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Auch als Erzbischof soll Hraban in Städten und Dörfern häufig gepredigt und sich überhaupt seine Flüchten nie leicht gemacht haben . Wie hoch er aber die deutung seines gegenwärtigen Wirkungskreises anschlug , erklärt er selbst im vierten Buche de Vniverso : „ Archiepiscopus bedeutet der oberste der Bischöfe ; denn er nimmt die Stelle der Apostel ein und hat den Vorsitz sowohl über die Metropolitanen als auch die übrigen Bischöfe . “ Ueber den Erzbischöfen stehen im nur noch die chen , deren er drei annimmt , den zu Bora , zu Antiochia und Alexandria71 ) . Als lage und Ziel aller Weisheit gilt ihm die Erforschung und Kenntniss der heiligen Schrift , die ein jeder zuvörderst ganz durchlesen und so allmählich immer genauer und licher sich aneignen müsste , bis er zuletzt in ihren tieferen und geheimeren Sinn zudringen vermöchte . Es ist daher auch wohl begreiflich , dass er die übrigen schaften nur als Mittel zum Zweck betrachtet , insofern sie nämlich ein fest begründetes biblisches Studium zugleich fördern und einleiten . Im dritten Buche des Werkes über die Bildung der Geistlichkeit ( de clericorum institutione ) , welche damals noch allein den Gelehrtenstand repräsentirte , zählt er die unbedingt nothw endigen Kenntnisse derjenigen auf welche zur heiligen Weihe gelangen wollen : oben an steht , wie natürlich , die Kunde der heiligen Schrift , w oran sich Geschichte , Rhetorik , gründliche Sprachkennt - niss , Arzneikunde und alle andern Disciplinen anschliessen . „ Denn wer diese nicht inne hat , sagt Hraban , der kann , ich will nicht sagen Anderer , sondern nicht einmal seinen eignen Vortheil gehörig w ahren . Daher muss der künftige Lenker des Volkes , so lange er noch Müsse hat , sich im voraus die Wallen verschallen , um damit nachmals den Feind tapfer zu schlagen und die ihm anvertraute Heerde treulich zu schützen . Denn es ist schimpflich , dass einer dann erst lernen will , wenn er als Seelenhirt lehren soll , und es ist gefährlich , dass ein solcher die Last des Lehramtes übernehme , der nicht im Stande ist selbiges mit der Stütze der Wissenschaft zu tragen . Man kann keine senschaft lehren die man nicht vorher mit angestrengtem Fleisse gelernt hat72 ) . “ Seine Lehre von den Sacramenten weicht der Zahl nach wesentlich von dem späteren Kanon der katholischen Kirche ab ; denn überall nimmt er deren nur vier an , die Taufe , die Firmung ( chrisma ) , den Leib und das Blut des Herrn , wobei es äusserst merkwürdig ist dass er die beiden letzten ausdrücklich als zwei besondere Sacramente hervorhebt73 ) . Um die theologische Seite des in jenem Jahrhundert berühmtesten Schriftkundigen nicht schärfer zu berühren , w ollen wir nur noch daran erinnern , dass bei weitem der grösste Theil der in sechs massigen Folianten von G . Colvenerius ( Couvernier ) in Cöln 1626 herausgegebenen Werke des Hrabanus Maurus74 ) aus exegetischen Schriften
71 ) Operum T . I p . 84 .
72 ) Operum T . VI p . 34 .
73 ) Operum T . I p . 100 . de residuis quoque duobus sacramentis , lioc est corpore et sanguine domini cett , cf , T . VI p . 8 sqq . p . 11 sq . p . 51 sqq . p . 69 sqq .
74 ) Ein möglichst vollständiges , aber nichts weniger als kritisches Verzeichniss aller Schriften des Hrabanus liefert Dahl a . O . S , 146—157 . Auf der alten während des siebenjährigen Krieges und dann bei ckA
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