Full text: Fuldaer politische Zeitung (1831)

  
Mächte aber werden um so mehr geneigt seyn, die 
innere Selbſtſtändigkeit auch der konſtitutionellen Staa- 
ten des zweiten Ranges anzuerkennen, als ſie da- 
durch Europa eine beſtätigende Bürgschaft ihres Syſte- 
mes der Erhaltung geben, und der Beſsorgniß feier- 
lich widersprechen würden, als könnte eine, dem Zeit- 
geiſte und den allgemeinen Interessen widersprechende 
Dictatur in ihrer Absicht liegen. Kein Krieg, son- 
dern Schutz gegen Angriff, keine Zerſtörung, son- 
dern Erhaltung des Beſtehenden ~ dies wird die 
Seele des europäischen Syſtemes sein, wie solches 
von den Bedürfniſſen der Staaten gefordert wird. 
Fulda, 1. October. Am 22. Sept. nahmen 
die diesjährigen Prüfungen der Schüler des hiesigen 
Gymnaſiums und Lyceums ihren Anfang. Der Stu- 
dien-Commiſſarius Herr Domkapitular Pfaff hatte 
zu diesem öffentlichen Akte in einem in lateiniſcher 
Sprache abgefaßten Programme, enthaltend: Das 
Leben und Wirken des vaterländiſch berühmten Atha- 
nasius Kircher, feierlich eingeladen *). Dieselben 
gingen auf die gewöhnliche Weise vor sich. Am 380. 
September fand die öffentliche Preis-Vertheilung an 
die würdigen durch Fleiß und Tugend ausgezeichneten 
Schüler des Gymnasiums und Belobung der Schüler 
des Lyceums ſtatt. Hr. Domkapitular Pfaff ſchickte 
derselben eine gehaltvolle, für unsre Zeit vorzüglich zu 
beherzigende, Rede voraus, worin er auseinander ſetzte, 
wie ſehr nothwendig es sei, zur Erziehung künftiger, 
tüchtiger Staatsdiener, zur Aufrechthaltung und Be- 
wahrung der socialen Ordnung, welche in unsren Zeit- 
läufen faſt allwärts durch die Wirren der Revolution so 
sehr zerſtört und zerrüttet sei, daß bei der Erziehung 
der Jugend mehr auf die Ausbildung des Herzens 
und Gemüth es, als auf die der Grundlage der 
Religion ermangelnde Ausbildung des Verſtandes, 
wodurch die Jugend auf gefährliche Abwege geführt 
werde, Rücksicht genommen werden müſſe. ie re- 
ligióſe Richtung, welche man der Ingend gebe, sei 
die alleinige Stütze, welche dieselbe nicht allein zur 
Erreichung ihrer Beſtimmung hinführe, sondern sie 
auch vor den der socialen Ordnung so sehr gefährlichen 
philosophiſchen und revolutionären Prinzipien wahre 
u. s. w. 
f Fulda, d. 3. October. Die Hanauer Zeitung 
vom 2. Octbr. unterhält unter der Rubik: von der 
polnischen Grenze, ihre Leser mit folgenden, ihr 
durch Briefe aus. dem Krakaguiſchen zugegangenen Nach- 
richten. Bei Gelegenheit eines freundlichen Mahles, 
welches in Folge des Waffenſtillſtandes zwischen dem 
ruſſiſchen General Rüdiger und dem polniſchen An- 
führer Rozyzki in Ilza, auf dem halben Wege zwischen 
") Vir hehalten uus vor,. paſfelbe a18 zur raterléutiſche: 
der Ka alia vuſerm beſeru ipt ter mitzutheilen. 
edartton. 
Radom und Kunow, veranſtaltet worden, habe Erſterer 
mit liebenswürdiger Offenheit eingeſtanden, daß die 
Ruſſen bei dem Sturme auf Warſchau 23,000 Mann 
verloren haben, daß General Geismar todt sei und 
daß die Stärke der angreifenden Armee 90,000 Mann 
betragen habe. Ferner soll (nach obigen Briefen) 
Romarino wirklich nach Litthauen gegangen und die 
Armee bei Modlin durch 6000 Mann Nationalgarden, 
welche derselben aus Warſchau gefolgt seien, verſtärkt 
worden sein. Uebrigens sei (der bekanntlich aufge- 
hängte) Rybinski Generaliſſimus, und Niemojowsti, 
der bekannte, früher seiner Freimüthigkeit halber unter 
Konstantin bereits gefangen gehaltene Landbote von 
Kaliſch, ſtehe an der Spitze der polniſchen Regierung. 
N eue ſte Nachrichten. 
: Warſchau, 27. Sept. In verwichener Nacht 
iſt der Feldmarſchall Fürſt Paskewitſch - Warſchawski 
mit dem Hauptquartier von hier aufgebrochen, um 
den Reſt der Polniſchen Truppen zur Unterwerfung 
zu zwingen. 
~ Hier eingegangenen Nachrichten zufolge, iſt das 
Rozyzkische Corps in das Krakauiſche Gebiet gedrängt 
und dort entwaffnet worden. 
„Nachträglich eingegangene Nachrichten ſagen, 
daß jetzt, ungeachtet des Entgegenarbeitens von Sei- 
ten Lelewels, Oſtrowki’s, der Gebrüder Niemojowski 
und mehrer Geiſtlichen, die Truppen erklärt haben 
sollen, sich unter den obwaltenden Umſtänden nicht 
mehr ſchlagen zu wollen, und. es soll bereits.. eine 
Depatation nach Warschau mit der Erklärung abge- 
gangen sein, daß sich die Armee der Garde des Kai- 
E unterwerfe und um Vergessen des Geſchehenen 
itte." 
~~ Nach so eben per Eſtafette hier eingegangenen 
Nachrichten, iſt der Reſt der Polniſchen Armee am 
29. d. M. ins Preußiſche übergetreten und hat das 
Gewehr gestreckt; 4000 Mann ſind bei Schilno und 
10,000 Mann zwischen Gollub und Straßburg a. d. 
Drewenz angekommen und dort cernirt worden. 
~ In Berlin erkrankten bis zum 1. Octbr. an 
der Cholera 894, gen. 207, starben 579, Beſt. 108. 
In ihren Wohnungen wurden behandelt 65 Personen, 
in den Hospitälern 43. 
Red. C. F. 3 i >. ~ Druck v. C. Müller, Hofbuchdr. 
  
  
  
  
  
[7.] Auf mehrere Anmeldungen für die Schreib-Aus- 
hilfe bei der Renterei Großenlüder möge zur Antwort 
sein: daß nur diejenigen berückſichtiget werden können, 
welche vom Ansuchenden mit unverwerflichen Zeug- 
niſſe über die wiſſenſchaftliche Bildung und ſtets gute 
Aufführung, so wie mit einem gerichtlichen Vermögens- 
tze? Bürgſchafts - Dokumente von W0 fl. begleitet 
ein würde. 
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