Full text: Fuldaer politische Zeitung (1831)

   
     
  
Gräfin Plater begleitet unn. 
Das belg. Mini ſt. Hört sie nicht, hohe Kon- 
ferenz-Miniſter, das Unglück hat sie ungerecht gemacht. 
Die Polen. Nein. Wir bestehen darauf. Wir 
wollen wissen, mit welchem Rechte man die Belgier 
frei giebt, während man uns nach Slbirien exilirt. 
Die Konferenz-Miniſter werden hier zornig und 
aufgebracht, geben einen Wink, und von Häſchern ge- 
fangen genommen, werden die armen Polen fortge- 
fuhrt. (Vorhang fällt.) 
Frankr eich. 
~ In Paris glaubt man ~ (so ſchreibt ein in 
Frankreichs Hauptſtadt sich aufhaltender Deutscher) ~ 
die Verfügung des deutschen Bundeêtages gegen den 
Mißbrauch der Preſſe habe große Aehnlichkeit mit der 
Thronrede Karls X gegen die Journal-Licenz, und 
da die Pariser sich einreden, alle Völker seien Fran- 
zosen, so sind ſie überzeugt, daß der Beschluß des 
Bundestages eben dieselben Folgen haben wird, als 
Karls X Thronrede und Censur-Ordonnanz. Dies 
erſte Urtheil braucht man gar nicht zu widerlegen, 
denn der Fehler des Syllogismus liegt am Tage. 
Aber zweitens reden sich die Pariser ein, der Zweck 
. des frankfurter Beſchluſſes sei der, daß die deuliſchen - 
Blätter in Zukunft verhindert werden, gegen den Fran- 
jzoſenhaß zu predigen, und man gehe darauf aus, 
nunmehr in den Regierungsblättern, denen Niemand 
widersprechen dürfe, die Juliusrevolution einstweilen 
. . mit der Feder anzugreifen, bis man von der. Feder- 
ſpie zur Spitze des Schwerdes seine Zuflucht zu 
nehmen hinlänglich gerüſtet ſei. Wie sonderbar man 
hier in Paris uber Deutſchland urtheilt, davon will 
ich Ihnen sogleich noch ein anderes Beiſpiel geben. 
Die Pariser glaubten nämlich auf den erſten Blick, 
als der frankfurter Beschluß im „Journal des Debats" 
ſtand, das ganze Stück sei von einem politiſchen Spe- 
culanten erfunden, jenen Beſchluß habe der Bundes- 
tag unmöglich verfaßt. Es fiel ihnen auf, daß der 
präſidirende Gesandte auch nicht den geringſten Wider- 
ſpruch fand, daß die Worte seines Antrages ohne alle 
Aenderung in den Beſchluß aufgenommen und ein- 
ſtimmig genehmigt worden seienz es fiel ihnen auf, 
daß im jetzigen Deutsſchlande ein einziger Staat solch 
eine Hegemonie ausübe, dergleichen die Geſchichte 
kaum ein Beiſpiel giebt; es fiel ihnen auf, daß die 
Gesandten anderer Fürſten, denen erſt unlängst die 
Deputirten mündlich, auch mitunter öffentlich ihre 
Wünſche für]Preßfreiheit zu erkennen gaben, daß die- 
ser Fürſten Stellvertreter auch nicht das geringſte Wort 
gegen den Antrag des Präsidiums vorbrachten. Da 
haben sie alſo ein ſchlagendes Beispiel von der Art, 
wie die Franzosen über Deutſchland urtheilen. Diese 
Leute ſcheinen gar nicht zu bedenken, daß seit jenen 
Versprechungen Polen fiel, daß also diejenigen Öber- 
häupter, welche in der That gern Preßfreiheit einfüh- 
  
  
     
hende Noten erhalten, während auf der anderen Seite 
Frankreich, mit seiner Juſte-Milieu-Politik daſteht, die 
bettelnde Hand nach Anerkennung feiner Quaſi-Legi- 
timität ausstreckend, und nach einer glorreichen Re- 
volution Europa anflehend, es aufzunehmen in den 
Schooß der heiligen Allianz! Alles dies bedenken jene 
Leute nichtz sie vergeſſen, daß man im Auslande 
Frankreich mit seinen jetzigen Machthabern verwechselt, 
und daß man sogar ein Recht hat, es zu thun, so 
lange die Franzosen das Unrecht der ausländische 
Ansicht nicht beweiſen. So lange Frankreich diese 
Politik befolgt, iſt es alſo mitschuldig an jenen Or- 
donnanzen in der Fremde, die es beklagt, die es für 
falſch, für erfunden hält; aber ſo viel iſt »ſicher, die 
jetzt noch befolgte Politiz iſt in Frankreich nicht von 
langer Dauerz in anderthalb Jahren iſt der Enthue. 
ſiasmus für das jetzt Beſtehende zur Gleichgültigkeit 
geworden, und von der Gleichgültigkeit zur Feind- 
ſchaft iſt nur ein Schritt. j ; 
Paris, 5. Dec. Eine heute um 3 Uhr ein- 
fetroſe?r e!eqrepiſhe Heprſbe rriagt rie aids 
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ren mögten, nicht allein durch das Präsidium, on. | | 
dern von noch mächtigerer Seite Anträge und dro- | 
  
  
  
Morgen unter dem Beifallruf der ganzen Bevölken. ' 
ung in Lyon eingezogen sind. Bei Abgang der Depeſche, 
begab sich der Prinz auf den Platz Bellecour, um die 
Truppen die Revue paſſiren zu laſsen. 
~ Der ,„Conſtitutionel“ widerruft die Nachricht vom 
Tode des Generals Drouot, fügt jedoch hinzu, es 
ſtehe zu befürchten, daß der General, der bereits des 
Hebrauchs eines Auges beraubt sei, gänzlich blind 
Man meldet aus Toulon, daß daselbſt unte. 
der arbeitenden Klaſſe große Gährung herrſche. Am 
4. soll den Hafenarbeitern von ihrem Taglohn, die 
vom Gesetz vorgeſchriebene Personal- und Mobiliar- 
ſteuer abgezogen werden. Bereits erklärten dieſe At- 
beiter laut und offen, daß ſie ſich einen solchen Ab- 
zug, welchen ihnen die vorige Regierung nie zuge- 
muthet habe, nicht gefallen laſſen würden. 
D eutsſchland. 
Die deutſche Tribüne erſcheint vom nâchſten Jahr 
an in Speyer. ; 
~ Die Städte Heilbronn und Kannſtadt 
sind zu Freihäfen erklärt. : 
* Frankfurt, 5. Dec. Im Königreiche Hanno- 
ver iſt gegen die Cholera ein Arzt mit ganz neuer, 
bisher nirgends noch verſuchte Heilmethode erſchienenz 
er heißt Polizei. Wer von dieſer Krankheit nur ſpricht, 
bekommt 2Lästündiger Arreſt. Der Arzt behauptet, 
wenn man das Uebel dem Patienten aus dem Kopfe 
brächte, bliebe es auch aus dem Magen. – Die Ham- 
burger ärgern ſich ganz entsetzlich, daß ſie in öffent- 
  
   
  
 
	        
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