men, oder sich ſelbſten eines Mißbrauchs zeihen. Von
dieser Einen, deren Lehre imperfektibel iſt, konnte der
î Verfaſſer jener Aeußerungen nur sprechen. Und des-
halb ſchrieb er nicht unrichtig: Der Theologie from-
men darum nicht, wie etwa der Philosophie, geniali-
ſche Ausflüge zur Entdeckung bisher unbekannter Gefilde.
Das depositum fidei iſt ein Gegebenes, Ab-
gegrenztes, weder ein Papſt, noch ein Cardinal- Mi-
ut! noch irgend ein Anderer kann daran modeln,
etwas Wesentliches wegnehmen oder hinzufügen. Zwar
kann der Papſt auch in Glaubens-Punkten provisori-
sche Beſtimmungen erlaſſen; aber durchaus dürfen
sie nichts dem depositum Hidei Fremdes enthalten,
ihm widersprechen, vielmehr müſſen sie in demselben
begriffen sein, und erhalten dann erſt für immer bin-
dende Kraft, wenn die ganze Kirche in ihren Vor-
ſtehern, die von Gottes Gnaden Mitregenten des Pap-
ſtes sind, diese als in dem depositum enthalten an-
erkennt. Wo iſt alſo ein Gebot der Kirche, (ein sol-
ches muß ausdrücklich oder implicite in dem depositnm
liegen), welches eigentlich nur unter ihrer Firma be-
kräftigter Wunſch oder Wille eines Einzelnen, Pap-
tes u. s. w. gewesen?
Da dieſe Behauptung als Grund der erſtern
Behauptung: „auch die Kirche, nach Außen wirkend
verkörpere sich im Einzelnen, angegeben wird; fo fällt
mit der Unrichtigkeit des Grundes auch das Begrün-
dete zuſammen und bedecken in ihrem Schutte den
frommen Wunsch, der sich darauf ſtützen soll; die
» Frau Kirche möge dem Herrn Staat fromm und
\ bescheiden die Hand reichen. Dies wird die Kirche
. thun, nicht aber um des Grundes willen, den der
„ Einsender des Obigen angegeben, auch nicht in dem
von ihm angegebenen Verhältniſſe als Frau ihrem
Herrn dienen. L. J. G.
+*) Da der Verfasser jener Aeußerungen von außerordent-
L LN §. Rr ta r? ( lorl;
_ man rs eine Aeußerungen nur in der in dieser Er-
tziederung aufgefaßten und ausgesprochenen Rücksicht
Zur Zeitgeſchichte.
Welche große Freunde die Ruſſen, von jeher,
von conſtitutionellen Staaten sind, beweist ſchon ihr
Benehmen in 1791. Als nämlich der König von
Frankreich am 29. Sept. den deutschen Staaten die
am 20. deſſ. Monats verkündigte Conſtitution ratifi-
ciren ließ, ſuchten alle Höfe, auf eine oder die andere
Art, ihre Glückwünſche darzubringenz:. das Ruſſ. Ca-
binet allein gab auf die Mittheilung nicht nur keine
Antwort, sondern wieß die Misſſion überdieß noch auf
eine gar unhöfliche Art zurück und trat in Verbind-
ungen, welche offenbare Mißbiligung der vom Könige
beschworenen Grundsätze aussprachen. :
.. Uebberhaupt gleicht Rußland einem breita
dichtbelaubten Baume, untec deſſen Schatten der
me conſtitutioneller Freiheiten nie zum Gedeihen oder
Reife kommen wird.
Statt Papiergeld sollten manche Staaten die
ledernen Münzzeichen des alten Carthago's einführen;
da könnte man doch wenigstens, wenn sie aus dem
Cours kommen, die Schuhe damit flicken.
Holland und Belgien glichen schon längst einer
aus Convention oder mittelſt Zwangs geschloſsenen
Ehe; daher die gewaltſame Trennung. Und ~ wie
hier so auch dort miſchen sich Berufene und Unberufene
in den Streit, um beide entzweite Theile wieder aus:
zusöhnen, was aber, da die beleidigte Gemahlin ſich
nicht wieder unter die Zuchtruthe des ſtrengen Herrn
bücken will, noch einige Nothſchüſſe erfordern wird.
Je öfterer man die Pferde an einem Poſtwa-
gen wechselt, deſto raſcher kömmt der Reisende vor-
wärts. Haben sich wohl die Franzosen dieſe Maxime
angeeignet, da sie den Staatswagen ſo oft mit neuen
Miniſtern beſpannen? ~
Daß Kanonen und Bajonette wohl Mauern
und Menſchen, aber nicht Wahrheiten, Ueberzeugun-
gen und Volksbedürfnisse niederwerfen können, iſt eine
alte, aber zu oft unbeachtete Erfahrung.
Keine Nation liebt mehr Abwechslung als die
Französische. Kaum hat ein neues Theaterſtück kurore
gemacht, oder ein erſehnter Miniſter den Platz einge-
nommen, so pfeifft man jenes aus und wirft es in
die Rumpelkammer und geifert letztern so lange an, .
bis er wieder abtritt um einem andern Günſtling auf
etliche Wochen den Ehrenpoſten zu überlaſſen.
Freier Geiſt und Liebe im Herzen führen allein
zum Guten, sucht nur jenen im Fluge nicht zu hem-
men und letzterer Ergießungen nicht voreilg zu ver-
dammen, wenn sie eurer ſpannenlangen Einsicht nicht
sogleich klar werden.
Bang ſchaut auf dich der Erdenbal.
Und aller freien Männer Herzen schlagen,
Und alle guten, ſchönen Seelen klagen
Theilnehmend deines Ruhmes Fall!
So sang ein Schiller, ohne wohl zu ahnen,
daß diese seine Worte im Jahre 1831 die Grabſchrift
auf. Polens heldenmüthigen Freiheitskampf abgeben.
könnten. _
Ned. C. F. Zi >. ~ Dru; G. Müller, Hofbuchdr.
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