Ordens ſtatt des hl. Ludwigs-Ordens (Gelächter) sehr
beſchäftigez die Herren hätten aber, wahrscheinlich die
Lächerlichkeit selbſt einſehend, einen andern Orden, den
„Emancipations- Orden" (am beſten paſſt wohl Re-
volutions - Orden") in Vorschlag gebracht, eingeführt,
und obgleich sehr viele Officiere und Nationalgardiſsten
das Kreuz sehr ungern angenommen hätten, 370 In-
dividuen damit dekorirt. Hierauf wäre am Abende
diesen neu Dekorirten eine Serenade gebracht worden,
die aber keineswegs harmoniſch geklungen hätte, weil
es eine Katzenmuſik von Kaſſerollen und Keſſeln ge-
weſen wäre. Laut lachten die Schatten, so daß man-
chen die lichthelen Thränen über die Wangen gelaufen
ſind, und in der That wurde wohl zu keiner Zeit die
Verdauung so gut befördert, als bei dieser Leftüre.
Hierauf diskutirte man über die Werthlosſigkeit der
Ordensvertheilungen in neuerer Zeit und daß es jedem,
sſelbſt dem geringſten Manne zuſtehen könne, Orden
zu kreiren und zu vertheilen u. s. w. Ich behalte
mir vor, Ihnen darüber ein Weites und Breites zu
berichten. Hierauf kam mit Eſtaffette der Straßburger
niederrheiniſche Kourier im Reiche der Todten an. Ein
Blick hinein reichte hin, zu bemerken, daß der alte
Vulkan ſchon wieder an einem Orte seine Feuerwogen
ausgeschleudert habe. Ich theile Ihnen die ganze
Nachricht wörtlich mit, leſen Sie selbſt. ;
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nen. Die Seidenarbeiter und andere, 40,000 Mann
ſtark, sind aufgestanden, und drohen in die Stadt ein-
zurücken, um sie zu plündern und in Brand zu ſtecken.
Linientruppen und Nationalgarden wollten ſich wider-
setzen, wurden aber zurückgetrieben, und bereits zählt
man beiderseits 40 bis 50 Todte und mehr als noch
einmal so viel Verwundete. Weiber und Kinder der
Arbeiter brechen in der Rotlkreuzvorſtadt das Pflaſter
auf, und werfen die Steine nach den Belagerern. Ein
Poſten Linientruppen wurde mit Stockſchlägen be-
zwungen. Gräuliche Auftritte haben Statt gehabt.
General und Präfekt, welche die Ordnung wieder her-
stellen wollten, wurden von den Arbeitern gefangen,
und sind noch jetzt in ihrer Gewalt, ohne daß man
ihnen zu Hilfe kon men kann, denn die Infurgenten
haben sich verbarrikadirt. Man fürchtet sehr, daß ſie
dieſe Nacht in die Rhone geworfen werden. Vorzüg-
lich auf den General iſt man erbittert, der versprochen
hatte, die Linientruppen würden nicht feuern. Deſſen-
ungeachtet hat eine Voltigeurkompagnie auf die Ouv-
riers geſchoſſen und 3 Mann getödtetz nun ſtieg die
Wuth auf's höchste. Der größte Theil der National-
garde der Rothkreuz-Vorſtadt, der aus Arbeitern be-
ſteht, hält zu den Inſurgenten. Schon den ganzen
Tag wird Lärm geſchlagen. Diese Nacht erwartet
man noch gräulichere Auftrittez und erhält nicht die
Besapung, die nur aus einem unvollſtändigen Regi-
ment und einer Dragonerſchwadron beſicht, Verſtärk:
ung, die aus Mason und Grenoble erwartet wird, so
iſt zu befürchten, daß die InsurgentenjMeiſter werden.“
Also wieder eine Revolution! Und Du liebes
deutsches Volk begehrſt immer noch französische Glück-
seligkeité Sei kein Aeffchen, verlange nicht mehr In-
ſtitutionen von diesen Ausländern, ehe du weißt, daß
sie selbſt wirklich glücklich sind, erringe und be-
wache selbſt deine Freiheit, deutsch e Freiheit, keine
Französisch ez; ſtemme dich gegen Willkühr von
Tyrannen oder Despoten, verabſcheue aber die Re-
volutionen, sie führen zu nichts Gutem und du haſt
andre Mittel in Händen. A has les Revolutions,
vivent les constitutiones des Allemans!
R u ß la u d..
Die St. Petersburger Zeitung ſagt: „Jede
Eroberung wäre für Rußland jetzt eine Laſt, und wenn
der Kaiser Alexander im Jahre 1815 ſich dazu ver:
ſtand, das Königreich Polen an Rußland zu knüpfen, so
that er ſolches nur um Polens selbſt willen, welches
auf keinen Fall ohne eine mächtige Stütze beſtehen
konnte. Die Chimäre, welche einige unreife Politiker
des Augenblicks ausgebrütet haben, Polen in seiner
alten Geſtalt wieder herzuſtellen, iſt ein leeres Hirn-
gespinnſt und beweiſt nur die Gedankenlosigkeit der
Volksſchreier. Ehemals war das Beſtehen des mäch-
tigen Polens für die Ruhe Europa’s unentbehrlich,
denn Polen war ein Schild unseres Welttheils gegen
den unbekannten Norden, gegen Tartaren, Türken
und die mögliche Invosion wilder Aſiatiſcher Hor-
den. Doch Polen gab freiwillig seine Beſtimmung
auf und ging derselben unwiederbringlich verluſtig,
ſobald es seine Staats-Inſtitutionen in Anarchie aus-
arten ließ. Auch jettt zollen die Ruſſen dem tapfern
Sinne ihrer Stamm-Verwandten, den Polen, de
ſchuldige Gerechtigkeit und bedauern nur ihre Hale.
ſtarrigkeit in der Vertheidigung einer unüberlegten
Sache. Mit Anerkennung der polnischen Tapferkeit
drängten die Ruſſen ſich eifrig zum Gefecht, denn
Ruhm gebührt nur dem, der muthige Feinde beſiegt.
Das Ende des Kampfes entschied der Wettſtreit des
Muthes und der Standhafktigkeit beider Theile."
Frankreich. -
Die „Gazette" machte heute auf den Umstand
aufmerksam, daß das Budget von 1832 wahrschein-
lich dies Jahr nicht mehr votirt werden könnez ob-
gleich die Kammern heit 6 Monaten versammelt seien,
v habe man ſich doch noch nicht mit den wahren
Interessen des Landes beſchäfligt.
~ Hr. von Chateaubriand hat, gleichsam als Vor- :
rede zur 11. oder 12. AusgaLe seiner letzten Bro-
ſchüre, ein Schriftchen betitelt: „an die Leser" hereuaen.
gegeben. Der Ertrag soll zur Deckung der über
bie ſerſchieveuen Jonrnale verhängtcn Geldſtrafen ver-
endet werden. : ? ;