Gräfin Plater begleitet unn.
Das belg. Mini ſt. Hört sie nicht, hohe Kon-
ferenz-Miniſter, das Unglück hat sie ungerecht gemacht.
Die Polen. Nein. Wir bestehen darauf. Wir
wollen wissen, mit welchem Rechte man die Belgier
frei giebt, während man uns nach Slbirien exilirt.
Die Konferenz-Miniſter werden hier zornig und
aufgebracht, geben einen Wink, und von Häſchern ge-
fangen genommen, werden die armen Polen fortge-
fuhrt. (Vorhang fällt.)
Frankr eich.
~ In Paris glaubt man ~ (so ſchreibt ein in
Frankreichs Hauptſtadt sich aufhaltender Deutscher) ~
die Verfügung des deutschen Bundeêtages gegen den
Mißbrauch der Preſſe habe große Aehnlichkeit mit der
Thronrede Karls X gegen die Journal-Licenz, und
da die Pariser sich einreden, alle Völker seien Fran-
zosen, so sind ſie überzeugt, daß der Beschluß des
Bundestages eben dieselben Folgen haben wird, als
Karls X Thronrede und Censur-Ordonnanz. Dies
erſte Urtheil braucht man gar nicht zu widerlegen,
denn der Fehler des Syllogismus liegt am Tage.
Aber zweitens reden sich die Pariser ein, der Zweck
. des frankfurter Beſchluſſes sei der, daß die deuliſchen -
Blätter in Zukunft verhindert werden, gegen den Fran-
jzoſenhaß zu predigen, und man gehe darauf aus,
nunmehr in den Regierungsblättern, denen Niemand
widersprechen dürfe, die Juliusrevolution einstweilen
. . mit der Feder anzugreifen, bis man von der. Feder-
ſpie zur Spitze des Schwerdes seine Zuflucht zu
nehmen hinlänglich gerüſtet ſei. Wie sonderbar man
hier in Paris uber Deutſchland urtheilt, davon will
ich Ihnen sogleich noch ein anderes Beiſpiel geben.
Die Pariser glaubten nämlich auf den erſten Blick,
als der frankfurter Beschluß im „Journal des Debats"
ſtand, das ganze Stück sei von einem politiſchen Spe-
culanten erfunden, jenen Beſchluß habe der Bundes-
tag unmöglich verfaßt. Es fiel ihnen auf, daß der
präſidirende Gesandte auch nicht den geringſten Wider-
ſpruch fand, daß die Worte seines Antrages ohne alle
Aenderung in den Beſchluß aufgenommen und ein-
ſtimmig genehmigt worden seienz es fiel ihnen auf,
daß im jetzigen Deutsſchlande ein einziger Staat solch
eine Hegemonie ausübe, dergleichen die Geſchichte
kaum ein Beiſpiel giebt; es fiel ihnen auf, daß die
Gesandten anderer Fürſten, denen erſt unlängst die
Deputirten mündlich, auch mitunter öffentlich ihre
Wünſche für]Preßfreiheit zu erkennen gaben, daß die-
ser Fürſten Stellvertreter auch nicht das geringſte Wort
gegen den Antrag des Präsidiums vorbrachten. Da
haben sie alſo ein ſchlagendes Beispiel von der Art,
wie die Franzosen über Deutſchland urtheilen. Diese
Leute ſcheinen gar nicht zu bedenken, daß seit jenen
Versprechungen Polen fiel, daß also diejenigen Öber-
häupter, welche in der That gern Preßfreiheit einfüh-
hende Noten erhalten, während auf der anderen Seite
Frankreich, mit seiner Juſte-Milieu-Politik daſteht, die
bettelnde Hand nach Anerkennung feiner Quaſi-Legi-
timität ausstreckend, und nach einer glorreichen Re-
volution Europa anflehend, es aufzunehmen in den
Schooß der heiligen Allianz! Alles dies bedenken jene
Leute nichtz sie vergeſſen, daß man im Auslande
Frankreich mit seinen jetzigen Machthabern verwechselt,
und daß man sogar ein Recht hat, es zu thun, so
lange die Franzosen das Unrecht der ausländische
Ansicht nicht beweiſen. So lange Frankreich diese
Politik befolgt, iſt es alſo mitschuldig an jenen Or-
donnanzen in der Fremde, die es beklagt, die es für
falſch, für erfunden hält; aber ſo viel iſt »ſicher, die
jetzt noch befolgte Politiz iſt in Frankreich nicht von
langer Dauerz in anderthalb Jahren iſt der Enthue.
ſiasmus für das jetzt Beſtehende zur Gleichgültigkeit
geworden, und von der Gleichgültigkeit zur Feind-
ſchaft iſt nur ein Schritt. j ;
Paris, 5. Dec. Eine heute um 3 Uhr ein-
fetroſe?r e!eqrepiſhe Heprſbe rriagt rie aids
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ren mögten, nicht allein durch das Präsidium, on. | |
dern von noch mächtigerer Seite Anträge und dro- |
Morgen unter dem Beifallruf der ganzen Bevölken. '
ung in Lyon eingezogen sind. Bei Abgang der Depeſche,
begab sich der Prinz auf den Platz Bellecour, um die
Truppen die Revue paſſiren zu laſsen.
~ Der ,„Conſtitutionel“ widerruft die Nachricht vom
Tode des Generals Drouot, fügt jedoch hinzu, es
ſtehe zu befürchten, daß der General, der bereits des
Hebrauchs eines Auges beraubt sei, gänzlich blind
Man meldet aus Toulon, daß daselbſt unte.
der arbeitenden Klaſſe große Gährung herrſche. Am
4. soll den Hafenarbeitern von ihrem Taglohn, die
vom Gesetz vorgeſchriebene Personal- und Mobiliar-
ſteuer abgezogen werden. Bereits erklärten dieſe At-
beiter laut und offen, daß ſie ſich einen solchen Ab-
zug, welchen ihnen die vorige Regierung nie zuge-
muthet habe, nicht gefallen laſſen würden.
D eutsſchland.
Die deutſche Tribüne erſcheint vom nâchſten Jahr
an in Speyer. ;
~ Die Städte Heilbronn und Kannſtadt
sind zu Freihäfen erklärt. :
* Frankfurt, 5. Dec. Im Königreiche Hanno-
ver iſt gegen die Cholera ein Arzt mit ganz neuer,
bisher nirgends noch verſuchte Heilmethode erſchienenz
er heißt Polizei. Wer von dieſer Krankheit nur ſpricht,
bekommt 2Lästündiger Arreſt. Der Arzt behauptet,
wenn man das Uebel dem Patienten aus dem Kopfe
brächte, bliebe es auch aus dem Magen. – Die Ham-
burger ärgern ſich ganz entsetzlich, daß ſie in öffent-