Full text: Fuldaer Zeitung (1938)

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Amtliches Kreisblatt 
Fuldaer Zeitung 7kr. 291 
^nkag. den 19. Dezember n 
^Biichec für den Weihnachtstisch 
Werke der westfälischen Dichterin zusamengestellt 
hat. 
Tlacht jmz IJladcid 
Von Colin Rofi 
Leopold von Ranke. 
Espana! 
Deutschlandecho. 
Barnabas von Geczy spielt. 
Ascensivs, 
läßt mich 
Siege werden bald erfochten, ihre Erfolge zu befe¬ 
stigen, das ist schwer. 
ungehindert passieren. Der Teniente Coronel kann beim 
besten Willen nicht erfreut sein über so späten Besuch. 
Allein der liebenswürdig ritterliche Spanier tut, als 
empfinge er einen alten, langerwartenden Freund. As- 
cenfio gehört zum besten Typ des spanischen Kolonial¬ 
offiziers, lang, schlank, hager, nichts wie Sehnen und 
Muskeln, und dabei ein durchgeistigter Kops mit hoher 
Stirn und leuchtenden, warmen Augen. Ein Soldat 
von unbeugsamem Angriffsgeist und ein fürsorglicher 
Vater seiner Leute. Die Front liegt unmittelbar vor 
dem Dorf. Eilig ausgehobene Schützenlöcher, Knietiefe 
Gräben, ein paar eingebaute MGs. Das ist alles. Dazu 
die zwei Batterien, die man zwischen den zerschossenen 
Häusern gut getarnt und gedeckt gegen Fliegersicht aus¬ 
gestellt hat. Da vorn im Dunkel der Nacht liegt Getafe, 
der vielgenannte Flugplatz der Roten, heute bereits 
verlassen, die Schuppen verbrannt und zerstört. 
„Sagen Sie Franco, dah er keine Bomben mehr 
auf Getafe abwerfen läßt", hatte mich die unglückliche 
Aus dem Jahrbuch „Jungen — eure Welt", dessen 
2. Jahrgang in Kürze erscheint. Zentralverlag der NS 
DAP Frz. Eher Nachs., München. 
Deutsche Gedichte. Ausgewähll von Katharina Kip. 
)enberg (Im Insel-Verlag, Leipzig.) 
Frau angefleht, die von dort entflohen und die ich auf 
der Reede vor dem roten Alicante angetroffen. ,,Sagen 
Sie es Franco, wenn Sie nach Burgos kommen. Nach 
jedem Angriff auf den Flugplatz verhaften die Milicia- 
nos ein, zwei, drei Dutzend Bürger, holen sie nachts ■ 
aus den Betten, fahren sie vor den Ort und erschießen, 
sie am Straßenrand." Und dann zählt sie hastig über¬ 
sprudelnd die Namen all ihrer zurückgebliebenen Freunde 
und Verwandten auf, die sich nicht hatten retten kön¬ 
nen und die abgeschlachtet werden, falls die weißen 
Fliegerangriffe auf den roten Flugplatz nicht aufhören. 
„Sagen Sie es Franco", flehte mich die Frau an und 
drückte meine Hand. Ich versprach es und hatte nicht 
einmal ein schlechtes Gewissen ob der Lüge .... 
„Sagen Sie es Franco!" All die eben noch heiß 
in den Adern pulsierende Lust am Kampf ist plötzlich 
erloschen. Ich richte mich auf und schaue in die Nacht 
wie erstarrt. Vor uns im Dunkeln liegt Madrid, ein 
Häusermeer, mit Hunderttausenden in Angst und Ban¬ 
gen, in Hoffnung und Verzweiflung schlagenden Men¬ 
schenherzen. Seit Tagen, seit Wochen, seit Monaten 
währt die Qual. Wuchs von Tag zu Tag. Wird der 
Befreier endlich kommen, ehe alles untergegangen in 
einem Meer von Blut und Grauen? 
Die schauerlichen Visionen Goyas im Prado tauchen 
vor mir auf. Ausgeburten einer krankhaften Phantasie 
dünkten sie mich, als ich sie bei meiner letzten Reise 
nach Madrid in Spaniens berühmtester Gemäldegalerie 
betrachtete. Furchtbare Wirklichkeit sind sie heute ge¬ 
worden. 
„Achtung!" zischt der marokkanische Posten neben 
mir plötzlich und zieht mich am Arm in den Graben. 
Drüben hat sich etwas gerührt. Der MG-Schütze faßt 
sein Gewehr und starrt ins Dunkel. Aber alles bleibt 
ruhig. Wie eine schwere, undurchdringliche Decke lastet 
die Nacht auf Madrid. 
und Marokkaner. In den zerschossenen Häusern haben 
sich die Leute so gut es geht eingerichtet. Durch die 
offenen Türen und die aufgerissenen Wände blickt man 
auf schlafende Soldaten. 
Die Häuser bieten längst nicht alle Raum. Auf den 
Höfen glimmen trübe Feuer. Unförmige Bündel liegen 
darum. Wie die Lasten einer lagernden Karawane 
schauen sie aus. Neugierig trete ich näher, beuge mich 
zu solch einer geheimnisvollen Last. Ein unterdrücktes 
Knurren kommt daraus hervor, wie das eines angriffs¬ 
bereiten Hundes. Es sind Marokkaner, die sich hier zur 
Ruhe niedergelegt haben. Die Nächte sind bereits bitter¬ 
kalt. So haben sich die Mauren in so viele Decken, Fe¬ 
derbetten und Kissen gewickelt, wie sie in den verlasse¬ 
nen Häusern nur auftreiben konnten. Am Ende des 
Hofes steht ein Mann auf einem Tisch und zieht sich 
aus. Wie eine Entkleidungsszene auf der Bühne wirkt 
es, wie er ein Kleidungsstück nach dem anderen ablegt. 
Wahrscheinlich will er sich lausen. Doch nein, er probiert 
eine wollene, Unterhose an, die er irgendwo gefunden. 
Am Markt ist noch Licht und Leben. In einem offe¬ 
nen Schuppen wird beim Schein einer Petroleums¬ 
lampe ein Verwundeter verbunden. In der Schenke 
stehen die Legionäre Kopf an Kopf. Dem eintretenden 
Fremden wird sofort ein Glas Wein angeboten. Aus 
einer dickbäuchigen Korbflasche schenkt der Wirt ein. 
Die Legionäre fingen ihre Sturmlieder, mit denen sie 
die Felsstellungen der Riskabylen nahmen. Als das 
Lied geendet, steigt einer auf den Tisch und hält eine 
flammende Rede. Er spricht so schnell und leidenschaft¬ 
lich, daß ich ihn kaum verstehen kann. „Arriba Espana!" 
schließt er mit dem Schlachtruf der Phalanx. „Arriba 
Espana!" rufen die Anwesenden. „Arriba 
stimme auch ich aus vollem Herzen ein. 
Nicht weit von Madrid ist das Quartier 
des Führers der Sturmkolonne. Der Posten 
Gespenstisch tauchen bläßliche Schilder im grellen 
Licht der Scheinwerfer auf. Aus dem Dunkeln stürzen 
sie uns entgegen. „Madrid!" steht plötzlich auf der 
schwarzen Wand des Nachthimmels geschrieben. „Ma¬ 
drid!" steht da riesengroß in kalkweißen Lettern. Und 
schon ist die Schrift verschwunden, wie weggerissen von 
unsichtbarer Hand. 
Die Erscheinung wiederholt sich. „Madrid 100 Kilo¬ 
meter" erkennt das Auge beim nächsten Male, „80", 
„60", „40" . . . die Entfernung schrumpft zufammen. 
Schnurgerade führt die Autostraße nach Madrid. Es 
ist, als glitte der lautlos über die Asphaltbahn rollende 
Wagen wie in einem Sog hemmungslos auf die in den 
Händen der Roten befindliche Hauptstadt zu. — Doch 
nein, eine Gestalt steht plötzlich im Lichtkegel, hebt den 
Arm. Die Bremsen knirschen. Ein bärtiges Gesicht beugt 
• sich forschend in das Wageninnere. Ich erkläre Zweck 
und Ziel der Fahrt. „Portugiese?" fragt der Posten 
„Nein, Deutscher!" 
„Um so besser!" ist die Antwort. Nicht einmal die 
Ausweise werden abverlangt. Laullos gleiten wir weiter. 
Totenstill ist die Nacht. Wo bleibt das vom Weltkrieg 
so vertraute Rollen der Front, das wie schwere Bran¬ 
dung ans Ohr schlug, sobald man sich ihr näherte? Nicht 
ein Schuß fällt, nicht das Heulen einer Granate, nicht 
das Pfeifen eines Jnfanteriegefchofses. Ist hier über¬ 
haupt Krieg? 
Zu beiden Seiten der Straße gleiten Schützengräben 
vorbei, gute, neue Gräben, sorgfältig ausgebaut, mit 
Schulterwehren und überdeckten Schützenständen. Breite 
Drahthindernifse davor. Die einen wie die andern fast 
unzerstört. Selten mal ein Volltreffer drin. Ist hier 
überhaupt Krieg? Ein plötzlicher Stoß wirft mich hart 
aus meinem Grübeln in die Wirklichkeit. Ein tiefer Gra¬ 
nattrichter gähnt neben mir, mitten auf der Landstraße. 
Im letzten Augenblick hat der Fahrer den Wagen noch 
herumgerissen. Und gleich darauf ein neuer Stoß! Wir 
sind über etwas Weiches gefahren. Es kann nur eine 
Leiche gewesen sein. Ein flaues Gefühl steigt im Magen 
hoch. Wenn der Mann immerhin auch bereits tot war! 
Krieg! Plötzlich ist man wieder mitten drin. Die 
Nerven schwingen anders, das Blut kreist schneller. 
Furcht . . ? Nein, Furcht ist es nicht, aber doch etwas 
Verwandtes und gleichzeitig die fiebernde Erregung des 
Jagdhundes, der Wild wittert. — ©taubgraue Mauern, 
aufgerissene Hauswände, eingestürzte Dächer, neue Gra¬ 
nattrichter auf der Straße. Das letzte Dorf vor Madrid! 
Unförmige Schatten längs der Häuserreihe; Kampf¬ 
wagen, Lastautos mit Feldgeschützen darauf, so mon¬ 
tiert, dah man im Notfall vom Fahrzeug aus schießen 
kann. Andere mit kleinen Tanks, so winzig, daß man 
sie für Kinderspielzeug halten könnte. Requirierte Om¬ 
nibusse, Gesellschaftswagen, ein Park von Motorfahr¬ 
zeugen, um einen raschen Angriff durchführen zu kön¬ 
nen. Wir spähen nach einer Lücke und lenken unseren 
Wagen dorthin. Der Ort ist voll Truppen: Legionäre 
Dvutschlan»sen-er 
6 Eine kleine Melodie. 6.30 Frühkonzert. 7 Nach¬ 
richten. 7.10 Frühkanzert. 10 Es weihnachtet auf den 
Bergen. 10.30 Fröhlicher Kindergarten. 11.15 See¬ 
wetterbericht. 11.30 Dreißig bunte Minuten. 12 Musik 
zum Mittag. 13 Glückwünsche. 13.15 Musik zum Mit¬ 
tag. 13.45 Nachrichten. 14 Allerlei — von Zwei bis 
Drei! 15.15 Aus allen deutschen Gauen. 16 Musik am 
Nachmittag. 17 Wunder überm Niemandsland. 17.10 
Musik am Nachmittag. 18 Junge Dichtung auf dem 
Büchermarkt. 18.15 Violine und Klavier. 18.40 Sa« 
moi — Smit 18.55 Die Ahnentafel. 19 Deutschland¬ 
echo. 19.15 Musikalische Eisblumen. 20 Nachrichten. 
20.10 Die Berliner Philharmoniker spielen 21 Pott« 
Was bringt der Rundfunk? 
Dienstag, den 20. Dezember 
Reichsfender Frankfurt 
6 Gymnastik. 6.30 Frühkonzert. 7 Nachrichten. 8 
Wetterbericht, Schneewetterbericht. 8.10 Gymnastik. 
8.30 Froher Klang zur Werkpause. 9.40 Kleine Rat¬ 
schläge für Küche und Haus. 10 Schulfunk. 11.45 Rus 
ins Land. 12 Mittagskonzert 1. 13 Nachrichten. 13.15 
Mittagskonzert 2. 14 Nachrichten. 14.10 Komponisten 
der Gegenwart unterhalten uns. 15 Klaviermusik. 15.30 
Frauenschaft der Gegenwart. 16 Nachmittagskonzert. 
17.30 Es schneit, was es nur schneien kann. 18 Volk 
und Wirtschaft. 18.15 Neues für den Bücherfreund. 
18.30 Schlaf, Kindchen schlaf. 19 In den Werkstätten 
des Weihnachtsmannes. 19.15 Tagesspiegel. 19.30 Nun 
hebt ein jeder Stern zu singen an. 20 Nachrichten. 
20.15 Musikalischer Wunschzettel. 21 Der junge Goethe 
(5. Abend). 22 Nachrichten. 22.20 Politische Zeitungs¬ 
schau. 22.35 Unterhaltung und Tanz. 24—3 Nacht¬ 
konzert. 
Mil zwei Tonnen Bombenlast 468 Stundenkilometer erreicht 
Mit einer Bombenlast von zwei Tonnen erreichten italienische Militärflieger eine Durchschnitts¬ 
geschwindigkeit von 468 Stundenkilometer und stellten damit einen neuen Geschwindigkeitsrekord 
auf. Von links nach rechts: Dino Rifalti, Mechaniker; Oberstleutnant Angel» Tondi, der Pilot; 
und der Mechaniker Mattia Razzano auf dein Flughafen von Rom. 
(Associated Preß, Zander-Multiplex-K^ 
tische Zeitungsschau. 22 Nachrichten. Anschließend 
22.30 Eine kleine Nachtmusik. 23 
Das Buch der deutschen Gaue. Fünf Jahre national¬ 
sozialistischer Aufbauleistung. Mit einem Geleitwort 
von Reichspressechef Br. Dietrich. 328 Seiten Text 
mit 33 Bildern. Gauoerlag Bayerische Ostmark, Bay¬ 
reuth. In Ganzleinen RM. 5.80. 
Dieses Buch ist ein überzeugender Leistungsnachweis 
der ersten fünf Jahre nationalsozialistischen Ausbauwer¬ 
kes. Verfaßt an der Front der Arbeit von Männern, 
die selbst sozusagen im vordersten Schützengraben stehen 
und mitarbeiten an diesem Aufbauwerk, vermittelt es in 
spannend geschriebenen Aufsätzen über die Aufgaben der 
einzelnen deutschen Gaue eine Gesamtschau der gewalti¬ 
gen Leistungen, die das deutsche Volk unter nationalso¬ 
zialistischer Führung vollbrachte. Jeder (Bau des Alt¬ 
reichs ist mit einem solchen Aussatz vertreten, der zumeist 
aus der Feder des Gaupresseamtsleiters ftammf u. mitten 
hinein führt in das Leben und die Arbeit, in die Sorgen 
und Nöte des Gaugebiets, von Erfolgen kündet und 
steter Einsatzbereitschaft, von unerschütterlichem Glauben 
und nie erlahmendem Willen. So wandern wir mit 
dem Buch durch ganz Deutschland, von Ostpreußen bis 
zur Saarpfalz und vom Emsland bis zu den Bayerischen 
Alpen, von wo aus dann noch ein Blick in die deutsche 
Ostmark geworfen wird, die am Anfang ihrer Aufbau¬ 
arbeit steht. Für den Gau Kurhessen schrieb Gaupresse¬ 
amtsleiter Günther Rüg e-Kassel einen Leistungsbericht, 
der sich besonders eingehend mit dem Aufbauwerk in der 
Rhön beschäftigt sowie mit den umfangreichen Sanie¬ 
rungsarbeiten, die in der Kasseler Altstadt durchgeführt 
wurden. 
Kolonien auf dem grünen Tisch. Deutsch lands 
Weg nach Uebersee, von Karl Fischer. 200 Sei¬ 
ten mit zahlreichen zeitgenössischen Illustrationen, Photo¬ 
graphien und Kartenskizzen. Kommodore-Verlag, Ber¬ 
lin W 8. Ganzleinen RM. 4.80. 
Der Verfasser hat mit diesem Buch den Versuch un¬ 
ternommen, uns in einen Abschnitt deutscher. Geschichte 
einzuführen, der im allgemeinen viel zu wenig bekannt 
ist. Das sind jene Jahre, in denen das Zweite Reich nach 
dem siegreichen Deutsch-französischen Krieg daran ging, 
nicht nur seinen inneren staatlichen ynd wirtschaftlichen 
Aufbau zu vollziehen, sondern auch die Hand nach 
Uebersee, nach Kolonien auszustrecken begann. Es war 
am 22. April 1880, als zum ersten Male überhaupt eine 
Soloniatfrage im Reichstag zur Debatte stand. Damals 
war Bismarck, der sich für Samoa einfetzte, der Unter¬ 
legene. Seine Niederlage veranlaßte ihn zu dem Aus¬ 
spruch: „Solange ich Kanzler bin, werden wir keine 
Kolonialpolitik treiben". Aber es dauerte nicht lange, bis 
es einem Bremer Kaufmann gelang, Bismarck zu über¬ 
zeugen, daß Deutschland Kolonialpolitik treiben müsse. 
Die Kämpfe, die sich dann in den anschließenden Jcch- 
ben, als Deutschlands koloniale Sturm- und Drang- 
Seriode ablief, zwischen Reichstag und Regierung, zwi- 
hen der Hanse und anderen Jnteressentengruppen ab- 
spieiten, werden in Karl Fischers Buch ebenso interessant 
geschildert wie die späteren Kapitel deutscher Kolonial¬ 
geschichte, in denen Deutschland in Afrika und Asien 
Fuß faßte. 
„Kolonien auf dem grünen Tisch" ist darum ein 
Werk, das gerade heute besonders aktuell ist, zu einem 
Zeitpnkt, wo der Führer die unabdinglichen deutschen 
Ansprüche auf Kolonien-energisch angemeldet hat. Denn 
wir wollen keine Kolonien auf dem grünen Tisch, son¬ 
dern wir wollen sie wirklich, praktisch haben. 
Jahrbuch für den 3ungtaufmann 1939. Ein Taschenbuch 
mit Kalender, zahlreichen unterhaltenden und belehren¬ 
den Aussätzen, Beiträgen, Abbildungen und Uebersichten. 
208 Seiten Text. RM. 1.—. Bei Abnahme von 25 
Stück RM. —.90. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig 
und Berlin. 
Belehrungen und dabei Unterhaltung, für den jungen 
Kaufmann, einerlei, ob er nun im ersten Lehrjahr steht 
oder bereits Junggehllfe ist, ist das der Grundsatz, unter 
dem dieses .^Jahrbuch für den Jungkaufmann" steht, das 
für bas Jahr 1939 erstmalig erschienen ist. Neben einem 
ausgedehnten Kalendarium, das man ja immer wieder 
In einem Nachwort umreißt der Herausgeber (sur/ 
und Leistung der Annette, deren große Naturkr^'^ 
sinnenhaftes Gestaltungsvermögen er ins re*te «5?* 
rückt. Lassen wir chn am besten selbst fügen iiA 
er dem Buche für eine Aufgabe zugedacht hat-' m 
sich aus den deutschen Klassikern und den Nackk'Tm 
fern von Rang eine Bücherei des deutschen bleibend 
Dichtungsbesitzes zusammenzustellen beabsichtigt ber 
— wenn er nicht ihr ganz besonderer Liebhaber 
etwa als Westfale ihr heimatverbunden ist — nicht meh 
als einen Band Raum für die Droste re?1 
Band gehört unbedingt in jede solche Bücherei bin»i„ 
Aber er erschöpft das Wesentliche der Dichterin audt 
Er kann alle b» Gedichte bringen, die zum SbeftanSi 
der deutschen Lyrik, der deutschen Ballade, des deut 
scheu geistlichen Liedes gehören;, er enthalt die im 
Werk der Dichterin so einsam wie unter den Zeit, 
genossen stehende Meisternovette „Die Judenbuche" die 
seltsame, anschmlliche greifbare und zugleich t>n, 
schwommen-entrtickte Epik ihrer Verserzählungen und 
einiges was zur Abrundung des Bildes nützlich m 
Diesen einen, Seite für Seite lebendigen Band „Droste" 
der jedem Freund der Dichtung im Volke gehören 
möchte, sucht die vorliegende Ausgabe darzustellen." Der 
Name Wilhelm von Scholz bürgt für eine kenntniz 
reiche und gewissenhafte Auswahl- 
Das Paradies vor uns. Von Tommase Galla- 
rati Scotti (Berlagsanstalt Benziger, Einsieüeln- 
Köln). 
„Du hast gut daran getan, daß du deine Ideen 
einem Buche anvertrautest. Es ist sicherer, als sie an 
mir zu erproben“, sagt der Sohn zum Vater, der aus 
ihm den Bürger einer neuen, sonnigen und sorgenlosen 
Welt machen wollte. Diese Welt hatte er sich in seiner 
Gelehrtenklause Miraluna aus philosophischen Syste¬ 
men aufgebaut, aber den Sohn riß es in die Wirklich¬ 
keit des Lebens hinaus, in die Wirrnisse des Krieges 
und des Herzens. Was wird aus dem jungen Demo, 
der die Rätsel des Lebens lösen, die Fragen nach Gott 
und dem Menschen beantwortet wissen will? Nach 
Enttäuschungen. Schuld und Leiden findet er eine Ant¬ 
wort, wo er sie nie gesucht hatte, in dem einfachen, 
gesunden Bereich des Lebens, in dem neben der Arbeit 
die Güte waltet und über dem em Himmel ist, kein 
leerer Philosophenhimmel, sondern em Himmel, zu 
dem der Landmann voll Hoffnung aufsieht, daß aus 
ihm Regen auf die Felder und Friede in die Herzen 
komme. 
Es konnte hier nur kurz dieser Weg des jungen 
Demo angedeutet werden. Der Italiener Scotti ringt 
mit Problemen, gestaltet den Gegensatz zweier Gene¬ 
rationen und will zu einer neuen Hoffnung hinführen. 
Ein spannungsreicher Roman, in dem Denken und Dich¬ 
ten sich mischt. Wer beim Lesen nicht nur unterhalten 
fein will, greift gern und mit Gewinn' zu einem sol¬ 
chen Buch. 
Die Flotte Gottes. Von Arno Dohm. (Im Ver¬ 
lag C. Bertelsmann, Gütersloh.) 
Die Flotte Gottes ist jene stolze Armada, die der 
Spanierkönig Philipp II. gegen das „ketzerische" Eng¬ 
land bauen ließ. Dreiviertel der Welt befanden sich 
unter der spanischen Krone; es wurde eine Flotte ge¬ 
baut aus einhundertfünfzig Kampfschiffen, eine „glück¬ 
hafte" und eine „unbesiegliche" Streitmacht zur See, 
die Francis Drake, der feit fielen Jahren den spani¬ 
schen Handel störte, strafen und ganz England treffen 
sollte. Arno Dohm, der auch ein Buch über die Schlacht 
am Skagerrak geschrieben hat, schildert in dramatischer 
Sprache dieses Unternehmen gegen England, das 
mit so großen Hoffnungen und vielen Segnungen un- 
benötigt, enthält das handliche Büchlein eine Menge An¬ 
regungen für jeden, der kaufmännisch tätig ist, ob er nun 
hinter dem Ladentisch steht ober im Lager. Anerkannte 
Fachmänner haben es geschrieben, aber nicht im trocke¬ 
nen Lehrmeisterton, sondern lebendig und unterhaltend. 
Das Büchlein eignet sich vorzüglich als kleines Weih¬ 
nachtsgeschenk für kaufmännische Lehrlinge, die aus ihm 
manches lernen können. 
Berlin — (Erinnerung und Gegenwart. — Von He¬ 
lene von 3t o ft i g. Verlag Otto Beyer, Leipzig-Berlin. 
260 Seiten mit zehn ganzseitigen Bildtafeln. Ganzlei¬ 
nen RM. 5:80. 
Die einer großen Lesergemeinde wohlbekannte 
Schriftstellerin ist eine geistreiche, liebenswürdige „Frem¬ 
denführerin" durch ihre Vaterstadt, die sie uns nicht nur 
mit ihren alten Gassen und Gäßchen, sondern auch mit 
den breiten Prachtstraben im Zentrum und im Westen, 
mit den Schlössern und Salons einer längst verwehten 
Zeit und schließlich auch mit den mitten in der Ausfüh¬ 
rung begriffenen grandiosen Neubauten des Dritten Rei¬ 
ches näherbringt. Wir wandern mit ihr, die so amüsant 
und unterhaltend zu plaudern versteht, durch die weit¬ 
gespannte Stadt, und mit uns wandern die Gestalten, 
die sie einst belebten, Könige und Bürger, Diplomaten 
und Soldaten. Zehn ganzseitige farbige Tafeln nach 
alten Stichen beleben den schönen Geschenkband, der uns 
lehrt, die Weltstadt Berlin, den Mittelpunkt Deutsch¬ 
lands, besser kennen zu lernen. 
Meinardi. 
Blein herz gehört nur dir, Roselles. Roman von 
Margarete von Ankelmann; Verlag Friedrich 
Rothbarth. Leipzig. In Leinen gebunden 3 RM. 
In das Leben eines Mannes, der in glücklicher 
Ehe lebt, tritt ferne frühere Jugendgespielin. Dank 
ihres sprühenden Temperaments gelingt es der leiden- 
schastlichen Frau, den einstigen Geliebten zurückzugewin- 
nen. Die Ehe zerbricht. Aber damit beginnt auch eine 
Kette namenlosen Leides für den Mann, der einsieht, 
daß er einen köstlichen Edelstein von sich warf, um 
dafür Scheingold einzutauschen. Der Tod der anderen 
wird zum Erlöser und läßt den Gatten wieder zurück- 
finden zu der tiefen Liebe der ersten Frau. Ein auf 
breiten Publikumsgeschmack abgestellter Roman, dem 
Wan Spannung und Gefühl nicht absprechen kann. 
An zweiter Stelle, Roman von Aja Berg, Verlag 
Friedrich Rothbarth, Leipzig. In Leinen geb. 3 RM. 
Der spannende Roman besteht aus zwei miteinander 
verflochtenen Handlungen. In dem Staatsanwalt Bork 
lernen wir einen Idealisten kennen, der zum zwetten- 
mal verheiratet ist, der aber seine verstorbene Frau 
nicht vergessen kann. Um ihretwillen vernachlässigt et 
seine zweite Frau, die für ihn nur die Pflichten als 
Mutter seiner kleinen Tochter zu erfüllen hat. Schwere 
Schicksalsschläge müssen kommen, bis endlich zwischen 
den beiden Ehegatten die Kluft sich schließt. In der 
zwetten Handlung begleiten wir einen Freund des 
Ehemannes auf eine abenteuerliche Forschungsreise nach 
Abessinien. Durch die selbstlose Liebe einer Frau wird 
der Forscher bei eti«mt schweren Jagdunfall dem siche- 
reu Tod entrissen. Nicht nur die fesselnde Handlung, 
sondern auch die anschauliche Schilderung der Kultur 
und Bewohnet des Landes, das feit einigen Iahten 
in den Brennpunkt des Interesses gerückt ist, machen 
den Roman zu einet anregenden Lektüre. 
Dr. Karl Austermann. 
Einen kostbaren Schatz deutscher Lyrik umschließt 
>as kleine Jnselbändchen. Soweit in solchem Umfang 
ein zusammenfassendes Bild deutscher Poesie gegeben 
werden kann, scheint uns diese Auswahl eine solche 
Aufgabe in schönster Weise zu erfüllen. Nicht chrono- 
logisch ober etwa gar nach „Sachgebieten" wurde der 
Reichtum deutscher Gedichte geordnet, sondern nach 
einem inneren, künstlerischen Prinzip. So blättert man 
mit besonderem Vergnügen vorwärts und rückwärts, P 
freut sich immer wieder über eine neue Ueberraschung 
und weiß bald, daß hier eine sehr treffliche AuswM 3 
getroffen stmrde. 
Das Wessobrunner Gebet leitet die Gedickte ein ' 
und wenn unter den letzten Liedern Nietzsches „C 
Lebens Mittag", Hölderlins „Hälfte des Lebens", 
Rilkes „Archaischer Torso Apollos" und schließlich 
Goethes „Gottes ist .der Orient! Gottes ist da 
Okzident!" stehen, so spürt man den gewaltigen Bogen, 
der sich im deutschen Gedicht über die Zeiten hinweg 
spannt. Die „Deutschen Gedichte" sind ein kleines, 
aber ein sehr wertvolles Geschenkbändchen zu jeher 
Gelegenheit. Walther Dillinger. 
Das Rätsel von heute 
Vorstellung 
Ein Fürwort spricht vom Weibe nicht; 
Ein andres sagt, wer von sich spricht. 
Füg' dieses Wort an jenes an, 
Und meinen Namen nennt dir's dann, E.A. 
ternommen wurde und so kläglich fd)e Hexte. lieber- 
legenc Gefechtskunst und Manövrierkunst der Eng¬ 
länder und der Sturm, der sich gegen die „Flotte 
Gottes" erhob, bereiteten der stolzen Armada ein Ende. 
Und damit der spanischen Vorherrschaft in der Welt, 
deren Erbe nunmehr England übernahm. 
Politik, Religion und Handelsinteressen waren viel- 
Stn dem „Kreuzzug" gegen England verquickt. 
t schöpft gerade aus dieser Verquickung und den 
damit verbundenen Jntriguen ein Spannungselement 
für seinen Roman; so entsteht ein Zeitgemälde aus 
intensiven Farben. Das Herz des Verfassers schlägt da 
bei für den Engländer Drake, der mtt seinem Geist 
die Flotte feines Vaterlandes erfüllte und zum Siege 
führte, „ein schlichter Mann, Pirat genannt". 
Ernte eines Sommers. Von Johannes Kirsch- 
roeng. (Im Verlag Herder, Freiburg.) 
Was in den drei Erzählungen Kirschwengs als Ernte 
eingebracht wird, ist nicht ein leichtes Geschenk des 
Sommers, sondern eine Gabe voller geheimnisreicher 
Kräfte. In-den Geschehnissen, die der saarländische 
Dichter erzählt, ist stets die Vergangenheit eine schick¬ 
salhafte Macht, Segen und Fluch über das Spätere 
breitend. Und auch dies allein würde nicht zum Ver 
stäüdnis ausreichen, denn hier begeben sich seelische, 
übersinnliche Dinge in symbolhaften Formen. Die 
Menschen werden versucht, ihrer Aufgabe zu entsagen, 
die Ordnung, in der sie stehen, zu verlassen, und sei 
es nur, daß sie nichts anderes wollen als den Frieden 
der Einsamkeit und der Natur. Aber das Herz, das 
sich selbst überwindet, wird zugleich mächtig über den 
dunklen Zauber der Dinge. Oder eine alte Schuld 
wirkt über Generationen hin Verhängnis, bis sie durch 
ein Opfer getilgt ist. Es ist nicht leicht, in diese Wett 
religiös-legendären Geschehens einzudringen, aber die 
Sprache Kirschwengs spricht in eigenartiger Kraft und 
Klangfarbe davon. 
Anna Elisabeth von Droste tziilshoff-Wrrke. Her¬ 
ausgegeben von Wilhelm von Scholz (im Walter 
Hädecke-Verlag, Stuttgart). 
Die Freunde von Vers und Prosa der Annette 
von Droste Hülshoff werden sich über das Buch freuen, 
in dem jetzt Wilhelm von Scholz eine Auswahl der
	        
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