TAGESZEITUNG
SUDKURHESSISCHE
72. Jahrgang
69
Samstag/Sonntag, den 24. 25. März 1945
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Fuldaer Zeitung
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sprecher Nr 2047 Verlag- VERLAG FULDAER ZEITUNG GMBH
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Bolschewistische Durchbruchsversuche abgewehrt
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Sowjetangriff bei Küstrin abgeschlagen — Deutscher Abwehrerfolg an der unteren Sieg —
Straßenkämpfe in Mainz — Hartes Ringen in Rheinhessen und Rheinpfalz — 43000 BRT versenkt
Aus btm Fiihr«rhauptguarli«r, 23. März.
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be¬
kannt:
Vom Feind unbemerkt wurden unsere
Truppen auch aus dem Brückenkopf südöst¬
lich Siklos auf das Süduser der Drau
zurückgenommen.
Zwischen Plattensee und Donau
vereitelten unsere Divisionen in verkürzten
Steilungen den Durchbruch starker Znsanterie-
ttitb Panzerverbände der Sowjets und füg
ken ihnen in erbittertem Abwehrkampf hohe
Verluste zu. Die gegen den Raum südlich
ft o m o t n vorgestofzenen feindlichen An¬
griffsgruppen wurden durch wuchtige Gegen¬
angriffe unserer Panzer ausgefangen und
nach Südosten zurückgewor'rn.
3n der mittleren Slowakei gewannen
die anhaltend starken Angriffe der Bolsche¬
wisten südlich 7l c u s o h l in verlustreichem
Gebirgskamps nur geringfügig Boden.
3n Oberfchlesien nahm der Gegner
sein« Durchbruch zier suche gegen unsere Ad-
wehrfront östlich Leobschüh und beider-
feiks Hatzenploh wieder auf. Der gestrige
Kampftag brachte unseren Truppen, die
immer wieder zu Gegenstößen antraten, mit
der Vernichtung von 143 panzern einen gro¬
ßen Abwehrerfolg.
Die tapfere Besatzung von Slogan zer¬
schlug in den letzten Tagen zahlreiche An¬
griffe überlegener Kräfte gegen den Südteil
der Festung und schoß 55 sowjetische Pan¬
zer ab.
Vach starker Artillerievorbereitung trat
der Gegner mit 3nfanterie und panzern ge¬
gen die Flanken des Brückenkopfes Küstrin
zum Angriff an, blieb jedoch im wirkungs¬
vollen Abwehrfeuer unserer Oderverteidi¬
gung nach geringen Anfangserfolgen liegen.
55 femdlichr Panzer wurden vernichtet.
Beiderseits dec Danziger Bucht ste¬
hen unsere tapferen Truppen in anhaltend
schlveren Kampf gegen den Ansturm von zehn
Sowjetarmeen. Während der Gegner mit
überlegenen Kräften nordwestlich Zoppot
und bei Proust örtlich weiter vordringen
konnte, errangen unsere Verbände in Oft-
preuhen zusammen mit leichten Seestreitkräs-
ken beiderseits Heiligenbeil einen Ad-
rn ehrersolg. Die Bolschewisten verloren 82
Panzer.
Schwere Seestreitkräfte zerschlugen starke
feindliche Bereitstellungen westlich Danzig.
Auch in Kurland scheiterten die an
den bisherige« Brennpunkten fortgesetzten
Durchbruchsangriffe der Sowjets trotz hohen
Materialaufwandes an der standhaften Ver¬
teidigung.
Fliegende verbände und Flakartillerie der
Luftwaffe unterstützten Abwehrkämpfe des
Heeres an der Ostfront und schossen weitere
42 Panzer und 64 Flugzeuge ab.
3n Holland scheiterten mehrere Auf-
klärungsvorstötze des Gegners.
Am viederrh ein versucht der Feind
weiterhin seine Bewegungen und Angriffs¬
vorbereitungen durch starke Vernebelung ge¬
gen unser Ärtillerieseuer zu schützen.
Unsere Truppen verwehrten den Ameri¬
kanern im Kampfabschnitt östlich Bo n n
auch gestern den Uebergang über die untere
Sieg. Nordöstlich Andernach kann!« der
Feind die untere Wied überschreiten und in
Neuwied eindringcn.
3m Kampf um Rheinhessen und die
Stockholm. 23. März. Die überraschende
Kürzung der Fleischrationen für die britische
Bevölkerung hat in der gesamten Oeffent-
lichkeit umso größere Mißstimmung erregt,
als man die kurzfristige Ankündigung der
USA-Regierung über starke Beschränkungen
der Fleischzufuhren nach England um etwa
25 Prozent, wie der „Daily herald" sest-
stellt — als ausgesprochen« Rücksichtslosigkeit
empfindet. Die Knappheit wird noch dadurch
verschärft, daß setzt auch eine große Konser¬
venfabrik in Uruguay angekündigt habe, sie
sei nicht mehr in der Lage, die für März vor¬
gesehen« Menge zu liefern.
Die gesamte englische Presse gibt ihrem
Mißbehagen in scharfen Worten Ausdruck.
„Daily Herold" erklärt unter der Ueber-
schrift „Warnende Symptome", aus den
ersten Blick hätten die Verwirrung in Ru¬
mänien und die Einschränkung der englischen
Fleischration wenig miteinander zu tun.
Beide seien jedoch Beweise für die Schwäche
der inneren Organisation der vereinten Ra¬
tionen und Warnungssignale dafür, daß alle
Pläne einer gemeinsamen Politik zwecklos
feien, wenn die nötige Zusammenarbeit fehle.
Düsteres englisches Zukunftsbild
Gens, 23. 3. Man müsse der Tatsache
ms Gefickt leben, schreibt der Dailv Herold,
daß hunaer. Seuchen und Ehaos weite Ge¬
biete Europas bedrohten. Wenn Krankheit
und Elend noch lange Reit nach dem Kriege
in Eurova herrschten, werde kein einziger
der schönen Pläne für eine blühende^ Welt¬
wirtschaft durchgeführt werden können. Der
Kontinent werde dann bestenfalls ein hol-
rrtal und Armenhaus für Generationen und
schlimmstenfalls loaar ein Irrenhaus.
Rheinpfalz erwehren sich unsere Trup¬
pen in heftigen Otts- und Lewegungsgefech-
ttn des überall mit Panzerkräften znm
Rhein drängenden Gegners. Bingen fiel
in Feindeshand 3n der Stadl Mainz
sind erbitterte Straßenkämpfe um die Zi¬
tadelle und den Gefechtsstand des Kampf-
kommandanten im Gange, während die
Amerikaner in Worms eindringen konn¬
ten, scheiterten ihr« Uedersetzverchchr über
den Rhein östlich Irankenlhal. Zwi¬
schen dem Vorfeld von Ludwigshafen
und haßloch wurden in erbifterten Ab-
wehrkämpfen 28 Panzer abgeschossen und
dadurch ein weiteres Vordringen des Geg¬
ners verhindert. 3m Raum von Landau
und am Pfälzer Wald sind schwere
Kämpfe im Gange.
Auch gestern scheiterten di« Dersuche star-
ker Verbände der 7. amerikanischen Armee
unsere Westbefestigungen bei Weißen¬
burg von Süden her aufzubrechen.
Berlin, 22. März. Generalleutnant Ditt-
mar sah in einer Rundfunkrede m den Ab¬
wehr«! folgen gegen den sowjetischen Gro߬
angriff im Raume von Ratiibor und Grott-
kau keinen schlechten Auftakt des zu erwar¬
tenden neuen allgemeinen Großkampfes. Im
Hinblick auf die Lag« im Westen stellt Gene¬
ralleutnant Dittmar fest, daß den Deutschen
der Ausbau einer neuen Front hinter dem
Rhein als einem starken Stromhindernis
gelungen ist. Dittmar führte im einzelnen
u. a. aus:
Hinsichtlich der Lage im Osten ist zunächst
festzuhalten, daß die sowjetische Führung
eine fast übervorsichtig anmutende Methodik
hat walten lassen, um den beabsichtigten
zweiten großen Schlag auch aus eine mög¬
lichst zuverlässige Grundlage zu stellen. Die¬
sem Aweck dienten und dienen die Angriffe
gegen die deutschen Außenwerke in Kurland
und beiderseits der Danziger Bucht. Di«
sowjetische Führung ist sehr wohl in der
Lage, die dort eingesetzten Verbände im Be¬
darfsfall« beschleunigt zu anderer Verwen¬
dung -freizumachen. Aber was ihr nicht ohne
weiteres und in jedem Falle nur sehr be¬
dingt möglich ist, ist der Ersatz alles dessen,
was sie vor allem in Kurland, aber in stei¬
gendem Maße auch vor den Ab wehr fronten
in Ost- und Westpreußen an Menschen und
Kampfmitteln verloren hat.
Das alles bedeutet einen starken Passiv¬
posten in der sowjetischen Geiamtrechnung
mindestens der augenblicklichen- Kampf¬
periode. Die Stoßrichtung des gegenwärti-
IPS Berlin, den 23. März. Moskaus
Entschluß, den Pakt mit der Türkei
nicht zu erneuern, wird in politischen
Kreisen des Balkans als „der Be¬
ginn eines weitreichenden Planes" ange¬
sehen, dessen Verwirklichung Moskau durch
zuführen gedenkt ohne Rücksicht auf die Fol¬
gen. Diese aus Athen berichtete Auslassung
Die Befürchtungen der Zeitung sind von
dem schlechten Gewissen unserer Gegner dik¬
tiert. Stadt für Stadt lassen sie durch ihre
Terroranariffe in Schutt und Asche linken
und wohin der Feind kommt, marschieren
mit Xim Not und Tod. Hunger und Ver¬
zweiflung. Die Kriegsverbrecher fürchten
die Folgen ihrer Handlungen. „An ihren
Werken sollt Ar sie erkennen".
3n Millelilalien kam es nur zu
lebhafter beiderseitiger Auftlärunasläligkett.
Fallschirmjäger vernichteten einen feindlichen
Stützpunkt mit dessen Besatzung.
Die Abwehrkämpfe im Raum von B i -
hac in weftkroalien dauern an.
Weiträumig« Angris« anglo-amerikanischer
Terrorverbände richteten sich am Tage be¬
sonders gegen die Wohnviertel von Hil¬
desheim. Wien und gegen einige Otte
des rheinisch-westfälischen Raumes. Bri¬
tische Kampfflugzeuge warfen in der Rachl
Bomben auf Dill ach, Paderborn und
bte Reichrhauptstadt. Bei feine«
(Einflügen verlor der Feind gestern 61 meist
viermotorige Bomber.
Unsere Unterseeboote versenk -
len in harten Kämpfen aus einem nach
Murmansk laufenden stark gesicherten Geleit-
zug sechs mit Kriegsmaterial und Lebens¬
mitteln voll beladene Frachter von zu¬
sammen 43 000 BRT und zwei Zerflö¬
gen sowjetischen Großangriffs im Raume
von Ratiibor und Grottkau, die zunächst in
allgemein westlicher Richtung, dann mit aus¬
gesprochener Tendenz nach Süden geht, deu¬
tet ziemlich klar die Absicht an, durch dieses
Vorgehen den ersten Schritt zur Oeffnung
der Mährischen Pforte zu tun und so den
Zutritt in die Festung Böhmen aus dem
klassischen Weg« über 'Olmütz zu gewinnen
Di« hier entbrannten Kämpfe sind noch kei¬
neswegs abgeschlossen, aber es ist doch als
Plus für die Deutschen zu buchen, baß der
erste tiefe Einbruch in Richtung aus Leob-
Ichütz, Neustadt und Neiße verhältnismäßig
frühzeitig in bestimmte Bahnen gelenkt und
bann durch Gegenstöße deutscher Eingreif-
verbände zum Stehen gebracht werden
konnte.
Wie im Osten die Bereinigung des ge¬
samten Kampfraumes ostwärts der Oder als
eines der die sowjetische Kampstüh vung zur
Zeit wesentlich bestimmenden Momente gel¬
ten kann, so ist dieser Gesichtspunkt in sinn¬
gemäßer Beziehung auf das linke Rhein-
ufer für die Zielsetzung der Westalliierten
in noch stärkerem Maß« ausschlaggebend.
Die Tatsache ist zu verzeichnen, daß den
nachstoßenden Nordamerikanern der Heber«
gang über die zunächst unzerstört gebliebene
drücke bei Remagen und dadurch die Schaf¬
fung eines Brückenkopfes auf dem Ostufer
gelang, dessen Breite und Tiefe allmählich
bedeutend genug ist, um in ihm mehr als
eine nur taktisch ins Gewicht fallende Ge¬
schwürstelle zu sehen. Aber noch liegt kein
deckt sich mit der Annahme, daß die Sowjet¬
union nunmehr parallel zu ihrem militäri¬
schen Borstoß gegen Europa zu einer diplo¬
matischen Großoffensiv« übergegangen ist,
die zunächst ihre Schwerpunkte auf den bei¬
den politischen Kriegsschauplätzen Türkei
und Griechenland hat. Zweifellos er¬
gibt sich daraus eine völlig neue Problema¬
tik für die künftige britische Politik im vor¬
deren Orient und im östlichen Mittelmeer,
wobei neben dem Griff der Sowjetunion
nach den Dardanellen auch die Bestrebungen
des Kremlbeauftragten Tito zur Schaffung
eines sogenannten großmazedoni-
i d) e n Raumes mit einem Ausgang zum
Mittelmeer Beachtung verdient.
Es wird allgemein zugegeben, daß di«
Beziehungen zwischen Moskau und Ankara
alles andere als freundschaftlich waren. Ihre
Spannung erreichte fast schon das Stadium
einer verborgenen Krise. Es wirkt daher lä¬
cherlich, wenn man in Ankara über die
jüngste Entwicklung Bebauern äußerl und
ret. Zwei weitere Schiffe mit 14 000 BRT
wurden durch Torpedotreffer schwer beschä¬
digt.
Ergänzend zum Wehrmachtbericht
wird gemeldet:
3n den schweren Abwehrkämpfen um Go¬
tenhafen hat die abgeschnittene Besatzung
der Alarineflakbafleri-' „VöIhendorf"
durch unerschütterlich« S andhastigkeit den
Gegner an taktisch wichtiger Stelle aufge-
halftn und sich «rst nach Verfeuern der letz¬
ten Granate und Zerstörung ihrer Geschütze
auf die eigenen Linien zurückgekSmpst. Der
Batteriechef, Kapitänleutnant der Marine¬
artillerie 2Hä», sand hierbei den Heldentod.
Ein« Schlachtftiegerstaffel unter Führung
von Oberleutnant Weber schoß in zwei
Tagen an der Ostfront 37 Panzer und
Sturmgeschütz« ab und beschädigte 17 weitere
Panzer so schwer, daß auch von diesen ein
großer Teil als vernichtet angesehen wer-
den kann.
(Brunft vor, diesen ersten Schritt, den die
Nordamerikaner auf das rechte Rheinufer zu
tun vermochten, einseitig als Nachteil für
die Deutschen zu sehen, weil gerade das Un¬
erwartete, Unplanmäßige dieses isolierten
lieberganges starke feindliche Kräfte an sich
zieht und ihnen in einem höchst schwierigen,
dem Angriff nur ausnahmsweise günstigen
Gelände hohe Opfer auferlegt.
Entscheidend wird immer sein, ob es den
Deutschen gelingen wird, die Nordamerikaner
rechtsrheinischen Brückenkopf unter dau¬
ernder Kontrolle zu halten. Äst dies der
Fall, so kann sich das, was jetzt wohl noch
als Gewinn der Nordamerikaner zu buchen
-st. als ein für sie sehr verlustreiches Aben¬
teuer auswirken. Weiter südlich stellt das
Vordringen der Nordamerikaner über die
untere Mofel und über Nahe und Glan eine
Operation dar. die wesentlich großräumiger
ist als alle anderen feil den Tagen nach
Aoranches durchgeführten AngMsbewegun-
gen. Die Nordamerikaner find bestrebt, bi«
nach Westen und Süden gerichtete deutsche
Abwehrfront, di« bisher allen, darunter sehr
starken Angriffen widerstanden bat. von hin¬
ten. d. h. aus allgemein nördlicher Richtung
zu Fall zu bringen. Niemand wird verken¬
nen können, daß sich hier eine Lage abzu-
zeichnen beginnt, die starke deutsch« Ent¬
schlüsse dringend erscheinen läßt, unter dieser
' Voraussetzung aber auch manche günstige
Aussicht zum Zuschlägen für bir Deutschen
eröffnet.
meint, der Rücktritt Moskaus vom Pakt der
Türkei habe keine Ueberrgschung ausgelöst.
Das Gegenteil dürfte wohl eher der Fall
fern, denn gerade m Ankara hat man sich
Träumen _bingegeben, die sich jetzt immer
mehr als Schäume Herausstellen. Hätte man
an den verantwortlichen Stellen die wahre
Entwicklung erkannt, so würde man nicht die
Fehler des vergangenen Jahres begangen
haben. Die Illusionen in Ankara werden
jedoch noch immer genährt. So heißt es
in einem Bericht, daß man keine Befürchtun¬
gen wegen der Paktkiindtoung habe, da doch
Moskau feit der KrigserNärung der Türkei
gegen Deutschland mit zu den lterbün-5 'v
gehöre. Es werde wohl mit sich verhandeln
lassen.
Eine solche Auffassung ist reichlich naiv
und offenbart ein balliges Verkennen der
sowjetischen Taktik, zu „verhandeln". Auch
England wiegte sich in einem ähnlichen
Wahn. In Teheran und Jalta hat es^ dann
aber trotzdem bedingungslos die Stalin-
;rf>en Forderungen billigen mässen. So wird
es auch den Türken ergeben. Die Hoffnung,
vielleicht doch gewisse Vorteile aushandeln zu
können, wird eine bittere Enttäuschung er¬
fahren. Moskau plant, roi« Reuter meldet,
eine „drastische Revision aller Verträge und
^stiaen diplom-ftichen Verpflichtungen der
Sowjetunion gemäß btm Kurs von Jalta",
und bi« Kündigung des Vertrages mit der
Türkei fei der erste Schritt, die lowjeti'ch«
Außenpolitik auf die Nachkrieg sbedürfnisie
auszurichten.
Hierzu läßt sich sagen, daß es sich tatsäch¬
lich weniger um eine Revision der Außen¬
politik des Kreml als vielmehr um eine De¬
maskierung der wahren Zielsetzung Mos¬
kaus handelt. Das, was Moskau jetzt offen
erstrebt, haben wir bereits immer <m-
gefünbigt, und vor allem seinerzeit gelegent¬
lich des letzten Derlin-Befuches Molotows
bestätigt gefunden, als der sowjetische Außen¬
kommissar es wagt«, seine unoer'chämten
Forderungen vorzutragen. Deutschland hielt
es mit feiner Ehre als unvereinbar, dar¬
über auch nur zu diskutieren. England da¬
gegen hat in Jalta den Sowjets freie Hand
zugesichert und ermuntert Ankara bereits zu
einer Kapitulation vor dem kommenden Ul¬
timatum des Kreml.
hi 11 ii i tu im 1111 ni i ii i ii i s .......... 111111111111111111
, Schlachtflieger im Ein tat] an der Ostfront
Einsatzklar stehen die Maschinen bombenbeloden am Rande des Rollfeldes.
PK-Aufnahme: Kriegsberichter Sperling-Wb (GBD).
Der höher gehängte englische Brotkorb
Zunehmende Mißstimmung in der britischen Oeffentlichkeit
Aufbau einer neuen Front hinter dem Rhein
Generalleutnant Dittmar über die strategische Lage an der Ost- und Westfront
Eine diplomatische Großoffensive Moskaus
Das Vorgehen gegen die Türkei - Beginn eines weitreichenden Planes
Der Einzelkämpfer
Immer wieder sind es deutsche Einzel¬
kämpfer, die schwierige Gefechts lagen
meistern und'durch Vernichtung von feind¬
lichen Panzern dem Gegner schwere Ver¬
luste zufügen. — Der eben mit dem Rit¬
terkreuz ausgezeichnete Unteroffizier
Schwarm aus Nifzlin in Pommern erzählt
seinen Kameraden Einzelheiten der Mel¬
defahrt, auf der er drei sowjetische
Kampfwagen mit der Panzerfaust
Strecke brachte. PK-Aufnahm”
Kriegsberichter Krumme-Sch. (GBD|.
................................................................................
DieA Her probt en
Ein heiliger Volkskrieg mit Altersgrenze
nach oben und unten ist unvorstellbar. Ver¬
gessen wir nie, daß weder Scharnhorst noch
Gneisenau und Bayern, als sie — mit unse¬
ren Worten zu sprechen — jeden Volksgenos¬
sen als den geborenen Verteidiger des Vater¬
landes und seiner heiligsten Werte erklärten,
i Men de ine „Anciennitüt" oder irgendein«
Unterscheidung nach Klassen und Ständen
anerkannten. Ebeilso hat der große Feld-
inarschall von Radetzky als das Ideal — und
zwar wörtlich als ein „ganz ausführbares"-
— die totale Bewaffnung der Nation in
schwerer Stunde proklamiert, und Ernst Mo¬
ritz Arndt Mogle darüber, daß mit dem
Pfunde der allumfassenden Volkserhebung in
den preußischen Kompromißlösungen nach
Scharnhorsts Tod nur schlecht gewuchert wor¬
den sei. Gewiß ist eine jugendliche Elasti¬
zität, ist das wahre Feuer der Jungen ein
■•'tiger Faktor im Kriege, aber mit
Recht werd man darauf Hinweisen, daß der
über 80jährige Sieger von C-ustozza dieses
Jugendfeuer ebenso bewiesen hat wie etwa
der 70jährige Blücher und daß einst die Land¬
wehr vor Hagelsberg und Wartenburg di«
Allerjüngsten an Elan und verbissenem
Kampsesmut noch übertroffen hat. Es hat
immer junge Greife und ewige Süngling«
gegeben und oft genug ist uns in der Welt¬
geschichte begegnet, daß die „Triarier" — wie
man sie zur römischen Zeit hieß, durch ihre
Zähigkeit und Unbeirrbarbeit erzwangen,
was selbst sehr jungen Truppen als unmög¬
lich erschienen war.
Es erscheint uns heute, wo es rote noch
nie um Sein und Nichtsein unseres Volkes
ebenso geht wie um Erhaltung ober spurlosen
Untergang der europäischen Kultur, als wahr¬
haft symbolisch, daß zu ihrer Zeit so einma¬
lige Männer wie Sokrates und 21 ei chylös
dem Begriff der „älteren Jahrgänge" -di«
gültige Prägung g« er-en haben. Platons gro¬
ßer Lehrer zog wirklich und wahrhaftig in
den keineswegs leichten Krieg nach Portidöa
und der größte Dramatiker des Altertums
war/unter dem „alten" Aufgebot, das Ma¬
rathon in wahrhaft weltgefchichtlicher Weis«
entichied und do mit den Weg zur klassischen
Größe Athens bahnte. Demosthenes Reden
wurden wahrlich nicht gehalten, einer ferner»
Zukunft den Genuß antiker Rhetorik in höch¬
ster Vollendung zu bereiten, sondern sie en¬
deten mit dem Rus aller: „Zu den Waisen!"
Müssen wir daran erinnern, daß Rom die
furchtbare Niederlage von Cannä niemals
überwunden hätte, wenn nicht an die stelle
der Gefallenen die Väter und Quirlten ge¬
treten wären und wenn sie nicht statt spitz¬
findiger Untersuchungen über Schuld und
Sühne Schwerter ge'chm redet und Aerte ge-
ichlmen hätten? Die aonz Jungen und die
angeblich Alten, fie sicherten bei Zama und
„ vor den Mauern Karthagos den Wiederauf¬
stieg des Vaterlande^und sie erreichten den
Durchbruch aus der Enge zum wahren römi¬
schen Weltreich.
Die deufsch-germannche Geschichte kennt
von Anfang an eine Asteresgrsrize im Hee-
resaufgebot überhaupt nicht. Grundsätzlich ist
jeder Freie zum Kriegsdienst verpflichtet, und
nur die Größe oder die Beschränkung der je¬
weiligen 21 ufatfbe läßt ein Teilaufgebot zu.
Nur der Sieche und Altersschwache bleibt
zurück, wobei auch ihm allerdings noch sehr
wichtige Aufgaben für den schütz des heimi¬
schen Herdes und Dorfes gestellt sind. Ob
e° sich um den Brauch der BLlkenvande-
rungszeit ober später um die schriftlich auf-
oezeichneten Kapitularien fränkischer, sächsi¬
scher und staufi'cher Könige und Kaiser han¬
delt, an der ehernen Basis dieses Wehrdien¬
stes aller wird nicht gerüttelt. Auch in der
Zeit, als dann später das Rittertum mit fei¬
nen Reiter!chlachten zu einem wichtigen Fak¬
tor wird, bleibt das Aufgebot lebendig und
wird immer wieder von dem Geschichtsschrei¬
ber, aber auch vom Volke selbst als Funda-