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Geburtszeit mit ziemlicher Sicherheit in den Anfang des letzten Viertels des achten Jahrhunderts setzen .
Sowie einst sieben Städte um die Wiege des Homeros , so stritten sich drei Länder und zwei Städte um die Geburtsstätte des Hrabanus Maurus : . England , Schottland und Deutschland behaupteten er sei aus ihrem Schoose hervorgegangen , um als leitendes Gestirn durch die dickste Finsterniss des Mittelalters hindurch zu leuchten , das bald aus den grünlichen Wellen des Rheinstroms , bald aus der durch auenreiche Thäler sich fortschlängelnden Fulda hervorgetaucht sein soll . Die von Hraban selbst gefertigte Grabschrift löst den Knoten und schlichtet den Streit dahin , dass er in Mainz geboren und getauft , in Fulda aber zum geistlichen Stande erzogen worden . In der setzung , dass seinem letzten Willen gemäss , wie er denn auch erfüllt wurde , seine beine in Mainz beigesetzt werden sollten , redet er im zweiten Distichon den Leser also an :
Vrbe quidem hac genitus sum ac sacro fonte renatus ,
In Fulda post haec dogma sacrum didici8 ) .
Die Worte urbe hac können nicht anders als ötr / . ir / Mg genommen werden , d . h . in dieser Stadt Mainz , wo jetzt meine Asche ruht . Diese Erklärung wird noch obendrein durch eine handschriftliche Notiz bestätigt : „ Rabanus Maurus Moguntiae natus et renatus et a puero in Fulda monachus9 ) “ . Sonach war er ein Erzdeutscher oder , wie er selbst von sich aussagt , ein Franke10 ) . Britannien aber hat keinen andern Antheil an ihm , als dass es den gelehrtesten Mann seiner Zeit , den geistvollen Alkuin , nach dem grossen Fränkischen Reiche schickte , um durch ihn den ersten Lehrer Deutschlands bilden .
Leber Ilrabans Eltern finden wir nur bei Tritheim eine nähere Angabe , die , wenn auch minder zuverlässig , doch wohl nicht ganz aus der Luft gegriffen sein dürfte . nach war sein Vater Ruthard ein begüterter einflussreicher Mann , der eine Zeitlang unter den Fränkishen Königen Kriegsdienste gethan ; seine Mutter hies Aldegundis , eine sehr geachtete Frau , die ihren Sohn von Kindesbeinen an zur Gottesfurcht erzog und durch Wort und That gleich mächtig auf sein beugsames Gemüth einwirkte . Mag dem nun übrigens sein wie ihm wolle , und ausserdem auch noch die Nachricht verdächtig scheinen , dass er aus dem berühmten Hause der Magnentier abstamme ( denn Magnen -
Hraban SO Jahre alt das genannte Werk geschrieben oder vielmehr heransgegeben hat , steht durch seine eigne Angabe und durch Rudolfs Biographie historisch fest ; dass es aber gerade im J . 810 geschrieben worden , dafür wird weder ein Beweis noch eine historische Quelle beigebracht , die auch nirgends zu finden sein dürfte . S . Note 19 . Demnach ist das angenommene Geburtsjahr 780 auf grundfalscher Prämisse basirt , und Dahls Beweisführung dreht sich im Cirkel herum ,
8 ) Üperum T . VI p . 229 .
9 ) Henschen A . S . l . c . p . 502 . Mabillon 1 . c , p , 36 . Das Pronomen hac soll zwar nicht in allen Abschriften ausgedrückt sein ; allein es ist durchaus unentbehrlich , um dem Verfasser der Grabschrift keine schmacktheit öufzubürden ,
10 ) Operum T . I p . 275 . Ipse quidem Francus genere est .
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