Full text: Fuldaer Zeitung (1832)

  
; anziehende Seite. Voraus die ungeheure Ehre die 
Auszeichnung, und die glänzenden Ehrenzeichen, die 
mir schon in den wenigen Jahren meiner Regierung 
zu Theil geworden sind! Ich kann, so oft ich nur 
will, die ſchönſten und aufrichtigſten Lobreden auf 
meine Weisheit und meine glorreiche Regierung hal- 
tenz ich kann meine Nation als die aufgeklärteſte und 
liberalſte herausſtreichen, und allen andern Nationen, 
namentlich den Franzosen, als Muſter und kae simile 
vorbehalten! ich kann, wie Bonaparte, alle alten Or= 
den in meinem Lande um ſso leichter abschaffen, als 
gar keiner darin iſt, und einen neuen Hansmichel- 
Orden ſtiften, und mich als Großmeiſter decoriren! 
Ein schöner Anfang iſt bereits gemacht; hier ſteht der 
glänzende Ehrenbecher vor mir auf dem Schreibtiſche, 
den mir das dankbare Vaterland überreichte, und aus 
welchem ich mich wochentlich siebenmal selig trinke. 
Der Leser meint vielleicht, es sei nicht viel da- 
hinter, sintemal jeder Hasenfuß sich einen Becher kau- 
| fen könne? ~ Fehlgeſchoſſen! Ich hatte zwei wich- 
tige Gründe, das Ehrenzeichen mir nicht durch eige- 
nes, ſondern durch fremdes Geld beizuſchaffen, und 
zwar: 1) weil ein Becher, der nicht auf der Sechser- 
Collektur errungen wird, so wenig Ehre bringt, als 
ein gemeines Schnaps - Glas, und 2) weil ich durch- 
aus nicht bei Gelde war. Ich ernannte mich alſso 
. zum Pater Collektor, und trieb in Zeit von sechs 
Wochen die erforderlichen Sechſer ein. Neben mei- 
nen Regierungsgeſchäften versehe ich nämlich noch eine 
sogenannte Stuhlſchreiberei, das heißt: ich schreibe ge- 
gen geringes Honorar, Bettel- und Liebes-Briefez ich 
telle Taugenichtsſen und Tagdieben rührende Zeug- 
niſſe aus, daß sie sehr preßhaft seien, so eben aus 
dem Lazarethe kommen, durch Feuer oder Ueberſchwem- 
mung ein bedeutendes Vermögen verloren haben, und 
dergleichen, ich mache Bittschriften zur Almoſenkaſſe, 
zum Holzverein, zur mildthätigen Geſellschaft u. s. w.; 
ich nehme mich der bedrängten Jungfrauen an, die 
ſich bloß wegen Liebesdienſten hier aufhalten, und 
bringe ihre Wander- und Dienſtbüchlein in Ordnung. 
Kurz, ich ernähre mich auf die ehrlichſte Weise. Kam 
mun eine bedrängte Jungfrau, oder ein Landſtreicher 
um eine Schrift, so erhöhte ich die Deserviten um 
sechs Kreuzer, und wenn sie ſtutzten, fragte ich: „Haſt 
du nichts davon gehört, Schatz! daß das Bier ſeit 
unserm woblſeligen Landtage ganz enorm theuer ge- 
worden iſt? und meineſt du nicht, Kind! daß mit 
dem Biere auch die Tinte ſteigen müſſe? und dünken 
dir fechs Kreuzer zu viel für die entsetzlichen Lügen, 
die ich dir zu Liebe auf mein Gewiſſen lade?" 
Sie zahlten gerne! ; 
Der Becher iſt zwar nur von der Gürtlerarbeit, 
: inwendig vergoldet, und ich ließ die Worte da- 
rauf graviren: 
Michel ô das dankbare Vaterland! 
Abends in der Kneipe ziehe ich ihn aus der Taſche, 
„Dem freyſinnigen Hans- 
und laſſe die Hundtags-Helden hoch leben, und seit- 
dem, als ob der Becher ein Fliegen - Glas wäre 
fliegen mir die Kunden von allen Seiten zu. ! 
Noch mehr aber erfreut es mich in meiner R.. 
gierung, daß ich so ganz veritabel dem berühmten 
Kaiser Marcus Aelius Aurelius Antonius Verus gleich 
bin. Ich habe meine inwentigen und auswendigen 
Feinde so gut wie er, und wie er sich Parthicus 
benamſet, ſo kann ich mich heute oder morgen, Alle- 
manicus oder Kleinrinderfeldicus benanſen, maſſen 
ich mich mit verschiedenen Völkerschaften auf Schulen 
herumgeprügelt habe! Er mußte einmal, weil die 
Schatzkammer erschöpft war, sein koſtbares Geräthe 
verkaufen; ich mußte das Meinige, wie gesagt, aus 
ganz gleichem Grunde versetzen. Ein Philosoph bin 
ich, wie Er, dafür habe ich mein Lyceal- Zeugniß; 
und was ihm einmal paſſirte, als er mit seiner Iegio 
kulminatrix Dursſt litt, das pasſirte mir mehrmalen; 
ich litt Durſt, und fulminirte, und wurde durch nichts 
weiter, als durch einen ergiebigen Platzregen auf freyem 
Felde erfriſcht. Am genaueſten endlich treffen wir in 
unsern Betrachtungen, und Schriften zusammen, er 
meditirte und ſchrieb de se ipso! was ich hier ſchrieb 
hat doch wahrlich auch keinen andern Gegenſtand, und 
wenn ich, als mein eigener Johannes von Müller, 
meine Regentengeſchichte fortsetze, so wird ſie, dafür 
bürge ich, nur de me ipso handelen. 
Franckr e i ch. : 4.ZÂ 
Paris, 15. März. Oftmals hatten wir Gele- 
genheit zu berichten, wie laut sich die öffentliche Mein- 
ung in der Provinz und auch in der Hauptſtadt ge- 
gen das Perier’ſche Regierungsſyſtem ausſpricht. In 
den häuslichen Unterhaltungen aller Klaſſen der Ge- 
ſellſchaft, in den öffentlichen Reden und Klagen, in 
den Adreſſen an die Abgeordneten der Nation, in dem 
mißmuthigen Schweigen des Volkes an feſtlichen Ta 
gen, wo sonſt das Land mit Jubel erfüllt war, inn. 
Drangſsalen des Handels, in dem Stocken der Litera- 
tur und Kunſt, in Allem lag die Anſchuldigung gegen 
ein Miniſterium, das. sich als Retter von Frankreich 
angekündigt hatte, und der Nation, wenn ungerne, 
doch in der Wirklichkeit so viel Unheil brachte. In 
dem Spruche der pariſer Jury zu Gunſten des Na- 
tional liegt eine neue Anklage gegen das Miniſterium, 
auch diefe vielleicht bleibt noch fruchtlos, allen sie .; 
nähert doch dem Ziele, welches früh oder spät erreicht 
werden muß Die Preßfreiheit iſt jetzt in Frankreich 
eine vollkommene Wahrheit. Konnte es auch des 
Miniſterium wagen, die individuelle Freiheit anuteae 
ſten, ſo fand sie doch bei der Preſſe Beiſtand, muthg 
ausdauernden Beiſtandz wagte man es auch, die Rechte 
der Preſſe anzutaſten, so fand ſie doch durch die Juy 
denselben gewiſſenhaften Beiſtand, den die individuelle 
Freiheit bei der Preſſe fand. Und will ein Miniſte. 
rium es über ſich nehmen mit Hülfe einer Kkanmme. 
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