Full text: Fuldaer politische Zeitung (1831)

  
und folglich Staatsdiener" *). Der Schluß will 
uns nicht einleuchten, wenn wir auch den Vordersatz 
zugeben wollten. Der Staat hat gut besolden, nach- 
dem er die aus Privatvermächtniſsen gebildeten Fonds 
an sich gezogen hat. Die ehemalige Universität von 
Mainz war bereits lange begründet, ehe der Kurfürſt 
Friedrich Karl Joseph ihren Fond mit dem mehr als 
8 Milionen betragenden Vermögen dreier aufgehobe- 
nen Klöſter bereicherte. Endlich spielt man auch gerne 
mit der Verrückung der engen Grenze des Begrisfes 
von Staatsdiener". Wir hörten nicht ohne Verwun; 
derung die Frage an öffentlichen Orten discutiren, 
ob die Diener der Kirche Staatsdiener seien, und be- 
merkten, daß vorzüglich proteſtantisſche Geiſtliche es 
zu sein für eine Ehre und einen Grund des Schutzes 
hielten. Wenn auch nach proteſtantischem Kirchenrecht, 
wie viele behaupten, der Landesfürſt Landesbischof iſt; 
ſo folgt daraus nicht eine so innige organiſche Durch- 
dringung des Staats und dieſer Kirche, daß dadurch 
die kirchliche Freiheit unter dem Arm der weltlichen 
Macht gebeugt sei, und der Diener der Kirche nach 
der Rangordnung der Vernunft nicht über und außer 
den Reihen der Staatsdiener ſtehe. Es iſt freilich 
ein Unglück, daß überall aus dem Gelde goldene Ket- 
ten geſchmiedet werdenz und darum hat der Abbé 
de la Mennais so unrecht nicht dem franz. Klerus 
ans Herz zu legen, für den Preis absoluter kirchlicher 
Freiheit, aller Besoldung von Seite des Staates zu 
entsagen, obschon dieser unermäßlichen Reichthum aus 
Kirchengütern verschlungen, aber auch bereits verzehrt 
hat. ~ Wir enden diese Betrachtung mit folgender 
Bemerkung. 
U9§. veologiſche Wiſſsenſchaft iſt eine kommen- 
ſurable Größe, sie umfaßt einen beſtimmten Raum; 
dieser iſt nicht wohl zu erweitern, sondern nur ein- 
wärts beſſer zu benutzen. Der Theologie frommen 
darum nicht, wie etwa der Philosophie, genialische 
Ausflüge zur Entdeckung bisher unbekannter Gefilde. 
Aber es frommt ihr, Lehrer zu haben, die durch den 
Wandel ihren Glauben an die vorgetragenen Lehren 
beurkunden, die diesen lebendigen Glauben durch die 
electriſche Kraft der Selbſtüberzeugung der Seele des 
Schülers mittheilen. So werden ihre Vorträge nicht 
*) Durch die Annahme, daß die Geiſtlichen Staatsdiener 
seien, will der Staat uicht nur die Geiſtlichen, son- 
dern auch ihre Funktionen von ſich abhängig machen. 
Es bleibt dann nur mehr ein kleiner Sprung und 
er macht die geiſtlichen Fnnktionen in der Weise von 
sich abhängig, daß er die Geiſtlichen bei Seite laſsend, 
diese Funktionen auch durch Weltliche besorgen läßt. 
Oder er dringt der Kirche Geiſtliche zu Amtsverrich- 
tnngen auf, welche die Kirche denselben nicht anver- 
trauen kann; oder auch er ſtütt Geiſtliche wider den 
Willen der Kirche in ihren Amtsfunktionen, so daß 
sie zum Trotz der kirchlichen Autorität und zum 
Nachtheile des kirchlichen Wesens eine widerrechtliche 
“.»olt guoupet. Keiue dieser Voraussetzungen ißt 
ue Beleg. ; 
  
wie die Töne einer Klapperſchelle verklingen, vielmehr 
im Geiſt des für Tugend und Wahrheit empfäng- 
lden, Schülers zum Samen reichlicher Früchte wer- 
  
(Eingeſendet.) Die Baumwollenzeug- und Bar- 
chent-Fabrik des Herrn Commerzrathes Schmitt zu 
Fulda, welche bereits seit längerer Zeit beſtehet, hat 
dermalen eine solche Ausdehnung gewonnen, daß darin 
eine sehr große Anzahl von Webern und andern Fab- 
rik- Arbeitern aus den Kreiſen Fulda, Hünfeld und 
Hersfeld, Arbeit und Unterhalt findet, neben diesen 
Fabrik-Arbeitern aber nach amtlichen Atteſten auch noch 
sn, Baumwollenspinner von demſelben beschäftigt 
werden. 
Die in der Fabrik verfertigten Waaren sind nach 
dem Urtheil unbefangener Sachkenner hinsichtlich des 
Stoffs, der Weberei, Färberei und Bereitung vor- 
U! uf? thus rer Nzösletigtit re 
kommenden Gattungen den Erſecetuien der Zeit 
und des Handels vollkommen entsprechend. Die Billig- 
keit der Preiſe und die Oualität der Waaren wird 
durch schnellen und bedeutenden Absatz im In- und 
Auslande, durch die Nachfrage nach denselben auf be- 
deutenden ausländiſchen Messen zur Genüge dargethan 
und es hat der verdienſtvolle Fabrik-Unternehmer hier- 
nach die gerechteſten Ansprüche auf die Anerkennung, 
welche von der Staats-Regierung bei mehreren Ge- 
legenheiten durch ehrende Auszeichnungen ausgespro- 
chen worden iſt. 
Kassel, am 4. November 1831. 
Der leitende Ausschuß des Kurfürſtlichen Handels- 
und Gewerbs-Vereins. 
Fulda. Meiſterlin. Schwedes. 
vdt. Espe. 
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L t L uh Uf rivuchtret ? Wahsliht uicht d& Staat 
wie sie es nennen, dieser abſtracte Begriff, der nach 
Außen wirkend, sich in dem Individuum eines Mi- 
niſters, Präfecten oder untergeordneten Dieners ver- 
körpert, welcher, nach den heutigen Staatsverfaſsun- 
n tte hd r h cl L Uke Yicteſca der 
Menschheit sind, besonders Rücksicht zu nehmen, son- 
dern vielmehr und mancherwärts um deſto hoher in 
der sogenannten öffentlichen Meinung steht, je feind- 
seliger er der Kirche entgegen wirkt, und je enger 
er ihre Feſſel anzieht. Die Befreiung von so schmäh- 
lichem Joche aber hat die Kirche nur von Dem zn 
erwarten, der ihr alleiu den Auftrag ertheilt hat, 
die Völker zu lehren, und diese Befreiung scheint 
nicht mehr ferne; die wunderbaren Ereigniſſe unsrer 
Tage verkünden ihr Nahen, und durch das verworrene 
Rufen der Völker nach Freiheit tönt laut und vernehm- 
lich die Stimme des Erretters: Reges intelligite et 
erudimini qui judicatis terram. - 
Red. C. F. Zi >. - Druck: G. Müller, Hofbuchdr. 
  
  
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