Full text: Fuldaer politische Zeitung (1831)

  
gesagt), fürder mehr zum Werkzeuge dienen. In sei- 
nen Anklagen gegen das Miniſterium fortfahrend, un- 
terwarf er das der Königin bewilligte Witthum von 
100,000 Pfund einer unzarten Kritik, wobei er. von 
Ihrer Majeſtät als einem jungen deutschen Weibe 
ſprach, das wahrscheinlich nach dem Tode des alt en 
Mannes wieder heirathen werde; eben so eiferte er 
über die Summe, welche für die Thronerbin bewilligt 
worden, lediglich, wie er sagte, damit das Mädchen 
das Tanzen lerne. Die Miniſter bezeichnete er neben- 
bei als „tumme Bursche, welche von den Angelegen- 
heiten des Landes nichts verſtünden." Sein eigenes 
Verdienſt aber zu beleuchten, berief er sich auf die Un- 
eigennützigkeit, mit der er, blos seiner Ueberzeugung 
folgend, die „verdammt ſchlechte" Reformbill bekämpft, 
und die Verleumdungen, die er deßhalb hatte dulden 
müſſen. „Man hat," sprach er, „das Gerücht ausge- 
ſtreut, ich sei beſtochen wordenz ich beſtochen? Ich 
kann jedem der Schurken auf beiden Seiten des Hauses 
frei in's Geſicht blicken!" Da das Wetter nicht sehr 
günſtig war, so unterbrach sich Hunt mitten in feiner 
- Rede und sagte: „Da die guten Parlaments Mitglie- 
der rar sind, so setze ich meinen Hut auf, um mich 
nicht zu erkälten." Hierauf verlas er ein Schreiben 
seines Handlungsreisenden, worin derselbe meldete, er 
könne ihm kein Geld machen, weil das Volk seine 
Wichse nicht mehr kaufen wolle, da es überall heiße, 
Hunt sei am Durchfall der Bill schuld. „Schickt uns 
die Wichse,“ rief das Volk, „wir wollen sie Euch ab- 
kaufen." Schließlich auf die politiſche Vereinigung 
der reichen und mittleren Klassen hindeutend, sagte er: 
„Ich will dem Volke eben nicht rathen, sich zu be- 
waffnenz doch muß ich bemerken, daß die Gesetze Nie- 
manden verbieten, Waffen zu kaufen!" Diesen indirecten 
Rath verſteht aber das Volk, und auf einer Versamm- 
lung in Blackburn am 3. d., wo Hr. Hunt am fol- 
genden Tage erwartet wurde, machte Einer den Vor- 
ſchlag, Jeder solle einen Theil seiner Kleider oder sei- 
nes Hausgeräthes verkaufen, um ſich davon Waffen 
pff. Hub h uhuutUncu. Inn:! 
ſchein. Viele Gentlemen hatten sich bei dem Handel 
mit geplünderten Artikeln betheiligt und machen bei 
den jetzt eingeleiteten Nachforschungen aus der Noth 
eine Tugend und geben sie zurück, weil sie die Sachen, 
blos um sie vor dem Untergange zu retten, gekauft 
hätten. Da wurden Pianofortes von 80 Guineen im 
Werth um 2 Guineen, französische Uhren von 15 bis 
20 Pfund im Werth um 18 Schillinge tc. gekauft; 
indeß was auf diese Art wieder zurückerſtattet wird, 
iſt nur ein Tropfen in's Meer. 
B e.l. g. i e n. 
Brüssel, vom 8. Nov. Unjern geschickteſten 
Komödienspielern und Demagogen wollte es dieser 
Tage nicht mehr gelingen, das Volk in die alte Stim- 
_ mung zu versſcteen, und doch haben wir Jahrmarkt, 
an dem die Leute sonst, zumal bei so heiterem Wet- 
. ter, viel auf den Straßen und bei guter Laune zu 
ſein pflegen. Eine Kavalkade zog durch die Stadt;z 
ein, so gut es anging, kenntlich gemachter vornehmer 
Holländer ritt voran auf einem Esel, dem ein Dutzend 
Blousenmänner mit langen Stöcken folgten, die gegen 
den Holländer mit allerlei obligaten Redensarten ge- 
ſchwungen wurden. Es war ein komiſcher Aufzug, 
er kam unerwartet und würde gewiß noch vor ſechs 
Monaten den beabsichtigten Endzweck ~ eine neue 
Exploſion des National- Haſſes gegen die Holländer 
~ nicht verfehlt haben. Jetzt ging er jedoch faſt 
ſpurlos vorüber; es würde kaum mehr von dem Zuge 
die Rede gewesen sein, wenn das Volk selbſt nicht die 
Polizei herbeigerufen und nachgesandt hätte. Zwar er- 
griffen die Blousenmänne bei Annäherung] der Polizei- 
Agenten die Flucht, doch der Holländer auf dem Eſel 
wurde ergriffen, und es ergab sich, daß Menschen und 
Thier gemiethet und bezahlt worden waren, und zwar 
wie es in einem Wortſpiele hieß, von anſtändigen 
Leuten (par gens de bien), die einmal provisoriſche 
Regenten, Juſtiz-Miniſter und Ober-Tribunals-Prä- 
sidenten gewesen seien. Ein anderer mißglückter Ver- 
such, das Volk durch Erinnerungen an die Revolu- 
tion zu neuer Thatenluſt anzuregen, iſt die auf 
dem Jahrmarkte zur Schau geſtellte Figur des be- 
kannten Artilleriſten Tambe de bois (Holzbein), eines 
. Invaliden aus Lüttich, der sich hier während der vor- 
jährigen September-Tage auszeichnete, und der nun 
auch in seinem Abbilde dargeſtellt iſt, wie er sich mit 
den Holländern balgt, Kanonen abfeuert, die Sturm- 
locke läutet u. dgl. m., was zwar die liebe Jugend 
f: zu unterhalten ſcheint, von den Erwachsenen je- 
doch vornehmlich als ein Kinderspiel angesehen wird. 
Mehr fühlen sie ſich von einer neuen eben ausgehängten 
Karrikatur angezogen z sie ſtellt einen schwachen Mann 
dar, der sich auf zwei Damen, Gallia und Britannia, 
ſtützt, die ihm jedoch unter den Armen zu entſchlüp- 
fen scheinen. Darunter lieſt man: „Sur les deux" 
(Surlet II.) was zu manchen spaßhaften Bemerk- 
ungen über die traurigen Provisorien Anlaß gibt. 
~ Hr. Lefebvre hat, der Quotidienne zufolge, gesagt, 
das gegenwärtige franzöſiſche Miniſterium sei so ſchwach 
und nachgiebig, daß es sogar das von den Waffen 
der Legitimität eroberte Algier den Engländern zum 
Opfer bringen wolle. Er (Hr. L.) sei kürzlich in Paris 
gewesen, um sich für einen Freund die Stelle eines 
vom Brüſſeler Kabinet ernannten Belgiſchen Konsuls 
in Algier anerkennen zu laſſen; Graf Sebaſtiani habe 
es ihm jedoch mit der Bemerkung abgeschlagen, daß 
dieses ein Akt der Souverainetät über Algier sein 
würde, die der Miniſter-Rath entſchloſsen sei, niemals 
ausüben zu wollen. ~~ Das Miniſterium ſcheint ſich 
auch, aller Angriffe unserer Zeitungen ungeachtet, hal- 
ten zu wollen; nur Herr von Meulenaere, der ſich 
mit seinem Kollegen von Brouckere nicht vertragen 
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