Full text: Fuldaer Zeitung (1832)

man will keine Kirche mehr, mit Religion hat der 
neuere Liberalismns nichts zu schaffen, die individuelle 
Vernunft iſt der Götze, dem man dient. Wo aber diese 
Prinzipien hinführen, beweis’t die Geschichte zur Gnüge. 
Wir wollen in religióſer Beziehung nichts weiter an- 
führen, unsre Geiftlichkeit wahret die Interessen der 
Kirchez aber es sei uns erlaubt, darauf aufmerksam 
u machen, daß es bei Allem einen Culminationspunkt 
gibt, auf welchem ſich das Volk nicht mehr mit Illu- 
ſionen täuschen läßt, wenn man ihm wobhlbegründete 
Rechte und Institutionen nimmt, und daß es wohl 
der größte der Mißgriffe iſt, Alles über einen Leiſt 
zu schlagen, Alles nach einer allgemeinen Idee einzu- 
richten, die man dem Volke bei hetrogenen Sitten 
und Gebräuchen wie ein Kleid anzieht, unbekümmert 
ob es paßt oder nicht. Man lasse Jedem seine Sit- 
ten, seine Gebräuche, und die hierauf gegründeten 
Einrichtungen, und dringe Niemanden vermeintliche 
Wohlthaten und Civilisation auf. Diese Methode be- 
folgt die öſtreichiſche und preußische Regierung und 
ihre Völker fühlen sich g icklich. Wo dieses nicht der 
Fall, da müssen zuletzt traurige Ereigniſſe (man 
erinnre sich an Belgien) stattfinden, denn dem Volke 
eine seiner ererbten, hergebrachten Inſtitutionen ent- 
reißen, heißt dem Körper ein Glied ausreißen. ~ Es 
bleibt uns nunmehr nichts übrig, als der Weisheit 
unsrer Staats - Regierung zu vertrauen. Möge die 
wahre Freih eit in ihr eine besſre Stütze finden, als 
ſie solche fand bei den berufenen Vertretern derselben. 
Red. C. F. 3 i >. + Druck: C. Müller, Hofbuchdr. 
  
  
  
Erwiederung 
auf die in d. Ztg. Nr. 37 enthaltenen Einsendung, 
die Varioloid-Krankheit betr. 
Vorbemerkter Aufsatz mag aus einer Ursache ent- 
ſtanden ~ oder auf eine Wirkung berechnet sein, wie 
er wolle; so werden die im Hintergrunde abgeſschosse- 
nen Pfeile von dem Schilde einer kenntnißreichen Be- 
urtheilung der Behörden, so wie der gesunden Ver- 
nunft des Publikums ab ~ und auf den oder die 
Urheber selbſt verwundend zurückprallen. 
Auch bei unserm Inſtitute sind die Zeiten vor- 
über, wo im Finstern schleichende und im Geheimen 
anreizende Menſchen nicht gehörig unterrichtete Be- 
hörden und Personen eine Zeit lang irre führen ~ 
und ihre eigenen Mißgriffe und Mißbräuche drittern 
Unschuldigen aufbürden konnten. – Es liegen Er- 
fahrungen und Thatsachen vor, wodurch das Wahre 
von dem Falschen, das Nützliche von dem Schädlichen 
unterſchieden werden kann. ê 
Ohne mich als Laie auf die angeblich große 
Gefahr der Ansteckung der Varioloiden ~ oder auf 
die Nothwendigkeit der Vollziehung der im Abſchn. I. 
der Verordnung vom 31. Dec. 1828 wider die Ver- 
     
breitung der Blatterseuche. gesetzlich beſtimmten Maß- 
regeln einzulaſſen, bemerke ich nur zur Beruhigun 
des Publicums, aber auch zur Beſchämung des Ein- 
senders, daß gegenwärtig 6 mit Varioloiden behaftete 
Civil -Personen im Landkrankenhause sich befinden,. 
welche in nieht weniger als drei gehörig abgeſchiede- 
nen und von den Sälen der übrigen Patienten ent- 
fernt liegenden Zimmern untergebracht sind; gewiß 
eine bei zunehmender Krankenzahl nicht lange fortzu- 
führende Sorgfalt! Es iſt daher eine offenbare und 
große Unwahrheit, daß von dem Rentmeiſter oder von 
irgend einer andern Seite Hinderniſſe in den Weg 
gelegt würden, „so, daß sachverſtändige und wohl- 
wollende Aerzte gegen eine Weiterverbreitung erwähn- 
ter Krankheit durchaus nichts zu thun vermögen." 
Es iſt aber leider der Wahrheit angemeſſen, daß 
das bedrängte Landkrankenhaus, dessen Suſtentations- 
Gelder aus der Staatskaſſe bei der Vertheilung des 
Fuldaer Landes von 10,011 fl. 45 kr. auf 4805 fl. 
37 kr. beschränkt worden sind, unmöglich die großar- 
tige Gestaltung eines reichen Julius - Hospitals zu 
Würzburg nachahmen kann. Ebenso iſt es der Klug- 
heit, als der Nothwendigkeit angemeſſen, daß, wie 
dieß ohnehin ſchon jeder besorgte und ordnungsliebende 
Hausvater thun wird, auch das Landkrankenhaus ſeine 
Ausgaben nach der Einnahme berechnen muß, somit 
] Plänen und Anträgen, welche mit dem finn. 
ziellen Zuſtande des Inſtituts nicht gleichen Schritt 
halten, nicht beigeſtmmt werden kann. ~ Es iſt fer- 
ner der Wahrheit angemessen, daß dergleichen, sogar 
noch mit Inconvenienzen und Inconsequenzen ver- 
. bundene, Projecte bei den höhern Behörden gehörig 
beleuchtet – und solchen mit den Kräften des In. 
ſtituts nicht vereinbarlichen Vorschlägen, so wie den 
ſtatthabenden Irregularitäten von mir pflichtmäßig ent- 
gegen gearbeitet ~ und deshalb zuletzt ein Bericht 
vom 2. l. M. mit 21 Beilagen an hohe Regieuaun. 
erſtattet worden iſt; welche Vorgänge auch die Un. 
sache enthalten mögen, warum in dem obigen Auf- 
satze dem, sich blos in seiner inſtructionsmäßigen Dienſt- 
Sphäre bewegenden, Rentmeiſter der übel angebrachte 
Seitenhieb von dem unkundigen odernicht gut denken- 
den Ungenannten versetzt werden willen. 
Hoffentlich wird diese noch zur Zeit schonende 
Erwiederung dem Urheber oder Verfaſſer der gedach- 
ten Einsendung b ei besonnener Üeberlegung 
genügen. Will derselbe sich hierdei noch nicht beruhi- 
gen, so trete er vor die Schranken der hohen Behör- 
den oder der ſchon beschrittenen Publizität, allein nicht 
unter dem Deckmantel der Anonymität, sondern, nach 
redlicher deutscher Männer Art, mit Benennung sei- 
nes Namens eben ſo furchtlos, als ich den meinigen 
hier unterzeichne. 
Fulda, ?. Febr. 1832. 
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Rentmeiſter u. Administrator des Landkrankenhauſes. ; : 
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