HRABANUS MAURUS
der Schöpfer des Deutschen Schulwesens .
Es war in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts , als der heilige Benedictus über den Trümmern eines Apollotempels auf monte Cassino ein Kloster gründete und dort fromme und wohlthätige Brüder zu gemeinschaftlicher Wirksamkeit und lichkeit um sich versammelte . Bürgerliche Betriebsamkeit , wie sie nachmals durch das Städtewesen des Mittelalters auch unter den Laien mehr und mehr Eingang fand , lag hier bereits wie im Keime verborgen . Der heilige Eifer seine Christlichen menschen für eine edlere Thätigkeit zu stimmen belebte den gottbegeisterten Mann zur Stiftung eines ganz eigenthümlichen Gemeinwesens , dessen Zweck hauptsächlich auf werkthätige Frömmigkeit und uneigennützige Nächstenliebe gerichtet war . Damals ward die Regel des h . Benedictus der Grundpfeiler des klösterlichen Lebens im Abendlande . So weit müssen wir zurückgehen , wenn wir der Idee nachspüren wollen , welche der Entstehung Christlicher Schulen in Europa , namentlich in Deutschland , zum Grunde liegt . Denn aus dem Mutterlande Italien verpflanzte sich der Benedictinerorden noch im Laufe des sechsten Jahrhunderts nach Frankreich und England und von da aus weiter im achten Jahrhundert nach unserm Yaterlande .
Karl der Grosse erkannte bald die wahren und dringendsten Bedürfnisse der seinem Scepter unterworfenen Yölker , deren geistige und sittliche Yeredlung ihm ganz ders am Herzen lag , so dass er durch Gründung wissenshaftlicher Anstalten zunächst auf die Ausbildung der Geistlichkeit bedacht war . Selbst wissenshaftlich gebildet , der Lateinischen Sprache gleich mächtig wie seiner Muttersprache und der Griechischen nigstens nicht unkundigx ) , wusste er den geistreichen und gelehrten Britten Alkuin aus der weltberühmten Abtei York an seinen Hof zu ziehen , und ernannte ihn zum obersten
1 ) Einhardi vita Karoli M . c . 25 . „ Nec patrio tantum sermone contentus , etiam peregrinis linguis ediscendis operam impendit , in quibus Latinam ita didicit ut aeque illa ac patria lingua orare sit solitus : Graecam vero melius intelligere quam pronuntiare poterat . “ Vrgl , Schröckhs Kirchengeschichte XIX S . 46 ff . Heerens Geschichte der dass . Litt , im Mittelalter I S . 122 ff . Wachlers Handb . d , Gesch . d . Litt . II S . 156 f .
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