Amtliches Sreisblakk
Fuldaer Zeitung Nr. 295
Neues Iudrnvefetz tu Llngarn
D* Bnbapeft. Der Entwurf des neuen Qutenge*
iftfee» wurde Donnerstagabend in einer Konferenz der
Regierungspartei vorn Justizminister bekannt gegeben.
Danach gelten grundsätzlich alle Juden und Juden-
Mischling« als Juden, ausgenommen jene Halbjude«
(«in jüdische» Grotzelternpaar), deren jüdischer Eltern¬
teil sich vor der Ehe hat taufen lassen. Ausgenommen
find Kinder aus judengemischten Ehen, wenn sich der jü-
disch« Elternteil zwar vor der Ehe, jedoch nach dem
1. 1. 36 hat taufen lassen. Gewisse Erleichterungen sind
für Kriegsteilnehmer vorgesehen.
Juden dürfen, so besagen u. a. die weiteren Bestim¬
mungen, tn Zukunft als Beamte oder Angestellte bei
staatlichen, städtischen oder Komitatsbehörden überhaupt
nicht mehr angestellt werden. Sie dürfen keine leiten-
den Stellen in der Presse, im Theater und Film be¬
kleiden. Die Derhältniszahl der Juden wird bei allen
kulturellen und geistigen Berufsgruppen mit,6 o. H.
festgesetzt, und zwar ist diese Derhältniszahl nicht nur
auf die Zahl der Angestellten, sondern auch quf den
gesamten Lohnhaushalt des Betriebes zu beziehen. Mit¬
glieder von Kammern der freien Berufe (Aerzte, An-
wAte u(n>.) können ebenfalls nur 6 o. H. fein, wozu
allerdings ein Plus von 3 v. $). für Kriegsteilnehmer
kommen kann. Führende Posten in Gewerkschaft»»«»
bSnden können Juden nicht bekleiden.
Die Juden wählen getrennt 30 Tage nach den all¬
gemeinen Wahlen zu den einzelnen gesetzgebenden Kör¬
perschaften mit ihren eigenen Stimmen ihre eigenen
jüdischen Dertreter. •
Die Bestimmungen des Gesetzes muffen bis zum 1.
Januar 1942 durchgeführt sein.
AutofaUenrauber hinserichttt
Dnb. Berfin. Am 23. Dezember 1938 ist der am
11. Juni 1917 geborene Wolfgang Stoklossa hingerichtet
worden, der am 21. Dezember 1938 wegen Verbrechens
gegen das Gesetz gegen Straßenraub mittels Autofal¬
len vom Sondergericht in Hamburg zum Tode und
zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
verurteilt worden ist. Die Sicherungsverwahrung wurde
dngeordnet.
Stoklossa, der tn demselben Urteil ferner wegen ei¬
ner Reihe von Diebstählen, Unterschlagung und uner¬
laubten Führens einer Schußwaffe bestraft worden ist,
hat nachts eine Autodrofchke gemietet, sich in eine «in¬
fame Gegend fahren lassen, dort den Fahrer mittels
vorgehaltener Pistole zum Ansteigen und zur Hergabe
seines Geldes gezwungen und ist dann mit dem Kraft¬
wagen geflohen.
Vorsorge für Alter und Rot
Der Lebensabend des deutschen Handwerkers wird gesichert
DNB. Berlin. Am 21. Dezember hat der Führer
und Reichskanzler seine Zustimmung zu dem GeseK
über die Altersversorgung für da» deutsche Handwerk
gegeben. Aus diesem Anlaß fand eine große Kund¬
gebung im Hause des deutschen Handwerk» tn Berlin
ltatt, an der neben zahlreichen Vertretern de» Hand¬
werk» und der Presse Reichsarbeitsminister Seldte
und Reichshandwerksmeister Schramm teilnahmen.
Der Reichsarbeitsminister gav den Inhalt des Ge¬
setzes bekannt unb führte dabei u. a. aus: Das neue
Gesetz spricht den Grundsatz aus, daß der Handwerker
für fein Alter und feine Hinterbliebenen Vorsorge tref¬
fen muß. Mancher junge Handwerker hegte seinerzeit
die Hoffnung, sich in gefunden Tagen so viele Erspar¬
nisse sammeln zu können, daß feine Familie auch bei
Nachlassen feiner Erwerbsfähigkeit und im Falle fei¬
nes Todes vor Not geschützt sein werde. Aber diese
Hoffnung erwies sich sehr oft als trügerisch. Anderen,
deren Verdienst nur gering war, wurde der Entschluß
schwer, die zur Altersversorgung ersoderlichen Mittel
auszubringen.
6» muß also ein gewisser Zwang angewendel wer¬
den, nm zur Sicherung de» Lebensabend» der Hand¬
werker beantragen.
Die Art der Vorsorge bleibt aber im wetten Umfange
dem eigenen Entschluß de» Handwerker» überlassen. Er
kann entweder eine Rentenversicherung abschliehen, oder
eine Kapitalversicherung eingehen. Er kann aber auch
einen Mittelweg wählen und bet halben Beiträgen zur
Rentenversicherung eine mindestens ebenso hohe Prä¬
mie für eine Lebensversicherung bezahlen. Er erhält tn
diesem Falle neben dem Kapital aus der Lebensversiche¬
rung die Halde Rente von der Reichsversicherungsan¬
stalt. Auf diese Weise kann er die Vorzüge der Renten»
und der Kapitalversicherung miteinander verbinden,
ohne dabei seine Kräfte zu überanstrengen.
Die Handwerker sollen vom L Januar 1939 an bet
der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte ver¬
sichert werden. Ihre Selbständigkeit wird dadurch
natürlich nicht berührt.
Die Bersicherung umfaßt das gesamte Jahreseinkommen,
wi« es in dem letzten Einkommensteuerbescheid festge¬
stellt worden ist. Auch werden die Handwerker ohne
Rücksicht auf die Höhe ihres Jahreseinkommens ver¬
sicherungspflichtig. Diejenigen von ihnen, die während
ihrer Beschäftigung als Lehrlinge ober Gesellen Ser-
sicherungsanwartschaften erwarben, sie dann aber wi,-
der verfallen ließen, erhalten die Möglichkeit, durch
Nachzahlung der Beträge Lücken zu fchliehen, sofern
diese nicht über den 1. Januar 1924 hinausreichen.
Durch alle dies« Bestimmungen wurde di« Altersver¬
sorgung für da» Deutsche Handwerk so beweglich ge¬
staltet, daß fie sich im Versicherungsbedürsni» auch jeder
anderen Berufsgruppe, für die noch ein Versicherungs¬
schutz erforderlich ist, ohne weitere» anpaffen läßt.
Aber nicht alle jetzt tätigen Handwerker können in¬
folge ihre» vorgeschrittenen Alter» mit Hilfe der Ren¬
ten- und Lebensversicherung noch zu einer einigermaßen
ausreichenden Altersversorgung gelangen. Weil auch
ihnen geholfen werden soll, damit fie im Alter vor Not
geschützt sind, sollen beim Deutschen Handwerks- und
Gewerbekammertag für fie Unterstützungsmittel ange¬
sammelt werden.
Nach der Rede de» Reichsarbeitsministers Seldte
brachte Reichshandwerksmeister Schramm in herzlichen
Worten den Dank des Handwerk» auf den Führer und
dessen Mitarbeiter zum Ausdruck.
Er betonte, daß man früher wohl eine Fülle von
Sterbekassen, Hilfskassen, Unterstützungsvereinen und
ähnlichen Einrichtungen hatte, die zwar viel Gutes
leisteten, aber gegenüber dem, was wirklich nottat,
durchaus unzulänglich waren. Wenn da» Gesetz des
Führers neben der Versicherungspflicht de, jüngeren
Handwerkers die Versorgung des nicht mehr versiche-
rungssästigen Handwerksoeteranen geschaffen habe, so
werde es jeder selbständige Handwerker als seine Ehren¬
pflicht ansehen, für die Versorgung der Männer, auf
deren Schultern die jüngere Generation ihre Existenz
aufgebaut habe, beizutragen.
«Ich bin“ — schloß der Reichshandwerksmeifier seine
Ausführungen — «stolz darauf, daß da» Dritte Reich
von neuem ein grundlegende» Handwerksgeseh geschaf¬
fen hak, da» in der Handwerksgeschichte aller Völker
ohne Beispiel bafieht."
Nom rückt dem Laval Abkommen ab
Paris fast: LSir müssen wieder von vorn ansansen"
KrShenfchwarm überfüllt ein Kind
DNB Warschau. Ein ungewöhnlicher Vorfall, bei
bem ein Sjähriges Kind zu Tode kam, spielte sich in Luck
in Ostpolen ab. Dort fiel ein Schwarm ausgehungerter
Krähen über ein Mädchen her, das sich auf einer Dorf-
straße befand und zerhackte mit den Schnäbeln den Kopf
des Kinde» fo sehr, daß es kurze Zeit darauf verstarb.
EP. pari». In der Umgebung des Qual d'Orsay
wurde gestern bestätigt, daß die ltalieuifche Regierung
das Abkommen vom 7. Januar 1935 zwischen Italien
und Frankreich al» nicht mehr gültig und der gegen¬
wärtigen Lage nicht mehr entsprechend betrachte. Die
italienisch« Regierung habe die» über den ftauzösischen
Pariser Snvalidrndom in Flammen
Schwürt»» Sbfcharbcitcn infolge »et großen Kälte
Dnb. paris. In den Abendstunden des Donners¬
tag brach im Jnvalidendom Feuer aus, das sich sehr
rasch auf einen der Flügel des Gebäudes ausdehnte, das
teilweise als Museum für Kriegserinnerungen, zum an¬
deren Teil zur Unterkunft von Schwerkriegsverletzten
dient. Die Feuerwehr, die sofort zur Stelle war, be¬
gegnete sehr großen Schwierigkeiten, da die Wasserlei-
hingen zum größten Teil eingefroren sind.
Der Brand brach in den Dachstuben de» Mittelge-
bäudes, fast unmittelbar über dem Haupt eingang, wo
sich die Wohnung des Direktors des Jnvalidendomes
befindet, aus, und erstreckte sich nach und nach auf den
rechten und den linken Flügel. — Gegen Mitternacht
stand der Dachstuhl des Gebäudes in etwa 100 Meter
Breite in Flammen. Die Feuerwehr, der es trotz der
eingefrorenen Wasserleitungen gelang, aus mehr als
15 Rohren Wasser zu geben, arbeitete mit Hilfe von
riesigen Scheinwerfern an der Bekämpfung des Bran¬
des.
Der Brand tonnte in den frühen Morgenstunden
des Freitag als vollkommen gelöscht angesehen werden.
Bald nach Mitternacht zog sich der Hauptteil der Feuer-
wehr zurück und ließ nur eine Brandwache an Ort und
Stelle, die die letzten Brandherde erstickte.
Im Laufe der Nacht hatten sich fast sämtliche Mi¬
nister mit dem Ministerpräsidenten an der Spitze zum
Jnvalidendom begeben, wo trotz der Kälte und der vor-
gerückten Nachtstunde auch Marschall Pötain eingetrof¬
fen war. Die sofort eingeleitete Untersuchung über di«
Ursache des Brandes hat noch zu keinem (Ergebnis
geführt. Man weist jedoch vorsätzliche Brandstiftung
zurück. E» wird vermutet, daß, da infolge der großen
Kälte besonders stark geheizt wurde, durch einen befä¬
higten Kamin Feuer an di« Holzverkleidung durchge-
brungen ist. Angestellte des Jnvalidendomes wollen sich
daran erinnern, daß sie schon am Donnerstag vor¬
mittag einen leichten Rauchgeruch verspürten und man
hält es nicht für ausgeschlossen, daß sich die Flammen
langsam den ganzen Tag über durchgefressen haben, bis
sie in Öen späten Abendstunden den eigentlichen Dach¬
stuhl erreichten. x **
Der Sachschaden läßt sich im Augenblick noch nicht
beziffern. Am meisten hat der bekannte Uhrensaal gelit¬
ten, der unmittelbar unter dem Brandherd liegt und
vollkommen unter Wasser steht. Darüber hinaus dürfte
es sich aber nur um bauliche Schäden handeln, denn
die Archive des Museums befinden sich in den unteren
Stockwerken.
•
Der Jnvalidendom, der auch Jnvalidenhotek genannt
wird, geht auf Ludwig XV. zurück, der das Gebäude
1670 für die Unterbringung von verwundeten Offizieren
und Soldaten errichten ließ. Später wurde ein gro¬
ßer Teil des Gebäudes in ein Kriegsmuseum umge«
wandelt. Zu dem Gebfiudekomplex gehört auch der
eigentlich« Dom, in dem 1840 di« sterblichen Ueberrefte
Napoleons I. beigesetzt wurden.
Botschafter kt Rom, Jran^ois-poncet, die französische
Regierung vor einigen Tagen wissen lassen-
Das erwähnte Abkommen ist bekannllich von dem
damaligen Ministerpräsidenten Laval in Rom unter¬
zeichnet worden, aber die Ratifizierung hat niemals
stattgefunden. Vorn juristischen Standpunkt au» be¬
trachtet ist also da» Abkommen niemals in Kraft ge¬
treten. Trotzdem hat die ftanzösische Regierung bisher
immer die Ansicht vertreten, durch dieses Abkommen
seien die italienisch-französischen Streitfragen geregelt
worden. Die jüngste italienische Stellungnahme, di« der
stanzösischen Regierung amtlich mitgeteilt worden ist,
zeigt aber, daß dem nicht fo ist.
Die Mitteilung der italienischen Regierung, daß fie
das französisch-italienische Abkommen vom Januar 1935
für wertlos und den gegenwärtigen Umständen nicht
mehr entsprechend halte, hat in den politischen Kreisen
in Paris starke Beachtung gefunden. Man gibt in
Paris zu, daß die Lage zwischen Pari» und Rom nun¬
mehr vollkommen klar sei, aber man verheimlicht sich
gleichzeitig nicht, daß durch diese Mitteilung der italie¬
nischen Regierung „man wieder vollständig von vorn
beginnen müsse", nachdem man gehofft habe, daß durch
das Abkommen vom Jahre 1935 die größten Schwierig¬
keiten überwunden worden feien. In den nationalisti¬
schen Kreisen bedauert man, daß die damalige Laval'sche
Außenpolitik gegenüber Italien nicht konsequent durch¬
geführt, sondern durch di« nachfolgend« Volksstontpoli-
tik wieder in Frage gestellt worden fei.
Der offiziöse „Temps" schreibt zu der offiziellen ita¬
lienischen Mitteilung: Am Quai d'Orsay prüfe man
gegenwärtig die aus der italienischen Mitteilung sich
ergebende neue Sage; der französische Ministerrat werde
demnächst darüber beraten. Die französische Regierung
sei gemäß der am 6. Januar 1935 unterzeichneten all¬
gemeinen Erklärung immer der Ansicht gewesen, daß
da» Abkommen vom Januar 1935 eine endgültige .Li¬
quidierung" der zwischen Pari» und Rom schwebenden
Fragen barftellten. Diese Abkommen enthielten:
einen Vertrag bezüglich der Italiener in Tunesien;
eine Berichtigung der Grenze zwischen Libyen und
Tunis;
eine Berichtigung der Grenze zwischen der ftanzö-
Jreifag, den 23. Dezember i
fischen Somaliküste und Eritrea;
bie Anerkennung der italienischen Souveräni«
über die Insel Domnervah und
eine italienische Beteiligung an dem Kapital b<
Eisenbahn von Dschibuti nach Addis Abeba.
Di« französische Regierung könne daher nicht über hl
Abkommen von 1935, die in Rom wie in Paris
fiziert worden seien, hinausgehen.
Was die letztere Bemerkung des „Temps" anbelana
fo gibt das Blatt jedoch selbst zu, daß die 'Ratifitatiori
Urkunden über dieses Abkommen nicht ausgetauscht wm
den sind.
Rachtsitzuns der französischen Kamms
DNB Pari». Die ftanzösische Kammer hat in h-
späten Nachffttmden den Einnahmehaushall mit zg
gegen 229 Stimmen angenommen. MinisterpräsL«
Daladier hatte mit dieser Abstimmung bie Vertrauen»
frage vecknüpft. Der Haushalt, der bei rund 66 Milljm
den Einnahmen und etwas geringeren Ausgaben d
einem Ueberschuß von 26-/, Millionen abschließt,
nunmehr sofort dem Senat zugeleitet, der am Montq
mit der öffentlichen Aussprache beschließt. Man rechn,
mit Sicherheit damit, daß die zweite und wenn noj
wendig die übrigen Lesungen keiner Gefahr zu längere!
Schwierigkeiten mehr begegnen, so daß der Gesamthauz
hall vor dem 1. Januar unter Dach und Fach gebrach
werden tarnt.
3*n Verlauf der gestrigen Kammersktzung haH
di« Regierung die Vertrauensfrage gestellt.
Kammer sprach sich mit 291 Stimmen für mj
284 Stimmen gegen den Artikel 2 des Finanz
gesetzes aus. 34 Abgeordnete enthielten sich der Stimm,
Im Sitzungssaal löste das- Ergebnis beträchtliche E»
regung aus.
Im Perlauf der wetteren Haushaltsaussprache steH
dl« Regierung ein zweites Mal di« Bertrauensfrag,
und zwar über den Artikel 2 des f»genannten Finanz
gesttzes. Dieser Artikel wurde mit 322 gegen 265 Stint
men bei 23 Enthaltungen angenommen.
Neuaufbau Oftasiens -
DBB. Tokio. Fürst Konoye gab eine Erklärung
über die Ceifgebanfen zur Gestaltung der Beziehung«,
zwischen Japan und bem neuen China ab. Es heißi
darin, daß Japan, Mandschnkno und China sich ver¬
einigen würden in dem gemeinsamen Ziel, Ofiasten neu
aufzubauen.
In Verbindung mit der- Erklärung des Fürsten
Konoye hat das mandschurische Außenministerium ein«
ergänzende Verlautbarung ausgegeben, in der Mandschw
kuo sich bereit erklärt, diplomatische Beziehungen mit
einem neuen China aufzunehmen, das bereit sei, sich
von kommunistischen und antijapanischen Einflüssen zu
lösen und so eine Grundlage jür die Zusammenarbeit
der beiden Länder zu schaffen. Mandschukuo, so heißt
e» in der Erklärung weiter, wolle mit einem neuen
China zu gemeinsamer Bekämpfung und Unterdrückung
des Kommunismus zusammenarbeiten.
Sterlinge... alle in bester Gesundheit
EP. Rom. Die Frau eine» städtischen Angestellten
in der sizilianischen Gemeinde Mazzarino hat Ster¬
lingen da» Leben geschenkt, und zwar zwei Knaben
und zwei Mädchen. Mutter und Kinder erfreuen sich
bester Gesundheit.
Zwischen festem und heute
In Berlin ist ein deutsch-tschecho-flowakischeS Ab¬
kommen zur Ueberleitung der Rechtspflege unterzeichnet
worden. Das Abkonnnen trifft Bestimmungen über die
Erledigung schwebender Rechtsverfahren, bie durch bi«
neue Grenzziehung beeinflußt sind.
Der llalienische Außenminister Graf Ciano ist Frei¬
tagvormittag von seiner Reise nach Bubapest in die
italienische Hauptstadt zurückgekehrt.
Der Handelsattache an der Sowjetboffchast itt
Brüssel, ein Jude namens Abraham FourowSky, ist
Wegen Diebstahls in einem Brüsseler Warenhaus zu
drei Monaten Gefängnis und 350 Franken Geld¬
buße verurteilt. Das Urteil wurde in Abwesenheit des
Schuldigen gefällt, der zur Zeit „nicht auffindbar" ift
Die Agentur Havas dementiert die in der Presse
erschienenen Nachrichten, wonach der Direktor der in
Paris erscheinenden italienischen Zeitung „Italia Nuova"
auSgew lesen worden sei.
Die kanadische Regierung hat den britischen Bot¬
schafter in Rom ersucht, der ttalienischen Regierung
mitzuteilen, daß Kanada König Viktor Emanuel von
Italien als Kaiser von Aethiopien anerkennt.
Seivrüch unter der Burg eon Munkmö
Von unserem Sonderberichterstatter Dr. Oldag
II
Da nun aber die ungarische Staatsidee gnmb-
sätzlich widervölkisch ist und sich bisher mit bem Be¬
stehen starker selbstbewußter, autochthoner Volkstümer
nicht abfinben konnte, ba dieses Ungarn das klassische
Land der Entnationalisierung zumindest seit einem hal¬
ben Jahrhundert ift, kann eine Gleichrichtung mit der
Reichsidee und den von ihr oertretenen Ordnungen nur
htntangehalten werden, wenn Bestrebungen wie denen
des Munkaeser Zuckerbäckers gründlich das Handwerk
gelegt wird.
Es hat keinen Sinn, vor diesen Möglichkeiten die
Augen verschließen zu wollen. Im Gegenteil — die
beiden guten alten Kriegskameraden sind es sich gegen¬
seitig schuldig, mit Ehrlichkeit miteinander zu sprechen,
und die Entwicklung so zu sehen, wie sie ist. Das war
das Thema eines Gesprächs, das ich im Schatten der
Burg von Munkacs führte, wo ich in einem deutschen
Hause eines urdeutschen Dorfes zu Gast war. Es han¬
delte auch von jener geheimnisvollen Strahlkraft des
llngarntums, das es in diesen Bezirken verstanden hat,
früher auf eine leise, kaum fühlbare Weife, späterhin auf
eine etwas handgreiflichere Art den Menschen im unga¬
rischen Staatsbezirk das angestammte Volkstum zu ent¬
ziehen, indem dieses Volkstum aus der oberen Bewußt-
feinssphäre verdrängt und auf die (Ebene der Haus- und
Küchensprache verwiesen wurde. Vaitstum aber ist nicht
Hur Sprache, sondern es ist auch Ueberzeugffein vom
Wert dieser Sprach« und von der Gleichwertigkeit der
Kultur, bie sich diese Sprache geschaffen hat. Volkstum
ift also ohne Stolz nicht denkbar. Es genügt nicht mehr
»der minder gut deutsch zu sprechen. Man muß auch
deuffch sein. Ein Staat, der e» fett langem zum ungeschrie¬
benen Gesetz erhoben hat, daß, wer in ihm aufsteigen will,
zunächst jein Volkstum preisgeben muh, beweist damit
•tn« Unterbewertung, ja im Grunde eine Verachtung vor
den Werten de» Volkstums, die ein völkisches Zeitalter
Nicht mehr erträgt. Ist dieses Volkstum aber zu alledem
noch Teil eines zu neuem Stolz und zu neuer Macht er¬
wachten europäischen Führervolkes, dann sind auf die
Dauer Spannungen nicht zu vermeiden.
Wir haben in Ungarn Hunderttaufende von Deut¬
schen. Von Ujnen ist ein großer Teil durch bas Wirken
der Madjarisierung den Grundwerten ihre» Volkstums
entfremdet. So hat sich der Mischtyp des Madjaronen
herausgebildet, so sind die mabjarifierten Deutschen ge¬
worden, die madjarisierten Slowaken, Karpato-Ukrai-
ner, Rumänen, Serben, Kroaten, Slowenen, ein Typ,
der, wie alles Renegatentum, im Herzen einen Bruch
trägt und deshalb leicht in leidenschaftlichen Haß gegen
fein urtümliches Wesen umschlägt. Weil dieser Typus
feiner seelischen Heimat entglitten ist, well er nicht mehr
in den unangetasteten Grundlagen seiner blutlichen und
völkischen Herkunft ruht verfällt er so leicht in maßlosen
Anspruch und flackernden Chauvinismus und in eine na¬
tionale Unduldsamkeit, die ohne Beispiel ist. Das wissen
bie Slowaken und bas wissen bie Karpato-Ukrainer, bie
unter der Stephansfrone beinah« ihr Volkstum einge-
büßt hätten. Sie wollen nicht wieder zurück. Sie wollen
ihr Volkstum für alle Zeiten gesichert wissen. Die Pa¬
role „minbent visza!" stößt bei ihnen auf unüberwind¬
lichen Widerstand.
Wo ober aus Deutschen, Slowaken, Karpato-Ukrai-
nern, soweit sie heute an Ungarn zurückgefallen sind, be¬
reits Madjaronen geworden waren, bleibt keinem von
Ihnen die erneute Auseinandersetzung mit bem Volks¬
tumsgedanken erspart. Es sind ihrer nicht sehr viele und
zumeist gehören sie der älteren Generation an. An den
Seelen der jungen Generation zerrt schon überall, wenn
auch nicht allenthalben bewußt geworden, bas Heimweh
zum angestammten Volkstum. Sie begreifen wieder lang¬
sam, daß völkische Bekenntnisse beileibe nicht treue und
loyale Staatsbürgerschaft ausschließen. Denn in allen
Staaten, die das in ihnen beheimatet« fremde Volkstum
achten und es nicht in unüberwindliche Konflikte mit sei¬
ner großen seelischen und kulturellen Heimat bringen,
haben vor allem Deutsche noch immer bewiesen, daß sie
sich in der Treue zu dem Staate, tn dem sie leben,
von niemandem übertreffen lassen.
Am Spätabend jenes Munkaeser Nikolaustages bin
ich mit einem jungen Menschen aus bem deutschen Dorfe
Palanok in die Stabt zurück gewandert. Der Mond stand
hinter der Munkaeser Burg, bie sich auf steilem Regel mit¬
ten aus der Ungar. Tiefebene erhebt. Arn anderen La-
torioa-Ufer sah man flowcck. Parouillen gehen, am dies¬
seitigen spannten ungarische aus Kundschafter, bi« nacht»
nachts von einem zum anderen Gebiete herüber zu
wechseln pflegten. Wir gingen in eine Stabt zurück, bie
heute keine Eisenbahnverbindung mit ihrem Hinterlande
mehr hat. Fast alle Slowaken, Karpato-Ukrainer, auch
viele eingesessene Deutsche und alle Tschechen sind aus
ihr weggegangen hinüber in den anderen Staat, dem
sie zwanzig Jahre hindurch angehört haben. Geblieben
find die Ungarn, die eine verhältnismäßig kleine Minder¬
heit bilden, unb bie Juden, deren es sehr viele gibt. So
ist bie Stabt — wer will es genau nachrechnen — um
die gute Hälfte entvölkert und macht einen ausgesprochen
toten Eindruck.
Der junge ungarländische Deutsche aber, der neben
mir herschritt, war voller leidenschaftlicher Worte gegen
bie neue Grenzziehung, gegen ben Wiener Schiedsspruch
gegen bie Mächte, bie bi« gemeinsam« Grenze Ungarns
mit Polen nicht zugelassen hätten. Er ereiferte sich
dabei, als fei er nicht ein Schwabe, sondern schon mit
den Arpaden einst aus den Steppen des Ostens mit ins
Land an der Donau gezogen. Er meinte bie Deutschen
hätten ben treuen Weltkriegsgefährten in Wien verraten.
Es war viel Bitterkeit in feiner Stimme, Bitterkeit gegen
fein eigenes Volk. Ich habe ihn sprechen lassen, ohne
ihn zu unterbrechen. Aber als sein Redestrom bann
versiegt war, habe ich chm behutsam von bem großen
Volke erzählt, zu dem er doch gehöre, vom volksdeut-
schen Gedanken, vom Gedanken von Reich, vom schwe¬
ren Schicksal des ungarländischen Deutschtums, von ben
Kämpfen unb Leiben feiner Führer unb ben Hinter¬
treibungen aller von oben feit Jahr unb Tag zugesagten
kulturellen Einrichtungen für den deutschen Volksteil.
Ich sprach zu ihm vom völkischen Aufbruch der Deutschen
in der Slowakei, von ihrer herzlichen Eintracht mit den
Slowaken und Rarpato-Ufrainern, unb riet ihm, dar¬
über nachzudenken, ob es denn nicht möglich sei, hier
in Ungarn wie anderenorts ein sehr guter deutscher
Volks- und dabei ein ebenso guter ungarischer Staats¬
bürger zu sein, ohne daß das Deuffche habet zu kurz
komme.
Er war sehr nachdenklich geworden, dieser blonde,
ehrliche junge Bursche, als wir uns zu später Stunde
trennten. Ich gab ihm zur Erinnerung ein Buch mit
auf ben Weg und schrieb diese Worte hinein:
„Auf daß die Stephanskron« nicht tn Widerstreit
zmn Gedanken be» Reiches geraten m3ge/
Und ich meine, daß in diesem Worte ein großes
Schicksal enthalten ist, — nicht so sehr für das Reich,
— als für Ungarn!
Am Südrande der Rarpaten entlang hatten die Tsche¬
chen eine große Durchgangsstraße gebaut, die bis Ra¬
schau gleichsam bas Verkehrsrückgrat her langgestreckten
Ostslowakei und der Rarpato-Ufraine bildete. Sie kommt
vom östlichsten Winkel der CSR. Herab, benutzt das
THeißtal und verbindet bann die drei großen Städte
Munkacs, Ungnar (Uzhorod) und Raschau (ungarisch:
Kossa, slowakisch: Kosice) miteinander. Hier gabelt sie
sich in einen nördlichen Zweig, der über Presov, Poprad,
Rosenberg und Sillein und dann rechts gegen TescheN
und links bas Waagtal abwärts führt, während der süd¬
liche Zweig etwa der einstigen Grenze gegen Ungarn
folgt, von Raschau über Rosenau und Rimnavski—So*
bota Losoncz erreicht unb bann bas slowakische Erz¬
gebirge überjchreitenb in vielfacher Verästelung über
Neutra gegen Westen unb Preßburg strebt. Diese Strecke
sah auf der Karte sehr verlockend aus, und ich wiegte
mich in der Hoffnung, nun endlich einmal wieder etwas
Straßenähnliches unter bie Pneus zu kommen. Rech'
nete ich richtig, dann mußte die Fahrt von Munkacs
bis Kafchau ein Vergnügen von 146 Kilometern, all»
von wenig mehr als zwei Stunden fein.
(Schluß folgt.)
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