Full text: Fuldaer Zeitung (1945)

TAGESZEITUNG 
SUDKURHESSISCHE 
72. Jahrgang 
69 
Samstag/Sonntag, den 24. 25. März 1945 
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Bolschewistische Durchbruchsversuche abgewehrt 
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Sowjetangriff bei Küstrin abgeschlagen — Deutscher Abwehrerfolg an der unteren Sieg — 
Straßenkämpfe in Mainz — Hartes Ringen in Rheinhessen und Rheinpfalz — 43000 BRT versenkt 
Aus btm Fiihr«rhauptguarli«r, 23. März. 
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be¬ 
kannt: 
Vom Feind unbemerkt wurden unsere 
Truppen auch aus dem Brückenkopf südöst¬ 
lich Siklos auf das Süduser der Drau 
zurückgenommen. 
Zwischen Plattensee und Donau 
vereitelten unsere Divisionen in verkürzten 
Steilungen den Durchbruch starker Znsanterie- 
ttitb Panzerverbände der Sowjets und füg 
ken ihnen in erbittertem Abwehrkampf hohe 
Verluste zu. Die gegen den Raum südlich 
ft o m o t n vorgestofzenen feindlichen An¬ 
griffsgruppen wurden durch wuchtige Gegen¬ 
angriffe unserer Panzer ausgefangen und 
nach Südosten zurückgewor'rn. 
3n der mittleren Slowakei gewannen 
die anhaltend starken Angriffe der Bolsche¬ 
wisten südlich 7l c u s o h l in verlustreichem 
Gebirgskamps nur geringfügig Boden. 
3n Oberfchlesien nahm der Gegner 
sein« Durchbruch zier suche gegen unsere Ad- 
wehrfront östlich Leobschüh und beider- 
feiks Hatzenploh wieder auf. Der gestrige 
Kampftag brachte unseren Truppen, die 
immer wieder zu Gegenstößen antraten, mit 
der Vernichtung von 143 panzern einen gro¬ 
ßen Abwehrerfolg. 
Die tapfere Besatzung von Slogan zer¬ 
schlug in den letzten Tagen zahlreiche An¬ 
griffe überlegener Kräfte gegen den Südteil 
der Festung und schoß 55 sowjetische Pan¬ 
zer ab. 
Vach starker Artillerievorbereitung trat 
der Gegner mit 3nfanterie und panzern ge¬ 
gen die Flanken des Brückenkopfes Küstrin 
zum Angriff an, blieb jedoch im wirkungs¬ 
vollen Abwehrfeuer unserer Oderverteidi¬ 
gung nach geringen Anfangserfolgen liegen. 
55 femdlichr Panzer wurden vernichtet. 
Beiderseits dec Danziger Bucht ste¬ 
hen unsere tapferen Truppen in anhaltend 
schlveren Kampf gegen den Ansturm von zehn 
Sowjetarmeen. Während der Gegner mit 
überlegenen Kräften nordwestlich Zoppot 
und bei Proust örtlich weiter vordringen 
konnte, errangen unsere Verbände in Oft- 
preuhen zusammen mit leichten Seestreitkräs- 
ken beiderseits Heiligenbeil einen Ad- 
rn ehrersolg. Die Bolschewisten verloren 82 
Panzer. 
Schwere Seestreitkräfte zerschlugen starke 
feindliche Bereitstellungen westlich Danzig. 
Auch in Kurland scheiterten die an 
den bisherige« Brennpunkten fortgesetzten 
Durchbruchsangriffe der Sowjets trotz hohen 
Materialaufwandes an der standhaften Ver¬ 
teidigung. 
Fliegende verbände und Flakartillerie der 
Luftwaffe unterstützten Abwehrkämpfe des 
Heeres an der Ostfront und schossen weitere 
42 Panzer und 64 Flugzeuge ab. 
3n Holland scheiterten mehrere Auf- 
klärungsvorstötze des Gegners. 
Am viederrh ein versucht der Feind 
weiterhin seine Bewegungen und Angriffs¬ 
vorbereitungen durch starke Vernebelung ge¬ 
gen unser Ärtillerieseuer zu schützen. 
Unsere Truppen verwehrten den Ameri¬ 
kanern im Kampfabschnitt östlich Bo n n 
auch gestern den Uebergang über die untere 
Sieg. Nordöstlich Andernach kann!« der 
Feind die untere Wied überschreiten und in 
Neuwied eindringcn. 
3m Kampf um Rheinhessen und die 
Stockholm. 23. März. Die überraschende 
Kürzung der Fleischrationen für die britische 
Bevölkerung hat in der gesamten Oeffent- 
lichkeit umso größere Mißstimmung erregt, 
als man die kurzfristige Ankündigung der 
USA-Regierung über starke Beschränkungen 
der Fleischzufuhren nach England um etwa 
25 Prozent, wie der „Daily herald" sest- 
stellt — als ausgesprochen« Rücksichtslosigkeit 
empfindet. Die Knappheit wird noch dadurch 
verschärft, daß setzt auch eine große Konser¬ 
venfabrik in Uruguay angekündigt habe, sie 
sei nicht mehr in der Lage, die für März vor¬ 
gesehen« Menge zu liefern. 
Die gesamte englische Presse gibt ihrem 
Mißbehagen in scharfen Worten Ausdruck. 
„Daily Herold" erklärt unter der Ueber- 
schrift „Warnende Symptome", aus den 
ersten Blick hätten die Verwirrung in Ru¬ 
mänien und die Einschränkung der englischen 
Fleischration wenig miteinander zu tun. 
Beide seien jedoch Beweise für die Schwäche 
der inneren Organisation der vereinten Ra¬ 
tionen und Warnungssignale dafür, daß alle 
Pläne einer gemeinsamen Politik zwecklos 
feien, wenn die nötige Zusammenarbeit fehle. 
Düsteres englisches Zukunftsbild 
Gens, 23. 3. Man müsse der Tatsache 
ms Gefickt leben, schreibt der Dailv Herold, 
daß hunaer. Seuchen und Ehaos weite Ge¬ 
biete Europas bedrohten. Wenn Krankheit 
und Elend noch lange Reit nach dem Kriege 
in Eurova herrschten, werde kein einziger 
der schönen Pläne für eine blühende^ Welt¬ 
wirtschaft durchgeführt werden können. Der 
Kontinent werde dann bestenfalls ein hol- 
rrtal und Armenhaus für Generationen und 
schlimmstenfalls loaar ein Irrenhaus. 
Rheinpfalz erwehren sich unsere Trup¬ 
pen in heftigen Otts- und Lewegungsgefech- 
ttn des überall mit Panzerkräften znm 
Rhein drängenden Gegners. Bingen fiel 
in Feindeshand 3n der Stadl Mainz 
sind erbitterte Straßenkämpfe um die Zi¬ 
tadelle und den Gefechtsstand des Kampf- 
kommandanten im Gange, während die 
Amerikaner in Worms eindringen konn¬ 
ten, scheiterten ihr« Uedersetzverchchr über 
den Rhein östlich Irankenlhal. Zwi¬ 
schen dem Vorfeld von Ludwigshafen 
und haßloch wurden in erbifterten Ab- 
wehrkämpfen 28 Panzer abgeschossen und 
dadurch ein weiteres Vordringen des Geg¬ 
ners verhindert. 3m Raum von Landau 
und am Pfälzer Wald sind schwere 
Kämpfe im Gange. 
Auch gestern scheiterten di« Dersuche star- 
ker Verbände der 7. amerikanischen Armee 
unsere Westbefestigungen bei Weißen¬ 
burg von Süden her aufzubrechen. 
Berlin, 22. März. Generalleutnant Ditt- 
mar sah in einer Rundfunkrede m den Ab¬ 
wehr«! folgen gegen den sowjetischen Gro߬ 
angriff im Raume von Ratiibor und Grott- 
kau keinen schlechten Auftakt des zu erwar¬ 
tenden neuen allgemeinen Großkampfes. Im 
Hinblick auf die Lag« im Westen stellt Gene¬ 
ralleutnant Dittmar fest, daß den Deutschen 
der Ausbau einer neuen Front hinter dem 
Rhein als einem starken Stromhindernis 
gelungen ist. Dittmar führte im einzelnen 
u. a. aus: 
Hinsichtlich der Lage im Osten ist zunächst 
festzuhalten, daß die sowjetische Führung 
eine fast übervorsichtig anmutende Methodik 
hat walten lassen, um den beabsichtigten 
zweiten großen Schlag auch aus eine mög¬ 
lichst zuverlässige Grundlage zu stellen. Die¬ 
sem Aweck dienten und dienen die Angriffe 
gegen die deutschen Außenwerke in Kurland 
und beiderseits der Danziger Bucht. Di« 
sowjetische Führung ist sehr wohl in der 
Lage, die dort eingesetzten Verbände im Be¬ 
darfsfall« beschleunigt zu anderer Verwen¬ 
dung -freizumachen. Aber was ihr nicht ohne 
weiteres und in jedem Falle nur sehr be¬ 
dingt möglich ist, ist der Ersatz alles dessen, 
was sie vor allem in Kurland, aber in stei¬ 
gendem Maße auch vor den Ab wehr fronten 
in Ost- und Westpreußen an Menschen und 
Kampfmitteln verloren hat. 
Das alles bedeutet einen starken Passiv¬ 
posten in der sowjetischen Geiamtrechnung 
mindestens der augenblicklichen- Kampf¬ 
periode. Die Stoßrichtung des gegenwärti- 
IPS Berlin, den 23. März. Moskaus 
Entschluß, den Pakt mit der Türkei 
nicht zu erneuern, wird in politischen 
Kreisen des Balkans als „der Be¬ 
ginn eines weitreichenden Planes" ange¬ 
sehen, dessen Verwirklichung Moskau durch 
zuführen gedenkt ohne Rücksicht auf die Fol¬ 
gen. Diese aus Athen berichtete Auslassung 
Die Befürchtungen der Zeitung sind von 
dem schlechten Gewissen unserer Gegner dik¬ 
tiert. Stadt für Stadt lassen sie durch ihre 
Terroranariffe in Schutt und Asche linken 
und wohin der Feind kommt, marschieren 
mit Xim Not und Tod. Hunger und Ver¬ 
zweiflung. Die Kriegsverbrecher fürchten 
die Folgen ihrer Handlungen. „An ihren 
Werken sollt Ar sie erkennen". 
3n Millelilalien kam es nur zu 
lebhafter beiderseitiger Auftlärunasläligkett. 
Fallschirmjäger vernichteten einen feindlichen 
Stützpunkt mit dessen Besatzung. 
Die Abwehrkämpfe im Raum von B i - 
hac in weftkroalien dauern an. 
Weiträumig« Angris« anglo-amerikanischer 
Terrorverbände richteten sich am Tage be¬ 
sonders gegen die Wohnviertel von Hil¬ 
desheim. Wien und gegen einige Otte 
des rheinisch-westfälischen Raumes. Bri¬ 
tische Kampfflugzeuge warfen in der Rachl 
Bomben auf Dill ach, Paderborn und 
bte Reichrhauptstadt. Bei feine« 
(Einflügen verlor der Feind gestern 61 meist 
viermotorige Bomber. 
Unsere Unterseeboote versenk - 
len in harten Kämpfen aus einem nach 
Murmansk laufenden stark gesicherten Geleit- 
zug sechs mit Kriegsmaterial und Lebens¬ 
mitteln voll beladene Frachter von zu¬ 
sammen 43 000 BRT und zwei Zerflö¬ 
gen sowjetischen Großangriffs im Raume 
von Ratiibor und Grottkau, die zunächst in 
allgemein westlicher Richtung, dann mit aus¬ 
gesprochener Tendenz nach Süden geht, deu¬ 
tet ziemlich klar die Absicht an, durch dieses 
Vorgehen den ersten Schritt zur Oeffnung 
der Mährischen Pforte zu tun und so den 
Zutritt in die Festung Böhmen aus dem 
klassischen Weg« über 'Olmütz zu gewinnen 
Di« hier entbrannten Kämpfe sind noch kei¬ 
neswegs abgeschlossen, aber es ist doch als 
Plus für die Deutschen zu buchen, baß der 
erste tiefe Einbruch in Richtung aus Leob- 
Ichütz, Neustadt und Neiße verhältnismäßig 
frühzeitig in bestimmte Bahnen gelenkt und 
bann durch Gegenstöße deutscher Eingreif- 
verbände zum Stehen gebracht werden 
konnte. 
Wie im Osten die Bereinigung des ge¬ 
samten Kampfraumes ostwärts der Oder als 
eines der die sowjetische Kampstüh vung zur 
Zeit wesentlich bestimmenden Momente gel¬ 
ten kann, so ist dieser Gesichtspunkt in sinn¬ 
gemäßer Beziehung auf das linke Rhein- 
ufer für die Zielsetzung der Westalliierten 
in noch stärkerem Maß« ausschlaggebend. 
Die Tatsache ist zu verzeichnen, daß den 
nachstoßenden Nordamerikanern der Heber« 
gang über die zunächst unzerstört gebliebene 
drücke bei Remagen und dadurch die Schaf¬ 
fung eines Brückenkopfes auf dem Ostufer 
gelang, dessen Breite und Tiefe allmählich 
bedeutend genug ist, um in ihm mehr als 
eine nur taktisch ins Gewicht fallende Ge¬ 
schwürstelle zu sehen. Aber noch liegt kein 
deckt sich mit der Annahme, daß die Sowjet¬ 
union nunmehr parallel zu ihrem militäri¬ 
schen Borstoß gegen Europa zu einer diplo¬ 
matischen Großoffensiv« übergegangen ist, 
die zunächst ihre Schwerpunkte auf den bei¬ 
den politischen Kriegsschauplätzen Türkei 
und Griechenland hat. Zweifellos er¬ 
gibt sich daraus eine völlig neue Problema¬ 
tik für die künftige britische Politik im vor¬ 
deren Orient und im östlichen Mittelmeer, 
wobei neben dem Griff der Sowjetunion 
nach den Dardanellen auch die Bestrebungen 
des Kremlbeauftragten Tito zur Schaffung 
eines sogenannten großmazedoni- 
i d) e n Raumes mit einem Ausgang zum 
Mittelmeer Beachtung verdient. 
Es wird allgemein zugegeben, daß di« 
Beziehungen zwischen Moskau und Ankara 
alles andere als freundschaftlich waren. Ihre 
Spannung erreichte fast schon das Stadium 
einer verborgenen Krise. Es wirkt daher lä¬ 
cherlich, wenn man in Ankara über die 
jüngste Entwicklung Bebauern äußerl und 
ret. Zwei weitere Schiffe mit 14 000 BRT 
wurden durch Torpedotreffer schwer beschä¬ 
digt. 
Ergänzend zum Wehrmachtbericht 
wird gemeldet: 
3n den schweren Abwehrkämpfen um Go¬ 
tenhafen hat die abgeschnittene Besatzung 
der Alarineflakbafleri-' „VöIhendorf" 
durch unerschütterlich« S andhastigkeit den 
Gegner an taktisch wichtiger Stelle aufge- 
halftn und sich «rst nach Verfeuern der letz¬ 
ten Granate und Zerstörung ihrer Geschütze 
auf die eigenen Linien zurückgekSmpst. Der 
Batteriechef, Kapitänleutnant der Marine¬ 
artillerie 2Hä», sand hierbei den Heldentod. 
Ein« Schlachtftiegerstaffel unter Führung 
von Oberleutnant Weber schoß in zwei 
Tagen an der Ostfront 37 Panzer und 
Sturmgeschütz« ab und beschädigte 17 weitere 
Panzer so schwer, daß auch von diesen ein 
großer Teil als vernichtet angesehen wer- 
den kann. 
(Brunft vor, diesen ersten Schritt, den die 
Nordamerikaner auf das rechte Rheinufer zu 
tun vermochten, einseitig als Nachteil für 
die Deutschen zu sehen, weil gerade das Un¬ 
erwartete, Unplanmäßige dieses isolierten 
lieberganges starke feindliche Kräfte an sich 
zieht und ihnen in einem höchst schwierigen, 
dem Angriff nur ausnahmsweise günstigen 
Gelände hohe Opfer auferlegt. 
Entscheidend wird immer sein, ob es den 
Deutschen gelingen wird, die Nordamerikaner 
rechtsrheinischen Brückenkopf unter dau¬ 
ernder Kontrolle zu halten. Äst dies der 
Fall, so kann sich das, was jetzt wohl noch 
als Gewinn der Nordamerikaner zu buchen 
-st. als ein für sie sehr verlustreiches Aben¬ 
teuer auswirken. Weiter südlich stellt das 
Vordringen der Nordamerikaner über die 
untere Mofel und über Nahe und Glan eine 
Operation dar. die wesentlich großräumiger 
ist als alle anderen feil den Tagen nach 
Aoranches durchgeführten AngMsbewegun- 
gen. Die Nordamerikaner find bestrebt, bi« 
nach Westen und Süden gerichtete deutsche 
Abwehrfront, di« bisher allen, darunter sehr 
starken Angriffen widerstanden bat. von hin¬ 
ten. d. h. aus allgemein nördlicher Richtung 
zu Fall zu bringen. Niemand wird verken¬ 
nen können, daß sich hier eine Lage abzu- 
zeichnen beginnt, die starke deutsch« Ent¬ 
schlüsse dringend erscheinen läßt, unter dieser 
' Voraussetzung aber auch manche günstige 
Aussicht zum Zuschlägen für bir Deutschen 
eröffnet. 
meint, der Rücktritt Moskaus vom Pakt der 
Türkei habe keine Ueberrgschung ausgelöst. 
Das Gegenteil dürfte wohl eher der Fall 
fern, denn gerade m Ankara hat man sich 
Träumen _bingegeben, die sich jetzt immer 
mehr als Schäume Herausstellen. Hätte man 
an den verantwortlichen Stellen die wahre 
Entwicklung erkannt, so würde man nicht die 
Fehler des vergangenen Jahres begangen 
haben. Die Illusionen in Ankara werden 
jedoch noch immer genährt. So heißt es 
in einem Bericht, daß man keine Befürchtun¬ 
gen wegen der Paktkiindtoung habe, da doch 
Moskau feit der KrigserNärung der Türkei 
gegen Deutschland mit zu den lterbün-5 'v 
gehöre. Es werde wohl mit sich verhandeln 
lassen. 
Eine solche Auffassung ist reichlich naiv 
und offenbart ein balliges Verkennen der 
sowjetischen Taktik, zu „verhandeln". Auch 
England wiegte sich in einem ähnlichen 
Wahn. In Teheran und Jalta hat es^ dann 
aber trotzdem bedingungslos die Stalin- 
;rf>en Forderungen billigen mässen. So wird 
es auch den Türken ergeben. Die Hoffnung, 
vielleicht doch gewisse Vorteile aushandeln zu 
können, wird eine bittere Enttäuschung er¬ 
fahren. Moskau plant, roi« Reuter meldet, 
eine „drastische Revision aller Verträge und 
^stiaen diplom-ftichen Verpflichtungen der 
Sowjetunion gemäß btm Kurs von Jalta", 
und bi« Kündigung des Vertrages mit der 
Türkei fei der erste Schritt, die lowjeti'ch« 
Außenpolitik auf die Nachkrieg sbedürfnisie 
auszurichten. 
Hierzu läßt sich sagen, daß es sich tatsäch¬ 
lich weniger um eine Revision der Außen¬ 
politik des Kreml als vielmehr um eine De¬ 
maskierung der wahren Zielsetzung Mos¬ 
kaus handelt. Das, was Moskau jetzt offen 
erstrebt, haben wir bereits immer <m- 
gefünbigt, und vor allem seinerzeit gelegent¬ 
lich des letzten Derlin-Befuches Molotows 
bestätigt gefunden, als der sowjetische Außen¬ 
kommissar es wagt«, seine unoer'chämten 
Forderungen vorzutragen. Deutschland hielt 
es mit feiner Ehre als unvereinbar, dar¬ 
über auch nur zu diskutieren. England da¬ 
gegen hat in Jalta den Sowjets freie Hand 
zugesichert und ermuntert Ankara bereits zu 
einer Kapitulation vor dem kommenden Ul¬ 
timatum des Kreml. 
hi 11 ii i tu im 1111 ni i ii i ii i s .......... 111111111111111111 
, Schlachtflieger im Ein tat] an der Ostfront 
Einsatzklar stehen die Maschinen bombenbeloden am Rande des Rollfeldes. 
PK-Aufnahme: Kriegsberichter Sperling-Wb (GBD). 
Der höher gehängte englische Brotkorb 
Zunehmende Mißstimmung in der britischen Oeffentlichkeit 
Aufbau einer neuen Front hinter dem Rhein 
Generalleutnant Dittmar über die strategische Lage an der Ost- und Westfront 
Eine diplomatische Großoffensive Moskaus 
Das Vorgehen gegen die Türkei - Beginn eines weitreichenden Planes 
Der Einzelkämpfer 
Immer wieder sind es deutsche Einzel¬ 
kämpfer, die schwierige Gefechts lagen 
meistern und'durch Vernichtung von feind¬ 
lichen Panzern dem Gegner schwere Ver¬ 
luste zufügen. — Der eben mit dem Rit¬ 
terkreuz ausgezeichnete Unteroffizier 
Schwarm aus Nifzlin in Pommern erzählt 
seinen Kameraden Einzelheiten der Mel¬ 
defahrt, auf der er drei sowjetische 
Kampfwagen mit der Panzerfaust 
Strecke brachte. PK-Aufnahm” 
Kriegsberichter Krumme-Sch. (GBD|. 
................................................................................ 
DieA Her probt en 
Ein heiliger Volkskrieg mit Altersgrenze 
nach oben und unten ist unvorstellbar. Ver¬ 
gessen wir nie, daß weder Scharnhorst noch 
Gneisenau und Bayern, als sie — mit unse¬ 
ren Worten zu sprechen — jeden Volksgenos¬ 
sen als den geborenen Verteidiger des Vater¬ 
landes und seiner heiligsten Werte erklärten, 
i Men de ine „Anciennitüt" oder irgendein« 
Unterscheidung nach Klassen und Ständen 
anerkannten. Ebeilso hat der große Feld- 
inarschall von Radetzky als das Ideal — und 
zwar wörtlich als ein „ganz ausführbares"- 
— die totale Bewaffnung der Nation in 
schwerer Stunde proklamiert, und Ernst Mo¬ 
ritz Arndt Mogle darüber, daß mit dem 
Pfunde der allumfassenden Volkserhebung in 
den preußischen Kompromißlösungen nach 
Scharnhorsts Tod nur schlecht gewuchert wor¬ 
den sei. Gewiß ist eine jugendliche Elasti¬ 
zität, ist das wahre Feuer der Jungen ein 
■•'tiger Faktor im Kriege, aber mit 
Recht werd man darauf Hinweisen, daß der 
über 80jährige Sieger von C-ustozza dieses 
Jugendfeuer ebenso bewiesen hat wie etwa 
der 70jährige Blücher und daß einst die Land¬ 
wehr vor Hagelsberg und Wartenburg di« 
Allerjüngsten an Elan und verbissenem 
Kampsesmut noch übertroffen hat. Es hat 
immer junge Greife und ewige Süngling« 
gegeben und oft genug ist uns in der Welt¬ 
geschichte begegnet, daß die „Triarier" — wie 
man sie zur römischen Zeit hieß, durch ihre 
Zähigkeit und Unbeirrbarbeit erzwangen, 
was selbst sehr jungen Truppen als unmög¬ 
lich erschienen war. 
Es erscheint uns heute, wo es rote noch 
nie um Sein und Nichtsein unseres Volkes 
ebenso geht wie um Erhaltung ober spurlosen 
Untergang der europäischen Kultur, als wahr¬ 
haft symbolisch, daß zu ihrer Zeit so einma¬ 
lige Männer wie Sokrates und 21 ei chylös 
dem Begriff der „älteren Jahrgänge" -di« 
gültige Prägung g« er-en haben. Platons gro¬ 
ßer Lehrer zog wirklich und wahrhaftig in 
den keineswegs leichten Krieg nach Portidöa 
und der größte Dramatiker des Altertums 
war/unter dem „alten" Aufgebot, das Ma¬ 
rathon in wahrhaft weltgefchichtlicher Weis« 
entichied und do mit den Weg zur klassischen 
Größe Athens bahnte. Demosthenes Reden 
wurden wahrlich nicht gehalten, einer ferner» 
Zukunft den Genuß antiker Rhetorik in höch¬ 
ster Vollendung zu bereiten, sondern sie en¬ 
deten mit dem Rus aller: „Zu den Waisen!" 
Müssen wir daran erinnern, daß Rom die 
furchtbare Niederlage von Cannä niemals 
überwunden hätte, wenn nicht an die stelle 
der Gefallenen die Väter und Quirlten ge¬ 
treten wären und wenn sie nicht statt spitz¬ 
findiger Untersuchungen über Schuld und 
Sühne Schwerter ge'chm redet und Aerte ge- 
ichlmen hätten? Die aonz Jungen und die 
angeblich Alten, fie sicherten bei Zama und 
„ vor den Mauern Karthagos den Wiederauf¬ 
stieg des Vaterlande^und sie erreichten den 
Durchbruch aus der Enge zum wahren römi¬ 
schen Weltreich. 
Die deufsch-germannche Geschichte kennt 
von Anfang an eine Asteresgrsrize im Hee- 
resaufgebot überhaupt nicht. Grundsätzlich ist 
jeder Freie zum Kriegsdienst verpflichtet, und 
nur die Größe oder die Beschränkung der je¬ 
weiligen 21 ufatfbe läßt ein Teilaufgebot zu. 
Nur der Sieche und Altersschwache bleibt 
zurück, wobei auch ihm allerdings noch sehr 
wichtige Aufgaben für den schütz des heimi¬ 
schen Herdes und Dorfes gestellt sind. Ob 
e° sich um den Brauch der BLlkenvande- 
rungszeit ober später um die schriftlich auf- 
oezeichneten Kapitularien fränkischer, sächsi¬ 
scher und staufi'cher Könige und Kaiser han¬ 
delt, an der ehernen Basis dieses Wehrdien¬ 
stes aller wird nicht gerüttelt. Auch in der 
Zeit, als dann später das Rittertum mit fei¬ 
nen Reiter!chlachten zu einem wichtigen Fak¬ 
tor wird, bleibt das Aufgebot lebendig und 
wird immer wieder von dem Geschichtsschrei¬ 
ber, aber auch vom Volke selbst als Funda-
	        
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