe ich Achtung! Aber er beschäftigt 
sich mit Philosophie, unb ich weiß nicht mit was für 
Zeug noch? Er sollte bas lieber Lehrern unb solchen 
Leuten überlassen?" 
Der Steuermann spuckt« verächtlich aus unb fuhr 
fort: „Wenn ich nur anfange von einem mystischen 
Erlebnis zu berichten, überfällt er mich mit feiner Klug¬ 
heit unb seiner Wissenschaft! Pah — Wissenschaft! 
Nun ist ihm vielleicht endlich einmal etwas begegnet, 
wofür auch er keine Erklärung finbet. Da» gönne ich 
ihm richtig." 
„Hat er etwas erzählt?" 
„Nicht bas geringste. Wir bekommen ihn auch nicht 
dazu, damit herauszurücken. Er glaubt vielleicht, wir 
hätten seine Nervosität nicht bemerkt unb versucht, sie 
baburch zu verbergen, daß er über andere Dinge redet. 
Beim Abendbrot fragte er mich wahrhaftig, ob ich den 
Unterschieb zwischen einer Ameise unb einer Termite 
kenne! Ich sah ihn nur an „Nein", sagte ich. „So klug 
bin ich nicht. Ich weiß auch nicht, wie alt ber dickste 
Baum in Kalifornien ist, auch nicht, wieviele Tempel 
es in Benares gibt". — Da fragte er nicht weiter. 
Der Steuermann schwieg. 
Aber bald begann bas Geranne wieber. Man er¬ 
fuhr, baß ber Kapitän vollkommen angetleibet die 
Nacht verbracht hatte. Unb jetzt hatte er Schuhe an! 
Während er sonst wie alte anderen in ber Hitze barfuß 
ging! Es sah aus, als halte er sich klar, (eben Augen¬ 
blick von Borb zu gehen. 
Aber ein Tag folgt bem anbern, ohne baß etwas 
Außergewöhnliches geschah. Ab unb zu gab es Re¬ 
genschauer. Unb jebesmal, wenn ber Wind zunahm, 
bekam bas Gesicht bes Kapitäns einen gespannten Aus¬ 
druck, als verlasse er sich nicht ganz darauf, bah bas 
Die 7taccenfafine 
Ein junges Mädchen lag eine lange, lange Nacht 
wach, grübelte, kämpfte und meinte. In der Morgen¬ 
frühe aber kühlte und erfrischte dieses Mädchen bie hei¬ 
ßen Augen mit foltern Wasser, warf den Kops in den 
Nacken und ging festen Schrittes ben täglichen Weg zur 
Arbeitsstelle, wo bie Schreibmaschine wartete. 
Rosei Neuberg hatte sich nach langem Widerstreben, 
nach Zweifel unb Verzweiflung zu' einem Entschluß 
durchgerungen. 
„Ich werde es tun", dachte sie, „ich werde es ganz 
sicher tun! Heute noch! Sofort! Ich werbe zur Direk¬ 
tion gehen unb sagen: — ich verlasse die Firma! Ich 
kündige--!' 
Das junge Mädchen verlangsamte bie Schritt«, nahm 
«in weißes Tuch aus ber Lebertasche unb tupfte sich die 
Augen. Und dann tat es einen heimlichen Schwur: „Das 
war die letzte, die allerletzte träne!" 
Rosel Neuberg saß schon eine Weile auf ihrem Ar¬ 
beitsplatz, — vor sich die Schreibmaschine unb ben Fern¬ 
sprechschrank mit ben Stöpseln — als tropfenweise bie 
männlichen Angestellten den großen Raum betraten, 
darunter auch Rudi Weglahn er, der Mann, mit dem sie 
nicht mehr unter einem Dach atmen und arbeiten konnte. 
Das junge Mädchen gab sich einen Ruck. „Wenn du 
jetzt weinst", sagte es sich, „bist du ein Feigling! Es 
muß fein! Du zerreibst dich hier! Du mußt fort! Das 
tft ber einzigste Weg, um von täglicher und demütigen¬ 
der Qual befreit zu werden!" Rosel Neuberg schob ihren 
Stuhl zurück, klopfte bei der Direktorin an unb nahm 
ihre Entlassung. Als sie wieber vor ihrer Maschine saß, 
war ihr Gesicht sehr bleich, unb bie Hände, bie einen 
frischen Bogen einspannen wollten, zitterten. Aber dann 
nahm sie sich zusammen unb blickte nicht eher von ihrer 
Arbeit auf, bis ein Gekicher unb Geranne im großen 
Raum sie ablenkte. Die Herren steckten feixend die 
Köpfe zusammen, Rudi Waglahner aber — der „schöne 
Rudi" — sagte unwillig: „Was gibt’» zu lachen? Ich 
bitte mir Ruhe aus!" 
Als das junge Mädchen bie herrische Stimme hörte, 
die einmal so zärtlich unb schmeichelnd zu ihr gespro¬ 
chen, fielen die Schatten des Schmerzes und ber Ver¬ 
zweiflung wieber mit neuer Macht auf ihr Gemüt. Weg- 
lahner erhob sich, nahm ein Aktenstück aus einem Wand- 
fach unb ging hinaus. Als er die Tür hinter fich ge¬ 
schlossen, erhob sich ein Sturm ber Heiterkeit. Rosel 
wußte nun ben Grunb der allgemeinen Freube: von der 
Decke hatte sich ein ßetmbanb, ein sogenannter Fliegen¬ 
fänger gelöst unb war an Rudi Weglahners Rockzipfel 
hängen geblieben! Da» mar die Erklärung Dafür, daß 
her junge, selbstbewußte Mann die Schadenfreude seiner 
Mitarbeiter erregt«, daß er wie ein Clown mit einem 
albernen Schwänzchen, mit einer Narrenfahne, daher 
(nng. 
EtaäKluMq) Mn 3- 5C- Stesse 
Die Herren im Büro wußten, Weglahner steigt von 
Stufe zu Stufe. Wieder stand ihm eine Beförderung 
nahe. Unb di« Freude unb bas wiehernde Gelächter 
sagten deutlich: „das Narrenfähnchen kleidet den Gro߬ 
tuer vorzüglich! Wir wollen es ihm nicht mißgönnen!" 
In Die erregte Unterhaltung und schmunzelnde Hetterkeit 
hinein Hang plötzlich eine junge Helle Stimme. 
„Meine Herren", sagte Rosel Neuberg, „ich find« es 
wenig kameradschaftlich, einen aus Ihrer Mitte dem Ge¬ 
spött und der Lächerlichkeit preiszugeben —!" 
,3>m!" meinte der dicke Buchhalter Stoll, „daß aus¬ 
gerechnet Sie, Fräulein Neuberg, für Herrn Weglahner 
eine Lanze brechen — — —!? Wo doch jeder, vom 
jüngsten Stift angefangen, weiß, wie der stolze Herr 
mit Ihnen umgefprungen ist---!" 
Das junge Mädchen erglühte bis in die Nackenhaare. 
„Recht hat er, der Stoll," dachte es, „was geht'« 
mich an? Trage ich nicht selbst eine Narrenfahne mit 
mir herum. Unsichtbar — unb doch für jedermann zu 
sehen? Hat jener sich bemüßigt gefühlt, mich von dem 
Fluch ber Lächerlichkeit zu erlösen? Was kümmert mich 
dieser alberne Papierfetzen?" 
Weglahner trat wieder ein. Immer noch baumelte 
ihm bas Eselsschwänzchen luftig vom Rock. Der dicke 
Buchhalter Stoll schrie vor Vergnügen. Weglayiier 
stutzte und wurde weiß wie eine gefällte Wand. Er 
wollte aufbrau,en und sich nach ber Ursache der bummen 
Fröhlichkeit unb ber spöttischen Zurufe erkundigen, als 
Rosel Neuberg den Telephonhörer vom Ohr nahm und 
sagte: „j>err Weglahner, die Direktion bittet mit Akten 
Strunk u. Co. zum Bericht!" 
„Jetzt platzt die Bombe!" kicherte Herr Stoll. Alle 
Hälse reckten sich! Der große Rudi präsentiert der hoyen 
Direktion das Eselsschwänzchen, die Narrenfahne! 
Weglahner suchte das verlangte Aktenstück und schritt 
zum Ausgang In diesen kurzen Sekunden focht ein 
junges Mädchen einen langen und schweren Kampf 
aus. Und dieses junge tapfere Mädchen sand, daß solch 
eine Rache zu Hein wäre für ein stolzes Herz, diese 
Rache: den einstmals Geliebten in einer albernen unb 
lächerlichen Lage leiden sehen zu Dürfen! 
Rosel Neuberg sprang auf unb riß mit einem festen 
Ruck ben gelben Wimpel vom Rock Weglahners. 
Der Mann stutzte — blickte um sich und--- 
verstand! 
Und nun focht dieses junge Herz ebenfalls einen 
kurzen, harten Kampf aus. Rosel Neuberg saß schon 
wieder auf ihrem Platz vor der tickenden Maschine als 
Weglahner zu ihr trat. 
„Ich danke Dir!" jagte er leise. Und Dann reichte er 
dem Mädchen bie Hanb. Der Blick feiner Augen war 
eine Bitte um Verzeihung, unb ber Druck der Rechten 
war ein Versprechen. 
'iDeihn achtsqlanz ilfeec Altstadtinäckten 
TUicnfeecq.ec Hand. 'lOücifeu.rqec Htedscfiekfäs und 'hankluctec tßcenten 
Mit Glockengeläut, Posaunenschall unb Äinbergefang 
hat Nürnberg am Abend des zweiten Adventsonntages 
seinen historischen Christkindlesmark eröffnet. Jene 
fröhliche, selig« Weihnachtszeit hat wieder begonnen, die 
die Kinderherzen in erwartungsvoller Vorfreude höher 
schlagen läßt, in ber auch bie Großen im mifben Glanze 
des Weihnachtslichtes wieder zu Kindern werden. Unb 
roo konnte wohl ein Deihnachtsmarkt schöner unb locken¬ 
der sein als im traulichen All-Nürnberg, aus bem heute 
wie seit Jahrhunderten der „Nürnberger Tand". Zinn¬ 
soldaten und Burgen, Buntsttfte unb Bilderbogen, Bau¬ 
kästen, Heine Eisenbahnen unb Autos, Lebkuchen, 
Zmetschgenmännle und andere Leckereien in alle Welt 
gehen' 
Aus Dem Adolf-Hitler-Platz, bem einstigen Haupt¬ 
markt. rings um ben Schonen Brunnen, besten schlanke, 
im milden Licht erstrahlende Pyramide hier gleichsam 
zu einem Wfihnachtsbaum geworden ist, zwischen hohen 
Giebelhäusern unb vor ber schönen Liebsrauenkirche, 
von Der Karl IV. mit den sieden Kurfürsten auf dis 
bunte Treiben hinabschaut, hat bae Christkindl« feinen 
Markt aufgeschlagen Strahlende Kugeln, güldene Ab- 
ventrsterne unb riesige Rauschgolbengel hoch über dem 
(Betriebe ber Straßen und Plätze weisen ben Weg zum 
vielfältig schillernden und glitzernden, Wirklichkeit ge¬ 
wordenen Märchenreich. Unb welche Fülle an Herrlich¬ 
keiten ist ausgebreitet in ben Gassen ber Budenstadt! 
Ganze Regimenter, nein, ganze Armeen bunter Blei¬ 
soldaten sind dort ausmarschiert; nebenan huschen flinke 
Echnelltriebwagen über das Schienenrund: Da ist auch 
Die liebe, alte Ludwigsbahn, bie einst al» erste in beut« 
schen Landen gemächlich von Nürnberg nach Fürth rollte. 
Dazwischen in bunter Fülle bie unbeschreiblich« Pracht 
bes Christbaumschmucks, immer wieder in ben verschie¬ 
densten Größen das strahlende Rauschgoldenglein. 
Ueber allem schwebt ber süße Duft von Nürnberger 
Hutzelbrot unb Lebkuchen, von fränkischem Früchtebrot 
unb anderem Zuckerbackwerk, schwebt hinan, zusammen 
mit vielfältigen Geräuschen, zu den hohen Giebeldächern, 
über denen als Krönung bie festlich angestrahlte Burg 
leuchtet 
Schon einen Tag zuvor hat sich in Würzburg ber 
Weihnachtsmarkt aufgetan. Hier, im heiteren, weinge- 
fegneten Mainfranken, hat er eine andere Note. Wohl 
haben auch hier auf dem Markt, wo bie zierlich be¬ 
schwingte Front bes Falken-Hauses ber strengen Gotik 
der benachbarten Marienkapelle die Schwere nimmt, bie 
Hökerinnen ben Weihnachtsbuden mit ihren Herrlich¬ 
keiten weichen müssen, Höhepunkte ber vorweihnacht¬ 
lichen Zeit aber sind hier eine Reihe festlicher Veran¬ 
staltungen: so zog am Vorabend des Nikolaustages der 
„Hetschekläs", wie man hier ben Nikolaus nennt, in 
feierlichem Zuge, von ber Stadtkapelle geleitet, hoch zu 
Roh durch Die ganze Stadt zur Marienkapelle, wo er 
bie Kinder bescherte. An anderen Tagen wird der Weih- 
nachtsmarkt durch Konzerte verschont, unb am letzten 
Adventssonntage gibt es wieder einen Höhepunkt mit 
weihnachtlicher Musik An den wenigen Tagen, die 
bann noch bis zum Fest bleiben, werden Märchenfpiele 
Den Kindern Die lange Wartezeit verkürzen. 
Folgen mir den westwärts fließenden Wassern des 
Mains, so gelangen mir in eine dritte Weihnachtsstadt, 
Frankfurt am Main. Hier ist der ChristHndchesmcirkt 
auf dem stimmungsvollen Römerberg, der in mehr als 
fünf Jahrhunderten zu einer lieben Tradition geworden 
ist, in neuem — b. h. in seinem alten — Glanze wieder- 
erftanben. Die Stadt hat selbst den Aufbau Der Heinen 
BuDenstadt in bie Hanb genommen unb 82 einheitlich 
gestaltete Verkaufsbuden aufgebaut. Jebe biefer Buben 
erhellen Drei schön« schmiedeeisern« Ampeln, unb tausend¬ 
fältig bricht sich ihr Licht in den glänzenden, glitzernden 
Dingen, über alles weihnachtlichen Zauber breitend. Da 
sieht man auch wieder bie Nürnberger Rauschgolbengel, 
die wohl auf keinem Weihnachtsmarkt fehlen Frank¬ 
furter Spezialitäten halten die Zuckerbäcker feil: neben 
den „Bfeffernifj“ bie Brenten unb „Bethmännchen" unb 
Quittenwürstchen, eine süße, 2l(tfrantfurter Leckerei. Zur 
befonberen Freude der Kinder haben die Metzger win¬ 
zige Frankfurter Würstchen hergestellt . . . 
Ueberhaupt sind auf diesem Weihnachtsmark vor 
allem bie Hanbwerker vertreten. Was sie schaffen, zeigt 
bie Kreishanbwerkerschaft in einem weihnachtlichen Zim¬ 
mer, in bem soeben beschert worden ist. Und in Den Bu¬ 
den finden mir Die Westerwälder Steinzeugmacher. die 
Schnitzer unb Töpfer aus dem nahen Odenwalb, bie 
Korb- unb Bürstenmacher ebenso wie Drechsler, Stricker 
und Weber, Mützenmacher und Kürschner. Schmuck 
und Steine haben Jdar-Oberstein und auch Gablonz unb 
andere Orte des Subetenlanbes gesandt: auch Spielzeug 
aus dem Sudetengau ist in den Buben zu finden. 
Vier große Weihnachtsbäume zwischen den Buben 
unb ein fünfter auf ber Turmgalerie Der Nikolaikirche 
strahlen mit ihrem Kerzenglanz über Den Römerverg. 
ber zu einer kleinen, stimmungsvollen Weihnachts¬ 
stadt geworden Ift 
was?" Er lachte belustigt. „Nein, mein Lieb ’ 
Wieder nichts Mystisches! Wieber siegt die Oie[et 
schmäht Wissenschaft! Ader Sie müsfen wohl felber ?** 
geben: Manchmal ist es ganz nützlich, zu wissen, 
viel Tempel es in Benares gibt, wie alt der dickst 
Baum in Kalifornien ist oder — was Termiten W,- 
'IJlututen Denksport 
Silbenrätsel 
ab — bahn — bäum — de — von — bürg — tf)t 
— Dan — dorn — e — e — e — ein — ein — ei» __ 
fer —- feu — ge — ger — gu — ha — Hang — (j.j _ 
yund — i — i — i — kän — tu — le — le — [ett — g 
— li — Hs — (un —mann —mer —mil —mus—naum 
— ne — ne — o — o — ras — re -- ris — rohr — 
rv — ruh — saa — sa — sän — sche — sinth — 
— te — ti — ti — um — di — do — wolss — jim 
Aus diesen Silben bilde man 27 Wörter, deren An- 
fangs- unb Endbuchstaben, von oben nach unten g,. 
lesen, ben Anfang eines Neujahrsgedichts von Ludw. 
Uhlanb ergeben, (i gilt einmal als j, ch als 1 Buch, 
stabe.) — 1. Hunberaffe, 2. Laubbaum. 3 Bogel, 4. 
Borort von Berlin, 5. Kletterpflanze, 6 italienischer 
Dichter, 7. europäische Hauptstadt, 8 Teil bes Auges, 
S fremblänbische Sprache, 10 Antilleninsel. 11. eng^ 
Usches Getränk, 12. primitives Wasserfahrzeug, 13. in¬ 
nerer Körperteil, 14. italienische Stabt, 15. Handwerker, 
16. Bekleidungsstück, 17. Fluß in Thüringen, 18. hob 
ländlicher Gelehrter, 19. Frauenname. 20. Stobt im 
Reg.-Bez Merseburg, 21. winterliche Sportstätte, 22. 
Krankheitserreger, 23. Mischfarbe, 24. Sonntag, 25. (ge¬ 
liebte des Zeus, 26. Säugetier, 27. Säugetierfamilie. 
Kreuzworträtsel 
TT 
5? 
Waagerecht: 1. frühere Behördenbezeichnung, 
6. Stabt in Finnland, 7 Gesichtsteil, 8. wüstes Durch¬ 
einander, 9. weibliches Haustier, 11. Bergmeibe, 13. 
Frauenname, 14. Wilb, 16. norwegischer Dichter, 17. 
Stabt in ber Schweiz, 18. Fluh in Afrika, 19. Gewäs¬ 
ser, 20. Aussichtsbeamter. 
Senkrecht: 1. Mehlspeise, 2. Stadt in der Rhein¬ 
provinz, 3. Abteilung der SA ober SS, 4. Farbe, 5. 
Musiker, 10. Figur aus ben Nibelungen, 12. rumänische 
Münze, 15. Körperteil, 16. Arbeitswille. 
Suchbild 
Wo finbet bas Waldmännlein die beiden BBalbfeenT 
Mehrfache Bedeutung 
So klein ich bin, 0 lern’ mich zeitig ehren! 
Haft du den Witten, kann dir's keiner wehren. 
Unglaublich viel kann ich im Leben nützen, 
Bor vielerlei Gefahren dich beschützen. 
Ich heiße ebenso wie eine Zahl. — 
In meit’rem Sinn bedeut ich Fluch und Qual. 
Autlosunqen aus dec letz,° 
Sonntaqsnwnmec 
Betrachtung 
Kalenderjahr. 
Streichholzspiel 
(Ein Wortskern 
1—2 Legat, 2—3 Talar, 3—4 Reger, 4—5 Rabat, 
5—1 Tadel, 1—6 Liga, 2—6 Tuba, 3—6 Ruda, 4—8 
Bega, 5—6 Tula. 
Lustiges Jragerätfel ' ■ 
Hosenträger — Sägebock — Hochmut — Nasenrücken 
— Wachs-, Taktstock — Angeber — Aufschneider. 
Hüimoc des Auslandes 
Sie essen Fleisch? Ich dachte. Sie sind Bege- 
tarier? 
Bin ich auch, aber heute habe ich Fasttag. 
MUH 
ÄudWM.-! 
........ .......
	        
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