Auldaer Zeitung Jtr. 7
rMttwoch, den 10, Zannar 1948
Amtliches Sreisblatt
Wie der Brückenkopf Wanssum gebildet wurde
Ueberraschender deutscher Vorstoß über die Maas in Ost-Holland
Von Kriegsberichter Martin Swoboda
dnb.
9. Januar. (PK ) Nachdem
«v-
Moskau-Tiios vertreten.
verhüllt die Sache
Die tatsächliche La
grüßungstelegrammen. Di« Antwort
des
1
die Augen öffnen, um zu erkennen, wohin un¬
widerruflich der Kurs gesteuert wird, gleich¬
gültig, ob die Bolschewisten selbst oder zu¬
nächst nur ihr« Steigbügelhalter aus den
westlichen Plutokratien Einzug halten.
Rationen sowie große Tiengen Benzin und
ganze Lastwagen im Lau^e von sechs
Sßodjen gestohlen. Allein im Departement
Seine habe die amerikanische Militärpolizei
in der letzten Zeit ungefähr 1000 Liter ge¬
stohlenen Benzin wöchentlich sichergesteift.
Bei der Untersuchung einer Druckerei in
Paris habe man falsche 500 Franken.
scheine im Wert« von 16 000 Dollar gefun¬
den, die für die Schwarze Börse bestmmt
waren. De Falschmünzerbande habe ge¬
standen, bisher Falschgeld im Werte von
über 600 000 Dollar in Umlauf gebracht zu
haben.
Am Dienstag würde nun in Paris ein
großer Prozeß gegen die Gangster be¬
ginnen. in dem nicht weniger als 182 USA-
Soldaten und zwei USA-Offiziere verwik-
kelt sind.
mit sehr großem Schneid und peinlichster
Sorgfalt die Vorbereitungen geleistet wa¬
ren, erfolgte die Bildung des Brückenkop¬
fes W a n f s u m in Ostholland in geradezu
exerziermäßigem Ablauf Ueberraschend
und ohne Artillerievorbereitung wurde über
die M"as gesetzt. Die Stoßtrupps rnu-den
zangensörmig auf das vom Ufer abiiegenbe
W"nsstnn ana-l-etzs Die Engländer rnurd-n
nach harten Kämpfen hinausceworfen, der
Brückenkop' gebildet. Dann saßen die Gre¬
nadiere, Panzerzerltörer, vorgeschobene Be¬
obachter der ArtMerte- und Werferbatte-
rien in ihren LSchem und harrten der Dmg«,
die da kommen sollten.
Es geschah erst einmal nichts. Der Tom¬
my war völlig verdutzt und über das Ge¬
schehene im Unklaren. Die Männer des
Brückenkopfes gingen daher daran, ihre
Löcher in der gefrorenen Erde zu verbessern.
Die Erregung des nächtlichen Kampfer ebbte
ab. Erst setzt begann der einzelne zu spü¬
ren, wie kalt es war. Das Regiment schob
am Morgen sofort heiße alkoholische Ge¬
tränk« und warm« Kleidung nach dem Brük-
kenkops. Jeder richtet« sich m seinem Erd-
Bildung eines griechischen
Nationalkomitees
Berlin, 9. Jan. Auf deutschem Boden hat
sich in diesen Tagen ein griechisches Natio¬
nalkomitee gebildet. Dieses Komitee hat sich
Stockholm, 9. Jan. Schwere Kämpfe zwi¬
schen USA-Militärpolizei und amerikani¬
schen Äan-g sterb auoeic sanken, wie der
Londoner Korrespondent von „Aiton-
b l a d e t" berichtet, in Frankreich im Zu¬
sammenhang mit einer großen Razzia gegen
die schwarze Börse statt.
In Nordfrankreich sei nach Meldung der
amerikanischen Armee,zertung eine ganze
.Liga desertierter amerikanischer Soldaten"
aufqerieben worden, die mit Hilfe franzö¬
sischer Zivilisten amerikanische Armeevor¬
räte geraubt haben. Die Beziehungen dieser
Liga zur Schwarzen Börse seien gut orga¬
nisiert gewesen und ihre Anführer hätten
täglich Reisen nach Paris gemacht. Das
Hauptquartier der Bande hab« in einem
Hotel in einem norofcanzöfiischen Dorf ge-
legen. Die Bande habe über 1000 Armee-
drängt auf engem Raum. Uneinigkeit
und Enge,, das gibt eine Atmosphäre, in
der di« Pflanze des Neides gedeiht. Sie
hat politische Unreif« und jene Beckmes¬
serei im Gefolge, die, wi« Richard Wagner
es io köstlich in seinen Meistersingern dar¬
stellt. davon lebt, anderen angebliche Fehler
anzukreiden, ohne selbst das Ohr und den
Sinn für eine große Melodie zu haben.
Der Führer kannte die negativen Folgen
dieser geschichtlichen Entwicklung unseres
Volkes, das auf der anderen Seite in der
ganzen Welt einzigartige charakterliche, wis¬
senschaftliche, militärische und politische Lei-
fiungen vollzogen hatte und zu bringen in
der Lage war. Der von ihm schon in den
20er Jahren proklamierte Volksstaat, für
den er unermüdlich gekämpft hat, konnte al¬
so feine starre Konstruktion auf dem poli¬
tischen Reißbrett sein, sondern war das aus
einer neuen Grundlage und Grunbanschau-
ung sich ergebend«, werdende Reich. In dem
Ausmaß und dem Tempo, in dem die Na¬
tion politisch reif wurde, nahm unter der
genialen Hand Adolf Hitlers durch das In¬
strument feiner Bewegung dieser Staat Ge¬
stalt an.
Seine Wachstumsphasen haben wir vom
Beginn des Kampfes der Bewegung an bis
heute miterlebt. Er könnte nie eine Ein¬
richtung sein, die von oben her mit der
Machttibernabme dem Volk aufgesetzt ober
gar aufgezwungen wurde. Er wuchs, wäh¬
rend der Weimarer Unstaat noch vegetier¬
te, und er war 1939 längst nicht mehr das,
was im Frühjahr 1933 tn revolutionären
Durchbrüchen in Erscheinung trat. Dieser
Volksstaat, der sti stetem Werden zur Vol¬
lendung strebt, zeigt aber 1944 wesentliche
Unterschiede gegenüber dem Zustand von
1939. Die markanteste Erscheinung ist das
sich immer stärker vollziehende Verschmelzen
seiner Träger mit ihm selbst. War es ur¬
sprünglich noch eine kleine Bewegung, die
in der Errichtung und Durchsetzung des na¬
tionalsozial istischen Volksstaates ihr Lebens¬
und Kampfziel machte, so wurden es bald
Millionen. Heute ist es d a s Volk, das
in seiner überwiegenden Mehrheit dielem
Staat nicht etwa passiv gegenü-bersteht, son¬
dern ihn in stürmischer Bewegung gestaltet
rind weiß, daß der Nation aus seiner Bol-
lendung dgs Glück erwächst, das alle Opfer
des so schweren Kampfes rechtfertigt.
Wenn das Wort Demokratie fe einen ech¬
ten, wahren Sinn gehabt hat und mit
Bolksherrfchaft übersttzt wird, so ist bei uns
di« Volksherrschaft sm großen
vollzogen und im einzelnen in leben¬
diger Durchsetzung begriffen. Darin li-qt
die Lösung des Rätsels von dem so einztz-
artigen deutschen Widerstand gegen den An¬
sturm dreier Weltmächte. Das Verkennen
dieser Tatsache war der Irrtum der Clique
vom 20. Juli, den sie vor ihrem Richter zu-
gaben.^ Wir sind den westlich-kapitalistischen
oder östlich-bo!schewistischen Ausbeutungs¬
systemen überlegen und ihren Nutznießern
verhaßt, weil wir mit den großen Fragen
des 20. Jahrhunderts fertig werden, und
mit neuen Erkenntnissen und einer tragen¬
den Idee das Bild verändern und ihnen
Europa, den für di« ganze Erd« schicksalhaf¬
ten Kontinent, entreißen.
Wilhelm Löbsack.
begannen fte Artillerie heranzuziehen. Ihre
Geschütze und Granatwerfer belebten den
Brückenkopf mit heftigem Feuer. Danach
griffen sie an. Wieder und wieder. Bis
dreimal an e Morgen. Es ging zu¬
weilen heiß bei Ein wichtiges Weckdstück
wurde verloren und wieder gewonnen. Das
Wetter wechselte säh von Frost zu Schnee-
'chauern, Matfchboden und wieder zu Frost.
Zäh war der Eng!ander. Er erlitt durch
zusammengefatztes Feuer der Artillerie und
der faulenden, tosenden Werfergefchofse hohe
Verlust«. An den englischen Gefangenen
war zu erkennen, daß drüben flirte Verbän¬
de lagen. Alle Kolonialsoldaten gemischt
mit Reservisten
Es half ihnen nichts, daß sie die Gesichter
für den Angriff mit Schuhkrem schwärzten
um in der Dunkelheit bester anschleichen
können. Die Grenadiere klammerten sich
zäh an ihre Stellungen und schlugen di«
Angriffe ab. Pionier« sorgten mit Floß-
Säcken imd Sturmbooten dafür, daß die
Verbindung zum deutschen Maasuser nicht
abriß.
Der Brückenkopf Wanstum blieb der Pfahl
im Fleisch der 3. englischen Infanterie-Di¬
vision.
Führers der ungarischen Nation hatte fol¬
genden Wortlaut-
„Das Jahr 1944 brachte dem ungarischen
Doll die schwersten Prüstmgen, di« es wäh¬
rend chrer Geschichte je zu bestehen hatte.
Der größte Teil des Landes steht unter
Fremdherrschast. Es geht nun ums Höchste:
das Vaterland zu befreien und wieder ein¬
mal an der Rettung Europas mit,zuwirken
Mongolenfturm und Osmanenherrschaft oer-
blafsen neben der Gefahr. di« uns jetzt
droht.
Heute stehen di« Ungarn mit der Waffe
In der Hand an der Sette ihrer deutschen
Kameraden in diesem Schickfalskampf. Alle
loch ein. sowie es im Kriege oft geschehen
war. Das Erdloch wurde Heimat, Festung,
Schutz. Ein Brückenkopf stt der schmerzen¬
de Pfahl im Fleisch des Gegners. Er bin¬
det Kräfte, zehrt, saugt von anderen Front¬
teilen an und ist mit allen Möglichkeiten der
Entwicklung geladen. Gegen ihn Hilst nur
eine Gewaltkur: den Pfahl herausreißen!
Dies zu verhindern, standen die Grenadiere,
Attillerie, Werfer bereit.
In den Morgenstunden ließ sich der Di-
oistonskammandeur, Ritterkreu>träa°r G°-
netal Klosterkempfer, im Schlcmch-
boot über die Maas bringen. Er ging den
Brückenkopf ab. verbeisette den Einsatz der
S-Hützengruvpen fmrrrt» -um G-brauch des
Spatens an, Krach .feine Anerkennung aus.
Nichts entging ihm. Weder die toten in und
vor der Stellung liegenden Engländer, noch
das Fehlen eines Sanitätsbunkers für die
Verwundeten. Vorsorglich befahl er di« Er¬
richtung einer Roten-Kreuz-Fähre über di«
Maas.
Das Wetter war günstig Die englischen
Jagdbomber konnten nicht viel ausrichten.
Die Engländer mußten von einigen Pan-
zern unterstützte gewaltsame Aufklärung
ansetzen, um Klarheit zu gewinnen. Dann
Für ein „kommendes Sowjet-
Frankreich“
Bern, 8. Januar. Wie der Moskauer Nach¬
richtendienst meldet, fand zu Ehren der in
Frankreich weilenden Gewerkfchaftsabord-
nung eine Versammlung der Pariser Gewerk¬
schaftsorganisationen statt. Im Namen des
französischen Vertreters brachte Reynaud
die „unendliche Dankbarkeit des französischen
Volkes für das sowjetisch« Volk" zum Aus¬
druck. Er sagt« dann u. a.:
„Zusammen mit euch, sowjetische Kamera¬
den, und zusammen mit unseren amerikani¬
schen und englischen Verbündeten wird sich
Paris wieder aufrichten und mit ihm die
im Aufbau begriffene französische National¬
armee sowie ein kommendes Sowjetfrank¬
reich."'
Der Leiter der Sowjetabordnung, S o l o -
j e w, erklärte, daß sich der bevorstehend« In¬
ternationale Gewerkschaftskongreß zum Ziel
gesetzt habe, eine enge Zusamenarbeit aller
demokratischen Staaten sowie die Bildung
einer machtvollen staatlichen Organisation zu
erreichen, di« imstande wäre, die organisier¬
ten Kräfte der ganzen Welt zu vereinigen."
Die Parole für ein Sowjetfrankreich dürste
auch den letzten Leichtgläubigen in Europa
Sialasi über Ungarns
Schicksalskampf
Berlin, 9. Jan. Die ungarischen Arbei¬
ter in Deutschland richteten an den ungari¬
schen Staatsführer Franz Szalasi anläßlich
seines Gebuttstages eine Reihe von Be-
Moskau p^nt neuen Raub
Sowjet-Ukraine fordert Einverleibung der Karpato-Ukraine
Bern, 9. Januar. Wie Reuter meldet, hatte
Churchill am Montag eine Konferenz mit
dem jugoslawischen E xi lministerprästde nie n
Subaschitsch, an der auch Eden und
der jugoslawische Botschafter teilnahmen. Di«
brittschen Minister seien intereffiert gewesen,
von Subaschitsch zu erfahren, wie die Dinge
hinsichtlich des Tsto-Subaschitsch-Abkommens
vom 1. November ständen, das die BiNmng
einer Einheitsregierung und die Einrichtung
eines Regentschaftsrates vorsehe, schreibt Reu¬
ters diplomatischer Korrespondent.
König Peter habe gezögett, das Dokument
zu unterzeichnen, das Einfluß auf seine Zu¬
kunft als Monarch habe. Er verlange, daß
zunächst das vorgeschlageue Regime von einer
Mehrheit feiner Untertanen anerkannt werde.
Reuter kündigt an, daß auch König Peter
von Churchill empfangen wird. Gleichzeitig
meldet das Exchange-Büro, daß König Peter
Churchill und Roosevell ein Memorandum
übereicht hat, in dem er seine Einwendungen
gegen das Tito-Abkommen zusammenfaßt.
Auch König Peter habe am Montag bereits
Besprechungen mit Vertretern der jugoslawi¬
schen Parte en üfer die Regentjchastsfrage ab¬
gehalt en.
Der Widerstand König Peters ist den Briten
offensichtlich sehr peinlich. Cs ist bezeichnend,
daß das Exchange-Büro König Peter bereits
vorwirst, daß er unter dem Einfluß reaktiv-
rer Mitglieder der alten politischen Parteien
geraten sei, di« gegen Tito fiten und verlan¬
gen, daß Peter als wirklicher König um sei¬
nen Thron kämpfen müsse.
Hier wird bereits in London wieder un-
PersSulichkeit aus der Umgebung Titos
klärt hat, daß die Angelegenheit befi nitro ge-
geregelt sei und nicht mehr in Frage gestellt
werden könne.
Slockholm, 9. Jan. Die Stockholmer Preste
schenkt der vom Sowjetsender Kiew verbrei¬
teten Forderung der ukrainischen Sowjet¬
republik nach einer Einverleibung der Kar¬
pato-Ukraine in die ukrainische Sowjettepu-
blik starke Beachtung. Eine solche Einverlei¬
bung würde, so schreibt z. B. „S v e n s k a
D a g b l a d e t", im Widerspruch zu dem
Derirag stehen, den Stalin mit Benesch abge¬
schlossen habe. Andererseits müsi« man sich
erinnern, daß die Abtretung der Westukraine
von Polen zunächst nur vom Außenkommis-
sar der Sowjet-Ukraine, Korneitschuk,
gefordert worden sei. Erst später sei er von
der Moskauer Regierung unterstützt worden,
obgleich die Sowjetregierung noch im Jahre
1941 schriftlich der polnischen Exilregierung
in London versprochen habe, die Grenzfragen
bis nach Kriegsschluß offen zu lasten.
Die Beobachtungen von „Soenska Dag-
bladet" entbehren durchaus nicht der Berech¬
tigung. Die Sowjets schlagen gern die Taktik
ein, über ihre kleinen Filialen Forderungen
anmelden zu lassen, die sie aus irgendwel-
chen Rücksichten auf Abmachungen oder Ver¬
sprechungen nicht direkt vorbringen können.
Die Ansprüche auf Polen sind seinerzeit auch
nicht von Moskau direkt erhoben worden, son¬
dern auf dem Umweg über Sowjetlitauen
und die Sowjet-Ukraine, aber hinter den Vor¬
stößen dieser beiden Sturmböcke verbavgen
sich die RaUbgelüste Moskaus.
Da die Einverleibung der Karpato-Ukraine
im Widerspruch zu der Vereinbarung zwi¬
schen Stalin und Benesch stünde, wird eben
die ukrainische Sowetfiliale vorgeschoben,
und es wäre durchaus nicht überraschend,
wenn sich Moskau diese Forderung schnell zu¬
eigen machte. Man hat eben im Kreml seine
ganz bestimmten Mechoden, Verträge zu um¬
gehen, ohne sich offen dem Vorwurf des Ver¬
tragsbruches auszusetzen.
die Wahrung griechischer nationaler Inter-
essen zur Ausgabe gestellt und wird diese
Aufgabe insbesondere auch auf dem Gebiet
der Betreuung der zahlreichen auf deutschem
Boden befindlichen griechischen Arbeiter er¬
füllen. Das griechische Nationalkomitee fühlt
sich als Bestandteil der europäischen antibol¬
schewistischen Front.
Dem Komitee gehören hervorragende Per¬
sönlichkeiten des griechischen politischen Le¬
bens an, unter ihnen der Vizeministerrprüsi-
bent der letzten griechischen Regierung, Hektor
Tsironlkos, als Vorsitzender des Ko¬
mitees, der letzte Minfftergouverneur von
Kreta, Jannis P a s s a da k i s, und der
Führer der griechischen nationtign. Bewe¬
gung ECE, Konstantin ®oulair
König Peter in der Klemme
Vergeblicher Widerstand gegen Churchills Regentschaftspläne
USA-Soidaten bildeten Gangsterbanden
184 USA-Soldaten als Räuber vor dem Pariser Gericht
Sowjet-Spionage in Schweden. Wegen
Spionage für die Sowjetunion wurden am
Montag in Stockholm der sowjetische Staats¬
angehörige Wladimir Arsenjewitsch Sta-
chewski zu zwei Jahren 10 Monaten Zucht¬
haus und der Steuermann Viktor Bouk zu
einem Jahr 10 Monaten Zuchthaus oerur-
teilt Die beiden haben int Auftrag der So- I Die tatsächliche Lage in der jugoslawischen
wjetunicm vom Frühjahr 1943 an schwedi- I Frage wird auch durch einen Bericht der „Iri¬
sche militärische Verhältniste ausspioniert. I bune de Geneve" gekennzeichnet, wonach eine
Dee Äscfter (Kifft Qasausee
ROMAN VON J. SCHNEIDER-EOERSTL
44 UrheberrecbtsBcbali durch Verlag Oskar Meuter Werdau tn Sachsea
Sie bückte sich nach dem Mundtuch, das
von den Knien gefallen war und legte es
neben meinen Teller. „Nimm chn zum
Teilhaber, Johannes. Dann hast du ihn
immer unter Aufsicht."
Ich erschrak so sehr übet diesen unver¬
muteten Vorschlag, daß ich die Artischocke,
roctd>e ich eben aus der Glasschale nehmen
wollte, wieder zurückfallen ließ. Ein Reaen
von Oeltropfen sprühte über das q!ätzend
weiße Damasttuch und verursachte eine
Menge häßlich gelber Flecken.
„Verzeih", bat ich bestürzt. „Aber aut
diesen Plan kann ich unmöglich eingehen,
ein Teilhaber ohne Einlage kommt für mich
nicht in Frage."
„Ich stelle ihm mein Vermögen zur Ver¬
fügung. — Bist du dann einverstanden, Jo¬
hannes?"
„dient," rief ich zornig und stieß, mich
erbebend, me nen Sesssl bereit«. „Entschul-
dige. wenn ich 'nicht länger Zett habe. Ich
nmß im Kontor noch etwas nachsehen. Ich
habe versprochen, daß ich moraen wieder
in Zürich bin. Es handelt sich um einen
Geschäftsabschluß von großer Wichtigkeit.
Den will ich gern persönlich ins reine
bringen. Dich aber möchte ich um eines
bitten: Laß endlich die Geschichte mit Niko¬
laus ein für allemal erledigt sein. Wenn
ick zuräck'omme, will ich nichts mehr davon
hören. Ich besorg« ihm eine Stellung, die
muß dir genügen. Gute Nackt."
„Johannes!" rief sie mit nack Ist es Mr
w*', me-m ich mit nach Zürich fahre? Ich
möchte ihn so gern nock einmal wirdsr-
siehe". Ick ba^e ibn h-vf, einmZ ’^aebabt."
„Gehabt?" fragte ich, die Kltttte Mischen
den Singern haltend.
„Er gehört ja nun der andern--- und
ich--gehöre dir."
„Ja, Aguese. Nur mir! Und sonst keinem!"
Ich hielt sie im Arm und wartete, bis sie
ausgeweint hatte. Sehnsüchtig preßte ich sie
an mich und ich merkte erleichtert, wie sie
allmählich ruhiger wurde. Ich gab Johan¬
nes mein Leben nicht einmal, sondern tau¬
sendmal. In dieser Stunde trug ich auch
die letzte Schuld an ihn ab. Was ich durch¬
litt, war mehr, als ein Sterblicher ertragen
konnte. «Geh jetzt schlafen mein Engel",
sagt« ich zärtlich. „Ich denke, es wird am
besten jein, wenn wir morgen früh noch¬
mals über die Sache sprechen. Ich halte er
nicht für gut. wenn du ihn noch einmal
siehst. Es gibt nur neue Aufregung für dich
— wie für Ebn."
„Du hast recht. Johannes--." Mit ei¬
nem unsäglichen Blick schaute sie mich an
„Aber grüße ihn von mir. Vergiß es nicht",
sagte sie bittend, als ich nichts erwidett«
Ich hielt sie für eine Sekunde an den
Schultern fest und prägte mir ein letztes-
mal jeden ihrer Züge ein.
„Du bist so eigen", sprach sie unsicher.
„Ach. es ist schlimm, daß ihr Zwillinge seid.
Wenn du mir jetzt gestehen würdest, daß
du Nicola bist, würde ich es ohne weiteres
glauben."
„Ich bin es aber nickt", war meine Er¬
widerung. Ich streift« ihre Hand von mei¬
nem Arm und lief an der erstaunten Pep-
pina vorbei, die eben eine Flasche Wein
bringen wollte, die Treppe hinab. Ein ein¬
ziges Wort nur drängt« mich: Fort' Fortt
Forti . « , In meiner Aufregung sand ich
die kleine Pforte nicht gleich und rannte
suchend am Zaune hin und her, bis ich sie
endlich wiederentdeckt hatte. Klirrend ließ
ich sie ins Schloß fallen.
Vom Hause her liefen mir Schritte nach.
Ich hörte Agnese schreiens „Johannes —
einen Augenblick noch, Johannes!"
Aber gerade dieser ein« Augenblick konnte
zuviel sein. Ich lief zur Stadt hinunter und
holte erst Atem, als ich in di« Straße ein¬
bog. in der sich mein Hotel befand. Hier
mußte ich eine langsamere Gangart ein¬
schlagen. um nicht etwa Verdacht zu erregen.
Die Schwäche die ich aufsteigen fühlte,
rührte gewiß von der Erregung, aber auch
vom Hunger her, denn ich hatte ja nicht
viel zu mir genommen
Doch jetzt war keine Zeit, zu essen. Das
Zimmermädchen war überaus erstaunt, als
ich eilends meinen Koffer aus der Kammer
holte und ihr mitteilte, ich wolle unbedingt
den Schnellzug nach Mailand noch errei¬
chen. Das Trinkgeld, das ich ihr gab, nötigt«
ihr offensichtlich Befürchtungen ab. Siel-
>kf>t hielt jie mich für einen Verbrecher, dem
man auf der Spur war und der sich nun
rechtzeitig aus dem Staube zu machen ge¬
dachte. eh« man ihn erwischte.
Zum Glück hatte ich es nicht weit zum
Bahnhof. Es blieben mir zwar nur noch
wenige Minuten, aber fte genügten, denn
meine Ortskenntnis erlaubte es mir, den
kürzesten Weg einzuschlagen.
Ich keuchte noch, als ick im rollenden
Zuge in meinem Abteil laß und mußte mir
den Schweiß vom Gefickt wischen.
Lichter huschten vorbei, es ging über
Weichen, die mick unfanft ßhüttelien. dann
kgm eine Baustelle. Die Gelckwindigkefts-
oerminberuna. die sie der Malckine auf-
iroaaa brachte mich fast in Versackung hin-
auszuivrinaen und wieder zurückzttfaufen
Ich mußt« nur zu gut: Wenn ick setzt ging,
gab es kein Wiederkommen mehr. Ich
bohrte die Augen in die Dunkelheit und
suchte zu erlernten, wo der Monte Pincio
stand--dort war jetzt Agne,«: Dori war
mein Glück! Dort würde für immer mein
Herz sein —. Ich fühlte mich körperlich wie
zerschlagen, alles tat mir weh, am wunde¬
sten aber war meine Seele.
Ich quälte mich mit Vorwürfen, daß ich
die Stunde nicht besser genützt hatte, daß ich
toi« ein Tölpel gezaudert und davon-
gelausen war. (Einen Tag wenigstens hätte
ich doch bleiben können, so lange, rote ich es
mit Johannes vereinbart hat e. Aber war
es denn für mich möglich gewesen? Wie
hatte Agnese mich verteidigt gegen meine
Selbstbeschuldigunqen! Nicht ein Wort des
Vorwurfs hotte sie für mich gehabt. Wie
mußte sie mich noch lieben — i
Ich weiß nicht, was ich getan haben
würde, wenn das Abteil nicht leer gewesen
wäre. So konnte ich Agne es Namen in
das Rollen der Röder schreien. Ick rief
nach ihr. wie ein Kind, das sein Liebstes
verloren bat.
Erst spät nach Miltemacht tarn eine
müde Ergebenheit über mich, meine Ner¬
ven versagten einfach.
Als in Mailand umqeftieqen wurde, war
ich richtig froh, ans meinen trüben Gedan¬
ken gerissen zu werden und für kurze Zeit
wenigstens gezwungen zu fein meine Sinne
auf die Wirklichkeit zu richten
In den solcttnden Stunden durfte ich mich
nicht mehr ausschließlich meinen Gefühlen
binoeben, denn ick war nicht mehr allein
ttn Abteil, sondern batte drei Reilegenosfen.
die wich immer wieder insgeneim muster¬
ten. Ich machte Ihnen wohl einen sehr vor-
störten Eindruck
. 21
Endlich näherte sich Zürich
Es war noch Nackt, und ich muß re erst
den Hausmeister des Hotels herausläuten
Oberst Rudel sd*cß weitere acht
feindliche Panzer ab
Berlin, 9. Jan. Oberst Rudel, der erst
vor einigen Tagen vom Führer durch di«
Verleihung der höchsten deutschen Topser-
keitsauszeichnung, des Goldenen-Eichenlaubs
mit Schwertern und Brillanten zum Ritter¬
kreuz des Eisernen Kreuzes, geehrt und zum
Oberst befördert wurde, griff sofort nach sei¬
ner Rückkehr aus dem Führerhauptquartier
wieder in die Kampfhandlungen ein und flog
seinem Geschkvader im Einsatz voraus. Am
8. 1. 1945 schoß er in den ersten drei Ein¬
sätzen nach feiner Rückkehr zum Geschwader
an der ungarischen Front acht feindliche
Panzer ab und erhöht« damit die Zahl sei¬
ner Panzerabschüsse auf 471.
Neue Ritterkreuzträger
Führerhauplguarlier, 9. Jan. Der Fuh-
rer verlieh bas Ritterkreuz des Eisernen
Kreuzes an den am 26. November im Nach¬
trag zum Wehrmachtbericht genannten Ge-
neralmafor Harald Freiherr von El Ver¬
se ld t, Führer der 9. Panzer-Division aus
den deutschen Tyor-rM t-rau • am 6
2. 1900 in Hildesheim; Oberst Sari August
Freiherr von Bülow, Komin, war eines
ostpreußifchen Panzer-Rgts., gebaren am
13. 6. 1904 in Kiel: Hauptmann d. R.
Heinz Wolff, Dataillonsführer m ebnem
schlesischen Pan-,er-Gren.-Rat., geboren am
5. 8. 1909 in Serno bei Zerbst; Oberleut¬
nant Gerhard Brandt. Batteriechef in ei¬
ner Sturmgeschütz-Brigade, geboren am 2.
9. 1919 in Hotzmmden; Leutnant ö. R. Ru¬
dolf Schön, Kompanieführer in einem
Pionier-Batattlon (mot ), Geboren am 6. 11.
1920 in G rumberg; Oberfeldwebel Sieg¬
fried Deutschmann, Kompanieführer in
einem Grenadier-Regiment, geboren am 28.
12. 1912 in Sckniepseln bei Trakshnen;
Feldwebel W > el - Mann. stuoß'ihrer
in einem Weftnarer Panzer-Regftnent, ge- i
boten am 2. 4. 1915 in Westgreußen lDhü- \
ringen).
Deutsche V-Waffe hämmert auf
England
Stockholm, 8. 1. Unter bet furchtbaren
Wirkung des deutschen ffe nnmifen&e'cljuffeÄ
bricht nach langer Zeit eine britische Zei¬
tung das ihr von der scharfen Zensur aufer¬
legte Stillschweigen. Die „Daily Mall"
schreibt:
„Es geht nun kaum ein Tag vorbei, ohne
daß der Beschuß durch D-Bomben auf
Südengland genieste: wird. Ans diesen Be¬
richten geht hervor, daß dieser Beschütz
durch die deutsche Fernwaffe unaufhörlich
weiletgeht, während berests im September
des vergangene., Jahres di« unglückliche
Behauptung aufgestellt wurde, daß bte
Schlacht bereits gewonnen T«t. Wie die
beut'sche Offensive an der Westfront und der
überraschende Einsatz der deutschen Luft¬
waffe beweist, so zeigt auch dieser A-
Wasfen-Beschuß, daß ~ noch eine Masie
Kampfkraft m Deutschland steckt und daß wir
noch viel $u erleiden haben werden."
Am Schluß ihres Klageneles ste.lt „Dasty
Mall" mit Bitternis fest, daß „übecflüMes
StMschweigen nicht $ur nationn.en Sicher-
heit beiträgt".
„Chriffliche Soldaten“ Roofevelfs
Berlin, 9. Jan. Die „christlichen Solda¬
ten" Roosevelts beweisen immer wieder,
daß sie in keiner Weise gewillt sind, die
primitiven Methoden der Menschlichkeit in
ihrer Krieasfuhruna zu reipektieren. Am
2. 1. wurde eine Sanitätsfähre und der
Hattptverbandsplat, einer an der elsässischen
Front stehenden Brückenkopfeinheit durch
semdliche Jagdbomber in brutalster Weise
angegriffen. Etwa sieben bis 10 Flugzeuge,
die bei dem frostklaren Winterwetter un¬
zweifelhaft erkennen mußten, daß ihr An-
gristsziel unter dem Schutz des Roten
Kreuzes und der Genfer Konvention stand,
nahmen durch Bordwaffenang-riff die
Fähre und die beiden Fährauttickten sowie
sämtliche deutlich durch Rote-Kreuz-Zeichen
aekennzeichneten Häuser unter Beschuß.
diejenigen aber, di« nicht als Soldaten dem
Feind entgegentreten, müsten sich unseren
heldenihaften Kämpfern als würdig erwei¬
sen und alle ihr« Kräfte aufbieten, an der
Vernichtung unserer Gegner mitzuwirken.
Ungarische Arbeiter in Deutschland! Das
blutende Vaterland erwartet von euch, daß
ihr in diesem Jahr durch gesteiqerte Leistun¬
gen zum Siege beitragt und di« Europafä¬
higkeit unseres Volkes aufs neue beweist.
In diesem Sinne danke ich euch für di«
mir anläßlich meines Geburtstages über¬
brachten Glückwünsche"
Der Kerzenschein seiner blankqep atzten La¬
terne geisterte den qecflatterten Gang ent¬
lang, als er mir über die Treppe hinauf«
leua)ie.e. Ol-en brannte ein mattes Flämm-
chen, das mir den Weg nach Nummer sech¬
zehn wies, wo Johannes schlief.
Er fuhr hoch, als ich ihm über die Hände
strich die auf feiner Brust ruhten. „Du?"
stieß er unflläubia beroor. „Du bist wohl
verrückt geworden. Klaus?"
„Fast", erwiderte ich. „Flucht war das
einzig«, von dem ich mir noch Rettung ver¬
sprach, Ick hab« Agnese in dem Glauben
gelassen daß du es gewesen feist, der nach
Haus« kam — — ich konnte einfach nicht
bleiben. Honst, verstehe mich doch!"
„Ich verstehe nur. daß du übergeschnavkrt
bist!" äußerte er. mehr teilnehmend als 8r.
gerlich. „Du hättest ihr doch nur zu sagen
brauchen--.“
,-Ja, natürlich", unterbrach ich ihn.
„Aber ich wollte nicht. Hansl. Ick — ack es
hat so wohl getan — sie hat mich geküßt
— ich habe sie im Arm gehalten."
Er bekam eine kleine Unmutsfalte iroi-
fchen den Augenbrauen, die aber sofort
wieder verschwand. ..Was bist du dock für
ein großes Kind. Klaus" sagte er kovs-
fchüttelnd. ..Schließlich ist ja nichts werter
dabei wenn sie nett zu dir »ar."
..Ich, »oll!« aber nicht unehrlich geg-en
dick werden--". rief ick erregt. „Du ver.
stehst mich immer noch nickt! Ich habe sie
doch einmal über alles liebaehabt."
tFortfetzung folgt!
Verlag: Verlag Fuldaer Zeltunr GmbH Fulda
Verlagsleiter: Bernhard E Schulz.
Hanptschrtfttelter. Curt Pöhnisch Fulda Für Hün¬
feld: Martin Müller, Hünf-Id Druck: Pa reeller
4 Co., vorm Fuldaer Acti—druckerel Fulda Zur. '
Zeit Preisliste Nr. 8. — RPK 1/200