Full text: Fuldaer Zeitung (1832)

  
man wahrlich lachen über die Abgeschmacktheit seiner 
Mährchen. Ganz Warschau, ganz Polen iſt Zeuge 
von dem milden, gemäßigten Benehmen der Ruſſen. 
Zweimal die Woche iſt jedem ohne Unterschied der 
Zutritt zu dem Feldmarschall, Fürſten von Warschau, 
erlaubt, und der Militär - Gouverneur, Graf Witt, 
empfängt zu jeder Stunde des Tages, wer ihn nur 
ſprechen will. Alle höhere ruſſiſchen Beamten wett- 
eifern, die durch die Revolutionaire geschlagenen Wun- 
den des Landes zu heilen. Milde, Mäßigung und 
Gerechtigkeit leiten alle ihre Schritte. Sie fühlen eine 
wahrhafte Theilnahme an dem Schicksal eines Volks, 
das durch eine Anzahl Unbesonnener und Freoler an 
den Rand des Abgrunds gebracht iſt, und suchen es 
auf alle Weiſe zu erleichtern. Man braucht nur die 
Namen dieser höheren Beamten zu nennen, um von 
der Wahrheit deſſen, was wir sagen, überzeugt zu 
ſein. Der Kaiser, in seiner Großmuth, wählte ab- 
sichtlich solche Personen, deren persönlicher Charakter 
ſchon als Bürgschaft ihres künftigen Benehmens die- 
nen könnte. Was endlich die ruſſiſchen Truppen be- 
trifft, ſo betragen sie sich so, daß man nicht eine Klage 
über sie hört. Sie zeichnen sich gegenwärtig eben so 
ſehr: durch ihre Mannszucht, wie ſchon früher durch 
ihre Tapferkeit aus. Es iſt selbſt ein rührender An- 
blick, wenn man sie mit den polniſchen Kriegern, mit 
denen sie vor Kurzem noch den erbittertſten Kampf 
beſtanden, freundlich und brüderlich umgehen sieht. 
Mit Einem Wort, sie benehmen sich, wie sie sich 1818 
und 1814 bei ihrem Einzug in Paris benahmenz und 
die allgemeine Meinung läßt ihnen in dieser Hinsicht 
Gerechtigkeit widerfahren. Nur einige Zeitungsſchrei- 
ber, denen es freilich weniger um die Wahrheit als 
um Erreichung ihrer faktiösen Absichten zu thun iſt, 
ſtellen die Dinge in einem anderen Lichte dar, vm 
junge unerfahrene Gemüther aufzuregen und für 
ihre geheimen Zwecke zu gewinnen. –~ Mehrere 
Blätter wiederholen die Mährchen von beſtändigen 
Verhaftungen, Einkerkerungen, Hinrichtungen –~ wenn 
nur ein Schatten von Wahrheit daran wäre, so müßte 
man doch etwas davon in Warſchau erfahren ~ aber 
hier weiß kein Menſch davon, und jene Einkerkerun- 
gen, Hinrichtungen spucken nur in den Köpfen derer, 
die sie gern in der Wirklichkeit ſähen, um neuen Stoff 
zu Verleumdungen zu haben, und die, im Ermangel- 
ungsfall, immer friſch weg ihre Einbildungen als Wahr- 
heit ausgeben, eingedenk des Jeſuitiſchen Grundsatzes : 
„Lüge nur dreiſt in die Welt, immer bleibt doch etwas 
hängen." Der franzöſiſche Conſtitutionel geht selbſt 
so weit, daß er behauptet, mehr als 30,000 Indivi- 
_ duen wären ſchon nach Sibirien geschickt worden; un- 
aufhörliche Folterungen und Executionen fänden Statt ; 
ein Greis, Rotermund, sei an eine Kanone geschmie- 
det und eine Gräfin Potozka auf öffentlicher Straße, 
den Strick um den Hals, gepeitſcht worden." Wir 
würden uns erniedrigen, wenn wir auch nur Ein Wort 
   
  
zur Widerlegung ſolcher und ähnlicher Unwürdigkeiten | 
verlieren wollten; doch können wir nicht umhin, zum 
Schluß zu zeigen, zu welchen Widersprüchen der Ver: 
leumdungs-Eifer diese Herren verführt. Da heißt es 
in demselben Artikel des Conſtitutionels : ,Die Ruſſen 
haben Zamosc dadurch genommen, daß ſie ungluc- 
liche Bauern, die sie in der Umgegend zusammenge- 
trieben hatten, vor sich hergehen ließen und ihre Ar- 
tillerie-Stücke mit ihnen umgaben. Die Kapitulation 
ward auf die ſchimpflichſte Art gebrochen. Die Ge- 
nerale und Oberoffiziere werden nach Moskau gebcacht 
um später nach Sibirien abgeführt zu werden (c' 
Hier zeigte sich alsbald durch den innern Widerſpruch 
der Angaben, aus welcher Quelle dieselben entſprun- 
gen. Znerſt sagte das genannte Blatt: Die Russen 
hätten Zamosc durch das Vorſichhertreiben der Bauern 
genommen, alſo mit Gewalt; ~ und hernach, ſie 
hätten die Capitulation gebrochenz alſo haben ſie es 
durch Cap itulation genommen. Welches soll man 
nun glauben? ~~ Es bedarf kaum noch der Bemerk- 
ung, daß weder an dem einen noch dem anderen ein 
wahres Wort iſt, weil Zamosc weder mit Gewalt 
noch durch Capitulation genommen wurde, sondern ſich 
freiwillig und unbedingt der Gnade seines Monarchen - 
unterwarf; ~ daß folglich auch alle jene ſchönen Ge- 
ſchichtchen mit ihren Ausstaffirungen von Gewaltthä- 
tigkeiten, vorausgetriebenen Bauern, gebrochener Ca- 
pitulation rc. durchaus von einem Ende bis zum an- 
deren erdichtet ſind. (Pr.St.Ztg) 
; Fr.ankr eich. 
Paris, 29. Jan. Dom Pedro iſt am 25. mit 
kiten Gefolge von 8 Personen durch Orleans ge- 
ommen. : 
~ Man ſpricht viel von der Bildung einer Spe- 
cialiury für die Preßvergehenz es soll dieß ein Lieb- 
lingsgedanke des Hrn. Perier seyn. 
~ Heute Abend wird die erſte Nummer eines 
neuen Blattes, der Conſtitutionel von 1830 betitelt, 
deſſen Farbe, dem Vernehmen nach, miniſteriell seyn i 
wird, erſcheinen. 
Red. C. F. Zick. ~ Druck: C. Müller, Hofbuchdr. 
  
  
  
Todesanzeige. z 
Am 230. v. M. Abends 11 Uhr entſtieg der 
Geiſt der morſchen Hülle des penſ. Amts-Wundarztes 
Luckas in Hünfeld im 71. Lebensjahre. Raſtloſe 
Thätigkeit krönte die Tage deſſelben, deren Früchte 
noch allenthalben sichtbar ſind. – Ruhe und Friede 
seiner Aſche von dem Throne des Allvergelters erbit- 
tend, erfülle ich hiermit die traurige Pflicht, alen 
Freunden und Verwandten den Todesfall bekannt u 
machen. # 
Fulda, den 1. Februar 1832. 
i 
Mi 
: 
  
| Golbah.. 
Ma 
eithilt ut 
wohuth ! 
hiten in 
nun üinl 
| Une, 
| wid.- 
M Wil 
in Et 
ral-Cah! 
bl ü 
pottugit| 
iler die. 
Vor | 
Ehanien 
Genaal:J 
net, wel 
\tudten 
vitn, d 
] ur E 
if n E 
gthaliug 
[MN 
cia, Uu 
Mui 
§ 
mie: 
Veiſuut 
lden 
uu her 
lin J 
buli 
tui 
wiſu | 
ung hu 
Ieénry 
iedaht 
tin Vj 
ine hot 
Uckle) 
i1 ditt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.