Full text: Fuldaer Zeitung (1832)

  
beſteht sein Miniſterium nur aus Männern von Ver- 
dienſt; daß der Prinz aber dabei nicht allein den Ari- 
ſtokratismus der Geburt im Auge hat, beweist der 
Umſtand, daß der Miniſterpräsident und der Vorstand 
des Miniſteriums des Innern Bürgerliche sind. Zu- 
gleich mochte auch die neue Regierung den feſten Ent- 
ſchluß gefaßt haben, dem oben geschilderten Zuſtande 
der Anarchie ein Ziel zu setzen. Dies aber war nicht 
ſo leicht. Die Aufregung läßt sich schneller hervor- 
rufen, als beruhigen. Die süße Zeit der Deputatio- 
nen war nicht so leicht zu verſchmerzen. Küfer, die 
die neuen Inſtitutionen gegründet zu haben sich ein- 
bildeten, konnten sich nicht so leicht wieder daran ge- 
wöhnen, Fäſſer zu beschlagen, Gaſtwirthe in Officiers- 
Uniform und mit kriegeriſchen Schnurbärten, vermoch- 
ten es nicht sobald über sich zu gewinnen, wieder 
Beafſteaks zu serviren. Die Krawallpartei wartete 
daher nur auf eine Veranlassung, ihre frühere Ge- 
walt aufs Neue an den Tag zu legen. Unglücklicher- 
weiſe boten die gespannten Verhältnisse, die zwischen 
Ihrer kön. Hoh. der Frau Kurfürſtinn und Sr. Hoh. 
dem Prinz-Regenten obwalten sollen, hierzu eine für 
die Krawallpartei erwünschte Gelegenheit dar. Der 
Prinz iſt nämlich, wie bekannt, mit der Gräfin Schaum- 
burg eine morganatiſche Ehe eingegangen. Das Volk 
versteht nicht recht, was das iſt, eine morganatiſche 
Ehe, und zieht in seiner Begriffsverwirrung dieses 
gesetzliche Verhältniß zu einem jungſt verſchwundenen 
. herab, das noch friſch in seiner Erinnerung lebt. Die 
 Krurfürſtinn will die Gräfinn Schaumburg, wie man 
sagt, zwar als solche, nicht aber, wie dieses ſchon der 
Begriff der morganatiſchen Ehe mit sich bringt, in 
dem Range einer fürſtlichen Schwiegertochter bei sich 
sehen. In ruhigen Zeiten würde das Volk sich zu 
bescheiden gewußt haben, daß solche Privatverhältnisse 
der Regentenfamilie auſſer dem Bereiche seiner Ur- 
theilskraft liegen. Jetzt aber war es den Lehrern der 
Krawallpartie leicht, diese Verhältniſſe zur großen Auf- 
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die große Loge des Theaters, die die Kurfürſtinn in 
der Regel beſucht, gewiß nur aus Mißverſtändniß, ver- 
ſchloſſen. Die Kurfürſtinn, deren edle Handlungs- 
weiſe ſtets die geborne Königstochter beurkundet, wird 
hier, und dies gewiß mit Recht, allgemein verehrt. 
Die Krawallpartei konnte daher leicht das Volk in 
jenem Zufalle eine absichtliche Kränkung der verehrten 
Landesmutter erblicken lassen. Urplöslich zündete dieser 
Funken. Man hörte sogleich von Gewaltmaaßregeln 
sprechen, die ergriffen werden sollten, um die Loge zu 
öffnen, wenn dieselbe an dem nächſten Abend, wo die 
Kurfürſtinn das Theater besuchen würde, wieder ge- 
ſchloſſen sein sollte. Unglücklicher Weise für die Ab- 
fichten der Krawallpartei war aber die Loge, als die 
Kurfürſtinn an dem nächſten Abend ins Theater fuhr, 
geöffnet. Nun brachte das Volk der verehrten Lan- 
desmutter ein herzliches Lebehoch. Hierbei hätte man 
es aber auch bewenden lassen müſſen, wenn es der 
Krawallpartei nur um eine der Kurfürſtinn darge- 
brachte Huldigung zu thun gewesen wäre. Doch diese 
Partei hatte ganz andre Absichten. Es versammelte 
ſich deshalb eine Maſsſe Volks, was freilich nachher 
nur Jungen gewesen sein sollten, wie denn überhaupt 
die Kaſſel’ſchen Jungen, so schlimm sie auch sein mö: 
gen, jetzt Manches unschuldig auf ihre Schultern neh- 
men müſſsen, unter dem Pallaſte des Prinzen-Regen- 
ten, deſſen Person auch nach konſstitutionelen Grund- 
ſätzen ſtets geheiligt sein muß, und stießen gegen ihn 
die heftigſten Schmähungen aus. Dies, und gewiß 
nicht, wie die Krawallpartei nachher hat wollen glau- 
ben machen, der depit des Prinzen über die seiner 
erlauchten Mutter dargebrachte Huldigung, mag das 
Einschreiten der bewaffneten Macht znnächst veranlaßt 
haben. . ÿ û . û . . Gewiß aber iſt es nur Chimäre 
exaltirter Köpfe, wenn man in öffentlichen Blättern 
von einer militärisch - ariſtokratiſchen Partei gesprochen 
hat, die den Abend des 7. Decembers habe benützen 
wollen, um die Konſtitution selbſt zu vernichten. Wer 
iſt denn diese sogenannte militäriſch-ariſtokratiſche Par- 
tei? Einige verdiente Officiere, Adjutanten des Prin- 
zen, zu denen er sich theils durch das Gefühl fürſt: 
licher Dankbarkeit, indem einige von ihnen um ſseinet- 
willen unter der vorhinnigen Regierung harte Unbil- 
den erduldeten, theils durch ihre militäriſchen Ver- 
dienſte hingezogen fühlt. Noch haben diese Männer 
durch ihre Handlungsweise nicht -inmal die Absicht 
beurkundet, auf die Regierung des Staates einzuwir- 
kenz wie viel weniger die neuen Inſtitutionen umzu- 
ſtürzen. Alles, was man hierüber gesagt hat, beruht 
nur auf ungegründeten Vermuthungen, sophiſtiſchen 
Deduktionen, denen es an den richtigen Voraussetzun- . 
gen mangelt. Nein, der Prinz und seine Regierung 
haben bisher nur durch Alles, was von ihrer Seite 
geschehen iſt, das feſte Beſtreben beurkundet, im Sinne 
der Konſtitution zu regieren, eben deßhalb aber auch 
Gesetzlichkeit und Ordnung mit Kraft zu handhaben. 
Möge der Hiwinel dies Beſtreden der Regierun 
ſegnen, möge Hessens Genius auch ferner über Für 
und Land wachen, möge der Geiſt des Kurfürſten 
Wilhelm des Erſten, des Standhaften, auf seinem er- 
Kut Enkel, dem Prinzen - Regenten auch ferner 
ruhen! ~ 
Berlin, 20. Februar. Der bisherige Chef der 
nunmehr aufgelösten königlichen Immediatkommisſion 
zur Abwehr der Cholera, Hr. General von Thile, 
iſt in Anerkennung seiner in diesem schwierigen Amte 
und Auftrage erworbenen ausgezeichneten Verdienſte 
zum Generallieutenant befördert worden. Der Herr 
Generallieutenant von Pfu el soll die Beſtimmung 
erhalten haben, als k. Gouverneur in Neufchatel fer- 
ner zu verbleiben. – Die Geſundheitsumſtände des 
Hrn. Generallieutenants von Witzleben, Generalad. 
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