Full text: Fuldaer Zeitung (1945)

Juttkier Zeitung Ttr. 61 
(Schluß von Seite 1) 
der inhaltsschwere Satz: „Wir mühen ein- 
sehen, daß der Varmarsch der Roten Armee 
nicht nur das Ziei har, Deutschland ,;u be¬ 
siegen, sondern daß er di« Invasion Euro¬ 
pas darstellt — einen asiatischen liebersalt. 
wie ihn die Welt bisher noch nicht sah. Der 
Verfasser gibt dann einen Ueberblick über 
die Bolschewisierung Europas, itm luin 
Schluß festzustellen- So Ilten mm noch die 
kommunistischen Schwindler in England mit 
ihrer Agitation Erfolg haben, dann ist alles 
oerloren und der Westen wird von den Ro¬ 
botern aus dem Osten unterjocht." 
Für den deutschen Leser wird dieser Aus 
fatz in der „Trinh" angesichts der tatsäch¬ 
lichen englischen Politik unverständlich sein. 
Der Widerspruch, der hier ofsen zutage tritt, 
ist jedoch sehr leicht zu erklären, wenn man 
weiß, daß die Politik Churchills ausschließ 
sich von jüdischem Haß diktiert ist und mit 
den wahren Interessen Englands nichts 311 
tun hat. Im übrigen: die Frage, ob alles 
verloren ist- hängt nicht 6auon_nb, ob die 
Kommunisten in England den Sieg davon 
tragen oder nicht, sondern ausschließlich von 
der primären Frage, ob es Deutschland ge¬ 
lingen wird, Öen Ansturm des Ostens auf’ 
AMalten.. 
H. Sp. 
Hadamovsky gefallen 
Berlin, 12. Marz An der Ostfront sand 
der Stabsleiter der Reichspropagandalei¬ 
tung, Hauptdienstleiter RSKK Gruppenfüh- 
rer Pg. Hadamoofki, als Kompameführer an 
der Spitze seiner Kompanie kämpfend, den 
Heldentod. 
Pg. Hadamcwski schuf in der Kampfzeit 
die Voraussetzungen stur eine nationalsozia- 
sisttsche Rnnidsunkarbeit. Roch der Macht- 
ühernahme wurde er Reichssendeleiter und 
war in vielen Reichssendungen der Spre¬ 
cher der Bewegung im großdeutschen Rund¬ 
funk. Vor zwei Jahren -berief ihn der Reichs - 
Propagandaleiter, Reichsminister Dr. Goeb¬ 
bels, als Stabsleiter in die Reichspropa- 
Aandaleitung der NSDAP Mt Pg. Eugen 
Hadamoosky verliert die Bewegung'einen in 
Krieg und Frieden hochverdienten Partei¬ 
genossen. 
4-Millionen WHW-Spende 
der Festung Breslau 
Breslau, 13. Mürz. Am Jahrestag der 
Stiftung des Eiiernen Kreuzes im Breslau 
cm 10. März 1813 veranstaltete die rings 
vom Feind umschlossene Festung Breslau 
eine WHW-Sammlu ng / Gauleiter Hanke und 
der Festungskommandant, Generalleutnant 
Ni eh off, teilten Reichsminister Dr. Goebbels 
in einem Funkspruch das Ergebnis in Höhe 
von mehr als 4 Millionen MR mit. Dr. 
Goebbels dankte den Verteidigern der heiß» 
umfämpften Stadt für diesen neuen Beweis 
ihrer Opferbereitichaft und ihrer unerschüt¬ 
terlichen Treue zu Führer und Reich. 
Wechsel im Präsidium des internationalen 
Roten Kreuzes. Professor Dr. Max Huber, 
der zu Beginn dieses Jahres mit Rücksicht 
auf fein Alter vom Präsidium des interna I 
tionalen Komitees vom Roten Kreuz zurück- 
getreten war, hat sich bereit erklärt, fein frü¬ 
heres Amt wieder zu übernehmen, nachdem 
sein Nachfolger Professor Carl Burckhardt 
zum schweizerischen Gesandten in Paris er¬ 
nannt worden ist. 
Mittwoch, den 14 Mörz 1HS 
Amtliches Kreist,,,,3 
Wothcnspruch der NSDAP 
„Wer das Höchste, was man. hienieden 
verlieren kann, das Leber, doremsetzt, g:b 
den Widerstand nie auf und sieg' ohne 
Zweifel." ' Fichte. 
Volk>o*>feT al Grundstock zur Volkssturmausrüstung 
Das Beispiel des Gaues Berlin - Ueber die Sammellfellen zu den Volkssfurmsoldoten 
Der höchste Einsatz 
Wenn das Schicksal uns nur .noch eine 
einzige Entscheidung bereithält: Tod oder 
Leben, so bleibt uns keine andere Wahl 
als die. das Letzte einzusetzen und also 
unser Leben in die schwankende Waag¬ 
schale der Zeit zu werfen. Ueber diese 
Wahl ist, wiewohl es um unser Höchstes 
auf Erden geht, unser Leben, kein Zweifel, 
denn ohne Widerstand wäre 'uns der Tod 
gewiß, und nur die noch so schweren Op¬ 
fer und noch so harten Anstrengungen des 
äußersten Widerstandes bergen die Aus¬ 
licht in sich, als Volk weiterzuleben. 
Diese Aussicht wird allein durch unseren 
unerschütterlichen Glauben an die Gerech¬ 
tigkeit des Schicksals, das uns nach harter 
Prüfung doch segnen wird, zur Gewißheit 
des Bestehens erhoben. Und was- wir an 
Schmerzen ertragen, an Leid erdulden und 
an Opfern erbringen mußten, ist so ma߬ 
los und ohne Beispiel, daß unser Weg uns 
vorbezeichnet ist: Widerstand mit dem 
letzten und höchsten Einsatz! Denn wenn 
wir alle die Toten, die dem Kriege und 
dem satanischen Mordhaß unserer Gegner 
zum Opfer gefallen sind, je verraten vür- 
den, so verrieten wir damit unser eigenes 
Leben. Nur mit dem Willen zum äußersten 
Widerstand werden wir leben und doch 
siegen! Kurt Maßmann 
War das äußere Kennzeichen der ersten 
einge'etz en Volksftnrm« nhci en hau ig allein 
die Armbmde aus uetii Ziv.a.izuq, so ent 
wickelt sch der Bolkssturm setz! mehr und 
niehr auch äußerlich zu eurer regulären 
mülltäri chen Formal.on, ,nsbefo»7ere. nach¬ 
dem es gemugen ist, m weiteni Umfange 
aus Ausrüstungsstücke durch das Bolksopfer 
zurückzu greifen. Reben den rückgeführten 
Volksgenossen, die oft alles ;m Stich las¬ 
sen mußten, ist vor allein der Volkssturm 
Nutznießer des Volksop'ers geworden, lind 
wie der Geianitertolg der Sammlung, so 
war auch das Auskommen an für mtzitorische 
Zwecke brauchbaren Ausrüstungsstücken über 
alle Maßen groß. 
Mir hatten Gelegenheit, im Gau Berlin 
einen Blick in die .stlerderkcnnmer des Volks 
stürme zu hm, diesen großen Umschlage¬ 
platz. voir dein die Entgänge ohne büro¬ 
kratische Hemmungen auf schnellstem Wege 
ihrem Zweck zirgeführt wurdeir. Das hier¬ 
bei entwlckelte Tempo ist bemerkenswert. 
Wie auf einem langen Fließband gewisser¬ 
maßen wanderten die Spenden von den 
Ortsgruppensammelstellen schnellstens über 
die Sreistanimelfteflen direkt ht die Hände 
des Volksftnrmfoldnten. tzmifig tourheit die 
von den Sammesstellen kommenden Wagen¬ 
ladungen gar nicht erst ausgelaoen,' fändert« 
an Ort und Stelle ergänzt und unverzüglich, 
den Einchetten zugeführt. Bis zu 20 Kompa 
uien wurden auf dl-efe Weise an einem 
einzigen Tage ausgestattet. 
Schon in Kürze werden alle Emsatzeim 
Herten des Berliner Volkssturms wenigstens 
mit der notwendigen Ausrüstung versehen 
sein, so daß man bereits an die Verfeins- 
rung der Ausstattung denken kann, beispiels- 
Aas den SCeünatkceisen 
»cre auch an die Altsgabe von Waiche. 
Selbfwerstcmdlich treten habe ästhetische Ge¬ 
sichtspunkte zurück. Es müssen durchaus 
nicht alle Stücke einer Montur zu lammen 
paffen; und das bunte Jicbencmmrber ver 
schiedeuster Wehrmachtsuniformen, Polizei, 
Feuerschußpolize:, SS- und anderen llni- 
foimen ielbst in der klemsten Einheit tut 
dem Geist gewiß' keinen Abbruch, der diele 
Männer unter dem verbindenden Symbol 
der Armbinde des Deutschen Volkssturms 
verein-gt. 
stieben dem Sammelgut des Volksop'ers 
wltrden ailch Bestände der Wehrmacht zur 
Ausstattung herangezogen, namentlich Beule¬ 
uniformen. Die geiamtneiten braunen Uni¬ 
formen der Gliederungen und der Politischen 
Leiter werden nach (Entfärbung ebenfalls 
dem Polkssturm zugeführt. Dazu komtnen 
die m Telbstfertigung oder durch Befchaf- 
hing aufkomnretrden Ausrüstungsstücke. Sv 
sind z. B. Tausende »euer Sttefelpaare 
für den Berliner Bolkssturm beschafft wor- 
Ablieferung geretteter Telefone 
Von Fernsprechteilnehmern sind vielfach 
in dankenswerter Weise aus zerstörten Räu¬ 
men Fernsprechapparate geborgen und in 
Verwahrung genommen »erben. Es wird 
gebeten, die Apparate, die Eigentum der 
Deutschen Reichspost sind, sogleich an das 
nächste Postamt abzuliefern oder einem 
Postamt mitzuteilen- mn die Apparate gegen 
amtliche Quittung abgeholt werden können. 
Die Zurückhaltung von Apparaten der 
Deutschen Reichspost kann bestraft werden. 
Durch das Vorhandensein des Apparates 
kann im allgemeinen eine Bevorzugung bei 
der Wiedereinricht unq des Ferniprechan- 
schlusses leider nicht in Aussicht gestellt wer¬ 
den, weil sich die Reihenfolge nach der 
Kriegswichtigkeft der einzelnen Anfchlüsfe 
richten muß. 
den. Frauen uuh Mädel haben mit bewu», 
äernsroer-cin Eifer die Herstellung vo» 
Mützen, Tchneeinänteln, Westen und Rnz 
sacken, die Ausbesserung von Unstormte, 
len und Wäsche, das Annähen von Rangt 
nbzeichen und Armb-nden für den Dolkzt 
sturm ühtrn-ommeu. ‘ 
So ist m Berlin mit beispiellosem TeirtJ 
gearbeitet worden, um d:e mobilen Einhei) 
ten des Volkssnirms mit den wichtigst^ 
Dingen auszurüsten. Das Berliner BeispM 
zeigt zuglstck), daß die dem Volke nu*gJ 
brachten Spenden nicht etwa gehortet roeti 
den, sondern Zug um Zug dem Volksstur» 
und damit der Landesverteidigung, nußb^ 
gemacht werden. Selbstverständlich muß mi2 
beim Bolkssturm haushälterisch mit deff 
Material umgegangen werden, so daß j 
der Regel der einbenrene Volkssturmman) 
nach wie vor eigene Ausrüstungsstücke ob« 
solche aus der stiachbarschaftshilfe mttbrin« 
die dann nur die notwendige Erganzurn 
erfahreir. 
hörigen an die Reichsarbeitsdienstleituis 
Berlin-Grunewald, Schinkelstraße 1—7. 
Zweimonatliche Zahlung der Versorgung»1 
reuten 
Der Reichsarbeitsminister hat öte Bersoi. 
gungsömter angewiesen, zur Verwaltungz. 
Vereinfachung die Versorgungsrenten an bi; > 
Kriegsbeschädigten und -Hinterbliebenen itn 
April 1945 bis auf weiteres jeweils für zwei 
Monate im voraus auszuzahlen. Hiernach* 1 
werden erstmalig au den üblichen- Zahlungs¬ 
tagen Ende März die Versorgungsrertten fist 
April und Rdai ausge.zahlt worden, und zwar 
sowohl an den Pvstschgttern als auch durchs 
Postscheck und Ueberweifung. Die Versor- 
gungsenipfänger müssen mit den jeweils aus» 
gezahlten Beträgen zwei Mvnate haushalten. 
Richfzeit für die Verdunklung: 
Landkreis Fulda 
U Künzell. <Auszeichnun g.) Dem an 
der Sübfront stehenden Gefreiten Hermann 
Herr wurde das Kriegsverdienstkreuz 2. 
Klasse mit Schwertern verliehen. 
V Wüstenfüchsen, (25j übriges A r - 
b e i t s s u b i l ä u m.) Der im 69. Lebens¬ 
jahr stehende Landwirt und Maurer Joief 
Weber 1 kann in diesen Tagen auf eine 
25iähriae Tätigkeit als Gemeinderechner in 
der Gemeinde Wüstensachsen zurückblicken. 
Er bat während dieser Zeit fein Amt als 
Gemeinderechner verwaltet und gewissenhaft 
durchgesühri. Wir gratulieren dem Jubilar 
und wünschen ihm weiterhin alles Gute. 
W Thaiden. (6 r n e n n u n g.) Der Re- 
vier-Oberwachtmeister bei der Schutzpolizei 
Alfons Drott ist zum Hauvtwachtmeister 
ernannt worden. 
Kreis Hünfeld 
U Jtüft. (Für Tapferkeit vor dem 
Feind.i Der Unteroffizier Karl Bern¬ 
hardt wurde bei den Kämmen im Osten 
mit dem Eisernen Kreuz 2 Klass« ausge¬ 
zeichnet. . - - 
Gauhauptsiadi Kassel 
Kassel. lKurhesIische Panzer¬ 
grenadiere spenden Zigaretten 
für Kasseler Arbeit s k amera. 
den.! Dor einigen Tagen meldete sich in 
Kassel eine Abordnung kurbessischer Pan¬ 
zergrenadiere und überbrachte dem Gau¬ 
leiter als Geschenk ihrer Einheit 100 000 Zi¬ 
garetten für die besonders hart im PXo- 
duktionsgana eingeivannley Arbeitskamera¬ 
den der Rüstunasbetriebe. Der Führer der 
Abordnung war Hauptmann Kurt Roell 
aus Homberg. Hauptmann Roell erzählte, 
daß die Soldaten der Banzereinheit. der er 
anaehört, sich die Zigaretten von ihren täg¬ 
lichen Rationen und gus erbeuteten Feind- 
beftänben abaefoari hätten, um ihren Kas¬ 
seler Arbeitsko-meraden damit ihre Verbun¬ 
denheit mit der schwer betroffenen .Heimat¬ 
stadt zum Ausdruck zu bringen. Allen den 
Rüstungsarbeitern, die mit der Svende be¬ 
dacht wurden, hat dieser ..rauchende" Gruß 
besonders aut getan und von ihrer Dank¬ 
barkeit und der bekundeten Verbundenheit 
Zwischen Front und Heimo! zeugen die Dank» 
schreiben, die an die kur hessische Panzerein¬ 
heit gerichtet wurden. 
Aus deutschen Gauen 
Pirmasens. (Unerhörtes Buben, 
ft ü cf.) In einer der letzten Nächte wurde 
zweimal in ein Bienenhaus einaebrochen 
und die Kästen von 17 Bienenvölkern ge¬ 
öffnet. io daß diese erfroren sind. Der Ka¬ 
steninhalt mit den Waden wurde zerstört 
Hattet die Hydranten frei 
Nach wie vor werden bei Lustangriffen 
zahlreiche Brandbomben abgeworfen. Es ist 
daher wichtig, die Hydranten von Bautrüm- 
ment und Schntnnasipn freizuhalten. Aus 
keinen Fall darf es vorkommen, daß dm 
Löschkräflen erst kostbare Zeit durch das 
Suchen nach Hydranten und das Forträu- 
men von barü:berrieaenben Trümmern ver- 
lorengeht. 
Rur rreise-EIermarken abstempeln 
D Nach der gestrigen Bekanntmachung 
über die sofortige Abstempelungspflicht von 
Ciennarken. ist verschiedentlich die Meinung 
aufgekommen, daß es sich hierbei um die 
Cierkarten im allgemeinen handelt. Es fei 
deshalb ausdrücklich darauf hingewiesen, daß 
nur die Reise-Eiermarken abgestemvelt 
werden müssen. 
Auskunft über Angehörige des BAD. 
DerReichsarbeitsfühver gibt bekannt: Ehe¬ 
frauen ober Eltern von Führern, Arbeits- 
männem und Gefolgschaftsmitgliedern des 
Deichsorbeitsdienstes im Wehrmachteinsatz, die 
von ihren Angehörigen schon längere Zeit 
keine Nachricht erhalten haben und daher über 
den Verbleib in Sorge sind, wenden sich 
schviftsich »bet mündlich an den für die letzte 
Einheit ihrer Angehörigen zuständigen Füh¬ 
rer des Arbeitsgaues unter Angabe der letz¬ 
ten Anschrift (Feldpostnummer) und Dienst¬ 
stelle. Falls die Awchrist des Arbestsgaufüh- 
I rers nicht bekannt ist, wenden sich die Ange- 
Mttmoch 18.02 bis Donnerstag 6.18 Ahr 
andntafchinen. 
eei 
011 
■Hl 
<*11 
immer einsatzbereit! 
Maschinen und Geräte 
frühzeitig und noch 
Voranmeldung zur 
Werkstatt! Nicht warten 
bis zum letzten Augen¬ 
blick, Das Handwerk hat 
alle Hände voll zu tun. 
Dee SeBstuecgissene / 
Scherzo domestico aus dem Leben 
Beethovens von Alfred Hein- 
Iw Sommer 1803 hatte sich Beethoven 
nach der trübseligen Krise, in der er das 
Heiligenstädter Testament schrieb, an seinen 
eigenen Tönen wie an einem in die Sterne 
geworfenen stählernen Tau emoorgerunaen: 
die Eroica entstand. Wie fast in jedem Jahr 
war der in der freien Natur erst ganz Auf- 
lebende auf den stillen Biederboi mitten in 
den Oberdöhlinger Wcnbergen übergesiedelt. 
Hier fand er stille, lichte Zimmer, in denen 
er schuf, und ein dunkles vergrabenes, bereit 
kleines Fenster in den engen Hofwinkel hm- 
auslugte. Dort schlief er. Dazu eine winzige 
Küche, in der er gern selbst hantierte, zuwei¬ 
len auch kochte. 
Eines Tages war es in feiner kleinen 
Sommerwohnung ganz still geworden. Nie¬ 
mand hörte ihn mehr am Klavier, feiner 
vernahm das Heulen seiner rauhen Stimme, 
das Trommeln seiner SVäufte und das 
Stampfen feiner Füße, was alles für ihn 
zum Komponieren unbedingt gehörte. 
Man begann Beethoven zu suchen. Zwar 
meinte Herr Reizinger. der nebenan wohnte: 
„Er wird halt wieder verhaftet fein." 
„Verhaftet? Warum,n«t gnar?' begehrte 
Frau Babette auf. „Nu weil sie's doch schon 
einmal taten drüben am Kahlenberg in dem 
Dörfel, wo sie keine Ahnung hatten, daß der 
herumvagierende und abgerissene Herr von 
Beethoven wirklich ein .feiner Herr von Be- 
■beitung' (ja dieses Wort sprach der Raizin- 
ger!) aus der Kaiserstadt Wen ist und ein 
Freund von Fürsten und Grafen. Ja. wie 
soll man dös ihm anschaun. wenn er wahr¬ 
haftig wie ein Landstreicher daherzieht und 
net heimftndet vor lauter Verkomvonieren?" 
..Na. na —" schüttelte Frau Babette den 
Kops. ..Er ist baboam." 
Im rechten Augenblick etidnenen nun 
Beethovens Freunde Stevhai, von Breuning 
und Ergr Zmeskall auf dem Plan. Als sie 
erfuhren, daß Beethoven feit mehr als, vier¬ 
undzwanzig Stunden wie vom Erdboden 
verschwunden sei. waren sie zuerst auch der 
Meinung, der Meister befände sich gewiß 
aus einer «einer einsamen Wanderungen und 
hätte sicher anderswo übernachtet Aber 
Frau Kölbin .legte ihre Hgnd dafür ins 
Feuer": Er muffe noch im Haufe fein. 
Breuning und Zmeskall begannen nun. 
das Haus zu burdifudien. Sie sahen unters 
Bett und in den Schrank hinein: der Graf 
stob lachend sogar den Klavderdeckel hoch 
und durchstöberte mit dem Seien den Rauch- 
fang in der Küche. Aber in keinem Winkel 
war Beethoven zu finden. Die Fenster stan¬ 
den in allen Zimmern weit offen. Düfte von 
Reseda und Nelken umspielten die hübsch 
beblumten Mullgardinen. vom Ggrten her 
klano das Konzert der Amseln und Gold¬ 
ammern. 
Ratlos fetzten sich Stephan von Breunina 
und Graf Zmeskall zwischen beiden die 
schon ganz erschöpfte und vor Besorgnis 
betrübte Frau Babette, auf das mit hundert 
weißen Knöpfen umränderte schwarzlederne 
Kanavee nieder, das zwischen den beiden 
Fenstern des Kompositionszimmers stand. 
Nichts regte sich. ..Man könnte an ein Wun¬ 
der glauben, wäre man ein alter Krieche", 
tagte Zmeskall. ..Daß Orpheus ihn hinauf 
Zum Olymp geholt bat weil die Menschen 
feine Musik nicht zu würdigen verstanden." 
Wie auf ein Stichwort begann da tatsäch¬ 
lich das charakteristische Heulen und Brum¬ 
men. Von oben herab — — Auf welchen 
Olymp hatte Beethoven sich verstiegen?" 
..Haben Sie Geheimkammern im Haus?" 
fragte Stephan von Breuning lachend. 
..Aber Kott fei Dank, unser Freund lebt! 
Diese Beglesttöne ferner Kehle find ebenso 
e.nüaartig sgunwild. wie die Töne feiner 
Seele schön und erhaben find." 
..Wo' mag er bloß stecken?" faate Frau 
Babette kummervoll. ..Ich glaube, es kommt 
aus der Küche!" Alle drei gingen nun in die 
Küche, Sie war leer. Aber neben dem 
Rauchfana war in schwindelnder Höhe ein 
Hängeboden, angebracht aus dessen dunklen 
Gründen erscholl es jetzt, und Beethovens 
Löwenhauvi eridiien am Rande des Ver¬ 
schlag?. in-feiner ganzen Wildheit: ..Kinder, 
helft mir 'runter! Ich hab Hunger!" 
Als Beethoven, nur. mit Hemd und Hole 
bekleidet, aus feinem Höhlenwinkel herab- 
stieg, beantwortete er zunächst keine der auf 
ihn einftürmenben Fragen, sondern stürzte 
sich an den gedeckten Tisch. Aber der Kaffee 
ist ganz kalt und die Semmeln ganz alt. Sie 
haben ia gestern kaum gefrühstückt!" schrie 
Frau Babette. Beethoven knurrte nut voller 
Wohlbehagen und Verwunderung zugleich: 
..Gestern?" und stillte feinen Heißhunger. 
..Ja. weiß! du nicht, daß man dich seit 
oierundzwanzig Stunden vermißt hat? Wie 
bist du bann überhaupt nut den Hängeboden 
raufgekommen?" fragte Stephan. Beethoven 
zuckte die Achseln Zmeskall kochte: ..Beet¬ 
hoven kamt alles. Wie er Armeen von No 
ten in kühnem Sturm zum sicheren sieg 
führt, so hat er mit Titanenmacht, um auf 
den Hängeboden zu gelangen-, irgendeinen 
tollkühnen Klimmzug fchlaftvandlerifch aus- 
geführt." 
Langsam kommt Beethoven zu sich und 
ward wieder Mensch unter Menschen. 
„Was wolltest du denn dort oben?" fragte 
Zmeskall. „Musikaraferl". lachte Beethoven. 
..erinnere dich! Als mir Neulich in her Küche 
die Waldmeisterbowle brauten. da lagen 
uns vollbeschriebene Notenblätter überall 
im Weg. Ich wollte sie schon im Herd ver¬ 
feuern und hatte sie wie einen Schneeball 
zusammengeballt, da nahmst du mir die Pa- 
yierbälle weg und warfst sie auf den Hänge¬ 
boden." — ..Ach so".' lächelte Stevlian von 
Breuning. „und nun brauchtest du eins der 
Motive." Beethoven nickte und lachte fein 
kmdllches Lachen. „Und kletterst rauf! Beet¬ 
hoven hotte aus dem Hosenhintergrund ein 
Bündel vollbeschriebener Notenblätter her¬ 
vor. 
„Das hast du dort oben — „Sa. 
„Und dann bist du wie schon manchmal 
vor Erschöpsuna emaeichlafen? Weißt du 
auch, daß du dort oben einen Tag und eine 
Nacht geschlafen hoben muht?" Beethoven 
Zuckte die Achseln: „Was wetß ich. wo ich 
war?" 
„Stier ist frischer Kaffee! Und Herr Bäcker¬ 
meister Klinahorn ichich Ionen die fdieenften 
Kravierl. Er hat sich fo um Sie gesorgt. Er 
moant. so agn Musiker wie Sie aaner fein, 
so aaner berf hier net verlern gehn, das 
wär für ganz Oberdöbling eine Höllen- 
fchand'." 
Zmeskall fetzte sich ans Klavier und pro¬ 
bierte dtzrch. was Beethoven auf dem Hänge¬ 
boden geschaffen hatte. Es war der dritte 
Satz das geniale .Scherzo der Eroica. das 
da zuerst in einem unnachahmlichen Staccato 
und bann mit verzauberten dolce-Klangen 
Übermut) a-frobe Siegeshörner erschallen 
ließ. 
Verlag Gauvering Kurhessen, Zweigverlag Ful¬ 
daer Zeitung. Verlagsleiter: Bernhard E. Schulz- 
Hauptschriftleiter: Curt. Pöhnisch. Fulda. Für Hün¬ 
feld: Martin Möller. Hünfeld. Druck: Parzeller 
& Co. vormals Fuldaer Act'indruckerei. Fulda. Zur 
Zeit TreidictP Nr 9 - RPK T/200 
Familien - Anzeigen 
Vermählungen: 
üffz. Gustav Kraus, Elfriede Kraus, geb. 
Hohmann. Bergen-Enkheim bei Frank¬ 
furt a. M., Kegelbahnstr. 27. Fulda TI. 
Niesiger Str. 89. — 14. 3. 1945. Kirchl. 
Trauung: Samstag, 17. 3. 1945, Pf ;rr- 
kirche Horas. 7861 
Sie fielen 
für Großdeutschlanrl 
Oheripldwehel 
Fritz Knierim 
Inhaber verschiedener Auszeichnungen 
nach schwerem Kriegsleiden, in einem 
Heimatlazarett, am 27. 2. 1945, im 
31. Lebensjahr. 
Frau Brigitte Knierim, geb. Reith, 
Töchterchen Christel und alle An¬ 
gehörigen. 
Fulda (Peterstor 10}, 11. 3. 1945. 
Gedächtnisfeier: Sonntag, 25. 3. 1945, 
7 30 Uhr, Lutherkirche. 
Oberqcfreiter 
Aloys Heck 
Inhaber des E. K. 2, der Silbernen 
Nahkampfspange u. der Ostmedaille 
am 23. 1. 1945, im Alter von 37 Jah¬ 
ren. im Westen. 
Frau Maria Heck, geb. Diegelmann, 
Kinder, Eltern und Geschwister. 
Petersberg, im März 1945. 
Trauerteier: Sonntag, 18. 3. 1945, 8.4a 
Uhr, Pfarrkirche Petersberg. 
ff - Panzer - Grenadier 
Emil Bolz 
geboren am 20. 1. 1926, gefallen am 
9. 2. 1945. 
Familie Gregor Bolz u. Angehörige. 
Ried, den 13. 3, 1945. 
1. Seelenamt; Sonntag, 18 3. 1945 
Albert Vogt 
Obgefr. in einem Pionier-Ball. 
Inh. des E K. 2. Kl. und des Ver¬ 
wundetenabzeichens in Silber 
am 10. 2. 194# im Osten, i im Alter 
von 21 Jahren. j 
Karl Vogt und Frau Maria, geb. 
Jahn, Geschwister und alle Angeh 
M’chelsromha* h. den 12. 3 1945. 
Grtm^dirr 
Josef Zettl 
Inh. des E. K. 2 und and. Aus.ze.lchn 
am 1 2. 1945, im Alter von 37 Jahien 
in einem Reserve-La'/arett. 
Frau Ida Zettl, geb. v. Keilz. und 
Angehörige. 
Bad Salzschlirf, z. Zt. im Felde, im 
März 1945. 
Sn^lnnarn^er landen statt 
(Jnt-roffi/ier 
Paul Hillenbrand 
geboren am 22. 3. 1922,' gefallen im 
Februar im Osten. 
Fadlilie WiihelM Hillenhrand und 
alle Anverwandten. 
Dipperz, im März 1945. 
Seelenamt: Sonntag, 18 3 , 9 Uhr, in 
der Pfarrkirche zu Dipperz 
Verstorben sind 
Emil Hartmann 
nach längerem schwerem Leides, je¬ 
doch unerwartet schnell, im 48 Le¬ 
bensjahr. 
Im Namen aller Angehörigen: Mag¬ 
nus Hartmann, Oberwachtmeister. 
Fulda (Ohmstr.), den 12. Marz 1945. 
Beerdigung: Mittwoch, l4. 3., 8 Uhr, 
Neuenberg. .Seelenamt: Mittwoch, 11. 
April. jStadtpfarrjrirdie. 
Fräulein 
Maria Katharina Wehner 
geboren 27. Oktober 1863, gestorben 
■». Mäiz 194.5. ' 
Im Namen aller Angehörigen: "Mo¬ 
nika Ruppert. 
FuJda (Petersberger Str 31). z. 7 t. 
Giesel, den 14 3. 1945. 
R^erdiniinq hat stettgefunden. 
Katharina Hartmann 
geb. Vogler 
nach längerem, schwerem Leiden 
doch unerwartet schnell, tm Alter 
von 58 Jahren. 
Die tirftrauernden Kinder and An¬ 
gehörigen. 
HeHenbausen, Fulda II. 11. 3. 1945 
Roerdiqung: Donnerstag, 15. *3. 1945. 
Z 10 Uhr. Hettenhausen. 
Rudolf Prinz 
Kaufmann 
m Alter von 79 Jahren, nach jähre- 
’angem Leiden, am 28 Februar 1945 
Rosa Prinz, geb Wiegand, und An¬ 
gehörige. 
Fulda (Schildeckstr. 17), x. Zt. Stell¬ 
bare,. im März 1945. 
Rertflin'inq und Seelenamt haben stalt- 
^<•1 unrlon 
Cäcilie Buhl 
aus Danzig 
Inh. des gotd. Mutterehr*nkreuzes 
gestorb€h am 11. 3. 1945, im 73. Le- 
•ensjahr, an Herzschlag. 
Im Xanten der trauernden Kinder: 
Franz Buhl. 
Fulda, den 12. März 1945. 
Beerdigung: Donnerstag, 815 Uhr, 
Neuen berg. 
Alr-kl'alMche W Mitteilungen 
. Fraueaschait. Deutsches Frauenwerk 
Horas Am Donnerstag, dem 15,, nach¬ 
mittags 17 Uhr, werden wieder Zelte 
ausgegeben. Frauen bitte pünktlich er¬ 
scheinen. Die Ortsfrau enschaftsleiter in. 
7853 
______TiermarM_______ 
Schwarzbuntes Kuhkalb, 3 Woch., 
von Leistungsstier abstammend, 
zu verkaufen. Elters 3. 7815 
Guter Hof- u. Viehhund, 2 Jahre, 
zu verkaufen. Elters 3. - 7816 
Entlaufen__ 
Junger, hellgrauer Schäferhund 
(Hündin), auf den Namen „Has¬ 
so" hörend, entlaufen. Geg. Be¬ 
lohnung abzugeb. Haimbacher 
Straße 37. 7826 
Gefunden______ 
Neue Hosenträger am 12. 3. in d. 
Lindenstr. gefunden. Abzuholen 
Lullusstr. 8. 7SSE 
______Versthiedenes______ 
Welches Auto nimmt zwe Kisten 
von Fulda nach" Erfurt mit? Ang. 
unter 7851 an die F. Z, 
Welches Auto fährt nach Halber¬ 
stadt'und kann zwei Frauen und 
Gepäck mitbringen? Färber, 
Adolf-Hitler-Platz 10. 7844 
Verwandte Dr. med. E. Moser aus 
.Ostseebad Cranz werden dring, 
um Adresse gebeten an Kumme- 
tat, Flensburg, Moitkestr. ] c bei 
Beckmann. 
Wer nimmt Reisegepäck, 2 Erwach¬ 
sene und 1 Kind mit nach Ham¬ 
burg? Beckmann, Leipziger Str. 
Nr. 45a. 7825 i 
________Verloren________ 
Auf dem Wege Lullusstroße nach 
Rinnweg in den LS-Keller am 12 
3. abends ein schwarzer Pelz 
verloren. Gegen gute Belohng. 
abzugeben LuHusstr. 8. 7856 
Braune Ledergeldbörse mit wichti¬ 
gem Inhalt vor einiger Zeit ver¬ 
loren. Abzugeben gegen Belob 
nung an beilieg. Adresse. 7804 
Lebensmittelkartenmappe am 1. 2. 
1945 in der Bäckerei Fink, Leip¬ 
ziger Str. 15, abhanden gekom¬ 
men. Sämtl. Karten auf den No 
men Späth, Leipziger Sfr. 16, lau-, 
(end. Gegen Belohn, aftzugsb 
bei Späth. Leipziger Str. 16. 7807 
Kurbel für Kipper-Anhänger auf 
dem Wege Schildecksfrcße zum 
Ausladebahnhof Fulda (Güter 
bahnhof] verloren. Gegen Be 
lohnung abzugeb. bei J. Knittel 
Söhne, Kohlengroßhdlg., Brau 
hausstraße 5. 7813 
Füllfederhalter (Marke Pelikan) a. 
Montag, dem 12. 3. 45. auf dem 
Weg Stadtschloß, Nonnengasse, 
Steinw., Zentrolpossage, Mark.) 
Straße verloren. Der ehr). Finder 
wird gebeten, denselben gegen 
gute Belohnung Marktstr. 19 ab¬ 
zugeben. '7852 
Evakuierte hat schwarze Hand¬ 
tasche mit Inhalt, Ausweis ausge 
sielst auf Len! Zimmer, geb. 25. 
1. 23, Flüchtlingsschein, , Bilder-, 
etiri usw. verloren. Abzugeben* 
gegen gute Belohnung beim 
Fundbüro Fulda. 7848 
Sonntag, 12—13 Uhr, von Frank¬ 
furter Str. bis Wallweg Brille im 
Etui verloren. Der ehrliche Fin¬ 
der wird gebeten, diese gegen 
Belohnung abzugeben b. Pfört¬ 
ner Frankfurter Str. 64. 7841 
Am 13. 3., 8 Uhr, an der Kranken- 
■ kasse Brieftasche mit 600.— RM 
verloren. Gegen Belohnung ab¬ 
zugeben Emil Ruppel, Neuhof- 
EHers 16 oder im Fundbüro 
Am Samstag, dem 3. März, am 
Bahnhof Neuhwf eine Peiz-Kra- 
v/otte (schwarz-russ. Schaf) ver¬ 
loren gegangen. Der ehrliche 
Finde- wird gebeten, dieselbe 
abzugeben oder schritt!. Mitte:!, 
zu machen an Fr. Hildeg. Massa, 
Fulda, Schlachthausgosse 11. 
7819 
Hünfeld 
Am 9. 3. im Gesundheitsamt Hün¬ 
feld bei der Untersuchung ein 
brauner Herrenhalbschuh ver¬ 
wechselt. Bitte umzutauschen bet 
Druckerei Möller. 7834 
Sehr gute Kinderlackschuhe, Größe 
23. gegen Kinderstiefel, Gr. 26 
bis 27 zu tauschen gesucht^Frau 
Klara Waider, Schwarzbach in, 
der Rhön. V 7831 
Kleiner schwarzer Hund (Scotch- 
Terrier) in der Umgebung Sten¬ 
dorf entlaufen. Gegen sehr gute 
Belohnung erbittet Bescheid Frau 
-Schmitz, Stendorf. 7832 
Derjenige, der vorige Woche auf? 
dem Hofe der Kreisleitung das 
Damenfahrrad mitgenommen 
hat, wird oufgefordert, dieses 
baldmöglichst zurückzubringen,-, 
de sonst Anzeige erfolgt. 7833,
	        
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