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führt fünf Dialekte derselben auf , den allgemeinen , den Attischen , Dorischen , Aeolischen und Ionischen 47 ) , die er freilich nicht aus eigner Anschauung kennen gelernt haben konnte . In seinem Auszug aus Priscianus ( Operum T . I p . 29 ) leitet er das Wort syllaba dno tov öv'klaußavtiv %a y^ctfi^iara ab , wovon im Original selbst nichts vorkommt . Yon Homeros und seinen Gedichten spricht er ein paarmal , jedoch nur oberflächlich48 ) . gen wir aber , wo und von wem Hraban die Griechische Sprache erlernt haben dürfte , so tragen wir kein Bedenken diesen Ruhm der Schule in Tours beizulegen , wo weder Alkuin selbst oder unter dessen Aufsicht der von Tritheim genannte Ephesier Theophilos Griechisch lehrte , wenn anders dieser Name nicht zugleich mit dem Mähr - chen erdichtet ist , wornach Hraban in Rom gebildet sein sollte . In einem höchst scheinlich an seinen geliebten Sohn Maurus gerichteten Briefe sucht Alkuin jenem auf seine Anfrage das Wort epistola etymologisch zu erklären und leitet es , freilich kehrt , von tnl super und 6%b ) , a habitus ab , fügt aber bescheiden hinzu , diese pretation möchte er nur so lange festhalten , bis er eine bessere auffände49 ) . Uebrigens behält Tritheim darin gewiss Recht , dass kein eingeborner Deutscher vor Hrabanus Maurus in Deutschland die Griechische Sprache gelehrt , die weltlichen Wissenschaften in den Dienst der heiligen Schrift gebracht und ein zweiter Sokrates die vom Himmel herabgezogene Philosophie mit dem sittlichen Leben verschmolzen habe .
Aber auch die Pflege der Muttersprache scheint in jenem einsamen Waldkloster nicht leer ausgegangen zu sein . Unter seinen Werken findet sich eine ung der ihm bekannten Alphabete , darunter auch so genannte Markomanische Buchstaben , worin wir mit Grimm deutsche Runen wiedererkennen50 ) . Es ist aber auch überhaupt ein vernünftiges Verständniss fremder Schriftwerke ohne Y ermittelung der mit der termilch eingesogenen Denk - und Ausdrucksweise kaum möglich . Indem nun Hraban bei der mündlichen Erklärung der heiligen Schriften und wohl auch classischer Werke sich des Organs der Muttersprache nicht gänzlich entschlagen zu dürfen geglaubt , standen vielleicht durch Nachschreiben seiner Schüler jene bis auf den heutigen Tag erhaltenen Glossarien über das alte und neue Testament sowie über die Theile des menschlichen Körpers , die als wichtige Denkmale der althochdeutschen Sprache des neunten Jahrhunderts vorzüglich geschätzt werden51 ) . Indessen dürfte der Unterricht in der Muttersprache hierbei nicht stehen geblieben sein , wenn anders die metrische Kunst , w elche Hrabans Schüler , der Mönch Otfrid zu Weissenburg , in seiner gereimten Bearbeitung der vier Evangelien entwickelt hat , einen Strahl ihres alterthümlichen Glan -
47 ) Operum T . I p . 208 sq .
43 ) Operum T . I p . 203 . 206 . T . VI p . 203 .
49 ) Alcuini epist . 143 . Operum T . I p . 205 cum Frobenii nota d .
50 ) Operum T . VI p . 333 sq . W . Grimm über Deutsche Runen S . 79 ff . Bei der Frage über die Echtheit jenes Alphabets kätte Grimm S . 83 auf das barbarische Latein kein so grosses Gewicht legen dürfen , da ähnliche Germanismen auch anderwärts in Hrabans Schriften Vorkommen .
51 ) S . Docens Miscellaneen zur Geschichte der Deutschen Litt , I S . 168 ff . H . Hoffinanns althochdeutsche Glossen S . V f .
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