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schreibt er die drei ersten Bücher der Georgica und den ersten Theil des vierten dem genus enarrativum zu33 ) : er musste also doch gewusst haben , dass der Dichter im letzten Theil des vierten Buches von Vers 320 an auch andre Personen redend führt , wie in der Aenei's , welche zum genus micton gerechnet wird . Vergleicht man damit die wahrscheinlich zum Grunde liegende Stelle des Isidorus34 ) , der die gica schlechtweg der erzählenden Gattung zuschreibt , so wird man sich leicht zeugen , dass Hraban aus eigner Anschauung und eignem Lesen des Dichters eine nauere Erklärung gibt und dadurch den Artikel des Isidorus berichtigt . Auch sonst führt Hraban häufig Stellen aus den Gedichten des Virgilius an , die eine nähere kanntschaft mit demselben voraussetzen , und zwar nicht allein in den enkyklopädischen und grammatischen Werken , sondern sogar in den biblischen Glossen wird oft die klärung durch einen Virgilischen Vers belegt35 ) . Die Bucolica hatte schon Abt Bau - gulf abgeschrieben , und dieser Codex ist nach Wolfenbüttel verschlagen worden36 ) . Ausserdem werden des Ovidius Metamorphosen und Fasten , Stellen aus Horatius , lu - venalis , Persius , Lucanus , Sallustius , Cicero37 ) und andern Schriftstellern nicht selten citirt , die freilich nicht jedesmal unmittelbar aus den Quellen , sondern hie und da aus dem etymologischen Werke des Isidorus geschöpft sind . Auch seinem Schüler Otfried sind Virgilius , Lucanus uud Ovidius nicht unbekannt geblieben38 ) , und wo anders als in der Schule zu Fulda mag er zuerst in das Studium dieser durch die ganze Welt verbreiteten Dichter eingeweiht worden sein ? Aus Vegetius Werk de re militari hatte Hraban seiner eigenen Aeusserung zufolge39 ) einen heutzutage verlornen Auszug gemacht und dem Kaiser Lothar zugeeignet . Dagegen hat sich ein ebenfalls von ihm stalteter Auszug des Priscianus bis auf unsre Zeit erhalten40 ) , woraus denn hervorgeht , dass er für den grammatischen und metrischen Unterricht seiner Schüler bessere len zu benutzen wusste , als es in manchen Klosterschulen der späteren Zeit der Fall w ar . Die schriftlichen Uebungen erstreckten sich nicht blos auf die ungebundene Rede , sondern auch auf die Kunst Lateinische Verse zu machen41 ) , woraus man wiederum auf das Verständniss Lateinischer Dichter einen sichern Schluss ziehen kann , w ie denn
53 ) Operum T . I p . 46 . 203 .
34 ) Isidori Etymolog . VIII , 11 . pag . 266 . ed . Lindemaim .
35 ) S . Docens Miscellaneen zur Geschichte der Deutschen Litt . I S . 172 .
36 ) S . Kindlinger in Welles Buchonia I S . 159 .
87 ) Von allen diesen und andern Auctoren befanden sich Handschriften in Fulda . S . Kindlinger in Welles Buchonia I S . 151 .
38 ) Otfrid Krist herausg . von Graff S . XXVII . quod gentilium vates , ut Virgilius , Lucanus , dius caeterique quam plurimi suorum facta decorarent lingua nativ a , quorum iam voluminum dictis fluctuare cognoscimus mundum ,
39 ) Operum T . VI p . 173 . F .
40 ) Operum T . I p . 28 sqq .
41 ) Trithemius A . S . 1 . c . p . 527 . Omnes quos in audit orium suum docendos admisit non so - lum prosa sed etiain carmine quidquid occurrisset scribere informavit ,
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