Full text: Fuldaer politische Zeitung (1831)

theilungen, die ich Ihnen hier mache, gehören viel- 
leicht ebenfalls zu denjenigen, die unser Juſtiz - Mi- 
niſter, Herr Raikem, durch den Gesetz - Entwurf pro- 
ſcribiren will, den er vorgeſtern der Repräſentanten- 
Kammer vorgelegt hat. Diesem Geretz-Entwurfe zu- 
folge, wird unsere Polizei das Recht haben, Jeden, 
der nach dem Auslande Mittheilungen macht, die ihr 
nicht anstehen, vorzuladen, in Verhaft zu nehmen 
oder auch auf andere Weise zu beſtrafen. Die vie- 
len in Englischen, Deutschen und mitunter auch Fran- 
zöſiſchen Blättern enthaltenen Correspondenz - Artikel 
aus Brüſſel, in denen man sich unverholen über die 
traurigen Resultate der Belgischen Revolution aus- 
spricht, scheinen zur Entwerfung eines Gesetzes Anlaß 
gegeben zu haben, das in der That einem Lande, 
das sich frei nennt, wenig anstehen würde. Nur die 
verletzte Eitelkeit, nicht aber die Besorgniß, daß die 
Holländer durch ähnliche Mittheilungen von den mi- 
litairiſchen Anſtalten in Belgien unterrichtet werden, 
hat jenes Gesetz diktirt; denn diejenigen Neuigkeiten, 
die den auswärtigen Zeitungen durch Briefe mitge- 
theilt werden, kommen in der Regel, wenn auch manch- 
mal erſt den Tag darauf, nachdem der Correſpondent sie 
abgesandt, auch in die hieſigen Zeitungen, die, nament- 
lich wenn es Oppoſitions-Blätter ſind, durch keine 
Discretion gegen das Miniſterium bewogen werden, 
ihrem Publicum etwas zn verſchweigeu. So findet 
man auch über die neuen Vertheidigungs - Anstalten, 
die fur Antwerpen angeordnet worden, in den heu- 
tigen Zeitungen ausführliche Nachricht, und nur die 
Details, die ich oben mitgetheilt, dürften vielleicht 
erſt morgen in den Antwerpener Blättern zu lesen 
sein. ~ König Leopold iſt heute nach Dieſt abgereiſt, 
um das Lager in der dortigen Gegend, das 25,000 
Mann ſtark angegeben wird, zu inspiciren. In ſrei- 
nem Gefolge befinden sich gewöhnlich die drei Fran- 
zöſiſchen Generale und der Kriegs-Miniſter, der mit 
Stolz auf seine Schöpfung blickt; doch fängt es ihm 
nach gerade an, beschwerlich zu werden, daß zu den 
vielen Französischen Offizieren, die ihm darin behùülf- 
lich gewesen sind, immer noch neue Aſpiranten hinzu- 
kommen, um deren Unterbringung er um so mehr 
verlegen iſt, als mehrere Belgiſche Offiziere, die im 
erſten Augenblicke für untauglich gehalten wurden, sich 
doch nunmehr als brauchbar erwiesen haben. 
~ Der „Courrier",. holt heute alle erdenkliche 
Gründe herbei, um nachzuweisen, ein allgemeiner Krieg 
sei unvermeidlich. VW ; 
T Die Nachricht von der Verlängerung des Waf- 
fenſtillſtandes bis zum 25. hat hier einen günſtigen 
Eindruck gemacht und das Vertrauen auf eine fried- 
liche Löſung der Händel zwischen Holland und Bel- 
gien vermehrt. Man verspricht ſich zwar nicht, daß 
. bis zum 25. der König von Holland von seinen An- 
sprüchen Einiges nachgeben, oder von seinen Einwür- 
fen gegen Belgiens Ansprüche Etwas zurücknehmen 
werde; der bekannte Charakter des Prinzen erlaubt 
nicht, einer solcher Hoffnung Raum zu geben. Man 
glaubt - aber, daß die Konferenz, wenn sie alle Ein- 
und Ansprüche reiflich erwogen, endlich über die Grund- 
züge des Friedens einen entscheidenden Ausspruch thun, 
und dabei erklären wird, daß derjenige der beiden 
Theile, der sich zu diesen Grundzügen nicht verſtehen 
wolle, dadurch zu den großen Mächten selbſt in ein 
feindseliges Verhältniß treten werde.. Verfährt die 
Konferenz wirklich in diesem Sinne, so darf man 
von belgischer Seite bereitwillige Annahme der Lon- 
doner Vorschläge erwarten, und schwerlich würde auch 
Holland, durch Nichtannahme derselben, sich mit den 
Mächten entzweien, oder die Spannung in dem Zu- 
ſtande Europa's, die aus den hiesigen Verwickelungen 
hervorgeht, verlängern wollen. Beruhigend iſt auch, 
daß man zwiſchen den hiesigen französiſchen und eng- 
liſchen Bevollmächtigten immerfort das beſte Einver- 
ſtändnis obwalten sieht. (St. A. Z.) 
D eu t schland. 
Danzig, 29. Sept. Im Auslande hat man 
vielleicht nirgend mehr Gelegenheit, als hier die un- 
geheuern Summen zu berechnen, welche der polniſche 
Krieg Rußland gekoſtet hat. Wir, deren Handel nur 
durch Polen größtentheils aufrecht erhalten wird, haben 
zwar durch diesen Krieg und die in Folge deſſelben 
bei uns eingezogene Cholera sehr gelitten, doch gibt 
es bei uns viele Personen, welche daraus nicht unbe- 
deutende Vortheile gezogen haben. So z. B. ließen 
die Lohnſchiffer sich den Transport der Schiffslaſt, wel- 
cher sonſt von Danzig bis zur. polniſchen Gränze nur 
4 Rthlr. koſtet, mit 9 Rthlr. bezahlen, und da 16,000 
Schiffslaſten Proviant diesen Weg machten, kamen 
allein auf diese Weise 144,000 Rthlr. ruſſiſches Geld 
zu uns. Ausserdem sind aber auch in Oſt- und Weſte / 
preußen durch das jüdische Handelshaus Soermanns 
ſehr bedeutende Ankäufe von Proviant auf Rechnung 
der Russen gemacht worden. ~ Die Zahl der Schiffe, 
welche mit Verpflegungsgegenſständen beladen aus Ruß- 
land hier ankamen, beträgt 109. (Schw.M.) 
Frankfurt, 12. Oct. Se. Kön. Hoheit der 
Kurfürſt von Heſſen trafen heute, von Schloß Phi- 
lippsruhe kommend, hier ein, und setzten, nachdem die 
. Pferde gewechselt, Ihre Reise nach Baden- Baden 
fort, wo Alleryöchſt Sie einige Zeit zu verweilen ge- 
denken. (O.P.A.Z.) 
Hanau, 11. Oct. An den Hofrath und Pro- 
feſſor Welck er in Karlsruhe iſt in diesen Tagen fol- 
gende Adresse abgegangen: i 
Verehrteſter deutscher Mann! 
Der reine Eifer, mit welchem Sie, als Schrift- 
ſteller und Volksvertreter, das Recht des freien Wor- 
tes zurückgefordert haben, hat überall im deutschen 
 
	        
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