Amtliches Sreisblatl
Juldaer Zeitung Nr. 290
Samefag/Sonnfag, den 17./1S. Dezember n
wurde wieder nach Westen abgetrieben, und da es kei¬
nen anderen Ausweg gab, hielt man auf Schottland zu.
An einem regnerischen Abend schleppte die „Irene"
sich wie ein flügellahmer Vogel nach Aberdeen hinein.
„Na, Peter Jensen," sagte Kapitän Ankers»», „nun
wollen wir lieber morgen zum Konsulat gehen und Sie
heimsenden. Ihre Frau sehnt sich bestimmt nach Ihnen."
„Sa, das wird sie wohl tun."
„Aber wenn Sie nun nach Hause kommen, sprechen
Sie doch mal mit ihr darüber, ob Sie sich nicht besser
-um Seemann als zum Fischer eignen. Ich würde Sie
gerne an Bord nehmen, wenn wir auf die nächste
Reise gehen. Was meinen Sie dazu?"
„Ja, das wäre vielleicht nicht |o übel. Wir können
ja darüber reden, wenn die „Irene" nach Kopenhagen
kommt."
Am nächsten Morgen war Peter Jensen verschwun¬
den. Nirgend» auf dem Schiff konnte man ihn auf¬
treiben. Er muhte über Bord gefallen fein. Daß er
an Land geschwommen sein könne — daraus kam nie¬
mand ... bis die Polizei kam und sich den Mann an¬
sehen wollte, der bei Hanstholinen geborgen worden war,
und der niemand anderes sein konnte, als der bekannte
Spritschmuggler Gerner, der aus dem Gefängnis aus¬
gebrochen und in einem gestohlenen Boot entkommen
war.
Berechtigt« Uebertragung au» dem Dänischen von
Karin Reitz.
Das Qesicht des JCapUäas
Skizze von Erik Bertels en
Dor drei Wochen war der Schoner „Hermion«" mit
Ballast von Kapstadt abgegangen, Kurs auf Barbados,
wo neue Fracht wartete. Da das Schiff wenig Ladung
hatte und hoch im Wasser lag, schlingerte e» heftig bei
dem hohen Seegang, und e» war kein besondere» Ver¬
gnügen, sich an Deck aufzuhalten. Trotzdem war nie¬
mand an Bord mißgestimmt. Der Sudostpassant hatte
den Schoner gut vorwärts getragen. St. Helena und
Ascension lagen schon ein ganze» Stück zurück. Kapitän
Kjellgren war ein erfahrener Schiffer, der keine über¬
menschlichen Anforderungen an feine Besatzung stellte.
Keine vierzehn Tage würde t» dauern, bi» man in
Barbados war . . .
Kapitän Kjellgren klopfte feine Pfeif» an der Re¬
ling aus und ging In feine Kajüte, um sie neu zu stop¬
fen. Als er wieder nach oben kam, war er ohne Pfeife.
Und feine Miene war verändert. Man konnte in dem
sonnenverbrannten Gesicht zwar keine Blässe entdek-
ken, aber die Mannschaft bemerkte sofort, daß etwa»
geschehen war. Der Kapitän schwieg, aber die Augen
verrieten seine Stimmung. Unruhig forschend spähte er
nach Südwest. Ein paarmal schlenderte er zu dem
Steuermann herüber, als wolle er Order geben, den
Kurs zu ändern. Aber gab keinen Befehl. Er versuchte
so zu tun, als sei alles in Ordnung.
Eine bedrückte Stimmung griff auf dem Schoner
um sich. Der Gesang verstummte. Die Gespräche wur¬
den gedämpft geführt. Einer der Matrosen fragte nach¬
denklich: ,,Db er unten in der Kajüte Gesichte gehabt
hat?"
Schiff die hohe See aushielt. Sein ausfallendes In¬
teresse für den Zustand der Rettungsboote entging kei¬
nem der Besatzung, wenn man es auch als harmlose
Kontrolle hinzustellen bemüht war.
Stundenlang hielt er sich In seiner Kajüte auf. Der
Zweite Steuermann Jagte eine» Abend» zu dem Ste¬
ward, al» er sich eine Tasse Tee holte: „Was mag es
nur fein, was den Alten da unten so stark fesselt?"
„Er räumt seine Sachen auf", flüstert der Steward
geheimnisooll „Aller sucht er aus Kisten und Kästen
hervor und steht e» genau durch. Ich glaube, er macht
fein Testament!"
Am nächsten Morgen war einer der älteren Leute
so ernst, daß man annahm, auch er habe Gesichte ge¬
habt Sonst hatte er über die Kameraden gelacht,
nun biß er die Zähne zusammen und schwieg. Es
dauerte lange, bi» er zugab, er hätte einen bösen Traum
gehabt. •
Einer wurde wütend: ,,Sag doch endlich, was du
geträumt hast! Es geht uns ja schließlich alle an! Es
hat keinen Zweck, Heimlichkeiten zu haben."
Der Alte besann sich und erzählte bann: „Ich
träumte, daß mir in Westindien in einer Stadt neue
Fracht bekamen. Aber was für eine Fracht — lauter
Skelette! Dieser Traum bedeutet etwas. Das weiß
ich. Ich träumte schon einmal dasselbe, als ich mit
einem Dampfer aus China kam."
Diese Erzählung hob die Stimmung nicht, wenn
auch alle den Traum nicht besonders gefährlich finden
tonnten. Aber in aller Heimlichkeit traf jeder feine
Vorbereitungen. Es konnte nicht» schaden, klar zum
Aufbruch zu sein!
Zehn Tage nach der auffallenden Veränderung de»
Kapitäns kam Barbados in Sicht. Der Druck, der auf
allen lag, wich allmählich. Der Kurs war also richtig
gewesen, und bas seltsame „Gesicht" des Kapitäns
konnte wohl nichts Besonberes gewesen sein.
Am späten Nachmittag lag ber Schoner braußen
vor Bribgetown. Der Lotse führte ihn in ben Hasen.
Als ber Anker gefallen war, schwirrten sofort bie Ein¬
geborenenboote um bas Schiff, bie Früchte unb andere»
boten. Aber es durfte nichts eingehandelt werden, ehe
nicht ber Hafenarzt an Borb gewesen war.
„Kommen Sie mal mit hinunter in meine Kajüte",
sagte ber Kapitän zu' bem Ersten Steuermann. ,Zch
habe etwas, was ich ihnen zeigen will."
Alle Besorgnis war aus Kjellgrens Gesicht Der-
fchwunben. Als sie in seiner Kajüte waren, begann er
fofort: „Ich habe einen bösen Schrecken gehabt vor
einiger Zeit."
,Za — bas hat man Ihnen angemerkt!"
„So ? — Möglich! Es war aber auch wenig er-
heiternb, was ich entbetfte. Sehen Sie selbst."
Er setzte ben Zeigefinger gegen bie Lackierte Bord-
wanb, unb brückte zu. Der Finger fuhr burch bas
bröctelnbe, mürbe Holz!
Der Steuermann sagte erschrocken: ,,Das ist ja voll¬
kommen wurmstichig! Woher kommt benn bas?"
„Termiten! Wissen Sie nun, warum ich Sie da¬
mals banadf fragte? Wir müssen sie mit ber Fracht
auf Java an Borb bekommen haben. Wie weit sie in
ihrem Zerstörungswerk gekommen finb, weiß ich nicht
Sie unterhöhlen alles unb lassen sozusagen nur bie
äußere Schale am Holz sitzen. Ich fürchte, das ganze
Schiff würbe bei hoher See in sich zerfallen. Gut, baß
wir bi» hierher gekommen finb. Die „Herminoe" ist
zweifellos erleblgt. Schabe brum! War ein schönes
Schiff!"
Sie ftanben nebeneinanber unb schwiegen. Kapitän
Kjellgren schaute nachdenklich durch da» Bullauge über
bas glitzernbe Wasser. Der Steuermann war blaß
geworben.
„Wir buchten alle, Sie hätten irgenb etwa» — Sie
hätten ein Gesicht gehabt, damals, al» Sie plötzlich fo
anbers würben!" murmelte er.
Kjellgren wandte sich ihm zu mit einem verschmitzten
Lächeln. Er gab bem Steuermann einen leichten Schlag
vor bie Brust. „Unb bas habt Ihr mir alle gegönnt.
Der Tag verging, ohne baß ber Kapitän fein Wesen
änberte. Als die Sonne in einer niedrigen Wolkenbank
unterging, legte sich der Wind. Die Dämmerung war
kurz. Die Sterne tarnen schnell hoch, und wieder frischte
der Passat auf. Der Kapitän wechselte ein paar Worte
mit bem Steuermann unb ging bann hinunter.
Aber niemanb an Bord hatte Lust, zu schlafen. Sie
faßen in Gruppen auf Deck in der milden Tropennacht.
Keine Harmonika spielte, nur leise unterhielt man sich.
Der erste Steuermann und ber Stemarb saßen etwas
abseits auf einer Luke im Lastraum. Der Steward
meinte flüsternd: „Ob er vielleicht ein bißchen wunder¬
lich im Kopf geworben ist?"
„Das sollte mich gar nicht wunbern", antwortete
der Steuermann spitz. „All« bie Gelehrtheit, bie er ver¬
schluckt, muß ben Menschen ja wohl mal verwirren! Es
gibt sicherlich kein Lebewesen auf der ganzen Welt, von
bem er nicht ben Namen weiß!"
„Er woltte wohl in feinen jungen Tagen gerne stu¬
dieren"
„Er behauptet es immer. Aber was hat bas für
«inen Zweck, über alle Lebewesen ber Welt Bescheid
zu wissen? Was tut ein Seemann Damit? Nein —
ein Schiff gut führen — ober gute Speisen bereiten
können — baoor habe ich Achtung! Aber er beschäftigt
sich mit Philosophie, unb ich weiß nicht mit was für
Zeug noch? Er sollte bas lieber Lehrern unb solchen
Leuten überlassen?"
Der Steuermann spuckt« verächtlich aus unb fuhr
fort: „Wenn ich nur anfange von einem mystischen
Erlebnis zu berichten, überfällt er mich mit feiner Klug¬
heit unb seiner Wissenschaft! Pah — Wissenschaft!
Nun ist ihm vielleicht endlich einmal etwas begegnet,
wofür auch er keine Erklärung finbet. Da» gönne ich
ihm richtig."
„Hat er etwas erzählt?"
„Nicht bas geringste. Wir bekommen ihn auch nicht
dazu, damit herauszurücken. Er glaubt vielleicht, wir
hätten seine Nervosität nicht bemerkt unb versucht, sie
baburch zu verbergen, daß er über andere Dinge redet.
Beim Abendbrot fragte er mich wahrhaftig, ob ich den
Unterschieb zwischen einer Ameise unb einer Termite
kenne! Ich sah ihn nur an „Nein", sagte ich. „So klug
bin ich nicht. Ich weiß auch nicht, wie alt ber dickste
Baum in Kalifornien ist, auch nicht, wieviele Tempel
es in Benares gibt". — Da fragte er nicht weiter.
Der Steuermann schwieg.
Aber bald begann bas Geranne wieber. Man er¬
fuhr, baß ber Kapitän vollkommen angetleibet die
Nacht verbracht hatte. Unb jetzt hatte er Schuhe an!
Während er sonst wie alte anderen in ber Hitze barfuß
ging! Es sah aus, als halte er sich klar, (eben Augen¬
blick von Borb zu gehen.
Aber ein Tag folgt bem anbern, ohne baß etwas
Außergewöhnliches geschah. Ab unb zu gab es Re¬
genschauer. Unb jebesmal, wenn ber Wind zunahm,
bekam bas Gesicht bes Kapitäns einen gespannten Aus¬
druck, als verlasse er sich nicht ganz darauf, bah bas
Die 7taccenfafine
Ein junges Mädchen lag eine lange, lange Nacht
wach, grübelte, kämpfte und meinte. In der Morgen¬
frühe aber kühlte und erfrischte dieses Mädchen bie hei¬
ßen Augen mit foltern Wasser, warf den Kops in den
Nacken und ging festen Schrittes ben täglichen Weg zur
Arbeitsstelle, wo bie Schreibmaschine wartete.
Rosei Neuberg hatte sich nach langem Widerstreben,
nach Zweifel unb Verzweiflung zu' einem Entschluß
durchgerungen.
„Ich werde es tun", dachte sie, „ich werde es ganz
sicher tun! Heute noch! Sofort! Ich werbe zur Direk¬
tion gehen unb sagen: — ich verlasse die Firma! Ich
kündige--!'
Das junge Mädchen verlangsamte bie Schritt«, nahm
«in weißes Tuch aus ber Lebertasche unb tupfte sich die
Augen. Und dann tat es einen heimlichen Schwur: „Das
war die letzte, die allerletzte träne!"
Rosel Neuberg saß schon eine Weile auf ihrem Ar¬
beitsplatz, — vor sich die Schreibmaschine unb ben Fern¬
sprechschrank mit ben Stöpseln — als tropfenweise bie
männlichen Angestellten den großen Raum betraten,
darunter auch Rudi Weglahn er, der Mann, mit dem sie
nicht mehr unter einem Dach atmen und arbeiten konnte.
Das junge Mädchen gab sich einen Ruck. „Wenn du
jetzt weinst", sagte es sich, „bist du ein Feigling! Es
muß fein! Du zerreibst dich hier! Du mußt fort! Das
tft ber einzigste Weg, um von täglicher und demütigen¬
der Qual befreit zu werden!" Rosel Neuberg schob ihren
Stuhl zurück, klopfte bei der Direktorin an unb nahm
ihre Entlassung. Als sie wieber vor ihrer Maschine saß,
war ihr Gesicht sehr bleich, unb bie Hände, bie einen
frischen Bogen einspannen wollten, zitterten. Aber dann
nahm sie sich zusammen unb blickte nicht eher von ihrer
Arbeit auf, bis ein Gekicher unb Geranne im großen
Raum sie ablenkte. Die Herren steckten feixend die
Köpfe zusammen, Rudi Waglahner aber — der „schöne
Rudi" — sagte unwillig: „Was gibt’» zu lachen? Ich
bitte mir Ruhe aus!"
Als das junge Mädchen bie herrische Stimme hörte,
die einmal so zärtlich unb schmeichelnd zu ihr gespro¬
chen, fielen die Schatten des Schmerzes und ber Ver¬
zweiflung wieber mit neuer Macht auf ihr Gemüt. Weg-
lahner erhob sich, nahm ein Aktenstück aus einem Wand-
fach unb ging hinaus. Als er die Tür hinter fich ge¬
schlossen, erhob sich ein Sturm ber Heiterkeit. Rosel
wußte nun ben Grunb der allgemeinen Freube: von der
Decke hatte sich ein ßetmbanb, ein sogenannter Fliegen¬
fänger gelöst unb war an Rudi Weglahners Rockzipfel
hängen geblieben! Da» mar die Erklärung Dafür, daß
her junge, selbstbewußte Mann die Schadenfreude seiner
Mitarbeiter erregt«, daß er wie ein Clown mit einem
albernen Schwänzchen, mit einer Narrenfahne, daher
(nng.
EtaäKluMq) Mn 3- 5C- Stesse
Die Herren im Büro wußten, Weglahner steigt von
Stufe zu Stufe. Wieder stand ihm eine Beförderung
nahe. Unb di« Freude unb bas wiehernde Gelächter
sagten deutlich: „das Narrenfähnchen kleidet den Gro߬
tuer vorzüglich! Wir wollen es ihm nicht mißgönnen!"
In Die erregte Unterhaltung und schmunzelnde Hetterkeit
hinein Hang plötzlich eine junge Helle Stimme.
„Meine Herren", sagte Rosel Neuberg, „ich find« es
wenig kameradschaftlich, einen aus Ihrer Mitte dem Ge¬
spött und der Lächerlichkeit preiszugeben —!"
,3>m!" meinte der dicke Buchhalter Stoll, „daß aus¬
gerechnet Sie, Fräulein Neuberg, für Herrn Weglahner
eine Lanze brechen — — —!? Wo doch jeder, vom
jüngsten Stift angefangen, weiß, wie der stolze Herr
mit Ihnen umgefprungen ist---!"
Das junge Mädchen erglühte bis in die Nackenhaare.
„Recht hat er, der Stoll," dachte es, „was geht'«
mich an? Trage ich nicht selbst eine Narrenfahne mit
mir herum. Unsichtbar — unb doch für jedermann zu
sehen? Hat jener sich bemüßigt gefühlt, mich von dem
Fluch ber Lächerlichkeit zu erlösen? Was kümmert mich
dieser alberne Papierfetzen?"
Weglahner trat wieder ein. Immer noch baumelte
ihm bas Eselsschwänzchen luftig vom Rock. Der dicke
Buchhalter Stoll schrie vor Vergnügen. Weglayiier
stutzte und wurde weiß wie eine gefällte Wand. Er
wollte aufbrau,en und sich nach ber Ursache der bummen
Fröhlichkeit unb ber spöttischen Zurufe erkundigen, als
Rosel Neuberg den Telephonhörer vom Ohr nahm und
sagte: „j>err Weglahner, die Direktion bittet mit Akten
Strunk u. Co. zum Bericht!"
„Jetzt platzt die Bombe!" kicherte Herr Stoll. Alle
Hälse reckten sich! Der große Rudi präsentiert der hoyen
Direktion das Eselsschwänzchen, die Narrenfahne!
Weglahner suchte das verlangte Aktenstück und schritt
zum Ausgang In diesen kurzen Sekunden focht ein
junges Mädchen einen langen und schweren Kampf
aus. Und dieses junge tapfere Mädchen sand, daß solch
eine Rache zu Hein wäre für ein stolzes Herz, diese
Rache: den einstmals Geliebten in einer albernen unb
lächerlichen Lage leiden sehen zu Dürfen!
Rosel Neuberg sprang auf unb riß mit einem festen
Ruck ben gelben Wimpel vom Rock Weglahners.
Der Mann stutzte — blickte um sich und---
verstand!
Und nun focht dieses junge Herz ebenfalls einen
kurzen, harten Kampf aus. Rosel Neuberg saß schon
wieder auf ihrem Platz vor der tickenden Maschine als
Weglahner zu ihr trat.
„Ich danke Dir!" jagte er leise. Und Dann reichte er
dem Mädchen bie Hanb. Der Blick feiner Augen war
eine Bitte um Verzeihung, unb ber Druck der Rechten
war ein Versprechen.
'iDeihn achtsqlanz ilfeec Altstadtinäckten
TUicnfeecq.ec Hand. 'lOücifeu.rqec Htedscfiekfäs und 'hankluctec tßcenten
Mit Glockengeläut, Posaunenschall unb Äinbergefang
hat Nürnberg am Abend des zweiten Adventsonntages
seinen historischen Christkindlesmark eröffnet. Jene
fröhliche, selig« Weihnachtszeit hat wieder begonnen, die
die Kinderherzen in erwartungsvoller Vorfreude höher
schlagen läßt, in ber auch bie Großen im mifben Glanze
des Weihnachtslichtes wieder zu Kindern werden. Unb
roo konnte wohl ein Deihnachtsmarkt schöner unb locken¬
der sein als im traulichen All-Nürnberg, aus bem heute
wie seit Jahrhunderten der „Nürnberger Tand". Zinn¬
soldaten und Burgen, Buntsttfte unb Bilderbogen, Bau¬
kästen, Heine Eisenbahnen unb Autos, Lebkuchen,
Zmetschgenmännle und andere Leckereien in alle Welt
gehen'
Aus Dem Adolf-Hitler-Platz, bem einstigen Haupt¬
markt. rings um ben Schonen Brunnen, besten schlanke,
im milden Licht erstrahlende Pyramide hier gleichsam
zu einem Wfihnachtsbaum geworden ist, zwischen hohen
Giebelhäusern unb vor ber schönen Liebsrauenkirche,
von Der Karl IV. mit den sieden Kurfürsten auf dis
bunte Treiben hinabschaut, hat bae Christkindl« feinen
Markt aufgeschlagen Strahlende Kugeln, güldene Ab-
ventrsterne unb riesige Rauschgolbengel hoch über dem
(Betriebe ber Straßen und Plätze weisen ben Weg zum
vielfältig schillernden und glitzernden, Wirklichkeit ge¬
wordenen Märchenreich. Unb welche Fülle an Herrlich¬
keiten ist ausgebreitet in ben Gassen ber Budenstadt!
Ganze Regimenter, nein, ganze Armeen bunter Blei¬
soldaten sind dort ausmarschiert; nebenan huschen flinke
Echnelltriebwagen über das Schienenrund: Da ist auch
Die liebe, alte Ludwigsbahn, bie einst al» erste in beut«
schen Landen gemächlich von Nürnberg nach Fürth rollte.
Dazwischen in bunter Fülle bie unbeschreiblich« Pracht
bes Christbaumschmucks, immer wieder in ben verschie¬
densten Größen das strahlende Rauschgoldenglein.
Ueber allem schwebt ber süße Duft von Nürnberger
Hutzelbrot unb Lebkuchen, von fränkischem Früchtebrot
unb anderem Zuckerbackwerk, schwebt hinan, zusammen
mit vielfältigen Geräuschen, zu den hohen Giebeldächern,
über denen als Krönung bie festlich angestrahlte Burg
leuchtet
Schon einen Tag zuvor hat sich in Würzburg ber
Weihnachtsmarkt aufgetan. Hier, im heiteren, weinge-
fegneten Mainfranken, hat er eine andere Note. Wohl
haben auch hier auf dem Markt, wo bie zierlich be¬
schwingte Front bes Falken-Hauses ber strengen Gotik
der benachbarten Marienkapelle die Schwere nimmt, bie
Hökerinnen ben Weihnachtsbuden mit ihren Herrlich¬
keiten weichen müssen, Höhepunkte ber vorweihnacht¬
lichen Zeit aber sind hier eine Reihe festlicher Veran¬
staltungen: so zog am Vorabend des Nikolaustages der
„Hetschekläs", wie man hier ben Nikolaus nennt, in
feierlichem Zuge, von ber Stadtkapelle geleitet, hoch zu
Roh durch Die ganze Stadt zur Marienkapelle, wo er
bie Kinder bescherte. An anderen Tagen wird der Weih-
nachtsmarkt durch Konzerte verschont, unb am letzten
Adventssonntage gibt es wieder einen Höhepunkt mit
weihnachtlicher Musik An den wenigen Tagen, die
bann noch bis zum Fest bleiben, werden Märchenfpiele
Den Kindern Die lange Wartezeit verkürzen.
Folgen mir den westwärts fließenden Wassern des
Mains, so gelangen mir in eine dritte Weihnachtsstadt,
Frankfurt am Main. Hier ist der ChristHndchesmcirkt
auf dem stimmungsvollen Römerberg, der in mehr als
fünf Jahrhunderten zu einer lieben Tradition geworden
ist, in neuem — b. h. in seinem alten — Glanze wieder-
erftanben. Die Stadt hat selbst den Aufbau Der Heinen
BuDenstadt in bie Hanb genommen unb 82 einheitlich
gestaltete Verkaufsbuden aufgebaut. Jebe biefer Buben
erhellen Drei schön« schmiedeeisern« Ampeln, unb tausend¬
fältig bricht sich ihr Licht in den glänzenden, glitzernden
Dingen, über alles weihnachtlichen Zauber breitend. Da
sieht man auch wieder bie Nürnberger Rauschgolbengel,
die wohl auf keinem Weihnachtsmarkt fehlen Frank¬
furter Spezialitäten halten die Zuckerbäcker feil: neben
den „Bfeffernifj“ bie Brenten unb „Bethmännchen" unb
Quittenwürstchen, eine süße, 2l(tfrantfurter Leckerei. Zur
befonberen Freude der Kinder haben die Metzger win¬
zige Frankfurter Würstchen hergestellt . . .
Ueberhaupt sind auf diesem Weihnachtsmark vor
allem bie Hanbwerker vertreten. Was sie schaffen, zeigt
bie Kreishanbwerkerschaft in einem weihnachtlichen Zim¬
mer, in bem soeben beschert worden ist. Und in Den Bu¬
den finden mir Die Westerwälder Steinzeugmacher. die
Schnitzer unb Töpfer aus dem nahen Odenwalb, bie
Korb- unb Bürstenmacher ebenso wie Drechsler, Stricker
und Weber, Mützenmacher und Kürschner. Schmuck
und Steine haben Jdar-Oberstein und auch Gablonz unb
andere Orte des Subetenlanbes gesandt: auch Spielzeug
aus dem Sudetengau ist in den Buben zu finden.
Vier große Weihnachtsbäume zwischen den Buben
unb ein fünfter auf ber Turmgalerie Der Nikolaikirche
strahlen mit ihrem Kerzenglanz über Den Römerverg.
ber zu einer kleinen, stimmungsvollen Weihnachts¬
stadt geworden Ift
was?" Er lachte belustigt. „Nein, mein Lieb ’
Wieder nichts Mystisches! Wieber siegt die Oie[et
schmäht Wissenschaft! Ader Sie müsfen wohl felber ?**
geben: Manchmal ist es ganz nützlich, zu wissen,
viel Tempel es in Benares gibt, wie alt der dickst
Baum in Kalifornien ist oder — was Termiten W,-
'IJlututen Denksport
Silbenrätsel
ab — bahn — bäum — de — von — bürg — tf)t
— Dan — dorn — e — e — e — ein — ein — ei» __
fer —- feu — ge — ger — gu — ha — Hang — (j.j _
yund — i — i — i — kän — tu — le — le — [ett — g
— li — Hs — (un —mann —mer —mil —mus—naum
— ne — ne — o — o — ras — re -- ris — rohr —
rv — ruh — saa — sa — sän — sche — sinth —
— te — ti — ti — um — di — do — wolss — jim
Aus diesen Silben bilde man 27 Wörter, deren An-
fangs- unb Endbuchstaben, von oben nach unten g,.
lesen, ben Anfang eines Neujahrsgedichts von Ludw.
Uhlanb ergeben, (i gilt einmal als j, ch als 1 Buch,
stabe.) — 1. Hunberaffe, 2. Laubbaum. 3 Bogel, 4.
Borort von Berlin, 5. Kletterpflanze, 6 italienischer
Dichter, 7. europäische Hauptstadt, 8 Teil bes Auges,
S fremblänbische Sprache, 10 Antilleninsel. 11. eng^
Usches Getränk, 12. primitives Wasserfahrzeug, 13. in¬
nerer Körperteil, 14. italienische Stabt, 15. Handwerker,
16. Bekleidungsstück, 17. Fluß in Thüringen, 18. hob
ländlicher Gelehrter, 19. Frauenname. 20. Stobt im
Reg.-Bez Merseburg, 21. winterliche Sportstätte, 22.
Krankheitserreger, 23. Mischfarbe, 24. Sonntag, 25. (ge¬
liebte des Zeus, 26. Säugetier, 27. Säugetierfamilie.
Kreuzworträtsel
TT
5?
Waagerecht: 1. frühere Behördenbezeichnung,
6. Stabt in Finnland, 7 Gesichtsteil, 8. wüstes Durch¬
einander, 9. weibliches Haustier, 11. Bergmeibe, 13.
Frauenname, 14. Wilb, 16. norwegischer Dichter, 17.
Stabt in ber Schweiz, 18. Fluh in Afrika, 19. Gewäs¬
ser, 20. Aussichtsbeamter.
Senkrecht: 1. Mehlspeise, 2. Stadt in der Rhein¬
provinz, 3. Abteilung der SA ober SS, 4. Farbe, 5.
Musiker, 10. Figur aus ben Nibelungen, 12. rumänische
Münze, 15. Körperteil, 16. Arbeitswille.
Suchbild
Wo finbet bas Waldmännlein die beiden BBalbfeenT
Mehrfache Bedeutung
So klein ich bin, 0 lern’ mich zeitig ehren!
Haft du den Witten, kann dir's keiner wehren.
Unglaublich viel kann ich im Leben nützen,
Bor vielerlei Gefahren dich beschützen.
Ich heiße ebenso wie eine Zahl. —
In meit’rem Sinn bedeut ich Fluch und Qual.
Autlosunqen aus dec letz,°
Sonntaqsnwnmec
Betrachtung
Kalenderjahr.
Streichholzspiel
(Ein Wortskern
1—2 Legat, 2—3 Talar, 3—4 Reger, 4—5 Rabat,
5—1 Tadel, 1—6 Liga, 2—6 Tuba, 3—6 Ruda, 4—8
Bega, 5—6 Tula.
Lustiges Jragerätfel ' ■
Hosenträger — Sägebock — Hochmut — Nasenrücken
— Wachs-, Taktstock — Angeber — Aufschneider.
Hüimoc des Auslandes
Sie essen Fleisch? Ich dachte. Sie sind Bege-
tarier?
Bin ich auch, aber heute habe ich Fasttag.
MUH
ÄudWM.-!
........ .......