Full text: Fuldaer Zeitung (1832)

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î_ODonnerstag, den 
2. Februar. 1832. 
  
  
  
  
  
Reich der Todten. 
Elysium, den 1. Februar 1832. 
Eine Schneider-Zeitung. 
Gestern traten die Stände unsrer elyſäischen Ge- 
filde wicder einmal zuſammen, um das Wohl des 
Landes zu berathen. Ein höchſt wichtiger Gegenstand 
in Bezug auf das Wohl des Landmanns und Bür- 
gers, nämlich die Diskussion über die Kleider der 
Leute nahm meine Aufmerksamkeit dergeſtalt in An- 
ſchlag, daß ich nachſtehende philosophiſche Dissertation 
abzufassen beschloß. Höret mir zu, ihr Bewohner der 
ganzen Erde, von den blühenden Fluren Deutſchlands 
bis in die Sandſteppen Afrika’s, zu Land und zur : 
See, soweit die Schifffahrt ihre Flaggen sendet. Hört 
auf meine gewichtigen Worte, denn ſte werden euch 
beweisen, daß der Wortführer dieser wichtigen Ange- 
legenheit keineswegs die koſtbare Zeit mißbrauche, daß 
î er allerdings Wichtiges von Gleichgiltigem zu unter- 
. scheiden wisse, daß er, der weise Staatsmann, bei 
Allem, was im Staatsleben vorfalle, die eigenthüm- 
liche Beschaffenheit und Richtung des im Hintergrunde 
thätigen Prinzips), ) La W ~0 S e zu 
erforschen suche z er, der heldenmüthig erklärt, daß er 
fich durch nichts – am wenigsten durch das Geſchrei 
des kurzsichtigen hohen oder niedern Pöbels, 
der nur begreife, was er betaſten, fchmecken 
oder riechen könne, ~ abhalten laſſe, einem dro- 
henden Uebel bei Zeiten zu ſteuern. M –~ 
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._Hört mir jetzt Alle zu, ich beginne. Ein Schnei- 
der iſt en ~ Schneider, und der wichtigſte Mann 
in der menſchlichen Geſellſchaft. Wer giebt die Form 
des Unterſchiedes? –~ der Schneider 
eure Hüte ab, bückt euch, meine Damen fte. teret 
was iſt's? — Es iſt der Schneider: gehorsaniſter 
Diener; unterthänige Dienerin ~ es iſt der Schnei- 
der. Wer, o Menſch bedecket dich? wer neumodiſiret_ 
dich? wer kleidet dich vom Kopf bis auf. die Knie? 
. d beſinne dich + der Schneider. Der Perücken- 
macher ſtellt euch nur den Kopf zu recht, der Hut- 
macher bedeckt euch nur mit einem Seeweck, der 
Strumpfmacher bedeckt nur eure Waden, der Schuh- 
macher sperrt nur eure Füße ein, der Uhrmacher gibt 
euch nur eine Uhr, oder zum Ueberfluſſe zwei: aber 
der Schneider, der Schneider, der gibt euch Weſte, 
Hosen, Rock, Frack, Kapuzrock u. s. w. alſo die Haupt- 
bedeckung des Leibes ~ was für ein wichtiges Staats- 
glied iſt nicht der Schneider? Ihr Schlosser, ihr 
Schmiede, ihr Schreiner, ihr Maurer, ihr Friſeur, wie 
kitut qr eure Wichtigkeit mit jener des Schneiders 
vergleichen ? 
Der Schneider besitzt die Kunſt, alle Menſchen 
mit dem Unterſchiede des Standes zu bezeichnen. Er 
unterſcheidet Mann von Frau, Soldaten von Bürgern, 
Räthe von Lakaien, Damen von Stubenmädchen und 
— Huſaren von Dragonernz nur nicht Vornehme 
von Geringern, denn da iſt jettt der Luxus zu sehr 
eingeriſſen. Ergo iſt der Schneider der Hauptunter- 
ſcheider im Staate. . : 
Der Schneider muß die Zeichenkunſt verſtehen, 
um entweder einen Staatsmann, einen Landſtands- 
deputirten, oder einen Bürger, oder einen Soldaten, 
oder einen Bürgergardiſten, oder einen Prieſter, oder 
eine Hofdame, oder eine Zofe, oder einen Harlekin, 
jeden nach seinem Verdienſt äußerlich zuzuſchneiden. 
Dazu gehört Kenntniß der Stände, Wiſſenſchaft der 
Charaktere, gründliche Anlage zur Lavater-Phyſiogno- 
mik, und dies ſind keine geringen Kenntnisse. Ergo 
muß der Schneider mehr als ein Lavater sein, um 
sich in den Koſtümen nicht zu irren. Der Schneider 
muß sich gut auf die Anatomie verſtehen, um die 
Berge auf dem menſchlichen Körper eben und krumme 
Hüften grad zu machen. Dazu gehört mehr Spe- 
kulation, als alle Profeſſoren und Doctoren der Zer- 
gliederungskunſt zu wiſſen brauchen. Ergo iſt der 
Schneider mehr, als ein doctor auatomiae. – Der 
Schneider iſt auch mehr zu ſchätzen, als alle Köche, - 
Paſteten- und Zuckerbäcker, denn heut zu Tage ſieht 
man mehr auf den Kragen, als auf den Magen. 
Ergo hat der Schneider den Vorzug vor allen Freß-
	        
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