man wahrlich lachen über die Abgeschmacktheit seiner
Mährchen. Ganz Warschau, ganz Polen iſt Zeuge
von dem milden, gemäßigten Benehmen der Ruſſen.
Zweimal die Woche iſt jedem ohne Unterschied der
Zutritt zu dem Feldmarschall, Fürſten von Warschau,
erlaubt, und der Militär - Gouverneur, Graf Witt,
empfängt zu jeder Stunde des Tages, wer ihn nur
ſprechen will. Alle höhere ruſſiſchen Beamten wett-
eifern, die durch die Revolutionaire geschlagenen Wun-
den des Landes zu heilen. Milde, Mäßigung und
Gerechtigkeit leiten alle ihre Schritte. Sie fühlen eine
wahrhafte Theilnahme an dem Schicksal eines Volks,
das durch eine Anzahl Unbesonnener und Freoler an
den Rand des Abgrunds gebracht iſt, und suchen es
auf alle Weiſe zu erleichtern. Man braucht nur die
Namen dieser höheren Beamten zu nennen, um von
der Wahrheit deſſen, was wir sagen, überzeugt zu
ſein. Der Kaiser, in seiner Großmuth, wählte ab-
sichtlich solche Personen, deren persönlicher Charakter
ſchon als Bürgschaft ihres künftigen Benehmens die-
nen könnte. Was endlich die ruſſiſchen Truppen be-
trifft, ſo betragen sie sich so, daß man nicht eine Klage
über sie hört. Sie zeichnen sich gegenwärtig eben so
ſehr: durch ihre Mannszucht, wie ſchon früher durch
ihre Tapferkeit aus. Es iſt selbſt ein rührender An-
blick, wenn man sie mit den polniſchen Kriegern, mit
denen sie vor Kurzem noch den erbittertſten Kampf
beſtanden, freundlich und brüderlich umgehen sieht.
Mit Einem Wort, sie benehmen sich, wie sie sich 1818
und 1814 bei ihrem Einzug in Paris benahmenz und
die allgemeine Meinung läßt ihnen in dieser Hinsicht
Gerechtigkeit widerfahren. Nur einige Zeitungsſchrei-
ber, denen es freilich weniger um die Wahrheit als
um Erreichung ihrer faktiösen Absichten zu thun iſt,
ſtellen die Dinge in einem anderen Lichte dar, vm
junge unerfahrene Gemüther aufzuregen und für
ihre geheimen Zwecke zu gewinnen. –~ Mehrere
Blätter wiederholen die Mährchen von beſtändigen
Verhaftungen, Einkerkerungen, Hinrichtungen –~ wenn
nur ein Schatten von Wahrheit daran wäre, so müßte
man doch etwas davon in Warſchau erfahren ~ aber
hier weiß kein Menſch davon, und jene Einkerkerun-
gen, Hinrichtungen spucken nur in den Köpfen derer,
die sie gern in der Wirklichkeit ſähen, um neuen Stoff
zu Verleumdungen zu haben, und die, im Ermangel-
ungsfall, immer friſch weg ihre Einbildungen als Wahr-
heit ausgeben, eingedenk des Jeſuitiſchen Grundsatzes :
„Lüge nur dreiſt in die Welt, immer bleibt doch etwas
hängen." Der franzöſiſche Conſtitutionel geht selbſt
so weit, daß er behauptet, mehr als 30,000 Indivi-
_ duen wären ſchon nach Sibirien geschickt worden; un-
aufhörliche Folterungen und Executionen fänden Statt ;
ein Greis, Rotermund, sei an eine Kanone geschmie-
det und eine Gräfin Potozka auf öffentlicher Straße,
den Strick um den Hals, gepeitſcht worden." Wir
würden uns erniedrigen, wenn wir auch nur Ein Wort
zur Widerlegung ſolcher und ähnlicher Unwürdigkeiten |
verlieren wollten; doch können wir nicht umhin, zum
Schluß zu zeigen, zu welchen Widersprüchen der Ver:
leumdungs-Eifer diese Herren verführt. Da heißt es
in demselben Artikel des Conſtitutionels : ,Die Ruſſen
haben Zamosc dadurch genommen, daß ſie ungluc-
liche Bauern, die sie in der Umgegend zusammenge-
trieben hatten, vor sich hergehen ließen und ihre Ar-
tillerie-Stücke mit ihnen umgaben. Die Kapitulation
ward auf die ſchimpflichſte Art gebrochen. Die Ge-
nerale und Oberoffiziere werden nach Moskau gebcacht
um später nach Sibirien abgeführt zu werden (c'
Hier zeigte sich alsbald durch den innern Widerſpruch
der Angaben, aus welcher Quelle dieselben entſprun-
gen. Znerſt sagte das genannte Blatt: Die Russen
hätten Zamosc durch das Vorſichhertreiben der Bauern
genommen, alſo mit Gewalt; ~ und hernach, ſie
hätten die Capitulation gebrochenz alſo haben ſie es
durch Cap itulation genommen. Welches soll man
nun glauben? ~~ Es bedarf kaum noch der Bemerk-
ung, daß weder an dem einen noch dem anderen ein
wahres Wort iſt, weil Zamosc weder mit Gewalt
noch durch Capitulation genommen wurde, sondern ſich
freiwillig und unbedingt der Gnade seines Monarchen -
unterwarf; ~ daß folglich auch alle jene ſchönen Ge-
ſchichtchen mit ihren Ausstaffirungen von Gewaltthä-
tigkeiten, vorausgetriebenen Bauern, gebrochener Ca-
pitulation rc. durchaus von einem Ende bis zum an-
deren erdichtet ſind. (Pr.St.Ztg)
; Fr.ankr eich.
Paris, 29. Jan. Dom Pedro iſt am 25. mit
kiten Gefolge von 8 Personen durch Orleans ge-
ommen. :
~ Man ſpricht viel von der Bildung einer Spe-
cialiury für die Preßvergehenz es soll dieß ein Lieb-
lingsgedanke des Hrn. Perier seyn.
~ Heute Abend wird die erſte Nummer eines
neuen Blattes, der Conſtitutionel von 1830 betitelt,
deſſen Farbe, dem Vernehmen nach, miniſteriell seyn i
wird, erſcheinen.
Red. C. F. Zick. ~ Druck: C. Müller, Hofbuchdr.
Todesanzeige. z
Am 230. v. M. Abends 11 Uhr entſtieg der
Geiſt der morſchen Hülle des penſ. Amts-Wundarztes
Luckas in Hünfeld im 71. Lebensjahre. Raſtloſe
Thätigkeit krönte die Tage deſſelben, deren Früchte
noch allenthalben sichtbar ſind. – Ruhe und Friede
seiner Aſche von dem Throne des Allvergelters erbit-
tend, erfülle ich hiermit die traurige Pflicht, alen
Freunden und Verwandten den Todesfall bekannt u
machen. #
Fulda, den 1. Februar 1832.
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