Full text: Fuldaer politische Zeitung (1831)

  
mationen, Verträgen und bei Huldigungen nicht bloß 
Bürgſchäften für alle legitimen Rechte, sondern sogar 
Freiheiten jeglicher Art vollauf zugesichert werden, 
und ſpäterhin zuweilen auch nicht die heiligſten der 
erſteren Schonung finden, so hat man wenigstens nicht 
Ursache, ſich zu wundern, daß Nationen den Revolu- 
tionen so zugänglich werden. Wenn in einem gan- 
zen Lande kein Stand ſich findet, deſſen Exiſtenz ge- 
ſchont oder nicht gefährdet wird, so muß man sich 
nicht wundern, auch keinen zu finden, der in den 
Tagen der Krisen und der Gefahr einzutreten sich ge- 
neigt zeigtz wenn man durch materielle Vor- 
theile sich mit allen sittlichen Intereſſen abfinden zu 
können vermeint, muß man sich auch nicht wundern, 
wenn die Nationen keine Sittlichkeit, keine Treue, 
. keinen Gehorsam, keine Aufopferung mehr ken- 
nen. Wenn man die Mittel und die Leute, de- 
ren die Regierung dort sich bediente, näher ins Auge 
faßt, so hat man Ursache zu zweifeln, daß sie auf die 
Religion und Sittlichkeit des Volkes vortheilhaft ein- 
wirken konnten. Wir haben ein theuer erkauftes Recht 
erworben, die, welche von Gottes Gnaden und im 
Namen Gottes regieren, an die Gebote Gottes zu er- 
innern und ihnen zu sagen, daß diejenigen verräther- 
iſche Aerzte und Charlatane sind, die versichern, die 
verhängnißvolle Seuche berühre solche am allerwenig- 
ſten, die durch Zerrüttung des Organismus in sich die 
Kraft aufgehoben und zerſtört haben, den feindli- 
< en Einflüssen zu begegnen. 
Werfen wir unsere Blicke auf Frankreich! fuh- 
ren die Schatten im Elyſium zu disputiren fort, iſt 
es nicht, als ob es dem ganzen übrigen Europa seine 
Gesetze vorſchreibe? Und doch iſt es ein von Par- 
teien im Innern geschwächter, halb aufgelöster Staat. 
Die Regierung, unfähig, irgend worin mit Energie 
aufzutreten, iſt in ein Meer von Inconsequenzen ge- 
ſtürzt. und die Presse die einzige Gewalt in Frank- 
reiche. Wenn man die Schuld seiner Schwäche nach 
Außen auf die Individualität seiner vielfach gewech- 
selten Miviſter wirft, so vergißt man dabei zu beden- 
ken, daß der verhaßteſte seiner Miniſter nach der Ju- 
/ liusrevolution der gepriesene Mann des Volks gewe- 
ſen. Er wird abtreten und Nachfolger seine Stelle 
einnehmen, welche eben so wenig im Stande ſind, 
das Staatsruder zu führen, als er und seine Vor- 
gänger. Napoleon und andere weise Männer haben 
erklärt, daß Frankreich nur mit strengem Scepter re- 
giert werden könne. Wenn die Baumeiſter der neuen 
Einrichtung den Hauptgrund übersehen haben, so war 
es ihre Schuld. Aber es dünkt uns Vermeſſenheit, 
wenn die Franzosen sich zu Herren der Welt aufwar- 
fen. Diese Stelle gebührte nur den zur Freiheit reifern 
und würdigern Deutschen, die es beklagen, durch die 
kirchlichen Zerwürfniſſe diesen Rang verloren zu ha- 
ben. Indessen iſt es nicht zu leugnen, daß durch ein 
kräftiges Syſtem wieder zusammenzuhalten, Frankreich 
eine Macht wiedererlangen könne, die einſt andern 
Staaten Schrecken einflößte, ~ bei dem gegenwärtigen 
Stande der Dinge nicht. ~ England anlangend, so 
erliegt dieses große Reich, vor Kurzem noch durch die 
Leitung eines durch einen Akt politiſcher Gerechtigkeit 
unſterblichen Mannes regiert, der Gewalt seiner Na- 
tionalſchuld und hat in den europäiſchen Angelegen- 
heiten eine Stimme verloren, mit welcher es den Aus- 
schlag zu geben gewohnt war. Während es“ im In- 
nern durch eine zeitgemäße Reform seine Angelegen- 
heiten regelt, iſt es außer Stande zu den auswärti- 
gen Angelegenheiten ein Wort mitzusprechen. In Hol- 
land und Belgien erblicken wir den politischen Zankapfel 
und vielleicht den Anlaß zu einem allgemeinen Kriege. 
Durch die Verträge von 1815 widernatürlich mit Hole 
land vereinigt, sehen wir Belgien wieder gewaltsam 
getrennt, und diese Trennung durch vielfache Mißgriffe. 
herbeigeführt. Wer will dem Könige Wilhelm ſein 
Recht absprechen, wer aber auch fragen, warum die 
Krankheit ein Recht habe, den Körper zu zerſtören? 
Die Angelegenheiten beider Lande ſind noch lange 
nicht zu einer genügenden Beruhigung geregelt. Gebe 
der Himmel, daß uuſsre Beſorgnisſſe nicht gegründet 
ſind! (Schluß folgt.) 
P ol em. 
~ Von der polniſchen Grenze, 18. Dec. Lie 
thauen iſt bei Weitem noch nicht ruhig. Der Geiſt 
der Baterlandsliebe, der zwar. unterdrückt, aber nicht 
ausgelöscht worden war, iſt wieder emporgelodert und 
zeigt sich in einzelnen, sich neu bildenden Inſurgen- 
tenhaufen, welche lieber im Kampfe gegen die Ueber- 
macht ihren Tod finden, als der eisernen Sclaverei 
ihren Nacken beugen wollen. ; 
, die Warſchauer Zeitung macht die Bemerkung, 
daß in Polen, Litthauen und Gallizien mehr Iſsraeli- 
ten, als Chriſten an der Cholera geſtorben seyen. 
~ Reisende berichten, daß die Stärke der jettim 
Königreiche Polen befindlichen ruſsſiſchen Armee,. wo- 
von ein großer Theil längs der preußischen Grenze 
kantonnirt, auf 150,000 Mann zu ſchätzen sei. In 
derselben herrſchte durchgehends der Glaube, daß sie 
zun nächſten Frühjahre nach Frankreich aufbrechen 
werden. ; 
Frankr eich. 
~ Paris, 22. Dec. Hr. Gasparin, Präfekt des. 
Zfetéttpsrtenents, iſt zum Rhon - Präfekten ernannt 
worten. . „Niederrheiniſche Kourrier" meldet die Ab- 
reiſe des Marſchall M ortier von Straßburg nach 
Paris. 
~ Einem Börsengerücht zufolge hätten NN 
ſchen und engliſchen Banquiers nur die Hälfte des nouen 
belgiſchen Anlehns erhalten, Belgien aber die andre 
Hälfte übernommen; das Geſchäft wurde, wie man 
versichert, zu 78 Fr. abgeschlossen. 
  
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