Auldaer Zeitung Jtt. 29
Montag, den S. Jebrw 1945
Mm Hirne» Äretsblah
FULDAEB
Ein Opfer, keine Spende
Bevor wir unsere Truhen und schränk«
aus Brauchbares für die Volksopfer-sajnm-
lung durchsetzen, wollen wir uns noch einmal
klarmachen, daß es diesmal um ein „Opfer"
nicht um eine Spenoe geht. Man spendet
aus dem Uebec'luß oder doch aus dem
Dielen, man opfert vov Liebgewordenen,
vom Persönlichen, oft das Allerwerwollste
von Wenigem.
Eine Uniform oder ein Rasierzeug oder
eine Brottaiche eines Gefallenen, jetzt von
den Angehörigen mit abgegeben zum Volks-
ogier, sind so unwertbar große Werte, daß
wir, denen der Krieg bisher die größten
Opfer ersparte, mif der Hergabe eines Klei¬
dungsstückes aus unterem Bestände gar nicht-
von einem Op'er sprechen dürfen. Daran
wollen wir denken, bevor wir uns endgültig
«Mcheide-n, was wir für das „Bolksopfer"
opfern können.,
Ausweis für das Kind
Die Frag«: „Kann sich Ihr Kind auswei¬
sen?", ist jetzt besonders aktuell. Sie gilt nicht
nur für Kinder, die allein -r- und sei es auch
nur aus kurzen Strecken — unterwegs sind,
sondern sie ist, wie praktische Erfahrungen
zeigten, auch dann berechtigt, wenn Erwach¬
sene das Kin^ begleiten. In diesen Wochen
der rasch improvisierten Reisen und überfüll¬
ten Züge lausen Kinder naturgemäß mehr
als sonst Gefahr, von ihren Begleitpersonen
getrennt zu werden. Mühselig« Nachforschun¬
gen und große-4Sorg«n können dann vermie¬
den werden, wenn jedes einzelne Kind, auch
wenn es mit Eltern und Geschwistern reist,
einen entsprechenden Ausweis bei sich führt.
Man nimmt dazu zweckmäßig einen festen
Karton, der möglichst Vinter dem Mantel an
einer haltbaren Schnur um.den Hals gebun¬
den wird und her in deutlicher, haltbarer
Schrift Name und Geburtsdatum des Kin¬
des, Anschrift der Eltern, > Herkunsts- und
Zielort angibt. So ausgewiesen wird das
Kind, auch wenn es einmal im Gedränge
verlorengegangen ist, sicher an jein Ziel kom¬
men und die besorgten Angehörigen sosort
benachrichtigen können. Im übrigen ergeht in
diesem Zusammenhang der Aufruf an jeden
Volksgenossen, sich unterwegs um allein rei¬
sende Kinder von sich aus zu kümmern und
sich chrer besonders anzunehmen. Was uns
heute an äußerer Geborgenheit fehlte das
wollen wir durch vepmetzrte Borsorge, An-
teAnahm'e und Hilfsberestjchaft ersetzen. .
Silberne Hoch,eil
$ Am heutigen Tage begehen Uhr-
machermeister Kaspar Zoll und Frau Mat¬
hilde, geborene Schaule. Rinnmefl 9, ihr
Zösätzriaes Eheiubiläum. Wir gratulieren!
Wir gratulieren!
■ Heule begeht Fräulein Magdalene We¬
ber, Marienstraße 25, ihren 70. Geburts¬
tag in voller geistiger und körperlicher
Frische. Sie ist seit 50 Jahren Leserin der
Fuldaer Zeitung. 1
Richfzeif für die Verdunklung:
Montag 16.53 bis Dienstag 7.37 Uhr g
k«iHet Cure Waffen Memlt! .
Rost frißt Eisen.
Eisen aber ist wichtigster
Rohstoff für die Front. Da¬
her alle Maschinen und
Geräte pfleglich behan¬
deln, entrosten und mit
Schutzanstrich versehen.
W chtige Aenderung der Lebensmittelzuteilung
72. und 73. Zuteilungsperiode nm insgesamt eine V'oche verlängert
Die militärischen Operationen in den land
wirtschaftlichen Ueberschußgebieten des deut
schen Ottens und die starke Anspannung auf
allen Gebieten des Transportwesens erfor¬
dern in der Ernährungswirtschaft eine Anpos-
’ fung an di« Lage. Es werden Ernsparungs-
maßnahmen notwendig, deren endgültige Re¬
gelung sich naturgemäß im Augenblick noch
nicht durchführen läßt. Der Reichsernährungs¬
minister hat daher als Uebergangsmaßnahme
bis zur Festsetzung neuer Rationen angeord¬
net, daß di« 72. und 73. Zuteilungsperrode
um insgesamt eine Woche verlängert werden.
Dies bedeutet, daß die Verbraucher mit den
Rationen der 72. und 73. Zuteilungsperiode
eine Woche länger reichen müssen, also ins¬
gesamt 9 Wochen statt 8 Wochen.
Die Lebensmittelkarten der 72. Zutetlungs-
periode verfMen am 11 März 1945 (statt
4. März 1945) und die Leben sm ittel ka rten
der 73. Zuteilungsperiode am 8. April 1945
(statt 1. April 1945). Dies gilt auch für die
Lebensmittelkarten der Test- und Bollselbst¬
versorger. Bei den Selbstversorgern in Butter
hat di« Butterrücklieferung in der Woche vom
2. bis 8. April zu unterbleiben, Landbutter¬
hersteller haben in der 73. Zuteilung^periode
entsprechend mehr Butter abzuliefern. Bei den
Selbstversorgern in Fleisch und Schlachtsetten
verlängert sich di« Anrechnungszeit um eine
Woche.
Ausländische Ziviltrbeiter erhalten in der
73. Zuteilungsperiode mir drei AZ-Wochen-
f arten, Gemei nichaftsverpflegungsei n richt u n
gen müssen mit den Lebensmitteln, di«
ihnen für die 72. und 73. Zutestungsperivde
zustehen, bis zum 8. April 1945 reichen.
Bei Bezug von Vollmilch und entrahmter
Frischmilch bleibt es bei der alten Zuteilung.
Für Speisekartoffeln erfolgt eine besondere
Regelung Auf die über „Stärkeer,Zeugnisse"
laufenden Abschnitte erfolgen in der 72. und
73. Zuteilungsperiode keine Zuteilungen. Die
entsprechenden Kartenabschnitte sind daher
ungültig.
Bei Zucker sind die kriegsbedingten Aus¬
fälle besonders hoch. Der Verbraucher muß
Wen« die Helewt ruft, entwerten ade
Volk »genas«ee und VoHtsgenoMhwe»:
„FUr den Endhampf um den deutschen
Sieg geben wir seien alle entbetwüchen
Spinnstoffe end AusrUstungsgegenstünde
rar nüchsten Annahmesteife des Volks-
epf ess für VetoisecM und VeHtsstwrn* *
daher mit der Zuteilung für die 72. und 73.
Zuteilungsperiode auch in der 74. Zutoitungs-
periode aus kommen. Es wird daher für die
74. Zuteilungsperiode kein Zucker ausgegeben.
Di,e rechtzeitige Bekanntmachung dieser An¬
ordnung soll es der Bevölkerung ermöglichen,
die zugeteilten Lebensmittel auf den verlän¬
gerten Zeitraum entsprechend eryzuteilen.
Drei Millionen Mädel an Kriegsarbeitsplätzen
Durch Ausbildung unerschöpfte Leistungsreserven
Die deutsche Jugend bekundet ihren star¬
ken Einsatzwillen für den Sieg auch in den
Betrieben. Das gilt nicht nur für die männ¬
liche Jugend, sondertt besonders stark auch
für die weibliche, wie ein Bericht mts dem
Jugendamt der DAF und gem Sozialen
Amt der Reichsjugendführung jetzt zeigt.
Danach war schon vor der >Meldepflicht ein
totaler Derufseinsatz der weiblichen Ju¬
gend vorhanden, wie di« Statistik von
1940 ergab.
Nach Schließung der Fachschulen sind es
rd. drei Millionen Mädel, die an Kriegs¬
arbeitsplätzen stehen. Dabei ist es vor allem
der starke Anteil der 18- bis 2ljähvigen
Mädel beim überörtlichen Einsatz tzervor-
zuheben, der durch die geringe häusliche
Gebundenheit und die leichtere Ueberwindung
von Schwierigkeiten bei Unterbringen m
Eemeinschastsunterkünften gefördert wird.
» Da nun aber engste Zusammenhänge zwi¬
schen Einsatz, Ausbildung und Leistung be¬
stehen, ist darauf hinzuweisen, daß in der
weiblichen Jugend bislang unerschöpste Lei-
stungsreserven durch das Unterlassen von
ausreichenden Ausbildungen oder Berufs-
einführungen ruhen. Sie zu erschließen, ist
im Rahmen des verstärkten Kriegseinsatzes
eine beachtliche Ausgabe.
Daneben aber gilt es, durch entsprechend«
Betreuungsmaßnahmen dafür zu sorgen, daß
die weibliche Jugend an den Kriegsarbeits-
Plätzen keinen Schaden für ihre Aufgaben
von Morgen als Frau und Nlutter erleidet.
Auf diesem Gebiete, dessen Berücksichtigung
in (Mten der körperlichen Entwicklung em«
ganWestimmte Erziehung verlangt, ist durch
ein« Vereinbarung von Hitlerjugend und
Deutscher Arbeitsfront das erforderliche ver¬
anlaßt. . >
Dazu kommt eine soziale Umsorgung. Si«
erfolgt durch die Jugenddienststellen der
DAF mit den Kreismädelwalterinnen, Orts¬
und Betriebsmädelwalterinnen durch beson¬
dere Erfassung aller weiblichen Jugend¬
lichen in’ den Betrieben. Die Sozialgewerke
haben dabei für den Sektor der Klein- und
Kleinstbetriebe mitzuwirken. Die Erziehung
der berufstätigen Mädel ist insbewndere
aber auch auf die Einhaltung der Arbeits¬
disziplin und au1" bi« Halmng überhaupt
gerichtet. Die Bestimmungen des Jugenb-
schutzgefetzgs und die Errichtung von Er¬
holungslagern insbesondere für 18- bis 21-
jährig« dienen erfolgreich dem biologischen
Kräfteausgleich der Nkädel.
Auch di« hauswirtschaftliche Betreuung,
di« den kommendetk Hausfrauen notwendige
Grundkenntniss« zu vermitteln hat, wird
möglichst durchgeführt, beim Nähen wie oeim
Kochen und den vielen hierfür bestehenden
Kurien. Körperliche Ertüchtichmg, erforder¬
liche Ruhezeiten, zweckvolle Verpflegung und
häusliche Ertüchtigung werden vor allem
aber auch der weiblichen Jugend in den
Jugendwohnheimen vermittelt
Versorgung mit Säuglingswäsche
Um di« Versorgung der Säugling« mit
Kleidern und Wäsche sicherzustellen und zu
verbessern, ist durch Anordnung des Reichs-
beairttraigten für Kleidung und verwandte
Gebiet« die Zahl der zur Führung von Säng-
ttngsartikeln berechtigten Groß- und Kletn-
handelsgeschäfte auf diejenigen befchräntt
worden, die bereits im Jahre 1938 regel-
mäßig diese Artikel geführt haben. Die danach
noch zum Handel mit Säuglings-artiMn be¬
rechtigten Moinhandelsgeschäfte werden durch
Plakötanschlag kenntlich gemacht werden.
Durch die Verordnung wird da«für Sorge ge¬
tragen, daß die hevgestellten^Säuglingsarftkel
den Gebieten Wgeführt rocroen, die sie nach
der Höhe der Geburtenziffer benötigen.
Ferner wird durch die feste Regelung und
Bekanntgabe der, Säuglings arftkel sichrenden
Geschäfte erreicht, daß in einer großen Anzahl
von Geschäften zeitraubende Anfragen ver¬
mieden werden. Die Anordnung ist ftn Deut¬
schen Reichsanzeiger und Preußischen Staats-
anzelger Nr. 19 vom 30.1. 1945 veröffentlicht
worden '
Bestandsaufnahme im Tabakwaren
großhandel
Händler mit Tabakwaren, welche Widder -
verkäufer beliefern, haben nach einer Anwei¬
sung der Gruppenarbeitsgemeinschast Tabak
und Tabakwaren ihren Bestand an Tabak¬
waren in eigenen und fremden lagern, auch
tn den Ausweichlagern nach dem stand vom
1. 2. 1945 einschließlich rückständiger Konftn
gentslieserungen der Jndustti« und einschl.
der Lager für die Werkskantinenverforgung,
jedoch ohne die Bestände der Wehrmachts¬
lager/ zu ermitteln und dem. Zuteilungsbüro
der Kruppenarbeitsgemeinschaft Tabak und
Tabakwaren in Först bis zum 20. 3. 1945
aus vorgeschriebenem Formblatt zu melden.
Aw (tot
Anbringen der Wildursprungsscheine
Gemäß § 6 der Wildverkehrsordnüng war
bestimmt, daß di« Wildursprungsschein« am
Halse des Wildes angebracht werden sollen.
Um die WiIdursprungschei ne vor dem Verlust
und Verschmutzen besser zu schützen, können
ske auf Grund eines Runderlasses des Reichs¬
jägermeisters jetzt auch zwischen den Schub
terHättern angebracht werden.
Landkreis Fulda
D Petersberg. (M i t dem E K. i aus¬
gezeichnet.) Dem Stabsfeldwebel Ar-
dinand Zier wurde für hervorragende
Tapferkeit das Eiserne Kreuz 1. Klasse vett
liehen. „ ■
Kreis Hünfeld
Deutsches Kreuz in Gold
D Oberbreißbach. Der Wachtmeister Fer-
dienond Zier wurde Für hervorragende
Bewährung an der Ostfront mit dem
Deutschen Kteuz in Gold ausge¬
zeichnet. Wachtmeister Zier ist 25 Jahre alt
und Träger einer Reihe von Tapserkeits-
auszeichnungen. >
Die Heimat übermittelt dem tapferen Sol¬
daten herzliche Glückwünsche zu der hohen
Auszeichnung und wünscht ihm auch ferne¬
res Soldatenglück!
Lus Nachbargauen
Würzburg. (11 n o o r f i dj 11 fl t e i t -m 11
dem Leben bett ab It) Das unborfich-
tige Verhalten mancher Reisenden auf den
Bahnsteigen vor einsahrenden Zügen nicht
genügend zurückzutreten, bat auf dem hiesi¬
gen Hauptbahn-Hof wieder einmal ein Todes¬
opfer gefordert. Eine auswärtig« Frau, die
iy früher Morgenstunde im tzauptbahnhof
■auf einen Zua wartete, trat, als der Zua
einfuhr, vom Bahnsteig nicht genügend zu¬
rück. Sie wurde von der Lokomotive erfaßt
und tödlich verletzt.
Aus deutschen Gäuen
Bad Dürkheim. <Ein ganzer Last¬
wagen g e st o h l e n.) Von einem am
Bahnhofvorplatz vorübergehend abgestellten
Lastzug wurde während kurzer Abwesenheft
heil des Wagenlenkers der Motorwagen
abgekoppelt und entwendet. Es handelt sich
um einen mit Mehl beladenen Sechstonnen¬
wagen der Reichsbahn.
Linz. (M j t 80 Jahren Sd) u ft e r
eines ganzen Dorfes.) 80 Jahre alt
ist ein «chuhmachermeister in Hoersching
(Oberdonau), der noch von früh bis spät als
einziger Schuhmacher seines Ortes in der
Werkstatt seinem Handwerk nachgeht, das er
bereits über 85 Jahre ausübt.
Köln. (Seit 100 Jahren gibt es
Briketts.) Erst 100 Jahre ist es her,
daß es drtrch die Erfindung des Kölner
Ingenieurs Beyse möglich wurde, die Ab¬
fälle der Stein und Braunkohlengruben
mit der Tjampsbraunkohlenpresse zu Briketts
zu verarbeiten. Aus der Beyseschen Braun¬
kohlenpresse hat sich dann unsere heutig«
moderne Brikettpresse entwickelt, die aus
trockenem Weg« Preßkohlen herstellt.
Bremen. (K i n d e r sammeln 8 e 11-
federn.) Daß auch schon Kinder die Feder-
sammluna wesentlich unterstützen können,
beweist die Sammlung eines Ortes ün Kreis
Wesermarsch. Kindergruppen der NS-
Frauenschaft trugen dort so viele Federn zu¬
sammen. daß daraus sieben Kmdorfederbet«
ten angefertigt werden konnten. Mit fröh¬
lichen Liedern wurden die Betten bomben-
gefdtäöigten kinderreichen Familien in ihre
neuen Behelfsheime gebrach^.
Stettin. (Zuchthaus für verbote¬
nen Tauschhandel.) Der jetzt 70-jäh¬
rig« Karl Vetter aus Stralsund betrieb
in den letzten Jahren einen schwunghaft«»
Handel' mit landwirtschaftlichen. meist
gummibereiften Fuhrwerken. Der erhebliche
Umsatz mit dielen in Kriegszeiten außer¬
ordentlich verknappten Fahrzeugen war nur
dadurch möglich, daß B. sich von feinen
Kunden Geflügel. Räucherwaren und son¬
stige Lebensmittel geben ließ. Für diese Le¬
bensrnittel. die er wiederum an sein.- Liefe¬
ranten meitergab. um bevorzugt vor ande¬
ren Händlern bedient zu werden, wurden
im übrigen erhebliche lieben) teife bezahlt.
Das Sondergericht Stettin murfeilte die¬
sen übten Tauschhändler und Krieasschieber
zu vier Jahren Zuchthaus.
Wissenswertes - kurz gesagt
Heil- und Gewürzpflanzenanbau gestiegen
Die bisherigen Förderungsmaßnahmen auf
dem Gebiete des Heil- und Gewürzpflanzen-
gnbaus haben dazu geführt, daß die Anbau¬
fläche, die 1935 1300 ha, 1938 2250 ha und
1940 8400 ha betrug, im Jahre 1942 bereits
azif über 25 000 ha gestiegen ist. 1943 und
1944 haben weitere Erhöhungen gebracht.
/
Beim Einzäunen zu beachten
Di« höchste Lebensdauer 'als Zaunpfähle
besitzen Eiche, Akazie, Ulme, Weißbuche und
Lärche. Brauchbar stt auch Kiefer, leidlich
haltbar sind Ficht« und , Tanne, schlecht
Rotbuche, Ahorn und Esche, Weide und
Pappel lassen sich nicht verwenden.
Der große Irrtum
17J ROMAN VON META BRIX
„Unter der Leitung von Herrn Bergen-
roth ganz recht", erwidert Marswin. „Aber
Bergenroth list nicht der Pächteir. sonden
der Gatte der Besitzerin?' '
Helene hat also geheiratet . . ■.
Diese Nachricht trifft Rautenberg wie ein
Schlag. Er bat Mühe, das Gespräch mit
Marswin weiterznfiHrcn. Marswin lagt
einiges über diesen Herrn Bergenroth, über
seine Anbauoersnche. Routenbera härt nicht
recht zit- Die Worte gehen so vorbei.
Ob Rautenbera auch wegen dieser Ver¬
bindung gekommen ift? fragt Marswin.
„Ja ... es handelt sich um die Rasfina-
tionstechnik. Herr Beraenroth schrieb an
mich. Haben Sie jedenfalls vielen Dank für
Ihre Auskunft, Herr Doktor!"
Fran Helene Beraenroth also!
Sie lebt jetzt cnst dem Uhlenhnf. um den
sie sich bisher doch nie kümmerte. Rauten¬
berg kann fick das nicht' recht oorstellen . .
Helene dort in dem tandwirtichaftlichen Be¬
trieb ...
Und da liegt nun dieser Brief.....Geehr¬
ter Herr Raütenberg . . ."
Verdammt noch mal! Es paßt mir aber
nicht. Ihnen eine Auskunft zu geben, ge¬
ehrter Herr Bergenroth!
Und Rautenberg zerreißt den Brief vorn
Uhlenhof wütend in kleine Stücke, die im
Papierkorb zerflattern.
Er möchte wessen. ob Johannes davon un-
terr .chte. i., daß Helene geheiratet hat. Lud¬
wig hält es für durchaus möglich, daß fein
Vetter das längst weiß.
Er fragt ihn. Stellt die Frage ganz un¬
vermittelt. i
Johannes sieht atlassen auf: „So... hat
sie jetzt geheiratet?"
„Du wußtest darum .. von dieser- Ab-
ficht Helenes?"
„Fräulein Allert sprach von der Möglich¬
keit. Helene mag da Andeutungen aemachl
haben. als sie einen Teil ihrer Möbel von
Bramstett nach dem llhlenhos kommen ließ.
Und woher kgm dir jetzt die Kunde. Lud¬
wig?" ,
lindenun erzählt Ludwig dem Vetter von
dem Schreiben Bergenroths und von seinem
Gespräch mit Marswin.
„Und das wirst ftjj tun?"'
Ludwig fährt mit der Hand durch die
Luft, Tagt: „Wahrscheinlich werde ich über¬
haupt -nicht antworten."
; 24.
Es ist ein Sonntagsirtchmittag im An¬
fang des März. Den Birkenweg. der wom
Ublenhof zu' den Wielen und weiter zum
Wald hinsührt, durchwebt der Vorfrühling.
In den Wipfeln der Erlenbüsche am See
lärmen die State und schwirren auf. als
Helene näher kommt. S°e fleht von Busch zu
Busch und schneidet einen Strauß der röt¬
lichen Kätzchen. Sie geht lehr vorsichtig, denn
der Fußweg ist nur, schmal und an manchen
Stellen gluckst unter ihren Tritten die dunk¬
le, woorige Feuchte.
Citz leises Geräusch in den Büschen... die
grau-weiße Katze hukht vorüber . . .
„Laut gleich zu dejnen Jungen!"
Vom nahen Wald herüber kommt ein tie¬
fes Lachen. Bergenroth steht dort, in seiner
ariinen Lodenjoppe, breit und Träft’fl antu»
sehen. Er kommt auf Aderte zu. Auch er
hat einen Frühlinasftrauß. einen großen
Buschen leuchtend gelbes Primeln, den er
Helene in den Arm legt. - •
..Wie schön! Bielen Dank, Richard! Aber
weshalb mit du eben so hohnvoll gelacht?"
„Hohnvoll... Gott bewahre! lieber
deine Moralpredigt habe ich gelacht, die
du der Muschi hieltest. Und du haft' noch
Nicht einingl ihre ganze Liederlichkeit erfaßt:
Das Geschöpf hat schon wieder einen Lieb¬
haber!"
„Oh je!" lacht nun auch Helen«.
Zusammen gehen sie zum Uhlenhof zurück,
Es fängt sacht an .zu regnen. Bergenroth
bleibt stehen und sieht zum Himmel auf.
Sein Gesicht sieht zufrieden aus. „Zwtt
Tage solchen gleichmäßigen Regen", meint
er. „und wir haben gerade das richtige Wet¬
ter für die Aussaat der Delbiftel. In den
Vorjahren habe ich beobachtet, daß die Sa¬
men bei Trockenheit drei bis vier Wochen
untätig im Boden lagen.
Helene geht jetzt rascher.
„Gut und schön", sagt sie. „Aber ohne
meinen Regenmantel macht mir das beste
Regenwetter keinen Spaß."
Ihr Mann betrachtet sie ohne Mtleid. Er
sieht sie sogar mit Behagen an und meint:
„Rett sieht das aus, wie dein Haar bei
der Feuchtigkeit in lauter widerspenstige
Locken springt!"
„Schrecklich!" Aelene versucht das Haar
zurückzustreichen.
,Es ist ein leichtes Gespräch... ein Ge¬
plänkel. wie sie es nicht oft führen. Aber
Bergenroth schein! die Stimmung gerade
geeignet zu finden, eine Frage an fein«
Kameradin zu stellen, die sich ■ ihm schon
öfter aufdrängte, ohne daß er sie aussprach.
Ich wundere mich. Helene, daß du die
Wintermonate hier draußen durchgehalten
haft. Es war doch ein stilles Leben."
„Oh... mit kommst du darauf? Es war
doch gut so . . ."
Helene erwidert das sehr lebhaft. Zu
rasch, zu lebhaft, denkt Bergenroth. Er ist
nicht recht überzeugt. Er meint^es läge doch
nahe, daß Helene gesellschaftliche Beziehun¬
gen. Theater. Konzerte vermißt. Doch es
■ fleht ja in ihrem Belieben, nach Berlin oder
sonstwohin zu fahren.
„Natürlich..." Nichts weiter erwidert
Helene.
, Sie sind jetzt auch am Hause, gehen hin¬
ein und sprechen nicht weiter darüber.
Am Abend sagt Bergenroth. daß er am
Montag oder Dienstag zu Doktor Marswin
fahren will. „Er hat mich schon' wieder--
holt eingeladen."
„Eigentlich ist jetzt nicht die rechte Zeit",
gibt Helene zu bedenken, denn es sind jetzt
feine Kulturen zu besichtigen. '■
„Das nicht. Doch interessiert mich inmier=
hin di« ganze Anlage dort. Außerdem will
ich mir die Saat aus den Schweizer Der-
suchskulturen mitbringen, die Marswin auch
für. mich besorgt bat. Ja. und nun mache ich
einen Vorschlag. Helene: Koimn mit! Der
Betrieb der Saatzuchtwirtschaft interessiert
dich dach auch. Und von, dort fahren wir,
dann weiter nach Weimar und bleiben einen
oder zwei Tag« ... gehen vielleicht ins
Theater... Nun. was meinst du dazu?"
„Ja. dein Barschlag ist sehr annehmbar.
Sehr. Aber. ." v
„Was hast du ein.zmvendejn??
„Einzuwenden gar nichts. Rur zu fragen,
wie du gerade heute darauf kommst^"
„Weil du oorhin nicht unbedingt ehrlich
gewesen bist, .fyelene. Du haft ja Berlin doch
mitunter vermißt!"
• . Schrecklich bist du. Ri?tzartz! Dir kann
, man nichts vorflunkern!"
„Tue das auch besser nicht. Helene!" Es
klinat ernst.
„Nun ja. du haft 'dion recht.. manchmal
halte -ich ein geradezu wildes Verlangen,
l^ier auszubrechen. Nicht ansa«röchlet Ber¬
lin lockte mich... nur die Welt draußen,
das bunte Leben ..
„Nichts hätte dich gehindert, solchen Wün-
'chen nachzugeben. Wesstafb bist du nicht
mal fort gefahren?"
„Na. ich danke schön ... das märe eine
gute Karneradfckmft. wenn, ich meinen Platz
hier gleich in den ersten Monaten verlassen
hätte!"
„Und daraus, daß ich vielleicht mitgemacht
hätte, kamst du nicht? Mädchen, wir wollen
OKW-Beridif vom Samstag
Aas dem Föhrerhduplquartier, 3. ?
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekamt*-
-Die tapfere Besatzung von Budapest h<]f
immer noch, auf engem Raum um die Burg
sammengedrangt und aus der Luft versorgt,
bolschewistischen Ansturm stand.
Zwischen der Hohen Tatra und dem Oder
knie Öfei Grünberg schetterten sämtliche feind-
liehen Angriffe an dem gefestigten Widerstand
unserer Truppen. Im Raum von Steinau warfen
starke deutsche Kampfgruppen den Feind im Ge.
genangrlff zurück. Die Besatzung des Ortes ver.
teidigt sich weiterhin hartnäckig. An der Oder
zwischen C f o s s e n und Oderbruch wurdet
feindliche Angriffe gegen unsere Brückenkopfsteb
langen zum Teil im Gegenangriff abgeschlagen
kn Raum von R e p p e n führten unsere Kampf,
gruppen mehrfache Angriffe gegen sowjetische
Verbände und fügten ihnen hohe Verluste zu. oje
Besatzungen von Posen und Schneidemühl
hielten den anstürmenden sowjetischen Verbände»
weiter stand.
Im Südteil Pommerns wurde die Front zwische»
Schioppe, Deutsch Krone und J a s t -
r o w gegen erneute feindliche Angriffe behauptet
und in mehreren Abschnitten im Gegenangriff vor.
verlegt. Im Raum nordwestlich Schweiz, gegen
die Marienburg und gegen Elbing gf,^
der Feind stark, aber erfolglos an.
In Ostpreußen fingen unsere Divisionen
nördlich Heilsberg und beiderseits Königs,
berg die angreifenden Sowjets in schweren
Kämpfen nach Abschuß von 59 Panzern auf.
In Kurland setzten die Bolschewisten Ihre
Durchbruchs versuche südwestlich Lfbau und sfly.
lieh Frauenburg wieder fort. Sie wurden bereits
vor unseren Stellungen zu Boden gezwungen und
verloren dabei 46 Panzer.
Stärkere Verbände von Jagd- und Schlacht¬
fliegern fügten im mittleren Teil der Ostfront vor
allem dem feindlichen Nachschub verkehr hohe Ver¬
luste zu. Die Sowjets verloren hierbei gestern 27
Panzer, 34 Geschütze und 870 motorisierte und
bespannte Fahrzeuge.
Aus Holland und von der R u r - F r o n I
werden lebhafte Fliegertätigkeit und zunehmendes
Artilleriefeuer gemeldet.
Im Gebiet von Monschau haben unsere Trup¬
pen eine verkürzte Stellung am Ostrand des Mon¬
schauer Forstes bezogen, gegen die der Feind
seine Angriffe fortsetzt. Südlich davon wurde um
mehrere Ortschaften, die der Gegner den ganzen
Tag über angriff, heftig gekämpft. Südöstlich St
V 1 t h blieben die angreifenden amerikanischen
Regimenter unter beträchtlichen Verlusten liegen.
-Kämpfe mit am Abend erneut angreifendem Feind
sind dort im Gange.
Im Raum von Sa.arlauterq wurden stärkere
feindliche Bereitstellungen durch unsere Artillerie
zerschlagen. In und westlich Hagenau brachen
die Angriffe der Amerikaner in unserem Abwehr«
teuer zusammen.
Der Druck des Feindes auf die Nord- und Süd¬
flanke unseres Stellungsbogens im Ober-Elsaß
dauert an. Neue amerikanische Divisionen wurde»
dort in die Schlacht geworfen und konnten nach
erbitterten Kämpfen fix K o 1 m a r eindringen. Aus
Appenweiher wurde der Gegner wieder ge
worfen. ■-
In Italien sprengte ein eigener Stoßtrupp süd¬
westlich des C o m a c h I o einen feindlichen
Stützpunkt und brachte Gefangene ein.
Angloamerikanische Tiefflieger setzten Ihren
Terror gegen die Zivilbevölkerung West- und Süd¬
westdeutschlands fort. In der vergangenen Nach!
führten die Briten einen Terrorangriff gegen da*
Stadtgebiet von Wiesbaden und warfen Bom¬
ben auf weitere Orte im rheinisch-westfälischen
und im südwestdeutschen B«um, wodurch zum Teil
erhebliche Schäden in Wohnvierteln entstanden.
Ergänzend zum Wehrmachtbericht wird ge
meldet:
In den harten Abwehrkämpfen an dem äußeren
Verteidigung-ring von Königsberg ernichtete der
Batterieführer im Volkssturm, Enr t T 1 b u r z v
mit der Panzerfaust 5 sowjetische anzer
Neue Ritterkreuzträger
Führt-i-hdupt^tiartier, 4. 7. Der Führer verlieb
das Ritterkreuz des (Eisernen Kreuzes an
General der Gebirgstruppen Ferdinand W o d I
Kommandierender General eines Gebirgs-Armee-
Korps, geboren am 28. 11 1896. in Landau (Pfalz’
als ' Sohn des Generals Jodi; Oberst d R- Ernst
Freiherr Geduld von .1 ungen fe Id, Führer
einer Kampfgruppe, geboren am 7. 8. 1892 in Berlin
als Sohn des Generals a ,D. Freiherr Geduld von
lungenfeld; Hauptmann d. R. Werner Reiche
Battrillonskörhmandeur in eine* niedersächsischen
Grenadier-Regiment, geboren am 2. 12. 1912 in
Halle (Saale) als Sohn eines Bauern: den am 17
12. 1944 im Nachtrag zum Wehrmachtbericht ge¬
nannten Oberleutnant Horst Pfeiffer, Bataü
lonsführer i in dem fränkisch.- sudetendeutschen
Grenadier-Regiment 755, geboren am 23. 7. 1915
in Olbernhau als Sohn eines Forstassistenten.
Leutnant Josef G 1 a t z , Kompanieführer in einer
Pahzerjäger-Abteilung aus den deutschen Donau¬
gauen, geboren am 3. 11. 1920 in Holzgünz als
Sohn eines Straßenoberaufsehers; Oberfeldwebel
Franz Kapsreiter,» Zugführer in der Führer-
Grenadier- Brigade, geboren am 9. 1. 1918/ in
Griesbach.
Der Führer verlieh auf Vorschlag des Oberbe
fehlshabers der Luftwaffe, Reichsmarschall Göring
das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberleut
nant Wenger, Staffelkapitän in einem Schlacht¬
geschwader, geboren am 19. II. 1921 in Graz.
Montag
Reichsprogramm:
8.30—9.00: Der Frauenspiegel.
12.35—12.45: Der Bericht zur Lage
14.15—15.00; Klingende Kurzweil mit, det Haffi*
burger Unterb'altungskäpelle Jan Hoffmann. . J
15.00—16.00: Schöne Stimmen und . bekannte In¬
strumentalisten in Werken von Beethoven. f
16.00—^17.00: Otto Dobrindt dirigiert das grolle
Berliner Rundfunkorchester.
17.15—18.30: Unterhaltung am Nachmittag.
18.30—18.45r Blick nach draußen.
19.00—19.30: Der Zeitspiegel.
19.30—19.45; Frontberichte.
^-20.15—22.00: (Auch über den- Deutschlandsender)
Für jeden etwas.
Deutschlandsender:
17.-15—18.30: Musik zur Dämmerstunde. Werk!
von Gluck, Mozart, Götz.
II ' ........ -
hier gewiß tüchtig arbeiten, rttir wollen ei’
neu Musterbetrieb schassen. Aber wir wvl>
len nicht Mauern um uns ziehen!"
Sie sehen sich an.
In Helene real sich ein Gefühl der Oaich
barfeit, weil sie aus Beraeirrolhs Watten
so deutlich die Fürsorge eines guten Freun¬
des spiirt. Sie hat manche Bekannte, gewiß
Nienuind aber aus diesem Kreis scheint sie
jetzt zu vermtssen. Und wirkliche Freiwö«
. . .? Das ist Gertraude Schrött, da $
auch die gute alte Bernheardine. Und d»
ist jetzt Bergenroth
ei« wiederholt in froher Bereitwilliakeiü
„Also fahren wir, Richard, Ich freue mich!'
25. /
Bei der Abfahrt am Morgen ist das Wtt'
ter leidlich gut. aber als sie zu Marswin
kommen, reanet es wieder, Mari sieht daher
von einer Außenbesicht,qung ab. Aber natür¬
lich sind gleich fachliche Gespräche im Gange,
und nun ist Doktoor Marswin erstaunt.
lebhaft und guttmterrichtet Frau VergenroH
an diesen Gew rächen teilnimmt,
lFortsetzung folgt) s
Verlag: Gauverlag Kurhessen. Zweigverla^ Fu*'
daer Zeitung. Verlagsleiter: Bernhard E. Schal1
Hauptschriftleiter: Curt Pöhnisch, Fulda. Für Hü»-
feld: Martin Möller. Hünfeld. Druck: Parzetlp!
& Co. vormals Fuldaer Acltendruclterei. Fulda. Zur
Zeit Preisliste Nr Sf - RPK 1'200.
iHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!iiiiiiiiiiiiii'ii"i!111
Amfl. Bekanntmachungen *
Betr. Fundgegenstände >on den Terror
angriffen. Die Fund gegenstände. di<
von den Terfurangriffen am 27. J">ezem-
beru 1944 und 3. Januar 1945 herrühren
müssen bis zum 10. Februar 1945 bei
dem Fundamt., Heinrich von Bibraplat7
Nr. 1-, abgeh,olt werden Außer dem
Ausweis ist Verpackungsmaterial mit¬
zubringen abgeholte Gegen¬
stände werde^^ach Ablauf dieser Frist
dem Volksopfer überwiesen. Fulda, den
3. Februar 1945. Der Oberbürgermeister:
Dr. Danzebrink. V 6437